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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 6 of 8
Date: 18.06.1902
Physical description: 8
e Colli ns. Ohne ein Wort zu erwidern, prüfte und wog Luker den Diamanten. Nach seiner Schätzung be trug der Werth des Steines (in Anbetracht des dunklen Fleckens im Innern) dreißigtansend Pfund. Erst als der Mann zu diesem Ergebniß gekommen war, öffnete er den Mund zu der inhaltschweren Frage: „Woher haben Sie den Diamanten?" Herr Gottfried fing an, eine erfundene Ge schichte zu erzählen, aber Luker unterbrach ihn mit den Worten: „So geht die Sache nicht." Als Herr Gottfried

nun eine andere Geschichte begann, verlor Luker kein Wort mehr, sondern klingelte seinem Diener, damit er dem Herrn die Hansthnr offne. Durch diese zwingenden Umstände fühlte sich Gottfried Ablewhite veranlaßt, sein Gedächtniß zu Rathe zu ziehen und nach einiger Anstrengung er stattete er den folgenden Bericht: Er hatte mit Doctor Candy verabredet, daß sie Ihnen, Herr Blake, einen kleinen Possen spielen wollten und von ihm das Opium erhalten. Als nun Betteretsch ein Glas kalten Grog brachte und Ihnen znredete

war nicht zugeklinkt; Herr Gottfried trat ein und sah Sie mit dem Licht in der Hand, im Begriff, Ihre Schlafstube zu ver lassen. Er hörte Sie nur noch mit ganz ver änderter Stimme die Worte sagen: „Wie soll ich es wissen? — Die Indier könnten im Hause ver steckt sein." Bis jetzt hatte Herr Gottfried Ihnen nur einen ganz harmlosen Streich spielen wollen; nun begann er zu fürchten, das Opium möchte eine Wirkung ans Sie haben, die weder der Doctor noch er vorausgesehen. Damit kein Unglück geschähe, ging

er Ihnen leise nach, um zu sehen, was Sie thnn würden. Er folgte Ihnen in. Fräulein Verinders Wohn zimmer, und da Sie die Thür hinter sich offen ließen, konnte er durch die Spalte nicht nur beob achten, wie Sie den Diamanten nahmen, sondern er sah auch, daß Fräulein Verinder von ihrem Schlafgemach aus Ihrem Thun znschailte. Um nicht von Ihnen entdeckt zu werden, eilte Herr Gottfried in sein Zimmer hinauf. Er ging gerade durch die Verbindungsthür, als Sie auch zurückkamen. Vermuthlich hatten Sie ihn gesehen

, denn Sie riefen ihn mit einer sonderbar schläfrigen Stimme. Als er zu Ihnen trat, legten Sie ihm den Diamanten in die Hand. „Trage ihn wieder in Deines Vaters Bank, Gottfried," sagten Sie. „Dort ist er sicherer als hier." Dann gingen Sie schwankenden Schrittes zu dem großen Lehnstuhl, setzten sich nieder und murmelten vor sich hin: „Ich kann ihn nicht selbst aus die Bank bringen — der Kopf ist mir schwer wie Blei — und meine Füße tragen mich nicht." Mit einem, tiefen Seufzer lehnten Sie sich in den Stuhl

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 6 of 8
Date: 04.04.1902
Physical description: 8
ihrem kohlschwarzen Haar ab —, wir glaubten Alle, sie würde in Ohnmacht fallen. Herr Gottfried versuchte wieder auszu stehen; wir 'baten Rahel, nicht weiter zu reden, aber es war Alles vergebens. „Sprich, Gottfried," fuhr sie mit eigensinniger Hartnäckigkeit fort, „ist es wahr, daß die Leute sagen, Herrn Lukers kostbarer -Edelstein wäre — der Mondstein?" Bei der Erwähnung Des indischen Diamanten verfinsterte sich die Stirn meines trefflichen Freundes. „Ja, es gibt Menschen, die das sagen," ries er voll edler

. „Du trittst sehr warm für Herrn Luker ein, den Du nur so flüchtig kennst, Gottfried," sagte sie. „Gewiß hat die Verleumdung, welche ihn fälschlich beschuldigt, auch Dich nicht verschont." Aber, Rahel!" ries hier ihre Mutter, die sich bisher so Heilnamslos verhalten hatte, daß ich mich nicht genug darüber wundern konnte. „Laß nur, Mama — Du wirst gleich sehen, wie gut ich es meine." Sie sah Herrn Gottfried plötzlich mit einem Blick voll innigen Mitleides an und -ging selbst so weit, ihn vertraulich

bei der Hand zu fassen. „Nicht wahr, das ist der eigentz liche Grund, warum Du mit Mama und mir nicht von dem Abenteuer sprechen magst? Durch einen unglücklichen Zufall ist Dein Name in der Oef- seutlichkeit mit Herrn Luker in Zusammenhang gebracht worden. Was die Verleumdung von ihm sagt, weiß ich nun. Aber, was sagt sie nun von Dir?" „Frage utich nicht, Rahel — wir wollen es! lieber vergessen." „Nein, ich muß es wiessn," rief sie mit lauter, heftiger Stimme. „Sage es ihr, Gottfried," bat die Tante

. „Nichts kann schädlicher für sie sein, als Dein Schweigen." Herr Gottfried hatte Thränen in den Augen. Noch einen flehenden Blick warf er ihr zu, dann sprach er die vebhängnißvolleu Worte: „Wenn Du es denn durchaus wissen willst, Rahel — die Verleumdung sagt, Paß der Mondstein Herrn Luker als Pfand übergeben worden ist, und daß i ch derjenige bin, welcher ihn versetzt hat." Sic stieß einen wilden Schrei aus, sprang em por und schaute mit so verzweifelten Blicken bald meine Tante und bald Herrn Gottfried

wieder auf ihren Stuhl zurück. Mit schwacher Stimme rief sie mir zu: „Schnell, Das Fläschchen in mei nem Arbeitskorb! -Lechs Tropfen in Wasser. Ra hel darf es nicht sehen." Ihr Anblick erschreckte mich; das Gesicht hatte eine bläuliche Färbung angenommen. Rasch gab ! ich ihr die Arznei. „Nach den Tropfen wird wir gleich besser werden," sagte Die Tante und schloß die Augen auf ein paar Minuten. Ihre Tochter hätte von alle Dem nichts ge merkt. „liebertreibe Doch nicht so, Rahel," hörte ich jetzt Herrn Gottfried sagen

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 5 of 8
Date: 17.06.1902
Physical description: 8
des 26. Juni d. I. Herrn Gottfried Ablewhite übergeben worden, der sich verkleidet in der Bank eingefunden hatte, um es in Empfang zu nehmen. Es unterliegt auch keinem Zweifel, daß die Indier durch die Fallthür in der Decke ^ des Zimmers eingedrungen sind. Man fand dieselbe offen stehen und die kurze Leiter angelehnt, welche zum Hinaufsteigen dient; von oben konnte sich ein Mensch leicht herunterlassen, da das Zimmer nur sieben Fuß hoch ist. Um auf das Dach zu gelangen, haben die Mörder eine lange Leiter

der Schuldigen ausgesetzt. Ich habe auch schon Schritte bei den Behörden in Bombay ge- than, deren Erfolg man abwarten muß. Will man sich Gottfried Ablewhites Todesart erklären, so muß man auf sein Vorleben zurück greifen. In der Oeffentlichkeit erschien er nur als begabter und beliebter Redner bei verschiedenen Versammlungen zu milden Zwecken; aber sein Leben hatte auch eine dunkle Seite. Er fröhnte insgeheim allerlei kostspieligen Leidenschaften und gerieth oft in die peinlichsten Geld-Verlegen heiten

bezahlen, aber woher sie nehmen? Er bat seinen Vater um die Summe; allein der alte Ablewhite weigerte sich, seinem Sohn auch nur einen Pfennig zu leihen. Das war am 20. Juni; tags darauf wurde Rahel Verinders Geburtstag gefeiert. Am Vormittag machte Herr Gottfried seiner Cousine einen Heirathsantrag — er hoffte wohl dadurch seine Geldverlegenheiten für immer los zu werden. Aber er hatte sich in der Rech nung geirrt — Fräulein Verinder schlug seine Hand aus. Das brachte Herrn Gottfried

wesentlichen Inhalt mit: Spät am Abend des 23. Juni 1848, der auf einen Freitag fiel, wurde Luker durch einen Be such des Herrn Gottfried Ablewhite überrascht. Sein Staunen wuchs, als Herr Gottfried ihm den Mondstein vorzeigte. Luker ist Sachverständiger und wußte, daß sich kein solcher Diamant im Privatbesitz irgend eines Europäers befindet. Gottfried Ablewhite hatte in betreff des herr lichen Edelsteins zwei bescheidene Vorschläge zu machen. Er fragte an, ob Herr Luker geneigt sei, den Diamanten

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 6 of 8
Date: 05.04.1902
Physical description: 8
von Wilkie Colli ns. Ihre Aufregung wuchs jedoch immer mehr. „Nein, ich muß und will Der 'Sache ein Ende machen," rief sie. „Mama, höre, was ich sage. Fräulein Clack, ich nehme Sie zur Zeugin. Ich weiß, wessen Hand den Mondstein genommen hat und ich weiß auch" — sie stampfte in ihrer Erregung zornig mit dem Fuß — „ich weiß, daß Gottfried Ablewhite unschuldig 'ist. Komm mit mir vor den Richter, Gottfried. Komm, und ich will einen Eid darauf leisten." „Nein, liebste Rahel, Du darfst nicht mit Der gleichen

an -die Oesfentlichkeit treten. Dein unbe fleckter Ruf ist ein -viel zu kostbares 'Gut. Du sollst nicht mit 'ins Gerede kommen." „Mein Ruf!" sagte sie hohnlachend. „Weißt Du nicht, Gottfried, Daß man mich ganz ebenso verklagt wie Dich? Der. 'beste Geheimpolizist in England Hot erklärt, ich hätte meinen eigenen Dia manten -gestohlen. Frage 'ihn nach seiner Ansicht und er wird Dir sagen, Daß ich den Mondstein versetzt Hobe, um meine geheimen Schulden zli be zahlen ! —- Ich habe das Alles über mich ergehen lassen, ober

Du sollst nicht auch in Schmach und Schande -gestürzt werden. Willst Du nicht mit mir aufs Polizeiamt gehen, so bringe eine Erklärung Deiner Uusthuld ]ii Papier und ich lvill sie uuter- schreiben. Thue es, Gottfried, sonst wende ich mich an die Zeitungen oder ich schreie es zum Fenster hinaus." e Da Herr Gottfried kein anderes Mittel sah, sie zu beruhigen, setzte er die Erklärung ans, welche? Rahel mit fieberhafter Hast unterschrieb. „Zeige! das Papier überall vor, nimm keine Rücksicht aus mich," sagte

sie, als sie es ihm einhändigte. „Du bist weit besser und selbstloser, als ich bisher ge dacht habe, Gottfried. Komm zu uns, so oft Du kannst, und ich will versuchen, das Unrecht wieder gut zu machen, das ich Dir angethan habe." Rahel reichte 'ihm die Hand und er war schwach genug, sie an seine Lippen zu drücken. „Ich will kommen," sagte er, „unter der Be dingung, daß von der abscheulichen Geschichte zwischen uns nie mehr die Rede ist." In diesem Augenblick erschreckte uns alle ein überlautes Klopfen an der Hausthür. Ich sah

London!" Dckbe'i warf sie mir spöttisch eine Kußhand zu und ging zum Zimmer hinaus. O, das -arme, übelbe ratheue Mädchen — wie beklagenswert!) erschien es mir! Als ich zur Taute zurückkehrte, bemerkte ich, daß Herr Gottfried Nu Zimmer umherging und bald hier, balv dort etwas zu suchen schien. Ehe ich ihm noch meine Hilfe anbieten konnte, trat er mit einer Schachtel Zündhölzchen vor uns hin, 'in der anderen hielt er das Papier, auf Dem seine Unschuldserklärung stand. „Ich 'habe eine kleine

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 5 of 12
Date: 02.05.1903
Physical description: 12
Heuer ans scheidende Gemeinderäte wiedergewählt, und zwar erhielten Franz Timmel 218, Karl Fellerer 219, Moritz Hassack 211, Amandus Heinisch 207, Tr. Hermann Maurhard 214, Matthias Poche 216, Tr. Rudolf Prohaska 214 Stimmen. Tie heurigen Ersatzwahlen, die somit abgeschaffen find, Haben nur eine einzige Veränderung ge bracht. An Stelle des bisherigen Gemeinderates Sames, welcher aus Gesundheitsrücksichten eine Wiederwahl ablehnte, wurde der Staatsbahnse kretär Doktor Korpnik neugewühlt. Gottfried

Keller und die Jesuiten. Eiuer an die „Franks. Zeitung" gerichteten Zuschrift entnehmen wir folgendes: Am Sonderbunds kriege, in dem die katholischen Stünde Luzern, Uri und Schwyz, Unterwalden, Zug, Freiburg und Wallis, die im Dezember 1845 in Luzern einen katholischen Separatbund gegründet hatten, von den protestantischen Kantonen zum Heil der Eidgenossen geschlagen worden, (im November 1847), nahm Gottfried Keller nicht teil. Dem Sonderbundsfeldzug aber gingen, veran laßt durch die vom Großen Rat

Bursche sind! Wohl graut im Mutterleib dem Kind! Sie kommen, die Jesuiten! Von Kreuz und Fahne angeführt, ' Ten Giftsack hinten aufgeschnürt, Ter Fanatismus ist Profoß, Tie^ Dummheit folgt als Bettelroß: Sie kommen, die Jesuiten! O gutes Land, du schöne Braut, Tu wirst dem Teufel angetraut! Ja, weine nur, du armes Kind! Vom Gotthard weht ein schlimmer Wind. Sie kommen, die Jesuiten! ^ Unter dem kleinen Züricher Häuflein, das im Dezember 1844 ausrückte, befand sich auch der damals 25jährige Gottfried

Keller. Ter Zug kam nur bis in das eine Stunde von Zürich ent fernte Albisrieden und löste sich dort auf. Im März 1845 rotteten sich im Kanton Zürich und anderwärts neuerdings 70 bis 80 Bewaffnete zum zweiten Freischarenzug gegen das von den Je- juiten beherrschte Luzern zusammen. In dem Zuge schritt neben den spater bekannt gewordenen Volksmännern Grunholzer, Sieber, Tr eichte r (dieser lebt noch in Zürich), Boshardt-Jaeot wie derum Gottfried Keller. Er hatte sich mit Ge wehr, Hirschfänger

, Freischarenhut und Tabak pfeife ausgerüstet. Ter nochmalige Schweizer Vundespräsident, Tr. Jakob Tubs, begegnete dem Haustein im Bezirk Afsoltern und rief Keller, «einem Freunde, lachend zu: „Gottfried, du hast w einen hölzernen Feuerstein!" In der Tat be- wnd sich an der Stelle, wo der Feuerstein sein Ete, das übliche Sperrhölzchen, das in Frie- Mszeiten am Gewehrschloß angebracht war. Tie Züricher zogen über Ottenbach und Mettmen- Mchn nach Maschwanden, wo der Statthalter He- 6">chiveiler den Weitermarsch

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 6 of 8
Date: 03.04.1902
Physical description: 8
, Versandt direct. Muster gratis. 469 Nachdruck verboten. 64 Der RsnKstein. Detectivroman von Wilkie Collins. „Gut, Daß Du da 'bist, Gottfried," sagte sie ohne irgend welche mädchenhafte Zurückhaltung. „Hättest Du nur Herrn Luker auch gleich mitge bracht. Ihr Beide 'seid jetzt Die interessantesten Leute in London. Du mußt mir das ganze Aben teuer -genau erzählen. Gewiß haben 'die Zeitun gen noch Manches fortg'elassen." Mit wirklichem Kummer 'sah ich, wie Herr Gottfried ihre Hand ergriff unb leise

an die linke Seite seiner Weste drückte. Sogar in i h m regt sich also noch unsere sündhafte Natur. „Liebste Rahel," 'sagte er mit derselben Stimme, -die mich noch soeben wonnig durch schauert hatte, „Du weißt schon Alles ans den Zeitungen, und so gut wie sie könnte ich es doch nicht berichten." „Gottfried findet, das wir Die 'Sache viel zu wichtig nehmen," bemerkte die Tante. „'Er hatte eben gesagt, er spräche nicht gern Darüber." „Wesha'kb nicht?" fragte sie heftig und blitzte ihn mit Den Augen

an, während seine Micke freundlich un>d nachsichtig aus ihr ruhten, was sie ganz und gar nicht verdiente. „Wahre Größe und echter Muth sind immer bescheiden," konnte ich mich nicht enthalten zu äußern. "Du bist in Deiner Art ein ganz guter Kerl, Gottfried," fuhr Rahel fort, ohne im Geringsten auf mich zu achten. „Aber groß bist Du gewiß nicht; Du hast auch keinen außergewöhnlichen Muth, sollte ich denken, und wenn Du je beschei- Den gewesen bist, so haben Deine vielen Verehre rinnen Dir diese Tugend längst abgewöhnt

. Du mußt also einen besonderen Grund haben, wenn Du von Dem Abenteuer nicht reden magst — und den will ich wissen." „Den einfachsten Grund von der 'Welt — die Sache kommt mir zum Halse heraus." „Du mußt nicht Denken, lieber Gottfried, daß Du eine von Deinen Comitödamen vor Dir hast, denen Du gewohnt bist, Flausen vorzumachen. Mir gegenüber mußt Du hübsch bei Der Wahrheit bleiben. Komm nur, und stehe mir Rede und Antwort; ich habe einen ganzen Sack voll Fragen für Dich bereit." Rähel zog

gewesen, die damals nach unserem Landhanse kamen?" „Es gibt Leute, die das meinen." „Glaubst Du es auch?" „Aber, liebe Rahel, sie haben mir die Augen verbunden; ich konnte ihre Gesichter nicht sehen, wie soll ich es da wissen?" Er versuchte vom Stuhl aufz'ustehen, aber sie drückte ihn wieder auf den Sitz zurück. „Ich möchte auch etwas über Herrn Luker hören, Gottfried." „Da bin ich der letzte Mensch, der Dir etwas sagen kann." „Du hattest ihn nie zuvor gesehen, bis Du ihm zufällig auf Der Bank begegnetest

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 6 of 8
Date: 04.02.1902
Physical description: 8
sie es auch. Und das bringt mich auf die Heirathsallsich- ten des gnädigen Fräuleins. Am 12. Juni schickte Mylady ein Briefchen an einen jungen Herrn nach London und lud ihn zum Geburtstag ihrer Tochter ein. Dies war der glückliche Sterbliche, dem Fräulein Rahel, wie ich glaubte, im Stillen ihr Herz geschenkt hatte. Er hieß Gottfried Mblewhite un!d war der Sohn von Myladys zweiter Schwester, also ein ebenso richtiger Vetter, wie Herr Franklin. Diese zweite Schwester, Fräulein Caroline Herncastle, hatte eine unglückliche

Liebe gehabt und sich nachher über Hals und Kopf mit dem ihr ganz unebenbürtigen Bankier Ablewhite in Frizinghall verheiratet. Die Familie zeigte sich zuerst sehr entrüstet, da aber 0er Bankier reich und angesehen war und eine zahlreiche Nachkom menschaft bekam, vergab man ihm mit der Zeit, daß er sich aus niedrigem Stande emporgearbei tet habe. Die Ablewhites wohnten auf einem sehr schönen Landsitz, etwas außerhalb Fri- zingh-all, und Herr Gottfried war der zweite Sohn. Ob es Franklin Blake trotz

seiner vielen guten Eigenschaften gelingen würde, den Vetter Gottfried bei seiner Cousine ausznstechen, erschien mir mehr als zweifelhaft. Herr Gottfried war sehr stalllich von Gestalt, hatte blühende Farben, ein rundes, glatt rasir- tes Gesicht und wunderschönes, langes, blondes Haar, das ihm dis in den Nacken herabsiel. Sei nem Beruf nach war er Rechtsanwalt, von Natur ein Ritter der Damen, u'rtb ans Neigung ein gu ter Samariter. Weibliche Wohlthätigkeit und und weibliche Bedürftigkeit konnten

nichts unter nehmen gegen ihn. Vereine, die zur Unterstützung armer Wöchnerinnen, zur Rettung gefallener Mädchen, zur Förderung der Frauen rechte, zum Arbeitsnachweis für arme Frauen und der gleichen gegründet wurden, wählten Gottfried Ablewhite zum Vice-Präsidenten. Secretär oder Cassierer. Er war ein Philantrop vom reinsten Wasser >und bei Ansprachen in Versammlungen zu wohlthätigen Zwecken verstand es Niemand so gut wie er, den Leuten Thränen und Geld zu ent locken. Dadei war er der sanftmüthigste, freund

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 6 of 8
Date: 19.06.1902
Physical description: 8
ans Bezahlung verschiedener Schuldscheine verzichten würde, die Gottfried Ablewhites Unterschrift trugen. Natürlich wies letzterer den ganzen Vorschlag mit Entrüstung von sich, worauf ihm Luker den Diamanten wieder einhändigte und ihm Gute Nacht sagte. An der Thür kehrte Ihr Vetter jedoch wieder um. Er mußte sich doch versichern, daß Luker ihr Gespräch vollkommen geheim halten würde. Der Geldverleiher konnte ihn hierüber nicht beruhigen. Hätte Herr Ablewhite seine Bedingun gen angenommen

, so würde Luker als sein Mit schuldiger selbstverständlich geschwiegen haben. Man könne aber nicht erwarten, daß er sich — falls verfängliche Fragen an ihn kämen — um eines Mannes willen, der sich weigerte, ein Geschäft mit ihm zu machen, in Ungelegenheiten stürze. Herr Gottfried sah, daß er in eine Falle ge- rathen war und schaute sich verzweifelt nach Ret tung um. Da fiel sem Blick auf den Wandkalen der. Das Datum, welches er zeigte, war der 23. Juni. Am nächsten Tage mußte er seinem Mündel dreihundert

sie unterschrieben waren, händigte er Gottfried Ablewhite zwei Wechsel ein. Der erste, vom 23. Juni datirt, lautete auf dreihundert Pfund; der andere unter einem sieben Tage späteren Datum — auf siebzehnhundert Pfund. Weshalb dann Luker den Mondstein in die Bank that und wie die Indier ihm und Herrn Gottfried mitgespielt haben, wissen Sie bereits. Das nächste Ereigniß im Leben Ihres Vetters war, daß er zum zweiten Mal um Fräulein Rahel anhielt, sich zwar mit ihr verlobte, aber bald darauf bereit

. Sobald er das Geld ansgezahlt erhielt, ging er nach Amsterdam und traf dort alle Vor bereitungen, um den Diamanten zerschneiden zu lassen. Verkleidet kehrte er zurück und als die Frist abgelanfen war, löste er den Mondstein wieder ein. Man ließ vorsichtshalber noch einige Tage verstreichen, bis der Diamant aus der Bank geholt wurde. Hätte Herr Gottfried ihn glücklich nach Amsterdam gebracht, so würde er zwischen Juli 1849 und Februar 1850, wenn sein Mündel großjährig wurde, noch Zeit gehabt

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 12 of 18
Date: 05.11.1893
Physical description: 18
Schriftsteller. Seite 3 enthält Ebner-Eschenbachs Gesammelte Schriften. — Werke von Ossip Schubin. — Werke von Ernst v. Wildenbruch. — Schriften von Julius Stinde. nas gegen Teil- Zahlungen Bestellte wird nach Bestellung auf einmal vollständig geliefert. l>er Besteller gelangt also ln den voll stUndigen Besitz des Gewünsch ten, während der dafür ent fallende Betrag auf bequeme Weise langsam getilgt wird. 4 * (») Gottfried Kellers Gesammelte Werke (Romane und Erzählun ge n). In 10 sehr eleg ant gebundenen

zu Jahr nimmt die Wertschätzung, die Gottfried Keller als ein geradezu klassischer Erzähler von Beginn seiner Thätigkeit an fand, zu. Seine Werke seien den weitesten Kreisen als ein wertvoller Hausschatz, als ein Gut, das nicht veraltet, als ein nie versiegender Born der Erquickung, an dem man sich in frohen und trüben Stunden labt und zu dem man, wie zu einem alten Freunde, stets gern zurückkehrt, empfohlen. Jeder Band kann auch einzeln bezogen werden. (6) E. Marlitts Romane und Novellen. Rlustr

Verbreitung zu danken. Wenn von „Gottfried Kellers Gesammelten Werken“ nur einzelne Bände gewünscht werden, bitten wir die 2:4 fl Bestellung brieflich zu machen, weil der Bestellschein nur für die Gesamtausgabe Raum bietet f 3 Be zug s - u . Zahlungs-Arte n f ür Gottfried Kellers Gesammelte Werkei Um die Erwerbung jedem Interessenten leicht zu machen, liefern wir Kellers Werke ohne jede Preis erhöhung, also genau zu dem Preise, zu welchem dieselben von allen Buchhandlungen gegen sofortige Zahlung verkauft

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 6 of 8
Date: 12.04.1902
Physical description: 8
, die auf eigene Rechnung arbeitet, unter günstigen Bkdi«-- gungen zu vergeben. Offerte unter „C M. 690 " an Haasenstcin & Bog- ler, Wien I. Naktdluck t> rbotrn. <2 ; Der M-n-stein. Detektivroman von Wilkie Collins. Seine Stimme zitterte. 'Das War 'der Don, mit dem er stets alle Herzen rührte; auch ihre ver härtete Natur tonnte ihm nicht widerstehen. Sie beugte sich näher Zn -ihm 'hin. „Ist es 'wirklich Dein Ernst, Gottfried, daß Du mich so innig liebst?" „Zweifelst Du voran? — Ach, Alles erscheint mir schal

und nichtig; iid) 'habe jedes andere Le- bensintevesse verloren. Eine llmwandlung 'hat sich mit mir vollzogen, die mir selbst räthselhaft ist. Denke Dir, sogar meine Werke der Barmher zigkeit sind mir nnanssllchlich geworden, und wenn ich nur ein Dvmencomite sehe, möchte ich ans äußerste Ende 'der Erde fliehen." Wer hätte wohl je gädacht, daß ich solche Worte ans Gottfried Ablenchltes Munde 'hören würde, den wir als Stab und Stütze in allen un seren Nöthen ansähen? Ich «hatte Mühe, eine ge rechte

, „daß ich das beklagens- wertheste -Mädchen unter der Sonne'bin. Und doch ist es wahr, Gottfried, denn ein größeres Elend kann es ja gar nicht gäben, als wenn man seine Selbstachtung verliert — und so ist es mir er gangen." „Aber, liebe Rahel, wie kannst 'Du nur so reden. In 'den Augen Deiner währen Freunde hat Dir Dein Schweigen nicht geschaldet. Mag das seltsame Verschwinden Deines kostbaren Geburts tagsgeschenkes und Dein unerklärlicher Antheil daran auch immerhin auffallend erscheinen so —" „Sprichst

Du vom Mondstein, Gottfried?" — „Ich glaubte annehmen zu dürfen, Deine Worte bezögen sich ans —" „Ganz und gar nicht. Vom Mondstein mag räden, wer da will; ich kann es hören, ohne mich 'in meiner eigenen Achtung herabgesetzt zu fühlen. Wenn die Geschichte des Diamanten je mals an den Tag kommt, so wird wan erfahren, daß ich eine große Verantwortung änf mich ge nommen habe und in ein erbärmliches Geheim nis; verwickelt worden bin, aber es wird auch sonnenklar werden, daß ich nicht niedrig gehan delt

habe. Du hast mich mißverstanden, Gottfried, aber die Schuld liegt an mir; ich hätte mich deut licher ausdrücken sollen. Das werde ich jetzt thnn — mag es kosten, was es will. — Stelle Dir ein mal vor, Du liebtest nicht mich, sondern ein an deres Mädchen rmld entdecktest eines Tages, daß die Geliebte Deiner gänzlich unwürdig ist. Du müßtest Dich schämen, auch nur noch einen Ge danken an sie zu verschwenden, und 'die bloße Idee, daß Du eine solche Person heirathen könn test, triebe Dir die Röche der Scham

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 6 of 8
Date: 29.03.1902
Physical description: 8
christlicher Liebe han delte, zögerte Herr Gottfried keinen Augenblick, den Wunsch der Fremden zu erfüllen. Als er das Haus in der NorthuMbevlandftraße betrat, wurde er von einem etwas wohlbeleibten, höchst anstän dig aussehenden Mann empfangen, der ihn, so bald er feinen Namen nannte, in eilt nach dem gelegenes Zimmer des ersten Stockwerkes führte. Bei feinem Eintritt fiel ihm zweierlei auf, nämlich ein schwacher Duft von Moschus und Kampher, der den ganzen Raum durchzog, und ein altes orientalisches

nachher fühlte er einen Luftzug von der offenen Thür, er horchte und gewann die Ueberzeugüng, daß er sich wieder allein im Zimmer befand. Es verging einige Zeit; dann hörte er Schritte !die Treppe heraufkom men; ein gellender Schrei von einer Frauen stimme ertönte. Von unten her rief ein Mann: „Halloh!" und kam gleichfalls heraufgestürzt. Herr Gottfried fühlte sich von seinen Banden be freit, der Knebel wurde ihm aus dom Mund ge nommen, das Tuch fiel ihm von den Augen und er sah sich Mit wirren

Blicken um. „Was soll das bedeuten?" fragte er mit schwacher Stimme. Ein würdiges Ehepaar stand bei ihm und schaute ihn an, ebenso verwundert tote er. „Diese Frage wollten wir gerade an Sie richten," entgegnete der Mann. Nachdem sich Herr Gottfried etwas erholt hatte, folgten die unvermeidlichen Erklä rungen. Der Hausbesitzer und seine Fraü (die im besten Rufe standen) hatten tags zuvor den ersten und zweiten Stock an einen höchst anständig aussehenden Herrn — denselben, der Gottfried Ablewhite

noch auf dem Zollamt lag. Etwa zehn Minuten, che Herr Gottfried seinen Besuch machte, 'war der dritte Fremdling oinge- troffen. Die Wirthsleute hatten unten nichwdas Geringste davon gemerkt, daß im oberen Stock etwüs Ungewöhnliches vor sich gehe. (Fortsetzung folgt)

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Page 5 of 16
Date: 18.06.1904
Physical description: 16
So ist es zu erklären, das; die Earls of Den bigh in ihren: Wappenschilde auch das Wappen der Grafen von Habsburg führen und sich Gra fen des römischen Reiches nennen. Das Recht auf dieses Wappen imb diesen Titel ist aber jetzt durch die Enthüllung Rounds entwurzelt worden. Die Legende ist als Legende enthüllt. Um ihr noch einen romantischen Schimmer zu verleihen, hatte sie den Epilog erhalten, daß der ältere Gottfried nach dem Heimatlande zn- rückgekehrt, aber von.der Familie enterbt

und verstoßen worden war, iveil er ohne Erlaubnis geheiratet hatte. Der jüngere Gottfried soll dann für seine Ansprüche auf Rheinfelden im Jahre 1309 mit 7000 Mark entschädigt wor den sein. Nun ist allerdings richtig, daß ein William Feilding im Jahre 1620 in den Adel stand erhoben wurde und daß die Lords Feil ding später zu Earls of Denbigh gemacht worden sind. Der erste dieser Eards of Denbigh hat noch keiner: Anspruch darauf erhoben, von der: Habs burger:: abzustammen; man ivußte genau, daß der Urahne

der Feildings ein reicher Kauf mann, namens Willir:gton war. Erst sein Sohn Basil (1643 bis 1675) verfiel auf der: Ge- danker:, seinem frischgebackenen Adelsprädikat da durch höheres Ansehen zu verschaffe::, daß er durch gefälschte Urkunden die Abstammung der Feildings von Gottfried von Habsburg abletten ließ,' der tatsächlich als Knabe starb und in Wettingen ir: der Schweiz begraben ist. Wer diese im schlechtester: Latein verfaßten Schrift stücke, ir: denen die plumpsten Verstöße gegen die Geschichte

, ir: deutscher Sprache abgefaßte Urkunden gaber: über die Schicksale des Kna ben Gottfried von Habsbnrg keine Aufklärung. Erst eine der letzter: Ausgaben des „Peerage" von Sir. R. Burke hat auf Grurrd der Quel- lenstudien Rour:ds das genealogische Märchen von den englischer: Habsburgern über Bord ge worfen. (Ueber ein merkwürdiges Sold a- ter:masfengrab) und eine in der: jüngsten Tagen daran abgehaltene Feier wird Berliner Blättern aus Bader: geschrieben: Auf dem Bo- der: des jetzigen Großherzogtums Bader

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Page 8 of 16
Date: 15.03.1903
Physical description: 16
nachbenannten Parteien folgende Sachen ent lockte: Tem Schneider Franz Hörtnagel in Zell am 9. August 1902 einen Anzug, Wert 45 Kro nen 40 Heller, dem Schuhmacher Virgil Wnr- nitsch in Zell am 14. August 1902 ein Paar Schuhe, Wert 14 Kronen und, daß er der Kräme rin Amalia Wimpissinger in Zell im Sommer 1902 ein altes Zweiguldenstück an Stelle eines Fünfkronenstückes anhängte. In der Nacht vom 27. auf den 28. Juli wurden aus der versperrten Werkstätte des Uhrmachers Gottfried Pfister in Zell

am Ziller zu dessen Schaden 170 Kronen und 30 Kreuzer in gangbarem Gelde und die oben auf geführten Münzen entwendet. Engelbert Zadra hatte bis zur Entdeckung des Diebstahls fast tag täglich bei Gottfried Pfister verkehrt, während er von diesem Zeitpunkte seine Besuche nahezu gänzlich einstellte. Speziell in der letzten Woche vor dem Diebstähle war der Beschuldigte Tag für Tag und oft zweimal im Tage in die Werk stätte Pfisters gekommen. Gelegentlich solcher Be suche hatte Engelbert Zadra

nicht nur einmal son dern wiederholt gesehen, wo Pfister das Geld und die Münzen verwahrte. Am 25. Juli hatte der Beschuldigte an Gottfried Pfister, der Mandatar der Krankenkasse für Zell ist, ganz nnmottiviert die Frage gestellt, wenn er das Krankenkassegeld immer absende und wie viel dasselbe gewöhnlich ausmache. Ter Umstand, daß die Drähte des Telegrafen, der die Eingangstüre der Werkstätte mit dem Schlafzimmers Pfisters verbindet und dort beim Oeffnen der Werkstättentüre ein Läut werk in Bewegung setzt

, abgezwickt waren, ließ auf einen mit der Lokalität vertrauten Täter schließen. Wenn zudem in dem Schlosse der Ein gangstüre Bruchstücke eines Nachschlüssels gefun den wurden, so wies dieser Umstand direkt auf die Täterschaft Zadras hin, da dieser nicht allein Gelegenheit hatte, sich einen Schlüsselabdruck zu beschaffen, sondern auch die Fähigkeit besaß, ei nen Nachschlüssel anzufertigen. Dennoch wagte es Gottfried Pfister nicht, Engelbert Zadra vor der Obrigkeit als den mutmaßlichen Täter zu be zeichnen

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 7 of 12
Date: 06.07.1903
Physical description: 12
f tag, am 6 . Juli 1903. Vortrag be§ ! Herrn Jo- ' Hann Nußbaumer: „Schillers Macbeth-Bearbei tung". Bericht des Säckelwartes. Ort: Hotel «Post. Zeit: 8 Uhr c. a. < Gerichtssaal. (Zwei Revolverschüsse.) Gottfried Möd ling, 1873 in Thurn, Bezirk Lienz, geborerr, dort zuständig, ledig, Tischlergehilfe hier, ist angeklagt, am 12. April 1903 um die Mitternachtsstunde im Gasthause „zum Fechtl" in Innsbruck gegen Franz Drechsler zwei Revolverschüsse abgefeuert zu ha ben. Tie Anklage besagt

: Am 12 . April 1903, nachmittags und abends befand sich der Schlosser- gehilfe Frans Drechsler im Gasthause „zum Fechtl" hier, wo er mit anderen Gästen wieder holt Anstände hatte, und auch mit ihnen in Streit geriet. Gegen 12 Uhr nachts war er im Be griffe, sich aus dem Gastzimmer zu entfernen, als er sich noch unter der Thiir an die Anwesenden mit dem Zurufe wendete: „Kommt's heraus, ihr Lausbuben," wie dies Gottfried Mödling, Joses Zuchelli und Franz Rösch bestätigen. Da rüber erzürnt, sprang Gottfried

Mödling vom Tische auf, zog einen Revolver aus der Tasche und.sendete dem Drechsler, der sich bereits in den Hausgang entfernt hatte, aus beiläufig 4 Schritte Entfernung, rasch nacheinander zwei Schüsse nach, von denen ihn der eine an der Un terlippe und der andere in der rechten Lenden gegend traf. Gottfried Mödling wurde zu vier Monaten schweren Kerkers, mit zwei Fasttagen im Monate verurteilt. (Sieben Zähne). Josef Kirchmair, 1878 zu Pillberg geboren, nach Pill zuständig, ver ehelicht, Taglöhner

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 5 of 8
Date: 15.04.1902
Physical description: 8
mich Dich hier knieenfr anflehen, mir die Sorge für Die Hei lung Deines wunden Herzens anznvertranen. Aahel, willst Du mir Die höchste Ehre erweisen, willst Du mich glücklich machen rurd mein Weib wecken?" Gern hätte ich mir Die Ohren zugehalten, aber ich mußte Doch ihre Antwort hören; es war das Vernünftigste, was sie noch je gesprochen hatte. .'Gottfried," -sagte 'sie, „ich glaube, Du hast den Verstand verloren." , "Wer, Geliebte," rief er, „wirf doch nur eilten Blick in Die Zukunft. 'Willst Du 'Dein Glück

soll mir genügen. Alles übrige darfst Du vertrauensvoll der Hingebung Deines Gat ten überlassen und der Zeit, die selbst so tiefe Wunden, wie die Deintgen, zu heilen vermag." „O still, Gottfried. Du sollst mich nicht in Bebsuchung führen und mich noch elender machen, als ich schon bin." „Sage mir nur eins, Rahel: Hast Du per sönlich etwas gegen mich einzuwenden?" „Ich? Nein, ich habe Dich immer gern ge habt. Uub nach freut, wie Du Dich jetzt geäußert hast, müßte ich ja ganz unempfindlich

ein, Gottfried, Du zeigst mir eine Zn- knnft, an Die ich noch itie gödacht habe, und rollst ein neues Leben vor mir aus, während mir jefre andere Aussicht 'verschlossen ist. Ich wiederhole es Dir, ich bin elend unifr verzweifelt genug, um Dich aus Deine Bedingung eit hin zu heirathen, wenn Du noch ein Wort sagst. Laß Dich warnen unfr geh'!" „Ich rühre mich nitch von der Stelle, bis Du ja gesagt hast." „Thue ich es, so wirst Du es bereuen und auch ich werde es bereuen, wenn es zu spät ist." „Wir werden beide

, un'D sie widerstand ihm Nicht, wie ich erwartet hatte. Jetzt saßen sie nebeneinander auf Der Otto- matte. „Was meinst Du," fragte er, „soll ich mit Deiner lieben Mutter sprechen oder willst Dtr es thun?" Rahel schüttelte den Kopf. „Mama darf noch nichts davon erfahren, bis es ihr besser geht. Einstweilen wünsche ich es noch geheim zu hal ten, Gottfried. Göh jetzt nick komme heute abends wieder. Wir sind nun lange genug hier allein zu sammen gewesen." Sie stand auf und wandte zu mersten Male freit

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 7 of 8
Date: 28.03.1902
Physical description: 8
fühlt und die schriftlichen Angriffe dieser Dame ihn völlig gleichgültig lassen. meinen hochgeschätzten Freund 'Gottfried Able- white zu treffen — der zum Vorstand gehört und in moralischer Beziehung die Seele des ganzen Vereines genannt werden kann — und hatte mir vorgenommen, ihm mitzutheilen, daß Die liebe Tante Verinder in London ist. Er kam jedoch nicht, und als ich mein Erstaunen darüber äußerte, weil er doch stets die Pünktlichkeit selber war, sahen meine Comitee-Schwestern von ihrer Flick

arbeit ans und fragten mich verwundert, ob 'ich' denn nichts von dem 'Grund seiner Abwesenheit wüßte. Als ich dies verneinte, erzählten sie mir, was schon in allen Zeitungen stanld. ^ t Zwei Herren waren am vergangenen Freitag einem mit großer Schlauheit geplanten R aub z um Opfer gefallen. Der eine war Herr Septimus Luker 'aus Lambeth, der andere unser allverehr- ter Gottfried Ab'lewhite. Letzterer hatte sich an jenem denkwürdigen Tage zu früher Stunde nach einem Bankhaus in der Lombardstraße

begeben, um einen Wechsel einzulösen. Als er wieder her ausging, traf er in der Thür mit einem Herrn zusammen, der zufällig zur gleichen Zeit das Bu reau verließ und wiewohl sie einander völlig un bekannt waren, mit großer Höflichkeit darauf be stand, Gottfried Ab'lewhite den Vertritt zu lassen. Sie wechselten sodann ein paar verbindliche Worte und trennten sich aus der Straße. Der höfliche Fremde war Herr Luker aus Lambeth, wie sich später herausstellte. Als Gottfried 'Ablewhite nach seiner Wohnung

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 6 of 8
Date: 11.04.1902
Physical description: 8
'ich die Worte: „Heute will ich es tchun!" und es war Gottfried Ablöwhites Stimme, welche das sagte. O, was hatte das zv bedeuten? Und was wollte er thun? Vielleicht das Werk seines Lebens nnfgebcn — fein Amt als Vorstand der „Ver wahrlosten, Kinder" nicdei-legen? Nein, das durfte nicht geschehen. Eben stand ich im Begriff, mein Versteck zu verlassen und -ihn im Namen der ganzen Schwcsiterschaft anznfldhen, den entsetz lichen Entschluß nicht ausznfÜhren. Da hörte ich noch eine andere Stimme; sie drang laut

und keck durch den Vorhang — Rachel Vertu der war ins Zimmer getreten. „Was machst Du denn hier oben, Gottfried? Weshalb Bist Du nicht in die Bibliothek ge gangen ?" Er lachte leise vor sich hin. „'Fräulein Clack ist in der Bibliothek." „Die Clack in der Bibliothek! Ji, dann wollen wir hier bleiben." Ich war zuerst in großer Aufregung gewesen, weil ich nicht wußte, was ich thun sollte. Jetzt überkam mich plötzlich eine eisige Ruhe und ich fühlte mich aller Zweifel überchoven. Nach dem, was ich 'gehört

ihnen Allen sehr leid. Sie haben mir viele Grüße und gute Wünsche für Lady Ve- rinders baldige Genesung anfg et ragen." „O, ich hoffe, Mama wird sich schnell Widder erholen. Meinst Du nicht auch, Gottfried?" „Gewiß, in ein paar Tagen wird sie ganz her- gestellt sein." „Aber warum bist D n nicht ins Concert ge gangen? Du hättest doch die schöne Musik Höven sollen." „Ich bin sa so viel glücklicher hier bei Dir, Rahel!" Er faltete die Hände und sah sie an. Wie weh ward mir, als ich in seinem Gesicht

bedeuten sollte. „Heute will ich es thun!" hatte er gesagt — und jetzt that er es. „Hast Du nufer Uebereinkommen vergessen, Gottfried, das wir damals auf dem Lande tra fen? Wir wollten nur Vetter und Cousine sein — weiter nichts." . „Ich werde meinem Versprechen untreu, so osi ich Dich sehe." „Dann vermeide es, mich zu sehen." „Das nützt nichts. Jedes Mal, wenn ich an Dich denke, breche ich unseren Vertrag. Neulich sagtest Du mir so freundlich, ich sei in Deiner Ach tung gestiegen, Du chattest

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 6 of 8
Date: 18.04.1902
Physical description: 8
Herz," sagte ich, „Dir ist Herrn Bruffs Besuch gestern nicht gut bekommen. Als ihr vorn Spaziergang wiederkamt, war ich sicher, daß er Dir eine schlechte Nachrichtniitge- theilt hat." „Im Gegentheil," rief sie heftig und blitzte mich mit ihren schwarzen Augen an. „Es war eine Nachricht, die mich sehr interessirte — ich bin Herrn Bruff im höchsten Grade dankbar dafür." „So?" sagte ich; „dann betrifft sie Wohl Dei nen Verlobten, Gottfried Ablewhite?" Rahel fuhr im Bett in die Höhe

; sie war leichenblaß geworden. Offenbar schwebte ihr schon eine ihrer alten ungezogenen Antworten auf der Zunge, doch bezwang sie sich, legte den Kopf wieder aufs Kissen und dachte eine Weile nach. Dann sagte sie mit großem Nachdruck: . „Ich werde nie Gottfried Ablewhites Frau werden." Nun war die Reihe an mir, erstaunt zu sein. „Aber ich bitte Dich, was soll das heißen?" rief ich. „Die ganze Familie betrachtet Eure Hei- rath ja als eine abgemachte !Sache." „Warte nur, bis Gottfried Ablewhite kommt

und sing an, ver schiedene leichtfertige Opernmelodien zu spielen, bis ich es zuletzt nicht mehr anshielt. Ich verließ das Haus, um Meinen geistlichen Freund zu be suchen und kehrte erst kurz vor Ankunft des Zu ges zurück, mit dem Gottfried Ablewhite erwar tet wurde. Er mußte jedoch schon früher einge- trofsen sein, denn als ich ins Speisezimmer trat, das um jene Zeit ganz leer zu sein pflegt, stand er mir plötzlich gegenüber. „Liebes Fräulein Clack," sagte er, mir lebhaft die Hand schüttelnd

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 6 of 8
Date: 07.02.1902
Physical description: 8
Gottfried sei. Ich wußte nichts davon, aber Vevmuthlich waren die Beiden nicht weit von einander. Herr Frank lin mochte das gleichfalls argwöhnen; er zupfte verdrießlich an seinem Bart, ging ins Bibliothek- zimmer und warf die Thür dröhnend ins Schloß. Als ich mich zur Mittagstafel anzog, kam Penelope, um mir bei der Toilette zu helfen. Ich sah es ihr gleich an, daß sie etwas auf dem Her zen hatte, und während sie mir die weiße Cra- vatte umband, flüsterte sie mir zu: „Eine große Neuigkeit! Fräulein

waren sie hineingegangen. Als sie wieder herauskamen, gingen sie einzeln, mit wahren Leichenbittermienen und abgewandten Gesichtern. Was das bedeutete, war ' nicht zu verkennen. So froh bin ich mein Lebtag nicht ge wesen, Vater. Also gibt es doch ein Mädchen in der Welt, das Herrn Gottfried Ablewhite nicht unwiderstehlich findet; ich würde das zweite sein, wäre ich aus vornehmem Hause." Penelope nahm setzt die Bürste zur Hand, um mir die wenigen Haare zu glätten — o, wie das nieinen kahlen Schädel kitzelte! „Dicht

bei der Hecke blieb Herr Gottfried j stehen," fuhr sie fort. ,Al'so wünschest Du, daß ich hier bleibe, als sei nichts vorgefallen?" fragte er. Wie der Blitz wandte sich Fräulein Rahel zu ihm hin. ,Du hast die Einladung meiner Mutter an genommen; es werden noch andere Gäste erwar tet ! Wenn Du nicht ärgerliches Aufsehen erregen willst, mußt Du natürlich bleiben.' Sie that ein paar Schritte vorivärts und sprach dann in mil derem Tone: ,Laß uns das Vorgefallene verges sen, Gottfried; wir bleiben doch immerhin

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