, kannte nicht Matz und Grenze, wenn sie Liebe schenkte. Tie lag vor Gott auf den Knien und bettelte um Glück und Gesund heit für das Wesen, das sie zum Lichte geboren. Das hatte sie alles nicht getan. Beten? — .,, Nella Renken "i? einen Gott gebraucht in all den Jahren ihrer beiden Eben. Sie hatte immer Sonne gehabt und nie gefroren. Keine Sorge bedrohte ihr Dasein, in lauter Helle und Glück war ihr Leben gebadet. Und nun? Wenn sie betete? — Ob der Gott ihrer Kindheit sie hörte, wenn sie zu ihm rief
? — Durch Annemaries Körper raste das Fieber. Sie schrie nach dem Papa, nach dem Onkel Doktor, selbst Elisabeths Namen nannte sie. Nach ihrer Mutter frug sie nicht. Ihre Augen rissen sich bisweilen im jähen Schrecken auf, schlos sen sich wieder und irrten unter den gesenkten Lidern, wie rollende Kugeln. Nella matz nach Reichmanns Befehl bie Temperatur... 40,3... Die Hände des Kindes streck ten sich, ein Zucken ging durch die Glieder... War das das Sterben? „Annemarie!" schrie Nella gellend auf vor Furcht uno
Entsetzen. Erschrocken fuhr diese hoch und starrte sie an. „Nicht sterben, Annemarie! . . . nicht sterben! Mama hat dich ja lieb, ... so lieb!" Beide Arme warf sie über das Beltchcn und drückte das Gesicht hinein, in wildem, alle Seelentiefen aufrüttelndem Weinen. Tie beiden brennend trockenen Kinderhändchen tasteten über ihr Haar und suchten ihr Gesicht „Mutterlel". Und Nella bohrte ihren Kopf weiter in die seidene Decke und biß ihre Zähne darein und wollte beten, fand kein Wort und schrie
doch aus innerstem Herzen: „Vergib mir meine Schuld! Latz mich gut machen, was ich gefehlt habe! Alles, alles gut machen!" Annemaries Augen -glitten nach der sich öffnenden Türe. Neichmann war gekommen-, nachzusehen. Er war kaum eine Stunde weg gewesen, aber es batte ihm keine Ruhe ge lassen, er mußte wissen, wie es stand. Er sah auf Nella und von ihr zu dem Kinde, das ihm die gesunde Rechte eutge- genstreckte. „Nella!" 'mahnte er. Sie hob den Kopf nicht und gab ihre Stellung nicht auf. „Du sollst bas Kind
nicht erregen", befahl er. „Anne marie mutz Ruhe haben. Steh auf, bitte!" Sie taumelte empor, sah das Feuchte, Schimmernde in seinen Augen, wenn ein Mann wie er weinte, gab es kein Hoffen mehr und doch glitt sie an ihm nieder in die Knie und flehte ihn an: ,^Hilf mir, Georg! Hilf mir doch!" Er hob sie empor und drückte sie in den niederen Stuhl neben dem Bette und versprach alles zu tun, was in Men- schengewalt stand. An mir soll's nicht fehlen, Nella! — — Aber deine Macht ist die größere! — Du bist die Mut