Du mit mir gehen, lieber Vetter? Ich schwärme für die Blumen." Galant reichte ihr Vetter Heinrich den Arm. Als die Beiden hinaustraten, flog der Staub über die Kieswege, die Bäume des Parkes rauschten im lauen Frühlingswinde. Heinrich fühlte, daß sein Leben nun seiner Entscheidung, seinem Wendpunkte entgegengehe. Sie schritten durch eine Allee mit dichten, niederhängenden Zweigen, die nach den Hecken führte. Das braune Haar des Mädchens hob sich zuweilen im Winde und streifte Heinrich'-Schulter; er aber ging
neben ihr, die Füße mechanisch vom Boden lösend, Schritt um Schritt, und hatte nicht den Muth, die schlanke Gestalt zu umfassen und ihr ins Herz zu schluchzen, was in dem seinen wogte und stürmte ... er ging schwer athmend an ihrer Seite, glückselig und doch unsagbar bange, wie in einem schwülen Traume. Und die Sekunden rannen wie die Minuten; sie kanten den Hecken immer näher. „Jetzt muß es sein," sprach Heinrich zwingend zu sich — „Gott, vertäfle mich nicht" — er blieb stehen, nach Athem ringend
. „Alma," stammelte er, „meine liebe, süße Alma—" „Wie findest Du den Assessor?" fiel sie ihm tonlos ins Wort. „Sehr nett," gab Heinrich zur Antwort, und aihmete lies auf, „ein guter, lieber Mensch, nur viel zu unbestimmt . . . ein unverbesserlicher Träumer—" Ein Lächeln flog über die Züge seiner Cousine, gewiß vermeiden wollten, daß ihre gewerblichen Reform-Borschläge mißbräuchlich als Agitations- mittel für politische Bestrebungen affichirt werden können. Und nun vollzieht sich ein merkwürdiges
im Traume wie je. Verlobt! Sie sagte noch Einiges, das aber drang zu ihm kaum hörbar, wie auS weiter Ferne. Heinrich wußte nicht sicher, ob es ihre Stimme war oder der Ruf eines Vogels, weit drüben über der Landstraße vom Bache her . . . „Ek ist nicht möglich," sagte er endlich erwachend, „denn... ich liebe Dich und habe Dich geliebt seit meiner ersten Jugend! Ich kannInicht von Dir lassen und . . . Du selbst mußt es fühlen, Alma!" „Ich weiß es und wußte es seit Jahren", sagte sie mit fester Stimme
. „JchHabe gehofft und geharrt, daß Du es mir sagen würdest; ich Hab' darauf ge wartet, bis ich alt geworden bin; sieh' mich nicht so betroffen an, Heinrich: volle vierundzwanzig Jahre sind viel für eine Frau und Du — schwiegst. Du scherztest und gingst vorüber, ohne zu beachten, daß die Eltern, die uns beide so lieb haben, immer ernster und müder wurden. Und daS zwang mich, Dir eine Frist zu stellen. Wer ein Glück versäumt und verträumt, begeht eine Schuld, die sich oft für's Leben rächt