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Lienzer Zeitung
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Page 27 of 32
Date: 01.08.1908
Physical description: 32
einen nicht sehr siche ren Übergang bildeten. Da wandte Elisabeth sich nach den Eltern um, die langsam mit Rudolf in einiger Entfernung herankamen. „Die Mutter wird nicht hinüber können', sagte das junge Wädchen besorgt. Da eilte Eberhard schnell an die Seite der alten Dame, lieh ihr seinen kräftigen Arm und führte sie mit sanfter Borsicht hinüber. Rudolf gelang es so, an Elisabeths Seite zu kommen, der er den gleichen Liebesdienst erweisen wollte, doch wehrte sie lachend seine Hilfe ab und sprang leichtfüßig

über die moosbewachsenen, schlüpfrigen Steine hinweg. Rudolf folgte ihr, die in kindlichem Übermut eine kleine Strecke voranlief, um die Erste an einem alten, halbverfallenen Aussichtstempel zu sein, der, auf einer Anhöhe stehend, den Blick auf den Bruch gewährte. „Wer holt mich ein?' rief Elisabeth neckend im Vorwärtseilen. „Ich — ich!' riefen die beiden Brüder wie aus einem Munde. Rudolf war es, als ob eine Stimme ihn anfeuerte: „Erjage dir dein Glück!' Mit ein paar Sätzen hatte er die Vorangeeilte und den Tempel

erreicht und stand freudestrahlend, daß er seinen Bruder nun doch einmal überflügelt hatte, vor dem Mädchen. „Bravo, Sie sind Erster!' rief sie, vergnügt in die Hände klatschend, wie sie es früher bei ihren Kinderspielen mit dem jüngeren Bruder getan hatte. „Was bekomme ich?' fragte Rudolf heiter, indem auch bei ihm eine Reminiszenz aus der Jugendzeit auftauchte. „Die Erlaubnis, Ihren Bruder aufzuheben', antwortete fie scherzend, auf Eberhard weisend, der beim Laufen über eine Baumwurzel gestolpert

war und in seiner ganzen Länge wie eine umgestürzte Eiche auf dem Waldboden lag. „Weiter nichts? Der hilft sich schon selbst', entgegnete Rudolf, der mit einiger Schadenfreude zusah, wie Eberhard sich nicht ohne Mühe aus dem hohen Farrenkraut herausarbeitete, in das er ge fallen war. Er kam nun mit den Eltern, nachdem Herr Brunne- mann ihm den Rock abgeklopft hatte, auf den Tempel zu und scherzte über den kleinen Unfall. Elifabeth bemerkte zu Rudolf: „Wie fabelhaft elastisch Sie noch sind! Ich hätte nicht gedacht

, daß Sie so schnell laufen können?' „Warum sollte ich nicht?' fragte Rudolf etwas gedehnt. Ein Schatten flog über sein Gesicht. Mit seiner stattlichen Gestalt nahm er es an körperlicher Gewandtheit mit dem Jüngsten auf. Das junge Mädchen schien ihn ja fast zu den älteren Herren zu zählen. Elisabeths Vater mißbilligte in der Stille die Worte seiner Tochter. Er hätte gewünscht, daß sie sich etwas gesetzter betrüge, dem Gast zuliebe. Er hatte so seine Gedanken. „Du bist heute so kindlich-übermütig', sagte

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Lienzer Zeitung
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Page 18 of 24
Date: 11.10.1902
Physical description: 24
, ich thäte es nicht. Aber für Dich — aus Liebe zu Dir, wäre ich im stände, d. h. — wenn ich über zeugt sein könnte ' „Wie? Du zweifelst an meinem Wort?' unterbrach ihn Felix- mit gekränkter Miene. „O nein!' versicherte Rudolf. „Ich habe das festeste Vertrauen zu Dir. Allein — es giebt so viele Zwischenfälle im Leben — man weiß nie, was geschehen kann. Wenn z. B. das Geld bei der Zusendung verloren ginge, oder das Bureau des Notars abbrennen würde, oder ein jäher Tod Dich ereilte. Es sind ja lauter

thörichte Voraussetzungen, aber sie gehen einem doch durch den Kopf. Ich zittere bei dem Gedanken an eine solche Möglichkeit ' „Da sei unbesorgt! Nichts dergleichen wird geschehen,' be ruhigte ihn Felix. „Nun denn —,' Rudolf rang mit einem letzten Entschluß, „um Dich von einem verzweifelten Schritt abzuhalten, will ich Dir das Geld geben.' „O Du bester aller Freunde!' rief der junge Maler, die Hand des anderen ergreifend. „Nie werde ich Dir diesen Liebesdienst vergessen!' „Ich verlange keinen Dank

,' wehrte Rudolf ab, „nur vergiß dies eine nicht: um Deine Ehre zu retten, gebe ich die meinige preis. Würde die Sache entdeckt, wäre ich verloren. Mein Ge schick liegt jetzt in Deinen Händen.' So sprechend entnahm er der Kasse acht Tausendmarkscheine, die er dem Maler einhändigte. Dieser stellte ihm eine Quittung aus, und nachdem er ihm nochmals gedankt und pünktliche Rück zahlung versprochen hatte, entfernte er sich erleichterten Herzens. Er konnte nun den Bankier befriedigen nnd die unglückselige

Wechsel geschichte aus der Welt schaffen. Nach dem Weggang des Freun des versuchte Rudolf seine unterbrochene Arbeit wieder aufzu nehmen. So sehr er sich aber auch bemühte, seine Gedanken auf die Zahlen zu konzentrieren, es wollte ihm nicht gelingen. Er mußte immer wieder an seine Unterredung mit Felix denken, und wenn er auch keine schlimmen Folgen seiner Handlungsweise be fürchtete, so machte er sich doch Vorwürfe, aus Freundschaft für einen anderen eine Unredlichkeit begangen zu haben. FreiUch

, jetzt war nichts mehr daran zu ändern; er mußte das Beste hoffen und geduldig warten, bis der Freund fein Wort einlösen würde. Während er sich diesen Betrachtungen hingab, öffnete sich die Thüre und Wolfram trat ein. Rudolf überlief ein Schauer bei seinem Anblick, denn der Haupt kassierer erschien nie in den Unterabteilungen, außer zur Zeit der halbjährlichen Revision. Weshalb kam er jetzt in der Mitte des Monats? Ahnte er bereits, was geschehen? Der junge Mann sollte nicht lange im unklaren bleiben. „Herr Lindner

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Page 22 of 28
Date: 08.08.1908
Physical description: 28
Fußes doppelt schnell vorwärts eilt, jedes Geheimnis in aller kürzester Frist aus. Die paar Meilen bis nach Stangen Walde waren ihr eine Kleinigkeit, und so hatte sie Rudolf denn gleich ins Ohr geblasen, wie es um das Ansehen Brunnemanns stand. Rudolf schüttelte zwar erstaunt den Kopf über den Leichtsinn des alten Herrn, da aber dieser der Vater Elisabeths war, ließ er es nicht dabei bewenden, sondern setzte sich hin und schrieb an seinen Bruder Eberhard einen langen Brief

, in dem er um Aufklärung über die Verhältnisse bat. Das war der erste Lichtblick in den trüben Kummertagen für den jungen Mann und Elisabeth. Wenn Rudolf an Brunnemanns Bedrängnissen Anteil nahm, dann tat er es, sagte sich Eberhard, um zu helfen, falls es in seinen Kräften stand. Und die waren nicht gering, ob aber so ausgiebig, daß eine so beträchtliche Summe hergegeben werden konnte, — das wußte der jüngere Bruder nicht zu beurteilen. Dennoch fürchtete Eberhard, einen Vertrauens bruch zu begehen, wenn er Rudolf

es ging, und.sagte fast mechanisch, daß fein Bruder geschrieben habe. Diese Mitteilung wog die unliebsame Beobachtung, die der alte Herr eben gemacht, reichlich auf. Was Eberhard eigentlich nur mit Elisabeth hatte in Erwägung ziehen wollen, mußte er nun mit dem Vater besprechen. Der sah zu seiner großen Freude, daß Rudolf Bergedorf sich ihm als 'Freund in der Not zeigte, da er Teilnahme für die traurigen Ver hältnisse auf Buchenwalde bewies. Den Grund hierfür glaubte er zu erkennen. Es ge,chah

auch einen kleinen Kampf mit Elisabeth, so würde bei dem Mädchen doch bald die Vernunft siegen, und die Tochter, die ja durch die Heirat mit Rudolf aus kümmerlichen in glänzende Verhältnisse kam. schuldete dem Vater sicher lebenslänglichen Dank dafür, daß er ihr im entscheidenden Moment die Augen geöffnet hatte. Herr Brunnemann war damit einverstanden, daß Eberhard seinem Bruder die geschäftliche Sachlage auf Buchenwalde klarlegte. Als Antwort auf Eberhards Brief, der diese Mitteilungen ent hielt

, und dem die Frage hinzugefügt wurde, ob Rudolf zu helfen willens und imstande sei, kam ein Telegramm: „Bin nicht abgeneigt. Erwarte mich morgen mit dem Nach mittagszuge. Rudolf.' -j— 8. Eberhard fuhr mit dem leichten Einspänner, den er selbst lenkte, zum Bahnhof, um seinen Bruder abzuholen. Er begrüßte den Angekommenen herzlich, der, wie es ihm vorkam, nicht wie sonst seine unerschütterliche Ruhe bewahrte, sondern beim Spre chen hastig und zerstreut war. So viel, wie es bei der Kürze der Zeit

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Page 26 of 32
Date: 01.08.1908
Physical description: 32
seine Wirtin, eine widerhaarige, launenhafte Person, ihm sein Essen, das je nach ihrer Gnade schlecht oder gut ausfiel, auf die Tischkante schob und seinen gelegentlichen Vorwürfen über mangel hast zubereitete Kost die Bemerkung entgegensetzte, es sei ganz egal, was „drinnen' gegessen würde, es käme hauptsächlich dar auf an, daß die Kälber gut versorgt würden. — Hier, auf Buchen walde, merkte Rudolf eigentlich erst, was ihm fehlte. Es war wirklich die allerhöchste Zeit zum Heiraten

für ihn. Dieser Gedanke ließ ihn nicht los, solange er das junge Mädchen vor Augen hatte. Für den Nachmittag beschloß man, einen Ausflug nach dem berühmten Bruch, in dessen Revier Elentiere hausten, zu machen. Herr und Frau Brunnemann mit ihrer Tochter und Rudolf woll ten im Halbwagen fahren, während Eberhard, für den kein Platz mehr darin war, die Gesellschaft zu Pferde begleiten sollte. Wäh rend angespannt wurde, führte Elisabeth den Gast in ihrem kleinen Reich, auf dem Geflügelhof, den er zu sehen erbeten

hatte, umher. „Vor allen Dingen muß ich Ihnen meinen ,Putenpalast' zeigen', sagte sie scherzend zu dem Gast. Damit führte sie Rudolf in einen geräumigen Stall, der oben mit Drahtnetzen überzogen war. Hier tummelte sich eine muntere Schar junger Truthahn kücken umher, die von oben gegen Habichte und Krähen, von unten durch einen hölzernen Fußboden gegen Erkältung ihrer emp findlichen Pedale geschützt waren. „Das ist aber hübsch, und wie praktisch!' sagte Rudolf be wundernd. „Ist das nach Ihren Entwürfen

, der auch über diesem glücklichen Familienleben waltet.' „Ich muß wohl,' gab sie zur Antwort, „der Mama, die ja kaum wieder genesen ist, kann ich es nicht zumuten, sich in der Außenwirtschaft anzustrengen.' „Wie bescheiden dieses Mädchen ist!' dachte Rudolf. Die Damen vom Lande, die man in ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit lobte, pflegten sonst dieses Thema in endlosen versteckten Lobes erhebungen auf sich selbst breitzutreten. Hier nichts von alledem. „Ihre Eltern sind zu beneiden, eine solche Stütze an Ihnen zu haben', fuhr

ab, indem sie Eberhards Verdienste um Buchen walde hervorhob. Die übersah der erfahrene Landmann beim ersten Blick. Rudolf hatte sofort erkannt, daß sein Bruder, soviel er auch geleistet, doch nicht imstande gewesen war, alle Spuren des Rückganges zu tilgen. Wenn der Ruin vermieden werden sollte, der durch eine Mißernte oder sonstige Ungunst der wirt schaftlichen Verhältnisse einzutreten drohte, dann mußte eine sehr kapitalkräftige Hand hier eingreifen. — Diese Gedanken beschäf tigten ihn, während er mit Elisabeth

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Page 19 of 24
Date: 11.10.1902
Physical description: 24
hebe dieselbe auf, bis Sie Ihren Verpflichtungen nachgekommen sind und gebe sie Ihnen dann zurück.' „Ich bin gern dazu bereit/ entgegnete Rudolf, froh, das Schlimmste von sich abgewendet zn haben. Er trat an das Pult, nahm die Feder zur Hand und schrieb nachfolgendes Diktat: „Ich Unterzeichneter, Rudolf Lindner, zweiter Kassierer der N.'schen Bank, erkläre hiermit, aus der mir anvertrauten Kasse achttausend Mark für Privatzwecke entnommen zu haben.' Ehe er die letzten fünf Worte niederschrieb

ausgedrückt.' Seufzend schrieb Rudolf das Verlangte nieder. Dann diktierte Wolfram weiter: „Ich werde mich bemühen, diese Summe so rasch als möglich zurückzuzahlen, und indem ich mein Vergehen anerkenne, bin ich bereit, mich jeder Maßregel zu unterwerfen, die eventuell gegen mich unternommen würde.' „Mein Gott, wie hart!' stöhnte der junge Mann leise auf. Wolfram that, als ob er es nicht hörte. „So, jetzt unter schreiben Sie und geben Sie mir das Blatt!' gebot er kurz. Mit schwerem Herzen und innerem

Widerstreben gehorchte Ru dolf. Ihm war zu Mute, als habe er seine eigene Verurteilung unterschrieben. Sein einziger Trost war der Gedanke, daß die Sache in wenigen Tagen wieder in Ordnung und der Schein, der das Bekenntnis seiner Schuld enthielt, vernichtet sein würde. Im Grunde mußte er sich ja noch glücklich schätzen, in dem als streng bekannten Hauptkassierer einen so nachsichtigen Vor gesetzten gefunden zu haben. „Ueberdies versprach er mir, zu schweigen,' sagte sich Rudolf, als Wolfram ihn verlassen

hatte; „ich darf also hoffen, daß alles gut ablaufen wird.' Ob er Wohl ebenso zuversichtlich gewesen wäre, wenn er gehört hätte, wie Wolfram, während er den von Rudolf erhaltenen Schein sorgfältig in seinem Pult verwahrte, vor sich hinmurmelte: „Der Dummkopf hat sich zweifellos von einem geriebenen Gauner be schwindeln lassen. Nun, wer weiß, wozu es mir nützlich sein kann!' 3. Böse Folgen. Mit seiner Voraussetzung, Lindner sei betrogen worden, war Wolfram im Irrtum, denn Felix Arnold besaß einen viel zu ehr

des Verstorbenen Anspruch auf dreißigtausend Mark erhob. Sie hatte eine Schuldforderung beigefügt, die zwar mehrere Jahre zurückdatierte, immerhin aber gültig sein konnte. Der Notar sah sich daher gezwungen, die Auszahlung an Arnold zu ver schieben, bis die Richtigkeit dieser Reklamation geprüft war, was mindestens einige Wochen dauern konnte. Und so kam es, daß Rudolf Lindner, dem die vier Tage wie vier Jahre vergingen, an dem festgesetzten Tage vergebens auf das Erscheinen des Freundes wartete. Obgleich

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Page 18 of 22
Date: 09.05.1913
Physical description: 22
befanden sich auf ihren Zimmern. — August hatte uni Alice geworben, ihr Wort hatte er; den Tanten hatte er , die Namensverwechselung mit Rudolf gestanden, sie wollten beim Bruder ein gutes Wort für ihn einlegen, Alices Pater lvar reich, er würde den armeu Schwiegersohn auch willkommen heißen, voenn er der Tochter Glück begründen konnte; August war in unbeschreib licher Stimmung, wie ein Schifflein auf dem Meere stieg sie turmhoch, um gleich Darauf tief nach unten zu sinken. Eben war der Wagen

sprochen, mit ihnen seltene Farven zu -suchen, sie befestigte den Strohhut auf den braunen Locken und schritt hurtig der Ilse zu. Kaum war sie im Walde, so holte sie Rudolf ein, er reichte Hertha die Hand, und sie legte die schlanken Finger mit leisem Druck hinein. Die beiden Gymnasiasten kletterten hoch in die Felsen hinein, und Rudolf und Hertha gingen still und befangen nebeneinander her; plötzlich blieb Rudolf stehen, und Herthas Hand er greifend, blickte er ihr tief in die Augen: „Hertha

, übermorgen müssen wir schei den, nur noch einen Tag sind wir bei sammen, darf ich Ihnen da etwps anvertrauen?' Hertha wußte längst, daß Rudolf sie liebte, seine treuen Augen konnten nicht lügen, aber was half es ihr. sie waren ja beide arm. ihre Liebe war ganz ohne Aussicht. Den tränen feuchten Blick aus den Geliebten rich tend. sagte sie fast tonlos: „Herr von Schäller ich bin ganz arm.' „Ist dies das einzige Hindernis, das Sie in unserer Liebe sehen, Her tha?' fragte Rudolf freudig. Hertha nickte stumm

, und eine Träne rann über die Dixo in 8uln<nuinH.' kl. ttievm O Lsrä. ve? wsdlLiltei «er kR-siaSle vel Her pspitwakl. „Immer,' lachte Hertha, und Rudolf schlang den Arm um sie und zog sie stürmisch an sein Herz. — Eine halbe Stunde vor Tische ließ sich Rudolf beim Präsidenten melden; der alte Herr ging ihm freundlich entgegen: „Kommen Sie auch um „Adieu' zusagen, lieber, jungerFreund?' „Nein, Herr Präsident, ich komme, um Ver zeihung zu bitten.' IM bleichen Bäckchen. „Und wenn ich es möglich mochte

. Sie besitzen zu können, würden Sie ja sagen?' drängte Rudolf weiter. Hertha nickte wieder und sah freu dig auf. — „Unter allen Umständen. Hertha, auch wenn ich nicht mehr Ossi zier wäre?' /LMM «MF zur neue» «ieuttche« MiliiZirvorlsst. „Mich, ja weshalb denn, welche Sünden glauben Sie denn gegen mich begangen zu haben?' fragte der Präsi dent freundlich. „Zwei Sünden habe ich auf dem Herzen, Herr Präsident,' erwiderte Rudolf. Er beichtete in schlichten Worten die kleine Mystifikation; der Präsident lächelte

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Page 27 of 32
Date: 26.09.1908
Physical description: 32
hatte, und ihn ins Haus führen wollte, mußte Elisabeth dem Freunde das Versprechen geben, ihm jeden Morgen ihre Gesellschaft zu schenken. Im Verein mit der Mutter, die beglückt über Eberhards fort schreitende Genesung war, gingen während der nächsten Woche diese herrlichen Frühstunden unter den alten Bäumen des Parks nur zu schnell dahin. Die Abreise der Familie stand nahe bevor. 17. Während die beiden Frauen sich um Eberhard beschäftigten, pflegten Rudolf und Brunnemann sich in der Wirtschaft umzu sehen. Häufig

auch machten sie Schießübungen im Park, wo ein Schießstand eingerichtet war. Als am Tage vor der in Aussicht genommenen Rückreise die Plauderstunde mit Eberhard beeichet war und dieser sich mit seinem Pfleger ins Haus zurückgezogen hatte, wandelte Elisabeth, vom bevorstehenden Trennungsweh bewegt, durch die Alleen des Parks. Plötzlich stand Rudolf vor ihr. Er bat, sie noch ein wenig be gleiten zu dürfen. Er begann, ihr für ihre Güte zu danken, die sie dem kranken Jugendfreunde entgegenbringe

bin, aber — Sie, die Sie die Güte selber sind, werden vielleicht innere Befriedigung daraus schöpfen, mich zu sich emporzuziehen, einen anderen Menschen aus mir, der prosaischen, nüchternen Alltagsnatur, zu machen. Rührt Sie meine treue, ehrliche, heiße Liebe nicht ein wenig?' Daß Rudolf, in der Schlichtheit seines geraden, deutschen Wesens, sie mit jeder Faser seines Herzens liebte, das fühlte sie. Es tat ihr weh, ihm Schmerz zu bereiten. „Ich kann Ihnen nicht angehören,' sagte sie leise, mit niedergeschlagenen Augen

. „So halten Sie mich Ihrer Zuneigung für unwert? Ich gebe mich ja nicht der Hoffnung hin, daß Ihr Herz mir so heiß ent gegenschlagen wird, wie Ihnen das meine, aber ich dachte, ich würde Sie verstehen lernen und, wenn Sie mich achten, würden Sie im Lauf der Zeit mir Ihre Zuneigung schenken. — Ich sehe aber,' setzte er voll Bitterkeit hinzu, „ich war im törichten Selbst betrug befangen!' Da quoll es dem Mädchen heiß zum Herzen hinauf, daß sie Rudolf den herbsten Schmerz zufügen mußte. „Zch

bin Ihnen Offenheit schuldig,' entgegnete sie. „Ich liebe Eberhard mit der ganzen Kraft meines Herzens.' „Es war eine Kinderfreundschaft —,' wandte Rudolf ein. „Aus der eine heiße Liebe erwuchs,' sprach das Mädchen mit zitternden Lippen. „Und niemals wird sie enden.' Rudolf erblaßte. „Jetzt hat aber wohl das Mitleid seinen Hauptanteil an meinem armen Bruder. — Bedenken Sie nicht, daß er sich vielleicht niemals gänzlich wieder erholen wird?' „Das ändert nichts an dem Bewußtsein, daß ich mit jeder Faser

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Page 23 of 28
Date: 08.08.1908
Physical description: 28
„Beschämen Sie mich nicht,' wehrte Rudolf ab. „Es gereicht mir zur großen Freude! — Seit ich im Sommer hier war, ist mir dieses Haus und seine Bewohner so lieb und wert geworden, daß ich es immer als ein Glück ansehe, wieder mit Ihnen in Verbindung treten zu dürsen.' Eine Pause entstand. — „Der Magnet, der mich besonders hierher zieht,' setzte der Gast zögernd hinzu, während eine dunkle Röte in sein gebräuntes Antlitz stieg, „ist, — Sie ahnen es wohl, verehrter Herr Brunnemann, — ist Fräulein

. Wollen Sie selbst mit meiner Tochter sprechen?' Er wandte sich zu Tür. „Nein, nem, nicht jetzt, — noch nicht,' bat Rudolf aufspringend, indem er ihm etwas ängstlich die Hand auf den Arm legte, um ihn zurückzuhalten. „Vielleicht haben Sie die Güte, Fräulein Elisabeth vorzubereiten.' Brunnemann mußte innerlich zugeben, daß diese Vorsicht recht klug sei. Denn einige kleine Einwendungen von seiten Elisabeths würden immerhin zu besiegen sein. Er dachte an Eberhard. „Ganz wie Sie wünschen, Herr Bergedorf. — Nur muß

ich gewissenhafterweise bemerken, daß meine Verhältnisse, auch wenn die Kalamität, unter der ich setzt so schwer leide, beigelegt werden sollte, es mir verbieten, meiner Tochter in absehbarer Zeit Bar mittel zuzuwenden. Sie heiraten ein ganz armes Mädchen, Herr Bergedorf.' Das wußte Rudolf zur Genüge. „Jedoch,' fuhr der Gutsbesitzer fort, „fällt Elisabeth ja das Gut nach meinem Tode zu. So würde sich Ihre gütige Hilfe, durch die wir es halten können, einst belohnen.' Auch daran hatte Rudolf gedacht. Aber nur nebenbei

wurde, ohne sonderliche Teilnahme zu bekunden. Lag es an dem behaglich geheizten Zimmer oder an dem guten, starken Kaffee, — Rudolf glaubte, er müsse ersticken, es trieb ihn ins Freie. Dort würden sich seine Nerven, die fieberhaft aufgeregt waren, beruhigen. ,Hch möchte inzwischen draußen ein wenig umhergehen, falls Sie es gestatten,' bat er. „Aber es ist ja schon fast ganz dunkel,' wandte Brunnemann ein. „Das macht nichts,' entgegnete Bergedorf, schon.an der Tür. „Ich kann ja meinem Bruder

entgegengehen.' „Wie Sie wollen! Der wird wohl schon auf dem Rückwege sein. — Da kommt ja auch der Knecht auf dem Pferde vom Ein spänner angeritten! — Da kann Ihr Bruder Wohl schon den halben Weg hierher zurückgelegt haben.' „Nun, dann habe ich Begleitung auf meinem Spaziergange.' „Und wenn Sie wiederkommen —,' sagte Brunnemann ver heißungsvoll. Die beiden nickten sich verständnisinnig zu. Dann stürmte Rudolf hinaus. Zitternd vor freudiger Aufregung ging der Hausherr zu Frau und Tochter ins Wohnzimmer. Frau

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Page 27 of 32
Date: 15.08.1908
Physical description: 32
und Rudolf horchten voller Unruhe immer wieder auf den Hof hinaus, ob Kucklies mit Karl Milkereit nicht bald Nachricht brächten oder der so sehnlichst Erwartete selbst käme. Aber eine Stunde nach der anderen verging, ohne daß sich draußen etwas regte. Nun litt es Rudolf nicht länger im Hause, er bat den Hausherrn, ihm ein Pferd satteln zu lassen, auf dem er selbst nach Selleningken reiten wolle. Bevor der Braune aus dem Stall geführt wurde, ging Rudolf ins Fremdenzimmer hinauf, um seine Kleidung

Eberhard in ein Gemach zu ebener Erde gebracht und nichts unversucht gelassen, um das Lebensfünkchen, das vielleicht noch nicht ganz erloschen war, wieder anzufachen. Als Rudolf, den Herr Dodenhöft auf seinem Zimmer mit einigen Worten auf das grausige Schrecknis vorbereitet hatte, an des Erschlagenen Bahre stand, da schluchzte der starke Mann, der seit der Kinderzeit keine Träne vergossen hatte, und warf sich neben dem Leblosen aus die Knie. Er stöhnte in Gewissensqual und flüsterte

beordert hatte. Endlich kam der Sanitätsrat. Er prallte bei dem schrecklichen Anblick zurück, dem sogar seine durch den ärztlichen Beruf gehärteten Nerven nicht standhalten wollten. Lange dauerte die Untersuchung. Er neigte fein Ohr minuten lang auf die Herzgegend des Daliegenden. Jede Sekunde Har rens wurde Rudolf zu einer Ewigkeit. Endlich richtete der Arzt sich empor mit den Worten: „Das Herz schlägt noch leise.' Da weinte Rudolf wie ein Kind. „Mein lieber, lieber Junge, geh' nicht von uns, erwache

schon die fahle Dämmerung des trüben Herbstmorgens, als der Sanitätsrat seine Arbeit beendet hatte. „So,' sagte er aufatmend, „für den Augenblick wäre jetzt nichts weiter zu tun. Wir müssen nun abwarten, ob das Bewußtsein zurückkehrt.' „Wird er zu retten sein?' fragte Rudolf mit stockendem Atem. „Vielleicht, Herr Bergedorf, aber — hoffen Sie nicht zu fest daraus.' In Wirklichkeit sah der Doktor den Tod als eine Er lösung für den Unglücklichen an. Rudolf aber hoffte. „In meiner Eigenschaft

hatten keine Anhaltspunkte. „Trug er vielleicht Geld bei sich, auf das die Mordbuben es abgesehen hatten?' fragte der Arzt weiter. „Nicht daß ich wüßte', antwortete der Herr des Hauses. „Mein Gott, ja!' stieß Rudolf hervor. „Eberhard war ja nach dem Gewächshause zurückgegangen, um mein Portemonnaie zu holen, das ich dort vergessen hatte. Es waren gegen fünfhundert Mark darin.' Dann wollen wir doch nachsehen, ob es in dem Anzüge steckt oder nicht.' Damit untersuchte der Arzt die Kleider, die furcht bare Spuren

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Page 26 of 32
Date: 15.08.1908
Physical description: 32
sein, seit Sie mit Ihrem Bruder zurückkamen?' fragte Brunnemann. „Das wird ungefähr stimmen,' antwortete Rudolf. „Genau genommen, bin ich allein ins Haus getreten, wir hatten uns nämlich unterwegs verloren und Eberhard, der ja unmittelbar hinter mir sein mußte, was ich allerdings im Dunkeln nicht genau kontrollieren konnte, ist gewiß, hier angekommen, gleich in das Jnsthaus zu Milkereit gegangen.' Der Gast fügte hinzu, daß der jüngere Bruder ihm einen vergessenen Gegenstand aus der Gärtnerei geholt

lange Zeit, sie traf unterwegs ihren Herzensschatz, mit dem sie auf dem Hof ein halbes Stündchen verplauderte, nachdem man ihr gesagt, daß der Gesuchte sich dort nicht gezeigt habe. Im Gutshause zog sich die Unterhaltung nur mühsam hin. Jeder bei Tische hätte lieber allein seinen trüben Gedanken nach gehangen, anstatt sich zu unterhalten. Frau Brunnemann hob daher, sobald es nur anging, die Tafel auf, um so mehr, als Rudolf bat, mit dem Hausherrn noch über geschäftliche Dinge sich be sprechen

zu dürfen. Brunnemann begab sich mit dem Gast in sein Arbeitszimmer. Borher, als man sich nach guter, althergebrachter Sitte „gesegnete Mahlzeit' wünschte, jagte der alte Herr zu seiner Frau, auf Eber hards Platz zeigend: „Wie gut, daß wir nicht gewartet haben, da wäre uus die Zeit lang geworden! — Wo aber nur das Mädchen mit dem Bescheide bleibt!' — Die Auskunft kam erst, als Brunne mann und Rudolf das Zimmer verlassen hatten, und versetzte Mutter und Tochter in große Bestürzung. „Ich möchte

ist, so tief und innig lieben könnte.' Seine eigenen Worte ermutigten ihn wieder zu neuer Hoffnung. Brunnemann traf jedes derselben wie ein Dolchstich. Der Vater konnte Rudolf mit gutem Gewissen nicht in diesen Hoffnungen bestärken. Er schwieg verwirrt. „Ich kann es ja verstehn,' bemerkte der Gast, „daß ein so ernster und gediegener Charakter wie Ihre Tochter, sich vor euuir solchen Entscheidung erst prüfen will. Aber —- sei es auch, wie es sei — betrachten Sie mich in jedem Falle als Freund Ihres Hauses

! Ich bitte Sie darum!' „Sie beschämen mich durch Ihre Güte,' antwortete Elisabeths Vater gänzlich fassungslos. — Er wand sich in Qualen. Hätte er nicht vielleicht jetzt das Schicksal seines einzigen Kindes wenden können durch das freimütige Bekenntnis von der Herzensneigung der beiden jungen Menschenkinder. Das — „Mache sie glüälich' — würde Rudolf vielleicht als das Gebot seiner inneren Stimme erkannt und befolgt haben. — Aber Brunnemann konnte es nicht über sich gewinnen, den, der so edelmütig Hilfe

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Page 18 of 24
Date: 25.10.1902
Physical description: 24
„Lasten Sie ihn doch reden!' unterbrach ihn Wolfram in ver ächtlichem Ton. „Ueber derartige Verleumdungen fühle ich mich erhaben.' „Sie nennen eine Thatsache Verleumdung?' fuhr Rudolf heftig auf. „Und ich soll es ruhig hinnehmen, eines nichtswürdigen Ver brechens beschuldigt zu werden, das ich nicht begangen habe?' „Sie können sich an maßgebender Stelle verteidigen,' eutgegnete der Direktor kühl. „Ich meinerseits überlasse es dem Herrn Kommissar, das Weitere in der Sache zu veranlassen

.' Der Polizeibeamte, der bisher schweigend zugehört hatte, wandte sich jetzt zu Rudolf. „Sie stehen unter so schwerem Verdacht,' sagte er, „daß ich mich genötigt sehe, Sie in Haft zu nehmen.' Rudolf zuckte jäh zusammen. „Mich verhaften?' rief er be stürzt. „Aber ich schwöre Ihnen, ich bin unschuldig.' „Darüber habe ich nicht zu entscheiden,' entgegnete der Kommissar, „das ist Sache der Richter.' Vergebens bat Rudolf, ihn auf freiem Fuß zu belassen, ver gebens gab er sein Ehrenwort, keinen Fluchversuch macheu

er darüber nachsann, desto mehr kam es ihm zum Bewußtsein, daß Wolfram ein falsches Spiel mit ihm getrieben, daß es weder Mitleid noch Menschlichkeit gewesen, die ihn bewogen, seinem Untergebenen in dessen schwerer Bedrängnis beizustehen. Hier war eine Intrigue im Gang, deren Motiv Rudolf nicht zu ergründen vermochte, die aber nichtsdestoweniger darauf abzielte, ihn zu verderben. Und was seinen Kummer noch vermehrte, sein bitteres Leid noch ver schärfte, war der Gedanke an seine Frau. Trotz

hatte. Was war inzwischen aus Felix Arnold geworden? Die Mit teilung Rudolfs, der Hauptkassierer habe das Fehlen der acht tausend Mark entdeckt, hatte ihn um des Freundes willen in große Bestürzung versetzt. Wohl erwägend, welch schlimme Folgen für Rudolf aus dieser Entdeckung entstehen konnten, begab er sich un verzüglich zu Wolfram, um ihm den Sachverhalt darzulegen und den jungen Kassierer in Schutz zu nehmen. Anfangs zeigte sich Wolfram sehr unnachsichtig, indem er er klärte, Rudolf müsse für die begangene

an Rudolf abzahlen, er behielt auch eine hübsche Sunuue, die er jetzt doppelt willkommen hieß, weil er beabsich tigte, sich zu verheiraten. Bor zwei Monaten hatte er durch Zufall ein junges Mädchen kennen gelernt, dessen Unschuld und Anmut einen unwiderstehlichen Reiz auf ihn ausübte. Wiederholt traf er Irma Hagen — so hieß seine Angebetete — mit ihrer Mutter in einem Konzertgarten, und da er bald entdeckte, daß die Damen in seiner Nachbarschaft wohnten, so fiel es ihm nicht schwer, das junge Mädchen

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Page 10 of 20
Date: 02.05.1913
Physical description: 20
, ist nicht erlaubt. Ist das eine an genehmere Aussicht, als Kinder quälen?' fuhr sie erregt fort, „da kann ich, so weit es geht, mein Herz walten lassen, um den kleinen, harmlosen Geschöpfen das Leben möglichst leicht zu machen, in der Gesellschaft darf man ja überhaupt gar kein Herz haben!' „Woher haben Sie aber diese Erfahrungen?' fragte Rudolf verwundert. „Ach, seit ich eingesegnet bin. quält mich Tante Bertha ja unaufhörlich, sie spioniert nur nach sogenannten guten Partien, selbst hier' bin ich nicht sicher

an, ich hatte aber gleich mit richtigem Gefühl herausgemerkt, datz dieser Herr von Secken eine „gute Partie' sei; mit welcher Unverschämtheit starrte er gleich alle an, man merkt bei ihm den Geldstolz auf hundert Schritte, wenn er aber glaubt, mir imponiere sein Vermögen, dan irrt er sich!' Hertha war ordentlich rot geworden vor Eiser. jetzt glänzte eine Zornesträne in ihrem Auge, und Rudolf blickte mit Be wunderung und stiller Genugtuung in ihr erregtes Gesicht, ob gleich er lächeln mutzte über ihren vermeintlichen

Scharfblick; der gute, harmlose Gustel, unverschämt, stolz ans sein Geld, da konnte man sehen, was Einbildung tut! „Aber wenn Ihre Tante Sie gern verheiraten will, warum sollen Sie denn da Gouvernante werden?' nahm Rudolf den Gesprächsfaden wieder auf. „Weil Tante Bertha in Romanen und Novellen gelesen hat. datz sich öfter junge Gutsbesitzer in Gouvernanten verliebt haben!' antwortete Hertha mit komischem Ernste, und Rudolf mutzte herzlich lachen. Jetzt wurde sie unterbrochen, der Präsident, Tante Bertha

und noch mehrere andere Gäste kamen aus dem Hause und traten auf Hertha zu. Das alte Fräulein von Hahnke begrüßte Rudolf mit herab lassender Freundlichkeit und siagte gleich nach seinem Freunde, man merkte ihr an. datz ohne den reichen Freund Rudolf für sie Luft gewesen wäre. Als man sich an die gemeinsame Frühstückstafel setzen wollte, die unter den blühenden Linden hergerichtet war. er schien Gustel. mit fröhlichem Lachen überblickte er den Kreis und sang: „Welch' holder Damenkreis. Paris, wie hast

du mich entzückt und wie beglückt!' dann trat er näher, und als Rudolf ihm zurief: „Nun, Herr von Secken, ausgeschlafen?', um ihn an seine Rolle zu gemahnen, da er bei dem lebhaften, zer streuten Temperamente seines Kameraden Gefahr lief, datz Gustel die gestrige Verabredung über Nacht verschlafen habe, antwortete dieser schlagfertig: „Mein alter Junge, während Du iu den Bergen herumliefst, habe ich bereits lange Instruktionen au meinen Inspektor versatzt; gnädiges Fräulein,' wandte er sich darauf galant

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Page 22 of 36
Date: 22.08.1908
Physical description: 36
auf den Tisch und schnarchten um die Wette. Nicht lange, so erschienen in der Tür die von dem Wirt so heiß ersehnten Polizisten, die sich der Verbrecher bemächtigten, noch ehe diese recht wach geworden waren. Es wurden den Männern Fesseln angelegt, und dann führte man sie unter dem Geleit aller Neugierigen der Stadt ins Gefängnis. Kncklics triumphierte, daß er sein Gelöbnis, seinen lieben, jungen Herrn zu rächen, so bald hatte verwirklichen können. -5 Rudolf hatte der Familie Brunnemann versprochen, solange

, das gebrochen und elend gewesen, der Gesundung zugeführt hatte. Die Außenwelt war für Elisabeth wie versunken, sie lebte nur im Gedanken an die Heiligkeit des Bundes mit Eberhard. Die Mutter, zu der das Mädchen von diesen Zukunftshoffnungen sprach, gewann es nicht über sich, ihr zu sagen, daß auf Buchen walde in wenigen Tagen die Subhastation des Gutes bevorstände. Das Glück hatte ihnen vollends den Rücken gekehrt. Nun schien es selbstverständlich, daß Rudolf, dem keine Summe zu groß

war, um den unglücklichenz Eberhard mit aller erdenklichen ärztlichen Fürsorge zu umgeben, nicht imstande sein würde, für das Gut pekuniär einzutreten. Frau Henriette wäre es wie Raub an dem armen Kranken vorgekommen, für dessen Zukunft Rudolf vielleicht immer würde Sorge tragen müssen, wenn sie auch nur einen Augenblick an die Regelung der Geldschwierigkeiten durch Rudolf gedacht hätte. Irgendein Plätzchen würde sich für sie, den Mann und ihr liebes Kind wohl in der Welt finden. Man könnte Pensionäre nehmen

und so sich durchzuschlagen versuchen. Nun kam von Rudolf, der Eberhard den Händen des Arztes überlassen hatte, und der selbst nach Hause zurückgekehrt war, ein Brief aus Stangenwalde mit der Nachricht, daß der Zustand des Patienten eine Lebensgefahr nicht mehr befürchten lasse. Durch den Kummer um das teure Leben sei alles andere für eine Weile aus seiuckn Gedankenkreise zurückgedrängt worden. Nun aber wiederhole'er sein Anerbieten hinsichtlich des Darlehens von dreißigtansend Mark, dessen der Gutsherr von Buchenwalde

ja alle Brücken zwischen diesem und ihni abgebrochen worden. Und vielleicht — wer konnte wissen, ob Elisabeth nicht doch dereinst das stille Glück an des ernsten, guten Mannes Seite als Ersatz für ihre zertrümmerten Jugend- Hoffnungen erwählen würde? Wer heute zu ihr davon gesprochen hätte, der wäre unbarmherzig und grausam gewesen, aber wieviel milderte nicht die Zeit! — II. Als Rudolf die Nachricht von der Verhaftung der Mord gesellen erhalten und erfahren hatte, daß es Peters und Stierke seien

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Page 20 of 22
Date: 19.09.1896
Physical description: 22
. Nun will ich in aller Eile meine Vorbereitungen zur Ab reise treffen. Auf Wiedersehen am Bahnhose, meine schöne Nichte!' „Ja, er ist gut, er ist mir ein wahrer Freund!' murmelte Emilie, während sie ihm gedankenvoll nachsah. „Und warum kann ich trotz dem eine innere Stimme nicht ersticken, die mich vor ihm warnt?' (Fortsetzung folgt.) Verjährt! Erzählung von Paul Blumenreich. iNachdruck derb.) DAtUM erstenmale seit nahezu zehn Jahren glaubte Rudolf Ebner wieder frei aufatmen zu dürfen. Vor ihm lag

, war kinderlos geblieben — Rudolf hörte nichts mehr von ihr, wollte auch gar nichts mehr hören. Er war damals recht unglücklich gewesen; hatte er doch wiederholt geschwankt, ob er nicht noch umkehren dürfte; schließlich aber siegte eine bessere Ueberzeugung in ihm. Sonderbar genug mußte er allen seinen Bekannten freilich er scheinen. BisrHestern ein lebensfroher junger Mann, der mit einem Fuße schon inmitten einer behaglichen Philistere^isteuz stehend, un mittelbar vor der Verheiratung mit einem wohlhabenden

, hübschen Mädchen, Herr eines zwar kleinen, aber nicht aussichtslosen Fabrik geschäfts — was in aller Welt konnte den Beneidenswerten ver anlassen, urplötzlich feine Verlobung aufzuheben und fortan wie ein Karthäusermönch zu leben, immer nur zu arbeiten, zu sparen, zu rechnen? — Was man darüber wußte, war wenig genug. Rudolf war eng befreundet gewesen mit einem jungen Bank beamten. Sie kannten sich von Kindheit an und waren einander im Jünglingsalter hier in der Großstadt wieder begegnet. Jener, Hermann

Richter, war nach achtjähriger Ehe Witwer geworden und lebte nur »och seinem Tvchtercheu. Ein überaus treues Mäd- « chen, das seit der Kleinen Geburt in seiuem Hause war, führte ihm den bescheidenen, wenn auch nicht gerade ärmlichen Haushalt. Als er Rudolf zum erstenmal in seine Wohnung führte, in dieses halb verwaiste Heim, war sein Gast erstaunt, wie wenig man hier die Frau vermißte. Alles war freundlich und behaglich und besonders dem Kinde, der kleinen Panla, schien es an nichts zu fehlen

er nun eine Ablenkung gefunden für alle seine, seit dem Tode der Gattin brachliegenden Empfindungen. — Man konnte sich kein herzlicheres Verhältnis denken, als das zwischen den beiden Freunden. Und plötzlich — unbegreiflich für alle Welt — war Hermann Richter eines Morgens in seinem Schlafzimmer entseelt aufgefun den worden. Seine erstarrte Hand umklammerte noch die Waffe, mit der er sich den Tod gegeben hatte. Nur ein Zettel an Rudolf Ebner lag aus dem Tische, ein Blättchen, auf das mit fliegender Hand

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Page 28 of 29
Date: 14.04.1906
Physical description: 29
, dunkeläugige Maid — mit üppigen, von purpurnen Bän dern dnrchflochtenen, schwarzen Zöpfen — einen Pokal perlenden Weines vor den Grafen. „Du bist doch eine Tochter der Stadt,' rief Rudolf im Scherze, sich an die holde Hebe wendend — „sage ai?, sind denn die Väter von Pirna wirklich so arm, daß sie nicht zweihundert Schock Gel des auszutreiben vermögen?!' „Arme und reiche Leute gibt es hier, hoher Herr,' erwiderte Kätchen, mit treuherzigem Lächeln zn dem Grafen niederblickend, und fügte

noch mit schelmischer Betonung hinzu: „Die Ärmste der Armen bin wohl ich selbst — der Reichste der Reichen aber auf alle Fälle der Herr Bürgermeister und sollte auch die Ratskasse leer sein — wie er eben bemerkt, dann hat das wenig zu sagen — denn er selbst kann Euch helfen.' Laut lachend rief jetzt Rudolf: „Nun, was meint Ihr jetzt, Herr Bürgermeister?' „Ich — ich denke —' stotterte Stranske, sich verlegen hinterm Ohre krauend, „daß ich es doch beim Rate versuchen könnte, für Euch ein Wort einzulegen

. Weil — weil Ihr der Graf von Habsburg seid.' Und um seine eigene Kasse zu schonen, versuchte es in der Tat Strauske am nächstfolgenden Tage beim Rate, für den Grafen den Fürsprecher zu machen und es gelang ihm auch — allerdings mit der größten Anstrengung — das Geld zu erhalten. — Frohgemut reiste Rudolf mit dem geborgten Gelde ab, doch das Schlimme an der Sache war, daß er seit dieser Zeit nichts mehr von sich hören ließ und der gute Strauske nun eine wahre Hölle auf Erden hatte, indem die Väter der Stadt

jetzt energisch die Auszahlung des Geldes von ihm verlangten, er es aber jeder zeit für das größte, ihm wiederfahrende Unglück hielt, einen tie feren Griff in seine Äohlgefüllten Geldtruhen zu tnn. Obzwar Rudolf von Habsburg es versprochen hatte, innerhalb Jahresfrist dem Rate von Pirna das geliehene Geld pünktlich auszuzahlen, vermochte er es dennoch nicht, dies auf die bestimmte Zeit zn bewerkstelligen uud das aus dem einfachen Grunde, weil verschiedene Kriegshändel dazwischen kamen und auch unterdessen

seine Erwählung zum Kaiser erfolgte. — Die Ratsherrn von Pirna aber sollten endlich doch ihr Geld bekommen und der schwere Sorgenstein vom Herzen Strauskes fallen. — Es war um das Jahr 1273 — also volle sechs Jahre seitdem, da Rudolf von Habsburg der Schuldner Pirnas gewor den, als eines Tages die gesamten Kirchenglocken der guten Stadt ihre ehernen Zungen erhoben, um einen mächtigen Herrn zu be grüßen, der von Eger mit glänzendem Gesolge herübergekommen war, einen mächtigen Herrn, den Kaiser Rndolf

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Page 2 of 10
Date: 01.02.1941
Physical description: 10
. — Verlagsleiter: Dr. Emil Heitjan. hauptschristleiter: Hermann All- mayer; für Anzeigen: Herbert Binder. Sämtliche in Klagenfurt. Bismarckring Nr. 13. — Zur Zeit ist Anzeigenpreisliste Nr. 4 gültig. erzuM de! emem viMkr Wer das Haus des Schriftstellers Dr. Rudolf Haas, am Rande der Stadt Villach gelegen, sucht — das ohne Ortskenntnisse an und für sich schwer zu finden ist —, kann es nicht verfehlen, da jeder Villacher dem ortsunkundigen Besucher gern den Weg weist. Es dürfte kaum geschehen, einen Villacher

anzutreffen, der nicht wüßte, wo Dr. Rudolf Haas, der Ehrenbürger seiner Stadt, zu Hause ist. Es ist einige Wochen her, da saß ich im Ar beitszimmer dem Dichter gegenüber. Es wurde sür mich ein Nachmittag, den ich auch in Jahrzehnten nicht vergessen werde, darum schon nicht, weil ich in Rudols Haas den Lebensweg eines deutschen Schriftstellers erfuhr, einen Lebensweg, der in Ver bindung mit jahrzehntelangem, erfolgreichem Schas sen etwas nicht Alltägliches darstellt. Deutsches Bekenntnis als Tal Wie wohl

viele deutsche Dichter und Schrift steller aus Vergangenheit und Gegenwart, hat es Rudolf Haas in seiner Jugend und seinen frühen Mannesjahren nichi geahnt, daß er einmal ein be kannter Schriftsteller seiner Zeit werden würde. Hätte man ihm, da er als Jüngling seine Pläne schmiedete, erzählt, er würde in seinem Leben so entscheidende Anregungen erfahren, die ihm den Weg zum erfolgreichen Schriftsteller wiesen, er würde diese seine Zukunft selbst nicht geglaubt haben. Auch als der Egerländer Haas

selbstverständlich — was er als Dichter später oft in anderen Handlungsreflexionen gestal ten sollte —, daß er sich jederzeit voll und ganz zum Deutschtum bekannte. Im Oktober 1912 kam Rudolf Haas im Dienste einer anderen Bahn nach Villach. Kärnten wurde ihm in jahrzehntelanger Einfühlung zu zweiter, enger Heimat. Das Sudelenland ist deutsch IS Jahre hat es gedauert, bis Rudols Haas sich in seinen schriftstellerischen Arbeiten der Kärntner Landschaft zuwandte, eine Zeitspanne, die für «inen künstlerisch

Pros. K. Plenzat hin, daß auch er, ähnlich wie Münchhausen, sich am ^Zopfe eigener, eingeborener Tatkraft aus dem Sumpf eines verbummelten Daseins zöge. Nach dem Kriege bekannte sich Rudolf Haas offen zu seiner sudetendeutschen Heimat. Aus tiefer innerer Verpflichtung schrieb er 1923 das erst« Kampsbuch des unterjochten Sudetendeutschtums. Der offene Bekenntnisroman erhielt als frühestes politisches Fanal den Titel „Heimat in Ketten'. In der Tschechoslowakei wurde das Buch sofort verboten

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Page 14 of 20
Date: 18.10.1902
Physical description: 20
„Er erkundigte sich, ob wir Vermögen hätten. Ich verneinte dies natürlich, teilte ihm aber mit, Du besäßest eine wohlhabende Tante. Er riet mir, mich an dieselbe zu wenden, und gab mir noch drei Tage Zeit.' „Und wenn er Dir drei Monate gäbe,' fiel Hedwig ein, „so wäre es nutzlos. Tante Lnise ist der personifizierte Geiz; vor ihrem Tode giebt sie nicht einen Heller heraus.' „Wir sollten doch einen Versuch wagen,' meinte Rudolf. „Wenn Du ihr unsere besondere Notlage vorstellst, läßt

sie sich vielleicht rühren. Auf jeden Fall schreibe an sie.' „Es ist ganz umsonst,' erklärte Hedwig entschieden. „Im Gegen teil, sie wird sich bedanken, ihr Geld in dieser Weise wegzuwerfen. Nein, von ihr ist. nichts zu erwarten — das könnte ich Dir be schwören.' Mutlos ließ Rudolf den Kopf sinken. Gab es denn gar keine Hilfe, gar keinen Ausweg? Derselbe Gedanke beherrschte die junge Frau. Sie sann hin und her, und plötzlich, einer jähen Eingebung folgend, fragte sie: „Ist Dein Vorgesetzter, der Herr Wolsram

, ein guter Mensch?' Rudolf zuckte die Achseln. „Ich weiß es nicht. Er gilt für sehr streng, kann auch zuweilen recht schroff und unnachsichtig sein; aber im Grunde ist er vielleicht doch gutherzig. Gegen mich wenig stens hat er sich so gezeigt.' „Dann will ich zu ihm gehen und ihn bitten, er solle Dich nicht anzeigen.' „Das wäre vergebliche Mühe! Der Fehlbetrag darf nicht länger verheimlicht werden. Ist das Geld nicht bis übermorgen in der Kasse, so muß er es dem Direktor melden

und Du zahlst sie an Herrn Wolfram zurück — mit Zinsen, wenn er's verlangt. Ist das nicht eine gute Idee?' „Eine Mte, ja, aber unausführbar. Selbst wenn er es könnte, wird es Wolfram nie einfallen, mir eine solche Summe zu leihen.' „Trotzdem werde ich zu ihm gehen,' erklärte Hedwig fest. „In unserer Lage dürfen wir nichts unversucht lassen.' Rudolf widersprach nicht länger. Seme Frau hatte recht: in seiner Bedrängnis mußte er sich an jeden Strohhalm klammern, und wer weiß, vielleicht ließ Wolfram

sich durch Hedwigs Bitten rühren, ihren Gatten vor dem Schrecklichsten, der Schande, zu be wahren. Schon am folgende» Morgen führte die junge Frau ihren Vorsatz aus. Noch konnte sie Rudolf seine Handlnngsweise nicht verzeihen, und es war mehr eine gewisse Selbstsucht, der Wunsch, einer unliebsamen Aenderung ihrer bisherigen Lebensweise zu ent gehen, der sie zu dem Schritt drängte. Ihre optimistische Welt anschauung ließ sie an einen raschen und leichten Erfolg ihrer Mission glauben; es galt nur, den richtigen

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Page 16 of 22
Date: 09.05.1913
Physical description: 22
, als sie den Weg an dem Mißchen hinaufstiegen, „man muß sich unwillkürlich eine per sönliche Vorstellung von ihr machen; mir scheint sie aber mehr dem kleinen Puck gleich, neckist'), als Prinzessin hätte ich sie mir nie gedacht!' Rudolf blickte verwundert auf, derselbe Gedanke war ihm eben durch die Seele gezogen; er lächelte und bückte sich nach dem Vergißmeinnicht zu ihren Füßen, und die blauen, treuen Sterne Hertha reichend, sagte er: „Und welch niedliches Spiel zeug der kleine Puck umherstreut!' Gleichzeitig griff

er aber nach den Blumen in Herthas Hand, die sie ihm willig über ließ. — In den Wald hinein wandernd, plauderten die drei wie alte Bekannte, besonders Hertha und Rudolf waren bald ganz vertraulich, ihr schien es heute besonders lieblich im schattigen Walde zu sein, und Rupols heimelte es hier un endlich an. Beide waren ganz erstaunt, als Anna, nach d'er Uhr sehend, meinte: „Es ist 11 Uhr, wir müssen umkehren, wenn wir noch vor Tische Toilette machen wollen.' Man wählte zurück einen näheren Weg, dabei mußten

die jungen Mädchen sich aber vielfach von Rudolf Helsen lassen, um über große Steine zu klettern; Hertha fühlte einen leisen Druck seiner Hand, der ihr das Blut ins Gesicht trieb; sie aber unendlich beseligte. Auf dem halben Wege kamen Herthas Brüder ihnen entgegen, die mit ihnen umdrehten und Anna ganz in Beschlag nahmen, so daß Rudolf und Hertha allein ihnen nachfolgten. Hertha war sehr zutraulich, sie erzählte von ihrem Auf enthalt in Halle, sie war dort bei ihrem Onkel, der Seminar direktor

war. ihr Großvater war es auch gewesen, ihr Vater stand in Magdeburg; ihre Mutter war sehr jung gestorben, Hertha war erst sechs Jahre alt gewesen, in demselben Jahre waren noch drei ältere Geschwister von ihr gestorben; Tante Bertha war seit der Mutter Tode in ihrem Hause, und der gute Papa lebte nur seinen drei noch lebenden Kindern; daß er sich von der Schwester sehr beherrschen ließ, blickte durch alle Erzählungen Herthas hindurch. Rudolf hörte mit gespannter Aufmerksamkeit zu, er wußte

ausfallend hübsch. «sie blickte dabei auf die Nichte, die im lebhaften Gespräch mit Rudolf begriffen war, ihre Bäckchen glühten hochrot, die braunen Augen leuchteten förmlich, und die prachtvollen Zähne lachten zwischen den roten vollen Lippen, dazu die krausen, braunen Haare und die Grübchen! — August blickte auch voller Bewunderung auf das liebliche Mädchen, was die Tante mit besonderer Genugtuung bemerkte. Die Spiegels waren ihr schrecklich, besonders die ältere, mit dem Titel „gnädige Frau

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Page 24 of 28
Date: 08.08.1908
Physical description: 28
seiner Braut sogleich eine Blumeuspende zu überreichen. Die war glücklicherweise leicht zu beschaffen. Es gehörte zu dem Hauptgut des gräflichen Besitzes, den er früher als Administrator beWirt- TMiere« eines Briefes und Abhören der Wiederholung mit dem Diltophon. Photographie F. Keffer, Friedenau. schaftet hatte, eine große Gärtnerei, die herrliche Schnittblumen lieferte. Von dort wollte Rudolf seinen Brautstrauß entnehmen. Er schlug also Eberhard vor, nochmals mit ihm bis nach„Sellen- iuken

ein Regenschauer auf die beiden Wandernden, die jetzt jede Unterhaltung einstellen mußten, denn an dieser Stelle hatte der Fluß, der seinen Lauf um Selleninken herum nahm, ein Wehr, dessen Wasser mit tobendem Geräusch hinunterstürzten und sogar das Brau sen des Sturmes übertönten. Im Treibhause mit seiner milden, weichen Luft war man wie in einer anderen Welt. Rudolf verlangte das allerbeste, was nur aufzutreiben war. Es schien ihm nichts ichön genug, und der Gärtnereigehilfe mußte die seltensten Blumen

von den Stöcken schneiden. Als endlich die Aus wahl getroffen war, konnte Rudolf, der ungern warten mochte, es nicht über sich gewinnen, so lange im Treibhause zu bleiben, bis der Strauß kunstgerecht gewunden war. Er entschloß sich daher, mit dem Admininstrator Dodenhöft, der im gegenüberliegenden Hause wohnte und Rudolfs Nachfolger war, ein Viertelstündchen zu verplaudern. Eberhard blieb im Gewächshause und erstand ein paar köstliche Rosen für Elisabeth, die, wie er hoffte, an dieser bescheidenen Gabe gewiß

ihre Freude haben würde. Sein Bruder brauchte diese Blumen nicht zu gewahren. Der junge Mann ließ sie sorglich in Papier hüllen und versenkte sie in die weite Tasche seines Uberrocks. Als Rudolf über den Hof ins Administratorhaus ging, standen zwei verkommen aussehende Männer im Begriff, mit einem leeren Lastwagen, in dem sie Bretter aus der Holzschneidemühle nach Selleninken abgeliefert hatten, wieder nach der Kreisstadt zurückzufahren, nicht, ohne sich vorher aus ihren Schnapsflaschen gründlich gestärkt

zu baben. Es waren Stierke und Peters, die Rudolf, als er noch Administrator hier in Selleninken war, zur Strafe für ihre Widersetzlichkeit mit noch mehreren Gleichgesinnten fortgejagt hatte. Als Stierke seinen Feind gewahrte, pfiff er leise durch die Zähne und gab seinem Kameraden einen Stoß mit dem Ellbogen, indem er auf den in der Haustür Verschwindenden wies. Der andere nickte dem Freunde verständnisinnig zu und raunte: „Da ist er endlich, der verfluchte Kerl! Heut wollen wir ihm mal zeigen

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Page 8 of 20
Date: 02.05.1913
Physical description: 20
alle nur annähernd komi schen Bemerkungen des selben. Als die Gesell schaft auseinanderging, küßte August der Tante Bertha galant die Hand, während sich Rudolf nur verbeugte. Das setzte, allem die Krone auf, und kaum waren Tante und Nichte auf dem gemeinsamen Schlafzimmer angelangt, so überschüttete sie die Nichte mit Vorwürfen über ihr ungezogenes, abwei sendes Gebahren gegen „diesen reizenden Herrn von Secken', ihre Heiser keit sei doch nur fingiert gewesen, um der Tante zu opponieren usw

, den ihr der allerliebste junge Mann so poetisch geschildert hatte, schlief sie endlich ein. Die beiden Freunde begaben sich auch bald auf ihre Zimmer. Dort angekommen, brach August in ein home risches Gelächter aus: „Nein, Rudolf. Du hättest nur hören und sehen sollen, wie mir die alte Hahnke den Hof machte, als ich ihr Elmenhos schilderte, die Reve nuen habe ich ihr auf zirka LOMO Taler angegeben — auf eine Handvoll Noten kommt's ja nicht an — und als ich ihr erzählte, daß der alte Rosen es zur Be dingung gestellt

, daß fein Erbe heiraten müßte —' „Was. das hast Du auch erzählt?' fuhr Rudolf dazwi schen. „das ist mir vs» neue ei»e»d-il,i,zei,ttal»mt I« Sern«. Dts Königliche Eisenbahnzentra amt in Berlin wird Ende dieses Jahres nach seinem neuen Dierm- gebäude am Halleschen Ufer in Berlin ver>egt. Die Hauptfassade des Monumentalbaues ist noch nicht ganz fertiggestellt, trotzdem sind d.e Umjugsarl>e,ren schon im vollen Gange. liniere Auf nahme zeigt das neue Tienftgebäude des Eisenbahnzentrmamtes kurz

, wie die Alte um mich wirbt, hoffent lich fängt die Kleine auch an, mich zu bekuren, von der ließ ich mir's noch lieber gefallen.' „Da wirst Du Dich wohl verrechnet haben, alter Freund.' bemerkte fast triumphierend Rudolf, „sie wies Deinen Wunsch, sie singen zu hören, nicht eben höflich zurück!' „Da wußte sie noch nicht, daß ich ein Rittergut zu Hause habe.' lachte Gustel, „morgen sprechen wir uns wieder, da werden wir ja sehen.' „Ja, das werden wir sehen.' wiederholte Rudolf nachdenklich, und es stimmte

ihn der Gedanke beinahe traurig, das liebliche Geschöpfchen könnte sein wie die anderen. Am nächsten Morgen erwachte Rudolf schon sehr früh, er war es jetzt so gewohnt, zeitig anss Feld zu reiten, daß es ihn nicht im Zimmer litt. Während sein Freund noch friedlich schlummerte, kleidete er sich an und trat hinaus vor die Tür. Vor ihm lag ein weiter, klarer See, dahinter zogen die blauen Harzberge, sich scharf gegen den klaren Himmel abhebend; Kühe weideten mit ihren abgestimmten Glocken aus den Triften

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Page 15 of 20
Date: 04.10.1902
Physical description: 20
Sie das?' sagte er, es auseinanderfaltend. Der junge Mauu stieß eiueu unterdrückten Verzweiflungsschrei aus, dann stürzte er bewußtlos zu Boden. 2. Ein Freund in der Not. Eines Morgens, etwa zwei Monate vor den erwähnten Ereig nissen, saß Rudolf Lindner, der als zweiter Kassierer in der Bank angestellt war, in seinem Bureau mit der Eintragung verschiedener Posten beschäftigt, als Lorenz ihm eine Karte brachte. Er nahm sie in Empfang und las den Namen „Felix Arnold, Maler'. „Führe» Sie den Herrn hierher

etwas mit Dir besprochen. Sind wir ungestört?' „Vollkommen.' In den meisten Banken haben die Kassierer direkt mit dem Publikum zn thun; bei Lindner war dies nicht der Fall; seine Thätigkeit bestand hauptsächlich darin, die von auswärts einlaufen den Summen in Empfang zu nehmen und an die Hauptkaffe ab zuliefern. So war es möglich, daß er um diese Stunde ungestört mit dem Freunde plauderu konnte. „Nun, mein Lieber,' begann Rudolf, sich in seinen Stuhl zurück lehnend, „was hast Du mir zn sagen?' Felix seufzte

Rudolf mit gutmütigem Spott, „die kleine Soubrette hat Dich ordentlich abgezapft.' „Na, Thorheiten macht ein jeder in der Jugendzeit,' entschul digte sich Felix. „Ich habe mir aber jetzt vorgenommen, solide zu werde«.' „Wirklich?' Rudolf machte ein ungläubiges Gesicht. „Ich schwöre es Dir!' versicherte Felix. „Der beste Beweis für den Ernst dieses Entschlusses ist Wohl, daß ich gänzlich mit der Ninon abgebrochen habe.' „Um vielleicht schon morgen einer anderen Sirene ins Netz zu fallen,' schob Rudolf

erhoben hatte, der Wechsel sei gefälscht, und wenn ich den selben nicht bis zum Nachmittag eingelöst hätte, würde er Straf- autrag gegen mich steuen.' „Das ist ja schrecklich!' warf Rndolf ein. „Dn kennst aber doch den Menschen, der Dir den Wechsel gegeben?' „Nein.' „Was?' Rudolf fuhr ganz entsetzt in die Höhe. „Der Mann will Dir achttausend Mark beschaffen, giebt Dir ein Papier, das diesen Wert repräsentiert, und ihr kennt euch nicht einmal?' Felix zuckte die Achseln. „Ich habe ihn im Cafe kennen

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