. Besonders die alten Volkstrachten, die man bei dem Festzug zu sehen bekommt, find eine Augenweide für den Künstler. Um 9 Uhr setzt sich der Zug, der inzwischen jen seits der großen Brücke, die zum Bad „Krankenheü" führt, Aufstellung genommen, in Bewegung. Alle Glocken läuten, die Böller krachen. Ein Bursche rn kleidsamer Tracht, mit kurzer Lederhofe und nackten Knien reitet mit der Fahne des heiligen Leonhard dem Zug voran, dann kommt die Geistlichkeit in einem mit Engelfiguren reich verzierten Wagen
mit den silbernen Ketten gar so gut stehen. Aber nicht nur die fröhlichen Menschlein, sondern auch die Wagen, in denen diese lustigen Menschen kinder fahren, sind der Beachtung wert, ja manche sogar recht interessant. Diese Wagen, meist aus Groß vaters Zellen noch> her, sind für die St. Leonardifahrten eigens gebaut worden und entsprechend bemalt. Auf der Kopffeite tragen sie gewöhnlich, das« Bild des heiligen Leonhard, der Hinterteil der Wagen tragt meistens die Bildnffse der Heiligen Isidor und Wendelin
, die auch als gute „Vie'chheilige" in Ehren sind. Die Seitenwände dieser Wagen sind (ebenfalls! meist recht „kunstvoll" bemalt. Häufig kann man darauf Verse lesen, von denen man allerdings sagen muß: Das hat kein Schiller g'schrieb'n, das hat kein Goethe dicht'. Und doch haben die Dorfpoeten in diesen Versen sicherlich ihr „bestes" gegeben. So zum Exe!mpel: Wenn i nit that kommen mit mein Wagen, Was thät denn nacha Sankt Leonhard, sagen? oder: Leonhardi, Leonhardi, bist a kreuzbraver Mann, Drum schaug auf mei
Viech und thue ihm nix an! oder: Im Frühjahr, wenn koa Schnee nimmer fällt, Zieht der Baur auf sei Feld. Er betet zu Leonhard um Schutz, Dann waxt alles guat, dem Teufel zum Ein Baur, der schon zum 50. Mal die St. Leon- hardifahrt mitmacht, hat sich vom „Dorfpoeten" d:es wichtige Ereignis durch folgenden Vers auf fernem Wagen verewigen lassen: O heiliger Leonardus im Himmelreich Aus Di tue i stets vertrauen. Bewahr mei Viech vor jeder Seuch Aus Deinen Schutz wir bauen. Daß Deine Fürbitt helfen
kann Dös how i woll erfahren. Denn bin i ja zu Deiner Ehr Jetzt fünfzigmal gefahren. * * * Die Fahrt geht die Straße von Tölz hinauf au! den Kalvarienberg, am Oelberg vorüber zum Krrch - das die Höhe krönt. D!ies klerne aber nette ® haus ist die Leonhardrkapelle, die einem! Gelöbnis ry Ursprung verdankt, das eine Anzahl Zimmerleu JL macht, die in der Sendlinger Banernschlacht ( / in höchster Not den heiligen Leonhard um^.strnen stand angefleht. Und der Heilige hat rrchtrg b if n f t , e j scheu