und ihm die ersten noth- wendigen Dienste zu leisten, bis der Herr Stabst arzt zur Stelle ist!" Doctor Funcke verbeugte sich stumm, dann tra er neben die junge Frau und bog sich über den Kranken, der zur Seite gewendet da lag und dessen Rücken jetzt der Arzt mit vorsichtiger Hand ent- blößte. Er richtete sich auch nicht auf, als die Thür hinter ihm geöffnet wurde und Franziska auf Ernestines Arm gestützt, ins Zimmer schwankte. Die Dame bot einen kläglichen Anblick. Nichts mehr von Würde, von Akkuratesse, von all
' den Attributen des „feingebildeten, sich in den besten Kreisen be wegenden Wesens", auf das sie stolz that: ein in Angst und Jammer vergehnes Menschenkind, zitternd verweint, das Haar zerwühlt, die Kleidung in Un- ordnung gerathen, — so ließ sie sich von dem gut mütigen Mädchen, dem auch die Augen voller Thränen standen, an das Schmerzenslager ihres Bruders schleppen.! Beim Anblick des wachsbleichen Gesichtes, der geschlossenen Augen, stieß Franziska einen heißeren Schrei aus und wollte sich über den Kranken
werfen, — aber Ruth trat vor, ergriff ihre Hand und zog sie fort, indem sie ihr leise ein paar bittende, be schwichtigende Worte sagte. — Leider hatten diese keinen Erfolg. Franziska riß sich los und maß die junge Schwägerin mit einem empörten Blick. „Du?" rief sie mit halber Stimme, und die gewaltsam zurückgedrängte Aufregung ließ ihre Brust keuchen, „Du willst es wagen, mich zurückzuhalten? Von einem Platz, auf den einzig ich gehöre? Hast Du sein Leben behütet, das — das —" „Ich bitte
, mein gnädiges Fräulein, — Ruhe!" sagte der Präsident nachdrücklich und schob seine imposante, hohe Gestalt wie eine Schutzwehr zwischen die beiden Damen. „Tragen Sie keinen Streit neben dies Krankenbett, — uud, bedenken Sie wohl: wir sind hier nicht allein! Es muß alles geschehen, um dem Arzt die Untersuchung zu erleichtern!" „Arzt?" fragte Franziska, — sie hatte bisher nur Augen für ihren Bruder und Ruth gehabt, — jetzt fiel ihr verstörter Blick auf Doctor Funcke, der sich eben umwandte, um eine Sonde
aus seiner Verbandtasche, die offen auf dem Nachttisch neben ihm lag, herauszuziehen. Franziska sah ihm aufmerksam ins Gesicht, — dann stieß sie von neuem einen Schrei der Em pörung aus. „Hast Du diesen Arzt — gerade diesen — für meinen Bruder herbeirufen lassen?" wandte sie sich an Ruth, ohne der Umstehenden zu achten. „Eine zartfühlende, tactvolle Gattin bist Du in der That —" Der Präsident trat vor und fiel ihr ohne weiters ins Wort. „Ich muß Sie dringend ersuchen, sich zu be herrschen!" Seine Stimme klang streng