auf die seltsame Poli tik Montenegros zu lenken. Die Pforte will in dieser Angelegenheit keine weiteren Mahnungen zur Ge duld entgegennehmen, sie fordert vielmehr die Mächte auf, ihren guten Rat den Montenegrinern angedeihen zu lassen. Die türkische Regierung müßte weitere Ratschläge als Einmengung in ihre Angelegenheiten auffassen. Die Mächte nahmen diese Erklärung der Pforte freundlich auf. Einige gaben bereits zu, daß Montenegro die Schuld an den Schwierigkeiten trage. Erpräfident Diaz. Obwohl seit
einigen Wochen schon seines „Thrones" beraubt, mag ein Rückblick über die Bedeutung dieses in letzter Zeit so oft ge nannten Mannes am Platze sein, jenes Mannes, der einst schon dem Kaiser Maximilian entgegengetreten war, obwohl er — wie er nachher öfter äußerte — die Erschießung des Kaisers nie zugelassen hätte, wenn es in seiner Macht gestanden wäre; auch Maximilian selbst betrachtete Diaz als seinen immer noch ehr lichsten Gegner. Mexiko, das seit der Lostrennung von Spanien nicht weniger als 300
Pronunciamentos esehen hatte, das noch bis 1884 ein Tummelplatz isziplinloser Banden gewesen war, hat Diaz seine Ruhe und seinen verhältnismäßig großartigen Auf schwung zu verdanken. Er verstand es, die materiellen Mittel, die das nordamerikanische Kapital bot, auszu- nützen, ohne doch der nationalen Unabhängigkeit etwas zu vergeben. Dabei hat er allerdings dem Grundsatz gehuldigt: Der Zweck heiligt die Mittel, und war seine Politik durchtränkt von macchiavellistischem Geiste, welchen er mit der brutalsten
Rücksichtslosigkeit in die Tat umsetzte. So hat er eine Machtfülle in sich vereinigt, wie sie Maximilian nie angestrebt haben würde, wie sie auch kein Kaiser oder König in Europa besitzt, so daß Mexiko lediglich dem Namen nach Re publik war, in Wirklichkeit unter dem Regime eines aufgeklärten Despotismus stand. Seinerzeit hat er selbst gegen Tejada einen Aufstand erregt, weil der selbe sich das zweite Mal zum Präsidenten wählen ließ; nachdem aber Diaz Präsident geworden, ließ er sich sechsmal nacheinander wählen
und die betreffende Verfassungsbestimmung einfach streichen. Diaz teilte seine Präsidentschaft in zwei Perioden ein (nach seinem eigenen Ausspruche): Die erste war die der Peitsche, die zweite die der Kuchenverteilung. Er hat aber nicht bloß die Peitsche benützt, sondern viel ein schneidendere Instrumente und namentlich am Beginn feiner Tätigkeit viele Oppositionsmänner einfach ver schwinden lassen, so daß ein Politiker sich äußerte: „Wir Mexikaner haben eine republikanische Verfassung, - ...... v „Neue Tiroler