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Tiroler Volksbote
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Page 4 of 24
Date: 02.08.1916
Physical description: 24
SeNe 4. Nr. 31. „Tiroler BolkSbote.' ^Mittwoch, den 2. August 1916. gegen deinen Wunsch geht; dich beleidigen oder dir trotzen will ich gewiß nicht.' - Mit diesen Worten drehte er sich um und ging langsam hinaus, der Alte lärmte wütend hinter ihm drein. — Beim Hannele machte Leopold nur einen kurzen Besuch, und es gelang dem Mädchen nicht, die Sorgen des jungen Mannes vollkommen zu zerstreuen. Auch der Schulmeister im Torf, bei den: Leopold später zukehrte, vermochte nicht, die Sorgen

des jungen Mannes vollkommen zu zer streuen. Erst der Pfarrer, zu dem der Schulmei ster ihn sührte, überzeugte ihn mit triftigen Gründen, daß die Drohungen des Vaters eitel seien und nicht gefürchtet zu werden brauchten. Die Ehe hintertrei^n könne der Waldebner nie und nim mer, erklärte der Seelsorger, und vor dem Fluch des Vaters dürfe sich Leopold nicht ängstigen; denn ein ungerechter Fluch, ein Fluch gegen einen Un schuldigen, habe keine Wirkung, sondern Verkehre sich in Segen, wie Gott selber

es in der Heiligen Schrist mehrfach andeute. Erleichterten Herzens ging der Bursche mit dem Schulmeister fort und blieb bei diesem über Nacht. ' Am nächsten Tage fand schon das Brautexamen und der feierliche Handschlag zwischen Leopold und dem Hannele statt. Das Hannele hatte eine umso größere Freude, als es auch den Leopold ganz heiter und frohgestimmt sah. Wie ein Lauffeuer ver breitere sich die Kunde von der Verlobung durch die 'ganze Gemeinde Fast überall beurteilte man die Verlobung wohlwollend

; die Burschen, welche einst feindselig gegen^ den Leopold gewesen waren, wünschten ihn aufrichtig Glück, und die Mädchen wußten nur Gutes von ihm zu sagen^ Einen förm lichen Stolz hatte der Tischler-Jörg, bei dem der Leopold währen!) seiner Brautzeit Aufenthalt nahm; nur etwas verdroß den Tischler, nämlich, daß sein Neffe die abendlichen Wirthausbesuche mit ihm und dem Uhren-Christl nicht mitmachte. ' Einzig im Waldebnerhaufe rief Leopolds Ver lobung Mißgunst und heftige Zornausbrüche her vor. Gleich

am nächsten Morgen lief der Wald- <bner zum Pfarrer, um Einspruch gegen die Hei rat zu erheben; aber der Pfarrer hielt ihm mit strengen Worten sein unväterliches Betragen gegen den alteren Sohn vor und erklärte ihm, daß er mit keinem Mittel imstande sei, dem Leopold die Ehe zu verwehren. Zornglühend wandte sich d.r stolze Bauer an den Gemeindevorsteher; aber auch dieser war nicht zu bewegen, einen Schritt gegen die Heirai zu unternehmen. Nun rannte der .Woldebner auf die Bezirkshauptmannschaft; allein

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Tiroler Volksbote
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Page 4 of 16
Date: 17.05.1916
Physical description: 16
, welche meine Schwester ihrem Sohn, dem Leopold, vermacht hat, in Deinen Hof hineingesteckt, anstatt sie in diö Sparkasse zu legen, und dadurch bestiMst Du den Buben um die Zinsen. Außerdem gehst mit dem Leopold unl, als ob nicht Dein Kind, sondern Dein Hund wäre.' Ein Kreis von Neugierigen drängte sich um den Tisch. Der Uhren-Christl schenkte seinem Freund das Glas voll und mahnte: „Jörg, Du mußt nicht so schreien. Du mußt trinken, sonst wirst noch ganz heiser. Heiserkeit ist ein Uebel, und ein Uebel

ist nichts Gutes, sagt der weise Platto, hehehe!' „Wo ich die viertausend Gulden habe, geht kei nen Menschen etwas an,' zischelte der Waldebner gehässig; „wenn sie in dem Hof drinnen stecken, wachsen sie mit dem Hof und werden einmal samt dem Hof meinem Sohne zugute kommen. . . . Mittwoch, den 17. Mai 1916. Der Tischler hatte das Glas Wein über den Kopf- gestürzt, und gleich fiel er dem Waldebner in die Rede: - „Aber nicht dem Leopold, dem der Hof von! rechtswegen geHort. Ich kenn' Dich, Schwester-^ mann

, bist der Vater der Lüge und Ungerechtig keit. Den Leuten da machst schön das Maul, als! ob der Leopold Dein Nachfolger werden sollte, im! Sinn hast aber ganz was anderes. Warum kegelst^ und stoß'st denn den Leopold herum wie einen! alten Schuh? Und den Jüngeren leckst ab wie ein! Zuckerstangl. Warum geht der Leopold in Lum pen und Hadern wie ein Bettler, und den Jünge ren Putz'st heraus wie ein Mirakelbild? Warum, kommt der Jüngere auf die hohe Schule und der! Aeltere hat nichts wie die Schinderei? Warum

ist! denn der Friedrich Dein Äff und der Leopold Dein Stiefelknecht? He, he, he? Jetzt red' ein mal.' „Weil, weil der Leopold ein ebenso Wilder und ungehobelter Klotz ist wie sein Muttersbruder und weil er sich von dem sauberen Lumpenvetter gegen mich auHetzen läßt. Wenn er seinen Trotz und sein störrisches Wesen aufgibt, behandl' ich ihn gleiä gut wie den Jüngeren,' schrie der Waldebner. „Das glaubt Dir kein Mensch, sauberer Schwe stermann. An dem Jüngeren hast den Narren ge fressen, weil er ein glattes Gesicht

macht wie ein ausgeleckter Krapfen teller. Du läßt Dich auch von Deiner Gnädigen, von der Jezabes, am Gängel band herumführen wie ein Tanzbär — bist ein richtiger Weiberknecht, hahaha! Wenn Du nicht hummelblmd wärst, hättest längst schon bemerkt, daß der Leopold ganz ein anderer Kerl ist als der abgeleckte Friedrich. Ja, mit dem Leopold kann sich im ganzeil Landgericht keiner messen, er ist ein Mensch wie David, mit seinem kleinen Finger drückt e? Dein Zuckerbübl zu Scherben, daß nichts mehr hast

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Tiroler Volksbote
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Page 5 of 16
Date: 14.06.1916
Physical description: 16
Mittwoch, den 14. Zum 1V16. . j - - . . > > > -- Die größte Freude, daß der Tischler ein mal hineingesessen war, hatte der Waldebner; ge igen seinen Sohn Leopold aber, der beim Vetter Hilfe gesucht hatte, wurde er noch erboster und er -redete mit ihm länger als vierzehn Tage kein Wort. Als das Hannele von den schweren Ungelegen- Diten erfuhr, in die Leopold ob seiner wackeren 'Tat gekommen war, sprach es dem Burschen sein Herzliches Mitleid aus und weinte bittere Tranen. ^ .Fast ungehalten

war es, daß ihm der Nachbars- ' lsöhn keine Mitteilung von der Sache gemacht - Hatte. Dieser erklärte, er hätte ihm das Leid um z .jeden Preis ersparen wollen. Eher als dem Han dele eine Unannehmlichkeit zu bereiten, hätte er ^ ldie Kerkerstrafe übernommen, so hart es ihm ge wesen wäre. Da sagte das Mädchen in auswallen- i der Rührung: „Leopold, wenn g'rad' ich einmal für dich etwas tun könnte! Aber das mußt mir verspre chen, wenn du einmal recht ein großes Anliegen hast, darfst dich an niemand andern wenden

als an mich.' Ein Heller Glücksschein erstrahlte im Gesicht 5>es Burschen, doch bald zog eine Wolke über seine Stirn und er Wurde ganz einsilbig. In der nächsten Zeit war Leopold sehr viel auf dem Waldaartnerhofs beschäftigt. Der Waldebner hatte gemäß einer letztwilligen Bestimmung des verstorbenen Nachbars sich als Vormund für das Hannele aufstellen lassen und die zwei Höfe wur den nun fast gemeinsam bearbeitet. Dem Leopold machte es die größte Freude» auf Hanneles An wesen seine ganze Kraft und Geschicklichkeit

außerdem hundert Dienste. Wenn nach dem Feierabend etwas aus dem Dorfe zu holen oder sonst ein mühevoller Gang zu machen war, für den sich niemand ent schließen wollte, sprang Leopold willig ein, wenn im Stall etwas.fehlte, blieb er die ganze Nacht A>ach. Am Fronleichnamstage sollte er bei der Prozession die große Fahne tra^n. Nun erkrankte am Vorabend des Waldgartners Almhirt; sämt liche Knechte in den beiden Höfen weigerten sich, den Fest? ag auf der Alm zuzubringen. Da ver zichtete Leopold

auf die Festfreude und auf die Ehre des Fahnentragens und übernahm den Hü terdienst. Einmal war das beste Rind des Nach barhofes verloren gegangen. Die Knechte suchten einen Taa lang vergebens, dann erklärten sie, das Vieh müsse gestohlen worden sein, denn es befinde . sich nicht mehr in der Gegend. Als das Hannele bitterlich weinte, suchte der Leopold drei Tage lang. Er traf endlich das Rind in einem Felsen- Dinkel an, wohin es sich verstiegen hatte, und > brack>ie es unter schwerer Lebensgefahr heil in die Alm

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Tiroler Volksbote
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Page 7 of 16
Date: 12.04.1916
Physical description: 16
, während den Aelteren ^«ne große GutmütiKeit auszeichnete. Leopold konnte keinem Tierlein etwas zu leide tun, er Zeigte sich dienstfertig gegen jedermann und half mit femen starken Armen immer zu den Schwä cheren. ?5ur wenn ihn sein ausraufender, wil der Jähzorn fortriß, schlug er sinnlos drein und Äles, was unter feine Mufte kam, trug blaue Beulen davon oder ging zu Scherben. So ungleich bas Wesen der beiden Knaben, so ungleich war au«y ihre Behandlung. Friedrich Wurde von Vater und Mutter verhätschelt

und geschont, Leopold aber mit Arbeiten ui>^ Aufträgen überbürdet. Wollte er. einmal gleich anderen Kindern spielen, so mußte er das Spielzeug gleich hergeben, wenn der jün gere Bruder Verlangen darnach äußerte. Die .Strohn be7arn immer Leopold, mochte das Ver gehen noch so offenkundig auf Seite Friedrichs lie gen.' Dem Jüngeren wurden alle Leckerbissen zu gesteckt, während der Aeltere mit sehnsüchtigen Augen leer ausging. Es hieß immer, der Aeltere müsse der Gescheitere sein, der Aeltere müsse nach geben

und für den Jüngeren ein Muster bilden. Selbst in der Kleidung wurden sie ganz ungleich gehalten. Friedrich hatte ein Gewand aus weichem, seinem T''ch, w'5'ud ^ - '-ald auch an Sonn tagen einen groben, dicken ^odenrock trug; dem Jüngeren steckte man ein Blumensträußchen hin ter den Hut, der Aeltere steckte sich selbst in Er mangelung von etwas Besserem eine Rabenfeder auf. Verwunderten sich die Leute über die Hint ansetzung des einen Knaben, erwiderte man ihnen, der Leopold sei ein Rüpel, ein Schadentier

, nur ein starkes, grobes Kleid tauge für ihn, jedes an dere würde er schnell verderben und zerreißen. ! r o l e » V o l? S b o t e/ Auch iu der Schule hatte Leopold manches , aus- »chMen» Zwar mochte ihn der Lehrer gut leiden. Leopold faßte etwas langsam aus, was er aber begriff, das nahm er tief und vergaß eS nicht mehr. Auch war er fleißig und strebsam. Leider ver mochte SS der Lehrer nicht immer zu hindern, daß die andern Schüler den Waldbuben wegen seiner dunklen Farbe und seiner Muttermale verspotte ten

. Der Leopold wußte sich aber selbst Genug tuung zu verschaffen, indem er die Spötter windel weich bleute. Schon in semem zweiten Sckuljahr war er so stark, daß er Wer die größten Schüler Meister wurde. Später raufte er nie mehr mit einem einzigen, sondern immer mit dreien oder Vieren. Ost war aber die halbe Klasse über ihn und da hals ihm aller Grimm und alle Krast nichts, er trug blaue Flecken und eine blutige Nase davon. Dann gab es Strafen in der Schule und zu Haufe. Schließlich wurden die Strafen

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Tiroler Volksbote
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Page 5 of 16
Date: 17.05.1916
Physical description: 16
länger als eine Viertelstunde, schließlich waren beide stockmüde und zogen sich wieder in ihre Kammern zurück, um wei ter der Ruhe zm Pflegen. An diesem Vormittag hatte der Waldebner mit seiner Gattin eine längere Unterredung. Beide Ehegatten waren überzeugt, daß ihrem Liebling, dem Friedrich, eine schwere Gefahr drohe.' Aus all dem, tvas der Tischler in seinem Halbrausche herausgeschrien hatte, konnte man sicher schließen^ daß der Leopold zu einer Gewalttat aufgestachelt worden war. Er schien seit

und er ging mit augenscheinlicher Freude auf deren Absichten ein. Er begann sofort zu packen und pfiff dabei ein munteres Liedchen. Am nächsten Morgen ver ließ er das elterliche Haus, ohne von seinem Bru der Abschied zu nehmen. III. Leopold hatte keine Ahnung davon, daß der Bruder seinetwegen hatte fortgehen müssen. Wohl war ihm von dem heftigen Austritt zwischen seinem Vater und dem Vetter ^örg erzählt worden und der Plötzliche Weggang, dc. Bruders schien ihm damit in Verbindung zu stehen

. Als aber der Vater er klärte, Friedrich sei in die Stadt gezogen, um sich weiter in den landwirtschaftlichen Fächern auszu bilden, gab er sich zufrieden und forschte der An gelegenheitnichtmehr nach. In der nächsten Zeit suchte Leopold auf den Rat des alten Schulmeisters ein besseres Verhältnis mit seinem Vater anzu bahnen. Er zeigte dem Vater in allen Stücken seinen guten Willen, kam den Wünschen desselben überall entgegen, ertrug das rauhe Benehmen des Alten geduldig und hielt soviel es ihm möglich

, selbst den Spitz namen „Esau' nahm er jetzt ruhig hin. Wohl kränkte ihn dieser Name immer noch schwer; aber er stellte sich, als ob ihm die Benennung gleich gültig wäre. Merkwürdigerweise gewann der Spitzname immer breiteren Fuß und schließlich wurde Leopold fast allgemein der Esau genannt. Ins Wirtshaus ging Leopold nie, aber jeden Sonntag kehrte er bei den Schulmeistersleuten zu. Dort fand er immer eine herzliche, warme Auf nahme, manch guten Rat und viel freundliche Zu spräche. Auch den Vetter Jörg besuchte

er aus ver wandtschaftlicher Neigung hin und wieder. Er ließ sich jedoch in keine Auseinandersetzungen mit demL Tischler ein; wenn der Uhren-Christl hinzukam, empfahl er sich rasch und ging fort. — Andere Freundschaften hatte der Leopold keine. Er schätzte zwar den Nachbar Walogartner hoch, aber in dessen Haus kam er selten und nur wenn er notgedrun gen mußte. Zwischen ihm und dem Waldgartner- haus hatte sich seit dem Herbst eine Klust aufgetan, die unüberbrückbar schien. Wohl grüßte das Wald- gartner

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Tiroler Volksbote
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Page 5 of 16
Date: 23.08.1916
Physical description: 16
Mittwoch, den 23. August 19t t». „Tiroler Bollöbote.' Nr. LI. TMe „Hannele, sprich doch nicht Mveil voul Sterben,' rief er gequält; „größeres Glück kann ich ans der Welt gar keines bekommen als dich. Wenn du fort gehst, dann wird's für mich finstere Nacht, und ich Hab' auf Erden keinen Tag mehr.' Sie redeten eine Weile zärtlich miteinander. Als sie NiklaSnrchen erreichten, war die Straße schön sehr belebt; darum schlug Leopold vor, die lichte furze Strecke mit der Bahn zu fahren, lms

auch das Hannele sehr dankbar enipfand. Er stellte den Korb in eincm Gasthause ein, und führte das Weib auf den Bahnhof. Nach kaum einer Viertelstunde er schien der Frühzug, der die beiden in fünf Minuten nach LandstM brackte. Tort suchten sie das Spi tal und wurden sehr gütig aufgenommen. Es dauerte aber noch den lplben Vormittag, bis der Professor kam, und die Zeit verging den zur Leut chen im Hängen und Bangen. Noch trostloser war dem Leopold zu Mute, als das Hannele länger als eine halbe Stunde beim

Professor drinnen zur Un tersuchung wMe. Er versuchte zu beten und brachte keinen klaren Gedankelt zusammen. Endlich ging die Türe auf, und eine .Krankenschwester rief den Leopold hinein. Ter Professor ivar ungemein freundlich und erklärte mit zuversichtlicher Miene, eine Operation sei allerdings ganz notwendig, sie biete aber niwt die mindeste Gefahr, und nachher werde sich das Hannele- wieder der vollkommensten Gesundheit erfreuet!. Uebrigeus könne die Opera tion vor acht Tagen nicht stattfinden

, und dann müsse die junge Frau zur gänzlichen Heilung noch fünf, sechs Wochen im Spitale bleiben. „Ilm Gotteswillen, solange kann ich nicht da bleiben,' rief Leopold erschrocken. „Das ist auch gar nicht notwendig, mein Lieber,' sagte der Äoktor mit gewinnender .Herzlichkeit. „Sic können ja öfters auf Besuch kommen und wir wer den auf das Frauchen schauen, als ob es Kind im Hause wäre; auch verspreche ich Ihnen ganz be stimmt, das? wir es seinerzeit wieder frisch nnd ge- --snud heimschicken.' - - sagte er beis

^: ^ „Ich bitt' schön, Herr Doktor, ich bitt' säiön, ich bitt'schön'' ' Nach Mittag ging Leopold auf Maria Tann wallsahrtm. um Unser Frau zu danken? am Abend kehrte er wieder in das Spital zurück. Ta war das Hannele ganz munter und erzählte, daß die Schwe ster und der Arzt gar so freundlich mit ihm seien, und daß ihm gar nichts abgehe. Es mahnte auch den Gatten, er möge seht heimfahren und ganz un besorgt sem; wenn es seine Ailfe bedürfe, werde es ihm schon Post zukommen lassen. So froh Leopold !var

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Tiroler Volksbote
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Page 6 of 24
Date: 07.06.1916
Physical description: 24
Seite 6. Nr. 23. „T i r o l e r B o l ksb o te.' MittwoA den 7. .Juni 1910. Wand und vergegenwärtigte sich alles Unrecht, alle Kränkungen, die er im Vaterhause erfahren hatte. Eine tiefe Bitterkeit stieg in seinem HeMn auf, so daß er zu sterben wünschte. Mit einem Male klängen vom Bannwald hernieder die Kirchen- glocken, traurig, fast jammernd, und drunten senk ten sie den toten Waldgartner ins Grab. Da konnte sich Leopold nicht mehr halten, er verbarg sein Antlitz in der Decke, und der große

und erzählten, wie untröstlich das Hannele geweint habe, empfand Leopold ein heißes Mitleid mit dem Mädchen. Immerfort dackte er jetzt an dasselbe und er klügelte sich tröstende Worte aus. die er ihm sagen könnte. In den folgenden Tagen versuchte Leopold immer wieder aufzustehen, aber es ging nicht. Tann packte ihn auf einmal das Lieber; er schwitzte drei Tage in eniemfort, und so stark, daß das Bett troff und die ganze Kammer rauchte. Als das Schwit zen aufhörte, war er so schwach und hinfällig

aus den andern, der Leo pold werde morgen aufstehen, seine Krankheit habe nichts zu bedeuten, er sei nur ein wenig unpäßlich. Jeden Tag bestellte das Hannele einen Gruk an Leopold und ließ ihm gute Besserung wünschen, aber es scheute sich, ihn am Krankenbett zu besuchen. Zu Hanse jedoch beschäftigten sich ihre Gedanken immer mit dem tcwferen. hochherzigen Burschen. Friedrich, der jüngere Waldebnersohn, reiste wieder in die Stadt, und kam zum Hannele. Ab schied zu nehmen. Das Mädchen aber redete nur vom Leopold

und strich ihn auf alle Weise hervor. IV. In den ersten Tagen des April kam vom Süden ein stürmischer, heiler Föhn, und er räumte mit dem Schnee in kürzester Zeit auf. Bald färbten sich die Wiesen mit einem zarten Grün und aus dem flaumigen Gras stachen die ersten Frühlings- blümchen, die umso Heller glühten, je jünger sie waren. In diese junge Blütezeit hinein fiel Ostern und Leopold ging das erstemal nach seiner Krank heit wieder zur Kirche. Die Dörfler schauten ihn groß an, denn er war fast nicht mehr

, kann ich dir nicht groß ge nug anrechnen, und mit nichts vergelten. Meinem Vater hast du eme glückliche Sterbstund verschafft und mich hast von einer Angst erlöst mein Leben laug. Vergelt dir's der liebe Gott, Leopold, ver gelt dir's Gott. Größeren Dienst hat uns noch kein Mensch erwiesen, und ich vergiß dir's keinen Tag.' Das Mädchen hielt immer noch seine Hand und drückte sie innig. Da übermannte ihn das Gefühl, er sagte feurig: „Hannele, für dich hätt' ich noch viel mehr ge tan, mein Leben Hütt' ich gern

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Tiroler Volksbote
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Page 17 of 24
Date: 03.11.1911
Physical description: 24
braucht und das ist das Ziel, das jeder vernünftige Staat anstre ben m uH. s ^ Viehausstellungen. Aus Sterzing, 28. Oktober. schreibt man: Die fünfte Verbandsausstellung der Tiroler Viehzucht- Genossenschaften im Wipptale wurde am 9. Oktober in herging abgehalten. Zugleich hielt die landwirtschaft- ben: Altstier: 1. Klasse, Preis je X 65. Zuchtgenossen schaft Ratschings, Ridnaun und Telfes. 2. Klasse, Preis je X 55: Zuchtgenossenfchaft Tschöfs (Stilfes), Leopold Nainer, Wiesen, Zuchtgenossenschaft

Mareit. 3. Klasse, Areis je 15 45: Zuchtgenossenschaft Jnnerpflersch, Josef Sorg, Mauls. Äeopold Wieser. Stilfes, Josef Nalfer. ttulters-Stilfes. — Jungstiere: Sämtliche ntch 2. Klasse prämiiert.. Zuchtgenossenschaft Nidnaun> Franz Meix. ner. Telfes. Franz Mair, Pflerfch. — Kühe: 1. Klasse. Preis je X 25: Lienharter. Telfes, Rosa Haller, Rid naun. 2. Klasse, Preis je X 35: Leopold Rainer, Wie sen. Johann Siller. Telfes. 3. Klasse, je X 25: Leopold Rainer, Wiesen. Karl Stotter, Wiesen. Leopold Rai

- ner, Wiesens Tschopfer. Telfes, Schule Moos. Wiesen. Josef Weißsteiner, Wiesen, Karl Stotter, Karl Meiß ener. Baron Sternbach. Josef Mair. — Stierkälber: Klasse> Preis je LI 15: Josef Weißste,ner. Wiesen, Ahann Faistenauer. Stilfes, Josef Girtler, Telfes, Maria Wurzer, Ridnaun, Leopold Eisendle, Maren. Franz Hasler, Stilfes. — Jungkalbinnen:1. Klasse. Preis je X 15, I. Markart. Zuchtgenossenschaft Stixes, Itephan Siller, Zuchtgenossenschaft Mareit. 2- ^Klasse. Preis je X 10. Franz Hasler

. Josef Girtler. Telfes. Jo,ef Urtier. Telfes, I. Markart. Stilfes-Trens. 3. Klasse. ^ ^ 12: Georg Kruselberger. Ridnaun. Johann Hr>lz- ?ann. Nied, Leopold Wurzer, Ridnaun. Simoir Mar. ^' Jnnerpflersch. — Außer Preiswerbung: Johann Sterzing» Johann Solcher. Pflerzch. 3. Klaj;e. Aeis je X 10: Josef Hofer. Wiesen, Anna Wegscheider. ?°reit..Johann Teisl. Jnnerpflersch. '„Kuhkalber. ^ Klasse. Preis je X 10: Alois Wild. TelfeS. Roman Mer, Psixx.-ch. Z. Klasse. Preis ,e X 7: Johann D^'r. Mareit. Schule Moos

. Wiesen, Ferdinand schwarzer. Ratschings. Leopold Rainer. Wiesen. Josef Mareit. Leopold Rainer. Wiesen. Franz Ramer, ^ nerpflersch. Baron Sternbach. Mareit. genauer. Josef Mair, Stilfes-Trens. 3. Klaße, Preis ^ A'Johann Markart, Ridnaun. Stanislaus Gschlie- ^atschings. Baron Sternbach. Mareit. Jo;ef Ho- Wiesen. Simon Markart. Simon Teisl. Inner- Kersch, Spille Moos, Wiesen, Veit Sparber. Telses, Alois Eisendle. Junggenossenschaft Ratschings. Simon Teisl, Junggenossenschaft Jnnerpflersch, Josef Platt

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Tiroler Volksbote
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Page 10 of 16
Date: 08.03.1916
Physical description: 16
um so bälder erscheinen, mit der Friedenspalme in den Hän den und mit reichlichen Gottesgaben, an denen du dich wiederum ersättigen kannst. Auf dem Felds der Ehre gefallen. Franz Josef Loacker» Gotzis: Stephan Boltynk. Landssschiitze; Leopold Radleger, Kaiserjäger: Georg Draxl, Thaur; Karl Lud!. Kufstein: Josef Paul weber, Ehrwald,- Josef Gusler, Oberjäger, Meran; Josef Neurauter, Oetz; Peter Schwaiger, Fieberbrunn; Ioh. Georg Knsringer. Walch see: Trnozka Ottokar. Oberltn.; -seichter Anton, Luit ach: Früh

Jose,. Breitenbach: Lexer David, Lienz; Obermayr Vinzenz, Ahorn ach: Oppacher Georg, Schwend:. Pegger Meinrad, Lats ch: Pichler Jo hann, Plattner Matthias. Terlan; Radler Josef. Neicheiüiergsr Franz, Reisinger Johann, Rother Josef, Schlager Leopold. Schreyvgg Josef, Ptrf., Sepp! Franz, Ptrf., Steinbacher Eduard, Einj.-Freiw. Utj^ Wörgl; Steindl Franz, Strichner Karl, Steina6): Thaurer Anton, . Weer; Thissner Alois, Thurner Matthias, Ptrf., Terlan: Trixl Johann, Fieber brunn: Trols Dominikas

, den Pa trouilleführern Leopold Ammersdorfer, Paul Kögl und dem Landesschützen Siegfried Hosp: den^ Reserve- Kadetten Othmar Sauer, den Oberjägern Michael Beer, Karl Noubal, Heinrich Pospichal, den Zugs« führern. Simon Ladstätter, Karl Theimer, Franz Unter- berger, den Unterjägern Karl Hölbl, Johann Eich- berxer, Johann Lanzer, Heinrich Micheli, Anton Ka- bun, Johann Oberhäuser, Heinrich Pfeiffer, den Pa- trouillesührern Josef. Panzetta,- Franz Römisch, Jo hann Sindelar, Eduard ^ellemann, Sebastian Ander- zak

-' schützen Heinrich Heis, den Standschützen-Oberjägern Simon Auchentbalsr, Stephan Hasler, Simon Wur- zer, den Standschützen-Zugssührern Franz Funkhäu ser, Daniel Seeber, Leopold Wieser, den Standschüt- zen Joses Gärtner (gesallen), Joses Mair. Franz Vietze ner und Josef Obsxer, dem Standschützen-Zugssührer Friedrich Reinstadl.er. den Etandschützen Hans Neln- stadler. Rudolf Pingera und Franz Pingera, dem Siandfchützsn-Oberjäger Sebastian Reinstadler» dem Standschützen-Zugssührer Julian Pichler

und dem Standschützen Josef Kapaurer» dem Oberjäger Pius Bereiter, den Wachtmeistern Jakob Caldonazzi, Emil Hafele, Veit Kadleik und dem Vizewachtmsister Adol^ Grufs, dem Finanzwach-Oberaufseher Frz. Schiefst» dem Unterjäger Leopold Loth dos Landesschützen regiments Nr. 1. den Neservekadetten Josef Ritter v« Ferro. Josef Mathies» dem Oberjäger» Kadettaspiran ten Adolf Roiter, den Obsrjägern Anton Fischer. Georg Fischnüller. Karl Hanai (Sunitätsunteroffizier). Jo hann Kometer. Rudolf Maier. Karl Mitter (Sanitäis

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Tiroler Volksbote
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Page 5 of 24
Date: 24.05.1916
Physical description: 24
Mttwoch, den 24. Ma, 1916. „T iroler BoltSdore.^ Nr. 21. Sc 6. Q Wald, in träumender Nuh, Wie sonnig, wie wonnig bist du!' Er sprang wieder auf, faßte den Jüngling an den Schultern und sagte mit leuchtenden Augen.: „Leopold, so gefällst mir jetzt doppelt. Weißt, es sind die besten Menschen, die -in der schönen Gottesnatur ihre Freude und Kurzweil suchen. Dte Natur mit ihrer großen Einsamkeit macht den Menschen still, innerlich, tief und gut.— Freilich darf dabei der Herr der Schöpfung

Mann Bücher, aus denen Leopold nicht nur seine Kenntnisse bereicherte, sondern 5och stär kere Liebe für die Heimat schöpfte. Im Spät winter traten Ereignisse ein, die tiefer in das Leben des Waldebnersohnes eingriffen. Zu Anfang März war in Fronleiten Assentie rung der Waffenpflichtigen Jünglinge, wobei Fried rich, der jüngere Waldebnersohn, als militärtaug lich erklärt wurde. Friedrich kam aus diesem An lasse vierzehn Tage nach Hause. Daheim gab es einen Lärm und einen Jammer, als ob das größte

Unglück geschehen wäre. Besonders die Wald- ebnerin, Friedrichs Mutter, tat halb närrisch. Am Morgen nach Friedrichs Heimkunft traf sie den Leopold allein in der Stube und sogleich begann sie zu schelten: ' „Du, du bist schuld, daß alles Unglück über den Friedrich kommt und daß er jetzt gar noch unter die Soldaten muß.' Leopold wurde glührot und die Ader auf seiner Stirn schwoll dick an; aber er mäßigte sich schnell und sagte ruhig: „Wenn ich schon an manchen Dingen schuld bin, so begreife

das Weib; „er ist nicht mehr sicher gewesen vor dir.' „Wer sagt das?', schnaubte Leopold. „Die ganze Gemeinde hat seinerzeit davon ge redet, daß du dem Friedrich nachstellst, daß du ihn zu einem Krüppel schlagen oder gar umbringen willst. So was trauen dir alle Leute zu.' Leopold wurde aschfahl und zitterte wie eine Rute. Erst nach einer Weile sagte er dumpf: „Ich hätt' es mir nicht im Traum einfallen lassen, daß die Leute so schlecht wären und alles auf einen Menschen drauflegen könnten. Nein, nein

müsse. G'rad' alleweil einen Geistlichen möcht' er haben, daß er seine Sache in Ordnung bringen kann. Wer bei dem Schnee kommt nie mand hinunter nach Gladenzell und niemand her auf. O ist das ein Elend!' Sogleich stapfte der Waldebner ins Nachbarhaus hinüber. Leopold, Friedrich und die Knechte folg ten ihm auf dem Fuße. Drüben herrschte Rat losigkeit und Verwirrung. Das Hannele und Ur sula, des Vaters Schwester, Weinten, die Mägde liefen planlos hin und her. Alle Versuche des Waldebners, dem Nachbar

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Page 5 of 16
Date: 13.09.1916
Physical description: 16
, der sich in fremden Häusern ungebührlich ausführt. Wenn du noch einmal einen Schritt über unsern Tür- baum setzest, reck'ich dir die Ohren.' Friedrich raffte sich schnell vom Boden auf und lief, ohne ein Wort zu sagen, heimzu. Erst als er fünfzig Schritte fort war, drehte er sich um und schrie: „Du .Hundling^ das sollst du mir büßen, das bleibt dir nicht geschenkt.' Eine Stunde später war Leopold im Dorfe un ten bei seinem Vetter, dem Tischler Jörg, und er klärte^ daß er nun fest entschlossen sei, trotz

- uerhofes reichte weit über seine Feldgrenzen hinaus und dehnte sich fast bis an.das Waldebnerhaus; dort, an der äußersten Grenze, standen auch die schönsten Stämme. Leopold ging aber davon ab, an jener Stelle den Kahlschlag vorzunehmen, teils um den Vater nicht über die Maßen zu reizen, teils auch, weil es Schwierigkeiten beim Wegschaf fen des Holzes geben konnte.. Nach längerem Hin- und Herraten beschloß man, dort, wo die beider seitigen Feldgrenzen zusammenstießen, den Strei fen zu schlagen

. Zwar ging dort manches junge Stämmchen beim Fall der alten Bäume zugrunde, aber man erzielte auch dort eine schöne Ausbeute, und auf Schonung des Waldes konnte man bei einer solch' überhasteten, beinahe räuberischen Ar beit ohnedem nicht sehen. Mochten sich jene die Schuld zuschreiben, die einen regelrechten Nutzschlag verhindert hatten. Leopold zeigte an diesem Abend eine Entschiedenheit und einen Mannestrotz, daß die beiden anderen darüber erstaunten. Dem Uhrmacher gefiel das Unternehmen immer besser

, er kicherte boshaft vor sich hin und zählte dem jungen Waldgartner hundertzwanzig Gulden auf die Hand, wofür dieser einen Schuldschein unter schrieb. Der Tischler Jörg versprach, die nötigen Holzarbeiter aufzudingM und morgen abends, an Ort und Stelle zu bringen: Man bestimmte das sogenannte Kreßbrünnl im untern Vannlmld, wo man zusammenkommen sollte. Den ganzen folgenden Tag strich Leopold im Walde herum, maß die Abstände zwischen den ein zelnen. Bäumen und Baumgruppen zeichnete' manche Stämme besonders

an, umspannte sie mit den Armen und betrachtete ihren Neigungswinkel. Oft ging ein tiefschmerzlicher Zug über sein Gesicht und er stöhnte leise, aber dann knirschte er wieder mit den Zähnen und sagte grimmig: ' ; „Es nutzt nichts, ich bin gezwungen, Not bricht Eisen. Jetzt ist mir alles gleich, mag die ganze Waldeben zugrunde gehen.' - Als die Sonne hinter dem Walde versank und der Abend, seine glühenden Rosen auf den Seebach-. gletscher malte, stieg Leopold in den Grund hinab und schritt

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Page 5 of 16
Date: 06.09.1916
Physical description: 16
, ich will dich keineswegs beleidigen, sondern Hab' nur in meiner Freude das Wort gebraucht.— Aber jetzt ist der Disput zu Ende. Pols, Schwestersohn, gelt der Rat meines Freundes leuchtet dir ein und ich darf die Holz hacker ausdingen? Ich biet' jedem fünf Gulden.' „And mein ganzer Reichtum besteht gegenwartig in zwanzig Gulden; damit kannst viel Arbeiter aufdingen l' sagte Leopold mißmntig. „Wenn's nur daran fehlt,' meckerte der Uhren- Rhrisil, „ist leicht zu helfen, „Ich bin zwar kein Kapitalist und noch weniger

ein Geldmann, aber etliche Zehner; oder sozusagen hundert Gulden Hab' ich immer vorrätig. Die leih' ich auf kurze Zeit und auf ein ehrliches Gesicht gern her, lveil ich hof fen kann, daß ich sie bald wieder bekomme. Wenn's dir recht ist, junger Mann, können wir gleich den Schuldschein schreiben, dann zahl' ich dir die Bank noten aul die Hand.' ' ' „Greif' zu, Pold, greif zu', mahnte der Tisch ler, „ein so günstiges Angebot kriegst nimmer.' Leopold stierte düster vor sich hin und regte kein Glied

' ich wieder.' „Hä, ha, hä, ein fpassiger Heiliger,' nörgelte der Uhrmacher, als Leopold gegangen war; „hat Pratzen, oder sozusagen Fäuste wie ein Bär und könnte die halbe Welt zu Scherben schlagen, aber vor lauter Charakter nnd dummer Ehrlichkeit ist er zahm wie ein Lämmchen, sozusagen Wie ein junges Schaf und geht dabei zu Grunde.' „Darfst ihm nichts sür übel haben, Christl,' be schwichtigte der Tischler; dumm ist der Pold nicht, sondern nur ein bißchen langsam. Wirst sehen, bis morgen hat er sich entschlossen, das Ding ganz

, wird ge rettet, er bleibt Bauer in der Waldeben, dein alten Schinder zum Trotz; das ist auch etwas wert. Wir müssen dem armen Jungen helfen, nmg es geh'n, wie es will.' Sie trabten miteinailder zum Roßlwiri hin über. Unterdessen lvanderte Leopold, in tiefes Nach denken versunken, nach Hanse. Anfangs hatte er den Schulmeister fragen wollen, tvas er zum Rate des Uhrenmachers sage. Doch schnell gab er diese Absicht auf. Der Lehrer würde das Unternehmen bestimmt mißraten und dann wär' man nicht mehr frei

Leopold den Abend und die ganze Nacht sort, ein harter Kampf tobte in seinem In nern, aber am Morgen lptte Leopold sich selbst überwunden und er war entschlossen, den Nat des Uhrenmachers zu befolgen, und zur Selbsthilfe zu greifen. Dieser Entschluß wurde eisenfest und un widerruflich durch zwei Ereignisse, die im Laufe des Tages eintraten. Vormittag?'brachte der Postbote einen Brief von Hanneles Advokaten, worin mitgeteilt wurde, 5>aß die Hauptverhandlung im Weidercchtsprozeß am nächstfolgenden

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Page 5 of 24
Date: 26.07.1916
Physical description: 24
auf den Tisch gelegt, die dreitausend Gulden ausmacht. Letzten Dienstag hat er mir dieselbe Rechnung vom Gericht zuschicken lassen. Da ist sie.' Das Mädchen reichte dem Burschen ein amtliches Schriftstück hin. Leopold studierte eine Zeitlang darin, dann sagte er: „Hannele, das geht nicht mit rechten Dingen zu. Die Kosten sind übertrieben hoch; gegen die 3tech- nung mußt Einsprache erheben. . . . Woher kom men denn die dreihundert Gulden für Nachtschich ten ? Wer hat denn d i e gemacht

und wehe ist mir ums Herz.' „Hannele, Hannele!' schrie der Bursche. Das Mädchen schaute ihp mit heißen, fleheiÜZen Ducken an, und auf einmal stand das helle Waffer ^ semen Augen. Als Leopold das sah, wurde r noch erregter. Er keuchte und ächzte, wie wenn - kmen körperlichen Schmerz empsände, er drückte an seinen Fingern, daß die Glieder knackten, öff nete halb den Mund und schloß ihn wieder. „Weißt du wirklich gar kein Mittel?' flüsterte nach langer Zeit das Hannele. ... ... stieß Borke HeKor

. Wenn du dich überanstrengen und krank werden tätest, hätte ich das größte Elend. Was man am liebsten hat, das hütet man und ich werde schon dazu sehen, daß du es ein bißchen gut hast bei uns.' Sie schwiegen eine Zeitlang und schauten sich glückstrahlend an. Hernach besprachen sie ein gehend die Vorkehrungen zur Hochzeit. Leopold sollte gleich seinen Dienst kündigen und Hannele schon auf den nächsten Donnerstag beim. Pfarrer in Gbadenzell den Handschlag ansagen. Länger als eine Stunde saßen sie noch in traulichem

Ge spräch beisammen, dann gingen sie in die Kirche, knieten nebeneinander vor dem Gnadenbilde nie der und beteten mit tiefer Inbrunst, eines für das andere. Hieraus begleitete Leopold das Mäd chen vor's Dorf und sie trennten sich nach einem herzlichen Abschiede. Das Hannele tvanderte tal- auswärts, Leopold durchs Tal hinunter. Noch hatte der Bursche keine fünfhundert Schritte zu rückgelegt, da befiel ihn eine heftige Sorge. Wie leicht konnte dem Hannele ettvas zustoßen! Es hatte bis Gladenzell

einen vierstündigen Weg und die Straße war zum Teil recht einsam, bei nahe unheimlich. Oesters waren auf dieser Strecke schon Ueberfälle und Untaten vorgekom men. Ohne sich lange zu besinnen, kehrte Leopold um und eilte dem Hannele nach. Als er desselben ansichtig wurde, ging er langsamer, aber er folgte unentwegt in einem solchen Abstand, daß er das Mädchen nie aus dem Auge verlor, aber von ihm nicht gesehen oder erkannt wurde. Wie er so hin ter dem Mädchen herwanderte und immerfort des sen Gestalt betrachtete

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Page 5 of 24
Date: 27.09.1916
Physical description: 24
die Obrigkeiten zu sehen, daß das Gemeinwesen keine Einbuße er leide'. Eine Erzählung von Reimmi ch l. (Nachdruck verboten.) In Freundsberg unterbrach das Hannele die Neise und begab sich zum Gericht, um den Leopold auszusuchen. Zu seinem Schrecken erfuhr es dort, daß der Mann am Tage vorher mit dem Tischler und dem Uhrenmacher zum Landesgericht nach Landstadt überführt worden sei. Nun wollte das Hannele gleich wieder umkehren und zum Gatten nach Landstaot fahren; aber der Nichter erklärte mit Bestimmtheit

, der Weg sei umsonst, vor der Verhandlung werde kein Besuch zugelassen. Co blieb dem Hannele nichs übrig, als nach Hause zu gehen. Weinend kam es am Abend zum Schul meister in Gladenzell. Dieser empfing es mit väterlicher Teilnahme, sprach seine Freude über die glückliche Heilung aus und suchte es auf alle Weise Zu trösten. „Schall, Hannele,' sagte er, „das Unglück ist nicht so groß. Allerdings hat sich Leopold eine Gesetzwidrigkeit zuschulden kämmen lassen und sich in gewaltsamer Art Selbsthilfe

einfachen Arrest hinaus. Mich wundert nur, daß Leopold und die andern Avei eingezogen wurden und daß sie Har vors Landesgericht sollen. Jedenfalls plant man eine .scharfe Untersuchung, um all^Teilnehmer heraus- Zubringen. Anhaben wird man ihnen nicht viel können, aber in Schrecken setzen will man sie. Vielleicht kommt es gar nicht zu einer Gerichtsver handlung und wird die kleine Strafe von der Bezirkshauptmannschaft diktiert.' „Es ist schon genug, wenn der Leopold nur ein paar Tage, eingesperrt

nicht gewesen sein. Uebrigens hat Leopold schon mehr ausgehalten als eine bittere Rede. Darüber regt sich der starke Mann nicht auf.' „Wohl, Wohl, tvohl, es hat ihn tief gekränkt, so viel merk' ich schon aus seinem Briefe. Und jetzt meint er gar, ich schäme mich mit ihm, wenn er ein Sträfling wird, und er sei mir M Mann zu wider. Wenn er g'rad' wüßt?, wie mir ums Herz ist, und wenn ich ihm g'rad' sagen konnte, wie ich meine Rede von damals bereue, wie ich mich nach ihm sehne!' „Hannele, reg' dich nicht so bitter anf

, damit sich dein Zustand nicht verschlimmere. Mußt schauen, daß dn ganz gesund und hergestellt bist, wenn Leo pold zurückkommt. Tann hat er die größte Freude. Ich fahre in ein paar Tagen nach Landstadt wegen des Weiderechtsprozesses; da werde ich mir alle Mühe geben, auch zum Leopold zu kommen, und werde ihm-mitteilen, was dn mir gesagt hast. Kannst dich Verlasien, daß ich ihm alle Zweifel und Aengsten erleichtere. Vielleicht bringe ich ihn gar mit nach Hause.' „Lehrer, Lehrer, wenn Ihr das imstande seid

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Page 4 of 16
Date: 21.06.1916
Physical description: 16
Seite 4. Nr. 2d. „Tiroler Vol?Svote.' Mittwoch, den 21. Juni 1S16. Am Llbend, als Leopold den Vater allein in der Stube wußte, trat er zu ihm hinein und bat ihn demütig, zerknirscht, beinahe in kindlicher Innig keit und Vei^eihung. Der Alte blickte finster vor sich hin. Da Leopold nicht nachließ, um ein güti ges Wort Au stehen, sagte er endlich kalt: . „Wenn du schon deine Hand gegen den eigenen Vater erhebst, ist niemand mehr sicher vor dir.' „Es ist rein nur im jähen Zorn geschehen

, während Leopold, der ältere, nur mit einem zugestutzten Pflichtteil bedacht wurde. Das Testament blieb vorläufig ein Geheimnis; einzig die Gattin des Bauers wußte darum. ' ' / V. ' In der nächsten Zeit änderte sich das Verhält nis Leopolds zu seinen: Vater insofern, als der ' Alte den Sohn nicht mehr grob anfuhr und aus schalt, sondern immer ettvas Eisigkaltes, Abwei sendes gegen ihn hervorkehrte. Wie sckMer der Bursche darunter litt, merkte am besten des Nach bars Hannele. Es schaute ihn oft mitleidig

an und sagte weich: „Bist ein Häuter, Leopold; wenn ich dir grad helfen könnte!' Dem Burschen wurde immer ganz heiß in der Brust, wenn das Mädchen so liebevoll mit ihm tat, und er war öfters nahe daran, dem Hannele zu erklären, wie gern, er es habe und wie es ihn mit seiner warmen Liebe glücklich mache. Doch jedesmal erschrak er wieder vor dem Wort und sprach es nicht aus. Konnw das Hannele ihn, den schwarzen, fleckigen Esau, lieben? Nein, nein. Was das Mädchen ihm zeigte, war Mitleid, reines Mitleid

.' Der Leopold wurde glührot; da er Zugleich sah, wie das Hannele schamübergossen und hilfesuchend dastand, trat er zornglühend auf den Knecht zu und faßte ihn grimmig an der Brust, .indem er schrie: ... „Ueber mich kannst spotten, aber das Hannele laßt mir in Nuh', .sonst wirf ich dich zur Tür hin aus wie einen Lausepack!' „Es wird doch kein Spott sein, daß ich dir zum Heiraten rat'', zeterte der Knecht; „es ist keine Schande, wenn zwei junge Leute einander hei raten.' ' „Ich heirate überhaupt

nicht, und !ras das ! Hannele tut, geht dich einen Pfifferling an,' grollte der Waldebnersohn, dann, rannte er zur- Tür hinaus. . Das Hannele schaute' ihm betroffen, fast er schrocken nach. Von. diesem Tage an war es zu rückhaltender gegen den Burschen, doch erzeigte es ihm immer viel Güte und Freundlichkeit. Je mehr Leopold sein Gefühl für die Nachbars tochter zu verbergen strebte, desto mächtiger wuchs es empor und schließlich nahm es sein ganzes Herz ein. Leopold suchte seiner Liebe dadurch genug zu tun

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Page 5 of 16
Date: 03.05.1916
Physical description: 16
Mlrnvocy, den 3. Mai Ivl^. troler Vo! kSbote.' Nr. 13. Selb! 5. Gesellschaft. Da stürzte Plötzlich der Leopold wie ein Tiger aus dem Ofenwinkel hervor und schlug den Staffier Bub mit einem Fausthieb zu Boden. Einige andere Burschen versuchten, den Ergrimm ten abzuwehren; er verprügelte auch diese und schrie: „So ein Lumpenspiel duld' ich nicht in unserem Hause. Wer sich nicht anständig aufführt, der soll gehen. Da, da hat der Zimmermann das Loch ge lassen.' „Was, ausschaffen tust uns! — Jagen

will er uns! — Das brauchen wir uns nicht gefallen zu lassen. — Er darf uns nicht schlecht machen!' rie fen viele Stimmen durcheinander. „Ich mach' euch nicht schlechter, als ihr ehedem seid, Bande übereinander!' schimpfte der Leopold, „und jetzt Packt ihr euch fort, alle, wie ihr da seid! Ich will sehen, wer Herr im Hause ist.' „Dableiben, dableiben!' schrie, bebend vor Zorn, der Friedrich hinterm Tisch; „Herr im Hause ist er nicht. Er ist bloß der Esau und hat «weniger zu schaffen als der mindeste Knecht.' Eine dunkle

Röte schoß dem Leopold ins Gesicht. Er stieß mit seinen ^nervigen Armen die Burschen zur Seite und drängte auf den Tisch zu. ' „Pold, Pold,' janrmerte das Waldgartner Han nele, „Du bist zornig, Du bist ganz von Besin nung. Denk', es ist Dein Bruder, tu' ihm Nichts zu Leide!' Er schüttelte das Mädchen grimmig ab und hob schon seine wuchtige Pranke gegen Friedrich. Die ser erblaßte jäh und duckte sich zitternd unter den Tisch. Da ergriff Leopold die Zither, warf sie zu. Boden und trampelte

es eine fürchter liche Auseinandersetzung mit dem Vater. Die ' Bäuerin und der jüngere Sohn hatten dem Alten nHen Hergang der Dinge fälschlich und im ungün- liMigsten Sinne für Leopold dargestellt. Dieser ver buchte umsonst, den Vater aufzuklären. Alle ' !Grstnde, welche sein Tun entschuldigen könnten. Warf der Alte über den Zaun, ja, er hörte gar jnicht auf den Sohn. Schließlich war Leopold ganz jstill, biß die Zähne übereinander und ließ die hef tigsten Scheltworte und Drohungen des Vaters ruhig

über sich ergehen. ! Am nächsten Sonntag ging der Waldebner in die Stadt und brachte seinem jüngeren Sohne eine ^neue, außerordentlich prächtige Zither nach Hause. ^ sEr überhäufte den Jüngeren noch stärker mit sei- !Nen Gunstbezeugungen, während er gegen den Wei teren H schroffer und kälter wurde. Infolgedessen steigerte sich die Spannung zwischen den beiden Brüdern von Tag zu Tag. Leopold redete mit den ^Hausgenossen fast nichts mehr. Bei der Arbeit war ler eifriger denn je; aber nach dem Essen

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Page 5 of 18
Date: 10.05.1916
Physical description: 18
uns mit Deinem Rat beistehen.'. „Vetter, lassen wir die Geschichte. Es . hat ja keine Eile und wir können ein . andermal darüber -reden,' wehrte der Leopold, dem es peinlich, war, jdie Angelegenheit vor einem Fremden zu erörtern. „Der Christ! ist mein bester Freund und außer dem der gescheiteste Kopf im ganzen Landgericht; ^vor ihm Hab' ich kein Geheimnis,' bestand der ^Tischler. „Kannst froh sein, wenn er Dir einen 'Rat gibt. Was er sagt, hat Fundament, es gilt ^gleichviel, als ob Salomon gesprochen hätte

wie ein Buch, Wes, was er sagt, ist grundwahr. Sie wollen Dich Wnausspecken und haben Dich schon halb draußen. jWarum läßt denn der Alte den schlanken Fried lich, den abgeleckten, Landwirtschast studieren?' . »Die Mutter sagt, das geschehe, weil er der Jün gere sei; er müsse etwas lernen, daß er später -leichter durch die Welt Kimme,' erklärte Leopold, f «Quitsch, quatsch, das sind faule Rüben. Der Schmied steckt seinen Buben nicht in eine Kunst» schmiede, damit er spater die Schneiderei betreiben

fliegen läßt, leihst ab und zu von einem Nachbar oder Freund einen Sechser und kaufst Dir im Wirtshaus ein Stück Brot. So sammelst Du glühende Kohlen, das heißt Dinge, welche brennen, auf das Haupt Dei ner Angehörigen und in einem halben Jahr ist die ganze Gemeinde auf Deiner Seite. Dann werden sie Deinem Alten schon einheizen, daß er ganz warm und weich . . „Jetzt Hab' ich genug, mehr als genug,' fuhr ihm der Leopold grimmig in die Rede, „und will nichts mehr hören. Für solch ein Lumpen- und Lügen

. — Jetzt wird es aber höchste Zeit, den Rößlwirt aufzusuchen, weil das Wirtshaus nicht zu uns kommt. Das ist der Unterschied zwischen Menschen und Häusern, daß die Menschen Füße haben, die Häuser aber keine. Verstehst Du?' Der Tischler nickte anerkennenden Beifall, dann gingen sie mitsammen über die Straße. Unterdessen war der Leopold in Has Lehrerhaus - eingetreten. Der alte Schulmeister saß an seinem Harmonium neben der großen Weihnachtskrippe, die sast den halben Raum der Stube einnahm, blickte schwärmerisch

auf einzelne Krippenszenen und spielte leise auf dem Instrument. Als er des Waldebnersohnes, seines ehemaligen Schülers, an sichtig, wurde und dessen Aufregung bemerkte, huschte etwas Warmes, Teilnehmendes über seine edlen Züge. Er stand auf, reichte dem Burschen die Hand und sagte: „Gott willkommen, Leopold. Es freut mich, daß .Du wieder einmal zu mir her findest. Hast etwas Besonderes?' i Der Waldebnersohn erzählte kurz die unwürdige Behandlung, die ihm zu Hause widerfahre, und eröffnete auch seinen Plan

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Page 5 of 24
Date: 04.10.1916
Physical description: 24
. 5 , Gsau und Äakob. Eine Erzählnng von N e i m michl. (Nachdruck verboten.) Unter solchen Verhältnissen ivar nicht daran zu denken, daß Leopold zum Begräbnis seines Va ters nach Hause kommen dürfe. Der Schulmei ster unternahm auch gar keinen Versuch, ihm eine Entlasstmg aus der Hast zu erwirken, wohl aber schrieb er ihm einen herzlichen Brief, worin er in rücksichtsvoller Weise den Tod des Vaters berichtete. Beim Begräbnis des Waldebners ging es hoch her. Nicht nur ganz Gladenzell war auf den Beinen

konnte. > ' < , V ' - X I. Zehn Tage nach dem Begräbnisse des Waldeb ners fand beim Landesgerichte in Lan^tadt die Verhandlung gegen Leopold, den Tische Jörg und den Uhrenmacher statt. Von Gladenzell waren außer dem Vorsteher und dem ersten Ge meinderat nur Friedrich, der junge Waldebner, der Schulmeister und zwei Nachbarn des Uhren machers erschienen. Außerdem hatte man drei welsche Arbeiter vorgeladen, die beim Fällen des Holzes beteiligt gewesen waren. Unter den drei Angeklagten schien Leopold

am stärksten herge nommen zu sein. Er war ganz bleich, und sein Gesicht nahm sich im Rahmen des wuchernden Vollbartes erschreckend mager aus. Der Tisch ler Jörg maß die Anwesenden mit einem kecken, höhllisch lächelnden Blicke, während der Uhrell macher, halb ängstlich, halb zornig herumtrip- pclte. Beim Verhör kam Leopold zuerst an die ' Reihe. Er gab auf alle Fragen rasche, bestimmte Antworten und erklärte, ohne Austrag, ja, ohne Wissen seiner Frau und ihres Bevollmächtigten, des Lehrers, gehandelt

Zorn ergriffen ge wesen, daß er seiner Sinne nicht mehr mächtig war. Diese Aussage bestätigten im ganzen und großen der Vorsteher und der erste Gemeinde- rat, die heute den» Angeklagten eher zum Nutzen als zum Schaden redeten. Auf die Frage, wer ihm beim Holzschlagen geHolsen habe, schüttelte Leopold unmutig das Haupt und sägte: Für so niederträchtig darf mich das Gericht nicht anschauen, daß ich diejenigen, die gut mit mir gewesen sind und mir einen großen Dienst erwiesen habe, verrate

. Ich habe die ganze Ver antwortung übernommen und will für alle die. Strase tragen.' Die ehrliche, gerade Art, mit der Leopold sprach, schien auf die Richter einen günstigen Ein druck zu «lachen, ihre Blicke waren nicht streng, sondern bekundeten eine gewisse Achtung für den jungen Mann. Nach Leopold kam der Tischler Jörg an die Reihe und er erklärte gleich auf die erste Frage: „Ja, ja, ick) hab's scholl hundertmal gesagt, das; ich dabei gewesen bin, und ich Hab' auch redlich das Meinige getan, um möglichst

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Page 4 of 16
Date: 31.05.1916
Physical description: 16
denn du herunten?' ^ «Bist in die Ueberschwemmung hineingekom men?' ' «Hat dich das Wasser nicht mitgerissen? Oder warst du hintendrein?' — So schwirrten jetzt die Rufe durcheinander. . ? «Laßt mich, laßt mich,' keuchte Leopold, «ich habe nicht Zeit, mit euch zu reden. Ich muß schnell in den Pfarrwidum hinunter und einen Geist lichen holen; der Waldgartner ist zum Sterben.' ^ «Bist ja selber halb tot', sagte der Tischler, „geh in die Wirtsstube und' trink einen Wein. Den Kooperator will i ch rufen. Du vermagst

. — Ich werde mich beeilen.' Leopold ging ins Lehrerhaus hinüber, wo alle aufgestanden waren. Soeben trat der Mesner knecht durch die Tür heraus und hinter ihm er schienen die zwei Schulmeistersleute. Als die alte Frau den Leopold erblickte, rief sie: . „Um Gotteschristiwillen, was ist denn dir ge schehen? Bist in eine Schneerutsche gekommen?' „Eine Schneerutsche wär' leicht,' entgegnete der Bursche; „ich bin von der Waldeben her immer durch den Bach herausgegangen, weil sonst nicht fortzukommen

war.' Da sich die Körperhitze abgekühlt hätte, zitterte er vor Kälte und klapperte mit den Zähnen. „Heiland der Welt, das ist schrecklich! Geh' her ein und wärm' dich' ein bißchen; ich mach' dir einen heißen Tee', drängte die Frau. „Nein, nein, ich darf euch nicht die saubere Stube verschandeln. Wo 'ich hintret', wird ein See. Auch Hab' ich keine Zeit; wir müssen schnell in die Wäldeben hinauf.' „Leopold, so kannst Nicht gehen, du ziehst dir eine Krankheit zu,' warnte oer Schulmeister; „komm herein und leg' ein trockenes

stiegen sie in das Bachbett und arbeiteten sich mühsam am Ranft empor. Voraus ging Leopold, hinter ihm der Tischler Jörg. mit einer Fackel, dann der Kooperator mit dem Allerheiligsten, und ihm folg ten die drei Knechte mit einer Laterne und mit Schaufeln. Die SHvierigkeiten des Anstieges wuchsen von Minute zu Minute. Zwar kletterte der junge Geistliche mutig und tapfer voran, doch an einzelnen Stellen kam er nicht allein weiter. Er mußte sich von den Männern über eine Fels stufe hinaufheben

oder vom Leopold über einen Wässertümpel tragen oder sonst helfen lassen. Am schlimmsten wurde der Gang vom Lärchenkreuz durch die Ebene hineilt, wo das Bachbett sich ver engte und den Männern das Wasser -bis über die Knie stieg. Nirgends war von ein/?m Fußstapfen die geringste Spur; links und rechts hockte der Schnee in den Bach herunter, einigemal bedurfte es der höchsten Anstrengung, um durch den meter hohen, zähen, eiskalten Brei durchzudringen. Dem Tischler und den Knechten wollte öfters der Mut entsinken

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Page 6 of 16
Date: 13.09.1916
Physical description: 16
der Vorsteher mit dem ersten Gemeinderat von der rechten Seite her gegen die kahl geschlagene Wald fläche. Die beiden Männer trafen mit Leopold, der am äußersten rechten Eck, etwas abseits von den anderen schanzte, zusammen. „Was, tvas, was geschieht denn hier? Wer^ wer sind die verwegenen Leute?' pustete der Vorsteher, ein kurzes, dickes Männlein; ^im Namen des Ge-» setzes befehle ich, haß die Arbeit sogleich ein EM nimmt.' . „Und im Namen des Gesetzes befehle ich, daß ihr uns in Ruhe laßt

und nicht so nahe heran kommt,' ergrimmte Leopold; „wenn ihr unter einen fallenden Baum geratet, will ich keine Schuld haben.'' „Wer gibt dir ein Recht, da Holz zu schlagen?^ Weißt du nicht, daß es strenge verboten ist?^ herrschte der Vorsteher. ! „Verboten hin, verboten her/ trotzte Leo pold ; „wenn man bei der Gemeinde kein Recht fin det, muß man es sich selber nehmen.' „Es ist eine Schmach, was hier getrieben wird/' siel der Gemeinderat ein; „alter und junger Walo muß darauf gehen, kein Stämmlein bleibt

stehen, und es gibt die reinste Wüstenei'. „Ja freilich gibt es eine Wüstenei,' grollte! Leopold, „aber ich kann nicht helfen. Hätte die- Gemeinde uns nicht bei der Bezirkshauptmann schaft verhetzt und die Bewilligung des Gesuches, nicht hintertrieben, dann hätte man einen regel rechten Holzschlag durchführen, die reifsten Bäume aussuchen und mit Schonung niederlegen können. Dann wäre dem Wald nichts geschehen und wir hätten unfern Nutzen gehabt. Nur die Gemeinde hat uns zu dieser Schandarbeit

gezwungen.' ' „Ich kann den Frevel nicht weiter dulden. Im Namen des Gesetzes befehle ich dir noch einmal, daß du uns deine Hacke übergibst,' rief, der Vor steher und griff mit beiden Händen nach der Axt, die Leopold in seiner Rechten hielt. Das Männlein zerrte an dein Artstiel und wollte dem jungen, kräftigen Manne das Werkzeug ent reißen. Da kochte in Leopold der sinnlose, wilde Zorn aus; er machte einen so heftigen Ruck, daß das Männlein wie ein Ball zur Seite flog und ein paar Klafter am Hang

beisammen haben,, und der Walö< gartnerhof steht wieder fest.' ^ „Ja, der Hof. ist gerettet,' murmelte. Leopold'; t,aber jeßt kommt's auf einen Fleck mehr oder we niger nicht mehr an. Schlagen wir noch , ein paar Dutzend Stamme nieder, dann kriegt das Hannels ein Geld darüber hin. Wird's gut brauckM können/' ' ' ,. > „Und d u, Pold, Kannst's auch brauchen/ : »Ich sehe von dem Waldgeld nichts mchr, keinen Kreuzer seh'ich davon.' „Warum denn? Wieso denn?' »Frag'mich nicht, wirst schon darauskommen

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Page 6 of 16
Date: 26.04.1916
Physical description: 16
. Zu Hause traf der Leopold finstere Gesichter. Die Kunde von dem Naufhandel war schon in die Waldsben heraufgedrungen und alle Schuld wurde dem Leopold zugeschrieben. In Gegenwart des Hausgesindes kanzelte ihn der Vater so grob und rücksichtslos herunter, als ob er einen Schulbuben vor sich hätte; kein gutes Haar ließ er an ihm. Der Sohn knirschte mit den Zähnen, aber er sagte kein Wort und zog sich bald in seine Schlafkammer zu rück. In der nächsten Zeit ging eine merkwürdige Veränderung

mit dem Leopold vor sich. Er war nicht mehr so düster und wortkarg, sondern redete mehr, tat freundlicher mit den Dienstboten und schaute munterer drein. Seine Zornesausbrüche wurden seltener, und oft wenn das Zornfeuer jäh aufflammte, sank es Plötzlich wie mit einem Schlag. Ein Zucken glitt über sein blasses Ge sicht und sast unnatürlich schien die Ruhe, zu der er sich zwang. In das Waldgartnerhaus ging er fast jeden Tag; bald hatte er etwas zu holen, bald etwas zu fragen, bald wieder einen Dienst anzu

Blume. Der Leopold mußte immer auf das festlich geschmückte Mädchen Hinschauen, der Kranz in seinen Haaren dünkte ihn wie ein Heiligenschein. Dabei vergaß er das Beten nicht; aber sein Gebet bezog sich nur auf das Hannele, daß der Herrgott es beschütze und segne. Bald merkte der Waldebnersohn, daß seine Gefühle für des Nachbars Töchterlein andere waren, als sie zwischen Kindern oder zwischen Geschwistern statt haben und er erschrak förmlich. Durfte er feine Erwartungen höher stellen? Nein, nein

immer so bliebe. Auch das Mädchen gab ihm keinen Anlaß zu heißeren Gefühlen, sein Benehmen war immer gleich, es tat freundlich und hilfsbereit, aber nie mals schmeichelnd oder zärtlich. Der Leopold ging jetzt an Sonntagnachmit tagen nie mehr auf die Kegelstatt oder in die Ge sellschaft der Burschen, sondern eilte nach dem Gottesdienste immer gleich nach Hause. Dort zog er ein schlechteres Gewand an und stieg in den Vanntvald hinaus, legte sich droben unter einen uralten Vaumriesen in das Moos

sich tiefer herab, auf jedem Vorsprung hockte, gleich einem Schwalbennest, ein Häuschen mit weißumrahm ten Flimmersensterchen, aus dem roten, gelben Taldunst stach da und dort die Spitze eines Kirch turmes. Wenn der Leopold so mitten in der Wald« und Bergherrlichkeit drinnen lag, kam ein eigenartiger Friede, ein stilles Entzücken über ihn, der Wald wurde ihm förmlich zur Heimat und er liebte jeden Baum wie einen Hausgenos sen. Oft blieb er bis spät in den Abend auf sei nem Ausguck sitzen

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