Mittwoch,' 29. Januar„1913 Merauir Zeit»»>^ Nr. 13. Serie ss/ kin Mnlerttsum. ' ^ -Roma» Copyright 191^ by A. Woth'e, Leipzig ^Nachdruck verbot. In demselben. Augenblick sah sie Leo am beobachtet haben, daß Wood mit ihr ge sprochen. Eine rötliche Angst krampfte Jngelids Seele zusammen. Wenn Leo ahnte, nielche Worte Wood zu ihr gesprochen, dann war einer von beiden, vielleicht auch alle beide verloren. Sie wußte nicht im Augenblick, ob die wilde Ängste die plötzlich 'ihre Seele packte, Leo
oder Mister Wooo galt, sie fühlte nur, daß, sie in diesem Äugenblick klug sein mußte, wollte, sie nicht alles vernichten. Am liebsten hätte sie zu Leo, der, wie sie meinte, da so selbstherrlich stand und ihr in die Äugen sah, die Worte zugeschleudert: „Ich liebe nur ihn, den andern^ Geh fort. Tu hast keinen Anteil an mir.' Aber mit aller Willenskrast suchte sie sich zu -fassen, und es gelang ihr sogar, ein Lächeln auf ihre Lippen zu zwingen, als Leo zu ihr trat und anscheinend harmlos sie fragte
-: - „Was halte Dir denn der Engländer so Wichtiges zu sagen, daß, Du die Zeit für de» Lunch versäumst, Ingelid?' „Er erzählte mir, daß er leine Mutter hier erwartet, die nach Deutschland kommt, weil sie glaubt, daß sie Dich früher gekannt hat, Leo. Sie möchte uns beide sehen.' Leo faltete unmutig die Stirn. „Ich finde das alles recht überflüssig. — Jedenfalls glaube ich kaum, daß ich Mrs. Wood jemals begegnet bin. — Und das war alles, was Mister Wood von Dir wollte?' Jngelid warf stolz den Kops zurück
- „Was soll das Verhör, Leo? Tu weißt, ich ertrage dergleichen nicht. Mißtraust Du mir?' Leo trat dicht auf seine Braut zu^und faßte beruhigend ihre Hand. ^ „Wenn ich Dir nicht Vertraute, Ingelid, härte ich Dich dann hier 'volle drei Tage allein gelassen?' „Du tatest es absichtlich^ Deine Anwesen heit in Wolssau .rar gar nicht so dringlich?' fragte sie atemlos. „Es war gut. daß ich dort war, aber ich reiste, damit Du, unbeeinflußt von meiner Gegenwart, Dich selber wiederfinden konntest, denn, Hand aufs Herz, Jngelid
.' „Und u enn die Prüfung! zu deinem Nachteil ausgefallen iväre. Was dann?' Leo richtete ,ich straff aus. Sein frisches, leicht gebräuntes Gesicht hatte einen entschlossenen Zug, als er sagte: „Als ich mick! dir verlobte, Jngelid, sagte ich mir, daß. ich vlel Geduld mit dir haben müsse, daß du anders bist als andere Frauen, daß ich vielleicht um deine Liebe dienen müsse, Jahr um Jahr. Es dünkte mich ein köstliches streben, denn ich besaß dein Vertrauen, das Fundament oer Liebe, und ich lvußte und fühlte