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Lienzer Zeitung
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Page 22 of 24
Date: 26.07.1902
Physical description: 24
„Du, Bruno, der Damenfeind, der nur den Wissenschaften lebte, sprichst plötzlich von einer sympathischen Erscheinung?' „Soll ich nicht, Mama, wie der hübsche Blondkopf voll frischen Lebens mit einer alten Tante neben mir vor den ägyptischen Mu mien stand?' „Den Kontrast kann ich mir denken!' gab die Doktorin zurück. „Die Tante nannte sie Seraphine; sie sprach das Englische etwas fremdländisch! Ich war so glücklich, ihr einiges erklären zu können. Plötzlich fragte sie: „Sind Sie ein Deutscher

, daß angerichtet sxi. Nach Tische ging Bruno Ritter aus, um Professor Mirziuskh aufzusuchen; er kam nach Stunden zurück und brachte seiner Mutter die frohe Kunde: „Mama, welch' ein Glück, ich bin als erster Assistenzarzt von Professor Mirzinskh am Krankenhause mit drei tausend Mark angestellt, habe mich aber auf drei Jahre ver pflichten müssen!' „Gott sei Dank, Bruno!' » ^ » Lenzes Sonnengold küßte liebend die Erde. Frau Doktor Ritter war in die Stadt gefahren, Bruno rauchte etne Morgencigarre und lag

im offenen Fenster der ersten Etage, welche die sorgliche Mama ganz für ihn eingerichtet. Er schaute in den schönen Frühlingsmorgen hinaus und belustigte sich über den alten Buller, der die nachbarlichen Hühner aus dem Garten scheuchte, indem er allerlei sonderbare Verwünschungen auf Platt deutsch vor sich hinmurmelte. Es war Sonntag und neun Uhr; die Kirchenglocken der Stadt schallten im feierlichen Geläute herüber; Bruno überkam eine echte Sonntagsstimmung. Plötzlich zuckte er zusammen, denn nebenan

im Garten sah er eine alte Dame mit altväterischer Haube und neben ihr eine junge Dame von außerordentlicher Schönheit mit blonden Locken; beinahe hätte er laut aufgeschrieen: „Seraphine!' Ja, sie war es, kein Zweifel! Die beiden Damen besichtigten den Garten, schauten den lachen den Himmel an und traten dann in die Hausthür zurück. Bruno mußte um zehn Uhr in; Krankenhause sein. Er machte sich ganz erregt zum Ausgehen fertig, trat zu Buller in das Vorgärtchen und sagte: „Buller, Sie brauchen den Leuten

nebenan nichts zu sagen; ich will das selbst in Ordnung bringen!' „Schön, Herr Doktor!' Bruno ging und murmelte: „Er heißt Buller, müßte aber eigentlich Bullerjahu heißen; daß mir der alte Murrkopf drüben nur keine Kollision anrichtet!' Plötzlich fiel es ihm ein, daß es ihm hier wie im British Mu seum gehen könne; er kehrte um: „Buller!' „Ja, Herr Doktor!' Er reichte ihm ein Markstück: „Trinken Sie eins auf mein Wohl! Sagen Sie, Buller, wohnt die junge Dame, die eben im Nachbargarten war, dort nebenan

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Lienzer Zeitung
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Page 28 of 34
Date: 16.01.1909
Physical description: 34
sich durchgerungen, zu Bruno hinausfahren zu »vollen und ihm zur Versöhnung die Hand zu bieten, da erst fcnrd er noch ein paar Stunden Schlaf. Und wirklich, gleich em nächsten Tage machte er es wahr. Ohne zur Schwester oder zu Kurt ein Wort von seinem Vor haben zu sprechen, ließ er anspannen, und fuhr hinaus nach Schönau zu seinem ältesten Sohn. Als er so in den hellen, founigen Frühlingstag hineinfuhr, sah er sinnend in die blaue Luft und überdachte alles noch einmal, was der gestrige Tag ihm an Ehren

und Frende bereitet hatte. Bis auf deu einen Mißklang mit Bruno war es nur Licht und Glück gewesen, lind so wie dieser Tag sich gestaltet hatte, so war eigent lich auch sein ganzes langes Leben gewesen: immer waren Glück und Freude seiue steten Begleiter gewesen, immer waren seine Unternehmungen von Erfolg gekrönt und immer hatte man ihn mit Anerkennung uud Ehren überhäuft; so wie man jetzt — wer auch feinem Wagen hier begegnen mochte — tief den Hut vor ihm zog, so war er allenthalben und immer

mit Ehrfurcht begrüßt worden. Wahrhaftig, er konnte zufrieden sein, denn das Leben hatte ihn gut gebettet. Aber schließlich gab es auch in seinem Haufe ein Gespenst. Stirnrunzelnd mnßte er es sich eingestehen. Und dieser dunkle Punkt in seinem sonst so freudehellen Dasein, es war jene kurze, aber unerfreuliche Zeit feiner ersten Ehe, als deren lebendes Andenken sein erstgeborener Sohn Bruno ihm ständig vor Augen war. Mit heimlichem Entsetzen dachte er an jene Zeit, die aus seiner Erinnerung auszutilgen

. Zwar hatte er seine Frau stets mit Zartheit und Takt behandelt, aber sein Herz, seine Seele gab er ihr nicht; innerlich blieben sie sich fremd und kalt gegen über; lügen konnte nnd wollte er nicht. Und als der Himmel sie von ihm nahm, atmete er erleichtert auf, obschon er sich dessen schämte. Und an diese Ehe, an diese furchtbarste Zeit seines Lebens erinnerte ihn immer uud immer wieder sein Sohn Bruno. Nein, er hatte ihn niemals geliebt. . Offen und ehrlich gestand er es sich ein. Er hatte nur zu bald erkannt

Bruno gerade am Fenster. Er glanbte, seinen Augen nicht trauen zu sollen. War das wirklich sein Vater, der da auf dem Wagen saß? Ruhig giug er hinunter, seinen Gast zu begrüßen. Das Willkommen fiel, trotzdem man sich von beiden Seiten entgegenkam, schon um deu Leuten ringsum nicht Nahrung zum Klatsch zu geben, dennoch etwas frostig aus. Erst als sie oben im Zimmer waren, sah der Vater den Sohn an, versuchte zu lächeln und fragte ein wenig unsicher: „Tu wuuderst dich, mich hier zu sehen, wie?' „Offen

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Page 25 of 30
Date: 09.01.1909
Physical description: 30
Ha, ja, es ist so. Sag', was du willst, es ist so, Glaub' nur, ein Kind hat ein feines Gefühl für so etwas. Nicht umsonst bin ich so still und verschlossen geworden.' Jetzt erwiderte der alte Herr nichts mehr. Still uild ernst saß er da in seinem Lehnstuhl und tat ein paar tiefe Züge aus seiner Zigarre, dann hob er langsam das Glas und leerte es. Auch Bruno schwieg. Ihm war es unbehaglich. Er sehnte sich fort, weit fort. Das merkte der andere, deshalb füllte er schnell die Gläser

wieder und schlug einen anderen Ton an. „Reden wir nicht mehr davon. Ich schelte mich jetzt selbst, daß ich unser Gespräch dahin kommen ließ. Ich wollte ja etwas ganz anderes von dir. Na, trinken wir mal erst. Prost!' Nachdem sie getrunken, fragte Bruno: „Also, was wolltest du denn, Onkelchen?' Der Alte war jetzt wieder ganz Lebenslust und Freude. Scher zend rief er: „Ich habe 'ne Neuigkeit für dich, jawohl.' „So? Und was für eine denn?' „Ja, mein Jung', so ohne weiteres geht das nun auch nicht. Erst mußt

du mal ein ganz anderes Gesicht machen, damit ich weiß, daß du all den Krimskrams von vorhin vergessen hast. Ja, ja! Es ist nämlich 'ne ganz besondere Neuigkeit, die ich für dich habe.' Bruno mußte lächeln. Dieser prächtige alte Mann meinte es gut mit ihm, das wußte er, und deshalb hatte er ihn ehrlich lieb. Eben wollte er ihm auch eine fröhliche Autwort geben. Aber mit einemmal wurde ihre stille Unterhaltung gestört, Kurt, der jüngere Bruder, ganz aufgeregt, trat schnell näher. „Ah, endlich finde

ich dich, Bruno! Allenthalben habe ich dich schon gesucht!' Der ältere Bruder blieb ruhig sitzen und fragte verwundert: „Mich hast du gesucht?' „Ja natürlich. Wir haben nämlich eine Bitte an dich. Du entschuldigst wohl, Onkel Klaus, daß ich gestört habe!' „Bitte, bitte,' erwiderte der, ohne sich vom Fleck zu rühren. Bruno war gespannt. „Na also, was soll ich denn?' „Sei doch so gut und engagiere Fräulein Breilmmn zum Konter; sie hat nämlich keinen Herrn bekommen, und sitzen blei ben darf des Bürgermeisters

Tochter doch nicht.' Onkel Klaus kicherte in sich hinein. Bruno aber wnrde erst ein wenig blaß, dann antwortete er ruhig: „Ich tanze nicht, das weißt du doch.' „Natürlich weiß ich das. Aber ich denke, du wirst doch indie- sem Fall mal eine Ausnahme machen. Wir, als die Söhne von: Hause, müssen doch für unsere Gäste sorgen.' „Als die Söhne vom Hause,' — es klang ziemlich scharf und bitter — „nun, so opfere du dich doch!' „Aber ich habe doch schon eine Dame!' „Dennoch muß ich bedauern. Ich war eben

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Lienzer Zeitung
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Page 28 of 34
Date: 30.01.1909
Physical description: 34
empfand er das Peinliche, das Beschämende seiner Lage. Als Bruno ihn kommen sah, war er ganz sprachlos. Was be deutete denn nun das wieder? Erst der Vater und nun der Bru der? Sollte das vielleicht gar nochmals solche Komödienszene geben wie letzthin? Das dürfte nett werden! Schon die Begrüßung von seiten Brunos fiel geradezu for mell aus. Aber dennoch raffte Kurt allen Mut zusammen und ging geradewegs auf sein Ziel los. „Staune nicht über mein Kommen,' begann er mit bittenden Blicken

, „wie du mich hier siehst, bin ich in größter Not.' Schweigend, in eisiger Ruhe, stand Bruno da. „Alle meine Hilfsquellen sind erschöpft. Ich weiß mir absolut keinen Rat mehr. Deshalb komme ich nun zu dir.' „Natürlich, der Notnagel bin ich euch ja immer nur gewesen,' klang es bitter zurück. „Lieber Bruno, ich bitte dich, jetzt nicht in diesem Ton! Es handelt sich hier um meine Existenzfrage! Also sag', darf ich ganz offen zu dir sprechen?' „Wenn es sein muß, — bitte.' Sie setzten sich gegenüber. Und Kurt begann

einen Taler selber zu verdienen imstande war. Sonst gab es keine Er klärung dafür. Als Kurt zu Ende gesprochen, sah er den Bruder fragend an. Der sagte nnn: „Ja, da ist doch die einfachste Lösung, du er klärst dich dem Vater.' „Das ist nicht möglich, Bruno! Du hörst ja, daß Papa vor jeder Aufregimg bewahrt bleiben soll.' „Nun, so geh doch zu deinen reichen Freunden, mit denen zu sammen du dein Geld verjubelt hast. In solchen Situationen pflegt man sich ja in diesen Kreisen auch gegenseitig herauszureißen

.' Knrt wurde rot vor Arger, aber er nahm sich zusammen. Noch einmal bat er: „Bruno, laß doch in diesem Augenblick den ironischen Ton. Du kannst doch den Ernst meiner Lage nicht verkennen.' Ruhig erwiderte der Altere: „Wer hat dich in diese Lage ge bracht? Wer anders als du selbst?' „Nun also rund heraus, willst du mir helfen?' „Was denn? Hast du dir vielleicht einen Moment eingebildet, ich würde dir die zwölftausend Mark geben? Hast du das wirklich auch nur einen einzigen Augenblick ernsthaft glauben

können!?' „Ja, Bruno, und ich glaube es auch noch!' Laut, schallend, im bitteren Hohn, lachte Brnno auf. „Wirk lich! Du bist, weiß Gott, noch ein großes Kind!' Bebend vor Angst, wie ein gehetzter Mensch, der die letzte er hoffte Rettung wanken sieht, stand Kurt da. Noch einmal'flehte er: „Sei doch gnt, Bruno, laß dich erweichen, hilf mir nur dies eine einzige Mal! Wir sind doch Brüder!' „So? Fällt dir das jetzt plötzlich ein!?' „Bruno, ich bitte dich, Hab' Erbarmen!' „Wer hat damals mit mir Erbarmen gehabt? Damals

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Page 23 of 28
Date: 20.02.1909
Physical description: 28
Der alte Herr sah ihr das an. Natürlich sagte er nichts dazu. Wer im stillen lächelte er doch und dachte: Sicher ist sie nur zu unr gekommen, um den Bruno wiederzusehen. Draußen in Schönau war man direkt überrumpelt. Aber das gzrade wollte Onkelchen ja auch. Denn hätte er seinen Besuch vorher angemeldet, dann wäre der Bruno vielleicht gar ausge rückt, zuzutrauen war ihm das doch! So aber hatte er keine Ah nung von dem, was seiner harrte, und arbeitete ruhig und rüstig auf dem Felde. Fräulem

sogar zaghaft, erwiderte sie seinen Händedruck, und ihre Stimme zitterte ein wenig, als fie die Worte heraus brachte: „Guten Tag, Bruno.' Onkelchen aber, um dem ersten Wiedersehen das Peinliche schnell zu nehmen, rief heiter: „Na, ist mir die Überraschung nicht brillant gelungen?' „O ja,' antwortete Bruno, „sogar über alle Erwartung.' Es sollte wohl fröhlicher klingen, aber es hatte doch einen recht herben Nebenklang, so daß die junge Frau leise zusammenfuhr. Sie setzten sich. Bruno zog eine Flasche

nur aus allgemeinen Fragen und Antworten zn- sammensetzte, da ging dem alten Querkopf die Geduld aus, und er riskierte nun seinen letzten Trumpf. Kurz entschlossen stand er auf und ging hinaus. Mochten sich die beiden nun allein aus sprechen ! Einen Moment lang saßen die sich jetzt stumm gegenüber. Sie sah bange und bebend nach der Tür, in der Onkelchen eben verschwand. Bruno aber blickte fest und entschloffen zu ihr hin. Dann fragte er schnell und selbstsicher: „Du gehst nach Tirol, wie^mir Onkel Klaus sagte

, nicht wahr?' Sie bejahte stumm und sah ihn an, aber als sie seine ernsten Augen sah, senkte sie verlegen den Blick. Eine Pause entstand, bang, schwül, beklemmend. Und wieder begann er, schnell und hart: „Und weshalb machtest du dabei den Umweg über Werdenberg? ' Da sah sie auf, frei und ruhig, denn plötzlich war ihr der Mut gekommen. Und still und zart sagte sie: „Weil ich dich wieder sehen wollte, Bruno.' Er bebte am ganzen Körper. Wie ein Feuerstrom rann es durch seine Adern und trieb ihm das Blnt

in den Kopf, so daß es in seinen Schläfen hämmerte. Wortlos, mit zusammenge preßten Lippen, mit brennend erregten Augen stand er auf und starrte sie an. Auch sie erhob sich schnell. Und tapfer sprach sie weiter. „Ja, ich mußte dich wiedersehen, Bruno. Es ließ mir keine Ruhe. Ich habe dir damals weh getan. Jetzt weiß ich es. In diesen fünf Jahren, die für mich kein- glücklichen waren, habe icl über alles, was hinter mir liegt, nachgedacht. In diesen Jahrer bin ich reif geworden, Bruno, und habe eingesehen

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Page 24 of 30
Date: 09.01.1909
Physical description: 30
sollte dies, bald jenes aus ihm werden. Na, wie kann so was zu einem guten Ende sichren.' Plaudernd gingen sie weiter. Und während drinnen im Tanzsaal die Wogen des festlichen Lebens und Treibens höher und höher gingen, während Kurt, der flotte und elegante Schwerenöter, alle Mädchen- und Franen- herzen brach, stand abseits im Nahmen einer Seitentür ein stiller, ernster Mensch, der mit ganz weltfremden Augen in diesen lustigen Trubel hineinschaute. Es war Bruno, der älteste Sohn des greisen Jubilars, sein Kind

zu animieron. Man kannte ihn schon zn genau uud deshalb ließ man ihn möglichst allein. Er raffte sich ans. Das beste war eben schon, er perschwand so schnell als möglich, — vermissen würde ihn sicher niemand. Ruhig ging er durch eines der Nebenzimmer, um von da zur Garderobe zu gelaugen. Aber auf einmal stand jemand hinter ihm und hielt ihn fest. Erstaunt sah er sich um. Der Onkel Klaus war es, ein Vetter des Jubilars. „Bruno, Kerlchen, willst dn dich etwa gar schon drücken?' rief der lebenslustige alte

Herr. „I?, Onkel Klaus, ich habe jetzt genug von dem Kram da drinnen,' klang es mit leiser Ironie zurück. Der Alte lachte mit tiefem Behagen, und während er Bruno auf die Schulter klopfte, leuchtete cnls seinem lebensfrohen Ge sicht die helle Freude. Dann s'gte er gutherzig: „O du Kind, du Kind von sechsunddreißig Jchren, du ewiges Kind! Wirst du denn nie und nimmer vernünftig werden?' Auch Brunos Gesicht war plötzlich wie von Sonnenschein er hellt, nnd leicht errötend antwortete er: „Jetzt wohl

kaum mehr, Onkel Klans.' Er wollte ihn: die Hand reichen und weitergehen. Aber daraus wurde nichts „Meinst du wirklich, daß ich dich fortlassen würde? Ach, du dummer Bengel? Das laß dir lin man vergeh'n!' Und kurz und bündig nahm er Bruno beim Arm und zog ihn mit fort, ins nächste Zimmer mit hinein, so daß dieser nicht anders als folgen konnte. „Siehst du, mein Jung', den ganzen Abend habe ich darnach getrachtet, mit dir in Ruhe mal ein paar Worte zn plaudern, aber nie bin ich dazu gekommen

.' Inzwischen hitte er Bruno in einen der tiefen Sessel niedergedrückt und den blinkenden Wein eingeschenkt. Es half nichts, kein Reden und kein Sträuben, Bruno mußte bleiben. Lächelnd ergab er sich darein. „So, mein Lieber, nu' trink' mal ordentlich eins! Wenn du von dem Saft da so'n Stück sechs Gläser im Leib hast, dann wirst du kein so griesgrämiges Gesicht mehr machen. Also Prost auch!' Sie tranken. Und während der alte Herr schmunzelnd, fast liebkosend, das herrliche Weinchen ansah, wurde Bruno

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Page 23 of 24
Date: 26.07.1902
Physical description: 24
S39 lang gleiten ließ, ob er nicht vielleicht sie, nm die sich jetzt all sein Denken drehte, an einem Fenster sähe, kam ihm plötzlich Buller mit dem krächzenden Cochinchinahahn entgegen und sagte: „Da is dat Aaas, Harr Doktor, he hatt mi wedder all' de Rabatten verkleiht! Nu man rüm mit em!' Bruno nahm ihm das Tier ab und befahl: „Holen Sie meinen Hut, Buller!' Er setzte ihn auf, legte seine Cigarre, sparsam wie er war, auf den Thürpfosten des Gärtcheus und trat ins Nachbarhaus. Frau Clementine

nahm ihn mitsamt dem kühlten Springer Harras sehr erfreut in Empfang. „Verehrte Frau,' begann Bruno, „hier bringe ich Ihnen den Cochinchinahahn, dem mein Buller eben zu Leibe wollte, weil er ihm alle Beete zerkratzt! Der hübsche Hahn versteht es nämlich meisterhaft, sich durch die Hecken zu Mängeln!' Frau Clementine nahm das Tier gerührt uud sagte: „Ich werde Dir die Flügel beschneiden müssen, Harras!' Sie übergab ihren Liebling der Magd und nötigte Bruno ins Wohnzimmer, wo Seraphine ihn errötend

empfing. Man redete von manchem, bis Bruno fragte: „Und wie geht es Herrn Aktuar Theodorich Pitterich?' „Ach, schlecht!' seufzte Frau Clementine. „Aber, Tantchen,' rief hier Seraphine, die heute noch ent zückender aussah. „Dr. Ritter ist ja Arzt! Wie wäre es, wenn er Onkelchen mal untersuchte?' „Wenn Onkel Theodorich nur einen Arzt wollte, Seraph.' „Man müßte den Doktor unter einem Vorwand einschmuggeln!' „Dann thu Du es, bitte!' „Ja, gern! Wollen Sie, Herr Doktor?' „Ich? Gern!' „Bitte, dann kommen

Sie!' Sie traten in die Schlafstube, wo im Bette ein dürres Männ chen, der Namensbruder des großen Gothenkönigs, lag. Seraphine machte ihre Sache sehr geschickt und stellte den lie benswürdigen Nachbar, Doktor Ritter, der den Hahn Harras vor einer schmählichen Tracht Prügel bewahrt, vor. Herr Theodorich Pitterich sah ihn mißtrauisch an und entgeg- nete: „Seraphine, Du bringst mir eine» Arzt, Du weißt doch, wie teuer die Herren Doktoren sind!' Seraphine errötete über die Taktlosigkeit, aber Bruno sagte

!' Sie nickte: „Ich kenne das!' „Und ich spreche morgen wieder vor!' meinte Bruno, in dem sich der Arzt regte. Sie traten wieder ins Wohnzimmer, wo Tante Clementine Bruno die Hand drückte und sagte: „Wie soll ich Ihnen danken? Ich behielte doch meinen Theo dorich, mit dem ich durchs Leben gewandert bin, auch so gern!' „Keine Sorge, gnädige Frau, ich spreche morgen wieder vor!' Als Seraphine ihn hinausgeleitete, sagte sie: „Verzeihen Sie, Herr Doktor, aber Onkel Theodorich ist bis auf die eine Schwäche

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Page 26 of 32
Date: 27.03.1909
Physical description: 32
er sich über ihn und küßt ihn, heiß und wild, als wollte er ihm sein Leben einhauchen. Da endlich schlägt Kurt die Augen auf. Matt, kraftlos, fragend blickt er um sich. Bruno aber reißt ihn aufs neue an sich. Und aufs neue küßt er ihn, heiß und innig. Und nun erwacht auch Kurts Bewußtsein. „Bruno,' sagt er ganz leise und sieht den Bruder mit mattem Dankesblick an,— „ach, du, Bruno!?' — Dann schwindet das Bewußtsein wieder. Endlich, endlich kommt die erste Hilfe. Der Försterknecht mit einem Schlitten ist es. Und ganz

, ganz hinten kommen nun auch schon andere. Schnell wird Kurt, eingehüllt in Decken und in Tüchern, unten auf Stroh gelegt, in den Schlitten gepackt. Und dann geht's zu rück zum Oberförster. Bruno aber verschwindet sofort im Wald. Im wilden Galopp rennt er dahin. Nicht um die Welt möchte er jetzt einen der an deren sehen! Oder gar Worte des Dankes hören! Immer schneller und schneller rast er dahin. Nichts von Nässe, nichts von Kälte merkt er. Sein Herz schlägt so froh und so warm wie noch nie

auch kommen möge, niemand wird vor gelassen!' Alle starren ihn an; keiner versteht ihn. Er aber schließt sich ein nnd steigt schmunzelnd ins Bett. Was Bruno vorausgesehen, traf ein. Kaum eine Stunde später fuhr ein Schlitten in den Hof. Und Onkel Klaus eilte ins Haus. Aber er kam umsonst. Fräulein Berta berichtete, was ihr auf getragen war. Doch damit gab der Alte sich nun nicht zufrieden. Kurz ent schlossen ging er bis zum Schlafzimmer nnd pochte dort an. „Na, wer ist denn da?' klang es verschlafen

,' sagte sie leise, „wie danke ich unserm Schöpfer, daß er dich gerettet hat!' Und ihre alten guten Augen schwammen in Tränen. „Und Bruno,' flüsterte er leise, „ihm, ihm habe ich ja so viel zu danken; wäre er nicht dagewesen, wer weiß, was dann aus mir geworden wäre.' Stumm nickte sie ihm nur zu. Ja, ja, wer hätte das wohl dem Bruno zugetraut: ein ganz unberechenbarer Mensch war er doch; von jetzt an würde man ihn nun doch mehr ins Haus ziehen müssend Auch Onkel Klaus und Grete kamen ans Lager

es, den alten Herrn daheim schonend vorzubereiten. Dann fuhr die ganze Gesellschaft zurück nach Hanse, nur das Tautcheu blieb noch dranßen, bis der Patient wiederhergestellt war. Auf der Rückfahrt faß Grete still und bedrückt da. Noch immer machte sie sich Kurts wegen Vorwürfe. Aber auch um Bruno sorgte sie sich im stillen. Und selbst die gute Laune Onkelchens konnte sie nicht erheitern. Und kaum daheim angekommen, gingen beide gleich zum alten Herrn Waldemar. Der war nun halb außer sich vor Schreck. Sofort

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Page 29 of 34
Date: 16.01.1909
Physical description: 34
-»-4 1 Aber ich bitte dich, sei wieder gut-! Ich bin ja herausgekom- Men/dich wieder zu gewinnen ! Mach' es mit doch nicht zu schwer!' Doch ruhig, aber auch mit stählerner Härte, entgegnete Bruno: „Nein, Vater, laß das nur. Damit bessern wir doch nichts. Das alles wäre nur äußerlich. Hier drinnen, im Herzen, ändern wir dadurch doch nichts.' Bebend rief der alte Mann: „Tu weisest meine Hand zurück, Bruno? Ich bin gekommen, wieder gut zu machen, und nun verharrst du in deinem Starrsinn?' Wehmütig

lächelnd verneinte Bruno: „Das ist es ja eben, was du nicht einsiehst. Du kannst nichts wieder gut machen an mir! Was einmal an mir geschehen ist, das wischt kein noch so gut ge meintes Wort wieder fort. Darum ist es besser, wir lassen alles, wie es ist.' „Und wenn ich dir meine Liebe anbiete, wenn ich dich instän digst anflehe, komm, sei wieder gut, bleibst du auch dann noch hart und störrisch?' Mit weicher, tränendurchzitterter Stimme erklang es. Doch Bruno schwieg und kam nicht um einen Schritt

weder dich noch sonst jemand vom Hause, Vater, und es liegt mir noch viel weniger daran, den Zwiespalt noch zu vergrößern. Aber verlange auch nicht, daß ich mich hier zu einer Gefühlskomödie hergebe. Dazu hat mich das Leben zu ernst nnd zn hart gemacht.' Jetzt erhob sich der alte Mann. „Eine Komödie nennst du dies?' fragte er bebend. Bruno nickte. „Ja, Vater, ich kann nicht anders.' Sie standen sich gegenüber. Und sie blickten sich einen Moment lang fragend und suchend in die Augen. Dann sagte

der Vater ernst und finster: „Wahrhaftig, du hast nichts von mir, gar nichts, du bist der ganze Erbe deiner Mutter. So war sie auch, ganz genau so. Jetzt sehe ich es vollkommen ein, daß es Wohl nie eine Brücke von nns zn dir geben wird. Ja, jetzt sehe ich es ein. Adieu!' Er ging. Und Bruno geleitete ihn bis zum Wagen. Ruhig und förmlich, als wäre nichts geschehen, so sagten sie einander Lebewohl. Dann fuhr der Wagen davon. In Bruno aber erklang jetzt noch einmal jene sehnsuchtsvolle Melodie

angestrebt hatte, nur um uach außen hin den Schein zu wahren und dem Klatsch jede Nah rung zu nehmen. Ja, das hatte eigentlich den Anstoß gegeben. Auf dem Namen seines alten Hauses sollte auch nicht der leiseste Hauch eines Schattens zu finden sein. Das hatte ihn zn seinem Schritt bestimmt, das allein. Sein Herz war unbeteiligt dabei, denn inner lich stand man sich so fremd uud so fern wie innner. Das mußte er anerkennen. Und dies, gerade dies, daß seine Engherzigkeit von Bruno so klar durchschaut

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Page 22 of 28
Date: 06.02.1909
Physical description: 28
gerufen. — Natürlich wußte er von nichts und hatte den jungen Herrn überhailpt nicht gesehen. Immer rätselhafter wurde die Sache. „Also wenn er wirklich zu Bruno hinaus ist, weshalb denn mit fremdem Fuhrwerk?' Keiner wußte ein noch aus. Aber hier gab es nur eins: Klarheit! Er öffnete das Fenster nach dem Hof und gab Befehl, sofort anzuspannen. „Du willst hinaus nach Schönau?' rief sie baugeud, „du sollst dich doch schonen.' „Meinst du, daß mir diese Ungewißheit Ruhe läßt? Ich muß dahinter kommen

. Irgend was geschieht hier hinter meinem Rücken. Umsonst fährt der Junge nicht zu Bruno. Seit Jahren war er nicht dranßen. Und der Gedanke, daß die beiden aneinander geraten könnten, läßt mir keine Ruhe.' „Also gut, so werde ich dich begleiten.' Er mußte es zugeben. Nach einer Viertelstunde saßen sie auf dem Wagen. Der Kutscher fuhr, wie er noch nie gefahren war. Aber der alte Herr trieb ihn fortwährend zu größerer Eile an. — Endlich, nach einer qualvollen Fahrt, kamen sie nach Schönau. Bruno

war starr vor Erstaunen. So viel Besuch von der Familie, wie er in diesen paar Tagen bekommen hatte, war seit undenkbarer Zeit nicht da gewesen. Und nun gar die liebe Tante auch n»ch. — Doch mit seinem Erstaunen kam er nicht weit. Erregt trat der Vater ein, und nach kurzer Begrüßung fragte er sofort: „Ist Kurt bei dir?' Unwillkürlich mußte Bruno lächeln. Deshalb also der ganze Aufzug! — Dann antwortete er ruhig: „Er war hier, vielleicht vor drei Stunden.' „Ah, also doch!! Nun und was hat es gegeben

?' Etwas erstaunt sah Bruno du f. „Hat er sÄber dir nichts davon gesagt?' „Nein, nichts, kein Wort! Von gar nichts weiß ich, — weder vor der Fahrt zu dir, noch wo er jetzt ist. Also schnell, bitte, sprich schnell! Aber sag alles, hörst ß)n, alles! Ich will volle Wahrheit haben!' Ruhig und sachlich berichtete Bruno, was der Bruder ihm gebeichtet und was er von ihm gefordert hatte. Alles genau, wie es sich zngetragen, berichtete er Wort für Wort. Das Gesicht des alten Mannes wurde düster und düsterer. Stumm

, mit zusammengepreßten Lippen, mit bebenden Fingern, saß er da und hörte zn. Tante Marie schluchzte leise in ihr Taschentuch. O Gott, o Gott, sie hatte so etwas ja geahnt! Als Bruno beendet hatte, fragte der Vater unruhig und ge spannt: „Nun, und was weiter? Hast dn ihm das Geld gleich gegeben?' „Ich? Ob ich ihm zwölftausend Mark so ohne weiteres ge geben habe! ? Mit der Frage ist es dir selber doch Wohl nicht ernst, Vater!' Ruhig, mit finsterem Gesicht, in würdevoller Haltung stand Bruno da und sah den Alten fest

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Page 22 of 24
Date: 03.10.1896
Physical description: 24
dieser temperamentvolle, energische, junge Mann schon bei seinem ziveiten Besuch in dem Lehrerhause dem Zauber er legen, den dies reizende, taufrische Geschöpf auf ihu ausübte. Aber, was sie einander hätte nähern sollen — die gemeinsamen Erinne rungen — gerade das schien sich zwischen sie zu stellen. Dazu kam, daß Bruno wenig oder gar nicht über das Verhältnis Rudolf Ebners zu Paula unterrichtet war. Er prallte also zurück, als er diesen Namen von ihr nennen hörte, als er gewahr werden mußte, daß jener Ebner bereits

einen breiten Raum im Herzeu des jungen Mädchens einnahm. Sogar Paula bemerkte, wie Bruno bei diesem zweiten Besuch in anderem Tone zu ihr sprach, in veränderter Haltung ihr gegen überstand. Was hatte sie ihm nur gethan? War sie ihm nicht herzlich, ja fast geschwisterlich entgegengekommen? Sie sprachen von ihrer Kindheit, von Paulas Vater. Und Bruno wurde noch ernster, als zuvor, noch zurückhaltender — gab es also wirklich ein Geheimnis in der Geschichte ihres guten Vaters? Ach — schon manchesmal

auf sich zu nehmen, mit so freigebiger Hand für ihre Bedürfnisse und Wünsche einzutreten. Aber so ost sie bei ihrer Umgebung angeklopft hatte, immer hatte man sie beschwichtigt, war man offenbar über den Kern ihrer Frage hinweggeglitten. Das that auch Bruno und diese Zurückhaltung war es, was sich zwischen die beide» jungen Leute stellte. Als er nach einer Woche zum drittenmal kam, war der „Onkel', war Rudols Ebner gerade eingetroffen und Bruno übersah mit einem Blick, daß für ihn hier nichts zu hoffen war. Erst

schrie schmerzlich auf, Thränen füllten ihre Augen. Aber sie wollte stark sein, wollte alles hören — alles. „In der Nacht vor jenem Morgen, da es geschah,' suhr Bruno fort, „trat Dein Vater in mein Stübchen; ich saß «och üiid arbei tete, ich stand vor einem Examen. Er war gekommen, sich die Seele frei zu reden. Ein schwerer Schlag hatte ihn getroffen — einer, den er nicht überleben zu können meinte. Er hatte jemanden, zu dem er vollen Glauben hegte, nicht nur sein kleines Vermögen anvertraut

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Page 4 of 6
Date: 20.06.1942
Physical description: 6
^ Es könnte noch viel weitere Sprünge machen, wenn es statt zwei vier Beine hätte. Die Wärme dehnt die Körper aus und die Kälte zieht sie zusammen. Das sieht man daran, daß die Tage im Sommer län ger und im Winter kürzer werden. Geschäftsstelle: „Lienzer Zeitung', Lienz, kchweizeraaffe SV. Tel. 43. Verantwortl. für den lokalen Teit. u. Anzeigen-- teil Bruno Ewald Reiser, Lienz, Druck: I. S. Mahl» Buchdruckerei, Lienz. lim Irene von Ik-slTekGr - ^ vrksksr-keckjss^wk: vre! (?voNen-Verlog, I(vnlg5briZ6c lkex. v5S56e5

sie ab und schiebt ein Brötchen in den Mund. Erst nach einer längeren Pause berichtet sie dies und das von Menschen und Eindrücken der großen Hansestadt. Der Hauptzweck ihrer Reise ist gelungen, eine nähere Ver bindung der Handelsfirmen Brenkenkamp und Sörenson in Hamburg herbeizuführen. Die Sörensons sind übrigens weitläufig verwandt mit ihnen in der großväterlichen Linie. „Und wie geht es Bruno Sörenson?' fragt Cornelius Brenkenkamp und vermag seine Erwartung kaum zu ver bergen. Bis jetzt ist der Name

mir zu Ehren, wie sie sagten, eine Abendgesellschaft. Mit Bruno Sörenson hatte ich mich ganz freundschaftlich ausgesprochen. So sehr wir uns gegenseitig schätzten, ebenso übereinstim mend waren wir überzeugt, nicht zueinander zu passen.' „Klingt das nicht reichlich romantisch, lieb« Thea?' wirft Cornelius Brenkenkamp nicht ohne Spott ein. „Vielleicht — vielleicht auch nicht; schließlich handelt es sich doch um die zukünftige, manchmal recht lange Lebens gemeinschaft zweier erwachsener Menfchen. Bruno Sören

son ist wie du rund dreißig Jahre, und ich bin mit meinen siebenundzwanzig ja schließlich auch alt genug, um ent scheiden zu können, ob eine Ehe mit Bruno Sörenson für mich ein Glück bedeuten würde.' „Glück, Thea? In unserem Falle handelt es sich darum doch erst in zweiter Linie. Oder glaubst du. daß alle diese Frauen', und er beschreibt mit seiner Rechten eine kreisende Handbewegung nach der Wand, von der all die Brenken- kampschen Ehepaare stumm herniederblicken, „auf ihr ver meintliches

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Lienzer Zeitung
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Page 23 of 30
Date: 06.03.1909
Physical description: 30
wieder drängte zwischen all dem kraufenWirr- warr der eine Gedanke sich hindurch: wenn man nur den dummen Kerl, diesen Bruno, mal heranbringen könnte! Aber wie das anstellen? Er hatte ihn seit jenem Früh lingstag nicht mehr aufgesucht. Denn er ärgerte sich noch im mer über den Dickschädel, und wo er ihn kommen sah, war er ihm ausgewichen. Also konnte er ihn jetzt nicht gut heranholen. Dennoch aber war es sein heißer Wunsch, daß er bald kommen möge. Und siehe, der Wunsch sollte sich wirklich bald erfüllen

. Als am nächsten Freitag Getreidebörse war, lief Bru no, der eben seinen Weizen gut verkaust hatte und bester Laune war, dem alten Onkel direkt in den Weg. — Sie hatten sich beinahe fünf Mo nate nicht gesehen. Nim stan den sie sich Plötzlich gegenüber. „Na, Onkelchen, grollst du mir noch immer?' rief Bruno heiter und streckte dem Alten seine beiden Hände hin. Der spielte zuerst zwar noch den Verletzten, wurde aber doch freundlicher und erwi derte: „Grund hätte ich doch wohl, sollt

' ich meinen. Aber solchem Dickkopf, wie dir, darf man nichts übel nehmen.' „Bravo! So ist's recht! nen Weg gehen.' ' . >W -WW Schwere Aufgabe. Von H. Kaulbach- (Mit Text.) Photographie im Verlag von Front Hanf sta engt in München. Immer laß mich nur meinen eige- „Davor kannst du beruhigt fein, zum zweitenmal verbrenn' ich mir bei dir nicht die Finger.' Bruno lachte herzhaft auf. Und dann gingen sie plaudernt weiter. Natürlich erwähnte der Alte kein Wort von seinem neu eingetroffenen Besuch. Plötzlich sagte Bruno

: „Wollen wir nicht bei einem guten Schoppen unsere Versöhnung feiern?' „Gewiß, ich bin dabei,' —damit wollte Onkelchen hinübergehen in die „Goldene Kugel', wo man einen guten Tropfen bekam. Bruno aber fragte erstaunt: „Dorthin? Weshalb denn nich. zu dir? Du hast doch imme? einen guten Wein im Kell«? gehabt, und bei dir ist's doch viel traulicher als in so'n«? Kneipe.' Einen Moment lang zö gerte der Alte und sah de?. Jungen an. Ob der fchov von dem Besuch etwas wuß te? Aber nein, feine Auger verrieten

es, er hatte noch keine Ahnung davon. „Also gut,' sagte er dann, „wenn es dir lieber ist, gehen wir zu mir.' „Natürlich ist es mir vi«: lieber! Ich habe mich — offek gestanden —sogar gewundert- daß du mich nicht gleich vok selber dazu aufgefordert hast/ Onkelchen räusperte sich ein wenig verlegen: „Mein Gott, ich dachte eben, du wü» dest mir noch nicht so rechi über den Weg trauen.' Aber Bruno lachte treu herzig. „Unsinn! Der ganz; alte Zimt ist ja vergessen! Ich freue mich direkt auf den Schoppen

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Lienzer Zeitung
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Page 22 of 28
Date: 20.02.1909
Physical description: 28
! Er liebte es eben, ein wenig Schicksal zu spielen. „Na und dein alter Jugendfreund, der Bruno Büttner, lebt auch noch,' sagte er so nebenher. Lebhast rief sie: „Ach so, ja! Und was macht denn der Onkel Waldemar?' „Oh, der ist noch recht munter, trotz der Siebzig.' „Na und der Kurt, wie geht's ihm?' „Gut geht's dem Bengel, trotzdem er's eigentlich gar nicht oerdient.' „Oh, wieso nicht?' „Well er dem Wten schon ein Vermögen durchgebracht hat; :rst in der letzten Zeit scheint er ja endlich zur Einsicht

gekommen ;u sein, daß es so nicht weiter gehen konnte.' „So, so. Ich will nachher gleich mal hinüber und guten Tag iagen.' Schnell stand sie auf und nestelte vor dem Spiegel an ihrer Brosche. Sinnend sah Onkel Klaus ihr nach. Aha! dachte er nur. Wer mit dem Besuch da drüben eilte ihm das nun gar nicht so sehr. Zuerst kam sein Plan in Betracht. Und konsequent begann er wie der: „Ist übrigens ein sehr stattlicher Mann geworden, der Bruno.' „So, so,' erklang es vom Spiegel her. „Und sehr tüchtig

nun er schnell: „Oder ist es dir nicht recht? Sag's nur dreist.' Sie errötete nochmals, und lächelnd meinte sie: „Ach, mir ist's schon recht, aber —' „Aha, dies ,Aber^ gilt dem Bruno, wie? Nun, ich glaube, da hast du nichts zu befürchten, denn ich halte ihn für verständig genug, daß er dir nichts nachträgt.' „In der Tat, du glaubst das?' Ordentlich leuchtend wurden ihre Augen. Freudeinnig nickte er ihr zu. Da reichte sie ihm die beÜ>en Hände hin. „Also gut, dann fahren wir hinaus. Denn weißt du, ich möchte

ihn gern wiedersehen. Ich möchte ihm nämlich etwas abbitten. Ja! Ja! Ich habe ihm mal sehr weh getan. Das möchte ich nun wieder gut zu machen versuchen.' Onkelchen nickte nur. Aber sein Herz hüpfte vor Freude. Ach, wenn es doch gelänge, diese beiden Prachtmenschen zusam menzubringen! Das war der letzte und größte Wunsch seines alten Lebens. » ^ » Natürlich wäre der glückliche alte Mann noch am liebsten heute gleich zu Bruno hinaus kutschiert. Aber das ließ sich nun doch nicht gut so schnell möglich

machen. Wenigstens zog die junge Frau ein ganz komisch entsetztes Ge sicht und wies den gutgemeinten Vorschlag sehr bestimmt zurück, ndem sie heiter ausrief: „Was sollten wohl die Leute dazu sagen? Koch keinen Tag mal hier, und schon hinaus nach Schönau? Na, ch danke, den Klatsch möchte ich nicht hören.' „Laß doch die Leute reden, was sie wollen,? suchte Onkelchen sie zu beschwichtigen. Wer nein. Umsonst. Diesmal setzte sie sehr bestimmt ihren Willen durch. Überdies, was wohl Bruno zu ihrer Elle sagen

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Page 27 of 32
Date: 27.03.1909
Physical description: 32
auch Besuche vorgelassen werden. Kurt war der Erste, der kam. Schluchzend sank er an dem Lager nieder, ergriff des Bru> ders Hand und zog sie an den Mund. Bruno aber wehrte ihn mit wehmütigem Lächeln ab und sagte leise: „Nein, so nicht; gib mir deine Hand.' Da umfaßte Kurt ihn und rief leise bebend: „Nie werde ich das wieder gutmachen können, was du für mich getan hast, Bruno! Ewig bleibe ich nun dein Schuldner!' „Aber mach doch nicht so viel Aushebens davon', antwortete der Ältere nur und schüttelte

seine Hand. Und auf einmal, als er die linke Hand Kurts in der seineu fühlte, tastete er unwillkürlich nach dem Verlobungsring. Aber er fand ihn nicht. Kein Wort sagte er, aber das Herz wurde ihm doch leichter. Bald darauf kam dann der alte Vater. Und diesmal wies Bruno seine Hand nicht zurück. Diesmal zog er ihn an sich, denn jetzt fühlte er, daß sie zusammengehörten, und so feierten sie denn eine stille, ernste Versöhnung. Am andern Tage erschien denn auch Onkel Klaus, und als er sah, daß jede Gefahr

vorüber war, begann er gleich wieder zu scherzen. Lächelnd hörte Bruno ihn an, dann fragte er leise: „Und weshalb kommst du allein?' Da sah Onkelchen Pfiffig auf und erwiderte derblustig: „Ja, wie kann die Grete denn mitkommen? Sie müßte ja befürchten, daß du sie nochmals abfallen läßt!' „Laß sie nur kommen!' sagte Bruno in stillem Glück. Und sie kam. Sie war nämlich schon draußen. Onkelchen wollte nur vorher erst sondieren. Langsam trat sie ans Lager. „Geht es dir besser?' fragte sie errötend

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Page 2 of 8
Date: 09.08.1941
Physical description: 8
die Auszeichnung heute an der Südsront des östlichen Kriegsschau platzes persönlich vor. fliegerlMptmann örmli MWim tödlich vkMmt Beileidsielegramm des Führers Rom, 8. August. Nach einer amtlichen Mitteilung ift der zweitälteste Sohn des Duce, Fliegerhaupt mann Bruno Mussolini. Donnerstag vormittags 16 Uhr in der Nähe von Pisa bei einein Probe flug mit einein Verfuchsflugzeug tödlich abgestürzt. Über den tödlichen Absturz von Fliegerhauplmani, Bruno Mussolini veröffentlicht die italienische Nach richtenagentur

Stefani folgende ergänzende Mel dung: „Ein neuer, viermotoriger Bomber, der einen Probeflug durchführte, stürzte ain Donnerstag vor mittags um 16 Uhr in der Nähe des Flughasens San Giusto <Pisa) beim Landen aus bisher un bekannten Ursachen ab. Von den Mitgliedern der Besatzung fanden der Flugzeugführer 5?auplni?i.n Bruno Musfolinie, Chef der Staffel, der zwe>!e Flugzeugführer Oberleutnant Vitalini und ein wei teres Mitglied der Besatzung den Tod. Vier Mit glieder der Besatzung sowie ein Arbeiter

wurden verletzt.' Der Duce hat sich sofort in Begleitung des Generalstabschess der Luftwaffe General Priccolo im Flugzeug nach Pisa begeben. Zusammen mit dem ältesten seiner Söhne, Oberleutnant der Flieger Bittorio Mussolini, begab sich der Duce in das Militörlazarett, wo die sterblichen Überreste Bruno Mussolinis aufgebahrt sind. Anschließend be sichtigte der Duce die Absturzstelle. Der Führer hat dem Duce in einem in herzlichen Worten gehaltenen Telegramm sein tiefgefühltes Beileid zum Ausdruck

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Page 6 of 10
Date: 25.01.1941
Physical description: 10
: 1. Waldner Franz SA 10,22; 2. Jdl Alois SA. 10,29; 3. Bauer 10,41; 4. Dr. Ehrisiler SA, 10.41; 5. Tomafi Paul 10,53. Altersklasse: Sanmer Erasmus 21,26. Wettläufer: 1. Lottersberger Alois SA. 9,17; 2. Bürgfchwenter Friedl NSFK 9,2S; 3. Rauter Josef SA. 9,54; 4. Egle, Gendarm 9,55; 5. Tfchernig Franz 10,06. HJ. 1. Ranacher Erich 9,31; 2. Dellacher Franz 9,58; 3. Sprenger Karl 10,11; 4. Troger Hans 10,39; 5. Petrikowitfch 11,06. führer Pg. Hecke, Geff. Bruno Scha- bus, Firma Max Keller, sowie Frau

hend bekanntgeben wollen: Zusammengesetzter Lauf: IM. Stotter Hermine 5.44, Eck Liesl 7.19, Glieder Lore 7.22; BdM. Obwexer Gretl 4.54, Ranacher Irma 6.16, Wohlgemuth Helga 6.34; DJ. Sprenger Hans 4.47, Girstmair Hermann 5.64. Gaffer Bruno 5.72; HJ. A: Ranacher Erich 8.07, Dellacher Franz 8.32, Sprenger Karl 8.42; HJ. B: Jessacher Michl 8.55, Golier Fritz 10.43, Sonnberger Peter 10.56. Abfahrtslauf: IM. Stotter Hermine 2.29, Eck Liesl 2.33, Glieder Lore 3.09; BdM. Obwexer Gretl 2.12, Ranacher Irma

. Obwexer Gretl 81,4, Wohlgemut Helga 89,0, Ranacher Irma 106,8; DJ. Sprenger Hans 144,3, Girst mair Hermann 156,7, Gasser Bruno 161,7; HJ. A. Sprenger Karl 138,1, Ranacher Erich 146,1, Dellacher Franz 150,4; JH. B. Jessacher Michl 148,1, Degischer 171,8, Goller Fritz 174,9. Sprunglauf! DJ. Sprenger Hansl 22 Meter, Fink Willi 21, Trost Alois 19.5. HJ. Urbaner Walter 20, Gol ler Fritz 18.5. Durch planmäßige Erziehung der Win tersportarbeit der Hitler-Äugend wollen wir es erreichen, daß unsere Äungen

Schifachwart des Bannes Geff. Bruno Schabus, der in unermüdlicher Arbeit alles vorbereitete, allen Kampfrichtern, Pg. Ude und dem DRK., das wie immer auch diesmal den Dienst an der Abfahrtsstrecke und am Ziel durchführte. Für die schönen Ehrenpreise, die uns von: Kreisleiter Pg. Goltschnigg, Pg. Winkler, Landrat, SA.-Sturmsührer Bürger, ^-Obersturm- ner 1941 für 20 Einsätze angefordert. Bei diesen Arbeitseinsätzen hat die Ortsgruppe mit ihren TN.-Männern ca. 2100 freiwil lige Arbeitsstunden

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Lienzer Zeitung
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Page 27 of 28
Date: 18.04.1908
Physical description: 28
ist. Es erfolgt keine weitere Frage, wie Großmama fürchtet, denn ihr Enkel Bruno, noch im Pipifaxgewande, leidet an Applaus verdauung! — - — „Osterfonnenschein! Osterglockenklang! — machen heut wohl Schwester Bertchen bang,' deklamiert, am Fenster seines Man- sardenstübchens stehend, der Tertianer Bruno und betrachtet auf merksam sein Schwesterlein, die den Mittelweg des Gartens, anscheinend in ernsten Gedanken, auf und niedergeht! Sie denkt: ich wünschte, ich könnte dem Franz auch Donars eier schenken! wer

Schon will Bruno hinunter gehen, um in Erfahrung zu bringen, was sein Schwesterlein denkt, da sieht er den vr. Braun in den Garten treten. Der schleicht hinterrücks zur Schwe ster heran, nun umfaßt er sie sogar stürmisch, zieht sie in seine Arme, beugt sich nieder und küßt sie — und die Berta — läßt sich küssen! „Aha,' sagt er nun, eilt die Treppe hinunter, pürscht ebenso leise sich an das Pärchen und hört dann seinen neugebackenen Schwager sagen: „O mein Bertel, wie danke

ich dir, daß du mir durch das Osterzeichen den Mut gemacht hast, dir meine Liebe zu zeigen!' „Welches Zeichen?' fragt sie erstaunt. Ach, mein Lieb — die Oster eier!' „Ostereier — davon weiß ich wirklich nichts! Du hast — welche bekommen — du dachtest — aber — Franz' — sagt sie verwirrt, wer soll denn das sonst getan „Aber ich bitte dich haben?' ruft er da bestürzt aus. „Des Teufels Großmutter,' gibt da die tiefe Stimme des gestrigen Teufels zur Antwort. Das Pärchen wendet sich er schreckt und läßt sich nun von Bruder Bruno

diese seltsame Antwort erklären. Als ihm aber die Treppenbegegnung mit Großmama berichtet wird, da eilt das Pärchen schnell in das Haus. Bruno folgt langsam und denkt dabei: Ja, Großchen, das ist noch eine, immer setzt sie zielbewußt ihr Stück durch, genau so — wie unser Direx! Großmutter hätte sich sicher gefreut, wenn sie diese jungen hafte Anerkennung gehört hätte! Sie erhält aber an dem Tage noch so viel anerkennende Worte, daß sie sogar beim Mittagsmahl sich veranlaßt fühlt, die Rede ihres Einzigen

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Page 11 of 14
Date: 05.08.1893
Physical description: 14
S^GGVVGVVWGGGVVVVGVWMVVGG Unterhaltnngs-Beilage zur „Kienzer Zeitung' vom 5. August 18S3. Hsttiroter Sergen. Kubissa. Von F. Linder. (Schluß.) Ein halbes Jahr war vergangen, der Graf kündete seine Rückkehr an mit dem Be^ fehle — Bruno sollte ihm eine Tagreise weit entgegenkommen. Eine Fügung des Himmels! dachte dieser, käme mir die Burg' srau zuvor, würde sie mit dem Junker, ihrem Helfershelfer, sich nicht lange besinnen ein Lügengewebe zu machen — seine Anwesen heit bei der Ankunft des Grafen

ist so ge wiß, wie Amen im Gebet. Bruno macht sich auf, seinem Gebieter entgegen. „Alles wohl daheim?' frug Letzterer den zur Seite reitenden Burschen. „Die Frau Gräfin und die kleinen Junker erfreuen sich der besten Gesundheit'. „Gefreut mich sehr, und Lu< bissa? und das Gesinde? Ist nichts vorge- fallen, was meine Ehefrau betrübte?' „Das ich nicht wüßte, Herr Graf, das Gesinde ist noch vollzählig und gefreut sich der Gebiete rin Huld und Zufriedenheit — aber' — er stockte, es wurde ihm bange

, es war ihm un< möglich über Lubissa zu sprechen: „Was hältst du zurück, Bursche I? Sollte ich an nehmen müssen, daß du die Aufrichtigkeit ge gen mich verlernt hast?' „Gnädiger Herr, Lubissa' — —, wieder machte der Junge eine Pause. „Heraus mit der Sprach! was ist's mit dem Mägdlein — ist sie krank — gestorben? Red! Wie steht's mit ihr?' Bruno berichtete, daß Lubissa am Tage der Abreise des Ritters kurz vor Anbmch der Nacht das Schloß verlassen habe, weiters wüßten die Leute nichts zu berichten über das Mägdlein

— es habe sich auch die Burg frau nicht gekümmert.' — „Und du? Hast du auch keine Nachforschungen angestellt — bist Einer, in der Gegend geboren — kennst Wege und Stege?' Der Graf war in großer Erregung, Bruno über diese Theilnahme sehr erfreut, berichtete weiter: „Ich befürchtete gar sehr das Mägdlein könne geraubt worden sein, sie hat einen Feind, (er nannte den Junker) der ihr Ursache gegeben, ihn barsch abzuwei sen, doch wie dankte ich Gott, daß ich sie nach Tagen bet meinem Vater wohl geborgen fand; seitdem lebt

sie dort als eine Bauern- dirn verkleidet — denn ich fürchtete die Un- gnade euerer Ehefrau gar sehr, und bitte ver» zeiht, daß ich sie ohne Erlaubniß dort gebor gen hielt.' „Thatest wohl daran, braver Bursche,' war die kurze Autwert. Schwei gend ritten die Männer einher. — Ein tie fer Ernst lag auf der Stirne des Burgherrn, als er im Vorhofe des Schloßes die versam melte Dienerschaft begrüßte. Bruno beglei tete ihn die Stufen hinauf bis zu den Ge mächern seiner Ehefrau, da trat er zurück. „Gebe Gott, daß die Unschuld

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Page 24 of 30
Date: 06.03.1909
Physical description: 30
Und Onkelchen sagte lächelnd: „Ja, vor vier Tagen ist sie wieder gekommen. Diesmal aber will sie bei mir überwintern.' Noch immer fand Bruno kein Wort. Ganz ratlos stand er da. Und sein Blut begann zu rasen. Alles in ihm geriet in hellen Auf ruhr. Und immer nur der eine Gedanke blieb: Weshalb, weshalb war sie zurückgekommen? Als der Alte sein Zögern bemerkte, fragte er ganz h 'rmlos: ^Hoffentlich stört dich das nicht, wie?' Und da antwortete der Junge ernst und leicht zitternd: „Stören

er in sich hinein und glusterte aus seinen lustigen, guten Augen den andern an. Das wirkte direkt ansteckend auf Bruno. Mit einemmal hatte sr seine Unruhe überwunden. Ja, hier gab es nur eines: über der Sache stehen! Alles ruhig an sich herankommen lassen! und der Gefahr mit heiterem Auge entgegentreten! — Still lächelnd entgegnete er: „Also gut, ich werde mitkommen. Dein Bur- nder übt doch eine zu große Anziehungskraft aus, den kann wirklich nicht im Stich lassen. Gehen wir also.' Und fünf Minuten später stand

ist, damit ich euch wieder allein lassen muß, — nein, es ist ein reiner Zufall, daß der Mann gerade jetzt kommt!' — Mit heimlichem Lächeln ging er hinaus. Und nun saßen sie sich allein gegenüber. Wie aufs Stichwort hob jeder sein Glas und trank. Dann bekamen beide rote Köpfe. Aber mit einmal fand Bruno wieder den leichten, flotten Ton: „Also du wirst nun den ganzen Winter über hier bleiben?' Sie war noch ein wenig unsicher und erwiderte leicht erzit ternd: „Ja, ich habe die Absicht.' „Da wird es dann wohl eine rechte lustige

. Und plötzlich änderte sie den Ton. Leichtherzig, fast leichtsinnig lachte sie und antwortete: „Gewiß, ich bestreite es durchaus nicht. Eine lustige Gesellschaft ist mir immer lieb gewesen. Von traurigen und düsteren Grüblern bin ich nie eine Freundin gewesen.' Der Hieb saß. Wer Bruno biß die Zähne zusammen. Lustig fuhr er fort: „Na also! Da werden dir die paar Monate ja schnell genug ver gehen, so daß du über Langeweile sicher nicht zu klagen hast.' „Bestimmt nicht!' rief sie, nun fast ausgelassen. „Schon

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