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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 2 of 8
Date: 27.05.1904
Physical description: 8
haben heut Abend?' — „Weihte was? — ich werf' meine Last so lang in den Schnee und dann woll'n mir beide mal zusammen 'nauf gehn, es soll mir auf die Viertelstund' nit ankommen. Will doch mal seh'n, ob was oder nichts dran ist.' „Ja, komm 'mal mit,' sagte Dienes erleichtert. Denn es war ihm doch nicht so recht wohl ums Herz gewesen, als auch Balzer versicherte, daß er oben etwas Helles gesehen habe. „Sollst auch d'rnach mittrinken, wenn mir die Wett' nahmachen.' Balzer warf seine Last Holz

sie mirs morgen int, das; ich da war. Ein Stückchen weiter 'nauf ist unser Acker.' Die beiden gingen dem Rande des Wittstrauches entlang bis an die von Dicnes bezeichnete Stelle. Hier legte dieser das mit gebrachte Stück Holz in die Furche, die sich zwischen dem Acker und dem Oedland befand. „So,' sagte cr dann — „die zwei Maß seien gewonnen! Nun wollen mir 'mal da oben 'rum geh'n und drüben an der andern Seite 'nunter, und wenn mir dann von dem Geldfeuerchen nichts zu seh'n kriegen, wird's wohl

endlich Dienes, nachdem sie eine Weile hinübergestarrt hatten. „'S flackert ja nit, 's ist ja ein ganz ruhiges Licht.' „Na ja — 'n Geldfeuerchen brennt ja auch nit wie'n anderes Feuer, das leucht' ja nur?' „Mir müssen aber doch 'mal seh'n, was es ist,' versetzte Dienes wieder, — „vielleicht finden mir ja 'n Haufen Gold.' Mit äußerster Vorsicht schlichen die Burschen näher, um die Ursache des hellen Scheins zu erkunden, denn das Märchen von dem Geldfeuerchen wollte ihnen doch nicht so recht

?' fragte Dienes. „'S ist nun alles verlor'n,' sagte, statt eine Antwort zu geben, der alte Knecht wie zu sich selbst, — „den Schatz krieg' ich nun meiner Lebtag nit.' „Was hat er g'sagt — 'n Schatz? flüsterte Balzer mit ge dämpfter Stimme. „Gib mir doch 'mal das Licht, Dienes.' Dieser überreichte seinem Gefährten die Blendlaterne, mit welcher jener dann in der Nachbarschaft umherleuchtete. „Hin liegt 'n altes Buch, 'n Schlüssel und da 'ne Schippe,' sagte er dann. Dienes stützte indessen den alten

das an 'nem hübschen warmen Sommerabend tun!' „Das versteht ihr nit, ihr Beide,' versetzte der Geizige. ^ „'s muß doch an 'nem bestimmten Abend sein, und heut' Abend war derjenige, an dem ich hoffen konnt', den Schatz zu heben. Ich war schon paarmal hier oben und hab' g'graben, heut' Abend aber mußt ich ihn finden, denn's war zum dritten Mal.' „So, na, das tut mir leid, daß Ihr ihn nit gefunden habt, etzt wollen wir aber 'mal machen, daß mir hier wegkommen, sons! verfrier'n mir auch noch.' Damit faßten

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 3 of 8
Date: 27.11.1908
Physical description: 8
. „Donnerwetter, hast du es hier famos,' sagte Lothar sich Umschauend, „ich habe, glaube ich, die entsetzlichste Bude in oer ^ganzen Stadt erwischt — wenn's wirklich bessere Junggesellen- wohnungen gibt — gleich neben dem Glockenturm. Da wimmert Äs den ganzen Tag, mal hoch, mal tief, immerfort, was einen wohl mal kurze Zeit lyrisch anregen kann, aber doch nicht immer!' Fritz lachte. ^ «Der Alte bist du doch, wie es scheint,' sprach er. „Und 'deinen Humor und Gleichmut werden die Glocken nicht zer- jkören

! Von nichts abhängig! Könnt ich's so haben! Müßtest mal im Joch sitzen und Zeilen schinden — da vergehen die Träume erst recht — so das Weitschichtige und Großstilige; Ruhm, daß ich net lach! Sonntagskinder sind wir ja beide nicht, das wußten wir damals auch schon, sind aber nicht daran »erbrochen. Mal nehmen, mal verlieren — grade durch und voran! Ach, 's ist 'ne drollige Welt, Fritz!' Frau Marie trat ein. Der Journalist warf einen langen, neugierigen Blick über sie und verbeugte sich respektvoll. Er blieb

auf. . „Hier, wenn es dich am Sonntagnachmittag nach Lyrik oder Prosa gelüstet .^!' Lothar sah ein paar Blätter an, legte sie wieder hin und griff nach neuen; endlich begann er sich zu konzentrieren und las die Arbeit, in der Fritz die ganze Stimmung der. letzten Zeit festgehalten hatte. r - „Warum gibst du das nicht mal einem Verleger?' sagte er nach einer Welle, ohne das Heft hinzulegen. ' Fritz lachte auf. Wozu? Um es ungelesen zurückzubekommen ? Wer sieht es denn an? Und wer nimmt es?' Lothar zuckte die Achseln. „Ich würd's doch mal

probieren,' sagte er in einer geschäftlichen Art, „nutzt es nichts, so schadet es nichts. Es gibt aber immer noch Leute, die sich für der gleichen interessieren.' - „Warum willst du mir erst Hoffnungen machen, die sich dann doch nicht erfüllen,' sprach Fritz. Beckmann warf das Heft auf den Schreibtisch und bog sich vor. . > „Hör mal, Fritz — du scheinst mir mit Nerven und Stimmung auf einem, bösen Punkt zu stehen,' sprach er trocken. Fritz zuckte auf und gewahrte das klare Forschen in des Freundes Augen

, aber das seh' ich doch. Ich meine, das bringst du gut unter.' „Das?' sagte Fritz. „Da stecken. Stimmung darin und Temperament und vor allem Dramatik. Wir schicken'? mal zu C — nach Berlin, gelt? Wollen's probieren. In dem Ding bist du des Unklaren und Zerflossenen endlich Herr geworden!' Er stieß den Rauch vor sich hin und nickte noch einmal schläfriger. (Fortsetzung folgt.) ver letzte Schutz. Von Hans Waldmoser, Wels. (Nachdruck verboten.) „Grüß Gott, Sennerin!' rief der alte Hellmauer keuchend

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 6 of 8
Date: 21.11.1913
Physical description: 8
Vergeltung. Line Schikkergeschichte von üer „waterksnt'. von Karl koSe. achbarssöhne waren Claas Ohlen dorf und Helge Störtebosch. Sie befanden sich auch in demselben Alter und, da beider Väter Schis- ferwaren, waren Claas und Helge ebenfalls Schiffer geworden; Nordseeschiffer und Fischer zugleich, denn ihr Heimatdörfchen lag an der friesischen Küste. Die See trennt und verbindet, sagt man. Man sagt auch, sie mache wetterhart und wellenweich. Und irgendwo habe ich mal gelesen, daß sie zu großen

junge Schwester, Antje geheißen, mit der er mal zu teilen hatte. „Heiraten ist gut, aber nicht heiraten, ist besser!' so ungefähr schreibt der Herr Apostel Paulus den Corinthern in seinem ersten Briefe, Kapitel sieben, Vers achtunddreißig. Aber an der „Waterkant', obwohl man dort durchaus bibelfest ist und gottesfürchtig, hält man nicht viel von diesem Wort. „Jung gefreit, hat niemand gereut?' gilt dort mehr. Claas und Helge waren noch nicht mal Sol daten gewesen, da hatten sie schon ihre er klärten

dausend annere ok! Dat's en Overgang, de Spaß makt.' Dann mußte geschieden sein. „Adjüs, Claas! Bliew munter!' „Adjüs Helge! Lat't di gut gahn!' „Lew wol, Antje!' „Bliew gesund,' mein leive Helge, un lat mal von di hören!' „Bliew mi gut, Mintje! Jk fall di af und alls an mal skrewen, wu et geiht!' „Dat dau, Helge! Skrew ok, wu de Deinst di bekömmt. Jk fall di Holemal ant- wören.' . . „Js gut, Mintje! Jk freug mit all ob!' ,>Datt d' mi aberst nich vergettst, Helge!' Nachdr, „Häw kein Angst nich, Mintje

Kameraden, die Vor bilder der älteren Matrosen und der Vor gesetzten, machten aus dem ^ an sich schon schmucken und stattlichen Helge 'in- -kurzer Frist ein wahres Patent-Kerlchen. ' ,Zk fall di af an alls an mal skrewen wie et geiht!' hatte er Mietje Lahrsen ver sprochen. Und die hatte gesagt ^ „Dat dau, Helge! Skrew ok, wu de Deinst di bekömmt. Jk fall di helemal antwören.' - Das war leicht versprochen gewesen; von Helge Seite wenigstens. Jetzt wurde es ihm schwer, sein Versprechen zu halten

. Für seinen nüchternen Sinn und bei des Dien stes göttlichem Einerlei gab es nichts zu schreiben. Nichtsdestoweniger kriegte er es doch fertig, einmal seinem Schatz, ein ander mal feinen Eltern einen Brief zu senden. Die Antworten ließen nicht auf sich warten. Antje wie Mietje hatten sich ge waltig angestrengt, - hatten ihm die ganze Dorfchronik vom kranken Gaul des Gemeinde schulzen bis zur krepierten Katze des Nacht wächters niedergeschrieben. Beide - Briefe klangen aus in der Sehnsucht nach einem baldigen

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 2 of 12
Date: 26.11.1915
Physical description: 12
? Und dann, man dürfte es ihn: nicht einmal sagen, daß man ihn damit von seinen düsteren Gedanken ablen ken wollte. Aber — halt, da fällt mir etwas ein! — — Vielleicht, — na, wollen mal sehen. Mso, Schtvesterchen, — die Siesta ist um; jetzt geht's hinaus ins krän kelnde Leben. Will zunächst mal ins Dorf und spreche dann wohl Mal oben im Schlosse vor. Zum Abendbrot bin ich zurück...' » » s Der alte pensionierte Aktenhefter Zacha rias Kummerland, den Dr. Zumbusch zu nächst besuchte, war, was man so im Leben sagt

. „Also keinen wieder zu Tode kuriert?' fing der Alte seine Spötterei aufs Neue an. „Schade. — daß ich Ihnen den Gefallen noch nicht tun mag. Aber ich denke immer: das ist der letzte Streich, den ich mache! dann hat's sür immer ein Ende.' „Ihr seid 'das reinste Juckpulver!' lä chelte der Doktor. „Aber hört mal, Kum- merland — ich habe eine Aufgabe für Euch, die Euch zu meinem Gehilfen macht.' „Tanke, — möchte nicht mithelfen, andere in die Grube zu befördern.' „Aber einen lebendig und munter zu ma chen

...' „Dann müßt Ihr hinten wieder hinein kommen!' „Er war früher mal mein Vorgesetzter, — und wenn er jetzt kommandiert: „Marsch abtreten!' dann verdufte ich schleunigst!' „Kern Gedanke — gerade deshalb müßt Ihr hingehen! Erzählt ihm Kriegsgeschich ten, Abenteuer im Feindesland, Kasernenhof- witze —' „Na, ich danke! Werde mich hüten...' „Seid Ihr denn mit einemmal ein Angst hase?' „Das nicht wenn es jeder andere wäre, als der Baron ! Den Kuckuck noch mal, — war das ein schneidiger, lebensfroher Mensch

! Und nun, wenn er durch's Dorf geht, so verschlossen,^- — nee, Herr Dok tor, das bring ich nicht wieder ins alte Lot.' „Doch, versucht's nur mal, — liebe.' „Nä ja, denn, — — der Versuch kostet nichts — — nnd mehr wie 'rausgeschmis sen werden kann ich ja nicht. Aber wann?' „Mvrgen, nm diese Zeit. Heute will ich selber mal hinauf. Aber Ihr kommt ganz mrr zu-

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 3 of 16
Date: 20.09.1912
Physical description: 16
von der heiteren Jugend eines geliebten Wesens. Aber dann erschrak er vor seinen eigenen Gedanken. War's denn die Rechte, die seine Sinne ihm vorgaukelten, war's wirklich eine Gefährtin für das ganze Leben? anstecken. Das ist mein Amt, lieber Wellner, seit wir verhei ratet sind.' Er kletterte trotz seines rundlichen Bäuchelchens behende auf einen Stuhl. „Bitte, halten Sie mir mal die Glocken. So. Ich sage Ihnen, wenn man das nicht selbst .. ' ^ ^- '5 „So — das ist mal nett von Ihnen, daß Sie so früh kommen

. Wellner! Man glaubt gar nicht, was so ein paar Menschen für ne Wirtschaft inachen. Tun Sie mir mal den Gefallen und kosten Sie die Bowle, lieber Wellner! Noch ein lnßchen Zucker?' > Der gute Magdus stand im Schrankzimmer vor einem riesigen Steintopf und rührte beoächtig in dem süßen Gebräu. Vor seinem Obertintenspion brauchte er sich nicht zu genieren. Er hatte es daher auch nicht für erforderlich gehalten, die mächtige weiße Schürze, die ihm Magda vorsichts halber über den Waffenrock gebunden

auf dem Bureau?' „Einige unwichtige Piecen von der Brigade, Herr Oberst, sonst nichts.' „Na, dann kann's also losgehen. Sie sehen wohl die Lichter noch mal nach. Wellner? Und dann, bitte, achten Sie ein bißchen auf die Ordonnanzen. Mit der Musik, das ist in Ordnung?' „Zu Befehl, Herr Oberst. Der Kapellmeister wird um neun Uhr den Menger, der am besten Klavier spielt, und einen Mann mit der Violine hersenden.' „Schön — schön! Daß das Federvieh nur nicht wieder M tief in die Flasche guckt! Sooo — nun kommen

Sie mal rüber ins Eßzimmer, lieber Wellner, wir wollen sehen, ob da alles in Ordnung ist. Sooo aber erst helfen Sie mir mal freundlichst das weiße Ungetüm ablegen. So —!' Sie schritten über den schmalen Korridor nach dem Speise zimmer in dem Frau von Wengstein auch noch mit einer Schürze über dem Staatskleid herumhantierte. Der Tisch war m Hufeisenform gedeckt, etwas eng, aber ganz zierlich und hübsch. Die Oberstin hielt besonders auf ihre tadellose Tisch wäsche- . ^ Frau von Wengstein machte

. besorgt, blaken ^>ie Lampen jedesmal. Na, wenn Sie erst mal verheiratet sind, werden Sie das schon kennen lernen. So — sag mal, Frauchen, ist die Trude denn noch nicht fertig?' Magda hatte mit den^ Burschen eine ernste Unterhaltung darüber, bei wem „angefangen' werden sollte, und überhörte die Frage. Aber dafür kam, gerade als der Oberst die letzte der fünf Kronenlampen entzündet hatte und mit einem sorg lichen: „Haben Sie auch die Schwefelhölzer nicht auf die Erde geworfen. Wellner?' vom Stuhl

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 2 of 8
Date: 17.06.1904
Physical description: 8
gehabt!' Er sann ein Weilchen nach. „Donnerschtag,' sagte er dann, — „ich wär' 'n g'machter Mann, wenn ich's behielte — das Geld tut mir etzt doch so nötig. Na, ich, will erst mal seh'n, was er' da hat!' Mit der Hacke hob er den flachen Stein in die Höhe und entdeckte darunter ein Loch, in dem ein roh gearbeitetes ganz altes hölzernes Kästchen stand, um welches ein dickes Seil ge knotet war. „Ich muß doch erst mal seh'n, was er drin hat,' murmelte Dienes, indem er das schwere Kästchen in die Höhe hob

strauch auf dem Kästchen gelegen hatten. „Nun sprecht aber nur mal um alles in der Welt, warum Ihr das Geld da oben hinbringt und vergrabt's in die Erde?' „Ich dacht', da sei's am sichersten, denn du hast doch nun g'sehn, daß ich Recht hatt', denn wenn's hier war, hätten sie's doch gekriegt.' „Dann war das wohl auch der Schätz, an dem Ihr immer oben nach gegraben habt?' „Nein, das nit! Aber die Geschichte von dem Schatz hat mich d'rzu verleit', auch mein Geld da oben 'nauf zu vergraben, denn ich dacht

' immer, w?r früher 'nen Schatz da oben vergraben hat, der hat's doch auch nur getan, um sein Geld zu versteckein.' „Hm — 'n Schlaukopf seid Ihr, Hannjakob, das muß ich sagen. Aber was krieg' ich denn nun, daß ich Euch Euer Geld wieder dahergcschafft hab'?' „Ach, Dienes,' entgegnete der Alte wehmütig, — „bist doch 'n junger, kräftiger Bursch, was muß dir das wohl ausmachen, wenn du mir mal da 'nauf gangen bist! Siehste, ich kann doch nichis entbehren von dem Geld! Ich bin 'n alter Mann und hätt's

noch zu brauchen, aber wenn ich Wal sterbe, dann will ich Än dich denken.' „Das ist mir aber nichts Gewisses, und ich dächt', daß Ihr mir doch 'n Trinkgeld geben könnt.' „Aber allcweil kann ich's doch nit,' jammerte der Hann jakob, — „'s ist doch dunkel. Aber um eins bitt' ich dich, Dienes, daß du nit sprichst, hätt'st mir das Geld geholt da oben — sie mögen all' denken, 's wär' mir gestohlen, dann bin ich doch sicher d'rnach.' „Na, wie Ihr wollt!' „Ja, Dienes! Kannst dich drauf verlassen, ich, denk' mal

, um sich noch etliche Stunden niederzulegen. „Aber ich. will mich doch 'mal an ihn halten, vielleicht springt dabei am End' was für mich ab.' Wie man sich leicht denken kann, war es am andern Morgen in der Zeit von nicht ganz einer Stunde im Dorfe herum, was über Nacht geschehen war. „Bei dem Gras haben sie eingebrochen,' hieß es von Mund zu Mund, — „sie hätten ihn selbst beinah kalt gemacht! Na, wenn sie dem nur mal gehörig 's Geld nach ge-ählt haben. Schmidts sind nun auch, drum; das sind keine an dern

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 2 of 8
Date: 20.05.1904
Physical description: 8
man bei denen noch an jedem Morgen 's Dreschen'. „Das macht, der alte „Gras' bringt's nit mehr so recht fertig, und er läßt nit eher nach, als bis er 'mal auf dem Sterbebett liegt'. „Für den sollten sie sich doch 'nen tüchtigen Knecht anschaffen, der auch anpacken kann; was inag denn der Alte noch groß leisten!' „Möcht's Euch nit geraten haben, Bennersch Mann, ihm das zu sagen', warf ein anderer Bursche ein. „Er glaubt, wenn er nit mehr wäre, müßten Schmidt's arm werden'. „Wie alt mag der Hanujakob

weis; nur. wo er's hat! Wenn ich 's ihm mal find', laß.ich's ihm wahrhaftig nit liegen.' „Wo hat der denn das viele Geld her?' „O, er stammt aus gar 'nem guten Werk', antwortete der Acltcivater hinter dein Ofen mit bedächtiger Stimme. „Er ist aus Iunk's Hof. Ich hab 'n noch gekannt, als er Kind war. Er hatt' ja das erste Anrecht auf'n Hof. — hat's aber nit angetreten — ließ sich lieber sein Vermögen auszahlen, damit er das Geld sah und hat den Hof seinem Bruder überlassen. Der ist freilich kaput

verhungert wär'!' „Na, das werd'n mal Schmidt's all' erben, das Geld! Denn bei denen bleibt er doch so lange, als er nur Buttermilch kauen kann'. „Ick glaub', er stirbt eher, als daß er verrät, wo er's Geld hat.' „Das mag' leicht. Ich seh' ihn immer so oft nach'm Wittstrauch 'naufgeh'n', meinte Dienes. „Als ich noch bei Schmidt's diente, machte er jeden Sonntag Morgen 'nauf nach'm Wittstrauch ' „Da hat cr's vielleicht vergraben', sagte Ennchen lachend, wobei die andern zustimmten

Benner dazwischen. — „die sein auch, nit viel besser'. „Bin's g'wahr worden', erwiderte Dienes. „und der junge, der Christ, ist auch schon so. Hab' ja nichts dagegen, wenn die Leut' auf ihre Sachen seh'n — aber bei den Schmidt's war's um'n Kleises. dann hätt' m'r hungern müssen; Hab's drum auch nit lang' bei'n g'macht'. „Na, wenn die aber mal das Geld kriegen, sollten von dem Gras', bemerkte eins der Spinnmädchen „dann werd'ns aber noch, reichere Leut''. „Die hab'ns gar nit nötig — sind schon reich

. - -„Dann ist das aber schon lang unter den Leuten. Warum wird denn nit mal nachgegraben?' „So geht das nit! Da muß man erst 'n Schlüsse! dazu haben, um den Ort zu finden, wo 's liegt — 'n Erbschlüssel, 'ne alte Bibel, und muß 'nen Zauberspruch wissen, dann darf auch nichts dabei gesprochen werden — sonst findt' man den Schatz nit'. „Mir haben oben am Wittstrauch 'n Acker', sagte Ennchen, — „ei ich fürcht' mich am hellen Tag dahin zu geh'n — allein nu wieder.' - „'S ist auch grad' keine freundliche Ecke da oben', bemerkte

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 2 of 8
Date: 17.10.1913
Physical description: 8
„Nu lassen Sie man, ja? Betrüger!' Sie lächelte und sah ihn ein wenig amüsiert an. „So Hab' ich mir'n Betrüger vorge stellt.' „Es ist doch wahr!' „Wird schon mal wieder anders werden mit Ihnen, Herr Zamber. Sind ja noch so jung.' Sie seufzte, als glaubte sie selber nicht recht an ihre Prophezeiung. Dann hielt sie einen Augenblick mit Plätten inne und sah vor sich hin ins Leere. Dabei sagte sie leise, wie verloren: „Ich bin 'ne alte Frau. Und der Hauswirt sitzt ein'm Tag für Tag im Nacken. Dabei

an wird gearbeitet! Und meine Schuld soll's nicht sein, wenn ich noch mal auf Stiefeln ohne Sohlen herumtanzen muß! Memo Schuld soll's nicht sein, wenn ich noch mal da in dem Dings logieren muß, in dem —er unterbrach sich mit einer Hef tigen Handbewegung, „weg damit! Geht keinen was an!' „Wo kommen Sie denn her?' fragte Frau Heiners, nur, um die Entscheidung hinaus zuschieben. „Wie?' Der andere riß die Augen auf. „Wo ich herkomm'? Das ist's ja eben, was ich nicht'sagen wollte! — Aber, zum Donnerwetter, warum

klatschte. „Ein Dach über'm Kopf! — Und — und am Tage? Wo bleibt man den Tag über?' „Den Tag über?' Der andere lachte höhnisch. „Bahnhof, Wärmehalle, Trab die. Straßen! Dabei hier mal angeklopft und da. Arbeit! Arbeit? Bedaure. Be daure !' Er knirschte mit den Zähnen. „Es war die höchste Zeit. Sonst —!' Die Faust ballte sich. „Sonst?' fragte Zamber atemlos. „Sonst —der andere trat nahe, zu ihm heran und schüttelte den erhobenen Arm, „mit der Faust hier hätt' ich ins erste beste Schaufenster geschlagen

, eiserne zwar. Be dienung, Bewachung, Ehrenposten. Diesmal bin ich noch .drum 'rum gekommen. Aber das nächste Mal, wenn's absolut nicht mehr geht, dann Er schüttelte wieder die Faust. „Also, Frau Heiners, wie ist's denn jetzt mit uns? 's wird schon dunkel und ich Hab' Sehnsucht nach'm gescheiten Bett zipfel. Kann ich bleiben.?' . . . > „Ja, ja.' Zamber antwortete an Stelle der noch immer ratlosen Wirtin und griff nach seinem Hut. „Da sind auch die Schlüssel.' Er förderte sie mit zitternder Hand

, ja, wir können Sie doch nicht so laufen las sen — überhaupt bei dem Wetter! .Hören Sie bloß mal, wie der Wind im Schorn stein poltert!' „Sturm.' - Zamber hob die magere Haust, „Genau so ist's in. meinem Schädel.' „Sie müssen dableiben.' Der neue Mieter ergriff ihn bei der Hand. ,,Das wird sich doch irgendwie Machen lassen; was, Frau Heiners? ' Wenigstens die eine Nacht noch.' Frau Heiners wies ratlos auf die kleinen Räume. „Da geht's nicht. -Da schlaf' ich. Und in der Stube ist auch gerade man snr einen Platz. Oder ich müßte

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 6 of 8
Date: 04.09.1903
Physical description: 8
„sind Sie denn ganz von Gott verlassen? Einhundertundvierzig Mark für diese Havarie? Und ihre Versicherung sängt erst mit fünfhundert Mark an! Nehmen Sie's mir nicht übel — aber wie man Ihnen 'n Schiff anvertrauen kann, versteh' ich nicht recht. Sie wären imstande, glaub' ich, wenn Sie mal 'n Schiff verlieren, 'ne Liquidation über 'n neuen Anzug einzureichen und damit basta. — Nun schreiben Sie mal folgendes und lernen Sie auf Ihre alten Tage erst mal, wie man dergleichen Sachen

. Von den Achtergästen da biß er keinen Menschen; aber auf die Leute vorne hatt' er's immer abgesehen. Ich glaub', ich hab' noch niemals 'n Matrosen an Bord gehabt, der nich wenigstens einmal von dem Hund ge bissen würd'.' „Solche Hunde werden in der Regel über Bord gespült,' fiel Langreuter ungeduldig ein. „Iungens konnt' er nich leiden,' fuhr der andere fort, in Erinnerung an den verlorenen vierfüßigen Freund versunken. „Wenn wir an Land mal zufällig so 'ner ganzen Herde von Schul jungen begegneten, da würd

Mark taxieren. Man sieht, daß sie den Hund^nich ge kannt haben, Langreuter.' „Na, lassen wir den Hund fallen,' sagte der andere Schiffer. „Nun wollen wir mal addieren. Was glauben Sie wohl, daß die Gesamtsumme ausmacht?' „Na, so ungefähr sechs- bis siebenhundert Mark,' meinte Lemke zögernd. „Sechs- bis siebenhundert Dummheiten,' entgegnete Langreuter hitzig. „Hier haben Sie es schwarz auf weiß: zwölfhundertachtund- siebzig Mark und fünfundachtzig Pfennig.' „Also, das ist so 'ne Unkosten-Aufstellung

. „Morgen früh legen Sie es im Kontor vor,' instruierte Lang- reuter. „Jetzt wollen wir erst mal etwas Abendbrot zu uns nehmen und dann eine kleine Bierreise antreten.' Kapitän Lemke hatte nichts dagegen einzuwenden. Nach dem Abendbrot begaben sich die beiden Schiffer, begleitet von dein ersten Steuermann der Bark, an Land, um die Unkostenaufstellung feierlich zu begießen. Diese Zeremonie zog sich sehr in die Länge und erreichte endlich ihren, sämtliche Teilnehmer sehr befriedigenden Abschluß dadurch

das Papier ins Feuer. Haben Sie das Geld bei sich?' „Jawohl, Herr Bertling,' antwortete der Schiffer und langk in die Tasche, während seine mühevolle gestrige Arbeit im Kam»» aufloderte. „Na, denn man los damit,' ermunterte ihn der jetzt auf ein mal ganz kordial gewordene Reeder. Kapitän Lemke trat an den Tisch, räusperte sich und woute beginnen, die einzelnen Posten seiner Abrechnung aufzuführen- Allerlei Gedanken schössen ihm durch den Kopf. Sein Gedächtn^ ließ ihn nie im Stich; das wußte

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 411 of 414
Date: 29.12.1911
Physical description: 414
weiter und die letzte Stunde von einem Modell ist nun schon gar keine Rede!' erklärte Ver des Jahres nahm ihren Anfang. legen Arno. Arno Rüttelberger, der im Kreise der Freunde „Holbein ' „Wenn ich mich nicht irre, habe ich das Gesicht schon ein her Jüngste' getauft worden war, machte sich daran, die Mosel- mal am Fenster unten gesehen!' bemerkte Doktor Eisenbart. Weinflaschen zu entkorken, während sein Kollege Schwanecke, „Richtig, es ist die Tochter des Hauspaschas!' schrie über- der den Spitznamen

' genannt. „Ah, das sieht „Zur Gratulationscour bei uns?' dir 'mal wieder ähnlich, Holbein! Jetzt will der eine Bowle „O nein! Der Hausherr will eine Aufnahme seiner Sil- brauen und hat nicht 'mal ein Waschbecken parat, geschweige vestergäste machen denn eine Terrine!' . „Ach, nebenan in seinem Glaskasten? Na, das soll uns „Ja, was wird denn da?' fragte kleinlaut Shakespearchen, nicht stören! Ausziehn mußt du ja doch morgen! — Also Farbe der Dichter. „Von einem Waschbecken kann doch keine Rede bekannt

, liebst du sie oder nicht?' sein! Wenn wir noch eine Gießkanne hätten! Das ließe sich „Natürlich liebt er sie!' sagte Shakespearchen üherzeugt. noch ertragen!' „Das sieht doch ein Blinder an dem Bilde! Holbein, als ob „Nur Ruhe! Ich weiß schon, was wir nehmen! Im du das gar nicht gemalt hättest, obgleich ich dir viel zutraue!' Atelier gleich linker Hand steht ein großer Steintopf, in dem „Papperlapapp!' schrie Übermenzel, der einen Kollegen mir meine alte Tante im Herbst 'mal Senfgurken geschickt

man diese spöttische sichtbare Hand des Porträts. Meinung von einer so edlen Marke — 63 Pfennige für die „So haltet zusammen mit Eisbein und Säuerkohl — Eisen- Dreiviertelliterflasche! — nicht gelten. Mit etlichen Ver- bart, gieß' mal die Gläser voll! — wie Rußland und Monte- renkungen der Armgelenke erbeutete man schließlich so viel negro, wie—' Eiszapfen, daß eine befriedigende Reinigung des zum Bowlen- Ein plötzlicher Lärm ließ ihn abbrechen und aufhorchen, gefäß avancierten Gurkentopfes vorgenommen

machen wollen „Über-Pommery!' sagte gutgelaunt Arno. und dabei den Beleuchtungsapparat mit der plötzlich hochauf- „Na, nun schneid' 'mal noch ein paar Scheiben Zitrone strahlenden Flamme unvorsichtig placiert. Im Augenblick des hinein! Dein Gedrücke tut's doch nicht!' verordnete der über- Aufflammens hatte wohl ein dünner Vorhang, der für die Menzel. „Und du, Eisenbart, sorgst für eine dekorative Um- Dämpfung des Sonnenlichtes oben angebracht war, Feuer ge hüllung dieser etwas allzu plumpen Amphora unserer guten fangen

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 3 of 8
Date: 18.07.1902
Physical description: 8
sie höhnisch, „als ob der Bettel ein Vermögen wär'!' Auf Herrn Schöning schien diese Aeußerung allerdings die er wünschte, ernüchternde Wirkung auszuüben, denn er sagte: „Freilich, wenig genug ist's ja und eigentlich weniger ein Lohn zu nennen, als ein Almosen. And dann hat Tante Bertha ja recht, schädlich ist das Sticken obendrein, sowohl für die Augen wie für die Brust — das ewig gebückte Sitzen!' Er blickte nachdenklich vor sich him „Vielleicht findet sich mal etwas besseres und etwas Lohnen deres

für Dich — hm!' Plötzlich erhellte sich das grübelnde Gesicht, und lebhast wandte er sich Felicia zu. „Daß einem doch das Nächstliegende immer zuletzt einfällt! Ich wüßte etwas anderes für Dich, wenn Du es Dir denn durch aus in den Kopf gesetzt hast, Geld zu verdienen.' Er sah sie forschend, ein wenig zweifelnd an, während sie in ängstlicher Spannung an seinen Mienen hing. „Sage mal, wie steht es mit Deinen Kenntnissen im Rechnen, Felicia?' Tante Bertha öffnete ihre kleinen, grauen Augen so weit sie nur konnte

und blickte abwechselnd von dem einen zum anderen. Felicia errötete bis zur Stirn. „Ich bin im Rechnen immer eine der besten m der Schule ge wesen,' gab sie verschämt zur Antwort. „So! Habt ihr denn auch Zinsrechnung geübt?' „Freilich.' „Na, laß mal sehen! Also, wenn ich jemandem fünfhundert Mark auf drei Monate zu sechs Prozent leihe, wieviel erhalte ich Nieder?' Felicia brauchte noch keine Minute, um die Rechnung zu Stande zu bringen. „Fünfhundert sieben und eine halbe Mark.' antwortete

sie triumphierend. „Richtig! Sage mal, von dem Buchführen verstehst Du wohl nichts?' „Nein, Onkel,' gestand sie kleinlaut. „Na, schadet nichts! Als Lehrling hast Du das auch nicht ^ötig. Das lernst Du eben. Die Hauptsache ist, gut rechnen und eine passable Handschrift. Die hast Du. Und was ein guter Kauf mann sonst noch braucht, Ordnungssinn und Gewissenhaftigkeit, die letze ich bei Dir voraus.' Er sah ihr forschend in die Augen, als wollte er aus dem Gründe ihrer Seele lesen, sie aber hielt seinen Blick

nicht dazu eignet,' bemerkt er, „dann ist es eben nichts. Ohne Aufmerksamkeit und Fleiß geht's natürlich nicht. —Aber wir werden ja sehen. Einen Versuch kann man immerhin wagen.' . Aber auch dieses geringe Entgegenkommen dem Wunsche des jungen Mädchens gegenüber schien Tante Bertha schon zu viel. „Ueberhaupt die ganze Idee,' nahm sie von neuem das Wort, „finde ich, wie soll ich sagen, ganz und gar unsinnig! Du hast doch vier junge Leute in Deinem Comptoir. Nun stell' Dir mal

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 6 of 14
Date: 17.03.1916
Physical description: 14
, nachdem er sich die Uhr angeeignet. Leider täuschte ich mich. ten kein deutsches Gold in die Finger krie gen. So wenig wie deutsches Land. Also konnte er doch die Goldstücke unmöglich hier in Rußland /ausgeben, umwechseln. Aber es hatten' doch voriges Jahr mal ein paar Ka meraden für hundert Mark Gold zum Feld webel gebracht und dafür ein paar Tage Urlaub gekriegt. Aha! Das wollte also seine Marie bezwecken! Und dazu hatte die Großmutter das Gold aus dem Strumpfe hergegeben

. Und hören konnte ich es ganz deutlich, wie sachte... sachte... eine Schublade sich öffnete. Aha! Tas ist Papierknittern: Er blättert in meinen Büchern. Gelt, Bank- noten wären dir schon lieber? Aber die gibt's bei nrir nicht. — Wie frech, mit dei nen Schnrntzfingern in meiner feinen Wäsche zu kramen! Jetzt behalte sie nur auch, vb- fchon sie mich entsetzlich reut! Was, noch nicht genug? Beinahe wäre mir ein lauter Wehruf entfahren. Worin soll ich armer Wurm mich kleiden, wenn du mir nicht ein mal

und vor lauter Freude. Endlich kam der Hauptmann hochbepackt an. „Pätz, das ist ja. famos. Nun sollt Ihr mal zeigen, daß Ihr fcchren gelernt habt. Also wir fahren die Chaussee nach Tilsit. Müssen in sieben Stunden dort sein, daß ich den 9 Uhr-Zng nach Pillkallen erreiche. Es eilt!' „Zu Befehl, Herr Hauptmann. Ich —' „Na? Möchtet auch gleich mal mit nach Hause. Kreis Ragnit, nicht wahr? Ist ja nahebei. . . wollen sehen, aber ich glaube es kaum. Jetzt fix den Wagen her, Pätz. Fix. fix, Kerl!' Der Hauptmann

drei Tage Arrest statt Urlaub, verstanden!? Und die Trau ringe, die schenke ich euch beiden, Pätz. Aber gleich heiraten, hörst du? Was soll denn die ewige Verloberei? Kerl, ich habe ja selber so eine unbändige Freude, daß ich mal meine Frau wiedersehe.' „Herr Hauptmann!' jubelte Jochen Pätz hinaus, machte Halt uud rannte nach dem Autoschuppen. ! ' „Der Frühling läßt grüßen!' Nun waren es wirklich die rauschenden Bäume der deutschen Heimat. Türhaken gelöst; das feine Gewebe knittert wie widerwillig

zwar hatte das Herz mal wieder zum

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 5 of 19
Date: 12.04.1912
Physical description: 19
Malermeister — er bewahrte es als die köstlichste seiner Erinnerungen im Gedächtnis — nur ein einziges Mal zugehört und zugelacht hatte. Seinem Eintritt schenkte natürlich kein Mensch irgendwelche Beachtung, und wenn er schon zu anderen Zeiten ein wortkarger Zech genosse war, heute blieb er stumm wie ein Fisch und mürrisch wie ein alter Igel. Wenn die anderen über die kernigen Soldatenschnurren des Wachtmeisters schier aus dem Häus chen gerieten, zog er die Mundwinkel nur noch weiter herab

von dannen schritt. . . An diesem Abend legte Karl Mittmann das heilige Ge löbnis ab, seinen Fuß nie mehr über die Schwelle des Herren- stübchens der „goldenen Sonne' zu setzen. Und er war Her Mann, seinen Gelöbnissen treu zu bleiben. Dreimal ging er im Verlauf des nächsten Abends — die Dragoner waren staubbedeckt und müde vom aufregenden Kriegsspiel schon wieder eingerückt — an dem Haustor des Gasthofes vorüber, ohne auch nur einen Blick hineinzuwerfen, und als er beim vierten Mal, wie von unsichtbaren

, Kinder, der Dialekt, den ihr hier verzapft, ist ja nicht gerade der allerschönste; aber ich Hab' mich trotzdem drauf gefreut, ihn wieder zu hören. Denn in diesem Dialekt hat mal jemand ein Mort zu mir gesagt, das mir im Ohr klingen wird bis an mein seliges Ende. Es war nämlich in k einer etwas, ungemütlichen Situation, in einer, die man so H leicht nicht Äiedet vergißt, und von der ihr Stubenhocker euch ' nicht mal 'ne blasse Vorstellung machen könnt. Wie ihr mich da seht, bin ich nämlich

einer von den berühmten Helden des südwestafrikanischen Krieges und habe mich mehr als ein Dutzend Mal mit den braunen Schuften herumgeschlagen. Heiß genug ist's dabei oft hergegangen; aber niemals heißer als an einem Tage, wo wir in sengender Sonnenglut im flachen Gelände stundenlang dem Angriff einer fünffachen Übermacht standzuhalten hatten. Wir lagen in herzlich mangel hafter Deckung hinter Strauchwerk und kleinen Bodener hebungen und suchten unsere Patronen so sparsam als möglich zu verschießen, aufrechterhalten

Kameraden natürlich sofort aufs Korn, und die blauen Bohnen müssen ihn umschwirrt haben wie Bienen aus einem aufgestörten Schwärm. Daß er trotzdem seinen Weg unbeirrt fortsetzte und nicht lieber hinter der ersten besten Erdwelle Deckung suchte, wat ein Heldenstück der feinsten Sorte. Richtig schätzen kann das freilich nur einer, der selber schon mal ein paar hundert Meter im dichten Kugelregen hat zurücklegen müssen. Es gehört eben ein Soldatenherz dazu, wie es wohl keins von euch friedfertigen

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 4 of 8
Date: 24.06.1904
Physical description: 8
hier in meiner Stub' nit hören. Ich kann Euch nit helfen; Ihr konnt Euch ja 's (Seid auch besser aufheben.' . „Damit's die Schmidt's kriegten — gelt?' versetzte der Knecht, indem er den Strick, der um den Kasten geschlungen war, löste. „Da guckt mal her.' Wenngleich auch Frau Benner erbittert war, so trieb sie doch die Neugierde, in den Kasten zu sehen, von dem Hannjakob den Deckel abgehoben hatte. Sie war geblendet von dem Anblick des vielen Geldes, das ihr entgegenblinlte. „Himmel ohne End

' — was 'n Geld! Hört das Euer?' „Ja. das ist mein Geld, wo die Leut glaubten, ich wär' druiti; ich Hab's aber noch.' „'S ist Euch also nit gestohlen?' „Um 'n Kleines wär mir's gestohlen worden, wenn mir's der Dienes nit grett' hätt', und weil ich's dem zu danken hab', 'Das; 's noch mir ist, so soll's der auch 'mal all' haben.' „Der Dicnes — und nit Schmidts?' „Schmidts! — kein Heller kriegen die d'rvon! Das Geld lriegt mal ganz allein der Dienes.' Ennch?n, welch« im ganzen Gesicht rot geworden war, stand

immer noch im Hintergrund der Stube, während selbst der Das Mädchen trat zögernd näher, indem es verlegen an der bunten Schürze zupfte. „Ei na,' fuhr Frau Benner fort, — „Hannjakob, dann könnt Ihr mal d'rnach mit dem Tienes herkommen, wenn unser Mann da ist. Bist's doch zufrieden?' Mit diesem Zusätze wandte sie sich an ihre Tochter. „Ja!' nickte diese, strahlend vor Wonnz. „Das konnt' ich mir auch schon denken, daß du's zufrieden warst.' Damit war die Geschichte abgemacht, und es hatte sich erwiesen

' ich ihm, dafür halt . H/n'°r, welcher aus einem der benachbarten -^orf-r ich mir den Einsitz und 'n Auszug aus, und uxnn ich mal tot gewesen war, hatte auch etwas Interessantes zu erzählen^ ^ bin, soll er alles haben. Wenn dann der Dienes sich 'n Mädchen nämlich erfahren, datz vor ein paar ^agen im ^ar - nimmt, das noch was Vermögen hat, und er tut seins d'rzu, dann drüben eine ^pitzbubenbande dingfest gemacht und nch kann er sich 'ne neue Hofraite bauen und dann ist er.einer der setzen lns G^angnis

^abgeliefert worden war. Bei chr ha ersten Bauern im Torf — meint Ihr nit auch?' ^ Bandler-^anniel erwacht, und es hatte sich Hera ^ „Wenn er soviel Geld mal kriegt, wie das da — freilich!' ^ewesen war ^ gefährlichsten Mitglieder der Ba „'S geht mich Zwar nichts an, aber ich dacht' 's Ennchen ^ ^ Bändlcr-Dannjel?!' sagte Bennersch' Mann da war' am Tnd' ,o'n Mädchen fürn Kienes Deshalb hab' ich g^z erstaunt. - „wer hätt' das von dem aber denken sollen!'- Eucy naml.ch mem Geld gezeigt, sonst hatt

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 8 of 8
Date: 11.04.1902
Physical description: 8
, so zählt man wohl, wenn man sonst nichts Besseres zu thun hat, mechanisch die Schläge; es hat aber dabei noch niemand daran gedacht, welche Arbeit das Schlagwerk einer Turmuhr im Laufe eines Jahres verrichtet. Wenn die Uhr die sämtlichen Schläge eines Jahres hintereinander machen würde, so brauchte sie dazu 3 volle Tage, L Stunden 13 Minuten. Die Berechnung ist sehr einfach: Eine Turmuhr schlägt 1 Mal - 2/4, 2 Mal - 2/^, 3 Mal - 2/4, und 4 Mal - 1 volle Stunde, das sind zusammen 10 Schläge stündlich

oder 240 Schläge täglich. Dazu kommen die 156 Schläge der vollen Stunden. Die Zahl der Schläge beträgt also 296 täglich, und für's ganze Jahr 365 Mal 369 - 144,540. Ein kühner Pump. Zu Anfang des Sommerhalbjahres 1L64 kamen auf einer ziemlich ausgedehnten „Spritzfahrt' vier Kartellbrüder der „Thuringia' nach Jena und hielten sich nur kurze Zeit auf „F. P.' (Fremden Pump) auf. Es kamen dabei gleich am ersten Tage zur Sprache, daß sie Geld zur Verfügung haben müßten. Die Herren wollten einen Philister

und der Butzenscheiben eine Grenze zu setzen. Boshafte Bemerkung. Kellneri n. (einen Gast ermunternd, der etwas eingeschlafen): „Aber Herr Statthalter —'. Statthalter (aufwachend): „Was denn?' Kellnerin: „Aber Herr Statthalter, Sie sind ja nicht in Ihrem Bureau!' Motivierung. Kadet: „HöUN Sie 'mal, warum verlangen Eie denn von mir fürs Rassieren 20 Pfennig mehr als von Ihren andern Kunden?' — „Ja wissen Sie, Herr Kadet, bei Ihnen kommt halt noch der Finderlohn dazu!' Hirnmangel. Gast: „Ja aber, Kellner, was ist's

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 7 of 8
Date: 27.11.1914
Physical description: 8
zu... ^ „Alle Wetter!' rief dieser. „Manchnml soll es vorkommen, daß eine blinde Sau eine Eichel findet! — — Wenn dieser Streich gelänge...' Johann nickte eifrig. „Herr Leidnand, das mach' ich, so wahr ich Hans heiß!' „Dann mal los, Johann!... Nimm sechs Kerls mit dir! — Aber das sag' ich dir, wenn ihr euch vor dem Feind blicken laßt, werdet ihr massakriert! Immer Deckung suchen, mein Sohn, sonst wird die ganze Geschichte zu .Essig!' . „Zu B'fell, Herr Leidnand — ich mach keine dummen Streiche nicht, ich kenne

doch das Terrää wie meine Hosentasche. — Wie die Maulwürser schlüpfen wir durch Graben und Busch.' „Dann also mal los! — Wenn der Trick gelingt, ist dir der Knopf sicher. Am Ende reicht's gar zu den Tressen.' „Ooooh, Herr Leidnand!' — Johanns Gesicht glich bei dieser verlockenden Ver heißung einer von innen erleuchteten, in Hel lem Glänze strahlenden Glühbirne. „Marsch — vorwärts!' kommandierte der Leutnant — und Krebs und seine Genossen verschwanden hinter den nächsten Büschen. Das feindliche Feuer dauerte

inzwischen ununterbrochen fort. (Schluß folgt.) Zwei Kniewärmer. 2wei Kniewärmer. Material: Weiche, starke, graugrüne Echwanenwolle — auch in mode unv reingrau vorrätig —, eine sehr wärmende, auch in der Näne weich und geschmeidig bleibende Wollait. Auf sMksten Aluminium- oder Stahl nadeln schlägt man 56 Maschen auf und strickt 30 mal herum 2 Maschen rechls, 2 Maschen linkst—Für das Knie strickt man zuerst ein besonderes Knieflück, 7 Maschen Aufschlag, immer glatt hin und her. in der 2., 4., 6. Reihe usw

. immer in der Mitte eine Masche zugenommen, bis 26 Maschen auf der Nadel sind, dann etwa l 6 Nadeln glatt, worauf wieder das Ab nehmen beginnt,-zurück bis zu 7 Maschen ; Kniestück zu sammenstricken: Randma'chen aufnehmen. Bei unserem Modell waren nun 56 Maschen da, die, 2 rechts, 2 links, 20 mal herum abgestrickt werden. Dann werden auf der anderen Seite des Kniestücks die 56 Maschen aufgenommen und ebenso 30 mal rund herum gestrickt. Soll der Knie warmer einem Kavalleristen dienen, wild

die eine Seite meist länger gestrickt. — Kniewärmer für Kavalleri?. Material: Feine graue Wclle, auch Hasen- oder Kamelhaarwolle. Auf schlag 104 Maschen, auf 4 Nadeln 8V mal, 2 rechts, 2 links rundum gestrickt. Das Kniestück wird patent gestrickt, und zwar in einer Weite von 43 Rillen, welche Weite man nach und nach durch Zunehmen der Maschen der Fußlänge gewinnt. Dadurch bewirkt man auch die Kniebeuge, wie die Abbildung jeder erfahrenen Strickerin deutlich zeigt. Xänge des Kniestücks in der Kniehöhle

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 3 of 8
Date: 30.06.1905
Physical description: 8
ich dich lü'se. muß ich ein ernstes Wort mit dir stechen. Ich bin böse auf dich und habe dich gar nicht mehr lieb!' »Aber was habe 'ch den getan, Papa?' Miene Fritz u. blickte bn fragend an. „Ich heule nicht ein ein ige- Mal beim Schreibtisch gewesen mid deine Sachen habe auch nicht ange rührt.' „Das Fräulein er-' Zahlt mir, daß du rauchst. Ist das wahr? buchst du?' ,.Ia, ich habe ge Wucht, — aber nur e>n einziges Mal.' „Nun, und dann ''gst du noch oben drein!' sagte der ^ ^ater, indem er sich zwang

, was er nun Zweiter sagen sollte. „Ja,' fuhr «r fort, „es ist recht häßlich von dir und ich hätte es nicht von dir er wartet. Erstens hast du gar nicht das Recht, hinzugehen und »ir eine Zigarre zu nehmen, die dir gar nicht gehört. Denjenigen, der etwas nimmt, das anderen gehört, nennt man — der ist guter Mensch! Sieh mal, das Fräulein hat einen ganzen 'offer voll Sachen. Der Koffer ist ihr Eigentum und deshalb yaben wir beide nicht das Recht, ihn zu nehmen. Verstehst du das nicht? Na, und du hast

dein Schaukelpferd und eine Menge ^llderbücher. Nehme ich sie dir fort, wenn ich fragen darf? ^em. Ich könnte doch auch mal Lust dazu bekommen, aber ich 'le es nicht, denn die Sachen gehören dir und nicht mir.' „Aber du kannst sie gern kriegen, Papa!' sagte Fritzchen und lay ihm vergnügt ins Gesicht. „Nimm dir das Schaukelpferd 'ur, wenn du Lust dazu hast. Sieh mal, der .kleine, gelbe Tic Propyläen Prozellanhund auf deinem Schreibtisch gehört auch mir, aber ich» will ihn gar nicht wieder haben. Du kannst

ist nämlich sehr schädlich für die Ge sundheit und diejenigen, welche ihn rauchen, sterben M in jugend lichem Alter. Auf Kinder wirkt Tabak wie Gift und wenn schwächliche Menschen sich seinem Genusse hingeben, bekommen sie Auszehrung und ähnliche Krankheiten. Sieh mal, dein Onkel Heinrich starb an Auszehrung, — hätte er nicht geraucht, lebte er vielleicht heute noch. Fritz blickte gedankenvoll in die Weite. „Ach, wie wunderschön spielte Onkel Heinrich auf der Violine!' sagte er mit einem .kleinen Seufzer

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 350 of 414
Date: 29.12.1911
Physical description: 414
in das erste, und so vier bis fünf mal in rascher Reihenfolge. Das allein sichert einen wirklich großartigen Erfolg! Jeder weiß, daß die Bewegung warm macht. Will man bestimmte Glieder des Körpers erwärmen, so muß man diese tüchtig bewegen. Wer daher beim stundenlangen Schreiben, Nähen usw. still sitzen muß und kalte Füße bekommen hat, stehe gelegentlich mal auf, erhebe sich auf die Zehenspitzen so hoch wie möglich und nehme allmählich wieder die natürliche Stellung ein. Dies wiederhole man 3l) bis 50 mal

; dann wird die Arbeit, welche die Zehen tun müssen, um das Gewicht des Körpers zu heben, den Blutlauf hinreichend beschleunigen, um die Füße warm zu machen. Wer dies der Störung wegen (z. B. im Bureau) nicht ausüben kann, möge im Sitzen zuerst mit dem einen Fuß, dann mit dem andern, je ungefähr 80 mal, folgende Bewegungen vornehmen: die Fußspitze wird möglichst vollständig gehoben und gesenkt (gestreckt und gebeugt); die Bewegung geschieht einzig und allein im Knöchelgelenk. Nament lich werden die Zehen

mit gestreckt und gebeugt. Oder: man rollt jeden Fuß 30 bis 50 mal um seine Axe. Dabei wird bei straff gestrecktem Bein die erhobene Fußspitze besonders nach außen kräftig gerollt, indem die Fußspitze einen Kreis beschreibt. Alle diese Bewegungskuren sind überall leicht ausführbar und sehr wirksam. Bei langem Sitzen werden die Füße namentlich dann kalt, wenn man die Knie übereinander schlägt, wodurch die Adern in der Kniekehle zusammengepreßt werden und der Blutkreis lauf stockt. Dies ist also zu vermeiden

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 366 of 414
Date: 29.12.1911
Physical description: 414
, der da so vergnügt vom Bock des Milchwagens die Umwelt betrachtete. Der wußte vielleicht gar nicht mal, daß es Mathematik und Griechisch gab. Vor sein armes, geliebtes Muttchen treten müssen und sagen: Ich bin nicht versetzt! Liein, nein, das konnte er nicht — nein — eher — eher — „Komm, Hans Heinz, iß etwas. Du bist letzthin sowieso schmal geworden i. . Der Junge duldete zwar, daß sein Muttchen ihn umsorgte, seinen Teller mit schönen, belegten Brötchen füllte und ihm die Kompottschüssel zureichte, aber er genoß

fast gar nichts. Ihm war, als sei schon eine ganze Weile noch jemand in der Stube, der ihm etwas zuraunte und darüber spottete, daß er davor erzitterte. Aber oas seltsame Flüstern im Ohr ließ nicht nach. Es blieb mit einer so hartnäckigen Gründlichkeit, die bei seiner Angst vor der Nichtversetzung doppelt wirkte. Und dann schien auch noch der Zufall seiner gefolterten Seele zu Hilfe zu kommen. „Hans Heinz, sag' mal — das geht doch nicht mit rechten Dingen zu. Du Haft ja keinen einzigen Fehler

? Und hatte jetzt das getan — das — „Komm um eins zu mir ins Lehrerzimmer —' sagte er, fast heiser vor Erregung.. Mit bleichen, aufgeregten Gesichtern sahen sämtliche Knaben nach ihrem Lehrer hin. Fahl, mit unnatürlich großen Augen starrte Hans Heinz Doktor Steinhäuser ins Gesicht. Und gleich darauf schloß er die Lider und lehnte sich zurück in tötlicher Qual. Ganz still und hohl war es mit einem Mal in ihm. Wie seltsam das war, als ob inwendig alles starr wäre, und dabei mußte man so schrecklich frieren

. . . So war es damals gewesen, als er sich noch einmal leise und heimlich zum toten Vater geschlichen hatte, um ihn ein letztes Mal ganz allein zu (Nachdruck verboten.) sehen. O, wie er da erschauert und zurückgewichen war vor seinem grauenvoll kalten Gesicht, das er mit seinen warmen Kinderlippen geküßt, weil er doch so lieb und so gütig war. Sein Vaterle .'.. Ach, hätte er ihn damals doch nntgenomen, dann säße er jetzt nicht hier. Er fuhr zusammen. Er hörte den sonst so geliebten Klingelton. Alle Kameraden

. Einen Dummenjungenstreich ohne Sinn und Zweck konnte man Hans Heinz' Verfehlung nicht nennen. Der Anlaß dazu lag zu tief... Und plötzlich malte sich Doktor Steinhäuser aus: Wie des Knaben Mutter leiden würde, wenn sie erfuhr, daß ihr Kind vom rechten Wege ab gewichen war. Sie, mit ihrer weltfremden, sensitiven Seele — die nichts weiter besaß auf der Welt wie diesen Knaben und, wie er wußte, in sorgenvoller Einsamkeit ein zurückgezogenes Dasein führte. Und da mit einem Mal die Frage: Warum lebt sie denn so zurückgezogen

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 6 of 12
Date: 07.04.1916
Physical description: 12
haben, Freude an der friedvollen .Vergangenheit?' Ter schlanke bloude Riese legte bedächtig ein Häuflein trockener Blüten und loser Brief lein, die er soeben aus dem alten Schreib tisch hervorgesucht hatte, zusammen und nickte mit dem Kopf: . „Unbändige Freude sogar! — Ueberall hängen frohe-Erinnerungen dran. Ta, sieh mal her, das kleine rote Herz hat mir damals bei dem famosen Maskenfest deine Winter see angeheftet.' Ter andere lachte bitter auf. „Tu meinst wohl die Winterfee unseres Regiments, mein Junge

? Tenn ihr lagt doch alle zu ihren Füßen und fpähtet be ständig nach dem Füllhorn ihrer Huld aus.' „Tu vielleicht nicht, Kunochen?' „Nein... ich begehrte nichts vom Haupt vorrat. So ein Wohltätigkeitsbrocken, in vorübergehend guter Laune mal zugeworfen, war nicht mein Geschmack. Erst, was man dem Schicksal abringen muß, ist des Besitzes wert. Ich erinnere dich zum Beispiel an de» Jubel, als wir im Oktober den vorüber im Kruseschen Hause beginnen zu können. Bleich wie eine Kalkwand und völlig

, Knno — nehmen wir also an, daß sie es dir zu leicht gemacht hat. Aber, mein Alter, jetzt mal weiter ehrlich, wie bisher... habe ich denn damals nach dem großen Schlittenfest nicht mit eigenen Augen sehen müssen, wie dich das kleine winzige Schneeglöckchen von ihr in einen Tau mel des Entzückens gebracht hat...' „Und doch hat mich das gerade für alle Zeit von ihr geschieden.' „Ach nee... Sprich dich mal ein bißchen deutlicher auS! — Tu bist mir ohnehin die Geschichte, wie ihr auseinander kamt, seit

langem schuldig.' „Tas; man nach allem, ivas man durch gemacht hat, an solche Kindereien denkt,' meinte der Hauptmann hastig. „Es ivar eben ettvas anderes. Streite nicht dagegen. Hundertmal nach wüsten Gefechten habe ich gespürt, daß du an sie gedacht hast, habe mir vorgenommen, dich zu sra- gen... aber dann... kam etwas Großes dazwischen und altes andere Kleine war wie in einen ' Brunnen geworfen. Hier findet man jetzt aber langsam die Alltäglichkeit zu rück. Sieh mal — wir beide sind doch recht

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 6 of 12
Date: 24.03.1916
Physical description: 12
.) vas sprechende Schwein. Humoreske von Kate Lubowski. Auf der Königlichen Domäne Ferchtal fiel heute — nach Mamsellchens weisem Aus spruch — mal wieder Donnerstag und Frei tag auf denselben Tag! Das sollte soviel heißen, daß der Gebieter über das mehr und mehr im Laufe des Krieges zusammen schmelzende Häuflein Untertanen — der Amtsrat Wilke nämlich — durch unanssprech- liche Laune seinen Grimm und Zorn aus tobte. Zu Zeit haderte er in der großen, hellen Küche mit seiner Tochter Erika. ^ „Du hast

die ganze Sache wieder ver bummelt, Rieke. Hättest du gestern den Brief an den Vertreter des alten Tierarztes nicht vergessen in die Milchtasche zu legen, so wäre er längst hiergewesen und das Pracht stück gerettet...' Riekchen Wilke suchte bescheiden und ängst lich nach einer Entschuldigung. „Vaterchen, man kann doch aber auch mal etwas vergessen, nicht? — Und nun habe ich es ja heute, nachgeholt, und paß aus, der Vertreter wird ^sogleich da sein. Kennst du ihn schon? Kann er überhaupt

dich das auch an!' Es stimmte auffallend. Nicht das geringste. Aber tvenn sie an ein Rad dachte, zeich nete sie in Gedanken auch sogleich den Fahrer dazu, und das machte Ihr zur Zeit unge heure Freude. — Der Amtsrat sprang auf ein anderes, aber nicht minder gefährliches Thema über. „Rieke, sieh mich mal an.' Das tat sie denn auch zögernd. „Du — ich wollte dich schon immer fra gen — ist die Geschichte nun aus. Oder schreibst du noch ins, Feld...' Klar uud ehrlich traf ihn ihr Blick. „Nein, Vater» seit sechs Wochen

^ den blonden Kopf — aber sie schwieg. Das brachte den alten Herrn in eine gloße Erregung. Er legte die beiden starken Hände aus die jungen Mädchenschul- tern und schrie heraus: „Was siehste denn so blaß aus? — Was soll das alles? — Reiß dich zusammen — und sieh lieber mal nach dem Schwein. Es wiegt seine drei Zentner — und ist jetzt so viel wert, wie Karuso das mal seinerzeit war. — Mensch?., also, in den Schweine stall. Ich geh indessen ein bißchen auf die Straße, dem Viehdoktor entgegen. Er muß

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