947 In Turin langweilt sich das Volk, es schweigt, duldet, zahlt und will zu den Wahlen nicht Mitwirken. In Rom feiert man Festlichkeiten in bester Ordnung, zuerst religiöse, dann bürgerliche Feste, denen die Regierung fremd ist, und die nur von der Anhänglichkeit der Untertbanen hervorgerufen werden. In Turin dafür ist Grabesstille, zu Zeiten nur von e ner Gari aldi--Demonstrat,on unterbrochen. In Rom fürchtet man wenig für die Gegenwart und bofft viel für die Zukunft; auch sind die Römer
vollkommen überzeugt, daß Rom stets die Stadt rer Päpste bleiben werde. In Turin Ungewißheit, Angst, Furcht, und Niemand wagt vorauszusehen, was ans der Verwirrung und Unordnung kommen werde. In Rom betet man, man singt, man feiert hoch, man man segnet. In Turin flucht man, man haßt, verwünscht, v rleumdet und zettelt Verschwörungen an. Die erste Stadt ist das Sinnbild des Friedens, der Rübe des Geistes, der vollkommenen Ordnung, während die letztere der Krater der Unruhe, des Umsturzes
und der Revolution ist. In Rom achtet man fremdes Eigenthum und würde schon den Gedanken, Turin erobern zu wollen, für ein Verbrechen halten, während man in Turm Pläne und Vorbereitungen macht und Helfershelfer sucht, sich in den Besitz von Rom zu setzen. Rom ist nach zehn Jahrhunderten päpstlicher Regierung eine Stadt, die bei weitem jede andere Stadt Italiens über ragt, und Turin steht nach zwölf Jahren einer revolutionä ren Regierung auf dem Punkte, eine elende Grenzstadt zu werden. Der römische Name
ist durch die Päpste herrlich und glorreich geworden und deutet Macht und Größe an, wäh rend durch d e Revolution Piemont schwand und ein Piemon tese genannt zu werden Schmach und Schande bedeutet. In Rom erschreckt man nicht Europa durch thörichte Unternehmungen und unsinnige Angriffe, vielmehr crmu- th get man es durch edlen Widerstand und weise Lehren, wäh- r.no man in Turin die Gesellschaft in Gefahr br ngt, indem man den Boden unterwühlt, die guten Elemente zerstört, und mit Chaos droht. Von Rom gehet