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Tiroler Volksbote
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Page 8 of 16
Date: 15.11.1916
Physical description: 16
... ich werde sterben...' „Was nicht noch? Schau, ich wett' mit dir um's Königreich Rumä nien und noch ein Trumm Rußland dazu, wenn mir's der Kaiser schenkt!' „Also brauch' ich nicht zu sterben?... Hör' aber, Feldpater,... meine Frau hat mit einer reichen Dame Streit gehabt und ist vor Gericht gekommen...' „Na und nacher?' „Sie ist von aller Schuld frei gespro chen worden!' „Ja also! was weinst du denn da zu?!' „Du weißt noch nicht alles. Feldpater... D a s arm e W e i b wi rd m i r n är r i s ch u n d ich muß

l, alt doch sterben...' „Geh, Fritzl, lieber Bruder, ich versteh dich heut rein nicht!' „Die Dame hat nach ihrer Verurteilung meiner Frau zugeschrien: „Ihr M an n solI l eb e nd e r n i ch t m ehr heimkommen!' . . . Jetzt weißt alles. . .' Der Mann sank in die Polster zurück. Ta begriff ich die Tränen des Helden und es kostete mich einige Worte, seine Seele zu beruhigen, es gelang Mir auch, er hatte ein Herz voll guten „Tiroler Vsl?Sbste.' Glaub e n. Dann haben wir sogleich seiner Frau

. .. lese . . . und wenn du glaubst, schicke ich ihn nicht ab.' Ich las nun den «Rache-Brief', er lautete wie folgt: Hochgeborene Frau! / . Indem ich Sie auf das freundliche grüße, erlaube ich mir, Ihnen'sehr geehrte Frau, einige Zeilen zu schreiben. Ich fürchte Wohl, daß Sie den Augen blick, wo Sie die Unterschrift lesen, das andere nicht mehr lesen werden. Aber ich wage es doch, weil man nie weiß, wie der Mensch denkt und mir eben'dadurch die Möglichkeit gegeben wird, von Ihnen doch gehört

zu werden. Wohlgeborene Frau werden es begreifen, daß ich meiner Frau, die mir am Traualt ar Liebe, Wahr heit u n d T r e u e v o r Gottes Angesicht und in Geg e n w a r t d e s.P riesters und zwe-ier Zeugen geschworen hat, un-. bedingtes Vertrauen schenke. Nun? schrieb meine Frau, daß es leider zwischen Ihnen und ihr einen ungleichen Auftritt gegeben hat, welchen ich und nochmehr meine Frau bedauert. Sie find dreifache Hausbesitzerin meine Frau ein armes Arbeiterweib, ihr Mann steht im Felde

. Da es mich von Ihnen sehr befremdet, weil ich weiß, daß Sie sehr religiös erzogen worden sind, so muß ich fragen: „Halten Sie es nicht für Sünde, eine Unschuldige vor die Nichter zu schleppen?' Der Gerichtshof hat meine Frau sreigesprochn und Sie zur Zahlung verurteilt. Damit wäre die Sache Wohl beigelegt gewesen — aber, wohlgeborene Frau, warum haben Sie dann noch das Hetz meiner Frau verwundet, wie es kein Todfeind teuflischer tun kann? Und mir armen Mann, der doch ganz unbeteiligt am ganzen Vorfall war — mir wünschten

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Tiroler Volksbote
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Page 4 of 20
Date: 18.11.1910
Physical description: 20
: Seite 4 „Tiroler »Ja, ja, leider kennt man mich i^ jeder Verkleidung,' sagte er herab lassend; ^»aber wer ist penn nachher die gnädige Frau. wenn. tch< fragen darf?' . ' . - ^ - „Ich bin die Frau Kommerzienrat Kohn aus Wien; komme von Ita lien heraus und fahre heute bis Innsbruck, wo mich mein Mann erwartet.' „Ah, von Wien? Das freut mich)' tat der Kaspar groß, »bin auch oft in Wien,-Hab' die Wiener gern; soll nächste Woche wieder ?hinunter, der Kaiser hat mich eingeladen zu einer Jagd

auf ihrem Antlitz und eine leise ^ Hoffnung schwellte ihr Herz. Ueber eine Weile nahm der Kaspar seinen! schmierigen Rucksack vom Gepäcksrahmen herunter und. holte ein noch schmutzigeres Papier aus demselben. »Muß mich ein bißl reformieren.' redete er nobel, „Hab' einen Hun ger tvie ein Wolf, und Essen und Trinken' haltet Leib und Seele Zusammen.' ? ^ Mit diesen Worten brachte er einen ranzigen Speck zum Vorschein, schnitt große Stücke herunter und verzehrte sie mit Schwarzbrot. Tie Frau Kommerzienrat riß

bei diesem Anblick die Augen weit auf und schaute dem Kaspar groß zu. Dieser glaubte aber, es gelüste der Frau nach seinem Imbiß und sofort lud er ein: „Will die gnädige Frau vielleicht ein bißl mithalten? Ist ' echter Bauernspeck — vorzüglich!' - Ter Dame grauste schon beim bloßen Anschauen; aber einen Korb geben durfte sie dem Prinzen nicht. — Nein, das wäre unhöflich und die Aussicht auf den Orden würde in Nichts zerfließen. So nahm sie ein Stück chen Speck und preßte es zwischen die Zähne. O jemine

? 0 je! Das schmeckte wie Lebertran!, wie Unschlitt -- mit höchster Mühe drückte sie den Bissen hinunter. Aber sie mußte auch Schwarzbrot nehmen und der Kaspar drängte noch stärker: . . ^Nur wacker zugreifen, gnädige Frau! --- Nur nicht schmieren, wenn's schmeckt und nicht zu schlecht ist!' ^ . Auf diese Anmutung hin mußte die Frau noch einmal nehmen, obwohl ^hr der erste Bissen fast den Magen umkehrte. Tann sagte sie aber: - ^Jch danke bestens, Hoheit ich will Sie nicht berauben.'^ ^ „Von Berauben ist keine Idee

,' erwiderte der Kaspar, „ich.habe schon noch Sachen bei mir, gute Sachen. — wir haben beide genug.' Damit löste er wieder ein schmieriges Papier und schälte einen Ballen Ziegenkäse heraus, der schon von weitem einen niederschlagenden Dust aus strömte.'Unwillkürlich hielt sich die Dame ihre Nase zu, zog die Hände aber rasch wieder zurück. Sie wollte keine UnHöflichkeit, beg^en und be leidigen durfte sie den Prinz schon gar nicht. Der aber drängte: / ^Versuchen Sie einmal, gnädige Frau

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Tiroler Volksbote
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Page 7 of 16
Date: 15.11.1900
Physical description: 16
Nr. 24. „Tiroler BolkSbote.' Seite 7. Geld .zurückgesandt, falls. sie die Adresse ihres Mannes gewusst hätte.— Es vergiengen noch ein paar Wochen, da erschien eines Tages eine gerichtliche Commission auf dem Lichtenbergerhose. — Die Frau erschrak heftig, sie musste sich an einem Stuhle halten, um nicht umzufallen. Die Commission entschuldigte sich in trockener Weise und begann die Zimmer einrichtung zu mustern. Die. Frau stürzte sich auf den Beamten, fasste krampfhaft dessen Arm und schrie

: „Um Himmelswillen, was ist denn geschehen?' Der Beamte, dem solche Auftritte keine Seltenheit waren, erwiderte kalt und geschäftsmäßig: „Wisst Ihr nicht, dass Euer Mann zahlungsunfähig ist? Er hat einen Wechsel auf fünftausend Gulden unter schrieben und kann ihn nicht einlösen. Der Gläubiger gewährt keinen Aufschub; auch die Waldbauern haben ein geklagt — macht so circa viertausend Gulden — und sammt der Wechselschuld neuntausend; — das Holz ist unter Sequester. — Es thut mir leid, Frau

, aber ich muss meines Amtes walten.' Er zog seine Acten aus der Tasche. Die Frau that einen grellen Schrei, dann riss sie das Kind aus seinem Bettchen, stürzte damit zur Thür hinaus und eilte hinüber zum Regenwanter. — Ueber eine Stunde erschien der Regen wanter vor der Commission und erklärte die Einrichtung im Familienzimmer: die seidenen Decken und Vorhänge, die Teppiche, die Pendeluhr, den großen Spiegel, die gold umrahmten Gemälde u. s. w., als Besitzthum der Frau. Es wurde ihm nach einigem Hin- und Herstreiten

überlassen. ^ Die Knechte des Regenwanters schafften alles fort. — Lichtenbergers Hofknecht aber führte die Commission durch Haus und Stall und sah mit Thränen im Auge, wie die schöne Habe des altehrwürdigen, stolzen Hofes Stück für Stück aufgeschrieben und abgeschätzt wurde. Frau Hedwig blieb im Regenwanterhause. — Anfangs hatte sie wahnsinnig getobt und gelärmt; als sie ihre Luxus gegenstände wieder vor sich schaute, war sie ruhiger geworden. Jetzt lag der alte trotzige Zug um ihre Lippen

. — Gegen Abend kam eine Nachricht aus Schönmatten, die man der Frau lange nicht mitzutheilen wagte. — Der Lichtenberger saß nämlich draußen im Städtchen in Untersuchungshaft. Weil er ohne Capital so große Holzankäufe gemacht, so hatte einer der Waldbauern gegen ihn die Betrugs anzeige erstattet. Daraufhin war der Lichtenberger eingezogen worden. Als der Regenwanter nach vielem Hemmreden endlich seiner Schwägerin diese Kunde mittheilte, machte dieselbe lange nicht den Eindruck auf die Frau

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Tiroler Volksbote
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Page 5 of 16
Date: 03.03.1907
Physical description: 16
, indem er sich mit dem Sacktnch das Blut von den zerkratzten Wangen wischte, und stapfte mißmutig.nach seiuer neuen Wohnung in der Karl straße. Dort erwartete ihn aber eiu neues und wo möglich noch schlimmeres Verhängnis. Frau Elsbeth daheim schwebte iu gelinder Verzweiflung. — Eine Stunde nach dem Weggang ihres Mannes erschien plötzlich der Metzgermeister mit seinem Büchlein. Schon unter der Türe sprudelte er: „Gnädige Frau, es ist uicht der Rede wert und tät' gar nicht pressieren; aber der Herr Professor hat gesagt

, daß gnädige Frau durchaus befehlen und wünschen, abzurechnen.' „Was, der Herr Professor ist bei Ihnen gewesen?' kreischte Frau Elsbeth. „Ja, gnädige Frau, und hat besohlen, ich soll rasch her kommen.' „O der verhagelte Spinnmeister!' entschlüpfte es der Frau. „Bitte, gnädige Frau, wenn ich uugelegeu komme, so kann...' „Nein, nein, dnrchaus nicht. — Bitte, geben Sie das Büchl.' Während Frau Elsbeth die Nechuung musterte und mit Grauen eine Schuld von 25 Gulden entdeckte, klopfte es wieder — und herein trat

der Bäcker. „Gnädige Frau haben Besuch und ich komm' vielleicht ungelegen,' näselte er; „aber gnädige Frau haben befohlen... Es ist nicht von Bedeutung uud wenn gnädige Frau wünschen, komm' ich später.' „Bitte, bitte — bleiben Sie hier,' tat die Gnädige freundlich, glühte aber innerlich vor Zorn und Scham. Und abermals klopfte cs. Im Nahmen der Tür erschien der Spezereihändler. „Ah, entschuldigen, gnädig' Frau,' stotterte ?r verlegen, „ich stör' vielleicht. — Gnädig' Frau haben Gesellschaft... Die Sach

' ist nicht von Wichtigkeit; nur weil gnädig'Frau be fohlen haben!... Ich kann aber leicht ein andermal vorsprechen.' Frau Elsbeth wußte vor Aufregung und Verwirrung nicht mehr, was sie tat, und ersuchte in ihrer Ratlosigkeit die drei Herren, Platz zu nehmen nnd ihr einstweilen, die Büchlein zn überlassen. Sie ging damit in das Hintere Zimmer uud über zeugte sich, daß der Bäcker sechs Gulden und der Cpezerei- händler zwanzig Gulden zu fordern hatten — in ihrer Kasse lagen aber keine zwei Gnlden mehr. — Alle heiligen

Nothelser! — Sie hastete von einem Kasten zum andern, riß Schubladen heraus uud schupfte sie hinein; endlich kam sie wieder, glührot im Gesicht, zu den drei Herren im Vorzimmer und sagte, am ganzen Leibe zitternd: . „Meine Herren, es tut mir sehr leid, aber ich kann ihnen leider nicht dienen ... Mein Mann hat in seiner Zerstreut heit den Kastenschlüssel eingesteckt, als er sortging, und das Hausgeld liegt im Kaste«.' „Aber, gnädig' Frau, es hat ja keine Bedentnng.' „Es ist mir sehr unlieb.' „Wir kommen

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Tiroler Volksbote
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Page 4 of 40
Date: 12.04.1912
Physical description: 40
, daß er nicht bloß zu allen Haus inwohnern „Du' sagte, sondern beinahe wie ein Vet ter vom Lande betrachtet und auch in die Familien geheimnisse eingeweiht wurde. Besonderes Vertrauen genoß er im Hause des Bäckermeisters Zeidl. Einstmals — es war in den ersten Tagen des April — kam der Hendl-Peter nachmittags, etwas ver? spätet, zum Bäckermeister. Es überraschte ihn, im La den nicht, wie gewöhnlich, die Frau Zeidl, sondern deren Schwägerin, die Frau Klatter, zu treffen, welche diesmal die Geschäfte besorgte

. „Ja, wo ist denn heute die Frau Zeidl?' forschte neugierig der Bote. «Die ist nach Rom gefahren,' erwiderte lustig Frau Klatter. Der Peter riß Mund und Augen schei- benweit auseinander, dann sprach er fast gekränkt: ..Nach Rom gefahren? Und hat mir kein Wörtl gesagt, daß ich ihr hätt' was auftragen können! Ist sie mit einem Pilgerzug?' ..Nein, ganz allein,' lachte Frau Klattex; sie ist auch schon wieder zurück und hat dem Meister Zeidl einen saggrischen Prinzen mitgebracht.' . ' „Ja, Was wär' denn d a s!' schrie

der Peter und riß Augen und Mund noch weiter auseinander; ^ , . jetzt versteh' ich erst — Ihr habt ein freudiges Ereignis im Haufe — und gar einen Buben! . . . Schau, wie falsch die Frau Zeidl ist — keine Silbe hat sie verlauten lassen —7; .aber freuen wt's mich doch. Ich werd' wohl hinauf dürfen, der Mutter Glück zu wün schen?' „Das wird nicht leicht gehen, Peter. Die Schwa gerin ist ziemlich schwach und der Doktor hat jeden Besuch strenge verboten.' „Aber den Prinzen möcht' ich doch anschauen

und ihm ein gutes Wörtl sagen — ich bin ein alter Haus freund.' „O ja, den Buben kannst schon sehen -— komm' nur mit.' Frau Klatter zog den Boten über die Stiege hin auf, öffnete ein.leeres Zimmer, wo sie ihn warten hieß und verschwand in einem Nebengemach. Ueber kurz erschien sie mit einem Polster, aus dem ein knolliges Büblein mit blonden Haaren und großen Augen ruhte. „Gott behüt's! Gott behüt's!' schrie der Peter entzückt, das ist ein herziges Kind! .... Bübl, ich wünsch' dir tausendfaches Glück im Himmel

und auf Erden — daß du stark und groß wirst und einmal grö ßere Gipfeln backst als dein Vater!' Dann fragte er neugierig: „Wie heißt denn der Prinz?' „Er ist noch nicht getaust,' erwiderte Frau Klat ter; „aber Paul soll er heißen.' „Paul! — Paul!' machte der Alte unzufrieden; „warum denn nicht Peter? St. Petrus ist doch der oberste unter den Aposteln — und der Peter kommt allemal vor dem Paul. . Frau Klatter lachte. Plötzlich schoß ihr ein über mütiger Gedanke durch das Hirn. Sie war eine lustige Frau

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Tiroler Volksbote
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Page 4 of 16
Date: 07.07.1907
Physical description: 16
Seile 4. „Tiroler Oolksbole.' Jahrg. XV im nächsten Augenblick schoß er wütend nach den Füßen der Frau Meisl, erwischte richtig das Kleid, verbiß sich darin und zerrte an demselben die Dame hin und her. Frau Meisl kreischte laut auf, dann ergriff sie einen Stock und schlug unbarmherzig auf den Schorl ein. Der Schorl mußte endlich erkennen, daß er der Schwächere sei, und lief heulend die Stiege hinunter, Frau Meisl den Stock in der Hand und wutschäumend hinter ihm her. Drunten auf der Straße

haben; wenden Sie sich nur an die Frau Meisl — mir scheint, sie kommt gerade.' In diesem Augenblicke fuhren der Schorl und hinter ihm Frau Meisl zur Türe heraus. Der Schorl rettete sich hinter den Gartenzaun und Frau Meisl warf ihm noch den Stecken nach. Da trat der Bartscherer vor und fragte: „Entschuldigen, gnädige Frau, gehört der Hund Ihnen?' „Mein? — Gott bewahre! — Ich tät' mich schön bedanken für so ein abscheuliches, gerupftes Rabenvieh ... Mein Schorl hat hübsche lange Haarlocken,' erwiderte

die Bezirksadjunkten witwe. „Es ist aber doch Ihr Schorl,' warf der Nant ein, „der Mann da hat ihn so hübsch geschoren.' „Und ich krieg' dafür achtzig Kreuzer!' schrie der Rasierer. Frau Meisl stand einen Augenblick wie versteinert, dann kreischte sie wie wahnsinnig: „Was? — Mein Schorl? — Es ist nicht möglich!' „Aberbitte, schauen Sie doch näher zu,' mahnte der Nant. „Sie sehen doch den.Auswuchs an der linken Vorderpfote — den hat nur Ihr Schorl und das eingeschrumpfte Ohrwaschel ebenfalls.' Nun fiel Frau Meisl

beinahe in Ohnmacht. „Mein armer Schorl! — Mein lieber, süßer Schorl!' jammerte sie. „So unmenschlich hat man dich mißhandelt und so erbärmlich verschandelt — und ich selbst Hab' dich geschlagen! — O die arge^ verkehrte Welt! Verzeih' mir, Schorl, komm' her da!' Der Schorl hinter dem Zaune aber bleckte noch immer die Zähne und grinste so gehässig, als ob er sagen wollte: „Da gibt's in Ewigkeit keine Verzeihung mehr, ich bin zu schwer beleidigt.' Nun geriet Frau Meisl vollends außer sich. Sie stürzte

auf den Bartscherer los und geiferte: „Sie Lump, Sie Fallott, Sie Dahergelaufener! — Sie haben meinen lieben Schorl so miserabel zugerichtet, daß ich ihn nicht mehr kenne ich kratz' Ihnen die Augen aus!' „Der Hund ist nunmehr viel schöner als früher,' erwiderte kalt der Rasierer; „so ein Hund muß im Sommer geschoren werden und ich krieg' dafür achtzig Kreuzer.' „Und ich bring' Sie ins Loch,' wütete Frau Meisl; „ich klag' Sie auf persönliche Mißhandlung, auf Körperverletzung, auf Gewalttat, auf versuchten Mord

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Tiroler Volksbote
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Page 8 of 16
Date: 13.12.1900
Physical description: 16
Seite 8. ^Tiroler Volksbote.' Nr; 26. „Aber es ist einmal zu viel, Herr!' „Lasst das, lasst das! . . , Ich habe solche goldene Dinger mehr als genug ... das Geld allein macht nicht glücklich.' Die Frau seufzte laut auf: „O mein Gott, wie ungleich!' Er schaute ihr ins Gesicht und fragte: „Ihr möchtet mit mir wohl tauschen? Nicht?' „Ich weiß nicht!' „Frau, ich sag' Euch noch einmal: das Geld macht allein nicht glücklich ... ich hab' Geld im Ueberfluss und kann mir doch kein Glück damit kaufen

.' Die Frau seufzte wieder. — Er fragte: „Seid Ihr vielleicht in Noth? Braucht Ihr vielleicht eine Hilfe?' Die Frau scharrte mit ihrem Fuß am Boden, sie schien sich eine Antwort zu überlegen; Plötzlich sagte sie: „Entschuldigt, ich muss zum Essen sehen . . . Noch einmal recht Vergelt's Gott! — Mariele, sag' Vergelt's Gott!' Das Mädchen dankte, und die beiden giengen ins Haus. In tiefem Nachdenken und doch in glücklicher Stimmung schritt der Lichtenberger ins Dorf hinunter. Auf dem Wege schien

er der armen Frau sämmtliche Gelder. Als Frau Hedwig die Kündigung erhielt, weinte sie lange; dann raffte sie sich auf, gieng zu ihren Freunden . und Bekannten und flehte sie an, ihr zu helfen. — Vier tausend Gulden hätte sie leicht bekommen auf die frei gewordenen Hypotheken;— mehr aber wollte ihr niemand leihen, weil der Güterwert in den letzten Jahren, so stark gesunken. Selbst bei ihrem Bruder, dem Velkhofer, und beim Regenwanter waren alle Bitten umsonst. — Man rieth der armen Frau, sie möge

sich an ihren Gläubiger, den Herrn Müller, selbst wenden. — Herr Müller habe ein weiches Herz und sei mit den Armen so gut — sie werde gewiss nicht umsonst bitten. Dieser Schritt kam Frau Hedwig überaus schwer an, und doch — sie musste ihn unternehmen. Sie stieg also an einem der folgenden Tage langsam zum Lichtenberg hin an. — Als sie vom Wald in die Felder hinaustrat, sah sie sich plötzlich dem Manne gegenüber, zu dem sie gehen wollte. Er saß nahe am Waldesrand auf einer Holzbank und schaute gedankenvoll hinüber

auf die glänzenden Ferner der Hoch alpen. Wie er die nahenden Schritte vernahm, blickte er zur Seite Und wurde glühroth; dann sprang er auf und gieng der Frau einige Schritte entgegen. „Grüß Gott!' sagte er etwas gekünstelt, „eine alte Bekanntschaft, die Frau Hochrainerin, wenn ich mich nicht täusche! — Es sreut mich sehr.' „Grüß Gott, Herr Müller!' hauchte die Frau. „Mit was kann ich denn dienen, Frau Nachbarin?' „Herr Müller, ich möcht' Euch mein Gut verkaufen.' „So, so verkaufen?' sagte der Mann gedehnt

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Tiroler Volksbote
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Page 11 of 16
Date: 16.03.1893
Physical description: 16
Nr. 7. „Tiroler Volksbote.' 5>eite Misshandlung der Frauen. Kein Jammer in der Welt ist so groß, wie der Jammer von Frauen und Kindern von Trinkern. Sie erzählen ihn aber selten, weil sie wohl wissen, dass ihnen dieses nichts helfen würde, ja wohl gar den Tod bringen könnte. Ich habe, schreibt Kolping, soviel vernommen, dass ich unmöglich alles wieder erzählen kann. Also nur einiges. Eine vornehme Frau hatte einen heimlichen Trinker zum Manne. Diese versicherte mir, sie könne die Nächte

nicht zählen, die sie, um ihres Lebens sicher zu sein, außer dem Hause und zur Winterszeit im Schnee zugebracht habe. Eine ebenfalls vornehme Frau zu B. be suchte eines Abends im Nachbarhause die kranke Mutter ihres Mannes. Als ihr Mann, der nie Branntwein trank, diesmal zufällig ein oder zwei Glas getrunken hatte und dadurch aufgeregt war, die Frau nicht zuhause fand, so kam er auf eifer süchtige Gedanken, wo die Frau wohl sein möge, und ftagte sie bei ihrer Ankunft auf eine so beleidi gende Weise, dass

sie darnach 25 Wochen krank lag und ihr Kind starb. Ein Trinker hatte es dahin gebracht, dass ihn niemand mehr in der Arbeit haben wollte, und dass nun die Frau mit ihrem Tagelohn nicht nur sich und ihre Kinder, sondern auch ihn er nähren und ihm auch noch täglich einen blanken Sechser für Branntwein geben musste. Zu diesem Silbersechser bettelte er so viel hinzu, dass er sich bis tief in die Nacht in den Schenken umher treiben konnte. Wenn die Frau abends um 8 Uhr müde von der Arbeit kam

, musste sie ihm die Hauptmahlzeit bereiten und diese bereit halten, bis er zwischen 10 und 11 Uhr betrunken heimkam. Gewöhnlich war ihm das Essen nicht gut genug, und dann wurde sie bunt und blau, zuweilen lebensgefährlich geschlagen. War das Essen gut und fühlte er sich behaglich, dann musste die 58jährige Frau mit ihren von Alter und Arbeit steif gewordenen Knochen vor ihm tanzen, bis er in seinen Lehnstuhl zurücksank und einschlief! Einst kam er nachhause und fand nichts auf dem Tische und die kranke Frau im Bette

in den letzten Zügen. Da ward er wüthend, schalt sie ein faules Thier, riss sie aus dem Bette und warf sie auf den Fußboden, wo sie ihren Geist aufgab. Wenn ein großer Bauer zu St. spät abends betrunken nachhause kam, so wetzte er vor den Augen seiner Frau ein großes Messer, drohte, dass er ihr in der Nacht den Hals damit ab schneiden wolle. Dann legte er sich zu Bette und das Messer unter sein Kopfkissen. Die Frau musste dann die ganze Nacht in Todesangst durchwachen oder durchträumen. Die Magd

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Tiroler Volksbote
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Page 2 of 16
Date: 31.05.1900
Physical description: 16
ist das Reich der Frau, wo sie ihre Residenz hat, wo sie schalten und walten soll; das Haus sei ihr liebster Aufenthalt; das Haus soll sie nur verlassen, wenn es nothwendig ist. Nun gibt es aber so manche Weiber, die keine Hausfrauen, sondern Ausfrauen sind. — Das Haus ist ihre Keuche. Sie hasten und hudern in der Küche und Kammer, damit sie die Hausschürze möglichst bald fortbringen und hinaus dürfen auf die Gasse, auf den Markt. Ueberall trifft man sie eher als zuhause. — Die Frau Räthin in der Stadt

z. B. rennt den ganzen Vormittag durch die Gassen, einen seidenen Beutel, nicht viel größer als eine Tabaksblatter, am Arm; sie muss einkaufen für den Mittagstisch. Beim Buch laden bleibt sie stehen, steckt einen Zwicker von Fensterglas auf die Nase und guckt, ob nicht irgendwo die neueste Modezeitung oder ein neuer Roman ausgelegt ist. Bei der Frau Metzgerin kehrt sie ein. Ueber die Portion Fleisch ist man bald einig. Aber die Dame nimmt das Fleisch nicht selber mit, es würde ja ihr sammtener

Tabaksbeutel damit beschmutzt. Das Dienstmädel wird schon kommen und die Sachen abholen. Die Frau Metzgerin gibt zur Portion Fleisch eine Doppelportion Stadlklatsch, und die Frau Räthin hilft das Ding klein auftheilen. — Sodann geht es zum Zuckerbäcker. Hier gibt sie abermals eine Anweisung für das Dienstmädel. Sie kann doch nicht selbst mit dem Gebäck durch die Stadt schreiten wie ein Grenadier mit seinem Brotsack! Die überzuckerte Frau Bäckerin weiß allerhand Legenden von der geizigen Frau Adjunct

und von der spitz- nasigen Frau Professor und von der dicken Frau Metzgerin, die dem Kaiser zweimal aus dem Land schaut. Die Frau Räthin setzt wiederihrenZwickerauf,damitsiejagutverstehe.Vom Zuckerladen kommt die Frau Räthin zur Modistin, um zu forschen, wie hoch der neue Kopfputz in der Auslage zu stehen komme. Von dort eilt sie zum Doctor der Thierheil kunde, um ihn über ihr Schoßhündchen zu consultieren, das nicht mehr sressen will. Beim Photograph und beim Haar künstler muss sie ebenfalls zukehren

, in der Maschinenhand lung hat sie etwas für ihr Fahrrad zu bestellen, in der Blumenhandlung hat sie auch zu thun, beim Zahndoctor muss sie ihre Zähne visitieren lassen, der Frau Richter muss sie zu ihrem Kleinsten gratulieren :c. ?c. — Kommt ihr Mann, der Herr Rath, von der Kanzlei nachhause und möchte gem zu Mittag speisen, so brennt im Herde noch kein Feuerlein, und die feine Dame schreit und wettert über das faule und liederliche Dienstmädel, das sein dummes Gesicht in jedes Schaufenster hineinstecke

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Page 13 of 16
Date: 10.07.1902
Physical description: 16
Nr. 14. „Tiroler Volksbote.' Seite 13. Frau steckten bereits in den Mauern. Gestern hatte ihm der Joch- berger vom Dorf ein altes Kapital im Betrag von tausend Gulden gekündigt, das innerhalb eines Monats zu zahlen war. Der Jörg befand sich in keiner neidenswerten Lage. Zwei Tage lang hatte er schon bei allen vermöglichen Nachbarn und Freunden herumgefragt und ein Darlehen von zweitausend Gulden aufzunehmen gesucht, war jedoch überall mit leeren Ausreden abgespeist worden. Die vorsichtigen

Bauern schauten überaus mißtrauisch auf den Neubau amFrauenbichl und hielten selbst tausend Gulden auf die alte Hypothek nicht mehr für sicher. Der Jörg dachte daran, ein Stück Fels zu verkaufen, allein diesen Gedanken mußte er aufgeben, wenn er sich nicht der Gefahr aussetzen wollte, die Leute vollends aufzuregen und auch die andern Gelder unruhig zu machen. — Der Jörg befand sich in einer verzweifelten Stimmung und nur Frau Zilla war es, die ihn durch ihr liebevolles Wesen und durch ihre feste

Zuversicht aufrecht erhielt. Frau Zilla hatte in ihrer Heimat einen alten Vetter, den Buchholzer Simon, der viele Jahre in Amerika gelebt hatte und einige Zeit vor ZillaS Heirat mit einem Vermögen von zweimalhunderttausend Gulden in seine Heimat zurückgekehrt war. Zu diesem Vetter wollte die Frau ihre Zuflucht nehmen; sie war ja ehemals das Herzblättchen des alten Simon gewesen und der Amerikaner hatte ihr keinen Wunsch versagt — bei ihrem Vetter hoffte sie unbedingt Hilfe zu finden. Die arme Frau

sollte sich aber in ihren Erwartungen täuschen. Als sie in ihrem Vater haus erschien, war der alte Simon außer sich vor Freude und hätschelte die Zilla beinahe wie ein Kind. Als die Frau aber mit ihrem Anliegen herausrückte, wurde der Amerikaner tiefernst und sagte: „LiebeS Kind, es tut mir herzlich leid, aber da kann ich nichts machen... für dich würd' ich alles hingeben, für deinen.Mann nichts... Dem Frauenbichler helfen, hieße das Geld in den Bach werfen... Zilla, ich kenn' mich ein wenig aus beim Geschäft und ich sag

' dir, der Frauenbichler muß zugrund' gehen.' Als die junge Frau anfing, bitterlich zu weinen, tröstete sie der Alte: „Sei still, Zilla! Brauchst keine Sorge zu haben; ich laß euch nicht verderben... ich werde schon helfen, wenn's einmal Zeit ist; noch ist'S nicht Zeit und jetzt wäre jeder Bankzettel ins Feuer geworfen... Da und deine Kinder sollen niemals Not leiden; ob sich für deinen Mann auch etwas tun läßt, wird man erst später sehen... Was dein Mann jetzt tut, das gefällt mir nicht... Ich kenn' die schlechte

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Tiroler Volksbote
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Page 12 of 16
Date: 13.11.1902
Physical description: 16
Seite 12. „Tiroler Volksbote.' Nr. 23. mitleidig-, „soviel ich weiß, bist du bei den zwei Fremden nicht gut angeschrieben ... und dann die Aufregung; Zilla, dn wirst davon wieder krank... wart' doch einmal, bis der Vetter Simon von seiner Wallfahrt zurück ist; der kann dir besser raten als ich.' „O Franz,' jammerte die Frau, „bis der Vetter zurück ist, dauert's lang ... von Einsiedeln her ist's weit und am End' hat er von dort aus noch eine Reise gemacht... ich erwart's rein nimmer; ich muß

und hab' ein bißchen Ge duld ... kommt Zeit, kommt Rat... auf dem Frauenbichl kann sich noch manches verändern Zu den sremden Herren hinauf gehst du nicht; es tät' dir nichts helfen und du müßtest nur Spott und Schande heimtragen.' „Ich will mir's überlegen,' sagte die Zilla traurig und ging in ihre Kammer. Am nächsten Tag wandelte die arme Frau traum verloren herum; am nächstfolgenden war sie Plötzlich ver schwunden. Sie hatte die Gefühle ihres Mutterherzens nicht mehr zu beschwichtigen vermocht und war trotz

durch den Waldweg hinter dem Haus vorbei hinüber gegen den Lärchenstand. — Sie hatte sich in ihrer Vermutung nicht getäuscht: die beiden Fremden saßen dort unter einem Baum und sprachen angelegentlich mit einander. Als die Frau näher kam und sich gegen die Herren wandte, blickten diese überrascht auf, ohne die Zilla zu erkennen. Erst wie Zilla den Mund anstat und sagte: „Grüß' Gott, Herren!' merkten sie, daß die Frauenbichlenn vor ihnen stehe. „Grüß' Euch Gott, Frau!' erwiderte der.Pastor ver legen

Doktor Sind Sie so gut und helfen Sie einer armen, unglücklichen Frau.' „Womit können wir Euch denn helfen? Wenn es in unseren Kräften steht, werden wir Euch mit Vergnügen zu Diensten sein,' sagte der Pastor höflich. „Sie wissen, daß sich mein Mann von mir geschieden hat,' sprach die Zilla; „auch die Kinder hat er von mir genommen .... es verzehrt mich aber eine Sehnsucht nach den Kindern, daß ich fast vergehe .... O seien Sie so gut und bitten Sie meinen Mann, daß er mir die Kinder gibt

.' „Aber, liebe Frau,' ließ sich der Pastor vernehmen, „warum geht Ihr denn nicht selbst zu Eurem Mann und trägt ihm die Bitte vor?' „Ich getrau' mich nicht und er ist zornig auf mich ... auch hat er mir sagen lassen, daß er auf meine Bitten nichts gibt.' . „Dann wird auch unsere Vermittlung nichts helfen.' „O wohl, wohl, gewiß .... er hält viel auf Sie.... wenn Sie nur ein Wörtlein sagen, dann tut er's.' „Frau, es ist schön, daß Ihr ein solches Vertrauen zu uns habt,' mischte sich jetzt der Advokat

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Tiroler Volksbote
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Page 12 of 20
Date: 29.08.1909
Physical description: 20
SM- lS. ^ „Dann Hab' ich eine schlimme Botschaft an Euch zu melden.' „Um Gotteswillen, was ist denn geschehen?' schrie die Frau laut auf, „ich bitte Euch, redet, Herr, redet!' „Euer Mann ist gefangen und soll morgen um diese Stunde erschossen werden.' Die Frau sank auf die Steinbank vor dem Hause nieder und herzbrechend klang ihr Jammerruf: „Jesus, Maria und Josef!' Dann sprang sie plötzlich auf, ergriff den Offizier am Arm und rief mit ängstlicher Stimme: „Was hat er denn getan

? Was hat er denn verbrochen? Ich sag' Euch, Herr, mein Mann ist unschuldig wie ein kleines Kind; er ist so lieb und gut!' „Er wurde als Spion ertappt und hatte wichtige Schriften bei sich.' Die Frau hielt die Schürze vors Gesicht und weinte laut: „So ist's denn wahr, ist's wirklich wahr, so früh .... so jung!' Dann heulte sie laut: „Und sterben!' Wieder ergriff sie den Arm des Offiziers, sah ihm ängstlich ins Gesicht und flehte innig: „Herr, sagt mir, ich bitt' Euch bei allen Heiligen, gibt's denn gar kein Mittel, gar

keines?' „Vielleicht gib's noch eines,' erwiderte der Offizier. „So sprecht, so redet,' schrie die Frau, „alles will ich tun, hinauskriech en will ich bis München zum König, wenn ich nur meinen Josl wieder bekomm'!' Könnt Ihr lesen? fragte der Offizier. Die Frau nickte. Da zog er ein Papier aus der Tasche und reichte es der Bäuerin. Es war ein Brief des Schühenmajors Speck bacher an den Kronenwirt in Hall. Der Brief handelte von einer lustigen Kirchweih; er enthielt so auffallende Bilder und sonderbare Gleichnisse

von einem Kriegsplan. Versteht Ihr, was diese Zeilen eigentlich enthalten?' Die Frau schaute lange auf das Papier. Sie verstand den wahren Sinn des Schreibens allzugut; sie hatte ja viele ähnliche Briefe im Auftrage ihres Mannes schreiben müssen. Endlich hauchte sie leise: „Ja, ich versteh's.' „So enträtselt uns dieses Schreiben ganz genau,' er klärte der Offizier, „und Euer Mann ist frei!' Die Frau sank nieder auf die Bank und hielt ihre Hände vors Gesicht. „Macht schnell, wir haben Eile,' drängte der Offizier

, „das Leben Eures Mannes liegt in Eurer Hand.' Die Frau ließ die Hände auf ihren Schoß niedersinken und sagte noch leiser wie vorhin: „Ich kann nicht.' „Dann seid Ihr es selber, Ihr, das Weib, das Eurem eigenen Maun das Todesurteil spricht. Bedenkt, morgen um diese Stunde!' sagte der Offizier mit Strenge. Die Frau rang stöhnend die Hände: das Blut schoß ihr jäh in die Wangen, dann wurde sie kreidebleich; sie kämpfte einen fürchterlichen Kampf in ihrem Innern. Jetzt schluchzte sie laut und rief: „O Gott

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Tiroler Volksbote
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Page 4 of 16
Date: 08.03.1916
Physical description: 16
. Um dieselbe Stunde Wanderle Kornelia, des Freinbergers Gattin, auf einem schmalen Wald- steig seitlich der holperigen, ausgefahrenen Tal straße von Treikirchen nach Peterstal hinein. Sie trug schwarze Kleidung, war abgehärmt und ver weint. Bei den sogenannten Kaltenbach-Marken stieß sie auf einen Doppelposten, der hier scharfe Wache hielt und keinen Unbefugten in das Kampfgebiet hinein ließ. Es waren zwei deutsch- zmgarische Landsturmmänner, die der Frau das Weitergehen untersagten. Diese hob schluchzend

die Hände empor und bat flehentlich: «Habt Erbarmen mit einem unglücklichen Weib. Mein Mann ist droben am Berg gefallen imd es drückt mir völlig das Herz ab. Ihn selber kann ich nimmer sehen, aber wenigstens sein Grab möcht' ich anschauen oder denPlatz, wo er gestorben und begraben ist. Seid so gut, laßt mich durch; Ihr habt vielleicht auch eine bekümmerte Frau da heim.' „Wir mochten gern Ihren Wmsch erfüllen, aber es ist ganz unmöglich, Frau,' fagte näher tretend der Korporal; „ohne Erlaubnisschein

und mili tärische Begleitung dürfen wir keinen Zivilmen schen durchlassen. Tie Vorschriften sind furchtbar streng und wir selbst lvürden uns der schwersten Bestrafung aussetzen.' «Mein Gott, die Vorschriften und immer wie der die Vorschriften!' jammerte die Frau; „gibts denn niemand, der diese grausamen Vorschriften aufheben kann?' „Wenden Sie sich an den General oder an den Obersten in Treikirchen; vielleicht erhalten Sie einen Passierschein.' „Ter Oberst hat mich abgewiesen und der Ge neral

ist nicht zu treffen.' „Heute mittag soll er nach Peterstal hinein fahren. Warten Sie da, bis er kommt und rufen Sie seine Gnade an. Vielleicht können Sie ihn - mit Ihren Bitten erweichen.' Tie Frau überlegte einen Augenblick, da sagte der Posten: „Es gibt kein anderes Mittel.' „Gut, gut, dann will ich's halt versuchen,' er klärte die Frau; „ich m u ß ihn noch einmal sehen, meinen Mann — heißt das, fein Grab — und koste es, was es mag.' ^ Sie setzte sich etwas abseits von der Straße auf «inen Stein, hielt

die Hände vor's Gesicht und weinte. Militärische Fuhrwerke rasselten ein und aus. Soldaten marschierten vorüber; ab und zu hob die Frau ein wenig den Kopf, dann versank sie wie der in ihr trauriges Hinbrüten. Doch plötzlich starrte sie mit weit aufgerissenen Augen gegen die Straße hin, fuhr jäh in die Höhe und. eilte auf einen Standschützen zu, der von Peterstal heraus kam. „IM, Nachbar,' schrie sie grell, „du kommst mir wie ein Engel, jetzt kann ich doch etwas Nich tiges über den Hans erfahren.' Ter

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Tiroler Volksbote
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Page 5 of 16
Date: 15.03.1916
Physical description: 16
Mittwoch, den IS. März nun. „T t e s l e e V o l k s d o t e.' ?cr. Wmrc c». - .1^ ! Die Frau schluchzte in sich hinein. Nach einer Weile fragte sie: „Ihr bleibt hier in Dietkirchen, gelt, und schaut vllewei! zum Hans?' ^ „Leider müssen wir gleich wieder in die Stellung hinauf,' entgegnete der Hill; «.wahrscheinlich krie gen wir jedoch am Sonntag einen weiteren Ur laub. .. . Tu gehst unterdessen heim und am Sonntag kommst wieder herab; dann besuchen wir znitsammen den Hans.' ».Nein, nein, nein

, ich bleib da, wo der Hans ist,' schrie die Frau, „keine hundert Schritte geh ich fort.' » Mit vielem Zureden gelang es den beiden Män nern, das Weib doch ekvas zu beruhigen. Ehe sie wieder zur Front einruckten, versprach ihnen die sFreinbergerin, daß sie ihren Nat besolgen werde. Am Herzen aber war die Frau ariders entschlossen. iSie gedachte um jeden Preis ihren eigenen Willen /durchzusetzen. Darum blieb sie in Dreikirchen, und 'nach einer schlaflos verbrachten Nacht machte sie so /.verzweifelte

Anstrengungen» eine Unterredung mit Hern Oberst zu erlangen, daß dieser sie endlich vor ließ. — Sie wurde sehr kühl empfangen. „Frau Freinberger,' sagte der Oberst, „ich habe -Ihnen jüngst irrtümlicherweise eine erschreckende Machricht gegeben. Sie wissen vielleicht schon, daß Dhr Mann noch am Leben ist.- . ,.Ja, ja. das weiß ich—Gott sei Lob und Dank,' /rief die Freinbergerin; „aber sie lassen mich nicht fßu ihm. ich darf meinen Mann nicht einmal sehen, ! nachdem wir so lange getrennt

notwendig erschien.' Tie Frau erblaßte jah und zitierte am ganzen Aörper. Dann schrie sie grell: ^ „Mein Gott, sie bringen ihn um. er stirbt, ehe- Vor ich ihn nrch einmal sieh . . . Der Mann ist ineiner und niemand hat ein Recht, mir ihn zu nehmen.' „Frau.' sagte der Oberst streng, „es werden alle Mittel aufgeboten, um Ihren Mann zu retten, >es wird mehr süb ihn getan. als Sie selber tun kannten.' . , „Fremde Leute haben kein Gefühl. Ich muß Zu Hm. koste es. was es will.' , „Geben Sie sich keine Mühe

- - ß'^rcs Unglück stiften.' ' ,?Ich verlange nichts Schlechtes, sondern nur, - tvas mein Neckt ist. Mann und Weib g. kören zu sammen vor Gott und den Menschen; niemand darf ; sie trennen.' ^ »Es gibt aber doch Gründe, welche den Mann v Kon der Frau fchnd'n. Denken Sie einmal nach, Freinberg rin. ob solche bei Ihnen zutreffen.' „Ich weiß mich nichts schuldig; ich bin ja dem Manne immer treu gewesen.' ^ „Sooo! Nicht einmal eingestehen wollen Sie -^hre Schuld!' rief der Oberst mit grimmigem (srnst

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Page 5 of 40
Date: 21.02.1913
Physical description: 40
in der Himmelsseligkeit, sondern schon hier unten im mühseligen Erdenleben. —- Und damit schließt meine Bergpredigt. Die weiße Magd. Eine Erzählung von Reim m i ch l. Nachdruck verboten. „Kannst doch nicht dein Leben lang wie eine arme Seele durch die Welt irren Und unter fremden Leuten herumkugeln,' beschied die Stinl. „Aber ich darf auch zu Hause nur als fremdes Mensch gelten,' sagte traurig die Frau. „Gelten wohl, gelten! — Bist aber schließlich doch daheim und untern denDeinigen.' „War' alles recht

an» tun —- wird dir ehe nicht schwer fallen — damit das Büblein um keinen Preis mehr von dir laßt...' „O mein Konradl, mein einziges!' tat leiden- scholtlich die Frau; „g'rad' um seinetwillen möcht' ich heim . ^. Wenn ich nur bei meinem Bübl sein könnt', alles andere wollt' ich gern verschmerzen. --- Mit Han del) und Füßen zieht's mich hin.' „Wenn einem das Herz etwas sagt, dann muß man folgen,' belehrte die Magd; „daß wir aber weiterreden vom Kind; bis jetzt hat sich das Bübl ganz an mich gehängt

, ^nnst du wir versprechen, daß du reinen Mund hältst Geheimnis meiner Person nicht mit einer ^ube verratest —- an keinen Sterbensmenschen?' < Der Frau die Hand reichend, beteuerte Stinl: »So wahr, als ich heute nach Maria Bergl kirch- Myrten/gcmgen bin, will ich meine Zunge hüten Und e«! Mensch, auch der ThaddeS wicht,sollje erfahren. wer du bist . . . Und wegen dem Erkanntwerdeü magst ganz unbesorgt sein. Nicht einmal deine eigene Mutter, wenn sie noch lebte, würde dich in deinem jetzigen Aussehen

erkennen.^ „Ja, ich bin ganz verunstaltet,' sagte die Frau mit einem tiefen Seufzer, „und die Leute schrecken sich vor mir. Bestimmt widert- mein häßliches Gesicht auch den Konrad an und er mag mich nicht behalten.' „Haßlich ist dein Gesicht nicht im mindesten, glaub' mir, sondern nur ein bißchen auffallend. Du bist immer noch schon, Margret, und trotz deinem weißen Haar schaust noch blutjung aus.' „Jung bin ich nimmer, das Leiden macht einen alt.; aber darauf kommt's nicht an, wenn einem bloß daS Herz

Wochen erschien dieselbe. Es war an einem Sonntag und der Burgebner saß mit seinen Leuten am Abendtisch, da trat die Frau mit den schneeweißen Haaren, mit dem jungen Antlitz und der breiten Narbe an der linken Seite, scheu zur Stubentür herein und sagte mit zitternder, heiserer Stimme, die Augen zu Boden gesenkt: „Grüß Gott beieinander. Ich tat' recht schön um eine Nachtherberge bitten.' Aller Augen hafteten an der fremden, eigenartigen Gestalt. Die schroffen Gegen sätze

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Tiroler Volksbote
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Page 4 of 18
Date: 19.08.1906
Physical description: 18
werde. Er war daher, als ihm der Richter beim ersten Verhör plötzlich die gestohlene Uhr unter die Augen hielt und fragte: „Haben Sie diese Uhr Ihrer Frau geschentt?', auf diese Frage durchaus nicht gefaßt und ant wortete rasch: „Nein!' „Aber Ihre Frau behauptet fest, Sie hätten ihr die Uhr in der Brautzeit verehrt.' „Ich nicht!' sprudelte der Jos zornig und unüberlegt heraus, „das wird wohl der Stulp-Ander gewesen sein.' „Wer ist der Stulp-Ander?' „Ein besoffener Lump ist's, ein Knecht... ich glaub

', in Friedlach ist er jetzt bei einem Bauer Almputzer;... früher ist er der Liebhaber meiner Frau gewesen — das heißt vor unserer Hochzeit.' „Wissen Sie gewiß, daß Ihre Frau diese Uhr da oder vielleicht andere Schmucksachen oder sonst was vom benannten Stulp-Ander erhalten hat?' forschte der Richter. Der Jos gewahrte jetzt, daß es sich nicht um seinen Raub, sondern um die Schmucksachen seiner Frau handle; er merkte auch, daß er mit seiner Aussage einen groben Fehler gemacht, wodurch das Schelmstück

, das er selbst noch nicht kannte, leicht aufgedeckt werden konnte — und dann wurde er notwendig auch mit hineingezogen. — Er suchte dämm rasch die Scharte aus zuwetzen und erklärte: „Daß der Ander meiner Frau etwas geschenkt hat, kann ich nicht sagen Er hat selten etwas gehabt und wenn er etwas gehabt hat, hat er's lieber versoffen, als hergeschenkt.' „Warum sagen Sie dann, der Stulp-Ander werde Ihrer Frau die Uhr geschenkt haben?' „Nun, wenn Sie's schon wissen müssen — ich Hab' halt so gesagt

, weil ich auf den Ander eifersüchtig bin wegen der früheren Bandlerei mit meiner Frau.' „Also Sie haben die Uhr Ihrer Frau nicht geschenkt?' „Nein, gewiß nicht.' „Aber wo kommt die Uhr her? — Die Frau muß die Uhr doch getragen haben?' „Sie hat sie alleweil gehabt, solang' ich weiß ... wird sie wohl selbst gekauft haben.' „Das glaub' ich nicht Hat Ihre Frau noch andere Schmucksachen von Wert besessen?' „Gar keine.' „Kennen Sie diese Kette?' Der Richter legte die gestohlene Goldkette vor den Maurer^ Dieser erwiderte rasch

: „Ich habe die Kette nie gesehen.' Der Richter stellte noch eine Menge Kreuz- und Querfragen an den Maurer, dieser aber lavierte schlau wie ein Fuchs und blieb bei seiner Erklärung, er wisse nichts. — Nun wurden sich die beiden Eheleute, der Jos und die Rosl, vor Gericht gegenüber gestellt. Als die Rosl zur Türe hereinkam, schoß der Jos auf die Frau zu und sagte stürmisch, bevor der Richter es ihm wehren konnte: „Gelt, Rosl, wir sind ehrliche Leute, aber arm und not leidend, und haben nie keine Wertsachen im Hause

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Page 11 of 16
Date: 16.05.1903
Physical description: 16
. So, jetzt bin ich fertig. — Und der langen Rede kurzer Sinn heißt: Kinder erziehung ist eine große Kunst und sie be steht darin, die Kleinen an Leib und Seele so heranzubilden, daß sie vor Gott und den Menschen Früchte guter Sitten und eines rechtschaffenen Lebenswandels bringen. — Merkt euch das, liebe Eltern, und dazu noch die kleine Regel: „Wie der Acker, so die Rueb'n, Wie der Vater, so die Bub'n.' Die geheilte Frau. Sin Schwank von Neimmlchl. ^n Innsbruck, der Landeshaupt- und ^ Seestadt (letzteres allerdings

nur bei schlechtem Wetter) lebte eine vornehme Dame, die wir gnädige Frau Zimperlich titulieren wollen. Die Frau Zimperlich hatte nichts zu tun, als vormittags um 11 Uhr aufzustehen, gut zu essen und zu trinken, nachmittags ihr Schoßhündchen spazieren zu führen, abends den Spiegel zu putzen oder beim Fenster hinanszu- gähnen, bis man ihr das Bett aufgerichtet und mit Flaschen gewärmt hatte — nebenbei auch nach Herzenslust Mücken und Grillen zu fangen, das heißt ihren Einbildungen nachzulaufen. Letztere

mußte er oft kommen, um der Gnädigen Mittel gegen alle die schweren Krankheiten zu ver schreiben'. Der Doktor mochte noch so be stimmt erklären, der gnädigen Frau fehle absolut nichts und sie sei so pumperlgesund wie der Prinz Faswacht vor dem Äscher mittwoch oder wie der Kuckuck im Monat Mai — es nützte nichts, die gnädige Frau wurde von Monat zu Monat kränker. Eines schönen Tages rannte der Doktor, auf einem sehr eiligen Gang begriffen, die Maria Theresien-Straße herunter. Da be gegnete

ihm zu seinem Schrecken die Frau Zimperlich, welche ihren Hund spazieren begleitete. Als die Frau den Doktor er blickte, eilte sie auf ihn zu, faßte ihn am Arm, hielt ihn fest und jammerte ganz herzbrechend: „O lieber Herr Doktor,, o helfen Sie mir, ich bin eine bedauernswerte, todkranke Frau . . . o diese Atemnot, ich kann es Ihnen gar nicht beschreiben . . . ich fürchte, meine Lunge ist fertig . . . und dieses Herz klopfen! .Ich bitte, ich bitte, untersuchen Sie mich.' Der Doktor wurde rotglühend vor Zorn

. Er hatte höchste Eile und da hielt ihn die Gnädige mit Geierkrallen fest. Da fuhr ihm blitzartig ein Gedanke durch den Kopf. Er lachte boshaft und sagte dann etwas hart: „Bitte, gnädige Frau, schließen Sie einmal gefälligst die Augen, aber fest!' Die Frau tat es und der Doktor befahl weiter: „Jetzt strecken Sie einmal die Zunge heraus, aber weit.' Die Frau kam der Anweisung gern nach. „So, jetzt bleiben Sie in dieser Stellung,' gebot der Doktor, „bis ich Ihnen sage, daß es genug ist... ich muß Sie ganz genau

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Tiroler Volksbote
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Page 5 of 16
Date: 10.07.1904
Physical description: 16
Ichrtz. Xll. ^Lvolev Volksboke.^ Seile 5. gut höre und versiehe.. Vom Zuckerladen kommt die Frau Rätin zur Modistin, um zu forschen, wie hoch der neue Kopsputz in der Auslage zu stehen komme. Von dort eilt sie zum Doktor der Tierheilkunde, um ihn über ihr Schoßhündchen zu konsultieren, das nicht mehr fressen will. Beim Photograph und beim Haar künstler muß sie ebenfalls zukehren; in der Maschinenhandlung hat sie etwas für ihr Fahrrad zu bestellen; in der Blumen- Handlung' hat sie auch zu tun

; beim Zahndoktor muß sie ihre Zähne visitieren lassen; der Frau Richter muß sie zu ihrem Kleinsten gratulieren ?c. ie. — Kommt ihr Mann, der Herr Rat, von der Kanzlei nach Hause und möchte gem zu Mittag speisen, so brennt im Herd noch kein Feuerlein und die feine Dame schreit und wettert über das faule und liederliche Dienst- mädel, das fein dummes Gtsicht in jedes Schaufenster hinein steckt und dessen Rückkunft nicht mehr zu erleben sei, wenn man es einmal fortschicke. — Ist der Heir Gemahl

nach dem Essen wieder auf seine Kanzlei gestolpert, so ist auch die Frau Gemahlin schon reiseferiig. Ein Kuffeekränzchen ist angesagt bei der Frau Steuereinnehmer; dort werden Heiligsprechungs- P ozesse durchgenommen, wobei aber selten jemand heilig ge- sorochen wird. Später giht es einen Punsch bei der Frau Adjunkt: dort wird Konzil geholten und beschlossen, welche junge Männer sich in kürzester Frist verheiraten müssen. — Nun ist es aber höchste Zeit, heimzukehren; um 8 Uhr geht der Hausbill an beim

Ziegelsabrikanten; die rätlichm Töchter sind eingeladen. Dabei darf die Alte, will sagen Frau Rätin, natürlich nicht fehlen; sie muß Gänse hüten — o Pardon, wollte sagen,, ihre Marillen feilhalten (Entschuldigen, gnädige Frau, das Umschneiden hab' ich nie gelernt!) — Wenn der Herr Rat nach Hause kommt, findet er einen Greuel der Ver wüstung in allen Zimmem, er trifft kaum einen Stuhl, wo er niedersitzen kann; eS hilft ihm alles Brummen und Knurren wchts, er muß noch eine süße Miene schneiden

wieder, was eine Frau machen kann und wie viel von ihr abhängt. — Ich sage noch einmal, eine gute Frau ist «n Schatz. Nun wollt ihr gewiß alle gute Hausfrauen sein, und ich würde bös anlaufen, wenn ich eine mit Namen und '«tand als Hauskreuz oder Hausschaden ausrufen täte. Aber einen Schatz trägt man nicht fortwährend hinaus auf die Straßen und ^.ege, den behält man verborgen zu Hause, sonst wird er zum. mindesten staubig und schmutzig und verliert allen Glanz, wenn lym nichts Schlimmeres passiert

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Page 11 of 40
Date: 21.03.1913
Physical description: 40
nachgeben!' ^ - „Wir können mit Oesterreich nur so weit rechnen, als die Ereignisse es gerade zwingen, ge meinsame Sache mit uns zu machen!' Man sieht, unser ewiges Nachgeben bringt uns um die besten Bundesgenossen und macht nur den Sozi Freude, da sie unseren sicheren Untergang erwarten zu dürfen glauben. Aus aller Welk . Äutomobilverbrechen. Am 2. März gegen 1v Uhr abends ereignete sich bei Berlin ein schreckliches Auto- mobilunglück, dessen Opser der Berliner Juwelier Plung und seine Frau wurden

, als mit ihrer Familie von einem Ausfluge aus der Umgebung Ber lins zurückkehrten. Das Automobil wa^ gerade auf der Straße zwischen Marwitz und Hennigsdorf in voller Fahrt begriffen und der Lenker des Wagens bemerkte daher zwei Drahtseile nicht, die von Ver brechern quer über die Straße gespannt waren. Der Juwelier und seine Frau wurden von dem einen der Seile förmlich erwürgt und waren sofort tot. Ihre 19jährige Tochter erlitt, lebensgefährliche Verletzun gen. Eine befreundete Familie des Juweliers

zogen die Löschmannschaften im Sturmschritt gegen den Wald vor, wo sich dann herausstellte, daß der Mond sie genarrt hatte. Eine unbeschreibliche Gotteslästerung. Auf einem Maskenballe im Verkehrslokale der z'oz:aldemokrali- schen Partei zu Wirges (Westerwald) erschien am Fastnachtssonntag eine Frau als Heiland verkleidet. Sie trug einen langen roten Mantel, eine Dornen krone (nachgeahmt ans Tannenspitzeu) ans dem Haupte, die Haare aufgelöst und hatte einen langen Bart. Auf dem Rücken

hatte sich die Frau ein Kreuz befestigt, welches aus Brettern hergestellt und etwa 1,65 Meter groß war. Die. einzelnen Balken des Kreuzes waren etwa 20 Zentimeter breit. In großer, roter Christ stand aus dem oberen Kreuzende geschrieben: „Der erste Sozialdemokrat.' So wandelte dieses Weib eine ganze Zeit im Saale herum, ließ sich mehrere Male zu Boden fallen, bis ein Gendarm erschien und dem Treiben ein El^e bereitete. Wenn der Gendarm nicht gekommen wäre, hätte das Weib für die Unverschämt heit

von der sozialdemoratischen Maskenfestleitung wohl den ersten Preis erhalten. Wie Frau Tichacek die Dienstbotevfrage löst. Aus Newyork wird berichtet: Frau Louis Tichacek, die- Frau eines' wohlhabenden Eigentümers einer Marmorwerkstatt, nimmt für sich den Ruhm in An spruch, die Dienstbotenfrage glücklich gelöst zu haben. Frau Tichacek, deren Mann früher auch Abgeord neter gewesen ist und in St. Louis heute eine bedeu tende gesellschaftliche Nolle spielt, ist die glückliche Mutter von neun Söhnen. Jedem Dienstmädchen

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Page 4 of 20
Date: 27.02.1918
Physical description: 20
^eile 4. Stt. ». ^5ß?»ker VslkStste.' Mittwoch, den 27. Februar ISIS. wart. Mann!, komme nur heim, dann halten wir Mrechnung.' » Als der Oberleutnant sah, daß seine Rede kei nen Eindruck machte, probierte er mit einer List. C-r setzte seine strengste Miene auf und sagte schaif: „Frau, Ihr Mann kommt überhaupt i mehr heim. Er ist gesonnen, beim MiNtär ! leiben und sich von Ihnen scheiden zu lassen. Wir wurde der Auftrag, die Scheidung einzuleiten; deshalb

bin ich hier.' „So — so — so — so, der Lump, der ehrver gessene. der Ludrian, der ausgeklaubte, scheiden lifsen hätte er im Kops!' zahnte sie; „aber das ^)ing wird nicht so einfach gehen, wie man einen '«lock auszieht' - „Sehr einfach geht es nach dem Kriegsrecht. Sie wissen Wohl, Frau, ebenso wie eine Kriegs trauung gibt es auch eine Kriegsscheidung. Im Krieg wird kein langer Prozeß gemacht, sondern alles blitzschnell abgewickelt. Heute noch frei, morgen zum ersten-, zuzeiten- und drittenmal ver kündet, übermorgen kopuliert

, und im Kriege gibt es nur das Kriegsrecht.' Frau Eulalia begann leidenschaftlich zu wei nen; aber nicht so fast aus Schmerz als aus Zorn weinte sie. Mit fürchterlichem Ernst fuhr der Oberleutnant fort: „Natürlich verlieren Sie auch den Namen Ihres Mannes, sämtliche Rechte, auch den Unter haltsbeitrag, und übermorgen kommt der ganze Handel in die Zeitung —heißt das in drei Zei tungen, nämlich, daß die Ehe des Simon Greipl wegen Gehässigkeit und unverbesserlicher Zank sucht seiner Frau geschieden ist.' „Herr

Oberleutnant', schrie die Frau, „daS kann in-Ks sein, die Schand ertrage ich nicht, ich habe auch nicht allein die Schuld. Seien Sie gnädig, helfen Sie mir!' ' „Ich kann Ihnen nicht helfen; helfen kann bloß Ihr Mann. Vielleicht läßt er sich erweichen, wenn Sie ihn schön bitten; er hat ein gutes Herz.' „Ja, er ist ein Teigaff —Heißt d a s, er hat ein weiches Herz. Ich will ihm schreiben.' „Große Hoffnungen dürfen Sie sich keines wegs machen; ich fürchte, es hilft alles nichts, 'denn Ihr Mann ist gräßlich

erbittert. Wenn Sie ettvas ausrichten wollen, müssen Sie schon sehr freundlich schreiben und Abbitte leisten und alles Gute versprechen.' „Ja, ja, ich tue alles was ich kann', weinte die Frau; „ab?r Herr Offizier, seien Sie so gut und verschieben Sie die Sache ein tvenig, daß ich nicht zu spät komme.' Das versprach der Oberleutnant nnd ging dann mit strenger, finsterer Amtsmiene fort. Zwei Tage nachher war er wieder bei seinen Kriegern an der Front und teilte dem Unter säger Greipl mit daß er hje Frau

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Page 13 of 16
Date: 10.01.1901
Physical description: 16
nach Wagrain. — Herr Alois Schiestl, Cooperator in Kössen, nach Brandenberg. Die Hausfrau im Sprichwort. ^)eich an Lebensweisheit ist der Sprichwörterschatz der Deutschen, und aus zahllosen jener aus dem Voltsslnu und dem Volksmunde hervorgegangenen Betrachtungen klingt das Lob der deutschen Hausfrau wieder. Ein Beweis, wie hoch sie von jeher im Volke geachtet wurde, welcher Ruhm darin lag eine echte, treusorgende' Hausfrau zu sein! „Eine häusliche Frau ist eine schöne Frau!' Daraus folgert man, dass: „Wen

Gott lieb hat, dem gibt er ein gutes Weib', oder es wird vorausgesetzt, dass, weil: „Häuslichkeit ist das beste Heiratsgut', „Ein kluger Mann eine wirtliche Frau sucht.' Freilich: „Es gehört viel zur Haushaltung, denn der Tage sind viele im Jahr und der Mahlzeiten noch mehr', aber die Hausfrau scheint ja auch im Volksmunde mehr durch zusetzen wie der Mann; denn es heißt: „In der Haus haltung kann das Weib leichter den Mann, denn der Mann das Weib entbehren.' Heißt es doch mit Recht

von einer ordentlichen Wirtschaft: „Wo die Frau wirtschaftet, wächst der Speck am Balken.' „Der Groschen, den die Frau er spart, ist so gut wie der, den der Mann erwirbt.' „Eine fleißige Hausfrau ist die beste Sparbüchse.' „Selig der Mann, der eine Biene zum Weibe hat.' „Der Mann legt das Gut auf die Schwelle, die Frau zieht es herein.' „Eine gute Hausfrau kann aus der Kartoffel viele Gerichte machen' u. s.w. Freilich sagt man andererseits auch: „Eine Haus frau kann in der Haushaltung viel erwerben, aber auch ver

derben', und: „Eine gute Hausfrau bewohnt das Haus, eine schlechte trägt's mit den Händen hinaus', die Abart des alten Volksreims: Sechsmal sechs ist sechsunddreißig, Ist der Mann auch noch so fleißig, Wenn die Frau ist liederlich, Geht die Wirtschaft hinter sich, die sich auch in folgenden Sprüchen noch kundgibt: „Die Frau trägt mehr in der Schürze fort, als der Mann mit dem Wagen hineinfährt', oder: „Wenn die Henne nicht scharrt wie der Hahn, kann der Haushalt nicht bestah'n.' Alles dies bestätigt

aber nur aufs neue, wie sehr die Wirt schaft, die Häuslichkeit auf die Tüchtigkeit der Frau an gewiesen ist, wie die Frau für das Glück und das Unglück des Hauses verantwortlich gemacht wird. Sicher nicht ohne Bedeutung ist die in so verschiedener Form ausgesprochene gleiche Ansicht, dass die echte Frau ins Haus gehört, wie auch die Mahnungen: „Hausfrau, bleib daheim!' „Die Haus frau soll sein keine Ausfrau', oder: „Die Frau und der Ofen gehören ins Haus' u. s. w. bekunden. Freilich urtheilen sehr viele

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