über die hohe Ehre des höchsten Besuches haben, läßt sich kaum beschreiben. Oberiunthal, 9. August. (Elementarereig nisse.) Der gegenwärtige Sommer hat viel Regen und auch sehr schädigende Schneefälle gebracht. Futter Wirth dem Gast. Der Verkehr beschränkt sich auf ein Handelsverhältniß. Der Schweizer nimmt von uns Gold oder Papier so viel schicklich ist, ohne in den Ruf der Goldgier zu kommen (was andere Reisende von der Schweiz abschrecken würde) und dafür gibt er sein Haus, praktische Möbeln, ansehnliche
Tafeln, gut eingerichtete Bahnen und Posten, Wasserfälle, Felsschluchten, Äus- fichtshöhen. Nichts umsonst. Alles ist vergittert und muß bezahlt werden. Unmuthig behaupten nun Viele, das sei abscheulich, unschicklich, man merke „immer das Geschäft". Letzteres ist wahr. Aber anderseits hat der Schweizer, eben weil es bezahlt wird, nicht par «mour äs äisu, erstaunlich viel für den Komfort des Reifens in der Schweiz gethan. Nicht als ob es keine Wildniß mehr gäbe, keinen Schroffen von Schnee und Eis
Gewährenlassen. Diese Unbeschränktheit der persönlichen Freiheit einerseits, verbunden mit einem großen Komfort, selbst auf eis kalten Berghöhen, machen das Reisen in der Schweiz leicht. Bei uns ist der Bahnschaffner oder Postbeamte Bureaukrat, „Behörde". Hier ist er Diener des Publi kums. Das schmeichelt. Willig tritt der Schweizer rn's Nichts zurück während der Reisezeit. Er gewährt alles Erdenkliche dem Fremden, solange dieser noch eine Bank note besitzt. Ist im Herbst der letzte Franks hereinge nommen
, der Schweizer mit dem Schweizer allein, dann rechnet er den Gewinn aus, verbessert sein Anwesen, zahlt seine Schulden, und wenn nun ein Fremder käme, und wollte sich niederlassen, Bürgerrechte erwerben, von Schulen und Spitalen Profitiren, der fände ganz andere Schweizer als im Sommer. Denn ihre Heimats- und Bürgerrechte wahren die Schweizer streng, soweit geht ihre Konzilianz nicht, mit diesen zu schachern. Ein tüch tiges, solides, nüchternes, echt demokratisches Volk, ohne viele Ideale, aber voll
Kenntnisse und Selbstachtung. Dem Schweizer steht der Tiroler wie ein großes Kind gegenüber. Er beginnt jetzt das Reisewesen, die Alpenwuth des Norddeutschen, ebenfalls als ein treffliches Existenzmittel zu begreifen. Er baut Bahnen, Gast häuser, organisirt das Fuhrwesen und schreibt mit Talent Rechnungen. Aber cs wird noch lange dauern, bis Tirol so geschickt vergittert ist als wie die Schweiz, wo jedes Pförtchen zu öffnen seinen Franks kostet. Das wird der Tiroler, der sehr anstellig ist, lernen