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Lienzer Zeitung
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Page 26 of 32
Date: 31.07.1909
Physical description: 32
durchgleiten ließ. „Aber Sie werden mir zugeben, daß wir ein Recht hatten, Sie als einen der Unseren zu reklamieren, da Sie ja Mitglied unseres Bezirksverein geworden sind, der, wie Sie ja wohl wissen, eine ausgesprochen liberale.Tendenz hat.' Hermann blickte sein Gegenüber eine Weile sprachlos an. Dann sagte er kopfschüttelnd: „Ich — Mitglied Ihres Bezirksvereins? Verzeihung, mein Herr, da muß ein Irrtum vorliegen!' Doktor Füllhorn aber ließ sich nicht beirren. „Ich bedaure sehr, ein Irrtum

ist ausgeschlossen!' Er holte bei dies^ Worten einen Zettel aus seiner Brusttasche hervor und las: Herm,-nn Stieler, Redakteur' — das stimmt doch?' Hermann nickte bestätigend. Allerdings — das stimmt!' „Und die Wohnung stimmt auch,' fuhr Doktor Füllhorn fort, „denn nach der angegebenen Adresse habe ich mich gerichtet, und wenn die nicht stimmte, wäre ich doch nicht hier!' Hermann zuckte nur bedauernd die Achseln. „Tag der Beitrittserklärung,' las der Herr weiter vor, „der l. September.' „Das stimmt

nun nicht, kann schlechterdings gar nicht stimmen,' rief Hermann eifrig, „denn am 1. September war ich gar nicht hier, sondern auf meiner Hochzeitsreise.' „Dann stehe ich vor einem Rätsel,' erklärte Doktor Füllhorn, „denn ich wüßte nicht, wer ein Interesse an dieser Mystifikation haben sollte.' „Ich schlechterdings auch nicht,' stimmte ihm Hermann zu. „Ich hoffe noch immer, daß sich die ganze Angelegenheit als ein harmloser Irrtum aufklärt — irgendeine Namensverwechselung oder so etwas Ahnliches.' Der Besucher erhob

sich. „Dann bleibt mir nur noch übrig, Sie wegen meines Anliegens um Entschuldigung zu bitten, denn nach dem, was Sie mir gesagt, darf ich wohl kaum auf Ihre Unter stützung rechnen.' Hermann fühlte, daß er den Herrn wohl durch eine runde, nicht weiter motivierte Ablehnung kränken würde, so sagte er denn: „Ich bitte, mich durchaus nicht als Gegner Ihrer politischen An schauungen zu betrachte«, aber selbst, wenn ich meine Kräfte in die Dienste Ihrer Sache stellen wollte, wäre es mir aus Mangel an Zeit

nicht möglich. Die Vorarbeiten für das neue Unterneh men, das ich ins Leben rufe, nehmen, wie Sie sich wohl denken können, für die nächsten Wochen meine Tätigkeit vollauf in An spruch. Ich muß also wirklich um Entschuldigung bitten.' „O, bitte sehr — ich bin doch wohl derjenige, der hier um Ent schuldigung zu bitten hat.' Noch eine beiderseitige Verbeugung. Doktor Füllhorn strich noch einmal verlegen an seinem langen Barte hinunter, und dann war Hermann wieder allein. Kopfschüttelnd sah er dem Fremden

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Lienzer Zeitung
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Page 3 of 8
Date: 21.05.1941
Physical description: 8
mehr zähmen konnte. „Ja, also, Herr Baron', setzte eben Gustav aufs neue an, da platzte Marie ihm da zwischen, sie konnte es nicht herunterschlucken: „Nich wahr, Herr Baron, Sie haben es doch nie bereut, daß Sie unsern Hermann damals jenommen haben?' Ihre Augen hingen, der guten Antwort gewiß, an seinem Gesicht. „Wir haben es niemals bereut, Frau Schulze. Ihr Sohn war immer ein eifriger, bescheidener und gern gesehener Hausgenosse.' Maries Augen leuchteten in Mutterstolz. Gustav aber trat feierlich

nicht brauchen, und Kinder hat sie nicht. Nu kriegt das der Hermann!' „So, so, so', nickte Gaten, „einen Pastor heiratet sie.' Egon dachte an seinen schlechten Streich: „Dazu paßt sie besser, Vater', tröstete er. „Vielleicht — Hermann Schulze stand inmitten der an deren wie benommen: „Ich — ich habe ein Gut —' flüsterte er und glaubte zu träumen. „Ja, mein Sohn', sagte Marie und legte stolz strahlend ihre Hand auf seine Schulter, „nu brauchst du nich in Stellung zu sehn. Nu kannst du da gleich einziehn

.' Verstohlen wischte sie sich eine Träne aus dem Auge. „Nu nimm dir eine gute Frau, Hermann, denn ziehn wir auch zu euch, wenn wir alt sind und Rühe haben wollen.' Da gratulierte dem Hermann Schulze die ganze vornehme Verwandtschaft: Marie aber sagte leise zu Gustav: „Das is der schönste Tag meines Lebens.' Hermann sah wie durch einen Flor die glücklichen Eltern und im Kreis um sich die andern. Auf Hanna blieben seine Augen haf ten und strahlten plötzlich in Besitzerfreude auf. Die flog

auf ihn zu und schlang ihre Arme um seinen Hals: „Ach, Hermann, ist das schön! Jetzt können wir auch gleich heiraten, ganz wie wir es schon als Kinder gewollt haben.' Da wurde Hermann noch verwirrter. Un beholfen legte er seinen Arm um sie und stand als hilfloser Mittelpunkt da. „Na Hanna!' rief erschrocken Frau Amalie und glaubte zu versinken vor beschämender Enttäuschung. „Hanna!' rief Marie Schulze in aufwallen der Muttereifersucht. „Ja, aber Hanna?' fragte verblüfft August Zuppke und sah hinüber zu Egon

, dem die große Überraschung unschwer vom Gesicht zu lesen war. „Du weißt nicht einmal, ob Hermann dich überhaupt will', sagte grob Marie und ver suchte, Hanna von dem hölzern dastehenden Sohn fortzubekommen. Es gelang ihr nicht. „Der will', lachte Hanna und wurde plötz lich gewahr, daß ihr Hermann noch immer schweigend wie ein Stock stand. „Oder hast du etwa anders gemeint?' fragte sie besorgt, ^.warum hast du mich denn geküßt?' Hermann stotterte in tödlicher Verlegenheit Unverständliches, aber er hielt

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Lienzer Zeitung
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Page 26 of 28
Date: 25.07.1908
Physical description: 28
l- ^ Hermann Rot sagte nichts mehr. Er schüttelte Hans Erdmann an der Schulter, daß ihm die Gelenke knackten und trieb ihn zum Aufstehen. Als sie zum Frühstück herunterkamen, saß Herr Leven augen scheinlich in bester Laune bereits am Kaffeetisch und beschäftigte sich eifrig mit einem Briefe, der vor ihm lag. Nachdem sie ge frühstückt hatten, sagte er mit vergnügtem Schmunzeln ganz beiläufig: „Na, nun werden Sie ja die Gelegenheit haben, meine Liesel kennen zu lernen. Heute abend kommen

auch. Es ist ohnehin immer ein bißchen einsam hier.' Noch immer fanden die zwei ihre Sprache nicht wieder. Nur Hermann Rot stammelte irgend etwas Undeutliches, und sie maßen sich beinahe feindselig mit den Blicken, während Herr Leven von morgen und übermorgen sprach, als ob es eine ganz ausgemachte Sache sei, daß seine Gäste nun noch länger bei ihm bleiben würden. So fanden sie denn keinen Augenblick, um ihren Gefühlen un gestört Luft zu machen. Das war vielleicht ganz gut, denn als nach etwa einer halben Stunde

Herr Leven endlich aufstand, um, wie er sagte, im Hause nach dem Rechten sehen, da hatte sich die erste Erregung beruhigt und sie konnten beraten, was zu tun sei. Von Abreise durfte keine Rede sein. Das hätte Herr Leven ihnen sehr übel genommen und eigentlich waren ja auch mit dieser un erwarteten Ankunft der Schönen ihre geheimsten Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen. Hermann Rot nahm die Sache entschieden humoristischer als Hans Erdmcmn, der geradezu tragisch gestimmt

zu sein.' Nun machte Hermann Rot auch ein ernstes Gesicht. Mer der Zchalk blitzte doch aus seinen Augen. „Du hast recht, alter Kumpan, bleiben wir also, bieten wir dem Glück vertrauensvoll die Hand, wie es im Lvtterieprvspekt so schön heißt. Versuchen wir, ob wir das große Los ziehen oder eine Niete.' Aber dann stieg ihm ein andres Bedenken auf. „Eigentlich finde ich es nicht richtig, daß wir Freindlinge das Glück des Wieder sehens der Familie stören. Würde es nicht taktvoller sein, wenn wir einen Ausflug machten

unmöglich, daß die schöne Liesel Leven irgendeinem andern den Vorzug geben könnte vor ihnen beiden. Und was sie beide anbetraf, so würde er schon Hermann Rot aus dem Felde schlagen, der in diesem Falle gezeigt hatte, daß er gar nicht im stande sei, eine wirkliche, echte Leidenschaft zu zeigen, weil er den 5 -i- ganzen Schatz seiner Liebe schon in Klemgeld verausgabt hatte, während er, Hans Erdmann, der schönen Rheinländerin ein noch fast unberührtes Herz entgegenbringen konnte. Darum sei es ab scheulich

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Lienzer Zeitung
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Page 29 of 36
Date: 14.08.1909
Physical description: 36
Er rückte seinen Fauteuil ganz nahe zu ihr heran und begann dann: „Sie haben doch Hilde wirklich lieb, nicht wahr?' „Allerdings!' „Und auch Hermann?' „Auch Hermann!' „Und Sie möchten die beiden glücklich wissen, nicht wahr?' „Ich kenne keinen sehnlicheren Wunsch!' „Nun, dann räumen Sie hier das Feld; ziehen Sie wieder in Ihre Wohnung zurück. Nicht erst in vier Wochen, sondern gleich — heute noch.' „Aber ich begreife nicht....' „Wenn Sie mich nicht begreifen, so dürfen Sie mir doch glau ben

: Hilde und Hermann haben, seitdem sie von ihrer Reise zu- i>'ick sind, auch noch nicht eine glückliche Stunde hier in ihrem Heim vcclebt! Ein jungverheiratetes Paar muß allein sein, das ist nun smmsl, ich möchte beinahe sagen: Naturgesetz.' „Ich störe die beiden doch nicht — ich mache mich doch nur nütz lich! Hilde ist in so manchem noch unerfahren und unbeholfen!' „Dann wird sie eben Lehrgeld zahlen, wenn sie etwas un- eschickt macht. Nehmen Sie ihr alle Sorgen ab, so wird sie nie selbständig

und drückte ihr einen herzhasten Kuß auf den Mund. „Unser Verlobungskuß!' sagte er. Da schlang auch sie ihren Arm um seinen Nacken. „Du guter, lieber Mann!' Und Glück und Seligkeit sprachen aus ihren Augen. * 5 ^ Hilde und Hermann wandten sich, nachdem sie sich von Onkel und Tante getrennt, die Straße rechts hinab. Als sie den beiden Alten aus den Augen waren, fragte Hermann: „Wollen wir denn wirklich zusammen „auf die Mädchensuche' gehen? Willst du das nicht lieber allein besorgen

? Ich meine, wir können unsere Zeit jetzt besser verwenden. Wie wär's mit einem kleinen Bummel nach dem Tiergarten?' Hilde aber wollte davon nichts wissen! „Nein, nein, erst die Arbeit, und dann das Vergnügen! Und besser ist's schon, wenn du dabei bist, da ist doch ein Mißgriff, wie mit Lisette, ausgeschlossen. Sie warf ihm bei diesen Worten einen schelmischen Blick zu. Hermann aber entgegnete mit geheuchelter Entrüstung: „Na, höre mal, du scheinst mich für einen netten Don Juan zu halten!' „Weiß man's denn?' „Aber Hilde

—!' „Nun, wenn du nach dieser Richtung hin dein Gewissen rein fühlst, und keine neue Überraschungen zu befürchten hast, dann kannst du mir auch helfen, die häuslichen Sorgen zu tragen, und solch eine Mädchensuche ist eine häusliche Sorge, eine sehr große sogar; das kannst du mir glauben!' Hermann lachte. „Na gut denn — ich bin dabei! Aber nachher kommt das Vergnügen: ein kleiner Bummel durch die verschie denen Gänge des Tiergartens — einverstanden?' „Einverstanden — obwohl wir es doch eigentlich nicht mehr nötig haben, gerade

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Page 20 of 22
Date: 03.10.1903
Physical description: 22
Emmh errötete und meinte: „Eigentlich habe ich schon ziem lich lange nicht dorthin geschrieben.' Dem armen Hermann brnmmte der Kopf. Also nicht nach Hause schrieb sie; ja, wohin denn sonst? — An wen? — Er mußte es wissen; sollte er die alte Kathi fragen? — Pfui! — Beim Dienstboten sich erkundigen; o wie gemein! — Nein, nie! — Doch abends frug er doch, natürlich feh'r geschickt, „durch die Blume', ob die Gnädige doch endlich di^ erwarteten Briefe von daheim er halten habe? — O, sie wisse

. „Ich werde heute zu Hause bleiben!' sagte Hevmaun, das Sack- tnch vor den Mund haltend uud eine Art Niesen maskierend; „ich habe den Schnupfen und will mich ukcht erkälten!' „Aber, Männchen, es ist doch sehr schön, und es scheint die Sonne!' „Ich sehe nur schwarze Nacht!' ries der Professor mit hohler Stimme. Frau Emmh schüttelte den Kopf; ja, was hat denn Hermann eigentlich? „Hast du vielleicht Fieber?' fragte sie daher besorgt. „Davon bin ich geheilt, ich bin ruhig — ganz ruhig.' „Aber du bliebst

doch eines Schnupfens halber sonst nie zu Hanse, Hermann?' „Gut, wenn dir ein Schnupfen nicht genügt, so habe ich auch Herz- — will sagen Mageuschmerzen!' „Magenschmerzen! Kathi! Kathi! Schnell Kamillentee, recht starken Kamillentee!' rief Emmh in die Küche hinaus. Danu wurde der Professor bis über die Ohren in Tücher und Schals gewickelt, daß ihm die Schweißperleu auf der Stirne standen; er wurde aufs Sofa gebettet und mußte den heißen Ka millentee hinnnterwirken, gegen welchen sein Inneres sich immer empört

hatte; er schluckte ihn also mit seinem Groll hinab, sein Weibchen dabei nicht aus den Angen lassend. Wie besorgt sie aussah; das tat so Wohl! Sie saß bei ihm, hielt seine Hand in der ihren uud frug so lieb und besorgt, ob ihm schon besser sei. Die Heuchlerin! Dann plötzlich mit einem Blick nach der Wanduhr zog sie leise ihre Hand ans der ihres Mannes, welchen sie eingeschlafen glaubte, und wollte zur Tür hiuaus; es war offenbar die Zeit, wo der Postbote die Briefe zn bringen pflegte. „Bleib'!' ries Hermann

, „bleib'!' „Kathi bedarf meiner Hilfe!' „Bleib'!' „Aber, Männchen, du bekommst nichts zu essen, wenn du mich nicht fortläßt!' „Bleib', ich habe mit Gespenstern zn Nacht gegessen; ich bin gesättigt!' deklamierte der Professor mit Hamlet. „O Hermann, du hast Fieber; ich werde den Doktor holen lassen.' „O, mir ist wohl!' flüsterte der eifersüchtige Professor mit Grabes stimme, indem er die Hand seines Weibchens fest umklammerte. Kopfschüttelnd ersüllte die arme Emmh den Wuusch ihres Ge mahls

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Lienzer Zeitung
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Page 2 of 8
Date: 05.02.1941
Physical description: 8
. Hauptschriftleiter: Hermann All mayer; für Anzeigen: Herbert Binder Sämtliche in Klagenfurt. Bismarckring Nr 13, — Zur Zeit ist Anzeigenpreisliste Nr 4 gültig. „RMnall GtbMage' in England Neuer Irl» der cburchill-knechte - Sie lagen „eatt' und meinen «Kattun' Gens. 3. Februar, An das vom Führer in seiner Rede zitierte Wort: ,/Sie sagen Gott und meinen Kattun' wird man erinnert, wenn man jetzt wieder von einer Propagandawelle für einen „Nationalen Gebetstag' in englischen Zeitungen liest.' „Leser zuschriften

in Gänsefüßchen übrig blieben, die „prunkend mit viel schönen Reden' noch heute i» Wirtshäusern umhersitzen, so wurden die Pantoffelhelden allmäh lich zum Gespött der Menschen. Ob nun aber die Vermutung zu Recht besteht, daß dem Pantoffel mehr Männer Untertan sind als Päpsten. Kömgen und Präsidenten zusammen, weiß ich nicht, denn bisher hat das leider noch keine Statistik erwiesen. Lotte telegrafiert örmgM Erzählung von Alfret» Jasper Frau Schürmann bekam eines Tages einen Brief vozi ihrem Sohn Hermann

, der irgendwo bei der Flak an Frankreichs Küste Wache hielt. Beim Lesen der Zeilen machte sie große, verwunderte Augen: denn der Brief lautete: „Liebstes! Tausend Grüße und ebensoviel Küsse sendet Dir Dein Hermann! Du glaubst nicht, wie ick mich über Deinen Bries, in dem Du mir Dein Ein verständnis mit unserer Verlobung mitteiltest, ge- freut habe. Lotte, Herzlieb, ich kann ja dos große Glück noch kaum fassen, das Dich meinen Lebensweg kreuzen ließ. Des Nachts, wenn meine Kameraden schon längst

werden wir still«, glücklich« Ver lobung seiern. Bis dahin denkt an Dich in Sehnsucht Dein HermAM.' Natürlich wußte Mutter Schürmann sofort, daß ihr Junge den Bugen in einen falschen Umschlag ge steckt hatte und die gesühlvollen Ergüsse keineswegs für sie, vielmehr für Lotte Rademacher. Hermanns Braut, bestimmt waren. Sie schickte daher den Bries postwendend in einem neugeschriebenen Umschlag an Lattes Adresse. An demselben Tage erhielt auch Lotte Rademacher Post von ihrem Hermann, Doch während bei Mutter

werden, die Löcher wachsen bei mir schneller als zu Hause die Kartoffeln, Du kannst im nächsten Paket ein« Dos« Vasenolpuder beilegen. Wir machen jetzt öfter lange Märsck>e. dann kann ich das Zeug gut gebrauchen, es ist gut gegen Schweißfuß. Sonst weiß ich nicht» Neues zu berichten. Noch eins: Du könntest mir ein paar Mark schicken, ich möchte hier für die Ber- lobung ein passendes Geschenk kausen. In Lieb« Dein Hermann.' ^ Kein Wunder, daß Lotte auf diesen alles ander« als zarten Brief hin sich so sehr erregte

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Lienzer Zeitung
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Page 20 of 22
Date: 08.03.1912
Physical description: 22
ihres Mannes. Offenbar trauerte auch Hermann sehr um den Verlust seines Lieblings. Zeugen hiervon waren die Silberfäden, welche sich täglich mehrend, das glänzendschwarze Haar Hermanns durch zogen. Allein statt mit seiner Frau sich über den herben Verlust gemeinsam zu trösten, entfremdete er sein Herz der unglücklichen Ehefrau und lebte sich immer mehr in ein wortkarges, finsteres Leben hinein und es schien, als ob er gegen seine Frau eine wirkliche Abneigung gefaßt hätte, als ob sie schuld trüge

mit, daß er die Witwe heute besucht, schließend mit den Worten: „Sie wird wohl diese Nacht nicht überleben.' „Und was wird dann aus dem Kinde?' frug Hermann Riedel teilnahmsvoll. „Das ist so eine Sache,' gab der Gefragte zurück; „die Mutter ist auch eine Böhmin, hat aber keine Verwandte mehr, immerhin wird unsere Gemeinde das Kind ihrer Heimatsbehörde über weisen; diese muß für die Erziehung des erst acht Monate alten Kindes aufkommen.' Nach dieser Antwort verrichtete Hermann schweigsam und sinnend seine Arbeit

. Nach einer Weile legte er sein Arbeitsgerät., von einem innerlichen Entschluß ergriffen, weg, und auf den Vorarbeiter zugehend, sprach er zu diesem: „Robert, gib mir j i— mal eine Stunde frei, wenn der Herr kommt, dann sag ihm, ich hätte einen notwendigen Gang.' „Ich will dich daran nicht hindern,' willigte der Vorarbeite ein, „wo willst denn hin?' „Wenn ich zurück bin, sollst du's erfahren', wich Hermann dei Frage aus und bald darauf verließ er seine Arbeitsstätte, um seinen Weg nach dem Nachbardorfe

der Kranken und ihres Kindes übernommen hatte, sah sie noch Hermann die Kleine nehmen unl sie hörte noch sein Wort, das er zu ihr redete: „Wie meinen Augapfel will ich die Kleine hüten', dann schloß sie die Augen Ein zufriedenes, seliges Lächeln ruhte auf dem Antlitz der Toten. Frau Martha war von dem Grabe ihres Kindes zurückgekehrt und hatte ihre Hausarbeiten wieder übernommen. Da trat noch lange vor Feierabendzeit ihr Mann mit einem kleinen Bündel zu ihr in die Stube. Sie merkte es im Augenblicke gar

nicht, daß das Bündlein in seinen Armen ein wohlumhülltes Lebewesen baro und fast wähnte sie, daß es ein Spielwerk einer Sinnestäuschung sei, als jetzt Hermann sanft ihre Rechte ergriff, sie zärtlich bei ihrem Namen nannte und das Bündlein in ihren Arm legend hinzufügte: „Da, unser Hannes schickt uns eine kleine Trösterin; es ist der Böhmin Kind, sie ist eben gestorben und ich habe uns die Kleine für immer geholt.' Jetzt erst sah Martha ein kleines, rosiges und schlafendes Gesicbtchen aus dem Bündel schauen

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Lienzer Zeitung
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Page 22 of 28
Date: 24.07.1909
Physical description: 28
jetzt du zu dir — von jetzt ab werden Sie nur noch Sie von mir hören. Aber — wie steht's denn mit Ihnen — wollen Sie mich denn noch weiter du nennen?' „Bewahre — nur noch Sie!' lachte Hermann. „Ja, aber das ,du' von Ihren Lippen hat mir immer zu gut gefallen, für nur zehn Mark ist mir das nicht feil!' Und wieder streckte sie ihm die Hand entgegen. Ihm lag es aus den Lippen, auszurufen: „Das ist unver schämt!' Er besann sich aber eines Besseren —- lieber loskaufen von dieser dreisten Person

, als sich einem Eklat aussetzen. So griff er denn mit süßsaurer Miene abermals in sein Porte monnaie und reichte ihr ein Zwanzigmarlstück. „Aber nun ist's genug mit der Schröpferei!' Lisette knixte schelmisch und ließ das Goldstück zu dem anderen verschwinden. „Und nun,' sagte Hermann, „wann denken Sie den Dienst zu verlassen?' „Den Dienst verlassen?' fragte Lisette mit gut geheucheltem Staunen. „Ich den Dienst verlassen? Wo denken Sie hin? Unter einem halben Jahre bin ich noch in keinem Dienst

gewesen — und jetzt, womöglich schon nach einem Monat den Dienst aufgeben — nein, das geht nicht, das bin ich meinem guten Rufe schuldig!' „Aber Sie werden doch einsehen, daß Sie hier nicht bleiben können!' brauste Hermann auf. „Das sehe ich nun doch nicht ein.' „Auch nicht, wenn ich Ihnen verspreche, daß Sie für ein Viertel jahr Ihren Lohn bekommen sollen?' „Das verschiebt allerdings die Situation,' gab sie lächelnd zurück. „Da müßte man versuchen, irgendeinen Grund zu finden.' „Sagen Sie meiner Frau, was Sie wollen, sagen

wollen — oder sollten Sie doch die edle Absicht haben?' Sie warf Hermann dabei einen lauernden Blick zu. Der aber hatte genug von der Ausbeuterei. „Das fehlte gerade noch!' rief er entrüstet aus. „Ich dächte, mit den dreißig Mark da hätte ich die Unvorsichtigkeit meiner Tante, ausgerechnet Sie zu engagieren, teuer genug bezahlt! Von mir bekommen Sie keinen roten Heller mehr!' „Es war ja auch nur eine Frage!' gab sie lachend zurück. Noch einmal knixte sie kokett, dann verschwand sie mit einem vielsagenden: „Addio

, Herr Stieler — auf Wiedersehen!' im Korridor. Hermann warf ihr einen finsteren Blick nach. „Gaunerin!' kam es voller Entrüstung über seine Lippen. „Das Weib muß ja im letzten Jahre eine nette Schule durch gemacht haben! Und an so was hat man nun seine Zärtlichkeiten verschwendet!' Er schüttelte sich bei dem Gedanken. Und nach einer Weile setzte er hinzu: „So eine Person fehlte gerade noch in unserem Paradies! Raus muß sie — und das so bald als möglich; das bin ich mir und meiner Hilde schuldig

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Page 22 of 24
Date: 03.07.1897
Physical description: 24
vertretend, dort einem Fiebernden lindernde Medizin reichend, da einem Armen, in der Genesung Begriffenen eine stärkende Suppe reichend. „Sie ist ein Dorfengel,' sagten die Leute, nnd damit hatten sie nicht zu viel behauptet. Wo der Dorfengel erschien, da brachte er Linderung, Genesung, Glück. Aber Pastors Käthe war nicht allein auf ihren Samariter gängen, stets hatte sie in dieser Zeit der Sorge einen treuen Be gleiter bei sich, den Hermann, der Sohn des Schulzen

, und das junge Paar schritt nun langsam den Weg zum Dorfe zurück. „Die schlimmste Zeit für unser armes Dorf dürste nunmehr überstanden fein,' hub nach einer Weile stummen Dahingehens Pastors Käthe an. „Die Krisis ist von allen Kranken, die wir noch haben, glücklich überstanden, und wenn wir keinen neuen Fall bekommen, werden wir in ein paar Wochen alle gesund haben.' „Und das alles verdanken wir unserm Dorfengel/ unterbrach der Schulzensohn seine Begleiterin. „Still, Hermann! Du weißt, daß ich solches Gerede

hielt er ihre Hand noch immer fest und seine treuen Augen waren so sehnsüchtig, so flammend, so hingebend auf sie gerichtet. „Laß uns weiter gehen,' sagte sie beklommen, als ihr Begleiter stehen blieb. „Man wird uns daheim erwarten.' Allein Hermann dachte gar nicht daran, weiterzugehen. Er ließ den Korb zur Erde gleiten und ergriff nun auch mit der da durch sreigewordenen Hand Käthes Linke. „Nein, Käthe,' stieß er heftig hervor, „nicht weiter gehen, hier stehen bleiben

wollen wir, bis Du mir eine Frage beantwortest.' „Hermann komm!' Doch dieser ließ sich nicht beirren. „Den Torsengel nennen sie Dich hier alle im Dorfe,' hub er wieder an, „mir aber bist Du mehr, viel mehr als ein Engel. Einen Engel verehrt man, einen Engel betet man an; auch ich verehre Dich, auch ich bete Dich an, aber ich liebe Dich auch, Käthe, liebe Dich mit der ganzen Kraft meines Herzens, von ganzer Seele. Käthe, Käthe, Du weißt es, mußt es wisseu, wie unsagbar lieb ich Dich habe. Sieh, unsere Kranken im Dorfe

werden bald alle gesund sein, eines Dorfengels bedürfen wir dann nicht mehr, aber ich brauche einen Hausengel, uud der sollst Du sein, niemand anders als Du. Ja, Käthe, willst Du mein Haus engel sein? Willst Du mein liebes, süßes Weibchen werden?' War denn das wirklich Hermann, der stille, treue Hermann, der da so leidenschaftlich zu ihr sprach ? Doch dieser ließ ihr gar keine Zeit zu weiterem Nachdenken. Die Hände hatte er ihr schon freigegeben, nachdem er sie gedrückt mit einer Kraft, daß sie schmerz

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Page 29 of 34
Date: 03.07.1909
Physical description: 34
. Wo der eine Berein Ermäßigung nicht hat, hat sie der andere. Darum Hab' ick mich eich, um ganz sicher zu gehen, an beide gewandt. Na, habe ich das nicht famos gemacht?' Hilde überkam ein Gefühl, über das fie sich nicht sogleich Rechen schaft ablegen konnte; ihr schwante, daß die Tante da irgendeine Dummheit gemacht habe, aber sie wußte nicht, weshalb und wieso. Das mit den billigen Billets schien ja wirklich einleuchtend. So wagte sie denn keine Bedenken zu äußern und brachte nur ein banges: „Wenn's nur Hermann

recht ist!' über die Lippen. „Angsthase!' lachte die Tante. ,, Harum soll's ihm denn nicht cht sein? Er braucht ja über haupt gar nichts davon zu wis sen ! Die sechs Mark, die ich für ie beiden Karten bezahlt habe, schenke ich dir noch als nachträg- l ches Hochzeitsgeschenk; wenn u ihm dann mit Hilfe der Kar- m billige Billetts herzauberst, mcd's ihm schon recht sein'.' Nun, wenn ihr Hermann gar üchts davon zu wissen brauchte, daß er Mitglied der beiden Ver eine geworden war, dann mochte

sie ihre Ungeduld nicht mehr zu zähmen. „Hast du mir noch etwas zu sagen, Tante?' fragte sie mit zitternder Stimme. Die Tante blieb unbeweg lich am Fenster stehen, Hilde den Rücken zukehrend. Ertlich begann sie in unsicherem Tone: „Ja — nein — das heißt, eigentlich wollte ich das Hermann selber sagen.' Und dann, mit einem energischen Ruck sich um drehend, platzte sie heraus: „Ich habe für Hermann einen Sekre tär engagiert!' Eine sekundenlange Pause folgte diesem Bekenntnis. Hilde blickte entsetzt

auf die mit hochgeröteten Wangen vor ihr Stehende. „Tante — das hast du getan — einen Sekretär?' löste es sich endlich von ihrer Brust. „Jawohl, einen Sekretär habe ich engagiert.' Und dann, sich förmlich überstürzend, fuhr sie fort: „Kurz vor eurer Hochzeit war's. Da fragte ich Hermann einmal, welcher politischen Rich tung er eigentlich angehöre. Er lachte und sagte — gar keiner. Bon Politik verstände er überhaupt nicht viel, er hätte sich noch nie darum gekümmert. Nun lernte

ich jetzt, während ihr auf der Hochzeitsreise wäret, einen jungen Mann kennen, der schon bei verschiedenen Blättern tätig gewesen ist; bei Blättern aller Partei schattierungen, sagt er mir, nur bei einem sozialdemokratischen noch nicht. Halt, dachte ich da bei mir, das ist dein Mann — der dürfte sich als Sekretär für Hermann eignen. Denn da Hermann selbst von Politik nichts versteht, muß er doch froh sein, wenn er jemand findet, der sich in allen Parteien so auskennt, wie eben jener junge Mann. Und daß dieser gerade

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Page 24 of 30
Date: 17.07.1909
Physical description: 30
, die Wirtschaft einrichten.' „I, da soll doch gleich ...' „Männe?' Kam es beschwörend über Hildes Lippen. Hermann sah finster vor sich hin. Als er dann aber die Augen aufschlug und Hildes bittendem Blick begegnete, glättete sich sein Gesicht. „Hast du das so gewünscht?' fragte er, sich eines möglichst sanften Tones befleißigend. „Wo denkst du bin! Die Tante selbst bot es mir an, und da — da konnte ich doch nicht ,nein' sagen!' „Und deshalb warst du bis jetzt auch so zerstreut?' fragte Her mann

ein Herz. Sie blieb stehen und preßte des Gatten Arm fester an ihre Brich. Überrascht blickte Hermann seine junge Frau an, und besorgt fragte er: „Ist dir etwas, Hilde? Fühlst du dich nicht wohl?' „Nein, nein — aber — ich habe dir noch etwas zu sagen — von Tante Adelheid!' „Noch etwas? Ist's was Unangenehmes?' „Ich weiß nicht, aber — ich fürchte es fast!'' „Nun also, was ist's, spanne mich doch nicht auf die Folter!' „Aber du darfst nicht böse werden!' „Erst sag mir, was es ist!' „Nein, erst versprich

mir, daß du nicht böse werden willst.' Hermann lächelte verzweifelt. „Na, meinetwegen denn — also: Ich will nicht' böse werden.' Sie drückte ihm dankbar die Hand. Dann neigte sie sich ganz dicht zu seinem Ohr und flüsterte: „Tante Adslheid hat einen Sekretär für dich engagiert! — Aber nicht wahr, nicht böse werden — du hast mir's versprochen!' Und Hermann ward wirklich nicht böse. Er fragte nur kurz: „Einen männlichen oder einen tveMichen?' „Einen männlichen?' „Na, Gott sei Dank, da braucht man ja keine Rücksicht

zu neh men, den kann man ja rausschmeißen, wenn er einem nicht paßt!' „Und ehe Hilde sich dessen versah, drückte er ihr einen Kuß auf die Lippen. „Na, zufrieden mit mir?' „Ach, ich bin dir ja so dankbar, du guter, guter Männe!' Vor der Korridortür angelangt, wollte Hilde klingeln. Allein Hermann zog ihre Hand zurück. „Wozu denn die Tante inkom modieren! Ich Hab' ja den Schlüssel bei mir.' „Du hättest bei der Gelegenheit gleich unser Dienstmädchen sehen können!' „Na nn — haben wir denn schon eins

. Ich habe es dir aber nicht ab sichtlich verschwiegen, über all dem anderen hatte ich nur nicht daran gedacht.' „Nun — und?' Hermann blickte seine Frau fragend an. „Sie macht keinen üblen Eindruck, irgend ein abschließendes Urteil kann ich natürlich noch nicht über sie fällen.' „Na, ich werde ja noch zeitig genug Gelegenheit haben, die Holde zn bewundern; jetzt wollen 'wir nur ruhig ohne ihre Hilfe eintreten. Doch halt!' unterbrach er sie plötzlich, „ehe wir hineii gehen, noch eine Frage: Hat die Tante noch jemand engagiert? Dann sag

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Page 23 of 28
Date: 24.07.1909
Physical description: 28
ließen sie sich nieder. „Nun— was ist's denn so Wichtiges, was du mir zu sagen hast ?' .Vor allen Dingen möchte ich dich beruhigen, das mit dem Meinsein ist nur ein Borwand für mich. Also tu mir den Gefallen ,u geh dann mit der Tante aus. Frage nicht weiter weshalb — M !'r werde ich dir schon alles erklären.' „Das klingt ja sehr geheimnisvoll! Oder' — sie sah ihn schel misch an — „soll ich etwa die Tante unterwegs versetzen nnd allein zurückkehren?' „Rein, nein,' lachte Hermann

wie m Spiegel? Sollen wir nicht gegenseitig auf dem Grund unserer 'erzen lesen können wie in einem offenen Buche? Und wenn das, oas du mir verbirgst, vielleicht gar etwas ist, was dich bedrückt, - bin ich dann nicht die erste, der du dein Herz auszuschütten hast, nn ich nicht die Nächste, die dir deine Sorgen tragen Hilst?' Einen Augenblick noch sah Hermann unschlüssig vor sich nieder. Dann nahm er Hildens Antlitz zwischen seine Hände und küßte ie innig. „Du hast recht, Hilde! Ich habe wirklich

schon leichter vom Munde gegangen wäre, denn sie ahnte jetzt, worauf ihr Männe hinauswollte: Tante Adelheid lag ihm in den Gliedern! „Nun siehst du,' fuhr Hermann fort, „so ein bißchen Nachsicht fordere ich jetzt von dir!' Ihre Blicke verhießen ihm Gewähr. Sie nickte ihm ermuti gend zu, fortzufahren. Allein Hermann stellte ihre Geduld doch auf eine härtere Probe, als sie gedacht. Denn anstatt direkt auf das Ziel loszu gehen, sagte er: „Erst mußt du mir aber noch eine Frage beant worten. Wie stellst

du dich zu der Frage: Muß ein Mann seiner Frau vor der Hochzeit Generalbeichte ablegen? Das heißt, muß er ihr Rechenschaft ablegen über alles, was sein Herz bewegt hat, bevor er seine Frau kennen gelernt hat? Ich meine, verlangst du, daß ein Mann also zum Beispiel auch jede kleine harmlose Liebelei beichtet, die er früher einmal gehabt?' Hilde sah ihn eine Weile starr an, als verstünde sie den Sinn seiner Worte nicht. Dann sprag sie wie von Furien gepeitscht auf. „Männe!' rief sie entsetzt, „Männe — Hermann

! Du hast eine Geliebte!' Hermann zog sie mit sanfter Gewalt wieder neben sich auf das Sofa nieder und mit verlegenem Lächeln sagte er: „Du Närrchen ^ ich — und eine Geliebte! Nein, nein, Hilde, dir Mein gehört mein Herz, ^ aber—gehabt babe ich einmal mit einem jimgen Mädchen eine kleine harmlose Liebelei!' Hilde schlug die Hände vors Gesicht und begann heftig zu schluchzen. Und zwischendurch stieß sie in abgebrochenen Sätzen hervor: „O ^ ihr Männer — wie schlecht ihr doch alle seid

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Page 25 of 30
Date: 17.07.1909
Physical description: 30
Mit Hermanns Geduld war's bald zu Ende. In scharfem Tone erwiderte er: „Ich bin nicht Doktor, also bitte ich mir aus, daß ich nicht mit eiuem Titel angeredet werde, der mir nicht zu kommt. Darüber, ob es ,besser klingt', wie Sie da eben sagten, gehen unsere Ansichten denn doch wohl auseinander. Ich l>abe keinen Grund, mich meines guten Namens zu schämen. Also ein für allemal: für Sie bin und bleibe ich Herr Stieler!' „Wie Sie wünschen, Herr Doktor — o Pardon, Herr Stieler!' Hermann ging

dies hier einmal abschreiben — als Manuskript, also nur auf einer Seite beschrieben!' „Sehr wohl, Herr Stieler!' „Wenn es Ihnen übrigens lieber ist, die Arbeit zu Hause zu machen, können Sie sich das Blatt mit nach Hause nehmen!' Der Sekretär verbeugte sich stumm. „Morgen früh um neun Uhr erwarte ich Sie wieder hier, und da werde ich dann alles weitere mit Ihnen besprechen. — Noch eins!' unterbrach Hermann sich Plötzlich, „ich brauche Sie wohl nicht besonders darauf aufmerksam

zu machen, daß ich von Ihnen über alles, was durch Ihre Hände geht, unbedingte Verschwiegen heit verlange!' „Selbstverständlich, HerrDoltor—Herr Stieler wollt' ich sagen!' „Nun gut, so können Sie jetzt gehen.' Hermann geleitete den Sekretär noch bis zur Korridortür, dann kehrte er in sein Zimmer zurück. „Unangenehmer Mensch das!' brummte er dabei. Und mit einem unwillkürlichen „Pfui Deibel, was der Kerl für ein abscheuliches Parfüm hat!' trat er an das Fenster, um es zu öffnen. Er war noch dabei, die Vitragen zur Seite zu ziehen, als es leise

an seine Tür klopfte. Ohne sich umzudrehen, rief Hermann „Herein!' Lisette war's, die auf das „Herein!' in das Zimmer trat. Sie blieb an der Tür stehen und meldete: „Die gnädige Frau lassen zum Kaffee bitten!' Ach so — das war ja wohl das neue Mädchen. Hermann wandte sich nach ihr um, blieb aber plötzlich wie versteinert stehen. Auch Lisette riß die Augen weit auf, als sie ihren neuen Herrn vor sich stehen sah, und dann kam es gleichzeitig über beider Lippen: „Manne!' „Lisette!' Hermann war es, der zuerst

wieder die Fassung fand. „Wie kommst du denn hierher?' „Das wollt' ich eben dich fragen: „Wie kommst du denn hier her? Ich bin das neue Mädchen hier. Aber du — mein Gott,' sie lachte laut auf — „du bist doch nicht etwa ...' „Doch, der bin ich!' „Ach, das ist ja reizend?' „Nun, die Hand kannst du mir doch geben? Denke doch, zwei so alte, gute, liebe Bekannte, wie wir!' Es schien Hermann, als habe sie auf das Wort „liebe' einen besonderen Nachdruck gelegt. Er berührte leise die ihm dargebotene Hand, ließ

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Page 25 of 30
Date: 07.08.1909
Physical description: 30
nur gut sein! Sonst hast du keine Sorgen?' „Sorgen? — wie man's nimmt. Heute morgen ist mir noch cuvas passiert, was mir zu denken gibt.' „Na, dann schieß mal los!' Und Hermann erzählte haarklein die geheimnisvolle Bereins- geschichte. Interessiert hörte ihm der Onkel zu. Dann, als Hermann geendet, stieß er einen langgezogenen leisen Pfiff aus. „Du, bei der Geschichte habe ich so meine eigenen Gedanken. Ich bitte dich, ur Aufklärung dieses wirklich merkwürdigen Falles keinerlei schritte zu tun

du mit keinem Wort! Verstanden?' „Beruhige dich, Onkel, ich werde ganz nach deinen Anord nungen handeln!' „Schön; dann also auf Wiedersehen nachher!' „Auf Wiedersehen!' Es schlug gerade zwölf Uhr, als Hermann vor dem Hause an langte, in dem seine Wohnung lag. Er nickte zufrieden vor sich hin: „Reichlich anderthalb Stunden. Das dürfte genügen!' Hastig stieg er die Stufen empor und leise, wie ein Dieb, öffnete er mit dem Drücker die Korridortür. Er wagte kaum zu atmen, als er dann die Tür ebenso leise

, in der Hennann sie überrascht hatte. Mit gutgespielter Entrüstung trat Hermann ins Zimmer. Mit der rechten Hand hielt er die Portiere zurück und mit der aus gestreckten Linken wies er auf die Tür. „Hinaus!' rief er mit vor Erregung zitternder Stimme. „Hinaus — beide — hinaus!' Und keiner von den beiden Überraschten machte den Versuch, sich zu entschuldigen. Mit gesenkten Häuptern, wie zwei zer knirschte Sünder, schlichen sie aus dem Zimmer. Hermann aber rief ihnen noch nach: „Sie verlassen beide mein Hans

— sofort! — noch in dieser Minute!' Und er brauchte die Aufforderung nicht zu wiederholen. Im nächsten Augenblick schon hörte er die Vorfaaltür ins Schloß fallen. — Hans Herwig war sein Sekretär gewesen. Und weitere fünf Minuten später ward auch die Hintere Korri dortür von außen zugemacht; da ihre Sachen noch nicht einge troffen waren, hatte Lisette leichtes „Ziehen' gehabt. Hermann aber rieb sich vergnügt schmunzelnd die Hände. „Das müßte doch mit dem Deibel zugehen,' kam es dabei

>1 -l— über seine Lippen, „wenn es mir nicht gelingen sollte, nnr und Hilde hier ein Paradies zu schaffen!' Onkel Theodor hatte, als er sich von Hermann getrennt, ein Cafe aufgesucht. Dort ließ er sich das Adreßbuch geben und stu dierte eifrig die „Vereine'. Bald hatte er die beiden, die er suchte, gefunden, den Bezirksverein und den Bürgerverein, und das Glück war ihm hold, beide Vorsitzenden waren ihm persönlich bekannt. An der Spitze des Bezirksvereins stand der Fabrikant Röse- meier. Den suchte er zunächst

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Page 4 of 6
Date: 27.10.1943
Physical description: 6
gstrstsnsn I5rlaudsrkartsn dis zum ZlZ. April 1?44 vsr- längsrt woräsn. Punk VSN cler Titanic PZoman von Oksrlin bq Vroi»rtb«i»'V«l<x> 0». »ichacfkr. »rübenjell d. München Schluß. „Es ift doch deine Heimat, Hermann . . Dann schwiegen sie lange. Meta hatte leise das Zim mer verlassen und ließ für den Heimgekehrten Speisen austragen. Hermann Frobus sah ernst in Thea Korffs stille, schöne Züge. „Genau so hatte ich mir vorgestellt, daß du sein würdest. Immer habe ich daran gedacht, wo du Wohl jetzt seist

, daß du noch irgendwo unter den Geretteten sein konntest . . Hermann Frobus nahm die Hände der Frau und küßte sie zärtlich. Eng an ihn gelehnt, hörte Thea klopfenden Herzens zu, wie er von seinem Kampf mit dem Tod und seiner Rettung erzählte. Die furchtbaren Stunden auf der „Titanic' wurden noch einmal wach, der Untergang des Riesenschiffes, der für Tausende das Grab wurde, sein verzweifelter Kampf mit der Eiskälte des Meeres, das zermürbende Umhertreiben und schließlich die Rettung auf dem alten Küstenschoner

. „Und du, Hermann, wirst bald schlafen gehen. Auch der .schönste Abend muß sein Ende haben, und wir wollen dich bali> ganz gesund pflegen . . Nim lächelte der ernste Forscher zum ersten Mal. Und auch um Thea Kvrffs blühenve Lippen legte sich ein leises Lächeln. „Immer noch die kleine Mama', scherzte er heiter. „Heute mußt du eine Ausnahme machen. Er stand auf und ging mit großen Schritten durch das Zimmer. Die beiden Frauen folgten ihm mit glücklichen Augen. „Alles wie einst', sagte er froh und sah

, du bist mein bester Kamerad', sagte Hermann Frobus und sah ^ der Frau in tiefer Dankbarkeit in das vom blassen Mond licht sanft übergossene Gesicht. Thea verhielt den Schritt. „Dein Kamerad und dein Arbeitsgenosse?' fragte sie. Er sah sie erstaunt an. , „Ich weiß, was du sagen willst', fuhr sie fort. „Ich spülte es schon vorhin. Haus Borken ist. deine Heimat, und du wirst hier immer Friede und Ausruhen finden. Aber dein Arbeitsfeld ist die Welt, die weite Welt und die Forschung, der du dich ganz ergeben hast

. Wenn du gesund bist, wenn du die furchtbaren Folgen der Kata strophe ganz überwunden hast, wirst du wieder hinaus gehen.' Eine Weile war ed still. „Laß mich mit dir gehen, Hermann! Ich weiß, es ist schwer, wir müssen Entbehrungen tragen, Schwierigkeiten und Kampf ausfechten, unser Leben wird nicht leicht sein . . . Aber ich will und kann auch draußen bei dir sein . . .' „Ich wußte es, daß du so sprechen würdest. Und wenn ich das alles zuerst nicht auszusprechen wagte, dann deshalb

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Page 27 of 28
Date: 25.07.1908
Physical description: 28
im weißen Morgen kleide gerichtet, die dicken Ärmchen ausstrecken und einmal über das andre Mal zusammenpatschend, während es bei jedem Zu sammenpatschen vor Ve gnügen krähte: „Ma—ma, — Ma—ma!' Herr Leven saß behaglich dabei, paffte aus seiner Pfeife und war augenscheinlich ganz glücklicher Großvater. Und so vertieft waren sie, daß sie Hermann Rot und Hans Erdmann gar nicht bemerkten, und daß die zwei wohl erst eine Minute stehen konnten, während Hans Erdmann das feurige Rot bis in die Schläfen trieb

und er so verblüfft aussah, wie nur ein Mensch aussehen kann, der mifanft aus einem schönen Traum geweckt wird. Auch Hermann Rot lief ganz hübsch rot an, aber vor unterdrücktem Lachen, das schließlich doch laut zu werden drohte, so das; er's unter einem Räus pern verbergen mußte, worauf Herr Leven sich nun umdrehte und eine lebhafte Begrüßung und Vorstellung stattfand. Fünf Minuten später saßen sie dann zusam men am Kaffeetisch und Hans Erdmann widmete sich dem Geschäft des Essens und Trinkens mit einem Eifer

hätten, die Liesel Leven des Bildes, nicht die Frau mit dem Baby, in dessen Bewunde rung sie ganz aufzugehen schien, so daß sie für die beiden Gäste ihres Baters nur eine liebenswürdige Gleichgültigkeit hatte, die freilich himmelweit verschieden war, von allem, was sich Hans Erd mann in diesen vierundzwanzig Stunden erträumt hatte. Dann fiel's ihm schwer aufs Herz, daß er sich um solcher Gleichgültigkeit willen beinahe mit seinem besten Freunde veruneinigt hätte. Hermann Rot saß mittlerweile

wollte. Und so leichtherzig Hermann Rot auch lächelte, manchmal ging doch ein langer Blick zu der schönen, jungen Frau, die eigentlich hätte ein Mädchen sein sollen... Es war gut, daß sie es nicht mehr war, denn was Hermann Rot im Scherz gesagt hatte, wäre Ernst geworden. Ter Unter liegende im Kampfe um dieses Mädchen hätte nicht nur die Ge liebte, er hätte auch den Freund verloren. Als sie dann am Nachmittag Abschied nahmen, — nichts auf der Welt hätte sie zurückhalten können — als sie auf der Wege Vexierbild. biegung

sich Hermann Rot zusammen, schob seinen Arm in den Hans Erdmanns und stimmte das alte Lied an, das nun schon so mancher gesungen hat, der Abschied nahm, und das so wehmütig leichtherzig ist, daß man es singen kann mit einem Lächeln aus dem Munde und einer Träne im Auge: „Muß i denn, muß i denn zum Stabilem hinaus, Städtlein hinaus, Und du, mein Schatz, bleibst hier.' Hans Erdmann stimmte ein, und während sie es sangen, blieb die Wehmut, die bis dahin mit ihnen gegangen war, zurück am Wege und frohe

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Page 24 of 30
Date: 07.08.1909
Physical description: 30
„O ja — ich verstehe Sie,' lachte Lisette dreist. Und spitz setzte sie hinzu: „In so etwas hat man ja seine Erfahrungen!' Hermann tat, als habe er die letzten Worte nicht gehört und ging fort. Die Korridortür warf er absichtlich mit einem weithin schallen den Krach ins Schloß — die beiden da drinnen sollten hören, daß er weggegangen war. — Hans Herwig saß an seinem Arbeitstisch und kaute verzweifelt am Federhalter — die Arbeit schmeckte ihm nicht. Ihm gingen die Worte seines Chefs

er ihr mit zitternder Stimme ins Ohr, und sie fühlte seinen heißen Atem an ihrer Wange. „Das liegt ja nur an Ihnen — wenn Sie mich nicht hinaus weisen!' Er ftihlte, wie sie sich fester in seinen Arm schmiegte. Da ergriff ihn eine wilde Leidenschaft; stürmisch riß er das Mädchen an sich und bedeckte Gesicht und Haar mit Küssen. Unterdeß ging Hermann in einer Nebenstraße unruhig aus und ab. Ungeduldig sah er von Zeit zu Zeit nach der Uhr. Ab und zu blieb er an einem Schaufenster stehen und warf interesselos

. Du bist doch einverstanden, ja?' „Gewiß, lieber Junge! Gehen wir zusammen, oder hast du erst noch etwas vor?' „Ach, etwas Bestimmtes eigentlich nicht,' gab Hermann aus weichend zur Antwort. „Ich wollte nur dann erst noch einmal auf einen Augenblick nach Hause.' Der Onkel schob seinen Arm unter den Hermanns und zog ihn mit sich fort. „Höre mal, Junge, du gefällst mir nicht?' begann er dann unvermittelt. „Ein glücklicher junger Ehemann müßte meines Er achtens ein anderes Gesicht ausstecken, als du es tust!' Hermann lachte

verlegen. „Du siehst Gespenster, Onkel.' „Nein, nein, ich sehe, was ich sehe!' Und eindringlich fuhr er dann fort. „Willst du mir nicht Vertrauen schenken, mir — deinem alten Onkel?' Hermann vermochte den forschenden Blicken des Alten nicht standzuhalten. Verlepen senkte er die seinen zu Boden. „Na, willst du nicht?' drängte der Onkel. Da warf Hermann den Kopf hoch. „Ja,' sagte er mit Ent schlossenheit — „ich will! Komm dort hinüber, dort gehen weniger Menschen — ich habe dir wirklich

manches zu erzählen.' Sie gingen schräg über die Straße hinüber. Dort zog sich eine lange Mauer hin, da konnten sie ziemlich ungestört auf und ab gehen. Und Hermann schüttete dem Onkel sein Herz aus. Ec erzählte ihm, welchen unheilvollen Mißgriff die Tante mit Lisettes Engage ment getan; er sprach seine Entrüstung darüber aus, daß die Tante

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Page 10 of 28
Date: 28.05.1910
Physical description: 28
zu lösen. Holling sprang zuerst in die Gondel. Er wollte Meta hineinhelfen. Blitz schnell durchzuckte ihn der Gedanke, ohne Hermann abzufahren Meta widerstand indeß. Eine instink tive Scheu hielt sie davon ab, seinem Drängen zu folgen. Hermami mußte erst einsteigen. Als er die Hand nach ihr ausstreckte, folgte sie behende. Halkin wandte sich ab, um de» Ausdruck seines wutver zerrten Gesichtes zu verbergen. Sein sollte sie werden um jeden Preis, und wenn er einen Mord darum begehen mußte. Meto war beim

Wirklichkeit zn werden. Und alles schien hier ebenso fest, so gediegen, als wenn sie eine neue Erde unter sich hätte. Sie gab sich ganz diesem neu, nie gekannten Wonnegefühl hin und verlor sich in Träumereien, die sie weit weg von der Gegenwart führten. Inzwischen hatte sich zwischen den beiden Männern der gewohnte Unfriede wieder eingestellt. Halkin wollte einen Geschwindigkeitsrekord schaffen, wogegen Hermann unter Hinweis auf die Anwe senheit und Sicherheit Metas protestierte. Halkin war wütend

. Er verstand schon genug von dem maschinellen Betrieb, um die von Hermann erbau ten Apparate allein zu bedienen, aber dieser wich, trotz der Lockung, an Metas Seite zu weilen, nicht von seinem Posten. „Bleib 'Du nur am Steuer,' sagte er kühl. „Sorge für eine angenehme Fahrt. Für die Sicherheit werde ich Sorge tragen.' Halkin erwiderte nichts. Seine Gedanken arbeiteten um so lebhafter. Wenigstens die Fahrt linie konnte er bestimmen; denn das Luftschiff folgte wie sein Schwesterschiff auf dem Wasser

, jedem leisesten Drucke. Plötzlich stieß Meta einen Laut der Ueber- raschung aus. „Das Meer!' rief sie. „Wir steuern aufs Meer hinaus! „Aufs Meer? Nein', sagte Hermann un gläubig und sah fragend nach Halkin hin. Der schien nichts zu hören. Seine Angen hingen wie gebannt an dem Kompaß. „Es wird nur einer unserer Landseen sein', beruhigte der Ingenieur Meta und sich selbst. „Nein, das Meer! Wirklich, das Meer!' versicherte Meta, nun ebenfalls mit einem An flug von Beunruhigung. „Was ist das? Wohin steuerst

Du?' fragte Hermann ernst. „Nach den Fjorden Norwegens, meiner Hei mat', entgegnete Halkin gelassen. „Geh', Dil scherzest!' wehrte Hermann un gläubig ab. „Durchaus nicht. Bist Du nicht gesonnen, einen Schnelligkeitsrekord aufzustellen, so bin ich entschlossen, uns einen Fernflugrekord zu sichern. Ich habe alle Vorrichtungen dazu getroffen!' „Du bist von Sinnen!' äußerte Hermann. „Meta muß vor ihren Eltern zu Hause wieder angelangt sein.' „Du hörst es ja, ich bin entschlossen!' Ein kurzer heftiger

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Page 4 of 20
Date: 10.08.1901
Physical description: 20
in Abfaltersbach. Haupt: 1. Josef Schöffthaler, Riez 481-2. 2. Johann Äußerer, Eppan 725. 3. Peter Berg mann, Außervillgraten 828. 4. HanS Aigner, Ab faltersbach 85V 2. 5. Cooperator Bergmeister, Sil lian 862'3. k. Hans Kostner, St. Lorenzen 884'2. 7. Stesan Moser, Prags 932'2. 8. Alois Äußerer, Eppan 946. 9. Hermann Schwarz, Volders 1086 3. 10. Karl Jnwinkl, Lienz 11S4. 11. Johann Mar- ketti, Jnnichen 1182-2. 12. Anton Tomann, Wörgl 1375. 13. Johann Kinigader, Franzensfeste 1473 1. 14. Alois Kreidl, Steinach

1550 3 und 15. Joses Ortner, Niederdorf 1581 Theiler. Ehren: 1. Kaspar Hausberger, Kufstein 69. 2. Eduard Leim- Vörer, Jnnichen 207. 3. Johann Wiedemair, Außer- Villgraten 472. 4. Josef Gasser, Kusstein 586-2. 5. Joses Ortner 587. 6. Pfarrer Aner, Schönberg 613. 7. Johann Kiniger, Sexten 625'2. 8. Michl Jefacher, Arnbach 759-2. 9. Franz Aigner, Ab faltersbach 813. 10. Josef Gasser 820. 11. Peter Jefacher, Arnbach 988. 12. Hermann Schwarz 993 1. 13. Anton Pohl, Sillian 1020-2. HanS Aigner 1049

und 557 2. 18. Peter Seeber, MaulS 562. 19. Michl Seeber. FranzenSseste 568 und 20. Franz Aigner 600-1 Theiler. Serie zu 30 Schuß: Kaspar Hausberger 99, Hermann Schwarz 90, Michl Jefacher 89, Josef Gasser 88, Franz Falkner 87, Alois Kreidl 85, Johann Ki nigader 85, Stefan Moser 84, Alois Hellweger, St, Lorenzen 80 und Justin Wieser 80 Kreise. Serie zu 3 Schuß: Kaspar HauSberger 13, Jasef Gaffer 13, Peter Schett, Welsberg 13, Alois Kreidl 12, Hermann Schwarz 12, Franz Falkner 12, Josef Schöffthaler

, St. Jodok. 2. Peter Jesacher, Arnbach durch Los. 3. Franz Falkner, Natters durch Los. 4- Josef Gasser, Kusstein und 5. Johann Bergmann, A,-Villgraten. 10 schuß- Serien: I. Alois Kreidl, St. Jodok. 2. Josef Gasser, Kufstein. 3. Stefan Mojer, Prags. 4. Hermann Schwarz, Volders und S. Kaspar HauSberger, Kusstein. 5V Schuß - Serien: 1. Alois Kreidl, St. Jodok. 2. Franz Falk ner, Natters. 3. Hermann Schwarz, Volders. 4. Josef Gasser, Kufstein und 5. Anton Thomann, Wörgl. Prä mien am 21. Juli: Erste Nummer

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Page 27 of 32
Date: 10.07.1909
Physical description: 32
, nun sei es wohl iberhaupt zum Heiraten zu spät. Eine Lebensaufgabe hatte sie ver trotzdem gehabt. Hilde, das einzige Töchterlein ihrer einzigen Zchwester, hatte in jungen Jahren kurz hintereinander Vater und utter verloren, was war da natürlicher, als daß sie sich des klei nen verwaisten Wesens annahm? So hatte sie Hilde aufgezogen, ! is der junge Schriftsteller kam und sie zur Frau nahm. Und durch Hermann Stieler war Onkel Theodor in Tante Adelheids Heim q kommen. Sein Schicksal glich

dem ihren beinahe auss Haar. Auch er hatte sich eines verwaisten Schwesterkindes angenommen, allerdings erst, als Hermann bereits die Schule hinter sich hatte, u eine Heirat hatte er, obwohl recht gut situiert, nie ernstlich dacht, bis es auch bei ihm zu spät war. Jetzt war er ein hoher ünfziger, daß er aber ein Junggeselle war, hatte er nie als einen Dehler empfunden. Er hatte sich stets glücklich und zufrieden ge- ühlt und das Glück hatte in den letzten Jahren seinen Höhepunkt rreicht, als Hermann

!' Onkel Theodor wußte noch immer nicht den rechten Ton zu finden. Er lachte ein paarmal kurz auf, dann stieß er hastig her vor: „Das Opfer! — hm, ja — nicht zu schwer, sagen Sie; hm, ja, und was sagt denn mein Neffe zu diesem „Opfer'?' Wenn Tante Adelheid über die Wirkung ihres Trumpfes bis her noch im unklaren gewesen wäre — daraus, daß der alte Herr „mein Neffe' sagte und nicht „Hermann', konnte sie ganz sicher den Schluß ziehen, daß es in seinem Innersten wütete, und so antwortete

sie denn mit einem verbindlichen Lächeln: „Hermann wird sich über meinen Entschluß sicher ebenso freuen wie Hilde.' „Ach, vorläufig weiß er noch gar nichts davon?' fragte Onkel Theodor mit lauerndem Blick. „Hilde wird's ihm vermutlich inzwischen erzählt haben,' gab die Tante ausweichend zur Antwort. „So, so — nun, dann wünsche ich Ihnen und dem jungen Paar für die nächsten Wochen ein recht vergnügtes Beisammensein!' „Na nu, das klingt ja beinahe, als wollten Sie sich die nächsten Wochen hier nicht sehen lassen

habe nach der gnädigen Frau gefragt. Hans Herwig — das war der Sekretär, den Tante Adelheid für Hermann engagiert hatte! Richtig — sie hatte ihn zu heute nachmittag zwei Uhr bestellt, das hatte sie ganz vergessen. Das Herz schlug ihr doch ein wenig höher bei dem Gedanken an den Sekretär. Wenn sie da nur keine Dummheit gemacht hatte! Hilde hatte sich so merkwüridig stumm verhalten, so gar nicht zustimmend geäußert, als sie ihr von dem Engagement erzählte. Ach was, ein Blick auf die Uhr belehrte sie, daß der junge

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Page 3 of 8
Date: 09.04.1941
Physical description: 8
euch', rief sie. den Hörer auf legend. in den Feierabendfrieden der zum erstenmal wieder vollzählig versammelten Familie hinein, „denkt euch, der Willi Piesicke macht sich so gut, daß ihm ein Lehrjahr er lassen wird! Da kommt er Gustav Ostern von der Tasche. Ich sag ja immer, schlau is der Bengel. Wenn bloß der Hermann halb so helle wärl' „Immer der Hermann!' sagte Hanna kampfbereit, „was ihr bloß gegen den Her mann habt!' Es war aber so, daß Hermann. Schutzes Altester, seine Eltern mit seinen Schulzeug

nissen noch nie in einen Freudentaumel ver setzt hatte. Er hörte sich das Pensum gern zum zweiten Male in derselben Klasse an. Wenn aber Gustav Schulze einmal jemand brauchte, der rasch zusprang und sogleich begriff, worauf es ankam, konnte er keinen besseren finden als den Hermann. Darum lachte Gustav Schulze bloß, wenn Mutter Marie schalt. „Laß man, Mieze', tröstete er, „aus dem wird noch mal was! Ich Hab dir doch neulich vorgelesen, wieviel große Männer auf der Schule nichts getaugt

haben. Ich bin auch nicht über die Untertertia weggekommen; wenn der Vengel das Einjährige schafft, is er mir sogar noch über.' „Du bestärkst ihn immer noch in seiner Faulheit', maunzte Marie. „Faulheit? Ich Hab den Hermann noch nie faul jesehn! Der hat immer was zu tun. Der wird sich schon machen!' „Hoffentlich', seufzte die Mutter. „Natürlich, Miezeken! Ein Handwerk hast du nich jewollt, das er lernen sollte. Na also, soll er noch auf der Schule bleiben und Kauf mann werden oder Landwirt, oder meinet wegen, was er will. Hat ja noch Zeit

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