Stieb er. Die Sonne, die Sonne, wie sie hcrniederbremrt, beständig wie im August, sich keinen Augenblick ver steckend, wohin auch? Es ist keine Wolke am Himmel so weit du blickst; keine Wolke, kein Wölkchen, nicht die geringste Trübung; seit vierzehn Tagen die reinste Bläue; schon klingen leise und immer voller die Osterglocken herein in meine Stube, an meinen Arbeitstisch, und noch immer kein Regentag, nicht einmal die Vorbereitungen zu einem solchen — der April hat seinen Charakter verloren
. Der Vergleich: „Veränderlich wie das Aprilwetter- gilt nicht mehr, er hinkt, wie so viele Vergleiche. Das dachte ich, während ich meine Arbeit unterbrochen hatte. In den Sessel zurückgelehnt, blickte ich durch das geöff nete Fenster, den blauen Himmel anstarrend; und dann freute ich mich über die Färbung der Atmo sphäre — hu! wie das schrecklich wäre, wenn wir in die farblose Unendlichkeit blicken müßten! Das frische Blau unseres Himmels, es taugt so recht für junge, fröhliche Menschen. Gehöre
ich nicht selbst noch zu ihnen? Jung, frisch, übermüthig! Himmel blaue Augen holder, blonder Mädchen in himmel blauen Ballkleidchen entzücken mich heute wie. . . Ich glaube es ist kühl geworden, ich will doch lieber das Fenster schließen, ja, ich muß auch wieder arbeiten, der Lärm von der Straße, der gewiß auch mit dem Erwachen des Frühlings zusammenhängt, stört mich auch; und die kräftige Luft, an die man sich erst nach und nach gewöhnen muß, betäubt mich fast . . . Ich stand auf und schloß das Fenster, um dann zu arbeiten
mich nieder. Jeden Augenblick fuhr ich mit der Hand nach meinem Hinterhaupte, etwa wie ein Kind, das mit dem Finger immer in das Loch, das das Höschen am Knie bekommen hat, hineinfährt. . . Schrecklich! Wahrhaftig, einen unglücklicheren Tag habe ich in meinem Leben noch nicht gehabt: Alt geworden! Diesen Gedanken konnte ich nicht los werden. „Alt geworden!" summte es mir in den Ohren, alles was ich anblickte, kam mir auf einmal so grau und kahl vor, der blaue Himmel, die blauen Blumen in der Rosette