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Pustertaler Bote
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Page 1 of 8
Date: 19.03.1926
Physical description: 8
haben und nicht nur bei den Natssitzen bleibe», sondern weiter gehen auf diesem Wege und man wird verstehen, daß es da schwer ist, einen Mittelweg zu finden, bei dem beide Teile nicht verkürzt werden. Uebrigens, wenn man von zwei Teilen spricht, dann ist es schwer zu sagen, wer eigentlich unter dem einem, und wer unter dem andern Teile gemeint ist. HöchMns könnte man die Mächte teilen in solche die bereits im Völkerbünde sind und in solche die aufgenommen werden. Dann wäre der eine Teil Deutschland, das ausgenommen

werden soll und der andere Teil die anderen Mächte. Richtiger aber wäre vielleicht eine Teilung in Mächte, die einen ständigen Ratssitz wollen und solche die einen solchen bereits schon besitzen. Dann käme auf der einen Seite Polen, Brasilien und Spanien in Be tracht, während aus der andern Seite die Groß mächte vertreten wären. Diese Teilung ist auch richtiger, weil Deutschland ja heute noch nicht dem Völkerbunde angehört und infolgedessen auch nicht die Möglichkeit, weder die Berechtigung hat, in Sachen des Völkerbundes

? Es ist schwer da zu gehen, wie die Besprechungen der Natsmächte beweisen. Man sucht einen Aus weg indem man von den. Deutschen schon heute vor dem Eintritt Zugeständnisse verlangt, die Deutschland beim besten Willen nicht, geben kann, weil es ganz unlogisch wäre, irgend ein Zugeständnis zu machen m einer SachA die- einen nichts angeht. Deutschland ist heute gegenüber dem Völkerbund noch ein vollständig Fremder. Wenn Deutschland sich herbeiließe irgend ein Zugeständnis zu machen, z. B. die Zulassung Polens

in der gleichen Sitzung, dann würde das so viel sein, als eine Einmischung in fremde Rechte, da Deutschland ja nicht sagen kann, es habe nichts dagegen gegen eine Aufnahme Polens. Der Völkerbund kann Polen ja ohne weiters aufnehmen. Nur sind die Vereinbarungen mit Deutschland dann durchbrochen, die man in Locarno und in London getroffen hat. Der Reichskanzler Dr. Luther hat in seiner Rede in Hamburg ganz deutlich, ohne irgendwelche Hintertüren den deutschen Standpunkt vertreten und drei Punkte aufgestellt

, die die Richtlinien Deutschlands in der Völkerbundspolitik sind. Zwei dieser Punkte sind: Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund und in den Rat im Monat März. Alleinige Aufnahme Deutschlands im März. Gegen über diesem deutschen Standpunkt sind die andern Mächte bemüht von Deutschland vor seiner Auf nahme einige Zugeständnisse zu erhalten. Deutsch land ist nicht in der Lage diese Zugeständnisse zu geben. Im Laufe der gegenwärtigen Verhandlungen haben sich nun verschiedene Komplikationen ergeben, die — führe

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Pustertaler Bote
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Page 1 of 8
Date: 02.10.1925
Physical description: 8
« ««Deutschland t« Osten und Westen. Der Ssnserenz nahe. — Rarottoneuigkeite« und Asten. Es ist auffallend, wie in der letzten Zeit, da sich die Sache um die Sicherheitskonferenz immer mehr zu verdichten beginnt, auf einmal im Osten wie im Westen ein Werben um Deutschland be ginnt, bald im Feinen, bald im Groben, gerade nach der Stimmung. Von Osten kommt die Nach richt, daß Tschitscherin, der russische Außenminister von seinem Posten zurücktreten soll, weil er es an geblich nicht verstanden

haben soll, Deutschland von den Westmächten fernzuhalten und durch den Rapallovertrag an Nußland mehr als bisher zu fesseln. Am selben Tage stand die Nachricht in der Presse, daß der Rapallovertrag, den Deutsch land mit Nußland bekanntlich zur Zeit der Kon ferenz von Genua abgeschlossen hatte, aufgelöst werde und ein neues Bündnis zwischen Frankreich und Rußland geschlossen werden soll. Wo hier die Wahrheitliegt,ist sehr zweifelhaft. Der bevorstehende Besuch Tschitscherins in Warschau dürfte vielleicht

einigen Aufschluß darüber bringen. Die Gerüchte über den bevorstehenden Rücktritt Tschitscherins erhalten sich übrigens hartnäckig. Es wird schon bekannt, daß der Nachfolger mit Deutschland eine entgegengesetzte Politik treibe» wird, indem er nämlich den Rapallovertrag erweitern und Deutsch land so trotz des Sicherheitspaktes als Brücke nach dem Westen benützen will. Nicht außer Acht zu lassen ist übrigens die Schlußfolgerung, die in Rußland gezogen wird. Deutschland soll durch seinen Eintritt in den Völkerbund

ja über das Kapitel Deutschland viel- leicht nicht direkt wohl aber indirekt so manches zu erfahren sein. Das Liebäugeln im Westen geht natürlich andere Bahnen aber auch nun auf einmal mit Butter brot anstatt die Jahre bisher immer mit der Peitsche. An erster Stelle kommt der Völkerbund, der Deutsch land schon ganz besonders gerne in Genf sehen möchte. Man hat Deutschland versprochen das Mandat über zwei seiner Kolonien zurückzugeben, über Togo und Kamerun, falls Deutschland in den Völkerbund eintrete

. Das ist allerdings auf der einen Seite erfreulich, das Geschenk ist aber bei näheren Besehen nicht das, was es verspricht. Denn man darf nicht vergessen, daß die Gebiete seit dem Kriege und nach dem Kriege furchtbar gelitten haben und es die Engländer bis heute nicht ver mocht 'haben, die Völker für sich zu gewinnen. Immerhin wäre es der Anfang einer gewissen er weiterten Politik gegen Deutschland und für Deutsch land insofern« erfreulich, als der Anfang zu der Kolonialpolitik wieder gemacht wäre. Bemerkenswert

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Pustertaler Bote
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Page 1 of 8
Date: 30.10.1925
Physical description: 8
riechen, und für Deutschland der beste Beweis sein, wozu der Völkerbund eigentlich da ist. Es hängt von dieser Völkerbundsentscheidung sehr viel ab, nicht nur für Griechenland und Bulgarien, sondern in weiterem Sinne auch für Deutschland. Es ist das Probestück des Völkerbundes, das zur Aufnahme ermuntern soll oder abschrecken. Ueber die weiteren Grenzen dieses griechisch-bulgarischen Streites ist vorderhand nichts zu sagen: sie wer den sich erst bei den Verhandlungen vor dem Völkerbund zeigen

. * . * Der Stadtrat von England hat in seiner letz ten Sitzung beschlossen, den Vertretern der aus ländischen Mächte bei Unterfertigung des Ver trages von Locarno am ersten Dezember ein Früh stück ^ geben. Daran knüpfte eine Zeitung die bescheidene Frage, ob dieser Entschluß des Lon doner Stadtrates etwa nicht wohl zu früh sei, denn man könne nicht wissen, was bis zum ersten Dezember noch alles geschehe. Die innenpolitischen Kämpfe in Deutschland, die in den letzten Tagen wieder einmal auf einen Höhepunkt

gewöhnt. Sie führen sie etwa nicht das erste Mal auf. Der Hintergrund liegt hier wie sonst nur darin, daß sie etwas herausschlagen wollen, dann werden sie ihre Zustimmung nicht versagen. Das ist so die Meinung, die man in Regier- nngskreisen hat. Deshalb nimmt man auch dieses starre „Unannehmbar' nicht so tragisch, als es ausgesprochen worden ist. Die Folgen einer Ab lehnung wären für Deutschland überdies unab sehbar. Als einziges Land, das diese Konferenz erfolge nicht genehmigt

, würde eS der Störenfried ein zweites Mal genannt und die außenpolitische Lage würde sich bald derart verwickeln, daß sich wohlkeine der vielenParteien Deutschland mehrbereit finden würde,die Regierung zu übernehmen. Es besteht ja auck der Plan, wenn dieser Standpunkt der -Deutscynationalen wirklich durchdringen sollte, daß die Weimarer Gruppe (Zentrum, Sozialdemokraten, Demokraten) ihre Mandate zurücklegen und die Verantwortung für die weiteren Geschehnisse, den Deutschnationalen, überlassen

für Deutschland zulassen würde, die sich aus einer Ablehnung der Konferenz von Locarno ergeben müßte. In letzter Linie bliebe dann noch der Volksentscheid übrig und darauf würden es die Deutschnationalen nicht ankommen lassen. Es macht im Auslande nicht das beste Bild vom Friedenswillen, wenn nm jedes Wort gestritten werden muß. Das ist der Standpunkt des Auslandes, wie man ihn aus den ver schiedenen Presseäußerungen kennt. Wenn man den Standpunkt Deutschland gegenüber stellt, so ergeben sich manche Punkte

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Pustertaler Bote
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Page 1 of 8
Date: 09.10.1925
Physical description: 8
vielversprechend, denn die Erklärungen der deutschen Botschafter, die sie bei Ueberreichung der Note mündlich abgaben in Bezug auf Kriegsschuld und Räumung haben ver schnupft und man konnte eine seltene Einstimmig keit zwischen Paris, London und Rom entdecken. Daß dies gerade kein besonders günstiger Anfang ist, ist leicht begreiflich, besonders da es sich bei der Konferenz auch um die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund handelt, die in Deutschland überhaupt nicht populär ist und hier könnte mau das Wort

, dies einzusehen und wollte sich vorerst auch nach Osten sichern, damit einerseits die Po litik nicht einseitig würde und andererseits damit die Handelsvertragsverhandlungen so gut zu Ende geführt werden können, wie sie bisher geführt wurden. Man hat diese Unterredung Stresemanns mit Tschitscherin auch als eine kleine Demonstration aufgefaßt gegen die abweisende Haltung der Entente gegenüber den deutschen Erklärungen, um der En tente damit zu beweisen, daß Deutschland nicht von Gottes und der Entente Gnaden

nur sein kümmerliches Dasein friste. Vielleicht läßt die Wirkung dieser Unterredung bei der Konferenz nicht auf sich warten. Jedenfalls ist die Gefahr einer zu einseitigen Behandlung, wie sie etwa von Frankreich von Anfang an gewünscht wurde, durch diese Unterredung stark abgeschwächt und so ziem lich beseitigt. Denn, wenn vielleicht auch nicht Frankreich, so hat doch England als direkter und unversöhnlicher Gegner Rußlands ein besonderes Interesse, Deutschland irgendwie an die Westmächte anzuschließen

zu Zwischenfällen führen, die den Erfolg der Konferenz in Frage stellen. Das befürchtet man auch in Frankreich und noch mehr in England und deswegen sieht man den Dingen mit einem ungewohnten Pessimismus entgegen. Es ist klar, daß alle Dinge, die die deutschen Bot schafter aufgerollt haben, nochmals zur Sprache kommen werden, denn Deutschland kann nur als Gleichberechtigter einen Pakt unterschreiben, niemals aber als Kriegsschuldiger. Uno ob hier eine Einigung zu stände kommt, ist mehr als fraglich

, wie man auch den Einfluß Rußlands in der Türkei spürt. * *. * Die russische Westpolitik der letzten Monate hängt eng mit den Sicherheitssragen zusammen. Ruß land sieht sich von England immer mehr »nd mehr bedroht, die Einkreisungspolitik Englands wendet sich heute gegen Rußland wie sie vor zwei Jahrzehnten sich gegen Deutschland gewandt hat. Rußland kann sich mit England nicht verständigen, schon aus dem Grunde nicht, weil zn viele eng lische Forderungen bestehen, die Nußland nicht er füllen will und andererseits

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Pustertaler Bote
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Page 2 of 12
Date: 31.03.1922
Physical description: 12
die Notwendigkeit der soforti gen Lösung der Verwaltungsfrage in den neuen Provinzen betonte, um deren Bewohner zu zeigen, daß die italienische Verwaltung nicht unter der österreichischen stehe. JeiMM. Die Pariser Reparativnskommission hat sehr wichtige Beschlüsse gefaßt. Betreffend die von Deutschlands 1922 zu machenden Leistungen verblieb man bei der Abmachung von Cannes, wonach Deutschland 1922 720 «Millionen Gold- marh in Bar und für 14S0 Millionen Gold mark NaturMeferungen zu leisten hat. —Die Reformen

Grenze erschöpft ist. Die Re- parationskvmmission fordert von Deutschland u. a. die Einführung von Ergänzungssteuern, die 6V Milliarden Papiermark einbringen sollen. Der Reichskanzler wird voraussichtlich erklären, daß die Aufbringung von 60 Milliarden neuer Steuern unmöglich ist. — Frankreich will Deutschland bis zum letzten aussaugen und zum Ruin bringen. Nach zuverlässigen Meldungen ist der Ein marsch Frankreichs in Deutschland unvermeidlich und auf dieses Ziel hin arbeitet auch die ganz

kategorisch abgefaßte Garanlieforderung der Reparationskommission. Poincare ist fest ent schlossen, sobald als nur irgendwie möglich. Deutschland ein- kurzfristiges Ultimatum mit unerfüllbaren Forderungen zu stellen und bei Nichterfüllung desselben das Ruhrgebiet, Frank» furt am Main, kurz die ganze Mainlinie zu besetzen, um Nord, und Süddeutschland zu tren nen. England wird sich im Norden Deutsch lands seine Interessen sichern, damit Frankreich nicht vollständig frei in Deutschland schalten und walten

stabilisiert werden. Mit Silfe der Völkerbundskredite werden dann die Grund lagen zu einer neuen wertbeständigen Währ- ung gelegt werden können. MMM Die Forderungen der Reparationskommisston an Deutschland haben in Berlin bei allen Par- teien eigentliche Bestürzung hervorgerufen. Was die Enlente unter der Führung Poincqres ver langt. ist. wie stch der englische Delegierte Brad- burry äußerte, nichts anderes als eine Tür- kisterung des Reiches. Er hat stch mit aller Energie dagegen gewehrt

; als aber der Fran zose Dubois mit Demission drohte, hat er nach geben müssen, offenbar, weil England im gegen- wärtigen Augenblick keinen Konflikt mit Frank reich will. Damit hat Poincare freie Land bekommen und er wird nun auf dem betretenen Wege weiter marschieren, komme daraus, was da wolle. Damit ist die Krists nun in das entscheidende Staduim getreten. Die stegreiche Entente hat sich gesträubt, die Absicht Frankreichs zu unterstützen, gleich nach dem Friedensschluß Deutschland tatsächlich völlig

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Pustertaler Bote
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Page 6 of 8
Date: 27.07.1917
Physical description: 8
Rundschau. Ausland. Deutschland. Mit überwiegender Mehrheit, mit 214 gegen 116 Stimmen hat am 19. ds. der, deutsche Reichstag die Friedensresolution der Parteien, aus denen sich die Majorität zusammensetzt, angenommen und in der gleichen Sitzung wurden die Kredite zur Fortführung des Krieges mit allen Stimmen gegen die der Arbeitsgemein schaft votiert. In diesen beiden Abstimmungen treten klar und deutlich der Wille zum Frieden, wenn ihn unsere Gegner nicht unmöglich machen, sowie die Entschlossenheit

nichts anderes erreichen will, als die Sicherung der Lebensbedingungen des Deutschen Reiches auf dem Kontinente und über See. In beredten Worten hat der deutsche Reichs kanzler seine ehrliche und aufrichtige Friedens bereitschaft kundgegeben. Allerdings, ein neues Friedensangebot kann Deutschland nicht machen, nachdem sein letztes schroff zurückgewiesen wurde. Doch, wenn die Feinde ihre Eroberungsgelüste aufgeben, wenn sie auf ihre Niederwerfungs pläne verzichten und neue Verhandlungen wünschen, dann ist das gesamte

deutsche Volk und die deutsche Armee mit ihren Führern, die mit diesen Erklärungen einverstanden sind, darin einig, daß Deutschland den Gegner, der die Fühler ausstreckt, fragt, was er zu sagen habe. Regierung, Armes, und Volksvertretung in Deutschland stimmen daher überein, jederzeit friedensbereit zu sein, und Herr Dr. Michaelis hat ausdrücklich betont, daß der Krieg, den Deutschland führt, zu Beginn kein Eroberungs krieg war und auch trotz der gewaltigen Er folge der deutschen Heere seinen Charakter

nicht verändert hat. Jeder Tag kann das sehnlichst erwartete Ende des furchtbaren Kampfes bringen, wenn unsere Gegner sich überzeugt haben, daß Deutschland und dessen, Verbündete nicht niederzuringen sind, und um gewaltsamer Eroberungen willen wird das deutsche Volk auch nicht eine Stunde weiter die Welt zwingen, das Unheil der Zerfleischung der Menschheit weiter zu tragen. Der Kanzler schloß mit folgenden Worten: Wir fahren in wildbewegter See und in ge fährlichem Fahrwasser, aber das Ziel sieht

uns leuchtend vor Augen. Das, was wir ersehnen, das ist ein neues, ein herrliches Deutschland, nicht ein Deutschland, das mit seiner Waffen gewalt die Welt terrorisieren will, wie unsere Feinde glauben, nein, ein sittlich geläutertes, ein gottesfürchtiges, ein treues, ein friedliches, ein machtvolles Deutschland, das wir alle lieben, und für dieses Deutschland wollen wir kämpfen und leiden, für.dieses Deutschland wollen unsere Brüder draußen bluten und sterben, und dieses Deutschland wollen wir erkämpfen

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Pustertaler Bote
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Page 2 of 12
Date: 04.02.1921
Physical description: 12
zum Ausdrucke, daß die französische und englische Regierung Versuche Oesterreichs, sich an Deutschland anzuschließen, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln, allen falls mit Gewalt begegnen wird. Ter MO M im» ZeiitWM. Der französische Finanzminister Dommer hat die den Alliierten von Deutschland gemäß den Angaben der Reparationskommisston geschul dete Wiedergutmachungssumme mit 212 Mil liarden Goldmark beziffert, wozu noch die Zinsen kämen. Frankreich würde davon 110 Milliarden zu erhalten

haben, welche in 11 Jahresraten gezahlt werden sollen. Frank reich' brauche 54 Milliarden sür den Wieder aufbau. sonst mühte es den Bankerott erklä ren. Deutschland muß zahlen und wenn es darüber zugrunde geht oder das Schicksal Frankreichs ist besiegelt, wenn es die Zah lungen nicht einhält. Zwischen diesen beiden Dingen müsse man wählen. Lloyd George betont das Recht Frankreichs Zahlungen zu fordern, aber er wies auch darauf hin, daß die Alliierten von Deutschland nichts erhalten werden, wenn es zum wirtschaftlichen Tode

verdammt werde. Marschall Foch erklärte, wenn Deutschland nicht zahlen sollte, müßten weitere deutsche Gebiete besetzt und eine Ver längerung der Besetzung der Rheinlande durch geführt werden. M PMr-Mmz nahm das sür die Zahlungen der Wiedergut machung vom Konferenzkomilee angenommene System an. Deutschland zahlt ab 1. Mai 1921 in 42 Annuitäten 226 Milliarden Gold mark. Deutschland muß die überflüssigen Osfi- ziersstellen im Kriegsministerium bis IS. April auflassen, das überflüssige Kriegsmaterial

der von der Konserenz'beschlossenen Bedingungen seitens Deutschland keine Rede sein könne. — Die Konserenz nahm den Bericht Loucheurs be treffend die Silfe sür Oeslerreich an, der die Schaffung eines Finanz-Syndikates mit einem Kapital von 200 Millionen vorsteht. Im Prinzips wurde die Teilnahme der Staaten an dem Syndikat zugelassen. Die Konferenz wurde am 30. Jänner geschlossen. WWW dkZ NkltsMM Ein hoher Slaalsmann, kein Geringerer als Lloyd George hat bei einer Ansprache an die englischen Völkerbundsdelegierten erklärt

, wenn das Wettrüsten zur Sees unter den Groß mächten nicht aufhöre, so müsse man mit einer neuen Weltkatastrophe rechnen. In der Tat gibt es zwei große Gefahr- Zentren in Europa und in der Welt. Das europäische Zentrum lie^t am Rhein. Dort schicken sich die Franzosen in unbegreiflicher Verblendung an. Deutschland weiter zu demü tigen. zu schädigen und zu reizen. Man ver handelt mit diesem Volke nicht wie mit einem vollberechtigten Nachbarn, sondern wie mit einem Vasallenstaat, der anzunehmen

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Pustertaler Bote
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Page 1 of 8
Date: 01.05.1925
Physical description: 8
auswärtige Stimmen, die für Hindenburg Partei ergriffen oder wenigstens dessen Wahl als für Deutschland nicht schädlich hielten. Ausfallend war eine Erklärung des Kanzlers Dr. Luther, in der er sagte, daß er jede Verantwortung für die Folgen der Wahl ablehne. Diese Erklärung ließ so viel Vermutungen offen, daß man unwillkürlich an gewisse Generalstabsberichte der Kriegszeit erinnert wurde, die mit dunklen Worten etwas sagten und noch mehr ahnen ließen, zwischen deren Zeilen aber gewöhnlich das Gegenteil

zu lesen war, als die Berichte selbst sagten. Man hat diese myste riöse Erklärung des Reichskanzlers vielfach mit den Geheimberichten der ausländischen deutschen diplomatischen Vertretungen in Zusammenhang gebracht, welche zum größten' Teil von der Wahl Hindenburgs abrieten. Ob dies der Wahrheit ent spricht oder nicht, darüber weiß man nichts. Die Möglichkeit und sogar vielleicht die Wahrscheinlich keit spricht dafür.- Sei dem wie immer. Man muß heute nur mit der Tatsache rechnen, daß Deutschland

in den Äugen der Welt wenigstens in der ersten Zeit anders dasteht und daß man in der Welt allge mein mit dem Siege der Reaktion in Deutschland ' rechnet. Auch das dürsten, wenn man die Rede Hindenburgs nusmerksam verfolgt und wenn man die sonstigen politischen Ansichten Hindenburgs >kcn»t, nicht der Richtigkeit entsprechen. .Hinden burg ist nicht Ludendorff', diesen Satz muß man für die nächsten Monate an die Spitze der Politik in Deutschland stellen. Die Fragen tauchen auf: Was für Folgen hat die Wahl

richtete Parteien ansehen, nHas sie in Wirklichkeit auch sind. Mit dem berühmten Leitartikel des „Vorwärts': „Nieder mitHem Rechtskurs' den sie unterschrieben haben, ist .her Mittelweg unter brochen worden und sie haben sich auf die linke Seite geschlagen. Daß es trotzdem gelungen ist, Hindenburg als Reichspräsidenten durchzubringen, ist das sicherste Zeichen dafür, daß Deutschland vom Linkskurs abrückt und wieder anfängt natio nal zu denken und national zu handeln. Man muß dabei nicht immer gleich

an die Reaktion denken, nicht glauben, nun fei in einigen Monaten der Revanchekrieg da, alle diese Gedanke» liegen in Deutschland — wenigstens bei Hindenburg — so ferne, weil er ganz genau weiß, daß Deutsch land heute ganz andere Dinge braucht als Krieg. Kriegführen ist heute ausgeschlossen, nur eines ist heute notwendig und das hat Hindenburg selbst in seiner Rede betont: Wirtschaftlich aufkommen und zu einem Frieden kommen, der ein Fort kommen garantiert. Die Innenpolitik Deutsch lands wird durch diese Wahl

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Pustertaler Bote
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Page 2 of 12
Date: 16.11.1923
Physical description: 12
des Bürgerkrieges in Deutschland erst dann gebannt sein werde, wenn einmal der außenpolitische Druck aufhöre. Die MrlltiWN. Fast wie Ironie wirkt es. wenn, während Deutschland immer mehr im Elend versinkt, man im Lager der Alliierten darüber sich aus einandersetzt. was in der Frage der deutschen Reparationen geschehen sollte. Vorläufig ist man immer noch im Prinzip einig, in der Angelegenheit eine Sachverständigenkonferenz einzuberufen, unter Mitwirkung von Amerika. Aber eine Übereinstimmung darüber

von Frankreich gestanden, hat in dieser Frage der Sachverständigenkonferenz sich mehr der entgegenkommenden Äaltung von England und Italien angeschlossen. Man wird wohl auch in Brüssel, wie wenig man sonst bis jetzt dort an Sympathien für Deutschland aufzu»! bringen vermochte, zur Einsicht kommen, daß es nicht vom Guten sein könne, es völlig dem Ruine zuzutreiben. Im fernen Osten macht man ja schon kein Kehl aus der freudigen Erwartung, daß nun für diesen die Stunde bald schlagen werde, um über die deutschen

Trümmer herzufallen und über sie weg dann bald auch weiter gegen den Westen vorzudringen. MlizMe MilltörlmtM. In den ersten Iahren nach dem Kriege sand ten die Alliierten große Militärkommisstonen ins deutsche Reich, die die Aufgabe halten, persönlich überall nachzusehen, ob Deutschland die Vorschriften des Versailler Vertrages in militärischer Sinficht erfülle. Bekanntlich darf das Reich nur 100.000 Mann aufstellen, und diese müssen Berufsmilitärs sein, die eine län gere Reihe von Dienstjahren

zu absolvieren haben. Die deutsche Regierung hatte unend liche Mühe, diese im Lande herumreisenden ^ Kommissionen zu schützen. Dann ist diese Kon trolle allmählich eingeschlafen. Nun auf einmal verlangt Poincare, diese Kommissionen müssen wieder in Fünktion treten und es scheint, daß auch England sich dagegen nicht wehren wird. Deutschland muß nun Farbe bekennen, denn es liegt ein Befehl der Botschafterkonferenz vor. Die Antwort dürfte in wenig Tagen erfolgen. Poincare hat auch mit seiner Forderung

keinen andern Zweck im Auge, als neue Schwierigkeiten und Anklagen gegen Deutschland zu suchen, auf Grund wel cher er sich ermächtigt glaubt, weitere Üble Maßregeln gegen das ausgeplünderte Volk zu ergreifen. Das deutsche Volk ist durch die Ruhrbesetzung in einen Zustand heftigen Kaffes gegen Frankreich versetzt worden. Jeder ein zelne Deutsche wäre Heute imstande, gegen einen französischen Uniformträger einen Akt der Be leidigung, wenn nicht noch Aergeres zu bege hen. Dazu kommt nun aber der Kunger

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Page 1 of 8
Date: 07.08.1925
Physical description: 8
gehen zwischen England und Frankreich mit leb haften Interesse beiderseits und mit ebensolcher Unnachgiebigkeit beiderseits weiter. Frankreich will auf seine fingierte Stellung als Garant bei Ver trägen zwischen Deutschland und den Oststaaten unbedingt bestehen, um damit das nominelle Recht in der Hand zu haben jederzeit über Deutschland herzufallen. Selbst England leuchtet dies ein und es ist von der Ansicht Deutschlands, daß eine Ga rantie Frankreichs bei anderen Verträgen nicht nur vollständig

in den Völkerbund. Und hier scheint nun auch der Völkerbund ein greifen zu wollen. Deutschland stimmt der An sicht Frankreichs, daß eS bedingungslos in den Völkerbund eintreten solle, nicht bei. Bei seiner Aufnahme in den Völkerbund verlangt es einige Ausnahmen, die auch der Schweiz beim Eintritt in den Bund ohne weiters bewilligt wurde. So vor allem, daß der Artikel 16 der Akten, in wel chem das Durchmarschrecht durch die einzelnen Staaten geregelt ist, auf Deutschland keine Anwend ung findet. Sehr richtig

bemerkt hiezu die baier- ische Presse, daß Deutschland als völlig entwaffnetes Land inmitten seiner waffenstarrenden „Freunde' unter diesen Umständen immer als europäischer Kriegsschauplatz angesehen werdenmüßte,da Deutsch land ja keine Macht habe, sich dieser Tatsache zu erwehren. Und was das vielberühmte Stimmrecht im Völkerbund selbst anbelangt, es ist dies ja so minimal, weil ja immer so und so viele Stimmen dagegen sein werden und Deutschland stets in der Minderheit bleibt. Die Verhandlungen

scheinen auch noch auf einem andern Irrtum zu beruhen, der wahrscheinlich erst bei Eröffnung der gegen seitigen mündlichen Verhandlungen zum Ausdrucke kommen dürfte. Deutschland hat ausdrücklich be tont, daß diese Erwiderungen nur die wichtigsten sind und daß sie grundsätzlicher Natur sind, mit andern Worten, daß diese Entgegnungen die in der Note gemacht wurden, eigentlich nur das Geripp darstellen und darüber hinaus zwar noch Entgeg nungen möglich sind, darunter aber ein Weiter- zurückgehen

Menschen auskosten können, welche die staatlichen Angelegenheiten gar nichts angehen. Polen hat bis jetzt zirka 20.000 deutsche Optanten ausgewiesen und Deutschland- hat mit derselben Maßnahme geantwortet, was ihm schließlich niemand verübeln kann. Nun be steht hier zwischen Deutschland und Polen eine Konvention welche im Jahre 1921 in Wien von beiden Seiten unterzeichnet wurde, worin beide Staaten sich verpflichten die Optanten nach eige nen in dem Uebereinkommen genau festgelegten Normen zu behandeln

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Page 1 of 8
Date: 23.10.1925
Physical description: 8
genug, um von einem Erfolg zu sprechen, ob das formelle Ergebnis allerdings auch dem wirklichen Ergebnis entspricht, daran zweifeln jetzt einige Tage nach dem Schlüsse der offiziellen Konferenz schon mehrere und die französische Presse hat bereits eine Auslegung der Zusicherungen Briands gefunden, die in Deutschland wahrschein- ich etwas geteilte Ausnahme finden dürfte. Die ranzösische Presse behauptet, Briand habe die vers chiedenen Zusicherungen bezüglich Besatzungser- eichterungen und bezüglich

der Aenderung des Regimes im Saargebiet nnr aus ganz persönlicher Initiative gegeben und die Negierung halte sich nicht im mindesten daran gebunden. Desgleichen wird bereits die englische Presse in einer Weise zurückhaltend, die man in der letzten Zeit her nicht mehr gewohnt war. Während der Konferenz trat sie nicht nur für die sofortige Räumung Kölns ein, sondern auch für ein weitestgehendes Entgegen kommen für Deutschland und pries den friedlichen Geist der Deutschen in allen Tonarten. Nun, kaum

und der Sym pathie. Man muß sich in England und Frankreich die Stimmung in Deutschland vorstellen wenn man diese Pressekomentare liest, man kann sich lebhaft die Stellung vorstellen, in die die beiden Minister dadurch kommen, wenn man dies alles noch zum Bilde des Sicherheitspaktes dazunimmt. Bon all dem, was man eigentlich in Locarno ver hofft hatte, ist auch nicht ein Wunsch Erfüllung gegangen. Man hat keine bindenden Zusicherungen zur schnellen Räumung Kölns, man hat keine bestimmten Zusicherungen

über die Besatzungs ändernngen im Rheinland, man weiß nichts sicheres von Saarland und man ist im völligen Dunkel, wie sich im Osten die Dinge entwickeln werden. Nur die negativen Versicherungen durfte man abgeben. Dies ist in dürren Worten das eigentliche Bild von Locarno, wie man es heute in Deutschland sieht. Nicht auf den formellen Er folg kommt es an, wie man vielleicht in Paris und London glaubt — und auch dieser ist übrigens noch nicht ganz da — sondern ans den Geist, der diese neue Periode

Sicherheitspakt zwischen Deutschland, England, Italien, Frankreich und Belgien, dann der Schieds- gerichtsvertrag zwischen Deutschland und Frank reich, die Schiedskonvention zwischen Belgien und Deutschland und die beiden Ostverträge, die Schiedsgerichtsverträge zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei einerseits nnd Deutschland und Polen andererseits. Das sind.fünf Verträge, die nun die Basis für ein neues Europa bieten sollen. Der Grundgedanken des eigentlichen Sicher heitspaktes ist der deutsche

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Page 1 of 12
Date: 21.09.1923
Physical description: 12
!. 80.—, halbjährig l. 10.—, vierteljährig L. 5.—. Durch Erzeugungskosten bedingte Preiserhöhung vorbehalten. Aszelge» aller Art finden die lohnendste Verbreitung u. wird die einspaltige Petitzeile mit 40 Cent, berechnet. Bestellungen zu richten an die Buchdruckerei y. Mahl, Bruneck. - Rr. 38 Bruneck, Freitag, den 21. September 1S23 Jüngst schrieb ein belgischer Volkswirtschaft ler sehr treffend: Alle unsere Pfänder an Ruhr und Rhein können uns das nicht geben, was wir von Deutschland fordern: wirkliche

Re parationsleistungen des Ruhrgebietes ist heute in seiner Produktivität bereits um zwei Drittel seines Ertrages zurückgegangen und die Mil liarden und Billionen, die wir beschlagnahmen, sind nur ein oerschwindend kleiner Bruchteil dessen, was wir von Deutschland bekämen, wenn wir ihm seine wirtschaftliche Entfaltung nicht unterbänden. Gleichsam als Antwort darauf sagte Poin- care in seiner letzten Sonntagsrsde: Wenn wir unsere Faust von Deutschland wegziehen, wird es uns in Bälde wirtschaftlich und mili tärisch

überflügelt haben. Das ist mit wenigen W^xten der ganze Seil Dr. Stresemann Reichskanzler gewor-! Sinn der Ruhrbesetzung und mün wird es den ist. hat die beliebte Sonntagsrede des! begreiflich finden, daß man angesichts dieser französischen Ministerpräsidenten, zu der immer j Worte von einer Annäherung Frankreichs nicht ein Kriegerdenkmal enthüllt wird, eine Er-! viel hält. widerung gefunden, indem nämlich der deutsche Indessen schreitet in Deutschland die innere Reichskanzler stets bei irgend

, weil aus ihnen einerseits der Sohn der Franzosen und anderer« seits die sich an jedem Strohhalm klammernde binett haben den besten Willen, den gänzlichen Verfall in letzter Stunde noch zu verhindern, allein mit Wort und Willen allein ist nicht Verzweiflung der Deutschen mit jeder Rede viel getan und zum Sandeln fehlt die nötige deutlicher leuchtet und in den politischen Wol- Basis, die auch eine andere Regierung in Kenhimmel bereits die ersten Funken des nahen- Deutschland nicht finden wird, so lange die den Gewitters

leuchten. i Dinge so stehen. Man hat es nie noch aus- Man soll sich keiner Täuschung hingeben, gesprochen und öffentlich kundgemacht, aber in Aber auch das ist nicht ungetrübt. Denn ein solcher Gedanke könnte nur dann zur Tat werden, wenn alle darin sich einig wären, daß Deutschland immer Deutschland bleibt, '.auch wenn die Grenzen vorübergehend verschoben würden. , Daß die Welt nicht ewig in diesem Däm merzustande französischer Willkür bleiben wird und daß sich der wirtschaftliche und nationale

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Page 1 of 12
Date: 05.10.1923
Physical description: 12
. Man .tut dies auch im öffentlichen Leben und es ist jetzt ein solcher Augenblick in der Geschichte Deutschlands und 'in der Geschichte der'Reparationen gekommen. Mit dem denkwürdigen Erlaß des deutschen Reichspräsidenten und der deutschen Reichs regierung, welcher dem passiven Widerstand ein Ende machte — zum mindest von der offiziellen Seite aus — ist Deutschland in eine neue Periode der Politik getreten, über welche der Friedensengel der Verhandlungen schweben — soll. Ehb man aber daran geht

über diese Periode Betrachtungen anzustellen, mutz man das Deutschland kennen lernen, das in diese Verhandlungen eintreten soll. Denn es ist nicht dasselbe Deutschland, das im Jänner dieses Jahres den passiven Widerstand aufge nommen als einzige Waffe gegen einen Rechts und Friedensbruch, den sich das »friedfertige- Frankreich nur deshalb leistete, weil es wußte, daß es von keiner Seite Widerstand finden würde. Es ist auch nicht dasselbe Deutschland, das den Vertrag von Versailles im Jahre 19l9 schloß

, das Deutschland, das heute in Erwart ungen von- neuen Verhandlungen steht, ist ein zweites Rußland in finanzieller Kinsicht, poli tisch zusammengebrochen und moralisch durch wühlt um nicht zu sagen unterhöhlt, ein Spiel ball extremer Leidenschaften von links und rechts im Innern und ein Objekt sadistischen Äasses und hohnvoller Verspottung von außen. Die neun Monate Ruhrbesetzung haben die finanzielle Macht des Reiches auf Jahrzehnte hinaus vernichtet und dennoch oerlangt

'welche nur jene zu ermessen wissen, welche dort find. Das Resumö aber für Deutschland selbst kann man mit einem Worte am besten kenn zeichnen: Der Valutazusammenbruch ist voll ständig. Im Jänner in den Tagen vor der Besetzung erhielt man für die Lire 2S0 Mark und heute über 16.5 Millionen! So steht das Deutsch land von heute in finanzieller Kinsicht aus. In politischer Kinsicht kann man mit Be dauern das eine feststellen, daß auch in diesen Zeiten schwerster Not das deutsche Volk noch nicht gelernt hat. Parteihader

zu überbrücken und es existiert heute in Deutschland kein Mann, der ein zweiter Mussolini, mit eiserner Faust am richtigen Orte zupackt und die Führung des schwankenden Schiffes an sich reißt zum Keile des Volkes und zum Segen des Landes. Deutschland ist — das kann durch das Ka binett Stresemann nicht geändert, sondern höch stens unterstrichen werden — ein führer- und steuerloses Schiff das im Strudel politischer Ränke herumgeworfen wird und dem Abgrunde zutreibt bis die Reichseinheit entweder

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Page 3 of 12
Date: 07.04.1922
Physical description: 12
Ar» beiterkreisen, nicht bald vernünftig wird, gehen wir alle zugrunde'. In aller Kürze wird Deutschland, was man jetzt auch in Italien befürchtet, trotz seines guten Willens und seiner regen Arbeitsäußerungen, seine Währung auf das österreichische Niveau herabgedrückt sehen. Keynes scheint leider mit seiner Prophezeih- ung recht zu behalten, „tz.aß Deutschland an einem bestimmten Zeitpunkt, der zwischen Fe bruar und August 1922 liegt, der unvermeid lichen Zahlungsunfähigkeit erliegen müsse

des Aeußern Dr. Rathenau erklärte im Reichstag: Die bisher gezahlte Re parationen belaufen sich auf über eineinhalb Milliarden Goldmark. Zusammen machen die Leistungen seit dem Kriegsende 45.7 Milliarden Goldmark aus und dazu kommt der Verlust eines Teiles von Preußen, wodurch sich die Summe auf weit über IVO Milliarden Gold mark erhebt. Von Deutschland sind Zahlungen geleistet worden, die kaum jemals von einem Volke der Erde seit Beginn der Weltgeschichte an andere Völker geleistet worden

öffentlichen Mei nung in diesem „Nein 'zusammengefunden hatten, war die öffentliche Meinung wohl niemals in den Iahren seit unserem Zusammenbruch'. M eine WM«»»g MM» AMM und IMMnd mWM So lange die normalen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland nicht hergestellt sind, schreibt ein hoher Politiker aus Paris, wird der Wiederaufbau Europas schwerlich gelingen. Vorläufig stehen ihr aber^ zwei Grup pen von Kindernissen entgegen: solche der Ge- sinnung und solche des Interesses. Die gefühlmäßigen

wieder fleht die Repara tionsfrage im Mittelpunkt. Wer Frankreich und Deutschland versöhnen will, muß die Wieder gutmachung lösen. — Man hat in Frankreich lange geglaubt, es genüge, wenn Deutschland guten Willen bekunde. Das Volk dachte» Deutschland zahle nicht, weil es nicht zahlen wolle, und weil die Alliierten die Zahlung nicht erzwangen. Mehr und mehr wird die öffent liche wie die parlamentarische Meinung erkennen» was Deutschland zahlen kann und was nicht. Saben die dekadischen Zahlungen bewirkt

, daß die Mark fiel und in Deutschland die Teuerung zunahm? Deutet das nicht für den kende Männer aufkommenden wirtschaftlichen Zusammenbruch? Dessen verhängnisvolle Fol gen auch die Gläubiger Deutschlands zu ver spüren hätten? Rathenau hat in seiner letzten Rede in glücklicher Form den Zahlungswillen Deutschlands bekundet, er hat aber auch die Gefahr der fortgesetzten Aderlasse gezeigt. „Es ist unbedingt notwendig', sagte Rathenau, „daß das zerstörte Gebiet in Frankreich wieder aufgebaut

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Page 2 of 8
Date: 09.02.1917
Physical description: 8
„Neutralen', gewachsen sein wird. Der Bruch mit Amerika. Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika hat den Abbruch der diplomatischen B?ziehur.qen mit Deutschland ausgesprochen. (Siehe Telegramm Weltkrieg). Präsident Wilson verweist in seiner Botschaft au den Kongreß auf die nach der Totpcdierung dir „Suss?x' an Deutschland gerichtete Note, auf Deutschlands Antwort vom 4. Mai vorige» Jahres und auf die Antwort Amerikas vom 8. Mai, worin die deutschen Zusicherungen angekommen wurden. Wilson sagt

, Deutschland haue diese Note nicht beantwortet. Hierauf zitiert Wilson das deutsche Memorandum vom 31. Jänner und sagt, mit dieser Note hzbe Deutschland seine den Ver einigten Staaten von Amerika gegebenen Ver« sicherungeu bezüglich Milderung der U-Boot- Kriegführung zurückgezogen, weshalb der Präsi dent den Staatssekretär Lanfing beauftragt habe, dem Grafen Bervstorff mitzuteilen, daß die amerikanische« Beziehungen mit Deutschland abgebrochen seien. — Der Botschafter der Ber einigten Staaten von Amerika

. Die „Mor- uingpost' schreibt: Deutschlaub hat von der amerikamfchen Flotte und dem amerikanischen Heere nichts zu fürchten. Entweder vmnag Deutschland die Meere z« schließen und damit de» Krieg zu gewinne», dann kau» es anch die Neutralen unbeachtet lassen, oder Dentschland versagt, eS ändert sich die Lage der Verbün deten, dann ist seine Niederlage besiegelt. — DaS in New« Jork erscheinende deutsche Blatt „Herold' schreibt: Eio Krieg mit Deutschland würde sür Amerika das größte Unglück

» Streitmacht mit Mehl auf fich genommen hat. AuSlaud. Deutschland und Norwegen. Staatssekretär HelfferichS erklärte einem nor wegische» Berichtechatter gegenüber: »Wir sch» in dem ungehemmte» U-Boot-Krieg ei» sicheres und wirksames Mittel, de» Krieg abzukürzen und die Seetyranuei Englands ei» für allemal vo« Throne zu stürze». Gewiß werde» die Neutrale» mancherlei zu leiden haben, aber ist das nicht anch heute schon der Fall?' Der Staatssekretär betonte, daß Deutschland alles tun

werde, nm die Schwierigkeiten »ach Mög lichkeit zn milder», was i»Sbeso»dere für die Kohlevsrage gelte. Der Staatssekretär wies daranf hin, daß Deutschland gegenüber 418.000 Tonne» Sichle im Jahre 1913 über vier Mil-

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Page 1 of 8
Date: 26.03.1926
Physical description: 8
. — Da» neunte Kabinett vriand. Die Ausfassung in Amerika. Wenn je, so hat sich in dieser Woche wieder einmal das alte Wort als wahr erwiesen »Es wird nicht so heiß gegessen, als es gekocht ist'. Man hat nach dem Debakel in Genf eigentlich gemeint, nun würde im armen Europa wieder die Hölle los werden, nun müßten wieder die Zeiten von 1919 der entfesselten Leidenschaften und der reinsten Haßkultur kommen. Aber Europa ist ruhig geblieben. Weder in Deutschland hat sich über Genf etwas gerührt, mit Ausnahme

von Genf. Deutschland hat durchaus korrekt gehandelt. Es wäre ein Leichtes > gewesen in den Völkerbund aufgenommen zu wer den, aber Deutschland ging vom Standpunkt aus, daß es mit der Aufnahme in den Völkerbund allein eben nicht getan sei, sondern daß auch der Ratssitz ihm gleichzeitig eingeräumt werden müsse. Und da dies am Widerstande Brasiliens scheiterte, verzichtete Deutschland auch vorläufig auf die Auf nahme in den Völkerbund überhaupt. Wenn die Parteien der rechten Opposition in Deutschland

die Sache so anpacken, daß Deutschland nicht ein mal in den Völkerbund aufgenommen wurde, son dern heraußen warten mußte, dann ebnen sie der Regierung das Feld. Die Debatte im Reichstag wird kurz und schmerzlos sein. Uebrigens ist die Auffassung in den einzelnen Ländern, mit kleinen Ausnahmen, fast überall dieselbe. Am weitesten von der Idee des Wartens entfernt ist eigentlich England. Bezeichnender könnte man die Stimmung nicht kennzeichnen als Chamberlain bei seiner Ankunft in London es getan

mit den Worten, daß man ihn nnn hängen wolle. Loyd George ist wieder einmal der An sichrer der Opposition. Bemerkenswert ist auch die Rede Lord Derbys die er in den jüngsten Tagen gehalten hatte und worin er von der Ehren schuld Englands gegenüber Deutschland gesprochen hat. Wie England es als Ehrensache hielt, im Jahre 1914 den Belgiern das Wort zu halten, so ist es nun Englands Ehrenschuld Deutschland gegenüber ihn» die Aufnahme in den Völkerbund und die Stimme im Bölkerbundsrat zu verschaffen. Diese Rede

ist umso bemerkenswerter einerseits, weil Lord Derby als Nachfolger Chamberlains allgemein genannt wird und andererseits weil sie in schroffem Gegensatz zu jenen einzelnen Blätter stimmen steht, welche die Schuld am Genfer Fiasko Deutschland zuschieben wollten. Man wird ja wahrscheinlich im Verlaufe der englischen Unter hausdebatte so Verschiedenes erfahren, warum die Sache in Genf schief ging. Teilweise hat Doktor Luther die Gründe des Scheiterns der Genfer Sitz ung angedeutet

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Page 1 of 12
Date: 15.04.1921
Physical description: 12
abzuschaffen. MIM lind IklltMllil. Die ersten Tage des Monates Mai werden Ereignisse von ernster Bedeutung bringen. Im französischen Senat sprach der Admiral Gouy über den Feldzugsplan gegen Deutschland. Das Gebiet längst des Rheins und der Ruhr müsse besetzt werden und die Engländer mühten die Kand aus das deutsche Kohlenbecken legen. Ferner müßte das Gebiet längs der Elbe bis Kamburg besetzt werden, ebenso der Kieler Hafen und auch Rügen. Damit wäre man Berlin ganz nahe. Dr. Simons bedauert

es. daß die Brüsseler Konferenz, die auf dem besten Wege zur Verständigung war, ehe sie Erfolg zeitigen konnte, abgebrochen wurde. Der deutsche Außenminister gab der Hoffnung Ausdruck, daß es möglich sei. daß sich Deutsch land mit Frankreich doch noch verständigen werde. — Die Pariser Blätter sehen in den Äußerungen Dr. von Simons Anzeichen dafür, daß Deutschland noch vor den 20. April neue Vorschläge erstatten werde. M MW WM«. Darf man einen Schuldner, sagt ein Schweizer Diplomat, der erklärt, uns nicht bezahlen

zu können, am Kragen nehmen? Wir glauben nein. Man würde mit dem Gesetz und den heule geltenden Anschauungen über Humanität in Konflikt kommen. Aber Zerr Briand hat in der letzten Rede im Senat erklärt, wenn Deutschland nicht bezahle, so werde es am Kragen genommen. Damit zeigt er vom neuen den festen Willen Frankreichs, sich die gewünschten Zahlungen mit Gewalt zu verschaffen. Er betritt damit ein gänzlich anderes Feld als Präsident Harding, der in seiner Antwort nach Berlin erklärt, es seien neue Verhandlungen

auf neuer Basis anzustreben, die allein imstande seien, zur Wiederherstellung des Friedens zu führen. Wir fürchten sehr, daß das böse Wort Briands in Deutschland den Widerstand gegen die Zahlungen verstärken werde. Jegliche Drohung mit Gewalt verstimmt und so weit ist das deutsche Volk noch nicht gesunken, daß es daraus mit Handkuß antworten würde. Wenn also Frankreich weitere Gewaltmaß nahmen vornimmt, so wird es immer weniger Aussicht haben, bezahlt zu werden. Und dazu kommt noch die Gefahr

, daß Deutschland von niemand Geld erhalten wird, so lange man nicht weiß, daß es ungestört arbeiten kann. Denn nur durch Arbeit allein kann Deutsch land seine Schuld regeln. Stört man es darin bei jeder Gelegenheit, wic- Frankreich es tut. so verliert es den Kredit auch bei denen, die ihm wohlwollen. Frankreich sägt sich also den As! selber ab, aus dem es sitzt. Anzunehmen die französischen Staatsmänner sähen ^ies nicht ein, wäre Selbstbetrug. Wir glauben im Ge genteil, daß sich sogar im französischen Volk

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Page 1 of 12
Date: 18.05.1923
Physical description: 12
Vorschläge sehen: es ist vorderhand keine Möglichkeit zu einer Verständigung vorhanden. Die Gründe für die ablehnende Laltung der beiden Staaten sind außer- und innerpolitischer Natur: man steht weder in England noch in Italien Deutsch lands wirkliche Lage; man fordert Zahlun gen von Deutschland, welche es nie leisten kann, weil man ihm dazu jede Möglichkeit genom. men hat^ Es ist nicht zu leugnen, daß sowohl England wie Italien Deutschland wohlwollen» der gegenüberstehen als Frankreich und Belgien

und daß man zwischen den Zeilen der Ant wort, die Aufforderung zu einem neuen An gebbte lesen kann. Beide' Noten find so ge- halten, daß man in Berlin darauf wird er widern müssen. Aber auch die Erwiderung wird zu keinem günstigen Ergebnisse führen, denn über die Grenzen der Möglichkeit hinaus kann niemand gehen und es wäre ja auch ganz sinn- und zwecklos Angebote zu machen, welche nicht erfüllt werden können. Es gibt wohl in den Ententeländern Leute, welche heute ein wirkliches Bild von der Lage in Deutschland

haben, aber sie sind vereinzelt und vermögen nicht durchzudringen. Aber auffallend ist es. daß es gerade Leute find, welche in den letzten Wochen in Deutschland waren. Die Saar- Debatte im englischen Unterhaus« hat ein wenig den Schleier gelüftet und den Ausspruch eines englischen Abgeordneten, der in der letzten Zeit in Deutschland weilte, wollen wir hier fest halten. weil er bewieß, deck man doch allmäh lich mit den Folgen zu rechnen beginnt, welche die gegenwärtige Politik haben könnte. Der englische Abgeordnete sagte

er sei überzeugt, daß es in einigen Monaten keine Reparations frage mehr gebe, weil bis dahin Deutschland ruiniert sein werde und Frankreich und Bel gien in den Ruin mitreiben werde. Professor Keyne erklärte^ Deutschlands Angebot hätte ein besseres Schicksal verdient, denn es beweise den guten Willen Deutschlands, es sei hervor gegangen aus der wirtschaftlichen Not. Man schenkt ihm aber keinen Glauben. Nicht, dah man nicht davon überzeugt sei. daß Deutsch land zur Zeil eine schwere Krise durchmache

, sondern man geht immer noch vom Standpunkte aus, Deutschland wolle nicht zahlen und sich von den eingegangenen Verpflichtungen einfach loslösen. Die Meinung der Welt ist zum größten Teil auch noch auf diesem Standpunkte und deshalb kommt keine Einigung zustande und ist eine Verständigung nicht möglich. Man betrachtet das Deutschland vor der Ruhrbe setzung und das heutige Deutschland Wirtschaft lich vom gleichen Standpunkte aus. man gehl mit blinden Augen an den Ereignissen des letzten halben Jahres vorüber

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Page 1 of 12
Date: 08.06.1923
Physical description: 12
die Kohlen- und Erzlager besitzt. Deutschland hatte das große mitteleuro päische Programm: von Kamburg bis Bagdad eine starke Interessensphäre, ein gutes Absatz gebiet zu besitzen. Und Oesterreich leistete ihm hierin Gefolgschaft. Rußlands Ziel war die Ausdehnung seiner Macht auf dem Balkan und in der Türkei. Zu diesen europäischen Programmen kamen noch die überseeischen, die Kolonialprogramme. Und weil sich die Programme der einzelnen Staaten fortwährend kreuzen, deshalb kommt es auch stets zu Kriegen

. Und der letzte Krieg entstand eben dadurch das Deutschland die Programme der einzelnen Staaten durchkreuzte. Aus dem Balkan stieß es auf Rußland, in Asten auf England und im Elsaß und am Rhein bestand die Geg nerschaft mit Frankreich. Deutschlands Kan del, seine Flotte riefen die Besorgnis Englands hervor und es war eines der größten diplo matischen Kunststücke Eduard VII. von Eng land, den Ring zu schließen, der Deutschland und sein Weltprogramm vernichten sollte. Und es gelang. Deutschland unterlag

im Kriege. Warum? Wir befitzen heute noch nicht den klaren, objektiven Blick, um das alles richtig zu beurteilen, jedenfalls das eine lehrt die Ge schichte: Deutschland war zu schwach, um sein großes Programm durchzufüh ren und deshalb mußte es unterliegen und seine Bundesgenossen mit ihm. So kam es zu den Friedensverträgen, welche eine Weltlage schufen und die Macht nun verleilen. Im ersten Augenblicke glaubte man, daß die Sieger nur Vorteile daraus gezogen haben: Deutschland war aus dem Wegs geräumt

, das Feld war frei. Aber wer sollte der Nachfolger sein? England hatte zwar eine neue Festigung er fahren. aber neben ihm tauchte Amerika auf als Gläubiger der europäischen Staaten und New.Bork hatte auf dem Weltmarkt einen besseren Klang als London. Es war plötzlich ein Konkurrent auf den Plan getreten, der mächtiger als das vernichtete Deutschland war. der eine stärkere Sandelsflotte und ein besseres Geld als Deutschland hatte. Und andererseits war der französische Imperialismus

find die Siegerstaaten noch Verbündete: Deutschland muß zahlen. Das „Wie' aller- dings hat man bis heute noch nicht heraus bekommen. Alle großen Reparationspläne litten an dem einen großen Fehler, man ver gaß, daß man Deutschland die Möglichkeit genommen hatte zu zahlen. Das große Konto der Reparationen ist noch zum größten Teile offen. Einer vernünftigen Lösung widersetzt sich Frankreich mit allen Mitteln, weil es nur Interesse daran hat. Deutschland zu vernichten. Auch das neue Angebot

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Page 2 of 12
Date: 26.09.1924
Physical description: 12
das kgl. Gesetzdekret vom 4. September 1924, betreffend die Bestimmungen über die Liquidierung der Kongruazulagen für den Klerus, im Zusammen hange mit der Befreiung von der Steuer auf die Tote Sand. JeiltMild mid der Mnbiilitj. Getragen von dem Erfolg der Londoner Konferenz erschien der englische Premierminister Makdonald vor der Völkerbundoersammlung in Genf und hielt dort eind sehr bedeutsame Rede. Ihre markantesten Punkte gipfeln in den Aussprüchen: «Deutschland kann nicht außerhalb

hat und welche Laliung Deutschland gegenüber dem Völkerbund einnehmen kann - 1S4 - und soll? In dieser Lage find nachfolgende Betrachtungen am Platze: Der Völkerbund ist eine Vereinigung von freien, absolut souveränen Staaten und Natio nen, die. international gleiches Rech! befitzen. Alle diese Staaten nehmen für sich das primäre Recht in Anspruch, ihre Existenz und ihre Reichsgrenzen verteidigen zu dürfen. Der ita lienische Delegierte Salandra erklärte ausdrück lich: .Kein Staat könnte auf die notwendigen

Machtmittel zum Schutze feiner Sicherheit und Unabhängigkeit verzichten'. Welchen Einfluß und welche Stellung kann -- angesichts solcher Erklärungen — Deutsch land im Völkerbunde besitzen, selbst wenn es einen ständigen Sitz im Völkerbundrate zuge sprochen erhallen sollte? Deutschland ist völlig machtlos, wehrlos und daher auch rechtlos. Welche Sicherheiten würde der Völkerbund Deutschland gewähren, wenn es ihm beitreten wollte? Das Versailler Diktat steht vor. daß der Völkerbund gewissermaßen eine ewige

Kuratel über das deutsche Volk ausüben soll, das heißt, daß Deutschland niemals die Gleichbe rechtigung mit den anderen Völkern wieder er langen kann, daß das deutsche Volk, als Na tion zweiter Klasse dahinsiechen, zum Paria herabgewürdigt, der ewige Lohn-Kuli zu bleiben habe. Allein schon der Paragraph 231 des Versailles Diktates bedingt, daß Deutschland — zum einzigen schuldigen Kriegsverbrecher gestempelt — unmöglich in nützlicher Weise dem Völkerbunde angehören kann! Zu diesem der geschichtlichen

Wahrheit wieder sprechenden Schuldbekenntnis und zu dieser Selbstbefleckung wurde Deutschland erwiesener maßen mit den brutalsten Mitteln der Gewalt und Aushungerung der Bevölkerung gezwungen. Der Kern des ganzen Problems liegt in der Frage, ob Frankreich dem deutschen Volke die Sand zum Frieden zu reichen gesonnen ist. in dem es fich mit Deutschland verständig und im Wege eines gemeinsamen Gedankenaus tausches fich entschließt, den Versailler «Frie den' einer Revision zu unterziehen

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Page 4 of 12
Date: 18.07.1924
Physical description: 12
und befremdend ist der weitere Beschluß, daß Deutschland zur Konferenz nicht eingeladen werden fall, während bisher stets davon die Rede war, daß Deutschland, wenn vielleicht auch erst in einem spätern Stadium, ebenfalls zur Konferenz zugezogen werden solle. Das Kompromiß zwischen Serriot und Makdonald ruft in allen Kreisen Deutschlands starke Enttäuschung hervor. In Regierungs kreisen erklärt man, die Einigung zwischen England und Frankreich sei auf Kosten Deutschlands erfolgt. Fast die ganze Presse erklärt

, daß sich Deutschland nicht ein zweites- mal einem Diktat unterwerfen werde. M Mit im Mm. StllMWW. Diese Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben wurde sür den Monat Juni nicht veröffentlicht. Nunmehr erfährt man. daß das Budget für Juli ein Defizit von 101 Mil liarden Kronen aufweist oder daß die Ein nahmen nur mehr zu 80 Prozent die Aus- gaben des Monates zu decken imstande sind. Da dieses Defizit beträchtlich höher ist. als es sür einen Monat sein darf, um nicht den Rahmen der 530 Millionen Goldkronen

worden ist. DtMt Kckniti^eiie tiWiW ZW, Die Welt hat einen deutschen Außenhandel, hat Werte von 13 Milliarden Goldmark vor dem Kriege als angeblich unerträgliche Kon Kurrenz bezeichnet, und sich vor einer „wir! schaftlichen Eroberung durch Deutschland' ge fürchtet. So entstand die Atmosphäre, in wel cher, unler dem Vorspann der französischen Revancheidee, der Weltkrieg entzündet werden konnte. Die Niederringung des unerträglich schei nenden Konkurrenten, zumindest seine wirl schaftliche Schwächung

, war die Parole, und darum galt es. die ganze Auslandsorganisation des deutschen Sandels zu zerstören, in der Soffnung. es werde auf solche Weise gelingen, einen Vorsprung zu erlangen, den in der Zu kunft Deutschland nicht mehr werde einholen können. So wurde vor dem Kriege dos wirt» schastliche Sandicap ausgerechnet! Ob die Rechnung stimme und den Siegern den gewünschten Erfolg brachte, ob sie nicht vielmehr grundfalsch, sich als effektives Ver- lustgeschäsl erwiesen hat. dagegen der errech, nete

, daß deutscher Kolonialbesitz das allerbeste Sicherheitsventil gegen einen Revanchegedanken bildet. Man gebe dem deutschen Volke außerhalb Europas Raum und Möglichkeit zur Existenz für seine Kinder, und das Druck- und Gefahrenmoment am Rheine wird von selbst verschwinden und dauernd gebannt fein! 'Niemand Geringerer als Francesco Nitti hat ausdrücklich zu feinem Werke „I/Luropa 8en?a pace' auf die Haltlosigkeit und Hohl heit der Behauptungen und Motive verwiesen, unter deren Titel Deutschland seiner Kolonien

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