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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 1 of 6
Date: 08.02.1898
Physical description: 6
L Sch. Es wird von nicht wenigen Personen, welche den ersten Aufführungen von Sudermann's neuestem dramatischem Werke, dessen Stoff er dem neuen Testamente entnahm — „Johannes" — in Berlin beiwohnten, kurz und bündig erklärt, die Dichtung hatte die Zuhörer insgesammt gewaltig ergriffen und !«i als das Leben werk Sudermann's zu bezeichnen. Bon der eigenen Empfindung sollte man nicht so b stimmt auf die Empfindungen Anderer schließen, und man könnte leicht zu einem voreiligen Urtheil verführen

, als sei „Johannes" etwa eine monumen tale Dichtung, eine Art von mystisch-religiösem »Faust". Sudermann soll vor vielen Jahren schon den Plan zu einem „Johannes" ausgearbeitet haben. Immer wieder hat ihn die Johannes Tragödie' be schäftigt. Verwundert hat er sich, daß Niemand noch ihm den Dramenstoff vorweggenommen habe, und daß eine Anspielung Heinrich Heine's, Herodias sei von Liebe zum feurigen Prediger in der Wüste er faßt gewesen, so völlig unbeachtet blieb. Wenn ge rade dies oder ein ähnliche

ergriffen worden, wenn Johannes, der Prophet, nicht zum Object für die bedrohliche Liebesgluth des Weibes, nicht zum Spielball, insbesondere für die Gelüste eines wollüstig- bestialischen Theaterprinzeßchens geworden wäre. Der eigentlich elegische Vorgang in dem Drama, das Geschick des Predigers in der Wüste, des Mannes, der säet ohne zu ernten, des Vorläufers, der die Wahrheit sucht, ohne sie zu erkennen, der den Messias fühlt und sei« Wesen zu spät begreift, faßt in sich gewiß eine innerliche Tragik

. Johannes fühlt sich so lange kraftvoll, so lange er nicht empfindet, wie sein Sinnen auf Irrwegen schweift. Ueber die Kraft ge bot er, dem bedrückten Volk, das aus lausend Wun den blutete, das „Gesetz" zu nehmen, das in den Händen der Machthaber und Pharisäer zur Marter für die Armen geworden war. Aber für die Sehn sucht der Menge fand Johannes kein neue- Ideal. DaS ging über feine Kraft. Er vernahm ein großes j Rauschen, aber er wußte nicht, woher es kam. Seine > Sehnsucht ging nach einem stolzen

, herrischen Erlöser, der wie ein königlicher Held kommen werde, das Flammenschwert in seiner Rechten und über dem Haupte den Regenbogenglanz. Da kommt ein armer Galiläer, der Unwissendsten Einer, und belehrt ihn, daß dies nicht der Messias sei, wie er in den Wün schen der Armuth lebe; nicht Herren und Könige können das Amt des Erlösers erfüllen; und staunend vernimmmt Johannes von der Liebeslehre des Na zareners, der da predigt, den Feinden zu vergeben, ein friedlicher Eroberer. Zweifel erschüttern

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 2 of 4
Date: 06.06.1878
Physical description: 4
den Konfiskationen vorgenommen u. verschiedene Papiere mit Be schlag belegt. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Aus dem ich zu hart gewesen bin? — O aus Barmherzigkeit, schicke zum Notar, laß mich wieder gut machen, was ich fehlte, ehe eS zu spät ist." „Wie Du willst, Vater." Und mit verselbcn äußerlichen Ruhe, welche ihn nie verließ, gieng Johannes aus dem Zimmer. Draußen öffnete er mehrere Thüren, stand einen Augenblick wartend still und kehrte dann zu dem Kranken zurück. „Ich habe den Hausknecht hingeschickt

, Vater." Der Sterbende tastete auf dem Deckbett. „Aber ich hörte die Glocke nicht klingen, Johannes! Sprichst Du auch die Wahrheit? Als Knabe pflegst Du zu lügen, ja Du, ich erinnere mich dessen wol — Georg log nie." Johannes streifte mit einem beinahe haßerfüllten Blick das Sterbebett. „Wir nahmen die Klingel ab, Vater, um Dich nicht zu stören." „Ach so, so! Ich danke Dir. Aber wo bleibt der Notar?" Sern- Jveen begannen sich zu verwirren, er konnte Gegenwart und Vergangenheit nicht mehr

unterscheiden, hatte für die Zeit den Maßslab verloren. „O Johannes, Johannes, wie grausam bist Du. Der Notar muß längst hier sein, weshalb sehe ich ihn nicht?" Und nach einer Pause rief er halblaut, wie zageud, seinen ältesten Sohn. „Georg! — Komm hierher, Georg!" Und dann meinte er den Verstoßenen neben sich zu haben, er streichelte zärtlich mit der Rechten seine eigene eiskalte linke Hand. „Mein Georg, ich dachte ja zu Deinem Besten zu handeln, j glaubst Du mir auch? Sieh mich an, hast Du wirklich

das Geld ; nicht unterschlagen? Ist mein Sohn kein Dieb?" Er schluchzte wie gebrochen. „Johannes, wo bist Du, : Johannes?" Aber keine Erdenmacht hätte den jüngeren Bruder bewogen, ! das Sterbezimmer zu betreten. Er stand im anstoßenden Gemach, - aschfahl, mit bebenden Gliedern, die Augen starr auf die offene ! Thür gerichtet, als glaube er, daß von dort in jeder Sekunde ein ! Gespenst ihm entgegen blicken könne. Als drinnen die Angst der letzten Minuten den Sterbenden ! ergriff, als sich Röcheln

und Rufen schauerlich mischte, da stieß er ! das Fenster auf und ließ sich den Schnee über das Gesicht wehen. ! Wie im innigsten Flehen, in verzweiflungsvollrr Furcht klang eS j „Georg! — Georg!" — aber Johannes rührte sich nicht vom ] Fleck, biS der letzte Ton verhallt war. Erst nach einer Viertelstunde j drehte er den Kopf; mit Schnee bedeckt, selbst blaß wie eine Leiche, i horchte er hinüber, z Alles still — still. Und dann schlich er herzu, geräuschlos mit starrem Blick. i Der Chef der Firma

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 2 of 6
Date: 10.01.1890
Physical description: 6
ihre Bibliotheken, aus denen die Mitglieder schöpfen können. Schriftführer W. Graf erwidert, man will für da selben, worauf ich heute noch stehe. Da gab eö keinen fröhlichen Neujahrspunsch, und Frau Mari anne saß, bleich und mit rothgeweinten Augen, auf dem großgeblümten Sopha, als — Witwe. Drüben in dem Wiegenkörbchen lag ein pausbackiges Bübchen und schlummerte süß. Dein Väterchen, Johannes! .. Mariannens Eheherr ruhte aber draußen an der Kirchhofmauer im ewigen Schlafe. Im unseligen Glauben, sein Weib

habe ihn betrogen, verrathen. hatte er mühsam seine letzten Tage hingeschfippt und im vorzeitigen Siechthum sein junges Leben ausge haucht in ihren Armen. Die alte Punsch-Bowle warf einen thränenseuchten Blick herüber nach dem alten Junggesellen, der zu träumen schien. Sie weckte ihn nicht, sondern summte geschwätzig fort: „Dein Väterchen, Johannes, war ein lustiges Männchen geworden. War auch immer Junker Schmalhans oberster Küchenmeister im Hause, es störte seine gute Laune doch nie. Mit dem Wenigen

in der Wiege und das warst du, großer alter Johannes .. . Und weißt du es noch, alter Knabe, wie einst — Dein Väterchen war verreist — ach! er ist nimmer zurückgekehrt, denn der Tod hat ihn auf seiner Fahrt jählings erfaßt —, das zierliche Lies chen heraufgehuscht kam die drei Treppen hoch? . .. Da nahmst du mich herab von der Commode und brautest ein Gläschen feinduftigen Punsches! . . Ach hättest du's lieber bleiben lassen! . . Es ist schlimm genug ausgegangen für euch Beide... Ich weiß, Dein Herz

hat später viel gelitten, recht viel. . Du konntest Lieschen nicht zu deinem ehelichen Weibe machen, denn dein schmales Einkommen reichte dazu nicht. Aber Lieschen fand doch anderwärts Trost und ist noch glücklich unter die Haube gekommen. Armer Johannes, so bist Du um Dein Glück ge bracht worden. . . Aber wer weiß, wie es am besten war ..." Da that sich jetzt plötzlich das kleine Thürchen oben auf der Wanduhr knarrend auf, der Kuckuck sprang hervor und ließ mit lauter Stimme zwölfmal seinen Weckruf

erschallen, dass es durch den engen Raum ganz eigenartig tönte. Im Kessel brodelte und zischte es auf und die heiße Wasserfluth floß dampfend über, so daß Johannes aus seinen Träumen erwachte und die müden Augen ausschlug. Wie leises Beben geheimnißvoller Mächte schien es jetzt durch die Stube zu ziehen. Die Geister des scheidenden Jahres reichten denen des neuen Jahres die Hand zum Gruße und ganz stille, als käme es von der alten Punsch-Bowle her, vernahm Herr Johannes das leise hingehauchte

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 2 of 4
Date: 29.07.1878
Physical description: 4
die beruhigende Erklärung, daß diese Gerüchte durchaus unbegründet seien. Der Minister Zanardelli begibt sich nach Turin; er wird den König nach Mailand begleiten und ihm ein Dekret über einen Präsektenschub, der 25 Präfekturen umfassen wird, zur war eS, der Sie befielen half, — um Alles, um Geld und Ehre — ich war eS!" Johannes trat näher. „Ein Wahnwitziger!" keuchte er. „Ein TollhäuSlerl — Was er sagt, ist Lüge und Trug!" Hoffmann nahm auS der Brusttasche ein Briefcouvert. „Herr," stammelte

er, während bei jedem Worte daS Blut über seine Lippen drang, „Herr Georg, daS ist daS Couvert des Briefes von Dor- man und Compagnie aus Bremen, deS Briefes, den Sie nie ge sehen, nie empfangen haben, den Herr Johannes unter Ihre Papiere schob, nachdem er ihn geöffnet und die Kaffeufcheine heraus genommen. 3ch —'" Johannes ergriff den nächsten Stuhl und schwang ihn Über den Kopf deS Knieendeo. „Bestie!" knirschte er, „ich will Dich unschädlich machen!" Georg war blaß geworden. WaS sprach der Mann dort? — ES fiel

, Johannes. Hüte Dich! — Dein Auftreten ist verdächtig." 2 Unterschrift vorlegen. Der Ministerpräsident Cairoli dürfte eben falls nach Mailand gehen. Von neuen italienischen Demonstrationen ist nichts zu hören, es scheint, die allseitige Aufnahme, welche das Vorgehen der italienischen Agitationspartei gefunden, ihre Wir kung nicht verfehlt zu haben, ohne daß es drastischer diplomati scher Mittel bedurfte. Daß von Seite der italienischen Agitatoren auch Versuche gemacht werden, mit der Aktionspartei

oder sieben Geldbriefe zugleich, Sie hatten dieselben quittirt bis auf einen, da kam der Buch halter und rief Sie ab, — es währte lange, bis die Angelegenheit draußen erledigt war, — Herr Johannes nahm den leeren Post schein und gieng in daS große Comptoir, wo sich zur Mittags stunde Niemand befand. „Ich will'S meinem Bruder bringen," sagte er, „wer weiß, wann der zurück kommt!" — nun, und darauf gab er dem Briefträger daS unterschriebene Papier, welches dieser unbesehen unter die Menge der übrigen schob

, — ich beob achtete daS Alles heimlich — und als daun Herr Johannes stch hier allein glaubte, nahm er aus dem Brief, der auf Ihrem Pult lag, daS Geld; Couvert und Schreiben aber legte er in Ihre Mappe. (Fortsetzung folgt.)

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 3 of 8
Date: 27.09.1900
Physical description: 8
und Schuttgeröll herabtransportirten. Die anderen 3 Herren wurden durch Ellmauer Führer, welche von der Gruttenhütte herüberkamen, zu- thal geleitet. . , (Eröffnung des Johannes- Wege s.) Am Sonntag, den 23. ds. fand die Eröffnung des Johannes-Weges am Lodner bei M e r a n statt. Die zahlreichen Theilnehmer an der Feier, vornehmlich aus Mitgliedern der Sec tionen Meran, Bozen, Innsbruck, Zillerthal und Ingolstadt des D. u. Oe. Alpenvereins bestehend, waren am Samstag Nachmittag zur Lodnerhütte ausgestiegen

und dort vom Hüttenwart der S. Meran Dr. Otto v. S ö l d e r begrüßt worden. Am nächsten Morgen wurde auf dem neuen Wege bis zum Schartl an der kleinen Weiße (3000Mtr.) aufgestiegen, woselbst die^ Taufe des Weges voll zogen wurde. Dr. v. Sölder gedachte hier der Verdienste, die sich der unvergeßliche Johannes um die Erschließung des Zielthalcs, um die Er bauung der Lodnerhütte und den damit erleichter ten Besuch der Texelgruppe erworben hat. Zum Danke hiesür und als immerwährende PErinne- rung au den viel zu früh

von uns Geschiedenen habe die Section Meran beschlossen, diesen Weg zur Verbindung mit der Stettiner Hütte zu bauen und ihn „Johannes-Weg" zu nennen. Der Red ner ersuchte nun die beiden Fräulein Mathilde und Anny Johannes, als Erste das Schartl zu be treten, in welchem die Anbringung einer entspre chenden Inschrift vorgesehen ist. Es war eine ein fache, aber erhebende Feier in dieser großartigen Natur. In der Hütte fand dann noch die Ent hüllung eines von Frau Johannes gespendeten sprechend ähnlichen Porträts

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 1 of 8
Date: 29.08.1907
Physical description: 8
, denn die Le gende wird auf Johannes den Täufer zurück- geführt. „Zu dem heiligen Johannes," so erzählt die Frau Rat, „kam ein mahl ein Frembter, der viel vom Johannes gehört hatte. Er stellte sich den Mann vor, wie Er studierte, unter Manusprickten saß, verdieft in großen Betrach tungen usw. Er besucht ihn, und zu seinem großen Erstaunen spielt der große Mann mit einem Rebhuhn, das ihm aus der Hand aß — und Tausend Spatz trieb Er mit dem zahmen Thirgen. — Johannes sähe dem Frembden seine Verwunderung an, thate

aber als merckte Er nichts — im Diskurs sagte Johannes, sie Tirols der Tätigkeit des neuernannten Statt halters volles Vertrauen entgegenbringen können. * Markus Freiherr von Spiegelfeld wurde am 16. Februar 1858 zu Innsbruck als der Sohn des späteren Statthalters von Ober- Oesterreich, Franz! Tao er Freiherrn von Spie gelfeld, geboren, steht also im 50. Lebensjahr. Nach Absolvierung rechts- und staatswissen schaftlicher Studien trat er 1880 in den politischen Verwaltungsdienst in Tirol ein, wurde 1883

zum wirklichen Statt haltereirat ernannt. Anläßlich der Abberufung des damaligen Tiroler Statthalters Baron Schwartzenau am 20. März 1906 erfolgte die Ernennung Spiegelfeld zum Hofrat bei der Statt halter ei in Tirol, und gleichzeitig wurde ihm haben da einen Bogen, lassen sie ihn den gantzen Tag gespant — behüte sagte der Frembte, das tut kein Vogelschüh, der Vogen j erschlaft, mit der Menschlichen Seele ist's eben so, abgespant muß sie werden, sonst erschlaft sie auch, sagte Johannes." So erzählte die Frau

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 2 of 6
Date: 21.02.1895
Physical description: 6
Mantius hat einen Sohn Johannes und eine Tochter Gertrud. Letztere liebt den Russen Bo- ranoff, ersterer dieses Rüsten Schwester Vera. Da Boranoff wegen seiner Schriftstellerei nach oben miß liebig ist und des Landes verwiesen wird, setzt der Geheimrath einer Verbindung seiner Tochter mit ihm den heftigsten Widerstand entgegen und will Gertrud zwingen, einen Grafen zu heirathen. Sie weist aber diesen mit Eclat zurück. Der Graf revanchirt sich durch abfällige Reden über die Familie Mantius

, wo für ihn Johannes zur Rechenschaft zieht. Bevor dieser auf den Kampfplatz geht, beschwört er den Vater, Gertruden zu verzeihen. Aber ein starres Nein ist des Vaters letztes Wort. Während Johannes vor der Pistole seines Gegners steht, erfährt der Vater erst davon und daß er seinem Sohne die vielleicht letzte Bitte abgeschlagen. Er bereut, von seinem Bruder Bernhard auf das eindringlichste von der starren Pflicht auf die Menschlichkeit und Liebe verwiesen, seine Härte. Sein Sohn kommt aber heil aus dem Kampfe

zurück und der Vater verzeiht Gertruden in der Freude darüber. Damit wäre eigentlich die Sache zu Ende. Der Dichter fügt aber, um etwas heiterer ab zuschließen, einen Act hinzu, der einige Liebes- und Freudenscenen enthält und den Sachen ihren üblichen formellen und officiellen Abschluß verleiht. Zum Schluffe haben wir drei Paar Verlobte: Boranoff und Gertrud, Johannes und Vera, endlich das episodische naive Paar Alexander und Elly, das Kobolden gleich, während der ersten drei Acte die ernste

war in ihrer sonderbaren Rolle von gewohnter Liebens würdigkeit. Das gebrochene Deutsch, das sie als Russin sprechen mußte, hinderte sie, ihren einzigen Fehler zu begehen, nämlich ihrer Zunge einen zu schnellen Lauf zu lasten. Wir sagen dies nicht un absichtlich einen Tag vor „Ottilie". Herr Held als Johannes war diesmal wohlthuend einfach, gemüthvoll und glaubwürdig. Herr Popp als Musicus Bernhard Mantius hat an vielen Stellen des Stückes, namentlich im dritten Acte, in der Scene mit dem Geheimrath, die Zuhörer tief

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 2 of 6
Date: 20.01.1899
Physical description: 6
- reife" als 93. Vorstellung im Abonnement, Serie grün, statt. (Todesfall.] Vorgestern starb in Meran plötzlich der k. k. Hofphotograph B. Johanne-, von einem Herzschläge gerührt, itn b2. Lebensjahre. Seit 1870 in Partenkirchen etablirt, überfiedelte Johannes im November 1883 nach Meran. Auf allen Au»,.ellungen wurde Johannes mit den höchsten Auszeichnungen be dacht. Ec war k. k. österreichischer, kgl. bayerischer, Herzog!. Sachsen-Coburg-Gotha'lcher, Herzog!. Nassau- scher, großherzogl. Mecklenburg

-Schwerin',cher, Herzog!. Anhalt'scher, großherzogl. Luxemburg'scher Hofphoto graph. Wiederholt wurde er von unserem Kaiser aus gezeichnet, ebenso von. Herzoge von Anhalt, den Groß herzogen von Mecklenburg und von Luxemburg rc. Johannes war ein schneidiger und ausdauernder Berg steiger und Jäger, ein begeisterter Alpinist, bedeutender Förderer des Alpenvereinkwesens und der Touristik in Tirol, langjähriges Aurschußmitglied der Section Meran des Alpenvereins und bis an sein Ende Hütten wart

der Lodnerhütte. Weiters setzte sich Johannes al- Mitglied der Meraner Curvorstehung 12 Jahre lang warm für die Gesammrtntercssen de- Curortrs ein. Al- erfahrener Hochgebirgsjäger nahm er stets an den Jagden des Fürsten Auersperg Theil. Das Turnwesen hatte an ihm einen warmen, tharkräftigen Freund. Johannes setzte sich überhaupt für Alles mit Leib und Seele ein, was ihm für die Pflege des Geiste- und Körpers gedeihlich schien. Sein Tod zerstörte ein überaus glückliches Familienleben. sSchneemassen in Passeier

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 2 of 8
Date: 31.08.1892
Physical description: 8
Du, Rosetta? Willst Du es mir nicht sagen?" — Die kleine Rosetta zog und zerrte erst eine ganze Weile an der unschuldigen Schürze herum, schlug dann zögernd die großen, verwunderten Kinderaugen zu dem fremden Manne auf, um jedoch gleich wieder schüchtern zu Boden zu blicken — endlich lispelte sie leise einige unzusammenhängende Worte vor sich hin. Johannes vermochte nur ein einziges davon zu er fassen: „L'Anzol!" (Dialekt für Angelo — Engel.) Seltsamer Zufall — er hatte heute den ganzen Tag

, „komm, ich will Dir einen andern Engel kaufen." — Die Marktfrau, welche sich ungerufen zwischen Johannes und das Kind gedrängt hatte, ließ es sich auch jetzt nicht nehmen, dem „großmüthigen Signor" selbst den Weg zur nächsten Bude, wo Zuckerwaaren feilgeboten wurden, zu weisen. „Du willst den Engel sicherlich Deiner Mamma" schenken?" sagte sie im Weitergehen zu dem Kinde, das möglichst rasch neben dem Signor hertrippelte, sich dabei aber ängstlich an die Rockfalten seiner Begleiterin klammerte

. Johannes kaufte rasch einen neuen Engel und bemerkte, daß er die Kleine selbst nach Hause begleiten wolle. „Du mußt aber den Herrn gut führen," prägte die redselige Frau dem Kinde ein und entschuldigte sich dann mit vielen Worten, daß sie ihren Kram nicht verlassen könne. — „Es ist nicht weit in den Fossato S. Simone," setzte sie schließlich gleichsam tröstend hinzu. Der Fossato S. Simone ist ein enges Gäßchen inmitten der Stadt. Je weiter der junge Künstler in die Gaffe ein drang, desto willenloser

Johannes end lich ein matter Lichtschein entgegen — er ging von einer prasselnden Oellampe aus, die ein junges, nach lässig gekleidetes Weib mit dunklem, wirrem Haar in der Hand hielt. Die Frau war in flüsternder Unterhaltung mit einer Alten begriffen, deren Er scheinung ganz und gar zu dem ranchgeschwärzten gewölbten Raume paßte, in dem man vor etlichen Jahrhunderten sicher geneigt gewesen wäre, eine Hexen küche zu vermuthen. Heute war die Feuerstelle auf dem Herde kalt und auch unter dem großen einge

mauerten Waschkessel schlug keine Flamme hervor. Beim Eintritt Rosetta's — die, Johannes noch immer an der Hand führend, rasch vorgekommen war — hatten die beiden Frauen — wahrscheinlich Nachbarinnen der Kranken — ihr Gespräch unter brochen und sahen mit unverhehlter Neugierde dem Fremden entgegen. Die Aeltere mochte sich jedoch rasch eine Erklärung für sein Eindringen zurecht gelegt haben, denn sie geleitete ihn unter liefen Bücklingen zu einer in der Innenwand des Raumes

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 2 of 6
Date: 13.07.1878
Physical description: 6
sich selbst zum Schaden so große Freunde sind." Nach dem definitiven Beschlüsse des Kongres- Siez erkannte. „Wir sind Eompagnons," hatte er gesagt. „die Kaffe gehört sowol mir als Ihnen, sträuben Sie sich daher nicht lange." Und wieder gab Johannes das Verlangte hin. Aufschub ge wonnen, war Alles gewonnen. Er durfte zu so kritischer Zeit keinen neuen Eclat herauf beschwören. ' Nur ärgerte eS ihn, daß so viele Augen diesen Verkehr sahen. Ueberhaupt waren ihm all die langjährigen Angestellten, die vielen beobachtenden

. „Aber ich mag jetzt nicht mehr den Schicketanz spielen, — wer wollte mir's verdenken?" Johannes machte sich am Bücherschrank zu schaffen. „Hoffen Sie vielleicht, von mir, nachdem ich Ihnen zum Erwerb eine Gelegen heit geboten und Sie dieselbe ausgeschlagen haben, ferner noch Ge schenke zu erhalten?" fragte er. „Sehr stark sogar, weither Herr Compagnon!" versetzte der Andere. „Behandle ich denn nickt den Mann, der auf der Straße mit allerlei Zweifelhaftem beworfen wird, noch immer sehr nett und ses

an, da sie in das Programm des von Hrn. Waddington formulirten noli me tangere eingreift." Von der Hauptsache spricht d as IPF* Fortsetzung itt der Beilage. "Wg höflich? Wahrhaftig, ich bin Ihr bester Freund, das müssen Sie doch erkennen." Johannes sah aus wie eine Leiche, sein Gesicht war vom Zorn förmlich verzerrt. Er schnitt gedankenlos mit dem Feder- meffer große Späne aus dem Schreibpult. „Was wollen Sie denn eigentlich?" fragte er nach einer Pause und um nur etwas zu sagen. Am liebsten hätte

er zwischen seinen bloßen Händen den lächelnden, unverschämt blickenden Mann erdroffelt. „Was ich will? Gut leben, den Herrn spielen, Geldausgeben, das Dasein genießen. Ich bin kein Pfennigfuchser, müssen Sie wiffen." „Ohne zu arbeiten? nicht wahr!" grollte Johannes. „Ich soll Ihnen alles Das schenken?" Der Andere nickte. „Noch viel mehr, mein bester Herr," sagte er. „Ich will auch reisen, die Welt besehen; meine Söhne wollen fiudiren, meine Frau und Töchter feine Damen sein. Heute brauche ich bis auf Weiteres

, — denn die ganze Sache soll demnächst gründlich regulirt werden — etwa dreitausend Thaler, will sie aber vom Kasstrer nicht holen, wiffen Sie, damit Aufsehen vermieden wird. Also gehen Sie gefälligst hin und bringen Sie mir das Geld." „Sie sind wahnsinnig!" schrie außer sich Johannes. „Weil ich glaube, mit der geringen Summe für.s Erste auSzu- kommen? Sehr gütig, daß Sie mich erinnern, Herr Hardenberg, ich sehe, mein Vermögen ist bei Ihnen in den besten Händen; wirklich, Siebesitzen mein vollstes Vertrauen

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 1 of 4
Date: 15.05.1878
Physical description: 4
, die österreichischen Interessen tan- girenden Landestheile mit Ungarn zu einem Staatenbunde unge fähr nach dem Vorbild Deutschlands (?) kaum weiter von der Lerodias. Roman von W. Hö.ffer. (13. Fortsetzung.) Sie ordnete ihr Nähzeug und schloß den zierlichen Tisch. „Ich will auSgehen, Johannes," sagte sie, absichtlich seine Worte über hörend, „Du entschuldigst mich daher wol." „Erst antworte mir, Mathilde. WeShalb hassest Du mich?* „DaS ist mir nie eingefallen, Johannes, verlast' Dich darauf." Er schien

dieser bewnßteu Ruhe gegenüber beinahe außer Fassung. „Georg liebt Dich nicht", preßte er endlich mühsam hervor, „er geht in wahnsinniger Verblendung einer Zukunft ent gegen, die ihn zum Bettler machen wird, Mathilde. Willst Du eines TageS um Lohn nähen, wenn er für Dich kein Stück Brod wehr besitzt?" „Das wäre nicht daS Aergste, was mich treffen könnte, Johannes." Ähr Lächeln brachte ihn um den letzten Rest seiner Selbst beherrschung. „Du hast Recht, Mathilde, eS ist durchaus nicht das Aergste!" rief

er, „Dir stehen vielleicht an Georg- Seite noch ganz andere als diese Erfahrungen bevor. Ich habe in Calcntta Freunde, die mir von dort Alles berichteten, was mein Bruder trieb und that, — willst Du diese Briefe lesen? Mathilde l Die indische Fürstin, mit welcher —* Der drohende Blick der jungen Frau gebot ihm plötzlich Schweigen. „Es ziemt weder Dir, mir solche Dinge zu erzählen, Johannes, noch mir, sie anzuhören. Ich würde nie Spione be zahlen und nie den Berichten solcher Kreaturen Glauben schenken

und auf den nächsten Tisch geworfen. „Ich quäle Dich nicht, Johannes," klaug es von ihren erblaßten zuckenden Lippen, „ich habe nie Deine Bewerbungen ermuthigt, nie geleugnet, daß sie

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 1 of 4
Date: 15.07.1878
Physical description: 4
wird auch durch das Auftreten Eng lands zur Wahrheit; durch die Protektion, welche England über die asiatische Türkei übernimmt, fällt auch Konstantinopel in die englische Machtsphäre, und Rußland hat keine Aussicht in dieser Richtung seine Pläne — solange England in seiner gegenwär- «Kerodias. Roman von W. H ö f f e r. (61. Fortsetzung.) Johannes streckte plötzlich die Hand aus. „Ich will Ihnen diese viertausend Thaler geben, Hoffmann!" rief er, heiser vor Auf regung, „aber unter der Bedingung, daß Sie auswandern und nie

. Nein, ich bleibe doch lieber im Lande und nähre mich — na, Sie verstehen schon!" Johannes gieng auf und ab. Was sollte er thun? — Zu weilen streifte sein Blick den Proletarier, deffen lächelndes Gesicht ihm wie Satans Aushängeschild vorkam, jedesmal aber begegnete er einem vertraulichen Zwinkern, einer Pantomime der Gemüthlichkeit, einem leisen Pfeifen, kurz den sicheren Anzeichen genauer Beobachtung. ES war nicht möglich, diesen kecken Patron zu überlisten. „Sie ruiniren mich", sagte er endlich

, womit Sie mir drohen?" Der Arbeiter pfiff leise, bis Johannes feine Strophe beendet hatte. „Herr Georg soll sich bedeutend in der Besserung befinden," sagte er plötzlich. „Ich erkundige mich immer sehr sorgfältig, wie es ihm geht." Johannes wechselte die Farbe. „Das gehört nicht hierher," versetzte er rasch. Der Andere blinzelte. „Hm, hm, das weiß ich doch noch nicht, mein Lieber. Ist er einmal ganz wieder hergestellt, so proponire ich vielleicht ihm daS Compagniegeschäft, — freilich

nur, wenn wir Beide uns über dasselbe durchaus nicht einigen können," setzte er hinzu. Johannes stützte die brennende Stirn in die Hand. „Zeit gewinnen!" raunte die Stimme des Verstandes, „Zeitgewinnen! darauf kommt Alles an. Wenn Georg stirbt, so kann ich diesen Schurken nach Herzenslust maßregeln, dann mag er mich denun- ziren, mich verleumden wo ihm beliebt, nur jetzt nicht. Solche Menschen leisten falsche Eide, behaupten, was ihnen Vortheil

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 1 of 4
Date: 06.06.1878
Physical description: 4
von W. H ö f f e r. (31. Fortsetzung.) „Ich weiß nichts!" rief nachdrücklich der beleidigte Manu. „Und jetzt werde ich den Vater sehen, eS koste, waS eS wolle.* Johannes rührte kein Glied, aber als der ältere Bruder Miene machte, das Zimmer zu verlaffen, da sagte er: „Geh hin und tödts ihn vollends, wenn Du dazu den Muth besitzest. Sein Leiden liegt im Gehirn, er ist bei klarem Bewußtsein — ein einziger Aerger kann sein Ende herbeiführen." Georg sah über die Schultern zurück. Sein Auge glühte, seine breite" Brust hob und senkte

sich schwer. „Ich glaube Dir uicht, Judas", grollte er, „ich verachte Dich ganz. Wer nicht zögern würde, mir mein Weib zu stelen, der zögert auch nicht, mich mit einer frechen Lüge vom Todtenbett meines Vaters zu verdrängen. Heute gehe ich, aber morgen komme ich in Begleitung des Arztes wieder hierher, und nur er, nicht Du, soll entscheiden, ob ich den Vater sprechen darf oder nicht. Unsere Abrechnung folgt § später." | Er verließ mit hallenden «Schritten das HauS und hinter j| ihm blieb Johannes

verschrieben; dann blieb er allein, nur JohauneS gieng ab und zu, sonst war alles lautlos um ihn herum. Zum zwanzigsten Male fragte der Scheidende nach seinem älteren Sohne. „Ist Georg hier gewesen?" Und immer klang es zurück: „Nein, Vater!" Der gequälte Mann drehte ruhelos den Kopf auf dem Kiffen von einer Seite zur andern. „Johannes, ob eS auch ganz Recht war, was ich that? Sprich, Johannes, warum antwortest Du mir nicht?" Der jüngere Bruder näherte sich dem Bette. „Ich bin überzeugt

, daß Du zu seinem Besten handelst, Vater, aber dennoch steht eS Dir ja jederzeit frei, Deine Entschlüsse zu ändern. Du solltest jetzt lieber schlafen, als Dich um Geldangelegenheiten bekümmern." Hardenberg athmete schwerer und schwerer. „Ich habe keine Zeit, zu schlafen, Johannes, ich sterbe — ich sterbe, der Tod steht unmittelbar vor meinem Bette. Findest Du nicht, daß

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Page 1 of 4
Date: 05.07.1878
Physical description: 4
der „Nat.-Ztg.": Graf Herbert Bismarck habe auf seine Kandidatur im zweiten Meiningen'schen Wahlkreis verzichtet, un richtig sei. «Kerodias. Roman von W. H ö f f e r. (53. Fortsetzung.) Johannes taumelte fast. „Wo — wo ist der Brief?" stammelte er tonlos. „Wol verwahrt, Herr. Man hütet sich weislich und überlegt lange, ehe man als armer Teufel, der nichts besitzt als das bis chen Leben, sich in die Streitigkeiten der großen Herren hineinmischt. Ob man auch mit seinen gesunden Sinnen hörte und sah

, so wird Einem doch nicht geglaubt, weil eben der Rock fadenscheinig und die Tasche leer ist; ja man riskirt sogar einen unsicheren Platz im näch sten Tollhause. Der Kerl ist verrückt! — sperrt ihn ein, um ihn unschädlich zu machen! Nicht wahr?" Die tiefliegenden Augen blitzten unheimlich und die Fäuste waren geballt. Es sah auS, als stände ein Zweikampf auf Tod und Leben zwischen diesen beiden Männern unmittelbar bevor. Auch Johannes schien wie außer sich. „Sie lügen," preßte er hervor, „Sie lügen!" „Was?" fragte spöttisch

der Andere. „Wissen Sie denn be reits, waS ich überhaupt dem Herrn Georg erzählen wollte?" Johannes biß sich aus die Lippen. „Einen Meineid leisten!" rief er mit schnellem Besinnen, „gleichviel unter welcher Form. Aber ich will Ihnen das Blatt, auf dem der Name Hardenberg steht, allein deshalb abkaufen, einfür allemal abkaufen, um neue verdrießliche Weiterungen zu ersparen. WaS verlangen Sie also als Preis?" Der Arbeiter lächelte höhnisch. „Wir wollen CompagnonS werden, Herr Hardenberg," sagte er in frechem

den Satz. Johannes schlug ungeduldig auf das Pult. „Sie sind ein Un verschämter," rief er, „ein Wahnsinniger. Ich gebe Ihnen fünf zig Thaler für das Couvert, welches Sie mit oder ohne Brief hier im Comptoir ans dem Fußboden gefunden und gestolen haben, damit Basta. Jetzt wählen Sie!" Der Arbeiter griff an den Hut. „Guten Abend, Herr!" ver setzte er kalt und wandte sich ohne Weiteres der Thür zu. Mit zwei Schritten war ihm Johannes nach. „So lassen Sie uns über die Sache doch erst sprechen!" knirschte

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Page 5 of 12
Date: 29.04.1903
Physical description: 12
. Jesus ist an einem Freitag gekreuzigt (Matth. 27, 62; 28. 1. Mark. 15, 42. Luk. 23, 54 Joh. 19, 31.) Jesus ist nach Johannes am 14. Nisan (Frühlingsmonat), nach den anderen drei Evan gelien am 15. Nisan gekreuzigt. Das Jahr fehlt. Pilatus war Landpfleger von 26 bis 36; Ostern 36 war er schon abgesetzt. Nun fiel aber der 15. Nisan in dieser Zeit überhaupt nicht auf einen Freitag, der 14. aber in den Jahren 30 und 33, und zwar auf den 6. bezw. 3. April. Es bleibt daher die Wahl zwischen dem 6. April

30 und den: 3. April 33. Zur Entscheidung in dieser Wahl helfen andere Datierungen bei Lukas und Johannes. „Das angenehme Jahr des Herrn," die öffentliche Wirksamkeit Jesu, beginnt nach Lukas im unmittelbaren Anschluß an das Auf treten des Täufers, dieser aber trat auf im sMhehnten Jahre des Tiberius, a:s Pontius Pilatus Judäa verwaltete und in Galiläa Hero- des Tetrarch war, sein Bruder Philippus aber Tetrarch war über Jturäa usw., und Lysanias Tetrarch über Abilena, unter dem Hohenpriester Annas und Kaiphas (Luk

. 3, 1.) Das ist die Zeit zwischen dem 19. August 28 und dem 18. August 29. Johannes läßt beim ersten Auftreten Jesu die Juden zu ihm sagen (2, 20): In 46 Jahren wurde dieser Tempel aufgebaut usw. Das führt auf das Jahr 27—28. Da nun Jesus bei Lukas ein Jahr, bei Johannes zwei (oder drei) Jahre wirkt, so Haben beide Evangelien als To desjahr das Jahr 30 angenommen. Diese An nahme findet ihre Bestätigung dadurch, daß ge rade in diesem Jahre der Todestag ein Frei tag ist. Professor Achelis schließt daher

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Page 2 of 6
Date: 28.04.1896
Physical description: 6
gischen Momenten erschütternden Ausdruck verlieh. Die Rolle des Jntriguanten Johannes Freudhofer fand in Herrn A stner stimmlich wie schauspielerisch einen ausgezeichneten Vertreter; wir verweisen da insbesondere auf seine große Soloscene zu Beginn des zweiten Theiles des letzten Actes und auf die hoch tragische Duoscene mit Mathias, welche überhaupt von beiden Partnern sehr schön gegeben wird. Frl. Meißen fügte als Martha ihrem Repertoire eine sehr anerkennenswerthe Leistung ein; sie hat ihre Scenen

mit Johannes und Mathias, namentlich aber das wunderschöne Decett mit diesem in der Kegel laube, reizend gesungen und auch schauspielerisch genügt. Frl. Eder hat in der Partie der Magdalena etwas für sie sehr Paffendes gefunden und in der Scene mit den Kindern wüßten wir Niemand befferen. Für das Lied „O schöne Jugendtage" fand sie starken Beifall auf offener Scene. Der musikalisch schweren und nichts weniger als dankbaren Rolle des Justiziär ist Herr Rix in sehr dankenswerther Weise gerecht geworden. Herr

glaubhaft klingen die Selbstvorwürfe des Johannes und das Geständ- niß seiner That, eine Scene von ungewöhnlicher, dramatischer Kraftfülle und erschütternder Tragik. Den Hauptanziehungspunkt der Oper bilden ent schieden die beiden volksthümlichen Scenen. Das bunte frische Treiben in der Kegelbahn wirkt un mittelbar durch sich selbst auf den Zuhörer, nicht durch die Originalität des musikalischen Gedankens, welche weder der Einzug der Bürger, noch das Spottliedchen und am wenigsten der „Kegeltod-Wal- zer

Kienzl'S, daß er das Recitativ mit Sorgfalt pflegt und dadurch oft recht hübsche Wirkungen erzielt. Wir erinnern z. B. an das Parlando des Johannes in der fünften Scene des ersten Actes, welchem ein zierliches Or chestermotiv unterlegt ist. Mit besonderer Sorgfalt widmet sich der Com ponist dem Orchester. Auch auf diesem Felde kann man den denkenden Künstler erkennen, der ohneraf- finirte Unmäßigkeit alle Instrumente zu prächtiger Gesammtwirkung zusammenzuführen bestrebt ist. Das gelingt

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Page 2 of 8
Date: 19.08.1892
Physical description: 8
auf. „Ja, dann allerdings! O Naivität der Jugend! 3m | Uebrigen: heirate wen Du willst — Gräfin oder Schauspielerin, nur laß Dich von keiner Kokette dü- piren. Das würde ich Dir nie verzeihen." Während dieses Zwiegespräches hatten Onkel und Neffe — Graf Alfons und Baron Max — die Anhöhe erstiegen und betraten das Plateau. Wir errathen ohne Mühe, daß Max der junge Landbär ist, dessen Valida in ihrem Briefe an die Freundin erwähnte. Oben trafen die beiden Herren Johannes an, der noch immer im Grase lag. Nach kurzer

Be grüßung, denn der Neffe und der Schauspieler waren durch Valida bekannt geworden, und nachdem der junge Baron den Künstler seinem Onkel mit den Worten vorgestellt: Fräulein Bergheim's College — nachdem dann alle drei Herren sich behaglich auf den Rasen hingestreckt und Alfons Cigaretten vertheilt hatte, begann der Letztere ein kleines Jnquisitorium mit Johannes. „Also Sie sind der Freund — Fräulein Bergheims?" „Ja," seufzte der Liebhaber. „Was treibt Sie denn hinauf in die Einsamkeit

? machen sie lyrische Gedichte?" „Nein, eher ein Pas quill." „Auf wen?" „Auf die Männer, welche den Weibern trauen." Graf Alfons lachte. „Sie müssen böse Erfahrungen gemacht haben bei Ihrer Jugend." „.Wir machen sie Alle. Je eher — je besser, dann hat man's hinter sich." „Wurde Ihnen ein Korb ertheilt?" „Weit Schlimmeres. Ein herz loses Weib hat mich betrogen." Der junge Baron betrachtete Johannes mit Theilnahme. „Armer Freund!" sagte er, „Sie müssen über so etwas hin wegkommen. Unwürdige verachtet

ich mir nicht träumen lassen!" sagte wie halb zu sich selbst Baron Max. „Und ich mir die Reise hierher sparen können," lächelte der Onkel. „O Weiber, Weiber!" declamirte Max wie vorhin Johannes. Dieser aber, noch immer mit seinem Liebesleid beschäftigt, schenkte den Benierkungen der beiden Anderen keine Aufmerksamkeit. „Ja, ja," docirte jetzt weisheitsvoll der alte Graf, sich selbstgefällig den dichten Vollbart streichend, „meine jungen Freunde! Die Jugend ist die Zeit der Jrrthümer. Die reiferen Jahre

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Page 3 of 8
Date: 31.08.1892
Physical description: 8
aus. Regungslos lehnte Johannes an der Wand, indeß die alte Nachbarin ihm halblaut eine lange Kranken geschichte erzählte. Er verstand kein Wort davon — seine Augen hingen starr an der Sterbenden, die ihr Kind nicht mehr erkannte, und eine große Thräne glitt über die Wange des jungen Mannes herab in seinen blonden Bart. Endlich ward es der Alten wohl auch klar, daß sie an dem Fremden keinen aufmerksamen Zuhörer fand — sie verstummte mit einemmale, aber sie war sattsam erstaunt über den eigenthümlichen Arzt

— es schlug eben Mitternacht — stand er auf und trat zu dem Lager. Milde strich seine Hand über das marmorgleiche, jetzt so fried liche Antlitz der Todten. „Fahr wohl, mein armer Engel!" flüsterte er leise, dann wandte er sich der Thüre zu. Da fiel sein Blick auf das Kind, das in einem Winkel schlummerte. In einer anderen Ecke des kahlen Raumes saß zusammengekauert die alte Nachbarin, durch ihre dürren Finger rollten die Kugeln des Rosenkranzes — sie betete leise. Johannes berührte ihre Schulter

sorgen," sagte er rasch entschlossen. Die Frau sah ihn verwundert an — prüfend. Gut sein um des Guten willen — das kommt so selten vor — sie suchte nach einem Beweggrund für seinen großmüthigen Entschluß — Johannes errieth ihre Gedanken und lächelte weh- müthig vor sich hin — jene Abschiedsstunde unter 21. September. Die Reise nach Corfu dürfte ent" fallen. — Landtagsabgeordueter Baron Biegeleben wurde zuni Ehrenbürger der Gemeinde Silz ernannt. — Der Lieutenant des Festungsartillerie-Reg. Nr. 5 Karl

blicke stand Johannes vor dem älteren Kameraden und wurde mit schallendem Gelächter empfangen. „Bist Du des Teufels, Kerl?" brüllte Reginald dem jungen Bildhauer entgegen, „bist Du des Teu fels? Ich glaube gar, Du schleppst Dir da ein

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Page 4 of 8
Date: 31.08.1892
Physical description: 8
das Aufflamnlen einer Magnesium blitzlampe bewirkte. Am nächsten Morgen schon ließ die Stellung des Momentverschlusses erkennen, daß während der Nacht der Apparat funktionirt hatte. Als man die lichtempfindliche Platte nach den Vor schriften der photographischen Technik entwickelte, er hielt man das scharfe Bild zweier Knaben, welche ihre lebendiges Modell nach München mit einen Blas- Johannes war nicht eben erbaut von diesem liebe vollen Empfang und hatte wenig Zeit, zu antworten, er war emsig bemüht

, Rosetta ein warmes Getränk einzuflößen und erklärte die Sachlage nur so da zwischen hinein mit einigen Schlagworten. Da zuckte ein ungläubiges Lächeln um den Mund des Riesen und er blinzelte dem Freunde mit seinen pfiffigen Aeuglein verständnißinnig zu. Es war ein Glück, daß eben jetzt das zweite Glockenzeichen ertönte — auf Johannes' Stirne hatte sich eine drohende Falte gebildet — nun mußte er jedoch eilen, sein Coupö zu gewinnen, und wenige Minuten später keuchte der Zug den Brenner hinan. Gut

sein um des Guten willen — das kommt so selten vor, daß die Welt nicht daran glauben mag. Johannes ist diese Erfahrung nicht erspart geblieben, aber er hat sich nicht irre machen lassen in seinem großmüthigen Vorsatze, er hat der kleinen Waise ein trauliches Heim geschaffen in seinem Hause, und feine edle Mutter hat ihn getreulich unterstützt bei diesem Werke echter christlicher Nächstenliebe. Aus dem jungen Bildhauer ist heute ein großer Künstler geworden, und eine Engelsstatne ist es, die seinen Ruf begründet

hat. Sie trügt die Züge jenes Angelo custode, von dessen Prämiirung der Bild hauer seinem Freunde Reginald erzählt, weist aber im Uebrigen gar keine Aehnlichkeit mit dem kleinen Modell auf. Das Marmorbild, dem Johannes seinen Weltruhm verdankt, ist eine überlebensgroße, ver klärte Frauengestalt, die todestraurig und doch ver söhnend und versöhnt auf die arme Menschheit her niederblickt — ein Engel mit gebrochenen Schwingen. „Fremdenbl." | Hände in den Cigarrenkasten gesteckt hatten. Die Photographie

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Page 2 of 4
Date: 09.04.1889
Physical description: 4
wird, Boulanger des Rechtes der Wählbarkeit zu berauben, was der Willkür die Krone aufsetzen würde. Der bisherige russische Minister-Resident in Bel grad, der wirkliche Staatsrath Alexander Perstani, wurde zum außerordentlichen Gesandten und bevoll mächtigten Minister beim Könige von Serbien er nannt. — Der Tod des Negus von Abyssinien wird bestätigt. Johannes II. erlag den Wunden, die er in einem Gefechte gegen die Mahdisten bei Metemmeh, an der Westgrenze von Abyssinien erhalten hat. Johannes II., Negus

Ncgesti, d. h. König der Könige, regierte seit 1872. Nach der Erstürmung Magdalas durch die Engländer, im April 1868, und dem Selbstmorde des Negus Theodor war Abyssinien der Anarchie überliefert, welche nahezu vier Jahre dauerte. Die beiden mächtigsten Häupt linge des Landes, Kassa von Tigre und Gobaze von Lasta, standen sich als Thronerstreber gegenüber. Anfangs war Gobaze im Vortheil, in der Ent scheidungsschlacht von Adua aber wurde er aufs Haupt geschlagen, und Kassa bestieg als Johannes

II. den Thron. Ismail Pascha von Egypten hatte die Wirren in Abyssinien benützt, um die Landstriche von Rogos und Mensa an sich zu reißen. Ein im Jahre 1876 begonnener neuer Raubzug endete mit der vollständigen Niederlage der Egypter und hatte die Befestigung der Macht Johannes II. und die Wiederherstellung der Reichseinheit in Abyssinien zur Folge. Wie 1868 die Häuptlinge Kassa und Gom- baze, so stehen sich jetzt König Menelik von Schoa und der präsumtive Thronerbe Debeb. ein Neffe des verstorbenen Königs

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Page 1 of 6
Date: 16.12.1899
Physical description: 6
ragenden Werken unseres berühmten Meisters Bildh. Edmund Klotz ausgestellt. Sie zeigen uns Klotz als Plastiker auf religiösem Gebiete in gleicher Höhe wie auf profanem, und stellen Johannes den Täufer in ganzer Figur und die vier Evangelisten inHalb- figuren in Medaillons dar. Johannes der Täufer ist eine euergie- und kraftvolle Gestalt von tiefernster Auffassung und meisterhafter Formenvoll- euduug. In energischer Haltung und Geberde mit er hobener Rechten spricht er zum Volke und verkündet

ihm in unwiderlegbarer, tiefinnerster Uebeczeugung die Heilslehre, den Beschauer selbst überzeugend. Das Haupt ist vornehm und edel; einerseits an die ideale Auffassung des ZeuS von Otricoli erinnernd, zeigt eS andererseits den für Johannes charakteristi schen Typus, und doch hält es sich weit entfernt von jeder Schablone, ist so ganz individuell und von höchster, bezwingender Naturwahrheit. Eine so glück liche Verschmelzung von idealer Auffassung mit dem besten Naturalismus in der Ausführung

Künstler wurden zu dieser Feier eingeladen und dem Kaiser vorgestellt. Die genannten vier Schöpfungen unseres Künst lers, dem Bau der Kirche entsprechend, im italiem-- schen Früh-Rennaissance-Stile gehalten, bilden eine Hauptzicrde deS HauptportalcS der Kirche und sind durchwegs von ganz besonderem künstlerischem'Werthe. Der Evangelist Johannes, mit dem Adler als Sinnbild seines hohen Gedankenfluges, hält einige Blätter in der Linken, die Feder in der Rechten, und blickt sinnend

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