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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 8 of 16
Date: 12.01.1908
Physical description: 16
bahn, 5er* Gortschakow, teilt mit, daß er einen Millionendiebstahl sestgestellt hat, an dem höhere Beamte Anteil genomen haben. Die Epi demie des Diebstahls ist zu einer öffentlichen Ka lamität geworden, die durch keine Zirkulare oder Appells „an das Herz und den Geist der Beam ten und Angestellten" ausgerottet werden kann. Die Verhältnisse in Rußland müssen solche Zu stände zeitigen. Gerichtssaal. Eine Petition der Richter. Zn Ausführung eines Beschlusses der im vori ge« Monat abgehaltenen

Generalversammlung der Bereinigung der österreichischen Richter hat die Zentralleitung des Vereines an das Zusttz- mmisterium und an das Finanzministerium eine Petitioil mit der Bitte um Regelung der Gehalts- reerMtnisse der Richter geleitet, die bei Wieder- Msammenkrrtt des Reichsrates auch diesem Über sicht werden wird. Bemerkenswert in dieser umfangreichen Denkschrift sind die Ausführungen Über das soziale Auftreten der Richter gegen über der Bevölkerung und die Bemerkungen über die Richterftellen

als Kanrpfobjekte politischer Parteien. Die Richtervereinigung ist nämlich der Ansicht, daß durch die Beseitigung des Rang- Aastensystems die sprachlichen Schwierigkeiten bei Besetzung von Richterftellen in gemischtsprachi gen Ländern leichter zu überwinden wären. Zn der Eingabe wird gesagt: „Im Intereste der Unabhängigkeit und Auto ilMA der Gerichte ist es unerläßlich, daß die materielle Stellung der Richter rechtlich und tatsächlich gesichert, die Höhe der Bezüge der lWürde 'ihres Amtes und ihrer sozialen

.Stel lung angemessen und das Besoldungssystem ein solches fei, daß dem richterlichen Berufe der Charakter einer Beamtenkarriere benommen werde. Es ist dies ein Erfordernis der Unab- hängigketL, denn der Richter, der kein Recht auf Vorrückung hat und gezwungen ist, nach Be förderung gu streben, gerät naturgemäß in volle Ebhängigkeit von der Stelle, in deren Hände seine ganz« Zukunft gelegt ist. Ein solcher Zustand ist ^eignet, ein ungesundes Strebertum zu zeitigen. So konnte es kommen

, daß die Unabhängigkeit der Richter in weiten Kreisen nicht geglaubt wird. In diesem Glauben wird die 'große Masse Umsomehr bestärkt, wenn das armselige soziale Auftreten des ungenügend besoldeten Richters ihr dessen Abhängig keit täglich vor Augen führt. Man mag es be dauern, aber es ist eine unleugbare Tatsache, daß besonders in unseren Zeiten die soziale Ach tung großenteils durch äußerliche Erscheinungen, mk das Milieu, das den einzelnen umgibt, Lmd durch sein Auftreten bedingt ist. 'Der Man gel fcritt Mitteln

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 4 of 6
Date: 28.06.1895
Physical description: 6
" gewesen, den sie für den recht- mäßigen Eigenthümer gehalten habe. Richter: Sie sollen aber außerordentlich vortheilhast gekauft haben . . . einen schwarzen Frack für 40 kr. ? — A n- geklagte: Aber wie der Frack ausg'schaut hat! An Fasching hab'n die Fiaker mir 'hn ab'kauft . . . für drei Sechserl . . . und Ham ihn per Hetz dem Wasserer g'schenkt! — Richter: Für den Homer sollen Sie zehn Kreuzer bezahlt haben? — Ange klagte: Homer? . . . was is das, Herr Richter? — Richter: Zwei Bände von Homer, Bücher! — Angeklagte

: Ah, die! Der Greißler hat mir dafür acht Kreuzer zahlt und zwei Gulden hat er Straf' zahl'n müssen, weil er Butter und Quargeln d'rin ein'packt hat (Heiterkeit), na ja . . . man darf so was nur in an weißen Papier einpacken! — Richter: Für einen Fechtdegen haben Sie fünfzig Kreuzer gegeben? — Angeklagte: Mit dem alten Sabel kann man nit amal Erdäpfeln schneiden, er hat lauter Zähn' wie a Sägen! — Richter: Diverse Krügen um fünfzehn Kreuzer? — Ange klagte: Aus Kautschuk . . . Die nimmt nit 's Fetzen-Baner-Weib

als a g'schenkter! — Richter: Drei Paar Handschuhe um fünf Kreuzer? — A n- geklagte: Die Hab' ich zufälligerweis' mitbracht. ' Da sein s' ... an jeder Hand fehlen a paar Finger . . nit amal der Leimsieder mag f! — Richter: Eine Tabakpfeife, die drei Gulden gekostet hat, für fünfzehn Kreuzer? — Angeklagte: Die hat mir der Handlanger gleich g'stohlen, der mir die Sachen in die Wohnung getragen hat . . . Schöne G'schäften das ... dafür wird man noch angeklagt! — Richter: Ein Chapeau claque für zehn Kreuzer

? — Angeklagte: Der war so verschimpelt, daß i 'hn demselben Wasserer g'schenkt Hab, der 'n Frack kriegt hat. — Da sich die Einvernahme des Be schädigten als nothwendig herausstellte, beschloß der Richter die Vertagung der Verhandlung bis zur Rück kehr des Entfetteten. sFalsches Geld.) Aus Graz wird gemeldet In Laibach verhaftete die Polizei den Maurer Micchele G r a n z o t t i, der die Einschmuggelung und Verbreitung gefälschter Kronenstücke profeffions- mäßig betrieb und sich dabei ein Vermögen er worben

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 8 of 16
Date: 10.10.1903
Physical description: 16
.) Der bereits 12mal vor bestrafte Gustav Tauche, geboren 1872 in Mer seburg, und dorthin zuständig, evangelisch, Ma- schinenarbeiter, unsteten Aufenthaltes, ist ange klagt wegen betrügerischen Glücksspieles. Aus der umfangreichen Anklage entnehmen wir folgendes: Am 23. Juni 1903 kamen Josef Gärtner und Max Fischer Arbeit suchend nach Innsbruck und kehrten im Gasthause des Jakob Riedl unter den Lauben ein, als eben ein fremder, elegant gekleide ter Herr, der sich als Bernard Richter, Bruder des Rosenwirtes

in Sterzing ausgab, auf sie zu trat Und Max Fischer als Kutscher anwarb. Wäh rend sich Richter auf kürze Zeit entfernte^ er schien ein Handwerksbursche, angeblich Bäcker aus Sachsen, im Gastlokale, und nach Richters Rück kehr begaben sich alle vier auf den Ferrarihof, woselbst Richter Wein und Zigarren zahlte, von seinen glänzenden Geschäften als Viehhändler er- Aählte und die unerfahrenen Knechte Gärtner und Fischer zutraulich zu machen verstand. Nachdem sie den Ferrarihof verlassen, zog Richter

unter allerlei Schwänken ein Kartenspiel heraus und zeigte den übrigen ein Spiel, das offenbar mit dem „Kümmelblättchenspiel", einer Avt der soge nannten Napoleonsspiele, identisch ist. Ter Sachse erbot sich Richter gegenüber um Geld zu spielen, setzte auf die Wettkarte (Herzaß) zuerst 20, dann 100 Mark, gewann beidemale und erhielt den Gewinnst bar ausbezahlt. Vom Sach?- sen zum .gewinnbringenden Spiele aufgesordert und von der Sicherheit zu gewinnen überzeugt, setzten Gärtner und Fischer ihre ganze

Habe per 87 resp. 108 Kr., verloren jedoch alles auf einem Schlage, da sie die Wettkarte (Herzaß) infolge des Falschspielens (Scharfmacher) nicht erraten konn ten. Richter wies die Opfer, nachdem er ihnen 5 Kronen Reisegeld und eine Visitenkarte gegeben hatte, an seinen angeblichen Bruder August Rich ter, Rosenwirt in Sterzing, und wußte sich mit dem Sachsen aus dem Staube zu machen. Erst in Sterzing kamen Gärtner und Fischer zur Ueber- zeugung, daß sie betrogen worden seien. — In ganz ähnlicher Weise

der Verlustträger, der sich in der Folge als Viehhänd ler Richter aus Matrei ausgab, von seinen Abenteuern erzählte und seinen Begleitern das früher erwähnte Spiel zeigte. Da der Sachse, der sich sofort am Spiele beteiligte, wiederholt gewon nen hatte, und die Wettkarte mit Leichtigkeit zu erraten schien, ließen sich die Malergehilfen eben falls herbei, auf die betreffende Karte zu wetten, verloren jedoch nach einem vorübergehenden Ge winne Maiers, ihre ganze Habe und zwar Hansen 33 Mark und 10 Kronen, Maier

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 5 of 8
Date: 03.03.1904
Physical description: 8
soviel als möglich auf persönlichen Augenschein zu gründen, hat es mit sich gebracht, daß häufig bei den Prozessen Tiere aller Art in den Londoner Gerichtssälcn debütieren. In Bow-Street hat sich der Richter den Lupus eines kleinen gelehrigen Elefanten geleistet, der angeklagt war, ein Pferd beinr Ausgang vom Alexandra Palace scheugemacht zu haben. Der Kläger gab ait, in dem wagen habe seine Schwiegermutter gefesselt, die infolge des Umsturzes des Gefährtes erhebliche Verletzungen erlitten

. Der Beamte verurteilte den Elefantenführer mit Rücksicht auf diesen mildernden Umstand nur zu einem Schilling Geldstrafe. — vor den. Schranken von Mayrlebone Police Tourt erschienen zwei pyrenäische Bärenführer unter der Kittlage, Ansammlungen ver ursacht zu haben. Der Richter läßt sich das Torpus delicti, den Bären, vorführen, der sofort beginnt, seine Exerzitien zu machen und an den Säulen des Gerichtssaales hinaufzuklettern, .zur großen Freude des Tribunals, das seinen Freispruch verkündet

. — In Hammersmith Police Tourt klagte M. Dicksou, weil er von M. Hardcastles Hund gebissen worden sei. „Mein Hund ist nicht bös artig," sagte der Beklagte. „Man bringe das Tier herbei!" befiehlt der Richter. Der Köter erscheint, springt unverzüglich auf. den Gerichtstisch und nimmt zur Rechten des Richters Platz. Dieser streichelt ihn und erklärt, „es sei der Beweis erbracht worden, daß der Hund nicht gefährlich sei." Der vierbeinige Zeuge bellt fröhlich in die Verhandlung hinein und vor dem verlassen

des Saales glaubt er es seiner Eigenschaft als Zeuge schuldig zu sein, wenn auch nicht die Hand, so doch wenigstens die Pfote aufzuheben. — Lin wahrhaft an seinen großen Vorgänger Salomo erinnerndes Urteil hat aber der Richter zu weftminster gefällt. Mrs. Tauner klagt Mr. Isaacs an, daß er ihren Papagei ihr gestohlen habe. Der Richter wünscht den Vogel zu sehen. Man führt Iacquot vor. „Hast du gefrühstückt?" fragt ihn der Richter. „Hes, yes," antwortet der Papagei. „Treten Sie näher, Mr. Isaacs," ordnete

der Richter an. „So . . . und jetzt strei cheln Sie den Vogel." Mr. Isaacs nähert seine Hand schüchtern und vorsichtig dem Käfig. Iacquot versetzt ihm einen gehörigen Hieb mit dem Schnabel. Die Klägerin tritt jetzt ihrerseits hinzu und führt ihre Hand liebkosend über das Gefieder des Papageis, ohne daß dieser das geringste Zeichen von Ungeduld von sich gibt. Der Beweis ist fast schlagend. Aber noch gibt sich der verklagte nicht zufrieden; er behauptet, die Klägerin habe den Vogel nie gesehen. Da spricht

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 5 of 6
Date: 31.05.1890
Physical description: 6
, beschuldigt, eine Dame im Highgate-Gehölz überfallen, niedergeschlagen und derselben ein goldenes Armband geraubt zu haben. In der ganzen Gegend wurde an dem Abend von nichts weit r gesprochen, als von der Gefahr, welcher Damen, die sich allein von den belebten Hauptstraßen entfernen, heutzutage ausgesetzt sind, wo so viele Land streicher die Wege unsicher machen. H -k- $ Als Edward Darvell am nächsten Tage vor d n Richter geführt wurd', glaubte er nicht, daß seine An gaben, wie er zu dem Armband gekommen

noch besinnungslos von d-m erhaltenen Schlage, also nicht im vernehmungsfähigen Zustande, und ferner hörte er, daß dieselbe keine Än dere als Frau Mortimer wäre. Sofort schien ihm klar, daß Frau Mortimer mit ihrem Manne zusam- mengetroffea und die That von diesem verübt sein müßte. Vorläufig wurde über Edward eine Verlängerung der Untersuchungshaft verhängt, und er sollte gerade abgeführt werden, als dem Richter noch einfiel, daß wen'gstens heute schon ermittelt werden könnte, ob das bei dem Gefangenen gefundene

Armband Eigenthum der überfallen n Dame wäre. Zu dem Behufe wuree deren Tochier vorg-laden. A s Bella sah, wer der Angeklagte war, stieß sie einen lauten Schrei aus. „Sie kennen den Gefangenen?" fragte der Richter. „Ja wohl", antwortete sie. „Da muß aber ein Jrrthum vot liegen Herr Darvell kann mit dem an meiner Mutter ausgeführten Ueberfall unmöglich in irgend welchem Zusammenhänge stehen." „Darvell!" rief dr Richter aus. „Das ist nicht der Name, den der Gefangene angegeben hat." Bella sah zu Edward

hinüber, und auch er blickte sie an — derselbe Gedanke beschäftigte Beide Wie weit durften sie in ihren Angaben gehen, ohne das Familicngrheimniß der Welt preiszugeben? „Heißen Sie Darvell?" fragte der Richter zu Edwaid gewendet „Ja wohl, Herr Richter. Ich mohte nur nicht un er meinem wahren Nomen im Zusammenhänge mit dieser Anklage genannt sein und verließ mich darauf, daß die Dame erscheinen und m ch sofort für nicht identisch für den Berbr cher erklären würde. „Da Sie den Mann kennen, Fräulein

Mortimer", sagte der Richter, „so ersuche ich Sie um nähere Aus kunft über seine Person." „Ich kann Ihnen nur sagen, daß er ein Gentleman und Freund unserer Familie ist und daß er zu einer solchen verbrecherischen That nimmermehr fähig sein kann." „Aber man hat Ihre Mutter, von einem Faust- scklage getroffen, bewußtlos am Boden liegend gefunden, und dieser Mann m-chte sich in der Nähe des That» ortes dadurch verdächtig, daß er sich im Dickicht zu verbergen suchte. Als er bei seiner Festnahme durch sult

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 12 of 12
Date: 16.05.1903
Physical description: 12
, wie wir schon gezeigt haben, so sind sowohl das Raffeein, als der Alkohol giftige Substanzen, jenes überwiegend reizend, dieser zuerst reizend, dann schnell lähmend. Beide haben bedeutende Nervenwirkungen und können daher leicht gemißbraucht werden. Die Raffeeschwestern und Teebrüder, deren Genossenschaften die Mäßigkeitspriester so sehr begünstigt haben, unterliegen also nicht minder einer verwerflick^en Leidenschaft, als die wein- und Schnapstrinker. Ein snlomonifcher Richter, vor langer Zeit machte

ein Richter auf seiner Rundreise in Georgien im Dorfe Dayton, wo die nächsten Assisen abgehalten werden sollten, Halt und quar tierte sich bei einem verwandten seiner Frau, die ihn begleitete, ein. Abends nach Tisch kam dieser Richter, einer der würdigsten Leute, die man sich denken kann, aber etwas dem Whisky stark gewogen, an der Tür der einzigen Taverne dieses Grtes vorbei. Der Wirt dieser Taverne hieß Stewitt. Der Richter trat in das Lokal ein und fand daselbst eine Menge Advokaten und Rechtskundige

, ich habe gestern Abend bei Stewitt Löffel gestohlen!" — „Laß sehen," sagte die Frau, „wahrhaftig, das sind Stewitts Anfangsbuchstaben als Zeichen. Aber wie können die Löffel in Deine Tasche gekonnnen sein?" — „Ich war wohl gestern, als ich nach Hause kam, sehr konfus, meine liebe Mary?' fragte der arme Richter mit demütiger Stimme. — „Nun, natürlich wie allemal, wenn Du mit Deinen Rollegen zusammen gewesen bist" — „Dann kann ich es mir wohl denken, wie es gekommen ist Dieser Stewitt hat den niederträchtigsten

, aber er gab als mildernden Umstand an, daß er sinnlos betrunken gewesen sei. — „welches Verbrechens ist er angeklagt?" fragt der Richter den Staatsankläger. — „Sein Perbrechen besteht darin, in Stewitts Taverne aus dem Romptoir Geld gestohlen zu haben." — „Junger Mann," sagte der Richter voller würde zu dem Angeklagten, „ist es ganz sicher, daß Ihr im Augenblick der Tat vollständig betrunken gewesen seid?" — „Ja, Ew. Ehren, alles ging mit mir rund um, und als ich draußen war, kam

es mir so vor, als ob die pfaster« steine mir von selbst an den Ropf flögen." — „Ja, ja," sagte der Richter zustimmend, „so ist einem dabei zu Mute; aber könnt Ihr beschwören, daß Ihr bei dieser Gelegenheit an keinem anderen Orte Euch betrunken habt, als bei Stewitt?" — „Reinen Tropfen wo anders als bei ihm!" — „Und erst nachdem Ihr bei Stewitt von seinem Whisky getrunken, habt Ihr das Geld fortgenommen?" — „Ja, Ew. Ehren!" — „Herr Staatsanwalt," fuhr nun der Richter fort, „es scheint mir hier ein ganz exzeptioneller Fall

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 3 of 4
Date: 25.02.1878
Physical description: 4
, Probst und Stadtpfarrer von Bozen, hatte das Friedhofsgitter schließen lassen und erwartete vor demselben mit zwei Zeugen den Zug. Als derselbe dorthin kam, befahl Msgr. Wieser den Trä gern die Bare niederzustellen und wendete sich an Herrn Richter mit den Worten: Mein Herr, mit welchem Rechte wollen sie hier funktioniren? Herr Richter berief sich auf die Instruktionen der k. k. Statthalterei. Msg. Wieser erwiederte: er habe noch nie eine diesbezügliche Anzeige erhalten. Herr Richter

wollte einen analogen Fall von Brixen erzälen; Msg. Wi ser unter brach: Was in Brixen geschehen, geht mich nichts an. Herr Richter behauptete, daß er Pfarrer sei und daß zu seinem Psarrbezirke auch Bozen gehöre! Msgr. Wieser erwiederte: Vor mir, in meinen Augen sind Sie nichts. Das ist auch natürlich; es könnte ja sonst schließlich jeder daherkommen und behaupten er sei Pfarrer. Richter fragte nun, was denn mit der Leiche geschehen solle. Msgr. Wieser antwortete: Die wer den schon mir besorgen; aber der Herr

Richter müffe ab treten, er kaffe den Friedhof nicht öffnen, bevor er nicht gehe. Da wollte ein Offizier interveniren und meinte, Herr Richter könnte hier noch zuvor seine Funktionen vornemen, dann brauche er den Friedhof nicht zu betreten. Msgr. Wieser entgegnete, er könne es auch hier nicht gestatten, denn der Grund sei Eigentum der Kirche. Richter fragte nun an, wo denn nicht mer Kirchen eigentum sei. Msgr. Wieser antwortete: Draußen auf dem Platze (Johannsplatz) da kann ichs nicht verhindern

, daß Sie funktio niren. Also gieng der Zug zurück bis vor den Eingang zum Friedhofswege. Dort wurde die Bare niedergestellt und Herr Richter machte seine Zeremonien brevi modo (kürzer als ge- wönlich) und — gieng dann fort. Nun gieng der Zug erst in den Friedhof hinein und die Leiche wurde dort an dem für Nichtkatoliken bestimmten Pltz beerdigt." — Weitere Bemerkun gen hiezu sind für den klar Sehenden nicht von Nöten. Wer im Recht war, sagt der Art. XII des interkonfessionellen Gesetzes vom 25. Mai 1868

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 1 of 4
Date: 11.05.1876
Physical description: 4
Satz in dem be treffenden Abschnitte des Entwurfes unsere volle Aufmerksamkeit. Derselbe lautet: „Die Ausnahme der Beweise erfolgt vor dem Proz ßgenchte." In dieser Bestimmung liegt ein vollständiger Bruch mit unfern gegenwärtigen Zuständen. Doch war dieser Bruch durch die Ausnahme der Prinzipien der Unmittelbarkeit und der freien Beweiswürdigung ein unbedingt gebotener. Der durch gesetzliche Beweiöregeln nicht mehr gebundene Richter wird nur dann voll ständig in der Lage sein, einen Beweis

. Nach unserer jetzigen Gesetzgebung ist hiesür bekanntlich gar keine Vorsorge getroffen und in der That wäre eine solche auch gar nicht am Platze gewesen, nachdem der Richter bei der Wür digung der Beweise an bestimmte Regeln gebunden und seine Thätigkeit darauf beschränkt ist, die im Vorhinein festgesetzten Werthziffern der einzelnen Beweismittel zu addiren und zu unter suchen, ob die erzielte Gesammtsumme die Höhe der juristischen Wahrheit erreiche oder nicht. Unter solchen Voraussetzungen hätte

die Anordnung der Beweisführung vor dem erkennenden Gerichts hof nur störend wirken und die Richter in der Ermittlung der juristischen Wahrheit in unerwünschter Weise durch Momente beeinflussen können, welchen vom Gesetze irgendwelches Gewicht nicht beigelegt wird, weshalb denn auch unsere Prozeßgesetzgebung an dem Grundsätze sestgehalten hat, daß die Beweisführung, mit Ausnahme des Urkundenbewcises, welchem seiner Natur nach die schriftliche Form zukömmt, von einem abgeordneten, dem Prozesse möglicherweise

ganz ferne stehenden Richter zu geschehen habe, und nur das in schriftliche Form gebrachte Resultat dieser Beweis führung dem erkennenden Gerichtshöfe vorgelegt werde. Auch der Entwurf konnte übrigens selbstverständlich die Mög lichkeit nicht ausschließen, daß die Aufnahme eines Beweises vor dem erkennenden Gerichtshöfe gar nicht oder nur mit unverhält- nißmäßig großen Schwierigkeiten oder Kosten erfolgen könne und es wurde daher im §. 316 auch die Bestimmung ausgenommen, daß das Gericht, jedoch

nur in den vom Gesetze bestimmten Fällen, auf Antrag oder auch von Amtswegen anordnen könne, daß die Beweisaufnahme ganz oder theilweise durch einen beauf tragten oder durch einen ersuchten Richter stattfinde. Was aber ( Morgen 12. Mai \ 1 Pankratius ) 1Ö4 0«. diese Fälle anbelangt, so sind sie der Natur der Sache nach nicht dieselben für die verschiedenen Arten der Beweisführung. Während beispielsweise ein solcher Fall für den Urkundenbeweis etwa mit Ausnahme des Beweises durch Handelsbücher, deren Verschickung

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 3 of 4
Date: 16.02.1903
Physical description: 4
statt: Richter: „Womit begründen Sie Ihren Einspruch?" Angekl.: „Drei Tag' sau m'r z'viel." Richter: „Sie sind schon 115 mal vor bestraft, darunter 16 mal wegen aufsichtslosen Fuhrwerkes." Angekl.: „Meistens unschuldig.. i leid' so mit'm Magen." Richter: „Jedesmal ist Ihr Zeug in der Teinfaltstraße auf derselben Stelle beanstandet worden und jedesmal sind Sie im Kaffeehause." Angekl.: „Na ja. . . mein schlechter Magen. . . Segn's Euer Gnaden, vor dem Cafe geht der Wachmann eh alliweil hin und her

... da kann ja nix g'scheg'n." Richter: „Ist denn die Wache zur Beaufsichtigung Ihres Wagens da? Sie Haben noch von früher ein mal 24 Stunden und einmal 48 Stunden ab zusitzen?" Angekl.: „Richtig! An dös hält' i beinah' vergessen! Geben's mir dafür, Herr kaiserlicher Rat, jetzt a Mildere Straf', sunst sitz' i ja Mehr im Arrest als auf'm Bock!" (Heiter keit.) Richter: „Das wird schwer gehen! Sind Sie verheiratet?" Angekl.: „Gott sei Tank na! Bei dem Elend sollt Aner heiraten?" — Das Urteil lautete auf vier Tage

Arrestes mit ein maligem harten Lager für beide letzte Fakten. Richter: „Nehmen Sie die Strafe an?" An gekl.: „I bitt', dös „harte Lager" tun wir aus- lassen." Richter: „Hier wird nichts ausgelas sen, aber Sie können dagegen an's Landesgericht berufen." Angekl. (rasch): „Na, na! Beim Landesgericht war i amol nur, aber nie mehr wieder! Packen m'r alles z'samm, wann's sein Muß." Richter: „Sie haben also vier Tage, 24 und 48 Stunden!" Angekl.: „Macht z'samm akkurat a Wochen... I kumm am Montag! B'hüt Gott

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 4 of 8
Date: 04.08.1900
Physical description: 8
hielt. Es ist ein junger Mann von etwa 30 Jahren und soll das erste Negerkind sein, wel ches vor ungefähr 25 Jahren von dem Missionar für die kath. Religion gewonnen wurde. — Die Leiche des am Samstag im Inn ertrunkenen I. Rjchter, Heizhausarbeiter in Landeck, ist bis zur Stunde noch nicht gesunden worden. Richter wollte in dem ziemlich hochgehenden Inn baden, sprang unterhalb der Perjenerbrücke in das Wasser und wurde von den Wellen, bei einem Versuche, das-jenseitige User zu gewinnen, verschlungen

. Zahlreiche Anwesende re'sp. an beiden Usern mit lausende Bahnbedienstete konnten leider nicht hel fen, obwohl mehrere mit Seilen ausgerüstet wa ren. Er kam oft über Wasser und wurde zuletzt bei der Kaifenau mit emporgehobenen Armen ge sehen. Einige trugen ihm die zurückgelassenen Kleider nach, weil sie noch immer an die Mög lichkeit der Rettung dachten, umsomehr, als Richter ein guter Schwimmer war. Das allgemein ver breitete Gericht, daß Richter vom Tischlerwirth in Perjen durch Versprechen

eines Guldens und eines Liter Weines zum Durchschwimmen des Inn ani- mirt worden sei, soll auf Unwahrheit beruhen. Eine nachträgliche uns zugekommeneMeldung vom Gestrigen besagt über diesen Fall weiters: Ge rüchtweise verlautet, daß die Leiche, des am Diens tag im Inn ertrunkenen I. Richter heute in der Nähe von Telfs geborgen worden sei. Wie sich jetzt herausstellt, hat Herr Greber, Tischlerwirth in Perjen, den Richter zu der gefährlichen Schwimmtour nicht nur nicht animirt, sondern glaubte derselbe gar

nicht, daß wirklich ein Un glück passirt sei, als man von ihm einen Holzhacken zur Rettung verlangte und wußte von Richters Bad im Inn überhaupt nichts. Herr Greber kannte Richter nicht einmal und ist es ebenfalls nicht richtig, daß er bei Greber in Verpflegung stand; vielmehr speiste Richter beim Metzger Lech- leitner in Perjen, von wo aus er sich direct zum Inn begab, ohne überhaupt beim Tischlerwirth eingekehrt zu sein. Mit Richter wollte noch ein College, baden, der nach Erprobung des Wassers mit der Hand

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 6 of 8
Date: 29.06.1906
Physical description: 8
zu hoffen gewagt, und er wäre von Stund an für Segmüller durchs Feuer gegangen. , , Doch der Richter war wieder nachdenklich und ruhig geworden. Ich nehme an, wandte er sich an Lecoq, daß Sie sich schon einen Feldzugsplan entworfen haben, damit der Angeklagte nicht erkennt, daß bei seinem Entweichen die Behörde selber ihre- Hand im Spiel hat. Ich habe nicht eine Minute lang daran ge dacht, Herr Richter, das will ich offen gestehen. Uebrigens wozu auch? Der Mann weist zu gut, wie scharf er beobachtet

? _ Sie würde darin bestehen, Herr Richter, dast Sie Befehl geben, Mai in ein anderes ©et= fängnis zu bringen. In irgend eins — ganz nach Ihrer Wahl. Und warum, bitte? Weil ich wünschte, dast Mai während der paar Tage vor seiner Flucht durchaus keine Möglichkeit hätte, Nachrichten nach drausten ge langen zu lassen, seinem Komplizen Bescheid zu geben. l Segmüller schien sehr überrascht zu sein. Sie meinen also, dast er im Untersuchungs gefängnis in schlechter Obhut ist? Oh, Herr Richter, das sage

ich nicht! Ich bin sogar überzeugt, dast seit dem Vorfall mit dem Zettel der Direktor seine Wachsamkeit ver doppelt hat. Aber, kurz und gut, der geheim nisvolle Mörder hatte im Untersuchungsgefäng nis seine Verbindungen, dafür haben wir einen tatsächlichen, unwiderlegbaren Beweis gehabt; und austerdem . . . Und austerdem ? fragte der Richter, als Lecoq stockte. Nun denn, Herr, Richter, ich will ganz offen gegen Sie sein: Ich finde, dast Gevrol im Untersuchungsgefängnis sich zu viele Freiheiten heraüsnimmt

er, wenn ich dessen sicher wäre! Haben Sie irgend welchen Beweis? Sind bestimmte Anzeichen vor handen? Und wenn ich die Hände voll von Beweisen hätte, so weist ich noch nicht, ob ich damit hervortreten würde. Würde ich mir nicht damit jede Laufbahn verschließen? Wenn ich in mei nem Beruf es zu etwas bringe, so must ich auf ganz andere Verrätereien gefaßt sein. . . Und ich bitte zu beachten, Herr Richter, ich taste nicht Gevrols Ehrlichkeit an. Für hunderttau send Franken, bar auf den Tisch gezählt

, würde er einen Verhafteten nicht loslassen. Aber er würde zehn Angeklagte der Justiz entziehen, wenn er Aussicht hätte, mir, der ihm im Wege steht, einen Schabernack zu spielen. Der Richter konnte sich auf dieses Gebiet der Mutmaßungen nicht einlassen. Genug! sagte er zu Lecoq. Treten Sie für ein paar Augenblicke in den Salon, nur solange ich mich anziehe. Ich werde einen Wagen ho len lassen, denn ich muß mich beeilen, wenn ich heute noch den Generalstaatsanwalt sehen will. Einige Augenblicke später wollten sie zusam

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 1 of 6
Date: 29.10.1890
Physical description: 6
von D. Dunlrer. Es war ein glühendheißer Juli-Mittag, als Herr Theobald Wilhelm Richter von dem Bureau, auf dem er Vormittags von 9—2 Uhr und Nachmittags von 5—8 Uhr beschäftigt war, nach Hause schritt. Er hatte den Hut vom Kopf genommen und einen großen sandfarbenen Schirm aufgespannt, unter dem er mit ziemlich verdüsterter Miene bedächtigen Ganges durch die schattenlosen Straßen wandelte. Herr Theobald Wilhelm Richter war verstimmt, sehr verstimmt, und glaubte alle Ursache zu haben, es sein zu müssen

. Seine Bekannten würden ihn zwar ob dieser Verstimmung, wie ob mancher andern seines Lebens, einen unheilbaren Pedanten gescholten, der das absonderliche Glück gar nicht verdiente, das ihm das Schicksal fortgesetzt in den Schooß warf, und ihn wie oft fchcn überdies gründlich ausgelacht haben. Aber was half das Alles, da ihm selbst so gar nicht lächerlich zu Muthe war. Der Fall war diesmal folgender: Herr Theobald Wilhelm Richter fühlte sich überangestrengt, ange griffen, um es kurz zu machen — nervös

. Sein Arzt hatte ihm eine Badecur verordnet, sein Chef ihm den Urlaub dazu bewilligt, den er morgen be reits antreten konnte, wenn er wollte, und doch war es ihm unmöglich, sich zu dieser durchaus nothwen- digen Reise zu entschließen. Er hegte die felsenfeste Ueberzeugung, daß es ihm am Nöthigsten, nämlich am Reisegeld, dazu fehle. Hcrr Theobald Wilhelm Richter seufzte im Vor- wärtsschreiten tief und schmerzlich auf. Ja, das leivtge Geld! Wenn seine kleine entzückende Frau nur ein wenig sparsamer

1e ihr nicht gerade Verschwendung vor- werfen, es war mehr ihr ausgesprochener Schönheits sinn, eine gesunde Lebenslust, die sie zu Ausgaben verleiteten, welche in seinen Augen mindestens über flüssig waren. Er liebte sie auch viel zu zärtlich, um ihr auf die Dauer darüber zu zürnen, aber Herr Theobald Wilhelm Richter würde seine Frau angebetet haben, wenn sie jeden Monat nur zehn Mark zurückgelegt hätte. Er nahm die Krücke des Sandfarbenen unter den Arm und zählte an den Fingern ab. Zwei Jahre

waren sie verheirathet, 24 Mal zehn Mark, das hätte 240 Mark gemacht. Bei seinen beschei denen Ansprüchen hätte diese Summe vortrefflich zu einer Badereise ausgereicht. Was würde er darum gegeben haben, wenn diese liebe kleine, sonst geradezu vollkommene Frau, der Neid dP seiner College« und Bekannten, hätte sparen können! Dieser Wunsch war bei Herrn Theobald Wilhelm Richter nach und nach förmlich zur fixen Idee ge worden, die ihm die schönsten und glMtchsten Stun den verdarb und bereits begonnen hatt-^ auch Frau

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 5 of 8
Date: 01.10.1903
Physical description: 8
" (Heraus geber Ferdinand Avenarius. Verlag von Georg D. W. Callwey in München. Vierteljährlich 3 Mark, das einzelne Heft 60 Pfg.) Diese enthält nicht weniger als 41 Abbildungen von Lud wig Richter; weiters zwei Bildnisse Ludwig Rich ters von K. G. Peschel und A. Ehrhardt und eine Tafel: „L. Richter auf dem Totenbette." Im Texte wird des Meisters in folgenden Aussätzen gedacht: Ludwig Richter. Von Ferdinand Avenarius. — Aus Ludwig Richters „Ju genderinnerungen". — Aus Ludwig Richters Briefen an Georg

Wigand. — Aber auch die „Jugend" brachte dem Andenken des Alt meisters eine herzerfreuende Huldigung. Nr. 39 der „Jugend" erschien als „Ludwig Richter- N u m m e r" mit einem reizenden Titelbild „Kind in der Wiege" von A. SchmidHammer (München). Ludwig Richters Schaffen und Bedeutung wurde von Prof. Karl Wo ermann (Dresden) in warmen Worten gewürdigt. Richter selbst ist mit zweien seiner besten Zeichnungen vertreten. Die Nummer enthält ferner Richters Bild von Leon Pohle in mustergiltiger

Reproduktion. Von Rich. Müller (Loschwitz) stammt die liebliche Zeichnung „Ludwig Richter-Haus in Loschwitz". Bieder meier mit ei feiert gleichfalls auf seine Weise den verstorbenen Meister, freilich, nicht ohne den Wi derspruch des „alden Frankforder" herauszufor dern. AüD dem übrigen Inhalt der Nummer he ben wir die Kunstblätter „Erdbeerzeit" von E. L. Hoeß, „Schneewittchen" von Alfred Zimmermann, ,„Under der linden an der Heide" von Erich Kuithan hervor. Ten so plötzlich verschiedenen Hermann Zumpe

zeigt E. Grützner noch einmal mitten in seinem Wirken. — Die „G a r t e n l a u- b e ", der vertraute Gast an so manchem deutschen Herde, bringt in Nr. 39 einen Richter-Aufsatz von Cornelius Gurlitt, Richters Bildnis, einen Abdruck eines' echten Künstlerbriefes von Richters Hand, ein feines Kunstblatt mit dem „Brautzug im Frühling" und vier Holzschnitte nach Richter. (Eine wirkliche Bühnenschlacht.) Fritz Brentano erzählt in seinen „Heiteren Ge schichten" von einem Kampf zwischen oen Dar stellern

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 2 of 6
Date: 22.01.1890
Physical description: 6
ferner« noch verschlossen sind) zu einem circa 630.000 Cubikmeier fassenden, offen zu Tage liegenden Stau- See anschwellen, der sich erst im Verlaufe dcS Früh sommers (im Monate Juni, wenn der Wasserdruck eine genügende Höhe erreicht hat und der Eisdamm durch die Nachbarschaft des wärmeren Gerinnes ge nügend geschwächt ist) Durchbruch verschafft und in kürzester Zeit verheerend abfließt. Prof. Richter meint auch im vermuthlichen Becken dieses Sees ab solut unverkennbare Spuren der Seeterraffe

an dem mit Moränenschutt bedeckten Thalgehänge hin entdeckt zu haben. Zur Hintanhaltung oder wenigstens theilweisen Abschwächung einer mit großer Wahrscheinlichkeit für den nächsten Frühsommer zu erwartenden Wieder holung der Katastrophe schlägt Herr Prof. Richter folgende, wie bereits bemerkt, eingehend durchdachte fachmännische Schutzmittel vor: 1) Wiederherstellung und Verstärkung der Schutzbauten im Martellthale; 2) Anlegung einer Thalsperre im Sinne des vom LandeSingenieur Geppert ausgearbeiteten Projectes

und die Habseligkeiten fortge- schafft und Alles auf den Eintritt der Katastrophe vorbereitet werden könne. Warum ich hier auf diese Aufsätze Prof. Richters zurückkomme? Erstens und hauptsächlich der Befürchtungen des Professors Richter wegen: „daß von den 39 Gehöften, welche jetzt im Martell- Thale bedroht sind, bei der nächsten Katastrophe nur wenige übrig bleiben und überhaupt alle bebaubaren und bewohnbaren Erdstellen aus der Thalsohle ver schwinden werden, wenn noch eine solche fegende Fluth über sie hinbrausen

und daß für den Fall sich derselbe im nächsten Frühjahre nicht mehr bilden sollte, die Bewohner Martell's, wie Prof. Richter meint, ruhig schlafen mögen. Mein Scctionsgenosse Bernhard Johannes und ich besuchten im Juni des verflossenen Jahres im Aufträge der Scction Meran das Martellthal zum Zwecke der Berichterstattung und besichtigten hiebei unter Führung der Gebrüder Eberhöfer die Aus bruchsstelle und den Zufall-Ferner ganz kurze Zeit nach dem letzten Ausbruch (5. Juni 1889). *) Anläßlich dieser Besichtigung

weiterer Be obachtungen u n t e r der Zunge des Zufall-Ferners an. Die Eberhöfer'sche „Hypothese“ über die durch das Wachsen der Ferner „herausgepreßten" Wasser. „Reservoirs“, fand hiebti auch bei uns, trotz der Orts- und Gletscherkundigkeit ihrer Vertreter, wenig Anerkennung. Der Unterschied unserer Hypothese und der spä teren, von Prosissor Richter ausgestellten, besteht darin, daß Prof. Richter, wie erwähnt, einen offen am Tage liegenden Stausee zwischen der Zunge des Zufall-Ferners

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 2 of 12
Date: 11.03.1908
Physical description: 12
Genugtuung oder Schadloshaltung verpflichtet. Er ist selbst dann nicht dazu verpflichtet, wenn er in höstr Absicht idahrn gewirkt hat, daß seine eigene Tat dem Anderen (unschuldigen) zur Last gelegt werde (lib. I, cap. 4, dub. 5, pag. 37). Kirchliche Richter dürfen Geschenke an Spei sen nnd Getränken, welche in wenigen Tagen aufgezehrt werden können, d. h. in geringer Vtenge, annchmen, so ferne sie bloß aus Frei gebigkeit gegeben werden. Ebenso ist es gestattet, dem Richter nnd den Dienern

wird, ob er der Sachlage nach von Schuld frei sei, darf un ter Eid leugnen, die Tat begangen zu haben, in dem er bei sich denkt: in der Weise und zu dem Ende, zu welchem er vom Richter gefragt wird; so beispielsweise wer in schuldlosem Irrtum einen Menschen anstatt eines Tieres getötet hat u. dergl. m. (lib. IV, tract. 3, cap. 14, pag. 77). Der Jesuit Escobar, der seinen „Liber theologiae moralis" (edit. 40, München 1646) aus den Werken von vierundzwanzig Fachgelehr ten des Jesuitenordens zusammenckslkte, stimmt

nach der Begehung denke. Der aus einem fälschlich für verseucht gehaltenen Orte Kom mende könne schwören, nicht dort gewesen zu sein usw. (Tract. I, exam. 3, cap. 7, pag. 72). Weitere Ausführungen und Beispiels nach Escobar — die wohl aus einer anderen Edition seines Moralbuches stammen dürften — bringt Hoensbroech (Papsttum II, 228 ff.), wie etwa: „Du wirft vom Richter gefragt, ob du den Franz getötet hack. Hast du ihn in Selbstverteidigung getötet, so darfck du leugnen, ihn getötet zri

haben, indem du hinzudenkst: verbre ch erisch er Weise. Ist es probabel, daß eine Steuer ungerecht ist, und sucht ein Kaufmann durch Anwendung von falschem Maß und Gewicht sich dafür schadlos ui halten, so darf er, vom Richter darüber be äugt, unter einem Eid versichern, er benütze kein falsches Maß und falsches Gewicht, indem er hiuzu- denkt: auf ungerechte Weife. Der Jesuit T a m d u r i n i (Explicatio de= calogi, Venedig 1719) äußerst sich zu vorliegen dem Thema, wie folgt: „Die Frage ist, ob es dem Schwörenden

die Ansichten und Beispiele älterer Jesuiten, mit dem offensichtlichen Bestreben, ihre Haarspaltereien womöglich noch zu überbietea. Einige Belege dafür mögen hier noch Matz finden. Der Schuldige oder Zeuge, welcher vom Richter nicht in gesetzlicher Weise gefragt wird, kann das Verbrechen leugnen, von dem er in Wahrheit Kenntnis hat, indem er bei sich denkt, er wisst rein Verbrechen, über welches er gesetzlich aus- geforscht werden könne, oder über welches er anssagen müsse (IV. 154). Der Bedürftige, wel

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 1 of 6
Date: 23.08.1895
Physical description: 6
, der Kronprinz und die Kronprinzessin kämen. „Mach', daß Du fortkommst", rief Richter, und ich hatte gerade noch Zeit, meine Sachen zusammen zuraffen und hinter eine spanische Wand zu ver schwinden, als „unser Fritz" mit seiner Gemahlin auch schon eintrat. Mir klopfte das Herz wie noch nie, denn wenn man mich entdeckte, ich weiß nicht, was dann geworden wäre. Glücklicherweise lief aber alles günstig ab. Das Kronprinzenpaar besichtigte das schöne im Entstehen begriffene Bild und gab seiner Befriedigung

darüber lebhaften Ausdruck. „Nur dieser Junge da," meinte der Kronprinz . . . „kommt mir im Tone zu gelb vor." „Aber Fritz," unterbrach die Kronprinzessin ihren Gemahl, „das verstehst Du ja nicht." Richter aber fiel ihr ins Wort: „O, im Gegen- theil, königliche Hoheit, Seine königliche Hoheit hat ganz recht, der Junge muß im Ton noch nachge dunkelt werden." Der Kronprinz aber wandte sich lachend um, und in übermüthigem Spotte sagte er neckend: „Etsch, etsch, — siehste, das haste nu davon

." „Zu jener Zeit," — erzählt Weber weiter — „entstanden bei Richter auch die drei berühmten Porträts der Königin Louise, der Prinzessin Caro- lath und von Richters Schwester. Zu den ersteren saßen zwei Schwestern Menzel Modell, die in Berlin ver heirathet waren. „Na," fragte Richter eines Tages das eine seiner Modelle, „Sie sind ja verheirathet, nicht wahr? Was ist denn Ihr Mann?" Und die Menzel, sich in die Brust werfend, voll Stolz: „Brückenofficier is er." „Brückenofficier?" fragte Richter

, der von dieser Titulatur noch nie etwas gehört hatte, er staunt. Da aber kam von der anderen Schwester die Erklärung: „Na, was wird er sein, Brückenuffzieher is er, weiter nischt." Und da Richter darüber furchtbar lachen mußte, verschüttete er es seit der Zeit voll kommen mit seinem besten Modell. Richter war bekanntlich mit der noch jetzt in Berlin wohnenden Tochter Meyerbeers verheirathet, mit der er in glücklicher Ehe lebte. Da er meist die Nacht zum Tage machte, frühstückten sie häufig erst um halb 1 Uhr gemeinsam

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Page 7 of 8
Date: 28.03.1904
Physical description: 8
Sie aussehen!" worauf Plinchard antwortet: „Za, und wenn Sie mich erst in Uniform sehen würden." Tie Zuschauer unterhielten sich den ganzen Abend über königlich, und anl folgenden Abend war das ganze Theater ausberkauft. (Ein Pantoffelheld, d e in einmal d i e Geduld riß.) lieber eine vor dem Bezirks gericht Wieden in Wien stattgehabte Verhandlung berichtet das Neue Wiener Tagblatt: Richter (zum Zustizwachmanne): „Rufen Sie das Ehepaar Martin und Hedwig W." Tie Frau tritt zuerst ein, mit energischem

Schritte; er ängstlich dicht hinter ihr. Richter (zum Manne): „Gebell Sie ihre Gene- ratiell ab!" Tie Frau: „Er ist im Jahre 1.857 geboren, nach Wien zuständig!" Richter: „So lassen Sie doch Ihren Mann re den! (Zum Manne): Sind Sie schon einmal vorbestraft?" Tie Frau (energisch): „Nein!" Richter: „So lassen S' doch Ihren Manu re den !" Ter Mann aber scheint die Sprache verloren zu haben. Zerknirscht, als wäre es eine Gar dinenpredigt, hört er die Anklage an, die ihm zur Last legt, er habe seine Frau

nach einem Wort streite zu Boden geworfen, mit Füßen getreten und mißhandelt. Angeklagter: „Bitt', Herr Richter, ich hab's lang' ausg'halten, bin stad (still) g'wesen; aber endlich is mir die Geduld gerissen. Ich hab's g'haut. (Wehmütig): Aber so net, das is ehnder übertrieben." Richter: „Wissen Sie, daß das eine Roheit ist? Nicht einmal einen Hund behandelt man so, viel weniger seine angetraute Frau!" Tie Frau erklärt dalln, ittbent sie dem Manne einen strengen Blick zuwirft, ihm diesmal noch verzeihen

zu wollen. Sie entschlügt sich der Zeu genaussage und ermöglicht so beit Freispruch des Angeklagten. Richter (zu dem Manne): „Aber ich warne Sie! Für diesmal geb' ich Ihnen nur einen Ver weis !" Ter Mann (sich linkisch verbeugend): „Tanke, bitte, ich werd's nicht mehr tun." Und die Frau wirft ihm im Hinausgehen einen Blick zu: „Ich m ö cht's Dir auch ni ch t raten!" Aus dem Amlsblatte. (Handelsregister.) Es wurden bei der Firma „Franz Z n n e r e b n e r", Weinhandlung und Essigfäbrikation iu Bozen, nach Ableben

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Page 4 of 8
Date: 08.02.1905
Physical description: 8
ist. Mit ansehnlicher Majori tät hat sich die Fakultät für die Zulassung von Privatdozentinnen entschieden. Den Anlaß zur Stellungnahme der Fakultät bildete das Gesuch einer Wiener Dame, des Fräuleins Dr. Elise Richter, um Bewilligung der Venia legendi. Fräulein Dr. Richter hatte die volle Qualifikation für die Dozentur erworben; um diese jedoch ausüben zu können, mußte vorher von der philosophischen Fakultät die prinzipielle Frage entschieden werden, ob Frauen überhaupt zur Lehrtätigkeit an der Universität

zugelassen seien. Das Gesuch des Fräuleins Richter wurde daher zunächst zurückgelegt, und es wurde eine Komission zur Prüfung der Prinzipienfrage ein gesetzt. Die Kommission sprach sich mit einer Mehrheit von zehn gegen vier Stimmen für di> Zulassung von Privatdozentinnen aus, und dis Fakultät hat sich gestern diesem Gutachten an geschlossen. (P r o f e s s o r D r. E d u a r d R i ch t e r.) Dem gestern verstorbenen Prof. Dr. Richter widmet das Grazer Tagblatt folgenden Nachruf: Hofrat Richter genoß

, an seiner Bahre trauert auch das deutsche Volk. War doch Hofrat Richter ein Ge lehrter, der unentwegt für die Rechte unseres Volkes eintrat, ein Mann, der trotz unermüdlichen fachlichen Forschens und Schaffens keine Gelegen heit versäumte, seinem nationalen Empfinden offenen und kräftigen Ausdruck zu geben. Der Verstorbene wurde am 3. Oktober 1847 in Man nersdorf bei Wien geboren, studierte in Wien, war 1871 bis 1886 als Gymnasiallehrer in Salz burg tätig und wurde 1886 ordentlicher Professor der Geographie

des Vernagt- und Gurglerglet- schers", „Geomorphologische Beobachtungen aus Norwegen", „Atlas der österreichischen Alpen seen", „Seestudien", „Geomorphologische Unter suchungen in den Hochalpen", „Lehrbuch der Ge ographie für höhere Lehranstalten" und „Die Er schließung der Ostalpen". Hofrat Richter stand durch ein Studienjahr auch an der Spitze der Uni versität. Bekannt sind seine Worte, die er als Rek tor an die Studenten richtete: „Halten Sie den Nacken steif!" Durch mehrere Jahre war er Prä sident

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 4 of 8
Date: 03.05.1905
Physical description: 8
- pläne enthält. Zu beziehen durch alle Buchhand lungen, Eisenbahnstationen, Trafiken usw. und von der Verlagshandlung R. v. Waldheim in Wien 7/1. Abschiedsfcier beim Laudcsgcrichtc. Letzten Samstag sammelten sich die Richter des hiesigen Landes- und Bezirksgerichtes sowie die Beamten der k. k. Staatsanwaltschaft zu einer Ad- schiedfeier zu Ehren des in den Ruhestand treten den k. k. Senatspräsidenten Dr. Josef Daum. Ueber diese Feier ist uns von geschätzter Seite ein Bericht zugegangen

, den wir gestern leider nicht mehr veröffentlichen konnten. Es heißt darin: Die an den Gefeierten gerichteten Ansprachen atmeten Herzlichkeit, Dank und Anerkennung im Gegensätze zu ähnlichen Anlässen, bei welchen oft nur leeres Phrasenwerk als Aufputz zu dienen pflegt. Daß diese Feier in einer Atmosphäre ge genseitig warmer und ungeheuchelter Empfindung verlief, hing natürlich mit der Person des Schei denden zusammen. Tritt ja doch mit ihm ein Richter aus dem aktiven Dienste, der in der Ge schichte der letzten

, wie seine kundige, rührige Hand das ganze ihm anvertraute Amt förmlich umwandelte, jedoch nicht zum Schlechteren, sondern zu einem wohlgeregelten, ta dellos arbeitenden Geschäftsbetriebe. Es sei aus jener Zeit an eine Episode, an den Brand in Jgls erinnert, die so recht zeigt, wie ein verständiger Richter dem Volke nützlich werden kann. Daum erkannte die Zukunft des kleinen abgebrannten Dorfes am Mittelgebirge und war deshalb der jenige, der bei obdachlosen Familien, die wegen der Vormundschaft minderjähriger

Kinder sein be sonderes Interesse in Anspruch nachmen, auks Em sigste für Baupläne und Geldbeschaffung bedacht war und so auf den Ruinen mancher früheren elenden Vauernhutte ein freundliches Haus er richten half, das seinem jetzigen Besitzer eine be queme Heimstätte ist und ihm dabei eine hübsche Sommerfrischrente abwirft. War Daum durch sein Wirken beim hiesigen Bezirksgerichte ein wirklich volkstümlicher und be liebter Richter geworden, so sollten ihm die eigent lichen Kriegsjahre doch erst

bevorstehen, und zwar in jener Zeit, in der er als Rat des Oberlandes gerichtes neben anderen Berufsgeschüften die Agenden der eigentlichen Justizverwaltung völlig ausschließlich besorgte. Richter- und Anwaltstand haben noch heute mit Erstaunen in lebhafter Er innerung, welch gewaltige Arbeitslast Daum in jener Zeit auf seinen Schultern trug und unver drossen mit Erfolgen auf der ganzen Linie be wältigen verstand. Damals war die Zeit der Ent stehung der neuen Gerichtsgebäude und Gefan genhäuser

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 3 of 6
Date: 05.12.1894
Physical description: 6
herbei. „Kommen Sie mit," sagte er, „ich werde den Herrn anreden, und bald wird er mit uns am Tische sitzen." Die beiden Herren erhoben sich und schritten auf deu Fremden zu. „Ich brauche eine List," raunte Waldow dem Referendar zu, „und thue, als wäre mir der Herr von früher her bekannt." „Habe ich die Ehre, Herr Richter — hm, hm" — der Professor stockte, „zu sehen? Wir machten, wenn ich nicht irre, vor zwei Jahren in Karlsbad Bekanntschaft." „Richter? Richter? Mein Name ist nicht Richter

," erwiderte der Fremde, plötzlich aber leuch tete ein Blick des Verständnisses in seinen Augen auf, „Sie meinen, .ich sei Richter, da haben Sie Recht, vollkommen Recht, und Sie meinen, ich sei vor zwei Jahren mit Ihnen in Karlsbad gewesen, da haben Sie erst recht Recht." Wie der Zufall doch spielte! Dem Professor war gerade Karlsbad eingefallen, (um eine zulässige Anknüpfung zu finden, und nun war dieser Fremde wirklich in Karlsbad gewesen und erinnerte sich seiner — er mußte ihn jedenfalls

mit einem anderen verwechseln, denn hätte er, Waldow, ihn wirklich dort kennen gelernt, seine Physiognomie hätte sich ihm für immer eingeprogt. Aber was mußte der Referendar von ihm denken? Er mußte glauben, er habe den Herrn schon frther gekannt und mit seinem physiognomischen Scharfllick Komödie gespielt. Wal dow sah ihn daraufhin sragend an, der Referendar lächelte aber so vergnügr-verschmitzt, daß Waldow diese Besorgnisse als unbe;ründet zurückweisen konnte. Der Fremde wurde )er Tischgesellschaft als Herr Richter

von einer anderen erdolcht wird, »ahm nun einen entsetzlichen Verlauf. Ob durch Zu fall oder mit Berechnung — das ist noch nicht fest gestellt — stieß der Magistratsbeamte Solski, der in der Tragödie den Mörder darstellte, seinem Opfer, dem Bäcker Czynski, den Dolch ins Herz und Czynski starb nach einigen Zuckungen vor den Augen des bestürzte» „Darf mau eigentlich Landrichter oder Amts richter sagen?" Der Fremde erhob sich bei diesen Worten »nd sah nach der Uhr. „Drücken Sie sich aus, wie Sie wollen," sagte

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 7 of 10
Date: 15.10.1893
Physical description: 10
- und Zechgenoffe seines Freundes. Nachdem er sich mit diesem überworfen, hatte er auf einem anderen Gute als Wirthschaftsbeamter Unterkommen gefunden, dort aber nicht lange ausgehalten und ein paar Jahre ein ziem lich unstätes Leben geführt, bis er wieder nach Wien gekommen war, wo er Makomaski kennen gelernt, der nicht unbedeutende Schulden für ihn bezahlt und ihn mit nach Turkowie gebracht hatte. Als der Richter alle diese Einzelheiten Reisiger aus den Aeten vorlas, ging ein leises Lächeln über die bleichen

Züge des Gefangenen und er sagte: „Ich sehe, Sie kennen mich sehr genau, Herr Gerichtsrath, ich brauche zu meiner Charakteristik nichts mehr hin zuzufügen." ' „Doch, ich möchte endlich von Ihnen wissen, welcher Art die Verbindung war, die zwischen Ihnen und Herrn von Makomaski bestand," entgegnete der Richter. „Das geht doch auch aus diesen Aufzeichnungen hervor," erwiderte Reisiger wieder ausweichend. „Er lieh Ihnen Geld?" „Ja," war die kurze, zögernd ertheilte Antwort. „Gegen welche Sicherheit

?" „Gegen gar keine; ich besaß ja nichts. „Also gegen einen Schuldschein," sagte der Richter; als Reisiger betroffen von der nachdrücklichen Be tonung schwieg, setzte er hinzu: „Und zwar gegen einen Schuldschein eigener Art, Kennen Sie dies?" Er nahm bei diesen Worten ein Papier vom Tische, hielt es Reisiger unter die Augen und fragte: „Kennen Sie dies?" Als wäre plötzlich ein Blitz vor ihm niedergefahren, so prallte der Oberinspeetor zurück, seine Hand tastete nach der Schranke, welche das Zimmer in zwei

Hälften theilte, um einen Stützpunkt zu gewinnen und mühsam nur stammelte er die Worte hervor: „Wo — wo haben Sie das gefunden?" Der Richter lächelte. „Ich brauchte Ihnen eigentlich keine Erklärung zu geben, aber ich will es thun, damit Sie sehen, daß Ihnen weder Schweigen noch Ausflüchte länger nützen können. Da Herr von Makomaski bis jetzt nicht wieder nach Turkowie zurückgekehrt und sein Aufenthalt nicht zu ermitteln ist, so habe ich mich für berechtigt gehalten, eine Haussuchung bei ihm vor nehmen

zu lassen." „Und das — das hat der Wahnsinnige liegen lassen!" schrie Reisiger auf. „Es fragt sich, wer wahnsinniger ist, derjenige, welcher einen solchen Schein ausstellt oder der, welcher ihn in seinem eisernen Geldschrank liegen läßt, den er für unversehrbar hält," erwiderte der Richter nicht ohne Ironie. Reisiger schlug die Hände vor das Gesicht. „O das ist furchtbar, furchtbar! Wenn Sie wüßten, wie das alles so gekommen ist!" „Jch denke, Sie erzählen es mir nun," sagte der Richter in ermuthigendem

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