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Lienzer Zeitung
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Page 3 of 10
Date: 18.11.1939
Physical description: 10
Folge 46 Seite l, Ali-R°chte°orbchaltenb-i: Nomon von Herbert Steinmann Horn-Verlag, Berlin V Z5 15. Fortsetzung. „Oh, Miß Juanita, Sie verstehen etwas von Motorrädern?' Sie kommt lächelnd näher. „Ja, warum nicht, Herr Direktor. Sehr viel sogar. Dazu gehört weniger, als sich eine Glaskugel vom Kopf schießen zu lassen.' Sachverständig mustert sie die kleine Ma schine. Ehe Hans es sich versieht, sind sie mitten im Fachsimpeln. „Die zwingen auch den stärksten Berg', sagt Juanita mitten darin

. „Sind Sie schon einmal im Gebirge ge fahren?' fragt Hans rasch. Sie sieht ihn an und versteht erst jetzt die Frage. „Ach', sagt sie abweisend, „das war da mals, als ich noch bei einer anderen Truppe war.' Sie schweigt und ihr Gesicht wird nach denklich. „Mein Gott', ruft sie plötzlich, „ich bin doch nicht hier, um über Motorräder zu schwatzen. „Quito hat mich ausgesandt, um Sie zu suchen, Herr Direktor. Er hat Ihnen etwas Wichtiges zu sagen.' Zerrissen ist der zarte Faden einer kleinen, ganz kleinen

Gemeinsamkeit, und wenn es auch bloß um ein Motorrad ging. Juanita lächelt errötend. „Sie müssen mich entschuldigen, Herr Wenger, ich muß in die Manege. Wir pro bieren gleich.' Schon ist sie fort. Es ist wie eine kleine Flucht. Hans sieht ihr gedankenvoll noch. Süß und rätselhaft ist dieses seltsame Mädchen Jua nita. Er wendet sich zum Gehen .. . Was Quito wohl will? Hinter seinem Rücken tönt die vorwurfs volle Stimme des alten Neumann auf. „Sollen wir den Kram nun verkloppen, Herr Wenger, die Motorräder

und so?' Hans wendet sich noch einmal um. „Vorläufig nicht, lieber Neumann', ent scheidet er, „ich muß mir das noch einmal durch den Kopf gehen lassen.' Er findet Quito in seinem Wagen, wie er sich vor dem Spiegel die Lederweste zurecht- zieht. Offenbar ist er bereit zur Probe. Der helle Sonnenschein flutet in den klei nen Raum. Durch die Fenster und die offene Tür klingt der arbeitsfrohe Lärm der men- schenerfüllten Zirkusstadt. Auf den blassen Zügen des Meisterschützen ist ein kleines, Helles Lächeln

. „Ich möchte Ihnen etwas zeigen, Herr Wenger, weil es vielleicht möglich ist, daß ich Ihren Zirkus bald für immer verlassen werde.' Unter einem Glasschälchen zieht er ein offenes Telegrammformular hervor. „Eben gekommen. Dumm, daß der Bote quer durch das ganze Gelände rannte und meinen Namen rief, um mich zu 'finden. Das Aufsehen ist mir unlieb. Aber das ist nun nicht mehr zu ändern.' l Hans nimmt das Telegram maus. „Quito, Zirkus „Excelsior'. Der rote Mohn wird bald schnittreif. Die Uhr steht fünf Minuten

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Lienzer Zeitung
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Page 3 of 10
Date: 30.12.1939
Physical description: 10
Folge 51 Seile 5 Atters c^ss AlleRechtevorbehaltenbei: ^ ^ . Horn-Verlag. Berlin VZ5 o ma n von Herbert S te i nm a n n ^ 21. Fortsetzung. Bill Bing sorgt dafür, daß ein paar sichere Leute den Verbrecher, der immer noch be wußtlos ist, im Auto zur Polizei von Lasalle fahren. Langsam verläuft sich die Menge der Auf geregten. Neumann ist schon mit einigen Helfern am Werk, die angefeilten Spann drähte wieder zu ersetzen. Obgleich doch noch nicht Arbeitsbeginn ist. Seite an Seite gehen Hans Wenger

und Iuanita schweigend dem Zeltausgang zu. Der kurze Jubel des Festes ist verklungen. Beiden liegt es schwer im Herzen: Immer w^der neue Katastrophen, neue Gefahren. Soll das nie ein Ende nehmen? Sie treten vor das Zelt hinaus. Das erste Licht des Tages liegt schon über der Zirkus stadt. Wassermiller und Bubo folgen ihnen auf dem Fuße. Immer noch hält der Clown fMe große Stablampe in der Hand. Hans Wenger bleibt am Eingang stehen und erwartet die beiden. «Ich danke Ihnen für das, was Sie an dem Zirkus

getan haben, Mister Bubo', sagt er herzlich. „Auch Ihnen, Wassermiller, muß ich danken.' Das melancholische Gesicht des untersetzten Clowns verzieht sich zu einem Lächeln. „Das war wohl nur Pflicht für jemanden, der die Ehre hat, bei Ihnen zu arbeiten, Herr Direktor.' Hans Wenger wird plötzlich aufmerksam. „Sie haben ja den Verschluß an Ihrer Taschenlampe verloren, Bubo. Ich hoffe, daß sie nicht unbrauchbar geworden ist — der Zirkus müßte sie ihnen sonst ersetzen.' Mechanisch blickt der Clown

auf seine Stablampe. Tatsächlich, dort, wo die Batterie in den Stab eingeführt wird, fehlt die Dreh kapsel des Verschlusses. „Sie wird irgendwo in der Manege lie gen, Direktor', lächelt der Clown, „das ist ja nicht wichtig. Gestatten Sie, daß ich mich empfehle, ich bin jetzt wirklich müde.' Er geht und Hans hat nicht mehr viel Zeit, sich um ihn zu kümmern. Denn plötz lich ist Gertrud da. Sie hatte sich ein wenig hingelegt und ist nun auch durch den Alarm geweckt. Man hat ihr schon erzählt, was ge schehen

ist. „Hans, Hans', stammelt sie erregt, „nein, nein, wenn euch etwas geschehen wäre.' Und dann umarmt sie Iuanita. Hans lächelt matt. Mädchen können sich einfach um den Hals fliegen, wenn sie eine große Freude ausdrücken wollen. Die haben's einfacher. Er sieht sich um. Ringsum beginnt schon der neue Arbeitstag. Das hämmert und klopft, das läuft und rennt, als wenn nichts geschehen wäre. Pferde wiehern, Stalleute gehen und kommen mit Eimern. Da hinten irgendwo kommandiert Bill Bings scharfe Stimme

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Lienzer Zeitung
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Page 5 of 10
Date: 09.12.1939
Physical description: 10
Folge 43 Seite ^ M.^«,.°.,bch»,,.,^ ,,„ h , , d . r , St.I°m°»° Horn -Verlag, Berlin V Z5 18. Fortsetzung. Einer der ersten, der sich einfindet, ist der weißhaarige Mister O'Conner, Polizeichef von Lasalle. Schmunzelnd besieht er sich das Gerüst, das an diesem Vormittag zu einer letzten Generalprobe aufgebaut ist. „Na, dann viel Glück, Mister Wenger', sagt er und drückt HaNs kräftig die Hand, „an den Behörden von Lasalle soll es nicht liegen. Wir haben ja sowieso noch etwas an dem Zirkus

gutzumachen.' Hans dankt lächelnd für den Glückwunsch. Sein Vertrauen und sein Glaube ist felsen fest. „Führt Sie eine dienstliche Angelegenheit hier hinaus, Mister O'Connor?' fragt er in nicht ganz angenehmer Erinnerung an die Vergangenheit.' E'Connor schüttelt den Kopf. „Die reine Neugierde, Mister Wenger', gesteht er offenherzig. Wollte doch mal sehen, was mit der berühmten Brücke des Todes los ist. Nur eines tut mir leid, daß wir den Schweinehund noch immer nicht gefaßt haben, der Sie damals

denunzierte. Und dabei müßte das doch leicht sein.' Hans wird aufmerksam. „Haben Sie eine Spur, Mister O'Con nor?' Der Beamte zögert. „Eine Spur wäre zu viel gesagt, Mister Wenger. Jedenfalls war der Denunziant sehr unvorsichtig, er hatte wohl Eile und so schrieb er mit seiner eigenen unverstellten Handschrift und mit einer Füllfedertinte, die ihres sonderbaren Glanzes wegen ver hältnismäßig selten sein dürfte. Leider sind uns, wie gesagt, Tinte und Handschrift nie wieder untergekommen.' Ordentlich

beirübt sieht der brave Mister O'Connor aus, daß er Hans Wenger keine bessere Nachricht bringen kann. „Ich bin überzeugt, Mister O'Connor, Sie taten, was Sie konnten', sagt Hans herz lich. „Und einmal werden Sie den Burschen doch fassen.' Der große Abend ist da. Erste Vorstel lung mit der „Todesbrücke', die den Schluß des Programms bilden soll. So voll war es lange nicht mehr im Zir kus „Excelsior'. Schon beim Vorverkauf sind zwei Drittel der Karten weggegangen. Auch für die nächsten Tage sind schon

viele Plätze ausverkauft. Am Abend erlebt der alte Wenger einen wahren Sturm. Er muß von Bill Bing Leute holen lassen, um nicht samt dem Kassenstand umgerissen zu werden. Gerissene Ausverkäufer versteigern die besseren Plätze auf der Stelle zu Phantasie preisen. Und bekommen sie. Hans läßt sechs von ihnen über den Zirkuszaun in den weichen Sand werfen. Die den Gaunern abgenommenen Karten verteilt er umsonst. Worauf ihn die also Beglückten unter drei fachem „Hipp-Hipp-Hurra' auf die Schultern nehmen

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Page 5 of 12
Date: 16.09.1939
Physical description: 12
Folge Z7 Selke Alle Rechtevorbehalten bei: n » ^ ^ ^ «..«...t «t Horn-Verlag, Berlin V 35 '0M0N V0N Herbert SteiNMSNN S. Fortsetzung. „Nicht schlecht gesprochen, Chef', sagt er schleppend, „nur das Handeln nach diesen Worten wird verdammt schwierig sein, ver mute ich. Well, mir soll's recht sein, wenn ' Der Knall eines Schusses, der von der Manege herkommt, läßt Hans zusammen zucken. „Was bedeutet das?' Der Stallmeister zuckt spöttisch mit den Achseln. „Sehen Sie doch mal nach, Chef

— viel leicht hat man einen umgebracht. In diesem Zirkus ist seit kurzem alles möglich.' Damit dreht er sich auf dem Absatz um und verschwindet im Reitergang. Hans reißt den Vorhang vom Manege raum zurück. Ein eigenartiges Bild bietet sich seinen Blicken. Mitten in der Manege steht ein junges Mädchen. Ein Kleid aus weißer Seide um fließt ihren geschmeidigen Körper. Auf dem Scheitel ihres braunen, glatten Haares blitzt ein seltsames Ding, eine gläserne Kugel. Sie ist nicht größer als eine gewöhnliche

der Mann eine dicht geschlossene Lederweste, deren Ausschnitt von einem schwarzen Halstuch verdeckt wird. Dazu eine gelbe Reithose und hohe Stiefel. Das Fesselndste an diesem Mann ist das Gesicht, Hans kann den Blick nicht davon ab wenden. Es ist marmorblaß, was durch einen dunklen, gestutzten Vollbart und ganz ge rade, schwarze Augenbrauen noch unterstützt wird. Dunkle, durchdringende Augen, die sich sekundenlang forschend und bis in die Seele dringend auf Hans gerichtet haben, unterstreichen

. Vereinzeltes Händeklatschen läßt Hans einen Blick in die Runde werfen. Jetzt erst sieht er zum ersten Male bewußt das Zu schauerrund des Zirkus „Excelsior'. Stuhlreihe an Stuhlreihe steigt, von den Vierecken der Logen unterbrochen, empor. Über dem jenseitigen Manegeausgang ist ein größerer, jetzt leerer Raum. Melancho lisch aufragende Notenpulte verraten seine Bestimmung. Es sind nur vereinzelte Menschen in der Weite des Raumes verteilt, offenbar Zirkus leute, die Anteilnahme und Neugier zur Probe

hergelockt haben. Irgendwo schim mert auch Nancys rotes Kleid. Aber der nette Eindruck, den sie auf Hans vorhin gemacht hat, ist nicht mehr im ent ferntesten so stark, obgleich Nancy zweifellos ein hübsches und temperamentvolles Mädel ist. Hans muß immer wieder zu der Frau in Weiß hinübersehen. Immer noch verharrt sie still auf ihrem Platz. „Fertig! Wir hören auf!' klingt wieder die Stimme des Schwarzbärtigen befehlend durch die Manege. Mit raschen Schritten geht er auf Hans zu. Sekundenlang messen

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Page 3 of 10
Date: 25.11.1939
Physical description: 10
für das zweite, kleinere Motorrad- Denn so war »s wohl gedacht. Das andere Rad werde — 'ch selber fahren.' Juanita sieht den jungen Deutschen groß an. Ist es nur Erstaunen, was aus ihrem Blick spricht? Strahlt nicht auch für einen Augenblick ein Helles Licht auf, das mehr ist als nur kameradschaftliche Anteilnahme. Wenn es sy war, so ist es schnell wieder er loschen. „Ja, ich werde es selber fahren', beharrt Hans weiter, „mir behagt es nicht, nur den Direktor zu spielen und mit den Händen in den Taschen

ihr blasses Gesicht. „Und warum wollen Sie dazu noch eine Artistin engagieren? Ich denke, der Etat des Zirkus „Excelfior' ist schon an sich stark belastet?' „Hans Wenger nickt ernst. „Das schon. Aber wir müssen es irgendwie herausrechnen. Es hilft nun 'mal nichts. Die kleine Anspannung wird durch den ersten Erfolg schon wieder 'rauskommen.' Er spricht mit der Sicherheit des innerlich von seiner Sache eisernen Überzeugten. «Warum nehmen Sie nicht eine der schon im Zirkus vorhandenen Artistinnen?' Hans

Wenger überlegt. „Etwa eine Tänzerin, Miß Juanita? Ich glaube nicht, daß eines unserer Mädel Mo torrad fahren kann.' Juanita sieht Hans Wenger von der Seite an. „Nein, so meinte ich das eigentlich nicht', sagt sie mit einem kleinen Zögern. „Ich dachte eher an eine richtige Artistin. Etwa eine, die durch den Unfall ihres Partners ohnedies zur Untätigkeit verurteilt ist.' Blitzschnell begreift Hans Wenger. „Sie, Miß Juanita? Sie wollen selber fahren? Nein, das geht nicht. Das wäre Wahnsinn

, Sie in eine solche Gefahr zu bringen.' Als ob ein Fehlschuß von Quito nicht ebenso verhängnisvoll sein könnte wie eine kühne Motorradfahrt. Aber das vergißt Hans Wenger im Augenblick. Seine Besorgnis ist schon viel mehr als das Wohlwollen und die Fürsorge eines Direktors für die ihm anvertrauten Artisten. Juanita tritt einige Schritte näher. Jetzt stehen sie sich dicht gegenüber. „Es gehören offenbar nur kaltes Blut und Beherrschung des Rades dazu, um die Fahrt durchzuführen . . .' sagt Juanita und gebraucht

dieselben Worte, die Hans zuvor gesprochen hat, um seine eigene Teilnahme an der Nummer zu verteidigen. Sie will ihn mit den eigenen Waffen schlagen. Aber er widersteht. „Quito wird das nie dulden!' führt er ein neues Argument an. Juanita schüttelt die braunen Haare. „Sie irren, Mister Wenger. Quito wird im Gegenteil begreifen, daß wir den Aus fall, der Ihnen durch seine Verwundung entsteht, wieder gutmachen müssen. Er wird sich meinen und diesen Gründen nicht ver schließen, seien Sie dessen sicher, Mister

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Page 5 of 10
Date: 30.09.1939
Physical description: 10
. Kein Wunder wäre es nach der aufreibenden Reise und der Fülle der neuen Eindrücke, die hier auf Sie ein gestürmt sind. Der Gegensatz zu dem stillen Ridagshausen ist denn doch wohl etwas stark. Gertrud sieht ihn versonnen freundlich an. „Oh, in einer Weise verstehen Sie das schon richtig, Mister Higgins. Nicht so, daß ich mich nun gerade nach Ridagshausen zu rücksehne, aber sehen Sie, es ist so vieles hier neu und so ganz anders. Und so einfach ist das auch nicht, was Vater und Hans sich vorgenommen

die Schulreiterin liebenswürdig, und schon ist sie vorbei. Das Läuten ihrer Sporen verklingt im Stall. Higgins wendet sich wieder zu Gertrud. „Nun, Miß Wenger, wie ist es mit mei nem Vorschlag? Ein Ausflug in die Rocky Mountains?' Aber Gertrud ist unsicher geworden. Sie weiß selber nicht warum. „Ich möchte — es mir noch überlegen', sagt sie. Higgins antwortet im herzlichsten Ton: „Aber selbstverständlich, Miß Wenger, ich machte den Vorschlag nur Ihretwegen.' » Hans Wenger hat noch einmal mit Hig gins

sich dadurch wohl be droht und schlug ihn nieder. Ist darum schon besser, wir beide nehmen die Sache mal in die Hand, um dahinter zu kommen, was hier gespielt wird.' Diese Unterredung findet wieder mal spät nach der Vorstellung im Arbeitswagen statt. Es ist im großen und ganzen auch schon alles besprochen. Hans Wenger wird, wie allabendlich, hier noch eine Zeit am Schreibtisch sitzen. Inzwi schen wird Higgins möglichst auffällig nach Denver in das Hotel fahren, in dem er wäh rend des Aufenthaltes

des Zirkus Wohnung genommen.' Später wird er sich mit Hans Wenger heimlich auf dem Zirkusgelände tref fen — dort hinten, etwas abseits, wo der Lichtwagen und die Trecker stehen. Dann werden sie gemeinsam das Viereck, das der Wengersche Wohnwagen, der Arbeitswagen und die Wagen Quitos und Iuanitas bilden, überwachen. „Well, also bis nachher, Mister Wenger', kräftig drückt Higgins die Hand des jungen Deutschen. „Hoffentlich erwischen wir den Burschen. Ich mache mir sehr Sorge um die Sache, als Sie glauben

. Eigentlich müßte doch auch Ihr Vater davon etwas wissen.' Hans schüttelt den Kopf. „I wo, warum dem alten Herrn unnötige Ängste bereiten. Er hat schon genug im Kops mit all den neuen Dingen. Haben wir den Kerl erst, wird er schon morgen früh genug davon erfahren.' Dann ist Hans Wenger allein. Wieder macht er sich über die alten Pa piere, die eine beinahe magische Anziehungs kraft für ihn haben. Besonders die Mappe mit den sogenannten „Konstruktionen' muß er immer wieder vor nehmen. Wie schon so oft

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Page 5 of 12
Date: 12.08.1939
Physical description: 12
Folge ZZ Seile 5 Alle Rechte vorbehalten bei: N « ^ ^ ^ Hnrn-V-rlag, Berlin vzz ttoman von Herbert Steinm ann Der helle und warme Sonnenschein eines Maitages liegt über dem Dorf Ridags- hausen. Klar und deutlich grüßen die Türme des nahen Braunschweig herüber. Die Zei ger der Uhr aus dem Turm der alten Kirche künden die achte Morgenstunde an. „Reserve hat Ruh', Reserve hat Ruh'', singt unentwegt der Student der Ingenieur- Wissenschaften und nunmehrige Gefreite der Reserve Hans Wenger und sticht

bei jedem Takt den Spaten aufs Neue in die fruchtbare Erde des väterlichen Gartens. Er ist gerade dabei, ein abgeerntetes Spargelfeld umzu graben. Ab und zu lugt er nach der grünumspon nenen Laube hinüber, die sich an die helle Wand des rotbedachten Häuschens lehnt. Da sitzt hinter der Zeitung verborgen der Ober buchhalter im Ruhestand Karl Heinrich Wenger. Buntes Kaffeegeschirr leuchtet her über. Durch die Obstbaumreihen kommt ein junges Mädchen rasch auf den Grabenden zu. „Hans, der Kaffee ist fertig

!' ruft sie mit Heller Stimme. „So komm doch!' Hans Wenger zieht den Spaten hoch zu einem zackigen Präsentiergriff. „Zu Befehl, Schwesterlein!' Sie mustert ihn mit einer ganz kleinen Falte des Unwillens, die sich zwischen ihren blonden Brauen bildet. „Wie du wieder aussiehst', seufzt sie; „wenn das die Leute sehen würden, dann würden sie sagen —' „— der junge Mann hat sich beim Wehrdienst tüchtig rausge- macht!' lacht er, stößt den Spaten, diesmal endgültig, in die Erde und schiebt die feld graue

Bruder, der beim Arbeitsdienst und bei der Wehrmacht jetzt ein breitschul triger und sehr selbständiger junger Mann geworden ist. Sie passen gut zueinander, wie sie so Arm in Arm auf die Laube zugehen. Beide gut gewachsen, blond, blauäugig, mit raschen, sicheren Bewegungen. Nur das Verwegene und Übermütige in dem Wesen von Hans geht seiner Schwester ab. Dafür hat das Mädchen, das zu dem hellgeblümten Frühlingskleid noch die blaue Küchenfchürze trägt, schon die besorgliche und fürsorgliche Art

einer angehenden Hausfrau. Kein Wunder! Seit dem frühen Tod der Mutter führt sie den kleinen Haushalt der Wenger. Als die beiden die Laube betreten, läßt Karl Heinrich Wenger, Oberbuchhalter im Ruhestand der Konservenfabrik „Bördel mann und Söhne', das Zeitungsblatt sinken und schaut mit berechtigtem Stolz auf seine Kinder. „Zur Stelle, Papa!' meldet sich Hans. Gertrud schenkt Kaffee ein und legt Ku chen auf die Teller. Papa Wenger schiebt ein herzhaftes Stück des Sandkuchens, den Gertrud zur Feier

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Page 3 of 10
Date: 14.10.1939
Physical description: 10
getroffene Tonscheibe in Nichts. Quito, vollkommen in Schwarz gekleidet, arbeitet mit kalter Sicherheit. Kein Schuß geht fehl. Vom vorderen Manegeneingang aus, an dem er steht, um den Fortgang der Vorstellung zu überwachen, muß Hans Wenger immer wieder diese unheimliche Si cherheit des Schusses und diese unnachahm liche Eleganz des Mannes bewundern, den er wahrhaftig sonst keinen Grund hat, be sonders zu verehren. Taramtata — rrrrrl Tusch mit Trommel wirbel. Scheinwerfer auf den Manegenausgang

! Jetzt kommt Juanita! Jedesmal klopft das Herz des jungen Deutschen schneller in der Sekunde, in der sich der rotsamtene Vorhang teilt und die liebliche Gestalt auftaucht, umflossen von Licht und weißer Seide. Jedesmal grüßt ihn ein Blick aus ihren dunklen Augen! Quito und Juanita arbeiten mit der Si cherheit, die nur langjähriger fester Ge meinschaft entspringen kann. Eine bittere Er kenntnis, die sich in Hans immer stärker durchsetzt. Er preßt die Lippen aufeinander. Warum eigentlich tut er sich selber

weh, indem er sich das immer und immer wieder ansieht. Rede dir das nur nicht ein, es sei deine „Pflicht', hier zu stehen. Hans Wenger, wenn Juanita arbeitet. Bist ja sonst bei mancher Nummer nicht hier, wenn dich an» dere Arbeit ruft. Jetzt kommt der Schuß nach der Glas kugel. Hans sieht sie auf dem braunen Haar Juanitas schimmern, die wie eine Statue vor der schußfesten Wand steht. Quito wirbelt den Karabiner, den er aus der Stütze gerissen hat. „Fertig, Juanita?' „Fertig, Quito

!' Der Meisterschütze reißt den Karabiner hoch . . . Da gellt eine Stimme von irgendwoher auf, eine höhnische, schrille Stimme . . . „Denk an Salazar y Gomez!' Wie eine einzige große Dissonanz zuckt dieser spitze, teuflische Schrei durch die Her zen der Massen. Hans sieht das Mädchen blaß werden; ihre Schultern beben unter der weißen Seide, das Haupt neigt sich — die Glas kugel rollt in den Sand. Er spannt die Sehnen zum Zerspringen. Aber eine innere Stimme ruft ihm zu:. Zu rück! Kein Aufsehen! Gehorche der Zirkus

rückwärts, immer noch lächelnd, grüßend, dem Manege ausgang zu. Quito, gebannt durch den neuen Beifall, bleibt. Kaum hat Juanita die Piste hinter sich, als sie zu taumeln anfängt, die Lippen wer den blaß „Juanita!' Hans fängt die Wankende auf, blickt in die verstörten dunklen Augen. „Zu viel! Zu viel!' murmelt sie. „Liebes, tapferes Mädel — Mut, nur Mut!' Hans sagt es fast unbewußt, nur um etwas zu sagen, nur um sie aufzurichten, nur um zu helfen. Und ebenso unbewußt hat er deutsch gesprochen

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Page 3 of 10
Date: 04.11.1939
Physical description: 10
Folge 44 SeltS Z cie» Boeles Me Rechte vorbehalten bei: « . ^ - . ^ . Horn-Verlag. Berlin V ?5 «0Ma« V0N herveet SteinmaNN 13. Fortsetzung. Dann aber kommt Leben in die Zirkus leute. Die Kapelle beginnt mit einem raschen Marsch. Hans schickt eine Anzahl der Hausclowns in die Manege, um die Zuschauer abzu lenken. Schnell räumt man Quitos Sachen fort. Hocherhobenen Hauptes, sanft den Arm um Juanitas Schultern gelegt, verläßt der Meisterschütze schweigend die Manege. Ein letztes giftiges Zischen

, ein letzter roher, greller Pfiff klingt hinterher. Eine Minute fpäter sprengt Dorothy Keele in die Manege und reißt mit Waghalsigkeit und Anmut die Zuschauer auss neue in den Bann des Zirkus. Hans Wenger klopft zum ersten Male an den Wohnwagen Quitos, der ihm auch als Garderobe dient. Quito öffnet. Schweigend schaut der Meisterschütze auf den Besucher. Noch ist es, als zögere er, dann tritt er zurück. „Bitte.' „Nehmen Sie Platz, Herr Wenger.' Quito, der noch das schwarze Kostüm des Meisterschützen trägt

, steht vor dem Schmink tisch mit dem dreiteiligen Spiegel. Sein Gesicht ist ernster denn je. „Sie suchen eine Aufklärung für mein Versagen. Mister Wenger', sagt er ruhig, „und Sie haben ein Recht dazu als Chef dieses Zirkus. Aber, sind Sie sich auch wirk lich klar darüber, was da vorhin geschah?' Der durchdringende Blick seiner Augen läßt nicht von dem jungen Deutschen. Hans ballt die Faust. „Ich weiß nur, daß Sie fehlgeschossen haben. Quito, und zwar das erste Mal, seit ich Sie kenne. Wie es möglich

. Es handelt sich weder um einen Fehlschuß, noch um die Hervorrufung eines Skandals. Dies alles sind nur Neben erscheinungen dieses — mißglückten Atten tates.' , Hans Wenger fährt auf und starrt den Artisten entsetzt an. „Mordversuch?' . Statt aller Antwort streckt Quito dem Deutschen die flache Rechte entgegen. Darin liegen ein paar kantige, deformierte Metall stückchen. . > ^ „Gehacktes Blei. Mister Wenger. Ich nahm es in der Manege unter dem Lämpchengestell auf.' Immer noch versteht Hans Wenger

. Daher konnte ich auch das Knöpfchen, das die His sung der Fahne auslöst, nicht treffen. Das gehackte Blei streute und löste die Lämpchen- knöpfe aus. Daher der Fehlschuß, der mich selber verblüffte.' Hans Wenger hatte das begriffen. „Also doch nur eine Machenschaft, um Sie und damit den Zirkus zu blamieren, einen Skandal zu verursachen. Warum sprachen Sie denn so geheimnisvoll von einem At tentat?' „Von einem mißlungenen Attentat, Herr Wenger, sehr richtig. Denn der Karabiner

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Page 3 of 10
Date: 02.12.1939
Physical description: 10
Folge 48 ckes Nockes Alle Rechte vorbehalten bei: Noman von Herbert Stetnmann Horn-Berlag, Berlin V ?5 17. Fortsetzung. „Es mag eine Möglichkeit sein, die Lage des Zirkus zu bessern, Mister Wenger', ur teilt Higgins, „aber eine gefährliche, dar über müssen Sie sich klar sein. Ein Unfall und es ist endgültig vorbei mit dem Zirkus Excelsior.' Hans sieht ihn ruhig an. „Wir sind ja mit Mangel an Gefahren nicht verwöhnt worden bisher — ich werde es wagen.' „Trotzdem, ich warne Sie. Setzen

Motor Söder, die da drüben m der Reitbahn un ermüdlich ihre Runden fahren. Hans Wen- ger trainiert mit Juanita. Sie fahren sich Higgins ballt die Faust. 'Es ist ein Irrsinn, diesen Versuch zu machen! Ihr Bruder ist kein Artist — und wer sagt überhaupt daß dieser ganze Plan Rolf Wenges daß seine Berechnungen der Kurven, der Gefälle und Steigungen dieser sogenannten Todesbrücke richtig sind? Eine Abweichung, und der Tod ist wirklich da. Es kann eine unabsehbare Katastrophe aeben. Zuschauer

, so sieht er allerdings weniger zufrieden aus. Aber auch er - ^t. Gertrud sendet ihm einen sehr nachdenk lichen Blick nach. In der Reitbahn am anderen Ende der Zirkusstadt ist das Knattern d.r Motor räder verstummt. Hans Wenger und Juanita haben ihr Morgentraining beendet. Jetzt sübren sie die Motorräder der über dachten Bank zu. auf der Uuito still in 5er Sonne sitzt und eine dicke schwarze Zig^e raucht, den linken Arm trägt er in d^r Binde. „Ganz großartig, wie Sie sich gehalten haben, Miß Juanita

,' lacht Hans und sieh! bewundernd auf die fcklanke Gestalt des Mädchens im Trainingsanzug. „Oh,' macht Juanita, und aus ihren dunklen Augen sprüht ein Lächeln, „trauen Sie mir so wenig zu, 5e: We >- ger? Igs ist aber nicht nett von Ihnen.' Hans ksmmt Nch sehr ungeschickt und töl pelhaft vor und sucht schleunigst diesen Ein druck zu verwischen. „In den nächsten Tc>'en, Miß Juanita, werden wir unsere ttbungssabr'en in 'as freie Gelände verlegen, die Reitbahn ist doch gar zu eben für diesen Zweck

. Wir wer den tüchtig Ausflüge machen.' Iuanita ihr Motorrad festgestellt. Im pulsiv klotzt sie in die Hände. ' „Fein, Mister Weimer, ich freue mich chon drauf.' In diesem Augenblick kommt Mister Hig gins quer über die Reitbahn auf die Gruppe zu. Er grüßt Quito mit kalter Höflichkeit, die ebenso kalt erwidert wird, er verneigt 'ch hoflich vor Juanita und drückt Hans kräftig die Hand. Aber sein Gesicht ist düster und sorgenvoll. „Kann ich Sie einmal unter vier Augen sprechen, Mister Wenger?' verlangt

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Page 7 of 8
Date: 28.05.1941
Physical description: 8
man nicht einmal mehr in den Bauernhäusern. Das bißchen Mehl mußte mit Kartoffeln vermengt werden. Das Brot war talgig, schimmelig, zog Fä den und war oftmals ungenießbar. Vor allem die Kinder konnten es kaum hin unterbringen. In vielen Familien lagen 2 bis 3 kranke Kinder. Die britischen Aus hungerer kümmerte das wenig. Sie hatten „gesiegt', und damit waren sie zufrieden. Auch in die Familie Schneeberger kehrten Not und Krankheit ein. Der kleine Hans wurde unter diesen Umständen von der spinalen Kinderlähmung

befallen. Es wa ren für Vater und Mutter schreckliche Tage. Als die akute Krankheitserscheinung vorbei war, mußte man die betrübliche Feststellung machen, daß der ehemals so hoffnungsvolle Hans auf der ganzen rech ten Seite gelähmt war. Das war für den Frontkämpfer und Kriegsinvaliden Peter Schneeberger ein schrecklicher Schlag. Zur Untätigkeit verurteilt Hans Schneeberger wuchs heran. Unter seinen elf Geschwistern war er der ärmste. Oft mochte er sich innerlich abgrämen

, sonst ist 's nichts damit . . .' So ähnlich pflegte der Vater zu fagen, und der kleine Hans sah ein, daß er recht haben mochte. Der Großvater war Schnitzer An einem warmen Sonntagnachmittag saß Hans Schneeberger in der Sonne vor dem großen Bauernhaus. Seine Geschwi ster und Altersgenossen tummelten sich auf der Wiese, turnten auf den Apfel bäumen herum und trieben tolle Spiele. Das beelendete den armen Hans so sehr, daß er nicht mehr zusehen konnte. Einsam und verlassen.schlich er ins Haus. In sei nem Herzen brannte ein tiefes Weh

er im Winter einen Holzpflock in die Stube, daraus er herrliche Figuren schnitzte, die ihm und anderen viel Freude machten'. Dieser Satz hatte Hans Schneeberger ge packt und ließ ihn nicht mehr los. Wille und Ausdauer führten zum Ziel Der Achtzehnjährige schliff sich alte Mes ser und Eisen zurecht, und mit den pri mitivsten Mitteln begann sein künstlerisches Schaffen auf dem Gebiete der Holzschnitz kunst. Es war ein langer und mühevoller Weg, bis der einarmige Hans die Fer tigkeit hatte, ein Schnitzmesser

zu übertragen. Da waren es zuerst Bilderrahmen, Gebrauchsgegenstände, Nuß knacker, verzierte Leisten und andere werk tätige Dinge, die unter Hans Schneeber- gers Messer eine gute Form oder passende Verzierung erhielten. Dann ging er daran, Tiere aus den heimischen Bergen zu schnit zen. Zuerst die Gemse auf der kühnen Felsfpitze, dann ein Widderpaar, einen Hirsch, grasende Lämmer usw. Das alles schuf der junge körperlich behinderte Hans aus eigenen Gedanken. Niemand ver mochte ihm auch nur die geringste

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Page 5 of 10
Date: 07.10.1939
Physical description: 10
Folge W Seile 5 H?rn?Ä!lag°^s^in°v?5 Noman von Herbert Steinmann 9. Fortsetzung. „Wollen Sie mir nun endlich sagen, Herr Wenger, was dies alles hier bedeuten soll?' fragt der Stallmeister zum zweiten Ma^e. Dann bemerkt er die neugierigen Gesich ter der Stallburschen und Bereiter, die mit eingedrungen sind. „Schert euch raus, Jungens!' Sein Dau men weist nach der Tür. Die Männer verdrücken sich. Nur Higgins und Hans Wenger bleiben im Raum. Aber man kann son^ netten, daß sn die ge spitzten Ohren

der Ausgewiesenen an die Tür und die Wände pressen. Die sind sowie so nicht sehr dicht. Hans Wenger bekämpft angesichts '5 Kaltblütigkeit dieses Mannes, der er seine Hochachtung nicht versagen kann, die eige ie Erregung. Ruhig erklärt er ihm die Sach lage. Bill Bin,' gr!n' höhnisch. L>ein gekrümm ter Daumen weist auf den Bankier. „Das verdank ich dem da, Chef, he?' Higgins will ausfahren in gerechtem Zorn. Aber Hans Wenger fühlt, was er hier zu vertreten hat. »Lassen Sie mich reden, Mister Higgins

. Die^ ist eine Sache der Direktion, der Wengers.' Bill Bing hat den Kopf gesenkt. „Sie sind der Chef. Sie müssen wissen, was Sie verantworten können. Aber der Teufel soll mich holen, wenn ich weiß, was hier gespielt wird und wie dieser Kasten hie- her gekommen ist.' Hans Wenger sieht ihn streng an. Das soll er Bill Bing glauben? Wo alles so klar auf der Hand liegt, nein, anders kann es nicht sein — der ehemalige Cowboy ist der Einbrecher, der Dieb des Zettelkastens. Aber warum dieser vollkommen sinnlos scheinende

Diebstahl alter Rechnungen und sonstiger Belanglosigkeiten? „Und wo kommen Sie her, Bing?' „Ich Hab' 'nen Rundgang gemacht, Chef. Wie fich's gehört', kommt es trotzig von den Lippen Bill Bings. „Waren Sie allein?' Zum ersten Male wird der Cowboy un ruhig. Cr wiegt die breiten Schultern hin und her. Im gleichen Augenblick aber trom melt jemand mit beiden Fäusten gegen die Holztür des Verschlages. Hans blickt auf. „Was soll das? Wer ist da?' „Ich will 'rein, ich will was sagen, ich will in mein Bett

Bing war nicht allein auf seinem Rundgang. Wir haben ihn zusammen gemacht.' „Das ist sicher Schwindel, Herr Wenger', bemerkt Higgins, „diese Burschen halten zu sammen wie Pech und Schwefel. Machen Sie kurzen Prozeß und schmeißen Sie alle beide 'raus. Mit der Polizei haben wir bei unserem dauernden Herumreisen nur lang wierige Schreibereien und Verhöre.' Hans Wenger ist zu einem Entschluß ge kommen. „Ich habe das nicht allein zu entscheiden. Ich glaube, ich mutz diese Angelegenheit meinem Vater

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Page 5 of 29
Date: 14.04.1906
Physical description: 29
ist. Ein Erdklümpchen wird an das andere geklebt, und das Ganze bekommt nach und nach eine halbkugelige Gestalt. Mit Vorliebe bauen die Schwalben m> Fenstern und Giebelecken der Wohnhäuser. Der Horangl Hans. Beim Binderlipp'n in Pyhrn saßen die Bauern »m Micheli herum. Was gibt's den Neues, Lipp? Di- Gäste steckten die Köpfe zusammen, als der Wirt vom Horangl Hans zu erzählen begann. Vom Militär zurückgekommen ist der Hans, meint- der Lipp, und bis zum Rcchnungs-Unteroffizier hat er'S bracht bei der Militär, denkt

euch. Eine G'schrift hat er, wie g'stochen und ich verwett' was, bei uns in der G'mein zwickt ihm's keiner. „Wenn der Hans nur auch bei uns Bauern gut tut.' zweifelte einer, „man Weiß es, ein alter Soldat, ein alter Lump. Ich Hab' schon g'fressen, wenn ich hör', daß ein Bauernknecht zu einem z'gscheit ist und zwei werd'n aus ihm nit.' Da ging die Tür auf und herein gödelte es: „Hin a so, her a so, Teand ja wohl mehr a so. Warum sollt' denn ich alloan Nit a so toan?' „Jägerl, da Hans.' „Der Horangl Hans!' „Grüß

dich, Hans. Da trink' amal.' So grüßte man den Eintretenden und mehrere hielten ihm die Krüge hin. Ist immer schön, wenn man jemandem mit der Zech aufwart', wenigstens weiß der, den man zum Trünke einläd't: No, die Leut'hab'n mich nit ungern. Auch den Hans hat's. Bei uns werden die inunteren Tierchen gern gesehen von Jederman. Der Landmann liebt es, wenn sie ihr Nest an seine Wohnung bauen und glaubt in manche» Gegenden, daß es seinem Wohlstande Gefahr bringe, wenn er sie stört oder gar tötet. Die Völker

er. „Wirst mei' Knecht?' meinte einer. „Deine Fretten ist mir zu stückel/' gab der Hans zurück. „Bei dir sind die Henna anf'n Eben- feld abg'walg'n und auf der Leiten lieg'n blieb'» ' „Ja, ja,' gab der Äespottete zurück, „bei mir haben die Henna Steigeisen an, so stückl ist mein Ort.' „So wirst halt mein Knecht', meinte ein Tal- baner vom Pyhrnergraben, „bei mir gibt's zwar keine schöne Aussicht, dafür aber sind die Einkünfte besser.' Am andern Tage war der Hans richtig beim Talbauer eingestanden. Wird nit

lang gut tun, prophezeite einer. Und richtig, man hatte es erraten. Dem Winter tat's, wie aber der Sommer kommen ist, hast es nit g'fch'n: War da Hans dahin. Kein Mensch wußte es, wo der Bursche stak. Erst nach längerem kam's auf. Der Hans war auf der Alm, „wildprateln', drob'n auf der Schwoafgassen trieb er sein Unwesen, wenn der Förster Taxl und sein Revierjäger Haxl beim Stieg'nwirt z' Liezen saßen und kartelten. Der Hans ist immer trotzer word'n. Einst geht er bergab. Hükra, wer kommt

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Page 6 of 29
Date: 14.04.1906
Physical description: 29
aufgestellt. Diese her, bis sie den Hans hatten. Eines Tages mußte der alte Aschauer, ein Bauerndoktor, auf die Alm, denn droben in Hinteregg war dem Grogg ein Rindl abg'walg'n. Die Grogghütt'n ist in Hinteregg in „der Höll''. Der Leser muß mich aber recht ver steh'«: Nicht die recht' Höll' ist in Hinteregg, son dern eine Gegend heißt in der Höll. Es sind seit jeher dort ein paar Hütten, auch die des Grogg. Nicht weit davon steigen die grauen Wände steil empor. Rechts ist der Gasteiger Riedl, links zieht

sich. Umsonst! Der gebro chene Fuß war nit zum Einrichten. Droben von der Höh' schaute der Horangl Hans dem Bader zu. Wieder stak der Wildpratler im Weiberkittl. Ihm erbarmt 's Kalml, denn der Bauerndoktor mergelte ein Langes und Breites herum, ohne was zu er» ziel'n. Der HanS, ein guter Kerl, raitete: „Muß ihm helfen geh'n.' Richtig stieg er vom Gwänd herab. Der alt' Aschaner verwunderte sich nicht wenig, den Hans im Weiberkittel vor sich zu sehen. „Ah. du bist's?' sagte er zum Hans, „hast

ja Weibslent'hos'n an?' „Weibsleut'hos'n' gibt der Hans zu und dann Hilst er einrichten. Was dem Doklor früher nicht gelang, ging jetzt. Sie haben dem Kalml das Bein eingerichtet. Wochen vergingen. Kein Mensch erfuhr die Geschichr' von der Höll'. Beim Grogz sind sie mit dem Vieh heimg'fahr'n im Herbst und da wurde es halt' doch darred't, daß der Horangl HanS im Weiberkittl half Fußeinrichten. Natürlich, das war der Dank. Wie Weibslenl' schon sind: Bricht's ihnen nit vorn aus, bricht's

ihnen wo anders aus. Auch die Sennin beim Grogg hat'i austrefelt, was sich auf der Alm zutrug. Und so lange wurde es weiter erzählt, bis es wieder auf's recht-Ort kommen ist. Der Förster Taxl erfuhr's brühwarm, daß der Hans droben neben der Höll' sei. Er ging mit seinem Reisjager — an einem Sonntagsmorgen war's — Hinteregg zn und ertappte den Hans richtig mit dem Glecktnch und der Sichel. Und im Glecktnch war ein Abschraubg'wehr. Ha, uun hatten sie ihn. In Liezen ist gerade der vormittägige Gottesdienst aus word'n, wie's den Hans

dnrch'n Markt trieb'n hab'n: mit dem Gleckiuch in der Hand. Die Leute lachten hell auf. Wer aber nit lachte, das war der Hans, denn er mußte in Pyhrn hinein — in die Keuchen und zwei Monate haben sie ihm hinausgedoppclt. Nun war's beim Hans mit der schönen Zeit vorbei. Eines Tages meint der Richter tn Gegenwart des Hans, der als Arrestant allerlei Arbeiten verrichtete, daß es ein Kreuz sei, von lauter Schreiberei kenne man sich nicht aus. Der HanS hörte das und spitzte die Oehrln. Einen Schreiber

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Page 29 of 34
Date: 13.03.1915
Physical description: 34
lösung fand ihre Kameraden am Morgen regelmäßig mit durch schnittenem Halse aus ihren Posten bor. Die Stimmung im deutschen Schützengraben war voller Haß und Wut auf die Engländer und ihre feigen Spießgesellen, die man niemals fassen konnte. Dennoch mochte keiner mehr recht dem Ruf „Freiwillige vor' Folge leisten, wenn es galt, den Nachtposten zu beziehen. Da meldete sich am vierten Abend der Rodler-Hans bei seinem Hauptmann. „Herr Hauptmann, zu B'sehl, i halk's nimmer aus da herinnen. Gebens

's mir Eahneren Revolver, Herr Hauptmann. I will net der Jaaaer-Hans hoaß'n, wenn i net den Ghurkas, den miserabligen, das Handwerk leg. Geht's grad, is gnat, geht's krumm, na' psüak Gott und grüßen' S' mir meine alten Lent' dahoam ' Ein Händedruck und fort war der Hans und mit ihm drei Kameraden, die ihm zur Unterstützung beigegeben waren. Im Gänsemarsch schlichen die vier, der Hans voran, durch den Schnee lautlos dahin. Etwa einen Kilometer hatten sie zurückzulegen, um an die Stelle zu kommen

. Sie war die einzige geeignete im ganzen Gclände vor dem Schützengraben, denn kein Baum und Strauch deckte in weitem Umkreis den Boden. Hier war da« einzige kleine, aber sehr dichte Gebüsch, wo ein Posten sich vor dem Ange des Feindes verbergen und alles beobachte« konnte. Dennoch warm nun schon drei liebe Kam?» raben auf diesem Platze geblieben, alle drei Familienväter, die nun ihre Lieben daheim nicht wiedersehen. Der Hans hatte sich einen Plan zurecht gelegt. Seine drei Kameraden sollten hier bleiben

und au verschiedenen Stellen des Ge büsches Darfea Auslug halten. Hans wollte allein vor. Ein War- lulngKikgrrs k wurde verabredet, wenn Gefahr nahte. Stunden verginge» noch ehe die Dunkelheit völlig hereingebrochen war und der Hans sich aus den Weg machte. Aus allen Bieren schlich er kttlsus in den Schnee, über den Kopf hatte er sim weiße Woühaube geMW, eim KMSgabe von seiner ake« Mstter dshelm. Das Seiten- geBchr «M die Büchse ließ er bei setWM statt dessen trug sr w« Mweren Armee-ReSolver H-MHttnaniss

und sonst nur Mkch w» Muvn Kmcker, das grifft feste M-M^der Bsyern. ihm in die doch der Nässe, kocht in itznx, WÄ M doch Kß« Tod der KMWW8W zu rächen. Die inüMen! MnMvnH? solktea schon ihren Meister finden. nichts Mvsf Schritte weit könnte man hier draußen sehen, den» zu dem Schnee hatte der flandrische Winternebel sich gesellt, der alle Formen i« größerer- Entfernung verwischte. Lang? mochte der Hans schon draußen gelegen haben und immer Noch nichts Verdächtiges hatte sich bemerkbar gemacht. Schließlich be gann

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Page 5 of 12
Date: 23.12.1939
Physical description: 12
ich mit den anderen Sachen wohl rausrücken.' Hans Wenger und sein Vater sehen er staunt und ein bißchen gerührt auf diesen Mann, dem sie so viel verdanken und den sie so manches Mal verkannt haben. Gertrud hat ihre Tränen weggewischt, die ein Higgins nicht wert war. Wassermiller hat sich bescheiden in einer dunklen Ecke auf einen Stuhl niedergelassen und verfolgt aufmerksam die Ereignisse. Ein Schmunzeln ist um die dünnen Lip pen Bill Bings. „Na, Herr Direktor, wie wär's denn mit 'ner halben Million Dollar!' Plötzlich

fliegt der Sechsfchüfser aus dem Halfter und kracht auf den vielgeprüften Tisch nieder. Bill Bings Finger kramen in der Re volvertasche und bringen zwei eng zusam mengefaltete Papiere zum Vorschein, die er Hans Wenger überreicht. „Da, das ist alles, Chef!' verfällt er wie der in seinen unverfälschten texanischen Tonfall. Feierlich entfaltet Hans Wenger die Papiere. „Das ist «in Depotschein über eine halbe Million Dollar, ruhend bei der National bank in San Franziska. Das andere eine Vollmacht

Seite, die er ahnte, doch nicht ganz ohne einen Heller lassen. Das ist alles, glaube ich.' Er schweigt und schiebt die Damen unter den Gurt. Verlegen blickt er zu Boden. Die Wengers iber regen sich um ihn. Hans ist der erste, der ihm stumm und dankbar die Hand schüttelt, auch Gertrud tut es und der alte Wenger. Die Worte, die sie finden, sind unzusam menhängend und ermangeln der Formvoll endung einer ehrenden Festrede. Aber sie kommen aus übervollem Herzen. Vergessen sitzt inzwischen Wassermiller

, der un? treulich half.' „Nanu!' ruft Hans, „wer denn?' Bill Bing räuspert sich verlegen. Offen bar bereut er seine Aussage schön. „Nun, Chef — da seit einigen Tagen da» bewußte halbe Jahr der verkürzten Probe zeit herum ist, sind Sie es wirklich — ja. was ich sagen wollte: Unser dritter Partner wartet drüben in der Kantine sckon seit et licher Zeit bei der ??eier auf uns. H... i's Ihnen recht ist, Chef — wir haben wohl alle Grund, uns zu freuen und zu feiern.' Hans Wengers Augen blitzten vor Freude auf. Er tut

, die da aus dem Kantinenzelt kommt. Sie gehen darauf zu. Unweit des Einganges kommt ihnen eine schlanke Gestalt entgegen. Wie sie näher kommt, erkennt Hans Wenger in ihr Nancy, das Ballettmädel. Bill Bing weist mit dem Daumen auf sie. Wäre es nicht so ein komisches Halblicht, man könnte den Braven erröten sehen. „Kamerad Nummer drei,' sagt er nur, „und — und — wenn Sie nichts dagegen haben — meine Braut.' Hans Wenger bleibt stehen, und plötzlich bricht er in ein Helles jungenhaftes Lachen aus. „Aaaaaach

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Page 26 of 28
Date: 14.07.1906
Physical description: 28
, das schwarze, ausgelöste Haar und einen Teil eines arg beschmutzten, weißen Kleides, und obgleich die Frauengestalt mir den Rücken zu wandte, erkannte ich sie doch. Gräfin Lolita war es, das von mir über alles geliebte Wesen, meine Herzenskönigin. ^Fortsetzung folgt., Hans, heute warst du brav! Von Micha! von Sawka. (Nachdruck verboten.) war acht Uhr morgens. Haus Schöllbach, angehender Dok? «W tor der Medizin, öffnete die Augen und blinzelte verschlafen auf die Uhr. „Schou acht,' brummte er unwillig

Doktor gestern vielleicht ohne Weste nach Hause gekommen sei? — es hätte sie nicht im geringsten gewundert, wenn Hans ihre Frage mit einem Ja beantwortet hätte — als sie endlich das gesuchte Kleidungsstück unter dem Lehnstuhl entdeckte. Währenddessen trank Hans den „besonders guten' Kaffee und grübelte: von wo Geld hernehmen? Er mußte Geld haben, denn heute war Tinas Geburtstag. Tina war das achtzehnjährige, bildhübsche Töchterchen des Pro fessor Bauer, in dessen Hause Hans seit Jahren verkehrte

. „Ich muß ihr unbedingt ein wundervolles Bukett schicken. Schon deshalb, um diese elende Krämerseele zu ärgern.' Mit der „elenden Krämerseele' meinte Hans den Fabrikanten Eisenstein, der in der letzten Zeit bei Bauers für Haus viel zu oft ein- und ausging und sich mit „Absichten' auf Tinas Hand zu tragen schien. „Wen soll ich unglücklich machen . . . vielleicht den alten Hausdrachen anpumpen?' Der „alte Hausdrache' schob in diesem Augenblicke zur Türe hinaus, als wenn er dem Unheil, das ihn bedrohte

, entrinnen wollte. Hans mußte unwillkürlich lächeln. „Das Davonlaufen nützt dir blutwenig, du wirst doch mit dem Geld herausrücken muffen,' mur melte er. Seine gute Laune war wieder zurückgekehrt. Er brannte sich eine Zigarre an niid blies knnstvolle Rauchringe in die Luft. Auf der Stiege dröhnten rasche Schritte, Hans lauschte. — „Sollte etwa der Briefträger? . . .' Doch wozu sich Hommngen machen. '„Ich habe ja erst vor drei Tagen fünfzig Guldeu privatim von meiner verehrten Frau Mama erhalten

, und mein Alter, dem ich hier in Wien schon zwei Jahre zu lang sitze, wird doch nicht früher als gewöhnlich ... Es wird eher ein Manichäer sein,' meinte er nachdenklich. Die Tür gieng auf — es war nicht die ersehnte, aber auch nicht die gefürchtet? Persönlichkeit, sondern der «nnil. pkil. Anton Patak, Hans' intimer Freund nnd Landsmann, mit dem er noch das Gymnasium iu Czeruowitz besucht hatte. „Servus Hans!' „Grüß dich, Kleiner! Was veranlaßt dich, so früh mein Wig wam zu betreten?' „Ohne Umschweife, Hans

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Page 5 of 12
Date: 11.11.1939
Physical description: 12
Bing gehorsam zurück, „es war ja auch nur ein kleiner Vorschlag zur Güte.' Der alte Wenger ist inzwischen zu einem Entschluß gekommen. „Gut, wir werden diesen Lumpen nicht der Polizei übergeben. Es scheint ja doch so, als wenn wir von unserem Gelds keinen Cent wiedersehen. Aber ehe nicht die letzte Möglichkeit erschöpft ist, doch noch davon etwas wiederzubekommen, möchte ich den Mann nicht freigeben. Auch möchte ich, daß Hans da mitredet.' Der hoffnungsvolle Glanz, der in Brou wers Augen

verursacht. Hans und Quito sind plötzlich zur Stelle. Vom Eingang des Zirkus her nahen einige Menschen im raschen Lauf. „Was ist hier los?' fragt Hans Wenger besorgt den Vater, der auf der Stufe zum Kassenwagen erscheint. „Ist dir etwas ge schehen?' Der alte Wenger schüttelt den Kopf. „Soll ich meine Jungen holen?' kommt die tatendurstige Stimme Bill Bings. „Wenn wir den Zirkus umzingeln, bekom men wir den Burschen vielleicht noch.' Aber der alte Wenger will das nicht. „Wir würden dadurch

nur das erreichen, was wir vermeiden wollen. Es wird Auf sehen geben, und der neue Skandal ist fertig. Darin hat Mister Higgins recht.' Dann winkt er Hans und Quito zum Eintritt in den Wagen. Hier erfahren sie, was geschehen ist. Auch Hans ist der Meinung, daß man einen neuen Skandal vermeiden muß. „Lassen wir den Strolch laufen, Vater — er entgeht seinem Schicksal nicht. Es heißt ja, wer gehängt werden soll, kann nicht er saufen.' Wenige Tage darauf soll Hans Wenger den Beweis dafür bekommen

, daß es auch andere Leute im Zirkus gibt als den Ver brecher Brouwers. Auf seinem morgendlichen Rundgang kommt er an dem Lichtwagen vorbei. Hart dahinter sind zwei große Schuppen auf geschlagen. Hans schaut in den einen hinein. Er sieht ein Gewirr von Regalen und Kisten, von Maschinen, Apparaten und allerlei Material technischer Art. Da sind Drahtseile, Sicherungen, Drehbänke, Kisten mit Nägeln und Stiften, Zangen und Häm mer, Bohrer, Rollen von Isolierband, Auto reifen, kurz alles, was zum technischen Lager des Zirkus

gehört. Sein Herr und Meister, der alte Neu mann, ein grauhaariger Deutscher, sitzt in seinem blauen Overall mitten dazwischen und trinkt aus einer riesigen henkellosen Tasse seinen Kaffee. Als er Hans sieht, erhebt er sich und rückt an der blauen Monteurmütze. ^Morgen, Neumann'!» jagt ZMS stünd lich, „lassen Sie sich bloß nicht stören. Alles in Ordnung bei Ihnen?' . „Iawoll, Herr Direktor, das schon — murmelt der Alte unsicher, „aber wenn ich fragen darf ' .. ^ „Nur immer los, wo drückt

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Page 5 of 12
Date: 09.09.1939
Physical description: 12
und Garten der Obhut des Justizrates Detlevsen übergeben. So reisen sie ab, begleitet von James Higgins und Dorothy Keele. Nichts hat sie beunruhigt, nichts gestört, nichts mehr haben sie gehört von dem Schreiber der unheimlichen Drohbriefe, der sich so fatal „Death' nannte, nichts mehr von dem kleinen Mann im gelben Mantel, der so wirr und geheimnisvoll gesprochen hatte. „Ruhe vor dem Sturm!' hatte Higgins nur sinster und mit zusammengezogenen Augenbrauen gesagt, als Hans ihn eines Tages

für die Zukunft sein — eine unsichere, auf Rädern schwankende Woh nung und eine ebenso unsichere, dunkle und gefahrdrohende Zukunft. Er beißt die Zähne zusammen und tritt in den lichtlosen Raum ein. „Wir werden wieder eine Lichtleitung legen lassen, Herr Direktor!' kommt Brouwers Stimme, „wir ahnten nicht, daß Sie so schnell kommen würden.' In diesem Augenblick hat Hans Wenger die Fensterläden aufgestoßen. Licht flutet herein! Ein neues Leben hat für die Wengers begonnen. Ein Leben allerdings, über dem einS

schwarze, drohende Wolke hängt — ein Leben, neben dem die Gefahr geht. Nein, es ist noch lange nicht überall Licht im Zirkus Excelsior'. Lange hat es Hans Wenger nicht im Wohnwagen ausgehalten, wo sein Vater sich mit ernstem Gesicht und aufmerksamem Blick die geschäftliche Lage von Higgins und Brouwers erklären läßt. Es ist schon abgemacht, daß Papa Wen- ger sich erst einmal um die bürotechnischen und finanziellen Verhältnisse und Dinge kümmern foll. Denn dazu bringt er ja seine Kenntnisse

als Oberbuchhalter mit. Aller dings ist er sich vollkommen klar darüber, daß zwischen den geschäftlichen Methoden und Erfordernissen einer Konservenfabrik und eines Zirkusbetriebes doch immerhin nicht geringe Unterschiede bestehen. Gertrud wird sich um die Wirtschaft und Küche kümmern — dazu ist sie ja mitgekom men. Aber auch sie wird, das sieht sie jetzt schon, angesichts der winzigen und zurzeit Seile v vernachlässigten Puppenküche im Wagen, sich in ganz neue Verhältnisse schicken müssen. Hans

, der sich die Bearbeitung der artisti« schen Fragen, die Überwachung des Ganz«» und die Programmgestaltung als Arbeits gebiet erbeten hat, ist aus seinem ersten Rundgang unterwegs. Den Vorschlag Higgins, einen Führer und Begleiter au« dem Personal mitzunehmen, hat er ab« gelehnt. „Ich werde schon zurechtfinden und will selber sehen und urteilen über unseren Zirkus', hat Hans entgegnet. Nun schreitet er dem Riesenzelt zu, der eigentlichen Stätte der Arbeit des Zirkus „Excelsior'. Natürlich hat sich die Nachricht

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Page 7 of 29
Date: 14.04.1906
Physical description: 29
. Jedenfalls lehne man enticlüe^en ab, gewöhnlich ge° i'stt-e sylldsiii >>te wie Roggen oder kinste sich einreden zil lass.'n, d e iiiimcr eine» Z'.ncch von Vvhneiikasfee brauchen, mclu Zucker oeilcingcn, nicht so ausgiebig und daher b. i schlechterem Geschmack nur scheinbar l^UU^er sind. das Fleisch vom Wildprat ins Tal bringen? No, man tut eh, was man kann. Der Hans verschaffte sich einen alten Bienenstock und in diesen machte er zwei Abteilungen, Der obere Teil ist der klei nere, da gibt

er eine» eingefange»e» wilden Bienen schwarm hinein; der uutere Teil ist der größere, da kommt 's Fleisch hinein. So gescheit? Ja, g'scheit ist schön, aber anschick'n muß man's könn', denkt der Hans, Er denkt halt nur. Heißt's ja doch nicht umsonst: Der Mensch denkt und Gott lenkt. Diesmal lauerte der -- Reisjager Haxl. Der begegnet dem Hans. Was hast den da auf dem Buggl? No, einen Beinstock, siehst's nit. Marsch, absetzen. Nun wird's zum Beiiistockvisitieren. Der Haus macht oben 's Brettl weg. Surr

sind die zornigen Bein dem Jager im Gesicht. Schon or dentlich vernagelt hätt'n f' ihn, wenn er nicht geflohen wäre. Der Hans ging mit seinem Beinstock weiter. Drunten im Tale kehrte er bei einem Wirtshäusl ein. Was hast den da in deinem Stock? Bein halt. Bein? Der Wirt ist neugierig. Kaum hat er dem Hans eine Zeche bracht', beguckt er neugierig den Stock. He, was ist den das? Damit weist der Wirt aus ein Tröpfl Foasch unter'm Stock. Mir scheint gar, Hans, deine Bein schwitzen Blut. Der Hans legte den Finger

auf den Mund und sagte: „Wirst doch epper 's Maul halten können?' Der Wirt lachte dummpfiffig und lispelte dem Wilderer ins Ohr: „Was geht den mich dein Bein stock an? Mir wär 's Fleisch lieber.' „Nu, also, kauf' mir's ab!' „Einverstanden.' Jetzt wurde cs zum Beinstockrameu. Hierauf zog der Hans mit dem leeren Bienenstock Liezen zu. Dort wurde in mehreren Wirtshäusern herum- geseidelt. Beim Stiegerwirt traf der Wilderer mit dem Reisjager Haxl wieder zusammen. Ein Wort gab das andere und so lange stichelte

der Hans, bis der Jager wild geworden, den Beinstock heben ging. Der Stock war leer, versteht sich, die Bein sind dem Haxl ja alle ins Gesicht geflogen, wie der Mensch ausschaut, klein verschwollen. Etwas über mütig geworden, machte der Wilderer eine ungeschickte Bewegung und warf deu Beinstock vom Tische, auf dem er stand. Patsch flog ein Brett vom Stocke los, ein Brett, das innen blutig war. „Ja, was ist den» das?' schrie der Jager, dem ein Licht ausging. Hans, der sich ertappt sah. machte ein dummes

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Page 20 of 22
Date: 19.09.1903
Physical description: 22
Schelme! — Nein, noch ist's nicht genug, der Tante zuliebe trinkt, sonst werdet ihr sehr krank, sehr krank werden, a^.'e beide!' — Sie schluchzte dabei. „Was meinst du, Thekla, wenn wir Pastor Müller holen ließen?' trompetete Tante Klara. „Der Vater kommt! — Der Vater kommt mit Hans!' rief Helene, die am Fenster gestanden hatte. „Na, Gott sei Dank.' Frau Thekla atmete etwas erleichtert auf. „Helene, Kind, lauf schnell, benachrichtige den Vater, er soll sofort herkommen und Hans mitbringen.' Schön

Heleuchen eilte den Herren entgegen und rief schon von weitem: „Vater, Hans, bitte, kommt schnell! Hier ist etwas Furchtbares geschehen! Kurt und Fritz haben sich vergiftet und müssen sterben!' „Alle Wetter, Mädel, bist du verrückt?!' entfuhr es dem alten Herrn, „Kurt und Fritz vergiftet . . . sterben?!' „Ja, ja, es ist schrecklich!' bestätigte Helene. „Sie haben von dem Rattengift gegessen, das sie in Hansens Stube fanden.' „Rattengift? Nanu! Ich hab' ja gar kein Rattengift in meiner Stube,' mischte

sich jetzt der Leutnant höchlichst erstaunt ins Gespräch. „Aber Haus! Die braunen Plätzchen in der blauen Schachtel,' Helene begann im stillen wieder etwas Mut zu fassen. „Braune Plätzchen ... blaue Schachtel?! Ach! Ich begreife! — Also von den Dingern haben sie gegessen?' „Ja, ja, natürlich!' „Na, dann beruhigen Sie sich nur, Helenchen, daran werden sie nicht sterben,' und Hans lachte so recht herzlich. „Ja, aber mein Gott, was ist es denn? Die Kinder sind in der Tat sehr krank

!' „Was es ist? Ja... Nun... Es ist. . Das heißt...' Der Leutnant wurde sehr verlegen. „Ja, zum Kuckuck, Hans, was ist es denn?' drängte nun auch Papa Schwarze. „Ach Gott, Onkel.. .' und Hans tuschelte ihm einige Worte ins Ohr, worauf der Alte sofort sein dröhnendstes Gelächter aufschlug. „Papa, du lachst? Was also ist es?' forschte Helene. „O, kein Gift, bewahre,' Papa Schwarze schmunzelte. „Ich z. B. würde anstatt der Plätzchen — Bitterwasser nehmen!' Kaum war Helene mit ihrer Freildenbotschaft bei den anderen angelangt, als die Situation

in bedenklicher Weise zuungunsten von Kurt und Fritz umschlug. Hatte es früher geheißen: Die armen Jungen! Die lieben Schelme! Mein Gott, so ein Kind, es denkt sich nichts dabei! Von Hans aber war es ganz unverant wortlich leichtsinnig! Geradezu gewissenlos! — So wurde Hans nun plötzlich so nnschnldig wie ein Wickelkind, und Kurt und Fritz waren zwei ganz nichtsnutzige Buben, die nur Dummheiten und Albernheiten im Kopf hatten und exemplarische Strafe verdienten. 3. Einige Tage sind vergangen. Kurt und Fritz

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