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Tiroler Volksbote
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Page 4 of 16
Date: 04.07.1917
Physical description: 16
Seite«. Nr. Fchnelluberlaufen', so lief auch Meister Knopf, Ms kleine Männlem, vor Zorn schnell über und rüttelte die Ohren der Lehrjungen in unbarm herzigster Weise, nicht gerührt von dem Wehge- Mrei, das die Opfer seines Grimms erschallen ließen. Wenn dann bisweilen Franziska, des Meisters dreizehnjähriges Tochterlein, dem es durch das Herz ging, wenn die armen Jungen so kläglich schrien, sürbittend zu sprechen wagte: »Vater, nicht gar so fest und nicht gar immer, der Bub' wird ganz verzagt

', dann fauchte der Meister wie ein Wildkatze: «Was? was? Du kämst auch noch daher, mich zu ärgern? Fliehe, du Geis, du schnappige, oder ich weiß nicht, was ich tue!' Die Franziska konnte auch wirklich nichts Besseres tun, als abziehen; denn wenn, wie ein ordinäres Wort lautet, „mit einem Narren kein Kind zu taufen ist', so war mit Meister Knopf, wenn ihm einmal das Hafelein überge laufen, auch einige Zeit lang kein vernünftig Wort mehr zn sprechen. Von dieser Beschaffen heit war das Männlein, in dessen Hände

der Toni nun kam. Als der Graf, dem das Herz, fast nicht minder bänglich klopfte als dem Toni, seinen Spruch vor gebracht: „Meister Knopf, da bring ich dir einen, den solltest halt in die Lehre nehmen; daheim will er nimmer recht gut tun', da wandte der Meister mit ungemein vornehm tuender, nach lässiger Langsamkeit den Kopf nach der Seite, blickte den Knaben überaus ernst und wichtig tuerisch an und sprach endlich in einem komischen Hochdeutsch, unter das er aber hin und wieder einen Brocken ordinärer

Sprachweise mengte, wie es ja solchen Leuten gerne passiert: ,.Hm, ha, also wieder ein Lnmpus, wieder ein Taugenichts!' And warum muß denn gerade ich alle diese Taugenichtse haben?' Der Graf, der wußte, daß der Meister nicht nur sehr grob, sondern auch sehr ehrgeizig war, packte ihn schlau am Ehrgeizzipfel und sagte: „Weil du die Taugenichtse alle wieder zurechtbringst.' Der Meister, den: diese Antwort wirklich schmeichelte, sprach: „Bis auf diejenigen, so Taugenichtse und Tunichtgute bleiben

. Hm. mm ja; wir wollen anmit einen Versuch machen, wir wollen sehen. Ich will den Luftikus einfüh ren in die Schneiderkunst. Mcr jedoch das sage ich dir —' hiebei schaute er den Toni air, als wollte er ihn mit seinen zwei grauen Augen an die Wand spießen — „parieren muß man auf das Wort und aufpassen, wie ein Haftelmacher; denn ich, der Meister Knopf, verstehe keinen G'svaß nicht. Stillesitzen, dreinstechen und das Maul hal ten, das sind bei mir die drei Elemente, ein vier tes gibt es nicht.' Nun unterhandelte

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Tiroler Volksbote
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Page 10 of 24
Date: 31.10.1913
Physical description: 24
SMeNr. A. zdr VollkSVoke.^ Festtag Ken SK DMber 1^13. fahren. Nach einer Weile schlugen sie mehrere Seiten des Notenheftes um und zeigten auf eine .rot angestrichene. Arie. .Es war Angelas Lieb- Zingsliü>: „M u t t e r, 0 vergiß m e i n n i ch t.' Ein kalter Schauder lief dem Meister über den Rücken, doch er bezwang sich und griff -mechanisch das Vorspiel zum Liebe auf der Orgel. Dann spielte er die ganze Arie durch, es wurde ihm heiß in der Brust und fein Spiel gewann zusehends an Kraft

und Ausdruck. Plötzlich setzte eine hohe, weiche Frauenstimme ein und sgug den Text: „Noch glüht deine Liebe tief im Herzen mir...' Mit einem jähen Ruck fuhr Meister Gebhard auf dem Orgelstuhl herum. Gatt u. allen Heiligen, das war Angelas Stimme und keine andere! An ter Tausenden hätte er sie erkannt; aber 'diese Stimme klang nicht mehr so frisch, heilig und engelshell wie ehedem,, sondern umflort, schwül .und wehmütig. Er starrte mit weit aufgerissenen Augen der Sängerin ins Antlitz; diese zog rasch

Zeit innehalten, ehe der zuckende Schmerz zur Ruhe kam. Dann begann sie wieder: „Kindheit, Jugend schwindet, alles flieht dahin. Nur fest, in Lieb gegründet,' steht in dir mein Mutter, 0 vergiß mein nicht, Sinn. - Ich vergess dich ewig nicht:' 5 Während sie sang, warf Meister Gebhard ver stohlene Blicke nach ihr; allein da sie beim Singen -sich von ihm abgekehrt hatte, vermochte er nur eine .schmale, seine Linie ihres Gesichtes zu erschauen. jDoch hätte er geschworen, daß es Angelas Züge iwaren

. — Jetzt hielt sie abermals inne und zit terte wie Espenlaub. Meister Gebhard konnte sich nicht mehr beherrschen, er rief leidenschaftlich: „Angela — Angela — meine ^ Sie schüt telte heftig den Kopf und winkte ihm mit beiden Minden ab. Plötzlich sank sie mit einem unter drückten Schrei auf den Betstuhl nieder, schlug beide Hände vors Gesicht und weinte krampfhaft. Mit Gewalt mußten die zwei Schwarzbärtigen den Meister an der Orgelbank festhalten, während sie der schluchzenden Frau drohende Worte

durch ihre Stimme, !daß dem Meister jeder Ton wie ein Messer ins 'Herz schnitt. Als sie geendigt hatte, streckte sie mit einer theatralischen Gebärde ihre Arme nach dem Muttergottesbild, drunten in der Kirche aus, als wollte sie dasselbe in glühender Sehnsucht um sangen. Dann wandte sie sich um und kehrte dem Meister Gebhard enthüllt ihr volles Gesicht zu. ... .Das war Angela., wirklich unö leibhaftig! Sie hatte noch die ganze Anmut -und den Liebreiz von früher, ihr Gesichtsschnitt war noch feiner und zarter

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Tiroler Volksbote
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Page 3 of 36
Date: 19.07.1912
Physical description: 36
XX. Jahrgang. „Tirol SrKotkSVote.^ Seite S. ° -Zn der Sommerschule. . Min Schwank.Von Reimmichl.) (Nachdruck verboten.) An die vierzig Jahre ist es her, seitdem Meister Pankraz droben in der Schule von Hinterbühel lehrte und wehrte. Er war ein alter Schulfuchs und niemand verstand es, so rasch 'und gründlich die Kinderköpfchen zu erleuchten, wie er. Auch Zucht und Ordnung wußte er zu halten und nirgends herrschte eine so mustergültige Ordnung wie in der Schule zu Hinter- bühel, ohne daß Herr

Pankraz etwa den „Spanischen' als Jahresregent eingesetzt hätte. Seine Erfolge wur den mehrmals durch ein glänzendes Lob von den Vor- gesetzten gewürdiget. Da geschah es an einem schwülen Juninachmittage — im selbigen Jahre war die Som merschule in Hinterbühel eingeführt worden —, daß. Meister Pankraz wiederum sein Jungvölklein drillte. Er hatte eine schöne Geschichte erzählt und nacherzäh len lassen, ein Lesestück war gründlich durchgenommen, mit Kopf und Griffel war gerechnet, auch die alten

Heldenlieder: „Einmal eins ist eins, einmal zwei sind zwei usw.' sowie: „Agram, Erlau, Essegg . . . Her mannstadt, Zara' waren im schmetternden Chor ge sungen worden. Nun kam als Schluß des Unterrichtes das Schönschreiben. Es wurde mäuschenstill in der Schule, die ganz Kleinen malten an ihren großen Buchstaben, wobei sie pflichtschuldigst ihr Zünglein herausschoben und im Takt mit der Feder hin und her bewegten, die Größeren gaben sich alle Mühe, eine Probeschrist anzufertigen, Meister Pankraz aber zog

sich auf das Pult zurück, um während dieser.stillen Zeit von seiner Arbeit ein bißchen auszuschnaufen. Dunstig und stickheiß war die Luft, die kleinen Füßchen scharr ten und die Federn kratzten so eintönig, eine Hummel läutete schläfrig zum Fenster herein, dem Meister Pankraz wurden die Augendeckel zu schwer. Einmal rutschte er mit dem linken Arm am Pultdeckel hinab, ein zweites Mal mit dem rechten, dann fiel fein Haupt auf die Schriftenmappe und er schlief so fest wie Adam im Paradiese. Die Büblein lachten

schlief so fest wie Kaiser Karl im Untersberg. Die Büblein lachten und die Mädchen kutterten leise, sonst blieb es mäuschenstill, nur daß jetzt das tiefe Schnarchen des Meisters Pankraz d°n dem noch tieferen des Herrn Inspektors begleitet war. . . v ! Mehr als eine halbe Stunde hatte das zweistim mige Schnarchkonzert gedauert, die Kinder waren der Aufgabe längst fertig und packten ihre Sieben sachen lautlos in die Taschen, da — fünf-Minuten vor °rei Uhr — wachte Meister Pankraz auf. Er rieb

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Tiroler Volksbote
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Page 4 of 16
Date: 17.08.1893
Physical description: 16
an einer Wand, die er seinem Nachbar, dem Bäcker Dolpert, einziehen sollte. Er verstand sein Handwerk tüchtig, hätte auch genug Arbeit für zwei gehabt, aber die Lebensmittel waren theuer im selbigen Jahre. Predenigg arbeitete unver drossen; Tag und Nacht war er thätig; aber er brachte es allein nicht fertig. Musste er Holz schneiden, so nahm er sich einen Taglöhner. Daß gieng nicht länger, da seine Mitbürger dem jungen, aber sehr verständigen und gleich braven Meister alle Tage mehr Vertraue» schenkten

und Arbeit gaben. — Das überlegte er sich eben so, als mit dem Handwerksgruß ein junger Mensch zu ihm trat und fragte: „Braucht Ihr Hilfe, Meister?' Meister Predeuigg wandte sich rasch um, dankte für den Gesellengruß und sah sich den Gesellen an. Es war ein Ungar mit einem zirkel runden Gesicht, der aber zerrissen aussah und dem Meister gar keine gute Meinung einflößte. „Du hast ja keine Kleider, wie es einem ordentlichen Gesellen ziemt; nicht einmal Schurz fell und Axt!' sagte der Meister

, dabei Hungerleiden nicht die beste Zu gabe ist. Gebt mir Arbeit und habt Vertrauen zu mir. Ihr sollt Euch an mir nicht täuschen!' Der Meister fragte: „Wie heißt du denn?' „Anton Vensky,' antwortete der Geselle. „Ich will es mal mit dir probieren,' sagte der Meister. Da nimm die Bundaxt und loche diesen Riegel ein!' Mit einem Satze war der Geselle über den Werksatz der Wand, hatte sein kleines Bündelchen neben sich niedergelegt und war schnell an der Arbeit. — Meister Predenigg blickte mehr

als einmal hinüber, ob schnell und gut bei dem Vensky einerlei sei. Und es war so. Der Meister dachte, den kannst du im Geschäft herrlich gebrauchen! Als die Meisterin ihrem Manne das Morgen brot auf den Zimmerplatz brachte, riss sie ihre Augen weit auf über den neuen Gesellen, für den sie kein Brot hatte. — „Marie,' sagte Predenigg freundlich, „nimm ein paar Groschen und hole uns vom Bäcker neben dem Thore ein Laiblein Brotes; die Suppe mag ich heute entbehren.' — Die Frau that also, und bald saßen Meister

und Geselle auf der Pette der Wand uud aßeu. „Ach,' sagte der Geselle, „guter Meister, erschreckt nicht, dass ich so erstaunlich esse. Seit zwei Tagen ist dies der erste Bissen, den ich ge nieße, und wahrlich, ich habe gemeint, das Herz hienge mir an einem Faden Spinngewebe, so elendiglich war mir's zumuthe. Gott sei Lob und Dank für die Kost! Nun soll aber auch die Arbeit von der Hand gehen!' Hierauf nahm er seine Kappe ab, betete still und gieng wieder zu seiner Bundaxt. Der Meister hatte seine Freude

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Page 10 of 40
Date: 17.10.1913
Physical description: 40
Gelte Nr. Lr.' »,Tkrvler Voltsöviie.' Freitag den 17. Oktober 131^. an das vielaefeierte Singmädchen großenteils verwischt. Nur in Meister Gebhards Seele lebte Angelas Bild noch Ebenso frisch und un verändert wie an dem Tage, da ihm die Braut entrissen wurde. Der erste, sinnlose, er drückende Schmerz hatte einer stillen, wehen Traurigkeit Platz gemacht, die immerfort im Herzen grub und seinen Zügen einen noch größeren Ernst verlieh, als sie ehedem schon hatten. Ans Heiraten dachte Meister Geb

wollte er das Licht verlöschen, da hörte er draußen auf der Straße einen Wagen rollen und gleich darauf wurde stark an sein Fenster geklopst. Er öffnete den Schieber, steckte den Kopf hinaus, doch ehe er eine Frage stellen konnte, rief draußen eine scharfe Stimme: - „Meister Gebhard, seid Jhr's?' ' „Ja, der bin ich,' erwiderte der Gefragte, „was steht zu Diensten?' „Lieber Meister, nehmt Euren Orgel- schlüsseZ und geht mit uns zur Kirche. Ihr könnt einem unglücklichen Menschen eine große Wohltat erweisen

.' Mit diesen Worten reichte der Fremde ein Päckchen durch das Fenster. Als Meister Gebhaid dasselbe musterte, waren es fünf Hunderter-Banknoten. Entsetzt stellte er das Geld zurück, indem er sagte. „Ums Himmelswillen eine solche Sum me!— Ich begreif'Euch nicht.' „Ihr könnt den Lohn auch später nehmen, wenn Ihr Euren Dienst getan habt,' äußerte der Fremde. „Nein, nein, ich mag von diesem Dienst nichts wissen!' „Wenn Jhr's nicht tut, steht Euch ein gro ßes Unglück bevor,' ließ sich jetzt dumpf drohend die Stimme

des zweiten Fremden vernehmen. Meister Gebhard erschauertes Nach kurzem Schweigen bemerkte er: „Allein kann ich nicht Hehen. Wenn Ihr einige Männer aus der Nachbarschaft holt, steh'ich zu Diensten.' „Wir brauchen keine müßigen Gaffer,' rollte abermals die Stimme des Zweiten; „Ihr seid allein ebenso sicher, wie in Begleitung.' „Aber die Kirche ist versperrt und die Schlüssel liegen beim Mesner; auch darf ich ohne Zustimmung des Pfarrers ...' „Der Pfarrer weiß von allem und die Kirche steht offen,' fiel

ihm der andere ins Wort, „es ist alles vorgesorgt.' > . „Ich kenn' Euch nicht und in mitternäch tiger Zeit. . ' „Um Gotteswillen, Meister, zögert nicht so- bat der erste; „die Minuten sind Kost bar. Wir zahlen Euch sechshundert Gulden,? siebenhundert, tausend, wenn Ihr wollt.' „Für Geld tu ich's überhaupt nicht.' „So tut's aus Barmherzigkeit. Das Glück eines Menschen, die Ruhe einer Seele steht auf dem Spiel.' Meister Gebhard traute immer noch nicht. Da kam der Wagen, der früher durchgefahren war, zurück und hielt

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Tiroler Volksbote
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Page 6 of 22
Date: 06.06.1909
Physical description: 22
Seile 6. „Ciroler Volksboie.' Jahrg. XVII. der Meister ist auch nicht gar so einer! Der getraut sich nicht eimnal, mit allen Registern zu spielen ... Man sollt' nieinen, er könne mehr — der Patzer!' — Am Ende meines zweiten Lehrjahres tränte mir Herr Kiesel schon sehr viel zu; eines schönen Tages sollte ich ihm in aller Form aushelfen, das heißt ihm in seiner Abwesenheit vertreten und dies noch dazu bei einer höchst feierlichen Gelegenheit. Ein Patenkind des Meister Kiesel, die „Stern'-Marie

, hatte nämlich Hochzeit und der Herr Pate mußte dabei natürlich in Frack nnd Zylinder als Trauzeuge fungieren. Organist und Trauzeuge zugleich konnte er nicht machen und so wurde ich beauftragt, an seiner Stelle das feier liche Hochzeitsamt zu spielen; jedoch vorher mußte ich das ganze Amt wohl ein Halbdutzendmal mit ihm durchprobieren. Mit einer gewissen Zufriedenheit äußerte der Meister: „Es geht prächtig!' Mir stieg der Dunst in den Kopf und am selbigen Abend spazierte ich so hochnäsig durch die Gassen

von Krondorf, als ob ich einen Fixstern anbohren wollte.... Am nächsten Tag war ich schon zeitig auf dem Chor und mit einer Amtswürde wie ein alter General traf ich meine Vorbereitungen. Die Sänger und Sängerinnen schauten mich groß an, ich hielt ihre fragenden Blicke für nichts anders als ehrfürchtiges Staunen und purlautern Respekt vor meiner großmächtigen Person. Und sie sollten noch mehr staunen! Heute wollte ich mein Licht ein mal gründlich leuchten lassen, heute sollte mein Meister erfahren

. Da plötzlich wurde es dunkel an meiner Seite. Ich schaute empor und sah zu meinem Entsttzen den Meister Kiesel mit zornglühenden Augen neben mir stehen. Er war soeben im Eil marsch von der Kirche heraufgestürmt, um der Ketzerei und dem Heidenrummel auf seinem Chor ein Ende zu machen. Das erste, was er tat, war — er zog zwei ganz neue Register, aber nicht an der Orgel, sondem links und rechts an meinem Kopf. Ich gab auch wie jedes ordentliche Register sofort pflichtschuldigst Laut aus und ließ ein schrilles

: „Au weh — weeh !' erklingen, worauf der Meister ganz erschrocken meine Ohrwascheln wieder frei .gab. Nun brach aber, im Sängerkreise von neuem die Heiterkeit aus. Was willst sagen? Der Lachteufel ist, wie jeder aus Erfahrung weiß, an den heiligsten Orten und bei den ernstesten Anlässen gerade am allerschlimmsten. Je mehr du ihn abwehren und zurückdrängen willst, desto ärger schüttelt er dich an allen Gliedern. Du kannst rein nicht helfen. So wurde auch hier die Fasnacht immer toller. Wenn der Baß

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Page 9 of 24
Date: 31.10.1913
Physical description: 24
. Zu gleicher Zeit wurde J a'k ob Gschirr, der wegen seiner Dienst leistungen beim Militär ein kaiserliches Verdienst- kreuz erhalten hat, vom Vorsteher mit demselben deko riert. ' - „Gas Mädchen ist nicht tot, sondern es schläft.' ' M i n e Geschichte von Reimmichl. - - ' (Fortsetzung statt Schluß.) Jetzt machte die Frauengestalt eine Bewe gung mit'üer Hand, als ob sie den Chorregent mit fortziehen wolle, dann bestieg sie schnell den Wagen und fuhr davon. . „Seid Ihr wirklich so grausam, Meister,' fragte

nun abermals der erstere von den nächt lichen Besuchern,. „daß Ihr dem unglücklichen Holden Geschöpf die Bitte abschlagen könnt?' , „Nein, ich komme; wartet einen Augenblick,' sagte Meister Gebhard innen. Er warf sich dann, so schnell eA gehen konnte, in s>em Festtagskleid, verlöschte das Licht und trat'heraus zu den.Fremden, nachdem er vorher die 'Türe sorgfältig abgeschlossen hatte. Seltsam wonnig und doch ein bißchen unheimlich war ihm zu Mute. Die zwei schwarzen Gestalten nahmen ihn in ihre Mitte

,'rasch , ging es die Dorfstraße hinunter und der^Pfarrwiese entlang hinüber zur Kirche, die etwas' abseits von den Häusern stand.-Alles lag- in tiefer Finsternis, auch im Widüm und Mesnerhause brannte kein Licht, nirgends war ein Mensch zu erblicken. Als sie durch, den Friedhof schritten, schlug die Turmuhr in dumpfenKlängen die zwölfte Stunde. Nun gru selte den Meister wirklich, aber es gab kein Zu rück mehr, die geheimnisvollen Männer dräng ten? ihn vorwärts. An der Kirchtür hielten

sie einen AugeMick, dann stießen sie gegen dieselbe. Beim ersten Druck ging die Tür auf, ein merk würdiges Zwielicht flackerte in den dunklen Hal len. Erst nachdem er genauer zumh, bemerkte Meister Gebhard/daß in der Seitenkapelle um das-Bild der „Unbefleckten' ein Dutzend hoher Kerzen brannten. Doch er konnte nicht lange schauen, die Männer zogen ihn über die ächzende Treppe auf den Chor. Droben an der Orgel wa ren vier Lichter angezündet und ein aufgeschlage nes Musikheft lag auf dem Notenhalter. Die zwei

Geheimnisvollen blickten suchend herum/ da trat aus einem Winkel ein dritter Mann, welcher die beiden anderen lächelnd begrüßte. Sie flüsterten etwas in einer fremden Sprach, unterdessen hatte Meister Gebhard Gelegenheit, ihr Aeußeres im Lichtschein.näher zu betrachten. Es waren drei kräftige Männer in modischer Stadtkleidung, mit langen?, schwarzen Mänteln, deren Kragen hoch emporstanden. Alle drei trugen dichte, schwarze Vollbärte, die ihren scharfen Gesichtszügen etwas Finsteres, Unheimliches - verliehen

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Tiroler Volksbote
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Page 4 of 40
Date: 14.11.1913
Physical description: 40
ich als Novizin bei den Ursulinen in Hellbruck em. Nur eine Bedingung habe ich noch zu erfüllen, das letzte Band, das mich an die Welt knüpft, ist noch zu lösen. - - . Hochverehrter Meister Gebhard, teurer Freund! Wir sind durch ein heiliges Versprechen aneinander gebunden, ich darf die Fessel nicht sprengen, ohne mit Euch übereingekommen zu sein. Grollet mir nicht, wenn ich aus ganzem Herzen bitte,, daß Ihr mich freigebt und meinem Glück, zu dem mich ein Höherer ruft, kein Hindernis leget

, daß Ihr mein Wort als aufgehoben betrachtet. — Verzeiht mir, verzeiht mir, verzeiht mir — und denkt manchmal an das Mädchen, das ge storben war und vom Herrn wieder zum Leben er weckt wurde. O wie gern möchte ich Eure Liebe, Euer Treusein mit etwas recht Schönem vergelten. Nehmt den Willen sür die Tat. Lebet Wohl. Mit tausend Grüßen, vielleicht, den letzten in dieser Welt, verbleibe ich . , Eure dankschuldige Angela.* Tieserschütert hatte Meister Gebhard den Brief zu Ende gelesen. Nun schlug er die Hände vor's

kann ich Dich niemals und mein tägliches Gebet wird sein, daß Du zum vollen Glück gelangst. Lebe wohl und sei tausendmal gegrüßt von - Deinem treuen Gebhard.* > Als Angela nach drei Tagen diese Zeilen zu Ge. ficht bekam, rannen ihr die hellen Zähren über die Anderthalb Jahre vergingen. Da reiste Meister Gebhard eines Tages im Monat Mai nach Hellbruck, suchte dort das Ursulinenkloster auf und fragte an der Pforte nach der Angela Hiller. „Sie meinen wohl die Schwester Agatha,' be-' merkte die Pförtnerin

, welche geöffnet hatte. „Nein — ja, sie wird schon so heißen,' erwiderte der Meister. . „Aber es ist den Schwestern nicht erlaubt, mit Fremden zu sprechen.' „Ich bin kein Fremder, sondern stehe der An gela am nächsten aus der Welt; auch wollte ich sie nicht sprechen, sondern bloß fragen, ob sie glücklich ist.' „O, gewiß, daran ist kein Zweifel, es fehlt ihr gar nichts, ganz glücklich ist sie,' sagte lächelnd die Schwester, dann schloß sie kopfschüttelnd wieder die Pforte. > , Meister Gebhard schritt versonnen

durch die Stadt, die Antwort der Pförtnerin hatte ihn nicht ganz befriedigt. Am Abend ging er nochmals zum Kloster. Da lockte ihn Heller Orgelton in die Kirche, welche mit dem Schwesternhaus in Verbindung stand. Soeben war die Maiandacht zu Ende und der Frauen chor sang ein Marienlied. Dieses Lied und besonders der Klang einer Stimme durchzuckte den Meister wie ein Blitzschlag. Fast hätte er laut ausgerufen: „An- gela! — Angela!'. Da setzte die dritte Strophe ein: „Nur dir ganz allöine sei mein Herz geweiht

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Tiroler Volksbote
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Page 5 of 20
Date: 16.02.1912
Physical description: 20
, daß der ganzen Ofen erzitterte. Der Guß schien zeitig. Noch einmal rannte der Meister mit sorgenvoller Stirne an den Gräben auf und nieder, um alle Anstalten zu mustern; denn das Werk barg große Gefahren in sich. Wenn der Guß mißlang, war ein Vermögen zu grundegerichtet. — Wieder ein lautes Kommando. Die Gesellen nahmen rasch die Kohlen aus den Leitungsgräben und bliesen die Asche fein säuber lich mit einem Blasbalg aus denselben. Der Zap fen am Ausflußloch ward rot durchglüht. Auch die Zapfenstangen mußten

heiß gemacht werden. Und jetzt war der feierliche Augenblick zum Glok- kenguß gekommen. Aufs äußerste gespannt, lautlos standen der Sonnleitner, der Geiersepp, der Schusterkaßl, der Feichtenbauer und der Pfarrer zur Seite. Jetzt kam der Meister zitternd vor Erregung heran und ersuchte den Pfarrer, drei Vaterunser, drei Ave Maria und den Glau ben vorzubeten. Alle knieten nieder in der rauch geschwängerten, glühheißen Luft und entblößten ihr Haupt; die Gesellen wischten mit ihren gro ben

Lederhandschuhen den Schweiß von den rußi gen Gesichtern, der Meister schlug ein Kreuz und nun erklang das feierliche, tiefernste Murmeln der betenden Stimmen. Dazu tönte schauerlich das donnernde Fauchen,- Brausen und Zischen der Stichflamme, das' zitternde Wallen' und Knattern des glühenden Metalles . . . Nun ist das Gebet zu Ende. Der Großgeselle nimmt die Zapfenstange, der Meister ruft durchdrinegnd: „Im Namen der heiligsten Dreifaltigkeit!' Ein Stoß, ein Knall, -— der Zapfen ist verschwunden

war leer. .. Z^atia8,' schrie der Meister, „Gott W Lob und Dank!' Die Gesellen bildeten einen Kreis und spra chen laut im Chor: »An Gottes Segen ist alles gelegen, ^ Darum gebührt allein die Ehr' Jesu Christo, unserm Herr!' Dann fielen alle auf die Knie nieder und Machen ein stilles Dankgebet. Das große Werk Wen gelungen, die heikelste und schwierigste Ar beit war beendet. Schweißtriefend setzten sich der Lecher und die Gesellen zur Rast nieder. Den Mocken mußte Zeit gelassen werden, sich auszu- whlen

. Der Pfarrer und die vier Männer aus Hochwald stiegen, langsam ins Tal, das- Herz in gehobener Stimmung, denn ew solch erhabenes Schauspiel menschlicher Arbeit und Menschlichen Könnens hatten sie noch nie gesehen. Am Samstag waren alle wieder droben auf dem Scheideck. Um 11 Uhr sollten die Formen zerbrochen werden. Jetzt mußte es sich erst zeigen, ob der Guß vollends gelungen und nichts verdor ben war, Der Meister schaute kaum weniger ernst als vor zwei Tagen. Endlich gab er das Zeichen, die Hämmer

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Page 9 of 40
Date: 17.10.1913
Physical description: 40
> und jedes Selbstgespräch formte sich in seinem Munde zu Liedern. Nicht nur ein hervorragen des — sondern ein förmliches Wundertalent in der Musik hatte das Kind vom Schöpfer er halten. Davon war niemand stärker überzeugt als Meister Gebhard, der Schullehrer und ^ Chorregent von St. Medarden,^ der, ebenso geschickt als begeistert für die Kirchenmusik, an Angela die beste Kraft und Stütze bei sei nen oft schwierigen Aufführungen hatte. Meister Gebhard lehrte das Mädchen alles, was er selbst verstand, und bevorzugte

sich schon, daß sie nachher immer bei Meister Gebhard bleiben und mit ihm singen und musizieren könne. Im Verkehr mit ihm blieb sie nach die sem Tage gleich unbefangen wie früher, sie schaute ihm zärtlich in die Augen, aber das waren nicht Blicke einer Braut zum Bräuti gam, sondern einer Schwester zum Bruder. Meister Gebhard fühlte sich von jedem Lächeln ihres Mundes hochbeglückt, doch behandelte er das Mädchen feit der Verlobung mit einer Scheu und Ehrfurcht, als ob es ein Heilig tum wäre. -—- Angelas

die Tränen und es schien nicht anders, als ob aus jeder Familie ein Kind gestorben wäre. In der Kirche weinten nicht nur die Be ter drunten in den Stühlen, welche vergebens nach der schmetternden hellen Stimme und den engelsüßen Weisen lauschten, sondern auch die Orgel klang dumpf, schluchzend und selbst die Altäre, die Heiligenbilder schienen tief traurig dreinzublicken. — Den Meister Geb hard hatte das Unglück völlig niedergeschla gen. Er ging herum wie ein irrwandelnder Geist. Tag und Nacht sand

neue, fremde Musikstücke an, aus welchen die Stimme des geliebten Mädchens nicht herausklang. Noch schwerer als Meister Gebhard trugen die Raumer Eheleute an dem Verluste. Sie starben im folgenden Winter aus Gram und Heimweh um das. tote Kind rasch nacheinander hin. ' / Sechs Jahre waren ins Land gegangen und hatten zu St. Medarden die Erinnerung

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Page 5 of 16
Date: 17.08.1893
Physical description: 16
Nr. ^8 „Tiroler Volksbote.' Teile 5. Hause. Du wirst noch etliche Wochen auf Stroh schlafen müssen.' „Thut gar nichts,' sagte der Geselle darauf. „Ich bin jung und nichts Besseres gewohnt!' So war die Sache in Ordnung; denn Vensky verlangte einen gar geringen Lohn. Meister Predenigg musste ihn heute allein auf den Zimmerplatz schicken, da ihn der Rath der Stadt zu sich beschieden hatte. Dieser Rath der Stadt hatte gerade zur selbigen Zeit bei einem geschickten Meister im Glockengießen

eine große mächtige Glocke bestellt, und für die sollte im hohen Thurme der Pfarrkirche der Glockenstuhl gemacht werden, den er dem Meister Predenigg übertragen wollte. Er musste darüber einen Riss uud Kostenanschlag alsbald machen, und so kam es denn, dass er erst ganz kurz vor Feierabeud auf den Zimmerplatz kam. — Zu seinem nicht geringen Erstaunen war die Wand fertig, an der, wie Predenigg gerechnet hatte, sie beide noch einen halben Tag zu thuu haben würden. — „Ei, du bist ja ein halber Hexenmeister

!' rief er frendig dem lächelnden Vensky zu; „ich dachte, wir hätten da noch Arbeit bis zum Abend.' „Der Geselle muss, wenn der Meister ihm die Arbeit allein anvertraut, doppelt fleißig seiu,' sagte Vensky. Das gieng nun wirklich alle Tage so fort, und Predeuigg sagte am Onde der Woche zu seiner Frau: „An dem Vensky hat mir Gott einen rechten Schatz geschenkt. Wir wollen ihn auch in Ehren halten. Der Rath der Stadt hat mir zu dem Glockenstuhl eiueu tüchtigen Vorschnss bewilligt. Dafür kaufe

ihm schnell ein Bett.' Doch das bessere Leben, das Vensky nuu führte, hatte in seiner Natur eine Aenderung be wirkt. Er wurde schwer krank. „Wir müssen und wollen ihn pflegen, wie es einem christlichen Meister geziemt,' sagte Predenigg zu seiner Frau. „Hat er in seinen gesunden Tagen für mich gearbeitet, so muss ich jetzt für ihn sorgen.' Und die junge Frau that gleich also — dass die Krankheit um schlug und Vensky auf den Weg der Genesung kam. — Der treue Mensch war für die Wohl that, die er empfieng

, gar dankbar. Oftmals traf ihn die Meisterin, wenn sie mit einer Erquickung in die Kammer trat, dass er betete, und dass heiße Thränen über seine Wangen liefen. „Ach,' sagte er dann, „wenn ich es nur ver gelten könnte, was Ihr an mir Armen thut! Aber der liebe Gott wird's vergelten, zu dem ich alle Tage darum bete.' Bald konnte der Geselle außer dem Bette sein, aber da kam auch das Herzeleid über ihn, dass sein Meister sich allein an dem neuen Glocken stuhle Plagen müsse. Dieser tröstete

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Page 9 of 16
Date: 22.03.1900
Physical description: 16
Nr. 7. „Tiroler Bolksbote.' Seite 9. Leber, und desto herzhafter und ergiebiger schüttete er sich den Rebensaft hinter die Binde. Es war längst kein Spitz mehr, sondern bereits ein Ungeheuer, das sich an ihn ge hängt hatte; schließlich wusste der Meister nimmer, ob er der Schmied oder der Hammer sei. Er schlug mit seiner wuchtigen Faust in einemsort auf den Tisch, so dass die Gläser und Teller lustig herumhopsten. Bald verlor der Meister die Gabe der Sprache. Er hämmerte noch eine Zeitlang

mit seiner Faust, dann hörte auch dieses auf — der Meister schlief. Die Schmuggler hatten ebenfalls des Guten genug q than, ihr Herz wurde immer thatendurstiger. Sie erklärten endlich, heute müsse den „Gras rutschern' ein Streich ge spielt werden. Man rieth hin und her; schließlich brachte der „dicke Jörgel', der Verwegenste und Leichtsinnigste von allen, einen Vorschlag, der all gemeinen Anklang fand. Man führte den schlafen den Schmiedmeister in ein Extrazimmer; dort wurden ihm Gesicht und Hände fein

säuberlich ge waschen, der lange Voll- bartrasiert, der Schnauzer keck aufgedreht, die Haare gekämmt; —. dann be trachtet der „dicke Jörgel' seine Finanzermontur, die Uniform des Ober- commissärs, die er sich in der Stadt besorgt hatte. — Die Uniform wurde dem schnarch enden Meister angezogen, dann wurde ihm der Schleppsäbel angeschnallt, der Mantel umgelegt, die Dienstkappe aufgesetzt und zum Ende noch feine Augenbrillen auf die Nase geschoben. Der Schmiedmeister ver hielt sich gegen all

diese Hantierungen wie ein Stück Holz. — Nur ab und zu that er einen dumpfen „Gröhler' oder hob ein wenig die Faust, als ob er wieder hämmern wollte. — Als der Herr „Obercommissär' nun fertig war, staunten selbst die losen Gesellen über ihr Werk. Niemand hätte den Schmied- meister in diesem Aufzuge erkannt; selbst die Frau Meisterin hätte an ihrem Bartl irre werden müssen. — Nun kam aber die Hauptsache. Der „dicke Jörgel' schleppte mit zweien seiner Spieß gesellen den ehrenwerten Schmiedmeister

— jetzt Obercommissär — zur Finanzwachkaserne. Auf der Bank vor der Kaserne setzten sie den Meister nieder, brachten ihm Kappe, Mantel,. Säbel und Augenbrillen hübsch in Ordnung und rissen dann gröblich an der Nachtglocke. Bald öffnete sich das Fenster, und eine schnarrende Stimme fragte, was denn los sei. — Der dicke Jörgel rief hinauf: „Der Herr Obercommissär ist da — es ist ihm nicht wohl!' Nun liefen der Jörgel und seine Spießgesellen davon, so eilig ihre Beine sie tragen konnten. Ueber eine Weile öffnete

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Page 10 of 16
Date: 19.11.1896
Physical description: 16
so ein gutes Dutzend Schüsse, aber keinem fiel es ein, sich zu legen und zu warten, bis Hund und Jäger kamen. Das heißt man Pech mit dem Einheimsen. Die Bauern sagen: Es ist uns auch so gegangen mit dem Ein heimsen, warum soll es euch besser gehen? Ge duld bringt Rosen. Gummer, 16. November. Heute wurde hier unter zahlreicher Betheiligung des Volkes ein theurer Patriot zu Grabe getragen, dessen Namen gewiss bei uns unvergesslich bleiben ' wird. Es war dies der ehrsame Schmiede meister Peter Pichler

ihre Rede lenkten. Meister Amboss hatte seine Aufmerksamkeit auf sie gerichtet. Es wurde nun ausgemacht, eine Scheibe aufzustellen, und der den besten Schuss macht, bekommt eine Märende; sie standen auf und drängten den Meister Amboss, dass er auch mitthue an der Unterhaltung. Nach längerem Zureden schlug er ein. Die Scheibe ward auf gestellt, und Meister Amboss, obwohl sonst kein Schütze und im rechten Auge blind, hat schon das zweitemal das Centrum hinausgeschossen. Alle gratulierten ihm, zahlten

die Märende und waren erheitert über diesen Prachtfchuss. Meister Amboss ließ die Scheibe einrahmen und die Inschrift darauf machen: Geschossen im Brautstande 1862. Zur Erinnerung an meine Kinder. ?. ?. Wirklich ein schönes Andenken für seine Söhne, wovon vier beim Militär gedient. Pfleicsch, 15. November. (Todesfall.) Vor kurzem starb dahier plötzlich infolge Schlag flusses I. Eisendle, Messner. Sein Weib war fünf Monate früher gestorben. An dem Grab trauern fünf unmündige Kinder. Eisendle

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Page 6 of 12
Date: 11.09.1896
Physical description: 12
, aber, meine Herren, fragen Sie mich nicht, wie es gehandhabt wird; die Sonntagsarbeiten gehen in vielen Werk stätten und Fabriken fort wie vor und ehe, der Lehrbube hat fast den ganzen Vormittag beim Meister zu thun und zu laufen und kann keinem Gottesdienst beiwohnen; ist es da ein Wunder, wenn er ganz verwildert und bald reif wird für die Socialdemokraten? Was soll ihm denn eine Stütze bieten, wenn der Meister ihn nicht stützt gegenüber dem älteren, socialdemokratischen Ar beiter, wenn der Meister, obwohl

er vielleicht katholisch ist, selbst ihm den Besuch des Gottes dienstes unmöglich macht! Sammelt man den Trauben von den Dornen? Das sei ein Wink für die katholischen Meister, dass sie an Sonn- und Feiertagen die Lehrjungen freigeben und dieselben zum Besuch des Gottesdienstes und des Religionsunterrichtes in den Gewerbeschulen anhalten. Die Mit glieder der Katholischen Meistervereine sollten es aber gerade als eine ihrer ersten Aufgaben an sehen, die Sonntagsheiligung in ihren Werk stätten unbedingt

ihren Mitgliedern gewähren; es gibt Artieits- classen, wo ein anderer als ein Socialdemokrat gar nicht unterkommen kann. Da ist es Sache der Katholischen Meister vereine, auf ihre Mitglieder einzuwirken, dass sie socialdemokratische Arbeiter nicht anstellen, und andererseits Aufgabe der Katholischen Arbeiter vereine, Stellenvermittlungsbureaus einzurichten. Man darf sich nicht wundern, dass bei dem schwachen.Charakter vieler Arbeiter trotz ihrer christlichen Gesinnung die socialdemokratischen Hetzer

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Page 1 of 20
Date: 19.09.1903
Physical description: 20
Ein» schaltung mindestens so k oder b d per Wort. Nachricht«» «nd Kerichte nur »n send«« an» ..riroler VolkZbote', kaumkjfchen bei hall. Nr. 19. Krire«, Samstag, de« 19. September 1SV3. XI. Zahrg. Der Kemater «nd Meister Kock. Den Kemater kennt ihr schon längst, das hintertückische, dickkopfete Mandl. Ihr wißt auch gut, daß in dem dicken Kops etwas drmnen ist. Heute treffen wir den Kkmater-Raep in der Gesellschaft des Meisters Bock. Der Meister Bock ist ganz ein Feiner! Sein tut's von Profession

ein Schneider, aber den Titel „Schneider' hört er nicht gern. Lieber hört er: „Meister Bock' oder, „Herrenschneider'; wenn man ihn aber „Herr Meister' tituliert, trifft man's gar am besten. Mit seiner Meistere! ist's übrigens nicht weit her. Die Kunden lesen ihm recht scharfe Kapitel, weil selten ein Kleid, das er gemacht hat, paßt. Man sagt, er habe nicht viel Gescheites gelernt. -7 Wenn er nun auch seine Hantierung nicht am besten los hat, so ist und bleibt er doch ein grundgescheiter Mann. Tag und Nacht

steckt er seine Nase in die Schriften und Bücher, die soziäldemokratische »Arbeiter-Zeitung' liest er alle Tage, den »Bebel' (das ist der Sozialistenpapst) kann er auswendig usw. — Der Herren schneider ist, wie die Leser jetzt schon wissen, ein fuchsroter Sozialdemokrat. Noch eine gute Eigenschaft müssen wir von unserem Meister hervorheben: Er möcht' gern gut essen und trinken und wenig oder nichts arbeiten. — Also mit diesem Wunder mann hat eL der Kemater heute zu tun. ^ Da wird der arme Ruep gewiß

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Page 8 of 16
Date: 26.04.1894
Physical description: 16
), so schreibt das „N. V.-Bl.', hat für drei Monate die Ver pflichtung unterzeichnet, sich von jedem geistigen Getränke zu enthalten, um einen der Trunksucht verfallenen Arbeiter dadurch zum gleichen Ent schlüsse zu ermuthigen. Das ist allerdings, wie die „Liberts' sagt, viel verdienstlicher, als die Arbeiter zum Kriege gegen die Meister aufzustacheln. Aber wir Katholiken könnten auch von diesem „Rothen' etwas lernen, nämlich, dass es viel verdienstlicher und wirksamer wäre, für Nüchtern heit und Entsagung

das Beispiel zu geben, als diese nur bloß als Mittel zur Lösung der socialen Frage anzupreisen und über die Trinker und „Lumpen' zu zettern und zu wehklagen. Die göttliche Gnadenmutier. (Siehe S. 7.) Eines unserer Bilder gebürt heute der Maienkönigin. Es ist ein Bild aus der sogenannten Beuroner-Schule. Was das ist, soll ein wenig erklärt werden. Wenn irgendwo ein Meister durch seine Werke so recht berühmt geworden ist, so findet er bald seine Anhänger. Es ist was eigenes mit denen, die es erkennen, dass

an dem betreffenden Meister „etwas dran' ist, und es versuchen, ihm die Eigenarten seiner Kunst nachzumachen; diese nennt man seine Schüler, ob sie nun von ihrem Vorbild persönlich etwas lernen oder aus dessen Werken. Der Künstler heißt dann Meister, und wenn ihm seine Werke nachgemacht werden, so sagt man: er macht Schule! Wer sich nun z. B. mehr mit einem solchen Meister abgibt, der kennt auch sofort dessen Eigenarten, seine „Manier', in der er malt. Wir wollen hier etwas von der Beuroner-Manier plaudern

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Tiroler Volksbote
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Page 16 of 18
Date: 07.02.1904
Physical description: 18
bevorzugt» so wie ein braver Tischlerlehrling werden sofort aufgenommen bei KasparDegischer, Tischler meister, Lienz. ss ZK» ist ein Gasthaus samt iuaäus instructus und Oekono. ni»,', um 10 bis 12 Stück Rindvich zu überwintern, im Oberinntal. Näheres in der Administration dieses Blattes. si Als u. wird ein braver Bursche, nicht unter 15 Jahren, aufge nommen bei Andrä Banr, Sattler- und Tapezierer meister, Toblach, Pustertal. 70 Ein oder guter Geselle wird in einer holzreichen Gegend unter sehr günstigen

Frauensperson als Lernerin zumUnterländer-Frauenhüte- Stasfieren. Näheres in der Ad ministration dieses Blattes. es 'TV AI»«eI»ll»»er>, auch Wolf, preiswürdig zu verkaufen bei Andrä Lukasser, Hiebler, Post Tal-Aßling. Pustertal. Ein braver, kräftiger, elternloser IiF>»I»v sucht als Tischlerlehrling ehestens bei einem tüchtigen Meister unterzukommen. Adresse in der Administration dieses Blattes, e? Als Rti»x wird ein. kräftiger, braver Bursche aufgenommen. Näheres in der Administration dieses Blattes

durch den Eigen tümer Peter Rugaenthaler in Patriasdorf bei Lienz. n wird ein braver, kräftiger Bindergehilfe bei Josef Pletzer, Bindermeister in St. Johann, Tirol. »—4/»» ist billig eine Alpe. Auftrieb 18 Stück Rinder. Näheres in der Administration dieses Blattes. se für sofort wird ein braver, kräftiger Knabe als Schuhmacher-Lchrling von Johann MelliHer, Schuster meister, Bnxen «. E »-4 /8S Als wird ein kräftiger, braver Bursche in Brixen unter gün stigen Bedingungen ausge nommen. Näheres bei Simon Taschler

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Page 5 of 20
Date: 19.05.1911
Physical description: 20
Kontrakt abgeschlossen. Die Ungeduld des Sonnleitners wurde nachgerade krankhaft und er drängte auf allen Seiten so heftig, als ob die neue Kirche schon zu Ostern bezogen werden sollte. Natürlich mußte er für all die bestellten Gegenstände im voraus hohe Anzahlungen ma chen und so kam es, daß bis zum Spätherbst' die vorhandenen 6000 Gulden beinahe gänzlich aus gebraucht waren. Der Bau selbst ging aber trotz allen Drängens nicht vorwärts; denn der Bau meister war mit dem Kontrakt nicht zufrieden

kosten! — Soviel Geld bringen wir Hochwalder nicht auf.' „Wenn Jhr's nicht aufbringt, hättet Ihr es bleiben lassen sollen.' „Haha, ganz meine.Ansicht, Meister . ... Ich hab's den jungen Zaunspringern und Hitz köpfen schon gesagt, daß'wir die Unmasse Geld nicht erschwitzen. Wahrscheinlich kriegen wir - einen halbfertigen Backofen und die Gemeinde kommt auf den Gatter.' „Aber es hat doch geheißen, Geld wäre ge nugvorhanden... . Ein bejahrtes, reiches Ehe paar hätte sein ganzes Vermögen der Kirche

Herr Vogl nachdenklich. . „Das sag' ich nicht', erwiderte d?r Hau nold vorsichtig; „Ihr, Herr Meister, werdet je denfalls Eure Termine festgesetzt und an jeden die Vorauszahlung geknüpft haben. Da mag es Euch nicht fehlen. Ich bin an der ganzen Sache unbeteiligt und weiß auch nicht, wieviel der ganze Krempel kostet.' „Der Bau allein kostet nach dem Voran schlag 25.000 Gulöen. Die eine Hälfte ist zu zah len, sobald die Kirche unter Dach steht, die an dere, sobald der Turmknopf aufgesetzt

sind sie nicht imstande, weil sie keines haben. Ich glaube nicht, daß man in den nächsten zehn Jah ren noch einen Tausender aus der Gemeinde her auszuziehen vermag. . . . Wenn Ihr also die Kirche unter Dach habt, Meister, dürft ihr Wohl noch so ein halbes Hundert Jährlein warten, bis Ihr zu Eurem Gelde kommt. ' „So, so — hm, hm', machte Herr Vogl, in dem er sich in den Haaren kraute, „das wäre, kein gutes Geschäft.... Ein böser Handel!' Dann entfernte er sich mit einem kurzen Gruß. In den nächsten Tagen verlangte

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Page 15 of 16
Date: 15.03.1908
Physical description: 16
dieses Blattes. 2447 Zwei, brave Mädchen aus guteni Hause suchen Stelle, die eine als? vi»«?»», die andere als in einem Gemischt- oder Manu fakturwarengeschäft. Adresse unter „M. B.' postlagernd Deutsch-Matrei am Brenner. 2446 werden Hans- nnd Feldmägde, Hausmäd chen für Privat- und Gast häuser aus sofort oderl. März. AbspülerinundHotelwäscherin für die Sommersaison. Elise Rimbls Dienstvermittlung, Lana bei Meran. 2445 Ein Iii»« wird aufgenommen bei Franz Siegler, Tischler meister in Vintl (Pustertal). 2444

Ein tüchtiger findet dauernde Beschäftigung bei P. Preiudl in Vill, Neumarkt, Tirol. 2440 Gesucht per sofort wird ein braver, kräftiger Bursche als Näheres, bei Johann deCül, Rädermacher meister in Bahrn bei Brixen. 2441 Ein oder zwei Sisttter- und werden sofort unter sehr guten Bedingungen auf genommen bei > Engelbert Zardiui, Sattler und Tape zierer, Toblach, Pustertal. 2439 Ein kleines in gutem Zustand, mit Acker und Wiese,.10 Minuten von deviStädk entfernt, istisofort zn verkanfen. Näheres

Posten bei tüchtigem christ lichen Meister. 2431 VI»««»»« Schmied- n. Schlossermeister, Wörgl, Tirol. Verfertige alle Gattungen Wagen: Ein spänner. gedeckt und offen, »Phaetons, Landaner, ge wöhnliche Wagen von oer feinsten bis zur einfachsten Ausführung. Sparherde, Auf züge zc. Reparaturen und Ban von Mühlen und Sägen sowie aller landwirtschaft lichen Maschinen. Schnellste und billigste Ausführung. 2389 Ein Ii»»U wird aufgenommen bei Johann Gaffer, Schlosser- meister in Bruneck. 2349

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Page 3 of 16
Date: 04.07.1917
Physical description: 16
, hatte die Drohung des Va ters: „Du mußt Schneider werden, ich tu dich zum ' Knopf', jedesmal für geraume Zeit gute Wir kung geäußert, und der Toni nahm sich gewaltig zusammen, um diese ihm so grauenvollen Worte nicht mehr hören zu müssen, bis er mit seiner Kater- und Haubengeschichte dem Faß den Boden ausschlug und der heftig erzürnte Vater ihn wirk lich zu Meister Knopf führte. Wir müssen dies. Männlein etwas näher ken nen, lernen. Meister Knöpf war klein, hager. Hatte spitze Nase und spitzes Kinn

Meinung, so Wäre' dagegen m der weiten Welt. ,mr schwer jemand aufzufinden gewesen, der. von dem cbengenann- ten Gewerbe eine höhere Meinung besessen hätte, als Meister Kuopf. Wenn er saH oder nuck) nur zu sehen glaubte, daß sein Lehrjuuge — denn selten war er ohne einen solchen; 'doch gerade in diesem Augenblicke hatte er keinen im Hause — nicht mit dem gehörigen Eifer, nicht mit jener Begeisterung die Nadel oder Schere handhabte, die man nach seiner Ansicht der edlen Schneider kunst schuldete

gott mit aufgehobenen Händen dankest, daß du so ein unverdientes Glück hast. Wart, Kröte- nichtsnutzige, ich will dir lernen, für das Glück dankbar zu sein; da!' Und zugleich mit dem „da' hatte der arme Häscher von einem Lehrbuben auch schon auf seinem Rücken einen schallenden Hieb, den ihm Meister Knopf mit dem unteren harten Ende des Fliegentätschers in kräftigster Weise verabfolgte. Auch die Ohren der Lchrjunge» waren nicht zu beneiden; denn da »lach einem alt bekannten Sprichworte „die kleinen

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