Ratsherren: Siebzig Gulden für den Schelm, die wir bezahlen müssen! Und so ein saumselig Werk! Auf unsre Kosten sitzt er an der Muster und versauft das Geld! Hanns Lutz: Was ich heunt hab, ist red lich erworben, hat mir keiner was ge schenkt, Ihr Herren! Ratsherren: Weil Ihr’s uns stehlt! Ihr stehlt uns Zeit und Geld und pfuscht am Turm zu unsrer Schand! Hanns Lutz: Vielleicht liegt mir des Turms und Bozens Ehr weit mehr am Herzen als Euch! Ratsherren: Hört, hört den Zugereisten
aus dem Ravensburger Wald! Er scheint Humor zu haben, was uns fast gefällt. Ihm liegt die Ehre Bozens gar am Her zen, hahaha! Erster Ratsherr: Wollet die Ruh bewahren, meine Herren! Hanns Lutz, bekennet es uns frei: Ihr seid nit fähig, unsern Turm zu bauen, Ihr wart ein Schelm, als Ihr den Auftrag übernahmt! Hanns Lutz: Als ich den Auftrag übernahm von Meister Burkhart Engelberg, da wußt ich nit, wie schwer das Werk vor meine Seele treten würde. Ich rang mit Gott, ich rang mit meinem Werk, wie ich noch heute ringe
Tag und Nacht. Der Traum vom Werk ist leichter als die Verwirklichung. Doch jeder Meißel schlag ist mir ein Schritt voran. Nun weiß ich, daß ich’s kann, ich muß es können, glaubt mir doch, Ihr Herren, es wird ein Werk, wie sonst in deut schen Landen wenig stehn! Es ist mein Stolz, so wie es Eurer sein wird noch in späten Jahren. Jahrhunderte werden an ihm vorübergehn und allen wird das steinerne Geblüm des Turms ins Herze blühn. O laßt mir Zeit zu diesem großen Werk, laßt nit die Ungeduld
dies Werk zerstören! Erster Ratsherr: Fast möcht ich’s glauben, wenn Ihr so redet, Meister Lutz, doch spricht ein böser Geist mit glatter Zunge nit aus Euch? Ratsherren: Es spricht der böse Geist aus ihm! Erster Ratsherr: Wohl könnt ihr uns be reden, doch nur Taten können über zeugen! Hanns Lutz: Weiß wohl, daß Worte sind gering. Doch sehet auf mein bisherig Werk, dies spricht für mich. Erster Ratsherr: Nun ja, der Ansatz ist nicht schlecht, sagt’s auch der Waffner, unser Stadtbaumeister
, der Euch sonst nit gewogen. Hättet Ihr den Turm in zehen Jahren gebauet, wär Euch Ruhm und Ehr geblieben! Hanns Lutz: Ich sagt Euch schon, die Jahre zählen nit bei solchem Werk! All Ding müssen langsam reifen, am langsam sten aber reifet das Herz. Und ein reifes Herz erst schaffet die Kunst! Erster Ratsherr: Hm, ja, hm. Wollen nun weitergehn. Zum letzten frag ich Euch: Wollet Ihr Rede stehn zur Anklag aus dem Mund des sterbenden Gesellen Lukas, daß eine Hexe Euch gebannt, das Werk nit zu vollenden? Ratsherren