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Meraner Zeitung
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Page 4 of 8
Date: 15.03.1892
Physical description: 8
sehr gütig und nachsichtig gegen mich war, wird Ihnen das bestätigen, und mir vielleicht helfen, Ihre Entschuldigung zu erbitten, wenn ich, wie ich fürchte, Sie belästigt habe.' SchnollerS ernstes Wesen und anscheinende Zer knirschung machten großen Eindruck auf Alice, welche ihn innig bedauerte. .Sie sagten meiner Frau,' fuhr Mr. Asch sort, .daß meine erste Frau Constanze noch am Leben und bei vollem Verstände sei, und in dieser Anstalt unter dem Namen Beatrice King lebe — ein Name, der, wie Sie sagten

, ihr gegeben worden, um ihre Jnden- tität zu verwischen. WaS meinten Sie damit?' „Wenn ich so etwas sagte, war es natürlich unwahr und die bloße Einbildung eines kranken Gehirns. Ich erinnere mich nicht an eine solche Scene, wie Sie sie beschrieben, und brauche Ihnen wohl kaum zu sagen, wie tief ich bedauere, Sie geängstigt zu haben. Wenn Sie meine Schwäche kennten, würden Sie sich um das, WaS ich zu einer solchen Zeit sagte, gar nicht gekümmert haben.' .WaS Beatrice King anbelangt', fügte Doctor San som

angestarrt hatte, fing jetzt an, einige Worte einer klagenden Melodie zu singen. .Armes Geschöpsl Armes Geschöpf! Wie traurig!' sagte Alice mit feuchten Augen. »Wie heißen Sie, meine Liebe?' sagte Robert Asch, sich an die Bewohnerin der Zelle wendend. .Ich bin keine Verwandte von Ihnen', war die Antwort. .Ich gehöre zur königlichen Familie. Ich bin Beatrice King, die Beherrscherin dieses OrteS.. Können Sie mir sagen, wo mein treuer, süßer Lancelot ist? Wie ich mich danach sehne, daß er mir in die Arme

fliege! Gute Dame, haben Sie einen Geliebten? Beatrice King hat Niemanden — Niemanden! O, warum bin ich hier! — Warum bin ich hier?' .Genug, Beatrice', sagte Doctor Sansom. .Sei jetzt gut und ruhig!' Und die Besuchenden wandten sich fort. Sie bemerkten nicht, daß, als sie langsam den Gang hinabschritten, die falsche Beatrice King die Thür ihrer Zelle öffnete, ruhig hinausging uud au ihre Arbeit eilte, denn sie war eine der Wärterinnen, die die Kranken zu bedienen und in Ordnung zu hal ten

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Meraner Zeitung
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Page 9 of 12
Date: 21.02.1892
Physical description: 12
kann, daß dem armen Geschöpfe, welches jetzt sehr aufgeregt ist, nichts Böses geschieht.' Als er in den Corridor kam, fand er die Frau im Kampfe gegen die beiden Wärter; sie rief: »Ihr könnt mich tödten, wenn Ihr wollt, aber ich gehe nicht zurückI' Doctor Sansoms Gesellschastslächeln hatte jetzt seinem gewöhnlichen Grinsen Platz gemacht und er wütdete gegen die Wärter. Dann wandte er sich an Constanze und sagte wild: »Was soll denn dieses Benehmen heißen? Ist Beatrice King etwas Besseres, als die dreihundert

anderen Bewohner dieses Hauses, daß sie solchen Lärm macht?' .Ich bin nicht Beatrice King, Herr', antwortete sie, »und werde nie auf diesen Namen hören.' .Nicht?' sagte Doctor Sansom mit bösem Lächeln ,DaS wollen wir sehen.' .Das ist nicht mein Name!' rief sie .und ich werde es der Welt zu wissen thun, wer ich bin — Sie werden es bereuen, mich so behandelt zu haben.' »Die Welt weiß, daß Sie Beatrice King find,' antwortete er, »und Sie werden es bereue», wenn Sie nicht auf diesen Namen hören.' .Ich will lieber

sterben, als meinen Namen ausgeben l' .Führt sie weg,' sagte Doctor Sansom, »und sperrt sie in die Zelle der tollen Sally. Vielleicht kommt sie da zur Vernunft.' ,O, nicht da hinein — nicht da hinein l' rief daS Hitternde Weib, als Bill sie aufhob und zu einer Zrlle trug, in welcher ein wildes Geschöpf an ihrer Kette riß und wirres Zeug schwatzte. Die tolle Sally war ein entsetzliches Geschöpf. .Sperrt Beatrice King da hinein,' befahl Doctor Sansom, .und laßt sie dort, bis sie auf ihren Namen hört

— dann schickt nach mir.' Bill öffnete die Zelle — die arme Frau wehrte sich vergebens, sie wurde Hineigestoßen und die Thür schnell hinter ihr geschlossen. Die tolle Sally, welche darüber erbittert war, daß, wie sie sagte, .mau wage, in ihren Palast einzu- dringen', sprang mit der Wildheit eines Tigers aus die Neuangekommene zu, und das arme Weib, welches sich nicht Beatrice King nennen wollte, mußte um sich zu retten, schnell in einen entfernten Winkel flüchten, wohin Sallys Kette nicht reichte

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Meraner Zeitung
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Page 1 of 12
Date: 02.03.1906
Physical description: 12
Beatrice, die hinter dem Bruder stand, vni> 'mit großen, furchtsamen Augen auf die Sterbende sah. Ter Mutter zarte Lippen öffneten sich ganz kienig; aber sie antwortete nicht. Es war, als horchte sie hinaus ans dem Fenster, in die Mend- mft, als lauschte sie schon am Leben vorbei, nach jenen Klängen in den Actum, dämmernden Räu men wld es war, als horchte ihre Seele schein aus das Flüstern jener Geister jenseits vom Leben. ,Mutter!' rief der junge Sohn in großer Qual. Da schreckte sie auf. Ihre Lider

öffneten sich 'und riuhteu in ihrer ganzen Liebe und jener seltsamen Tiefe sterbender Mutteraugen auf dem Antlitz ihres Sohnes. „Riefest Du mich, Ricardo?', „Ja, Mutter, Diu schwiegst so seltsam.' Etwas wie ein Lächeln glitt UM ihren,M!und. „Ist es schon spat?' Und Beatrice antwortete von dem großen Fen ster her: „Es will Abend werden, liebe Mutter.' „Ist es schön draußen?' „Alles glüht, alles. Dias ganze Tal, die Berge verschwimmen uud die langen Wolken sind sanft durchleuchtet.' Und die Mutter hob

die müde Braust in tiefen Atemzügen, als wollte sie die Luft des Sommer abends einsangen, noch einmal! spüren jene weiche, süße Luft, ehe sie ginge. Es war ganz still, nur leise flüsternd regten sich die feingezeichneten Blätter der Akazien Und tippten an das Mas der Fensterflügel. „Beatrice, mein Kind!?' Das schlanke Mädchen kam und neigte sich ZU ihr nieder. . ' „Bringe mir von den Rosen — ich möchte Rosen haben, aber voll denen an der alten Mauer, die so üppig überhängen von den.Steinen.' Leise ging

ihre Tasse Stirn. Leise kam Beatrice zurück. Sie hielt einen Strauß dünkelroter Rosen in der Hand. Als sie an das Lager der Mutter trat, schlug sie die Augen wieder auf, weit auf, und ihre blasseil Hände streckte sie den roten Blumen entgegen; dann ließ sie sie auf das Gesicht sinken wld sog den Duft ein, lange !und schmerzlich. „Wie rot sie sind von Sonnen glut.' „Ja, mein Kind, sie haben sich noch einmal so recht voll Sonne gesogen, ehe Du kamst vnd sie Pflücktest, zum letzten Mal, ehe sie welken

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Meraner Zeitung
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Page 4 of 8
Date: 19.02.1892
Physical description: 8
und mir gesagt, daß ich von jetzt an Beatrice King heißen müsse.' Doctor Sansom stand lächelnd dabei. „Da sehen Sie wieder eine andere traurige Art deS Wahnsinnes', bemerkte er zu Mr. Brindle. .Diese Person, deren wirklicher Name Beatrice King, ist sei» der Zeit, da MrS. Asch starb, von der sonderbaren Einbildung befangen, sie sei in Wirklichkeit die Frau von Robert Asch, und besteht seit dieser Zeit darauf, sich Constanze Asch zu nennen.' .Ach, wie traurig!' seufzte der ehreuweUhe Mr. Benjamin Brindle

, .in der That, mein Herz blutet für die unglückliche MenschheitI' .O dann, wenn sie nur einen Funken von Gefühl haben — retten Sie mich!' sagte die arme Frau, Muth fassend, doch Mr. Brindle, welcher sie für sehr wahnsinnig hielt, beantwortete ihre Bitte nur mit einer Thräne, die er nicht zurückzuhalten vermochte. Doctor Sansom nahm die Frau beim Arme, um sie fortzuführen, indem er mit leiser, sanfter Stimme sagte: .Meine liebe Beatrice. Sie müssen die Gäste nicht belästigen.- Die Frau schrie vor Schmerz

auf. .O, Sie thun mir weh! — Sie thun mir weh! Ich heiße nicht Beatrice!' Ein Warter ergriff jetzt die Frau und drängte sie in «ine naheliegende offene Zelle, die er sogleich verschloß. In diesem Augenblick kam Doctor Schnoller und meldete, daß das Diner servirt sei. .Ach gerade zur rechten Zeit,' sagte der ehren werthe Mr. Benjamin Brindle. ,Zch glaube di» Commission wird mit mir übereinstimmen, daß wir genug gesehen haben.' Die Besucher verließen langsam den Flügel, ohne sich weiter um da» Jammergeschrei

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Meraner Zeitung
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Page 4 of 8
Date: 27.03.1892
Physical description: 8
, von 10—2 Uhr. 548 Die Geheimnisse eines Irrenhauses. Roman nach dem Amerikanischen von August Leo. Nachdruck verbot««. tt) (Fortsetzung) .Ich werde Ihnen Frauenkleider besorgen; sie werden wohl von der größten Sorte sein müssen. Bon der tollen Sally dürste Ihnen vielleicht eines passen; bleiben Sie hübsch ruhig bis zum Abend, dann sühre ich Sie hinüber als eine neue Wahnfinnige. In die Zelle, in der sich Beatrice King befindet, können Sie nicht hinein, da es nur einen Schlüssel giebt, den San- som nie

auS den Händen läßt.' «Das ist seltsam. Und Sie haben keinen zweiten?' „ES giebt keinen zweiten, und wenn Sie mit Beatrice sprechen wollen, so kann es nur durch daS Gitter ihres Kerkers geschehen/ Das war eine neue Schwierigkeit. Wie konnte sie befreit werden, wenn der einzige Schlüssel ihrer Zelle in SansomS Besitze war? DaS war ein Räthsel, doch — Constanze zusehen, ihre Stimme zu hören, zu wissen, daß sie noch lebe, zu erfahren wo sie sei, war jetzt daS Nöthigste, und Ernst erwartete mit Ungeduld

mit klopsen» dem Herzen, indem er sein Gesicht an daS Gitter der Zelle drückte, die ihm Bill als daS Gesängniß der Beatrice King bezeichnet hatte. „Constanze! Constanze!' „Wer ruft?' fragte eine sanfte Stimme in der Zelle. „Ich bin es — Ernst!' „Ach, spotten Sie nicht!' Die Zelle war in einem entlegenen Winkel des Gebäudes und wurde nur in SansomS Beisei» ge öffnet. .Fürchten Sie nichts, Constanze! Ich bin es wirklich — kennen Sie meine Stimme nicht mehr?' „ES ist Ernst'S Stimme. Doch wie könnte Ernst

hier hereinkommen?' „Durch eine List, aber eS währte zu lange, um eS Ihnen zu erklären. Kommen Sie näher an's Gitter, damit ich Ihr Gesicht sehen kann. Sie sind doch Con stanze, nicht wahr?' „Ich bin Constanze'S Schatten, den man jetzt an diesem entsetzlichen Orte Beatrice King nennt.' Sie kam an'S Gitter, ihre Finger berührten sich durch dasselbe; sie konnte sein Gesicht, auf daS ein schwacher Lichtschein fiel, erkennen und sagte: „Gott sei Dank, Ernst, Sie find es I Jetzt werden Sie mich auch retten

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Meraner Zeitung
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Page 4 of 8
Date: 12.03.1892
Physical description: 8
, habe, um eine g»oße Summe Geldes von Dir zu er halten, waS ihm auch gelang. DaS Leichenbegängniß war. wie er behaupiete, ein Betrug und seit der Ze,i ist Co»statize, obwohl vollkommen vernünftig, mit den Wahnsinnigen zufammengesperrt und wird aus die grau samste Weise behandelt. S>e ist sogar gezwungen wor- den» «inen andern Namen anzunehmen, damit ihie Identität vollkommen verwischt werde und ist jetzt in der Anstalt nur als Beatrice King bekannt.' .Da» ist eine erstaunliche, unglaubliche Geschichte

, Dokior Sansom habe es aus sein Leben abgesehen, und er keh^e nicht inehr zurück.' .Alice, das ist alles Uosinri! Dokior Sansom ist die verlö-perte Güte, N-emand versteht es besser, Irre zu behandeln und, wenn möglich, zu heilen als er, und Jeder, der >hn kennt, sagt, eS gäve keinen bisse, e» Menichen. Wir werden morgen das Jrenhaus be suchen und Du wiist Dich überzeugen, doß nichts an dieser Geschichte ist- Du wirst diese Beatrice King sehen und erfahreri, daß Du Dir und mir großes Unrecht gethan

. > Doch Robert Asch war ruhelos; obgleich er Schnoll- ers Geschichte, die feine Frau ihm erzählte, Gleichgil- tigkeit entgegenzubringen schien, fühlte er doch, daß die Sache an sich nicht unmöglich war, und dieser Gedanke war furchtbar. Wenn Constanze wirklich lebte — was dann? Wie konnte er ihr gegenübertreten, wenn es sich wirtlich erweisen sollte, doß sie die ge nannte Beatrice King und bei voller Vernunft war? Das waren entfitzliche Gedanken, und als Robert Asch sich die ganze Nacht ruhelos umherwarf

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