' *“"***’ Besuch am Gstertag Än dem Blumenladen kannte keine der Verkäuferinnen Valen tin. Es waren andere Mädchen da, als vor sechs Jahren, und Valentin war es recht so. Sorgfältig überwachte er das Binden des Straußes. Ganz dunkle Veilchen, einige Zweige dicker gold gelber Mimosenkügelchen und ein paar silbrig schimmernde Palmkätzchen, das waren die Blumen, die er damals, Lurch drei Jahre hindurch, am Ostertag Juliane zu bringen pflegte. Und so wie damals mußte der kleine Strauß auch heute
, mit einem Goldfaden gebunden werden und kam dann in weißes Seiden papier. Zwar schien die Sonne heute nicht, wie es sich für einen rich tigen Ostermorgen gehört hätte, der Himmel war grau, es war ein kühler, nicht eben freundlicher Tag, der nicht viel Besserung verhieß. Aber trotz des strahlend schönen Wetters vor fünf Iah- Osterspaziergang übers Feld ten waren sie an jenem Osterfest böse auseinandergegangen. Mochte es also regnen, wenn sie — vielleicht doch — heute wie der zusammenfänden! Valentin hatte sich all
über sich selbst, daß er in dieser Stunde ein Auge für solche Aeußerlichkeiten zu haben vermochte. Beklommen nahm er die Blumen aus der Hülle. Dann kam Juliane herein, Mit großen, neugierigen Augen und einem Lächeln um die Lippen. Juliane, die Valentin fünf Jahre lang nicht gesehen, deren Bild er aber unver ändert in seinem Gedenken bewahrt hatte! Doch nun war es nicht mehr dieselbe Juliane, das sah Valentin auf den ersten Blick, und in seinem Innern entstand eine starke Ver wirrung. Das schlanke Mädchen war voll und rundlich
ge worden, es lag fast schon etwas Behäbiges in der Art, wie es auf Valentin zuging und ihm die Hand reichte, ein Hauch von kleinstädtischer Sattheit umgab die einst so ranke Gestalt. „Das nenne ich eine Ueberraschung! Wo kommst du her nach so langer Zeit, Valentin? Ich dachte, du hättest mich und die Heimat längst vergessen." Sie sagte es freundlich und warm, auch sie schien von dem schlimmen Streit nichts mehr zu wissen, aber sie sagte es auch ohne den beglückenden Ueberschwang einer großen Freude
in der Stimme, den Valentin so ersehnt hatte, als er den Weg zu ihr gegangen war. Jetzt wäre es ihm aber schier merkwürdig erschienen, fühlte er unklar, wenn diese Juliane gerührt gewesen wäre. „Ja. ich war ganz weit weg, doch nun wollte ich einmal Nachsehen, wie hier alles seinen Lauf nimmt und bin für eine Weile herübergekommen", erwiderte er, und sagte da mit ganz anderes, als er vor kurzem noch hatte sagen wollen. Aber konnte er zu dieser Juliane so sprechen, wie es ihm ums Herz