auch mit der Gewerbefreiheit. Ta löSt jeder Bub, der küm merlich ausgelernt hat, seinen Gewerbeschein und letzt sich als Mei ster, und da er doch keiner ist und auch keiner wird, so drückt er durch wohlseile Preise und Pfuscherei das Handwerk herunter und wird doch ein Lump, macht aber auch andere ehrliche Meister zu Lum pen. Das hab' ich einmal recht bitterlich erfahren, als ich noch in (5. wohnte. Ta halte ich einen Schuster, einen recht verständigen und braven Mann, der tüchtige Arbeit lieferte, .aber dennoch sehr arm
war. Meine Hausleute, die mir ihn empfohlen hatten, erzählten mir, daß er eine eben so brave als wackere Frau habe, aber, bei sechs Kindern, dennoch nicht so viel zu verdienen im Stande sei, daß er sich einmal einen ordentlichen Ledervorrath anschaffen könne. Die sechs Buben machten ihm viele Kosten, und doch sei keiner so weit, daß er Hilfe leisten könne. Ich nahm an der Familie einen um so größeren Antheil, je mehr Gutes ich von ihr hörte. Meine abge legten Kleidungsstücke erhielt Meister Dörfler, so hieß
der Schuster, und seine Frau wußte mit groß cm Geschick daraus cie stattlichsten Kleider für ihre Buben zu machen. Dafür verrichtete mir der Ael- teste, trenn er aus der Schule kam, allerlei kleine Dienste, und bei dem Bater und der Mutter stand ich in hohen Ehren. Eines TageS trat, nachdem ich ihn hatte rufen lassen. Meister Dörfler in meine Stube, um mir ein Paar Stiefeln anzumessen. Der Mann war heute nicht so fröhlich und freundlich, wie sonst, und manchmal hörte ich einen tiefen Semzer
es ja nicht. Als ich ihm das Geld reichte und in seine Angen blickte, sah ich Thrä nen darin. Das ergriff mein Herz. — Es stehen Thränen in Ihren Augen, -Meister Dörfler, sagte ich. Was ist Ihnen? Lassen Sie mich Ihr Lew wissen! Setzen Sie sich »mV erzählen Sie mir. Ich nöthigte ihn sich niederzusetzen, und nun hob er, nach- dem er sich die Thränen getrocknet, an und sagte: Ach, was unter andern Umständen uns recht glücklich machen würde, müssen wir bei unserer Armuth als ein Unglück beklagen. Kaum vermögen wir, meine brave
? fragte ich. Ach, sagte er, wer wird mir armen Manne diesen Liebesdienst leisten? Ich werde ihn wohl selbst über die Taufe heben müssen. Schon wieder eine Mmhlosigkeir, Meister Dörfler, sagte ick. die nicht recht ist. Erst zweifeln Sie an Gottes Hilfe und jetzt an der Menschen Liebe! Ich wollte mich Ihnen anbieten, im Falle ich Ih nen recht bin. Der arme Schuster sah mich zweifelnd an. Ach Gott, Sie? sagte er halblant. Warum denn nicht? fragte ich. Es ist mein voller Ernst, wenn ich Ibnen recht