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Innsbrucker Nachrichten
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Page 6 of 24
Date: 06.02.1932
Physical description: 24
zurückziehen wollen. Ich aber sage Ihnen als Vorstand des Einwanderungsamtes hiermit noch mals ein herzlich Willkommen. Möge es Ihnen gefallen bei uns." Und er reichte Valentin Kuchlmoser zum Abschied die Hand. Wie versprochen, bekam Valentin sofort seinen Paß ausge händigt. Der kleine Bengel führte ihn sogar noch ins Hospiz, wo ihn der livrierte Portier aufmerksamst in Empfang nahm." „Hörns, jetzt sagen Sie einmal" redete Valentin zu diesem und spielte mit den Fingern über den Bauch, „geht

dies da bei Euch überall so zu. — So, so, wie soll ich dann sagen, so wie am Schnürl ohne Aufregung und Durcheinander?" „Wat meinen der Herr damit?" „Oje, ein Preuß!" entfuhr es Valentin. „Ja, damit haben Sie man leider Iott recht." Darauf blieb dem geistigen Dienstmann Valentin Kuchlmoser der Mund offen stehen. Ein Preuße — ein richtiger Stock preuße — und eine solche Bescheidenheit! „Menschenskind", redete er nun selber preußelnd. Darauf beutelte er ganz er schüttert den Schädel und ging davon. Ehe

. — Kleine und große Flaschen in allen Apotheken erhältlich oder Im Hauptdepot 6238 St.-Markus-Apotheke, Wien, III., Hauptstraße 130. „Da schau her!" gruhnte Valentin. „Naja, ich schlaf jetzt einmal ein Stündl oder zwei. Weckt mich halt um Fünfe. Um diese Zeit vertrage ich am meisten." Der Portier verneigte sich stumm. Valentin Kuchlmoser aber schlief nicht. Er setzte sich auf den Diwan, kreuzte die Hände über den Bauch und hielt eine tief wehmütige Betrachtung: Alsdann so, da wären wir jetzt im Himmel

— nicht einmal über einen Preußen kannst du dich rechtschaffen ärgern. Wie soll sich denn unsereiner dann noch ein wen g ausleben? Na, ich weiß nicht — ich weiß nicht . . ." Als man um die angegebene Zeit den neuen Seligen, Herrn Valentin Kuchlmoser zum Bankett holen wollte, war er nicht zu finden. Die gesamte Festgesellschaft hielt sich bereits ver sammelt, doch alle ausgesandten Engel kamen erfolglos zu rück. Endlich machte sich der greise Regierungsrat St. Peter selber auf die Suche. Und er fand denn auch endlich den Ver

mißten. Er saß drüben im Sternenbild des Widder auf einem namenlosen Planeten und — heulte. Heulte beinahe wie ein junger Hund zum Steinerweichen. „Ja Kuchlmoser", sagte St. Peter bestürzt. „Was ist Ihnen denn bloß zugestoßen?" Da heulte der gute Valentin nur noch mehr. „Na, na!" sprach St. Peter beruhigend und klopfte dem betrübten Dienstmann beruhigend auf die Schulter. Währenddem kam auch die andere Festgesellschaft ange flogen, und nun standen sie alle um den plärrenden Valentin herum

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Innsbrucker Nachrichten
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Page 25 of 28
Date: 31.12.1937
Physical description: 28
Valentin. „Ja, ja, ich habe in dieser Woche von meinem knap pen Speck noch ein paar Kilo zugesetzt. Das macht die Ar- best. Mahnke und ich haben tüchtig geschuftet, aber nun klappt auch alles. Haben Sie Lust, morgen auf's Feld hinauszu kommen?" „Oh, furchtbar gern," stammelte Eva. „Dann werde ich Ihnen mein Flugzeug vorführen. Und Sie müssen mir helfen, einen Namen dafür zu finden. Frau von Lürssen hat sich schon den Kopf darüber zerbrochen . . „Ich bin aber mit all meinen Vorschlägen abgeblitzt," fiel

Hanna lachend ein. „Ich glaube, Herr Valentin hat bereits selber einen in petto!" „Vielleicht, aber für die Bezeichnung muß ich Fräulein von Werners Erlaubnis haben," war die vieldeutige Antwort. „Genug jetzt von Flugzeugen und Fliegerei," rief Hanna. „Die Musik lockt, imd ich habe diesen Tanz Dr. Mahnke ver sprochen. Da kommt er schon." Valentin legte den Arm um Eva. „Ich handle nach dem Gewohnheitsrecht," scherzte er. „Auch altf meinem Empfangsabend hatten Sie den ersten Tanz für mich frei. Wissen

Sie noch, Fräulein Eva?" Welch eine Frage! Eva glitt mit Valentin über das Parkett. Der Fliegen blickte auf das schimmernde Haar des Mädchens. Er war glücklich, daß die rätselhafte Verstimmung der letzten Tage überwunden war. Erst jetzt wußte er, wie sehr er sich nach Evas Anblick gesehnt hatte. In diesem Augenblick walzte Fritzchen Schulze mit Fräulein Peters vorbei. Valentin zog seine Tänzerin an sich. „Achtung!" warnte er. „Der ausschlagende Flieger kommt!" „Nur keine Angst!" lachte Friedrich Wilhelm

. „Wo steckt denn die kriegerische Maxie Temme?" raunte Valentin seiner Partnerin zu. „Um Gottes willen, ich habe ja die arme Maxie ganz ver gessen. Die sitzt weinend in einem Schmollwinkel. Kommen Sie, Herr Valentin, wir müssen uns um sie kümmern." „Mann, hat's wieder Krach mit Fritzchen gegeben?" „Ja, ja!« Eva zog den Flieger mit sich fort, aber Maxie hockte nicht mehr in ihrer Trotzecke. Die beiden durchsuchten Haus und Garten. Das Mädchen war nirgends zu finden. „Sie wird vor lauter Dickköpfigkeit

nach Hause gelaufen sein," vermutete Valentin. „Dann möchte ich Herrn Schulze einen Wink geben. Er könne vielleicht . . ." Aber Valentin verspürte keine Lust, sich die wenigen Stun den mit Eva durch zwei vertrotzte Liebesleute verkürzen zu lassen. „Tun Sie mir den einzigen Gefallen, Fräulein Eva, und lassen Sie dies verhedderte Pärchen in Ruhe," bat er „Bei denen kommt schon alles wieder ms Geleise. Ich habe Sie die ganze Woche nicht gesehen. Es hat rnich sehr bedrückt, daß wir uns in einer gewissen

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Innsbrucker Nachrichten
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Page 4 of 24
Date: 06.02.1932
Physical description: 24
Elemente handelt. Bekanntlich hat Italien vielen Nationalsozialisten, die aus irgendwelchen Gründen die Heimat zu verlassen für geboten fanden, großzügig Asyl gewährt. Nun tritt der Fall ein, daß nicht nur in der. alten Provinzen, sondern auch in S ü d t i r o l sich reichsdeutsche Nationalsozia- ; Der Mensch soll zur Selbständigkeit im Dienste des Wahren und J Guten gebracht werden. Diesterweg. Die Begnadigung Valentin Knchlmosers. Eine nur im Fasching mögliche Geschichte. Es ift buch etwas (Sdjcedlid

/cs mit diesem Ding, das wir Schicksal nennen! Ich mußte das erst in allerjüngster Zeit wieder einmal erfahren. Mein bester Freund, der unvergleich liche, unersetzliche Dienstmann Valentin Kuchlmoser, ist von meiner Seite gerissen worden und lag gewissermaßen zu meinen Füßen, als wär's ein Stück von mir. Valentin, dieser Bär, dieser Todestrotzer, dem zeit seines Lebens nie etwas ge fehlt hatte, der unter den allergünstigsten astrologischen Kon stellationen geboren war, der sich beruflich immer so sehr zu schonen

einiger Abzahlungsgeschäfte bestand, blieb letzten Endes trotz allen Jammers nichts anderes übrig als diese Tatsache zustimmend zur Kenntnis zu nehmen. Freilich, mir, seinem besten Freunde, obliegt noch eine zweite Pflicht. Ich muß Ihnen sagen: nämlich — Valentin ist wieder da! Er ist begnadigt worden. Soweit ich bisher aus ihm er fahren konnte, trug sich die Sache folgendermaßen zu: Der Tod trat etwa ein um 12 Uhr 35. Eine Viertelstunde später traf dann schon in Valentins Wohnung mittels Sphären telepathie der Befehl

ein, sich unverzüglich ins Personalreferat de? Einwanderungsamtes aufzumachen. Aber Valentin, ein besonders talentierter Raunzer, er zögerte wie immer und setzte sich lediglich aus den Bettrand, um sich mißtrauisch im Spiegel zu betrachten. Sein Bild gefiel ihm gar nicht. So also sah er aus als Geist! „Hm! Als wie ein abgebrannter Hollender," brummte er vor sich hin. „Und auf die zwei schundigen Flügel soll ich mich jetzt verlassen? Grüß dich Gott, Bäcker, die taugen ja nicht einmal mehr zum Staubwedeln." Aergerlich

pfeifend durch die Wolken fuhr. Ja, er hatte beinahe Mühe, dem Mond noch rechtzeitig cuszuweichen. Kurz und gut, es ging bei weitem schneller und besser mit diesen zwei Flügelstutzen, als er sich jemals vorausgedacht hatte. Und jeder neue Flügelschlag er höhte die Geschwindigkeit noch um ein paar Hundert Meilen die Minute, so daß der Dienstmann Valentin Kuchlmoser schließlich geradezu verrückt und unstandesgemäß durch den Aerher raste. Venus, Mars, Jupiter flitzten vorbei. Aber der gute Valentin

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Innsbrucker Nachrichten
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Page 3 of 12
Date: 25.03.1935
Physical description: 12
euch gesagt: Seht zu, wie ihr fertig werdet! Aber ihr hattet Glück in dieser Sache. Meine eigenen Sorgen kamen euch zu Hilfe. Wann soll ich zu Valentin gehen?" Johann Wendburg erhob sich und trat zu seinem Sohn. Seine Stimme klang weich, als er sagte: „Ich habe gewußt, daß du mich nicht umsonst bitten läßt. Robert Valentin ist der reichste Mann hier in der Umgegend. Unser altes Gut bleibt uns, und Gottfried braucht auch nicht aus Korach heraus. Ich meine, wenn nur ein einziges Ja nötig

Ziele zu gelangen? Dieses Ziel hieß Robert Valmtin! Robert Valentin! Er war vor neun Jahren aus Mexiko zu- tückzekommen. Als junger Bursche war er ausgewandert. Vieh zucht, riesige Ländereien, Urbarmachung der Wälder hatten der Tiroler Bauernschaft. Als zweiter Redner trat Minister R e i t h e r auf die Stufen des Denkmals, eröffnete seine Rede mit Begrüßungsworten an den Landeshauptmann, den Abt des Stiftes Wilten und feine eigenen Standes- und Berufskollegen und ging gleichfalls auf das Beispiel

Worhöhe unter den Hammer kam. Dort saß nun seit jener Zeit Robert Valentin, ein mürri scher alter Mann, der mit niemand sprach und sich ganz und gar seinem Beruf als Landwirt widmete. Er hatte einen In spektor angenommen, der alle Verhandlungen führte. Aber aussragen ließ er sich auch nicht. Ueber die privaten Verhält nisse wußte man jahrelang nichts. Doch dann hörte man, daß Robert Valentin eine Tochter hätte, die bisher bei einer alten Verwandten in irgendeiner kleinen Stadt erzogen wäre

. Diese Verwandte sei gestorben, und nun sei Helyanthe Valentin nach Hause gekommen. Helyanthe! Welch vernünftiger Christenmensch gab seinem Kinde einen solchen Namen? Na ja, der verrückte Mexikaner mochte schon dazu imstande gewesen sein. Gesehen hatte man diese Tochter schon einige Male. Und Frau von Quendel hatte gesagt, daß es ein liebes junges Din gelchen sei. Sie sehe allerdings ganz nach Kleinstadt aus. Und das sei eine wahre Schande bei dem Reichtum ihres Vaters. Das war Frau von Quendels Meinung

. Die jungen Da men in der Nachbarschaft und deren Mütter dachten wesent lich anders. Sie waren diesem Valentin durchaus nicht böse, daß sie so unelegant war und obendrein still im Hintergründe verblieb. Denn es gab jetzt verschiedene Aussichten auf -ine Heirat. Und wenn da dieses reiche Mädchen dazwischengekom men wäre, hätte sich das doch sehr, sehr unangenehm aus wirken können. Die einzige Familie, die in gewissen Beziehungen zu Robert Valentin stand, waren die Wendburgs. Beziehungen

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Page 3 of 12
Date: 27.03.1935
Physical description: 12
der öffent lich-rechtlichen Angestellten." (Nachdruck verboten.) 3 Dieter Wendburgs Fra«. Originalroman von Gert Rothberg. Herr von Bernkamer konnte unendlich grausam sein, wenn es sich darum handelte, seinen Willen durchzusetzen. Man brachte Edith zu einer Verwandten nach Obcrösterreich. Und ihn, Robert Valentin, verhaftete man an dom Augenbuck, als er feine Koffer packen und der Geliebten nachreisen wollte. Weil er Hern: von Bernkamer betrogen, ihm eine große Summe veruntreut

haben sollte. Er hatte gelacht, er durchschaute das elende Spiel. Aber die Volizei fand in seinem Zimmer achttausend Mark, über deren Herkunft er keine Auskunft geben konnte. Ein Schurkenstreich! Ein Schurkenstreich ohnegleichen, um ihn, Valentin unschädlich zu machen. Wer hatte das getan? Es konnte nur einer gewesen sein. Und diesen einen zu beschuldigen war schwer. Aber es ging um die Ehre! Ging somit um alles! Und so sprach Robert Valentin dem Untersuchungsrichter von seinem Verdacht. Berichtete ihm von seiner Liebe. Wer

man glaubte ihm nicht. Zudem legte Herr von Bern kamer ein Schreiben seiner Tochter vor, in den: diese erklärte, niemals in Beziehungen zu Robert Valentin gestanden zu haben. Daß sie gerade jetzt zu ihrer Tante Sophie gereist sei, sei ein Zufall, nichts weiter. Robert Valentin wurde verurteilt! Er büßte für eine Tat, die er niemals begangen hatte. Dann ging er, da er keinen Menschen mehr besaß, nach Mexiko. Dort wurde er reich und war ein angesehener Mann. Im Alter von fünfzig Jahren verheiratete

verheiratet. Ihrer Ehe entstammten drei Söhne. Die Wendburgs waren sehr vermögend. Robert Valentin sah nirgends eine Möglichkeit, sich zu rä chen. Die Jahre gingen hin, und sein Reichtum wuchs immer mehr. Alles in seinen Händen wurde zu Geld. Es war, als wolle der Himmel ihm eine Genugtuung dafür geben, daß man ihm einst so bitter Unrecht getan. Als Helyanthe vier Jahre alt war, starb ihre Mutter. Und Robert Valentin dankte am Sarge der stillen Frau noch ein mal, daß sie ihm einige schöne Jahre geschenkt

hatte. Sie war noch so jung gewesen. Aber geliebt hatte er sie nie. Dankbar keit hatte er für sie empfunden. Mit dem Kinde wußte er nichts anzufangen, er überlieh es den Dienstboten. Als Helyanthe zehn Jahre alt war, kehrte Robert Valentin mit ihr nach Deutschland zurück. Nachrichten, die er erhalten hatte, veranlaßten ihn dazu. Ein selffamer Gedanke war ihm gekommen. Und wie er alles in diesen Jahren mit eiserner Energie durchgesetzt, so verfolgte er mit derselben Energie auch jetzt ein ganz bestimm tes Ziel. — Der Herr

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Page 21 of 40
Date: 08.04.1939
Physical description: 40
' *“"***’ Besuch am Gstertag Än dem Blumenladen kannte keine der Verkäuferinnen Valen tin. Es waren andere Mädchen da, als vor sechs Jahren, und Valentin war es recht so. Sorgfältig überwachte er das Binden des Straußes. Ganz dunkle Veilchen, einige Zweige dicker gold gelber Mimosenkügelchen und ein paar silbrig schimmernde Palmkätzchen, das waren die Blumen, die er damals, Lurch drei Jahre hindurch, am Ostertag Juliane zu bringen pflegte. Und so wie damals mußte der kleine Strauß auch heute

, mit einem Goldfaden gebunden werden und kam dann in weißes Seiden papier. Zwar schien die Sonne heute nicht, wie es sich für einen rich tigen Ostermorgen gehört hätte, der Himmel war grau, es war ein kühler, nicht eben freundlicher Tag, der nicht viel Besserung verhieß. Aber trotz des strahlend schönen Wetters vor fünf Iah- Osterspaziergang übers Feld ten waren sie an jenem Osterfest böse auseinandergegangen. Mochte es also regnen, wenn sie — vielleicht doch — heute wie der zusammenfänden! Valentin hatte sich all

über sich selbst, daß er in dieser Stunde ein Auge für solche Aeußerlichkeiten zu haben vermochte. Beklommen nahm er die Blumen aus der Hülle. Dann kam Juliane herein, Mit großen, neugierigen Augen und einem Lächeln um die Lippen. Juliane, die Valentin fünf Jahre lang nicht gesehen, deren Bild er aber unver ändert in seinem Gedenken bewahrt hatte! Doch nun war es nicht mehr dieselbe Juliane, das sah Valentin auf den ersten Blick, und in seinem Innern entstand eine starke Ver wirrung. Das schlanke Mädchen war voll und rundlich

ge worden, es lag fast schon etwas Behäbiges in der Art, wie es auf Valentin zuging und ihm die Hand reichte, ein Hauch von kleinstädtischer Sattheit umgab die einst so ranke Gestalt. „Das nenne ich eine Ueberraschung! Wo kommst du her nach so langer Zeit, Valentin? Ich dachte, du hättest mich und die Heimat längst vergessen." Sie sagte es freundlich und warm, auch sie schien von dem schlimmen Streit nichts mehr zu wissen, aber sie sagte es auch ohne den beglückenden Ueberschwang einer großen Freude

in der Stimme, den Valentin so ersehnt hatte, als er den Weg zu ihr gegangen war. Jetzt wäre es ihm aber schier merkwürdig erschienen, fühlte er unklar, wenn diese Juliane gerührt gewesen wäre. „Ja. ich war ganz weit weg, doch nun wollte ich einmal Nachsehen, wie hier alles seinen Lauf nimmt und bin für eine Weile herübergekommen", erwiderte er, und sagte da mit ganz anderes, als er vor kurzem noch hatte sagen wollen. Aber konnte er zu dieser Juliane so sprechen, wie es ihm ums Herz

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Page 22 of 24
Date: 11.12.1937
Physical description: 24
hat eine Tochter, die für ihn sorgen kann. Ich aber bin ein armer Waisenknabe, um den sich niemand kümmert. Sie müssen mir einen Labetrunk rei chen, mein Fräulein." „Ich weiß doch nicht . . . Tante Rose hat gesagt . . ." „Sie sind eine viel zu gehorsame Nichte, liebes Fräulein. Jetzt find wir beide mal aufsässig und denken gemeinschaftlich: Tante Rose hat gar nichts zu sagen!" Damit nahm Valentin dem Mädchen Kanne und Tassen ab, ließ mit Geschicklichkeit noch irgendwo einen Kuchenkorb mit gehen und führte Eva

zu einem entlegenen Tischchen. „Hier ist's wunderschön, hier werden wir Hütten bauen." Als Eva noch immer zögerte, fügte er hinzu: „Großes Ehrenwort, ich habe noch keinen Bissen bekommen. Wenn Sie mich jetzt im Stich lassen, lege ich mich aus den Rasen, strecke alle viere von mir und sterbe Hungers. Basta!" Eva mußte lachen. Sie bediente ihren Gast mit Tee und Kuchen. Valentin betrachtete sie. Das Mädchen übte eine seltsame Anziehungskraft auf ihn aus. War das Liebe? Er war noch nie verliebt

von ihm Besitz, der ihm unendlich wohltat. Er verfolgte die Bewegun gen des Mädchens. Alles, was sie tat, geschah harmonisch und ruhig. Ihre dunklen Augen waren wunderschön. Sie sah übri gens heute vorteilhafter aus, als am gestrigen Abend. Leider trug sie wieder ein graues, formloses Kleid. „Grau steht Ihnen aber gar nicht, Fräulein von Werner", sagte Valentin plötzlich und wurde rot, als das Mädchen ihn überrascht anfah. Wiener Börse. Wien, 1t. Dez. Die Spekulation nahm auf der heutigen Börse auf fast

." „Oder . . . himmelblau?" fragte das Mädchen. Himmelblau war das Kleid gewesen, das sie auf dem Flug platz von Santander angehabt hatte. Darum stellte sie die Frage mit eigener Betonung. Valentin stutzte. „Himmelblau ist auch sehr schön," nahm er den Vorschlag fröhlich auf. „Ja, das ist eigentlich meine Lieblingsfarbe. Wenn man so in den blauen Himmel hineinstürmt, den Donner der Motoren im Ohr . . ." Ein Mann schwärmt! . . . Das Mädchen riß es hin. „Bitte, erzählen Sie mir von Ihren Flügen, Herr Valentin

sie auf. Wenn Valentin noch weiter in ihrer Ge sellschaft bleiben wollte, mußte er ihr notgedrungen folgen. Die beiden schritten an verschiedenen Tischen vorbei. An dem einen saß ein vergnügtes Kleeblatt: Frau Rudloff, Fräulein Peters, Fritzchen Schulze und Marie Temme. Letztere knuffte gerade aus irgendeinem Grunde ihren Nachbar herzhaft in die Rippen. Fritzchen stieß ein jämmer liches „Auah!" aus. H4-/s; 3. P. Bcinberg 139.50; Deutsche Erdöl 142.—; I. G. Farben 154-'/«; Felten und Guilleaume 128 %; Harpener

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Innsbrucker Nachrichten
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Page 9 of 24
Date: 14.08.1936
Physical description: 24
. Der erste Tagesstrahl überschüttet die Welt. Der Bauer Valentin ist schon im Feld. Mit langsam be dächtigem Schritt hat er seine Güter durchquert und ist zum Bachacker gelangt. Der liegt weit außer dem Dorf an der Haupfftraße, wo der Weg ins Land hinein führt. Jetzt in der Frühe ist alles noch still. Das Korn ist reif. Noch steht es halmgerade und neigt schon die schwere Frucht. Noch saugt es Sonne und trägt doch schon Frucht gewordenes Licht. Valentin prüft die Aehren. Sie sind voll und rund

. Aus der gelösten Hülse schält er das gelbliche Korn. Zwischen den starken Zähnen zermalmt er es. Valentin ist in Gedanken. Wie von einem Drang verfolgt geht er um das Feld und bleibt weit drüben stehen, dort, wo der Wald anfängt. Dort ist eine Dalle. Dort liegt das Korn zwei halbe Menschenlängen lang. Es hat sich nicht mehr auf gerichtet seit jenem Abend, an dem er mit der blonden Ursula den einsamen Feldweg gegangen war. Noch leuchtet ihm aus der sinkenden Sonne Ursulas strahlen blondes Haar gegen den fernen

überschauen wollte mit den gesenkten Augen. Meinte er das wirklich? Nein. In jener Zeit erwuchs in ihm eine nie gekannte Zuneigung, fremd von allem Gewalt- antunwollen, wie es sonst nicht ungern seine Art war. Da überfiel ihn Herzklopfen, wenn ihm die Ursula im Hausflur begegnete oder wenn er sie des Abends allein sah unter den Obstbäumen im Garten. Und Valentin, der bei den Bauern im Dorf etwas mitzureden hatte, Valentin, der von jung auf selbständig war und nicht einmal nach seiner Mutter fragte

, wenn ihm etwas zweckmäßig und gut erschien, er, der manches derbe Scherzwort unter die Mägde warf, dieser junge Bauer brachte es nicht übers Herz, sich der Ursula anders als im Arbeitsgespräch zu nähern. Ursula war allzeit ihres Hierseins an der Seite seiner Mutter, der kleinen, feinen Frau, die es verstand, mit Blick und Wort und stillem Tun Haus und Gesinde in Zucht und Ordnung zu halten. Die beiden Frauen hatten sich in selt samem Verstehen zusammengefunden, daß Valentin einerseits Freude empfand

, das Unaussprechbare, das Glück lichmachen und das Glücklichsein. Hatten die Bauernmädchen nicht schon zu kichern begonnen und ihn Sonderling genannt, weil er sich beim Erntetanz ab seits hielt, oder wenn er teilnahm, der Tanz nur ein flüchtiges Begegnen war, vielleicht ein kurzes Entbrennen und jähes Ver löschen? Wer nur konnte aus dem Valentin klug werden? Sonntags ging er nicht mit den anderen Burschen. Er hielt sich an die Männer. Den Kirchgang machte er mit der Mutter. Das war von jeher so gehalten worden

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Page 15 of 18
Date: 13.12.1937
Physical description: 18
für Raubmord, (Nachvruck verbalen.) 10 Der Flieger und das Mädchen. Roman von Maria von Sawersky. „Sie haben schöne Hände," entfuhr es ihm. Das Mädchen wurde sehr rot. „Verzeihen Sie, das sollte keine dumme Schmeichelei sein", sagte Valentin rasch. „Ich bin gräßlich impulsiv und habe Ihnen davon ja schon eine Probe geliefert. Meistens spreche ich aus, was mir gerade durch den Kopf geht. Seit einem langen Menschenalter gebe ich mir die Mühe, diese Eigenschaft abzulegen." „Gar so lang

kann dieses Menschenalter doch wohl nicht sein," lächelte Eva fein. „Sechsunddreißig volle Jahre! Vermutlich bin ich doppelt so alt wie Sie, Fräulein Werner." „Das ist ein Irrtum. Ich habe mein einundzwanzigstes Jahr bereits hinter mir." „Das würde Ihnen kein Mensch glauben! Ihrem ernsthaften Gesicht nach sind Sie von der Last dieser hohen Zahl zu Bo den gedrückt," scherzte der Flieger. „Ich komme mir wirklich manchmal uralt vor." Valentin war von dem Tonfall der Worte betroffen. Rasch erfaßte er Evas Hände. „Halten

, weil es ihm zu furchtbar sei, einen Namen zu nennen, und er schrieb mit zitternden Händen den Namen „Jean de Kowen". „Sie meinen es gut mit mir, Herr Valentin. Vielen Dank. Wenn ich nicht vor jugendlichem Frohsinn übersprudle, so liegt es wohl daran, daß ich Schweres durchgemacht habe. Ich verlor an einem Tage beide Eltern durch einen Unglücks fall." „Das tut mir von ganzem Herzen leid. Geschah das Unglück in Larstedt?" „Nein, in Spanien. In Santander..." Die Antwort kam zögernd. Wieder richteten sich die dunk len

Augen Evas wie mit eindringlicher Frage auf Valentin. „Ich habe die Stadt auf meinem Europaflug berührt", sagte er sinnend. „Die deutsche Kolonie von Santander war damals sehr stolz auf Ihren Sieg." „Oh, der hing an einem Haar", erzählte der Flieger lebhaft. „Mein englischer Mitbewerber machte mir arg zu schaffen. Ich war schon überzeugt, er würde den Lorbeer einheimsen, aber von Santander ab hatte ich Glück. Ich glaube bestimmt, daß mir ein Talisman zum Siege verhaft..." Valentin brach

ihrer Gästeschar. Sie glühte förmlich vor Erregung, machte fahrige Bewegungen und erinnerte Valentin lebhaft an eine aufgeregte Truthenne. Dazu ,schwatzte sie unaufhörlich. Folgende Worte schlugen an sein Ohr: „... habe Ihnen allen ja von meiner herrlichen Riviera reise erzählt und von der entzückenden Bekanntschaft mit Seiner Durchlaucht. Der Fürst war so gütig, meiner Ein Die Polizisten sprangen auf. Jean de Kowen war jene schöne amerikanische Tänzerin, die am 23. Juli spurlos ver schwunden

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Page 5 of 12
Date: 23.05.1919
Physical description: 12
- dienst zu Ende und am Kirchplah« sowie im Gasthanse zur „Rose" eine große Zahl von Bauernbnrschen zusammengekonimen, tmter denen die vorerwähnten Gerüchte über die Vorgänge in der Nacht erregt besprochen wurden. Die Beschuldigten Abraham Sanier, Aitton Auer, Albert Knen, Franz Maurer, Valentin Kuprian, Jo hann Alois Grüner, Peter Paul Gstrein und andere erörterten — wie der Zuerstgcnannte bekundet — unten im Vorhans« die Erzäh lungen der Wirtin und kamen dadurch in eine solche Erregung

im Borhause „im Gedränge hatte" und tätig mitwirkte, als derselbe vor dem Gasthaus am Boden lag, ferner an feiner Fesselung mtthalf. Albert Kuen gibt an, er habe den Josef Peer mit der Faust auf Kopf und Unterleib geschlagen, aus dem Gasthause gezogen und wäh- rerrd der „Aussackelung" nach Waffen beim Arme gehalten, jedoch beim Binden nicht mitgetan. Dieses Geständnis bestätigen auch die Beschuldigten Abraham Sanier, Ferdinand Kuen, Frculz Maurer, Anselm Reindl und Valentin Kuprian, und zwar die beiden

der drei Beschuldigten stand er mit einem Stricke beim Wagen und äußerte: „Ungebunden sollte man sie nicht fahren lassen!" Steuer amtskontrollor Peer bekundet überdies, daß Franz Ataurer, als er schon angebunden war, ihm einen Fußtritt versetzte, beim Halse würgte und gegen die Scheunenwand drückte. Valentin Kuprian gibt zu, er habe mitgeholfen, den Josef Peer „auszusackeln" und zu fesseln, weiters er habe ihn zuerst beim Fried- hofgttter, dann bei der Scheune angebunden, jedoch nicht mißhandelt

der Angaben des eFrdinand Kuen und Franz Joses Nüssig hat er jedoch beim Hinausschleifen und laut jener des Anselin Reindl auch beim Binden des Steneramtskontrollor mitgeholfen. Reindl erwähnt ausdrücklich frie heisere Stimme des Beschuldigten, welcher damals zugegebenermaßen an einem Stimmleiden laborierte. Peter Paul Gstrein ist übereinstimmend mit den Angaben der Be schuldigten Ferdinand Kuen, Valentin Kuprian und Anselm Reindl geständig, bei ter Fesselung die Hand des Josef Peer festgehalten

Santer mit den Worten: „Halt das Manl und nimm' nicht für die Partei!" angeherrscht. Wraham Santer, Anton Auer, Albert Kuen, Franz Maurer stürz ten auf Leutnant Karl Niederwieser, Valentin Kuprian, Johann Alois Gtmner, Peter Paul Gstrein, Anselm Reindl, Josef Kneißl und Otto Schöpf auf Leutnant Mayr los. Wie Li« Beschuldigten in Ueberunstimmunq angeben und wie be sonders aus den Geständnissen des Wraham Santer und Albert Kuen hervorleuchtet, waren dieselben auf Grund der Erzählungen der Wirtin sowie

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Page 5 of 24
Date: 06.02.1932
Physical description: 24
und Sübtirol. Im Zuge des politischen Ehrenbeleidigungsprozesies in Klagenfurt, über den wir berichtet haben und der die Haltung der Nationalsozialisten in der Südtiroler Frage zum Inhalte hat, wurde auf Antrag des Verteidigers der thürin gische Minister Dr. Frick durch ein deutsches Gericht einver nommen. In der Aussage, die verlesen wurde, heißt es: Hitler hatte erklärt, „Was?" schrie nun Valentin und wurde wild. „Erbärmliche Aussacklerei. Hat denn dieser Malefizstaat nie genug

. Wo soll es denn unsereiner hernehmen? Ha — ich kann es mir doch nicht aus den Fingern heraussuzzeln." Nun lächelte die Amtsperson überlegen. „Für die Möglich keit ist gesorgt. Was meinen Sie, die österreichische Regierung ist auf das Hirn gefallen, um sich keinen Weg zu finden? Sie unterschreiben einfach diesen Schein — und damit basta!" Er hielt Valentin Kuchlmoser sein amtliches Formular hin. Erklärung. „Zwecks Abstattung meiner zu Lebzeiten schuldig gebliebenen Steuern und Abgaben erkläre ich mich hier ehrenwörtlich

bereit, jeden Monat 1 (in Worten: einen) vom ewigen Rat schlüsse angehauchten vorzüglichen Sanierungsplan an das österreichische Finanzamt einzusenden. Sollte mir die Einsen dung eines Planes gegen den guten Willen einmal mißlingen, so werde ich unverzüglich irgend einen anderen guten Gedanken über die hohe Regierungskunst abzuliefern bestrebt sein." Es half alles nicht, daß Valentin Kuchlmoser sich unter Aufgebot seiner kräftigsten Redewendungen sträubte. Er kam nicht wieder los, ehe

der französischen Nation. -Der Vorwurf des Ver- „Na—na—na—I" schnaufte Valentin, konfus vor Ueber- rafchung. „Bist Du ein nettes Käferl." Und er begann zu zwinkern, denn er war ein ganz verdammter Kerl, der gute Valentin. Der Engel lächelte nachsichtig. „Ich vermute, Sie suchen den Herrn Regierungsrat St. Petrus, nicht wahr?! Bitte, Herr Kuchlmoser, wollen Sie sich noch ein paar Schritte durch die Türe bemühen. Der Liftboy wird Sie sogleich in Empfang nehmen. Geräuschlos ging das Tor auf und ehe fichs Valentin

so!" meinte Valentin gedehnt. „Naja, Teufel eini noch einmal!" St. Petrus griff ein Stück Papier vom Schreibtisch. „Sie sehen, ich habe bereits Ihre Registerkarte vor mir. Na, so im allgemeinen haben Sie sich ja ganz wacker gehalten unten. Zwar, es liegen ja auch einige grobe Dummheiten vor, und ich müßte Sie eigentlich vorerst einmal der Desinfizieranstalt über weisen. Wir haben das früher in derlei Fällen auch immer so gehalten. Aber nun, seitdem man auf Erden behördlicher seits es so genau

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Page 4 of 12
Date: 27.03.1935
Physical description: 12
! Sie kannten sich nicht. Stiles war schriftlich erledigt worden. Wie ein Fuchs in seinem Bau lebte Valentin hier in Schloß Worhöhe und leitete die Geschäfte, hielt alle Fäden in seiner Hand. Nie gab er ein Fest, er mied jeden Verkehr. Die Räume in Schloß Worhöhe mit all ihren wertvollen Möbeln und sonstigen Kostbarkeiten waren unbenutzt. Robert Valentin hatte sich für seinen Bedarf nur ein höchst einfaches Arbeits und Schlafzimmer eingerichtet. Auch feine Tochter bewohnte nur zwei kleine, allerdings

gemütlich eingerichtete Zimmer. An mancher- Tagen sahen sie sich gar nicht. Jedes faß auf seinem Zimmer. Und wenn sie sich sahen, dann wußten sie sich nichts zu jagen. Helyanthe war dem Vater gegenüber scheu und schweigsam. Und der richtete höchstens einige Fragen über den Haushalt an sie, denn sie führte die Wirtschaftsbücher und regelte alles mit der Köchin. Viel Personal hatten sie nicht im Hause. Dafür arbeiteten desto mehr Leute auf den Fel dern. Robert Valentin hatte die großen Sumpfstücke

auf gekauft, die seit vielen Jahrzehnten brachlagen, und hatte sie trockengelegt. Was in Mexiko möglich war, konnte man auch hier in Deutschland erreichen. Der Deutsche litt aber immer noch unter dem alten Glauben, daß nur Auswanderer es nötig haben, den Boden urbar zu machen. Dabei war gerade die deutsche Erde die dankbarste. Robert Valentin trat ans Fenster. Auf dem schmalen Weg über die Wiesen kam Helyanthe. Sie trug einen Korb am Arm. Valentins Brauen schoben sich finster zusammen. Wie un- elegant

werde. Die Rückkehr vom Arafat ist mit Gefahr verbunden. Jeder Pilger muh sich zwischen zwei Säulen, die nur sechs Meter von einander entfernt sind, durchdrängen; gelingt ihm das nicht, war die ganze Pilgerfahrt zwecklos. So stürzt alles in wildem Knäuel zu der Stelle. Männer, Frauen und Kinder Wendburgs sollten froh sein, wenn sie sich jetzt mit Robert Valentin verschwägern durften. Und seine Tochter war dabei nur ein Werkzeug. Sie hatte ihm zu dienen. Und gleichzeitig bekam sie einen Mann. Es lag

dann an ihr, sich diesen Mann angenehm zu machen. Und vor allem war sein Ziel dann er reicht. Ein Sohn Ediths heiratete die Tochter Robert Va lentins! War es nicht möglich, daß der alte Herr von Bernkamer irgend welche Aufzeichnungen hinterlassen hatte, worin er seine einstige Schuld bekannte? Vielleicht hatte auch Edith dies ge tan? Dann konnte er doch noch seine Ehre wiedererhalten. Nach so langen Jahren! Das wäre das Beste, was ihm noch geschehen könnte. Valentin trat wieder an seinen Schreibtisch und setzte

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Page 15 of 18
Date: 16.12.1937
Physical description: 18
wird und er und Valentin dann ein Arbeitsgelände brauchen. Das eigentliche Flugfeld schaltet natürlich aus. Dort schwirren die Iungens mit ihren Kisten her um. Aber dies hier wäre ein idealer Platz, nicht wahr?" Der alte Herr tippte mit dem Bleistift auf die Karte. Mahnte und Valentin hatten sich darüber geneigt, und der Flieger rief begeistert: „Das ist wirklich ein ideales Gelände. Wenn man das bekom men könnte!" „Sie können es sicher haben, wenn Sie Fräulein Eva ein gutes Wort geben", sagte der General. Valentin

blickte das junge Mädchen erstaunt an. „Aber gern", stammelte Eva verlegen. „Ich werde gleich morgen mit Tante Rose sprechen..." General Dithfurth fuhr ärgerlich dazwischen. „Lasten wir Ihre Tante aus dem Spiel, liebes Fräulein. Sie allein haben die Entscheidung zu treffen. Handeln Sie einmal selbständig, zum Deixel... ah, Verzeihung!" „Ich möchte aber nicht, daß Fräulein von Werner Unannehm lichkeiten mit ihrer Tante hat", warf Valentin rasch ein. „Rosalie hat gar nichts zu bestimmen", wetterte

. „O nein, ich kann die paar Schritte zum Nachbarhaus sehr gut allein gehen." „Sie werden unter doppelter Begleitung heimgebracht, Eva. Ich komme auch mit", rief Frau von Lürssen, die des Mädchens schüchterne Art kannte und erriet, daß es allen Fragen Valen tins ausweichen wollte. Als sich die Tür der Villa Rose hinter Eva geschloffen hatte, faßte Valentin Frau von Lürssens Arm. „Ich werde morgen Frau von Werner einen Besuch machen und sie noch persönlich um Ueberlassung des in Frage kom menden Geländes

bitten", sagte er. „Diesen Bittgang können Sie sich sparen, lieber Freund. Die betreffende Fläche gehört Eva. Sie hat ganz allein darüber zu bestimmen. Und damit Sie sich keine weiteren Gedanken machen, will ich Ihnen gleich reinen Wein über die Damen aus dem Nachbarhause einschenken." Hanna von Lürssen erzählte nun Valentin die Geschichte Evas, wie wir sie bereits kennen. Der Flieger fiel buchstäblich von einer Ueberraschung in die andere. Dies jammervoll schüchterne Mädchen, das er für eine arme

, schlechtgehaltene Verwandte an gesehen hatte, war in Wirklichkeit eine reiche, junge Dame. Sie besaß ein prächtiges Haus, dessen kostspieligen Unterhalt sie aus ihrer Tasche bestritt, großen Landbesitz, Juwelen, ein Luxusauto, Vermögen und... eine despotische Tante, die sich die Herrschaft über all diese Besitztümer angemaßt hatte! Als Bernhard Valentin endlich Worte fand, rief er empört: „Diese Frau ist ja eine höchst widerwärttge Person, die sich abscheulicher benimmt als die berüchtigte Stiefmutter

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Page 6 of 12
Date: 19.12.1923
Physical description: 12
, dem er, als die Frau ihm mitteilt«, daß ihr Mann nicht zu Haufe fei, Grüße bestellte. Natürlich hatte er schon zuvor genau gewußt, daß Kerschbaumer nicht zu Haus« sei; dieses Manöver diente dazu, sich mit der Frau Kerschbaumer auf vertrauteren Fuß zu stellen, denn am nächsten Tage gelang es ihm um fo leichter vvn ihr das Fahrrad, das dem Gemeindesekretär Josef Äußerer gehörte, und mit 1 Million Kronen bewertet wird, heraus- zuschwindeln. Dies-s Rad verkaufte er dem Valentin Margreiter In Breitenbach um 700.000

, von der Kellnerin ausgeliehen hatte. Geraubt wurden 60.000 ungarische und etwa 7000 österreichische Kronen. Dieses Ehepaar war geflüchtet und später in Budapest wegen eines Betruges verhaftet worden. Beim Verhör gestand der Manu den Mord auch ein. Auf Grund eines Lichtbildes wurde festgestellt, daß es Julius Valentin und fein« Frau Anna Valentin waren. Nach Verbüßung längerer Frei heitsstrafen wurde zuerst Anna Valentin nach Oesterreich ausgeliesert und vom Grazer Schöffengericht am 3. Jänner l. I. wegen

der Teil nahme am Raubmord zu zehn Monaten schweren Kerkers verurteilt. Am 18. März wurde barm auch Julius Valentin ausgeliesert. Im September stand er das erstemal vor den Grazer Geschworenen. Damals erklärte der Angeklagte, mit dem Kaufmann Weldler in Streit geraten zu sein, weil dieser ihm eine für geleistete Dienste ausbedungen« Geldsumme nicht geben wollte. Vom Streit sei es zu Tätlichkeiten gekommen und aus Dul über eine Ohrfeige habe er di« im Zimmer liegende Hacke ergriffen

und damit den Weldler tot geschlagen. Erst später hob« er ihm das Geld abge nommen, weil seine Frau ganz ohne Geld war und sie daher nicht hätte flüchten können. Die Aussagen der Zeugen lauten wesentlich anders. Der Wirt erklärte, daß er von einem Streit nichts gehört halbe, obwohl er sich zur Zeit der Tat in der Näh« aufgehalten habe. Dis Hack« fei gegen 7 Uhr früh von der Kellnerin ausgeliehen worden. Die Kellnerin bestätigte diese Angabe, sie könne aber nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, ob es wirklich Valentin

in Geschäftsangelegenheiten nie schmutzig gewesen und war auch durchaus friedlicher Naiur. Der Angeklagte blieb auch jetzt bei seiner iwsten Aussage, wonach er den Weldler im Streite erschlagen habe. Einen Mord habe er nie beabsichtigt. Seine Frau fei aus dem Zimmer gegangen, als der Streit anfing. Wetdler habe ihm dafür, daß er ihn über die Grenz« gebracht habe, 10.000 K versprachen, die er dann nicht zahlen wollte. Bei seinen Angaben verwickelte sich Valentin in verschiedene Wider sprüche. Seine Frau hatte diesmal ron

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Page 16 of 18
Date: 15.12.1937
Physical description: 18
noch die „Sie ist wirklich wie eine Feder!" dachte Valentin wieder. Alles war so schnell gegangen, daß Eva nicht einmal einen Ueberraschungsruf ausstoßen konnte. Sie stand schwer atmend neben dem Flieger. Wie klopfte ihr das Herz! Frau von Lürffen lachte hell auf. „Sehen Sie, Evakind, man soll niemals etwas verreden. Nun ist die Entführung Tatsache geworden. Da staunen Sie, nicht wahr?" „Ich staune auch", sagte in diesem Augenblick Dr. Mahnkes vergnügte Stimme. „Frau von Lürffen, Sie sind ja eine Zau berin!" „Warum

denn?" „Weil Sie meinen Freund Valentin zu einem Mondschein spaziergang herumgekriegt haben. Bisher habe ich an dem Jungen niemals eine poetische Ader entdeckt." „Die hat eben im Verborgenen geblüht, wie das sprichwört liche Veilchen", neckte Hanna von Lürssen. „Und wie steht es mit Ihnen, Doktor?" „Ich? Oh, ich bin natürlich mächtig poetisch veranlagt. Mond schein gehört einfach zu meinem Wohlbefinden und ist mir wich tiger als Essen und Schlaf. Auf, wandeln wir durch Lunas sil berne Sttahlen! Schon der alte Goethe

hat gesagt..." „Goethe hat gar nichts gesagt, lieber Freund. Nur keine Zitate an einem so schönen Abend", rief Hanna. „Ich glaube auch ohnedies an Ihre lyrische Seelenstimmung." Lachend entfernte sich das Paar und ließ Valentin und Eva zurück. „Sind Sie böse auf mich, Fräulein von Werner?" fragte der Flieger. „Ach nein, nur ein bißchen erschrocken. Es ist nämlich meine erste Entführung gewesen." Fröhlich ging Valentin auf den Scherz ein. „Und... es muß die letzte bleiben!" drohte er lachend

, lieber möchte ich singen. Soll ich mal? Guter Mond, du gehst so fülle ..." „Hör auf, Karl!" rief Valentin. „Du weißt, daß wir immer Stiefel nach dir warfen, wenn du dein holdes Organ ertönen ließest. Ich habe nie einen so unmusikalischen Menschen gesehen wie dich!" „Aber mir ist so nach Gesang zumute", klagte der Doktor. „Ich muß einfach in Tönen schwelgen. Frau von Lürssen, wür den Sie vielleicht..." „Um Gottes willen, nein! Ich bin auch unmusikalisch." „Ist ja wundervoll!" freute sich Karl Mahnke

. „Dann passen wir..." „Eva hat eine sehr schöne Stimme", bog Frau Lürssen ab, aber das Mädchen schüttelte nur den Kopf. Hanna verstand und fuhr rasch fort: „Vielleicht befriedigt Herr Valentin des Doktors musikalischen Appetit?" „Natürlich! Bernd muß singen. Der hat einen Bariton, der einem einfach durch Mark und Bein geht." „Wenn das ein Kompliment sein soll, mein Junge, dann ist's daneben gelungen", lachte Valentin. „Aber auf allgemeinen Wunsch, wie man so schön sagt, will ich mich opfern. Was wün schen

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Page 4 of 14
Date: 16.04.1935
Physical description: 14
wird dieses Testament nach meinem Tode an einem bestimmten Tage Dieter Wendburg überbringen. Sollte die Ehe bestehen, dann liegt die Verwaltung in den Händen meines Schwiegersohnes, der alles noch meinen Wünschen regeln wird. Robert Valentin." Dieter saß regungslos. Bis über das Grab hinaus liebre dieser seltene Mann ihn. Bis über das Grab hinaus wollte er ihm nun auch be dingungslos ergeben sein. Wollte alle Wünsche seines Schwiegervaters genau erfüllen. Mehrere Male erwähnte Robert Valentin die Trennung der Ehe

. Und auch für diesen Fall hatte er gesorgt! Kein Wort stand in dem Testament, daß Robert Valentin es gern hätte, daß die Ehe bestehen bleibe, die er doch so energisch zustande gebracht. Frei sem sollte er, Dieter, wenn er frei sein wollte. In großzügigster Weise hatte Robert Valentin auch für diesen Fall für ihn gesorgt. Welch reiches Erbe fiel ihm da zu! Aber durfte er es annehmen? War es nicht ein Raub an Ly? Dieter Wendburg Gesicht sah fahl aus. Er wandte sich dem alten Anwalt zu. „Eigentlich

bin ich nicht erbberechtigt. Es ist — ich meine — es gehört alles meiner Frau." „Frau Helyanlhe Wendburg hat noch mehr als genug. Ro bert Valentin hat Sie, Herr Wendburg, sehr geliebt. Wie einen Sohn. Ich weiß es. Also wollen wir doch den Willen des armen Toten ehren. Die Sache mit Schloß Elmwasser könnte jetzt auch geregelt werden. Die Erben, weitläufige Ver wandte der toten Gräfin, wollten sich beutegierig auf Schloß Elmwasser stürzen. Sie wissen nun durch mich, daß alles, aber auch alles, dem verstorbenen Herrn

Valentin gehörte, und daß nur seine Erben Anspruch auf Elmwasser haben, sofern sie es nicht inzwischen durch den Prozeß erfahren haben. Also, ich denke, es ist alles in Ordnung. Und hier ist noch etwas. Ro bert Valentin hat wohl niemals gewollt, daß die Vergangen heit derart aufgerollt werde. Jedenfalls wollte er einen über alles geliebten Menschen nicht mit hineingezogen sehen, falls es jemals nötig wird, den Schleier über der Vergangenheit etwas zu lüften. Hier ist das Bild. Ich sollte es Ihnen per

", sagte er schlicht. Da nickte der Notar erfreut. „Ich war gut bekannt mit Robert Valentin. Er war ein selten großer Mensch." Die beiden Herren sahen noch lange beisammen, und der Notar nahm das Mittagmahl in Schloß Worhöhe ein. „Ich weiß nur nicht recht — meine Frau muß doch alles wissen. Sie ist aber für mich vorläufig unerreichbar." „Frau Wendburg ist seelisch krank. Wohlverständlich nach all dem Schweren, was über sie hereinbrach. Trotzdem — etwas habe ich im Leben Robert Valentins nie verstanden

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Page 9 of 16
Date: 11.06.1902
Physical description: 16
, welches zur Zeit der Beendigung des dreißigjährigen Krieges spielt, weist hübsche dramatische Momente auf, die auf den Zuschauer ihre Wirkung nicht verfehlen. Agnes, die Tochter eines alten Winzers, erwartet ihren heimkehrenden Geliebten Valentin, der bei den Landsknechten dient. Er kommt an und die Ver¬ lobung soll gefeiert werden. Da macht aber der Wirt Hochhäuser zur „Spinnerin am Kreuz" einen Strich durch die Rechnung der Liebenden. Er zeigt

den Bräutigam als des Raubmordes verdächtig an und weiß auch die Kellnerin Rosl dahin zu bringen, dass sie den Valentin des Treubruches zeiht. Die Verlobung wird natürlich zunichte und der Wirt heiratet selbst die schöne Agnes. Beim Hochzeils¬ mahle stellt sich der Kesselflicker Fogasch und ein Tiroler Hausierer ein. Jener wird vom Wirte beschuldigt, dass er den Valentin verrathen habe. Fogasch weist aber eine solche Zumuthung entrüstet zurück

und gibt bekannt, dass Valentin von den Gerichten freigesprochen worden sei. Dieser Vor¬ fall macht die Braut natürlich tief unglücklich und den Bräutigam zornig. In der Folge entsteht ein unglückliches Eheleben im Gasthause zur „Spinnerin am Kreuz" am Wienerberg. Eines Tages flüchtet ein Reisender, der von Räubern verfolgt wird, in das abgelegene Wirtshaus. Dieser ist sehr ängstlich um sein Geld besorgt, Agiles aber verspricht ihm Schutz. Nachdem

er sich zur Ruhe begeben, kommt der Wirt Hochhäuser zur noch spinnenden Gattin in die Stube und fordert sie vergebens auf, sich chlafen zu legen. Der Wirt trinkt bei dieser Ge¬ legenheit ein Glas Wein über das andere und wird endlich betrunken. Im Rausche gesteht er dann ein, dass er vor Jahren den Mann erstochen und be.aubt, dessenthalben Valentin in Untersuchungs¬ haft war. Er theilt der entsetzten Gattin mit, dass er nun auch diesen Fremden

mit einem Beil er- chlagen und des Geldes berauben werde. Agnes chlägt Lärm, verräth aber den Gatten nicht. — Sie duldet still. Da trifft einige Tage später Valentin ein. Die alte Liebe erwacht und der Wirt über¬ rascht die Beiden. Er will den Valentin abermals einsperren taffen, da beschuldigt ihn aber sein Weib öffentlich des Mordes! Hochhäuser wlll in auf¬ lodernder Wuth sein Weib ermorden, wird aber von Valentin selbst erstochen. Den Schluss

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Page 15 of 18
Date: 15.12.1937
Physical description: 18
Das größte Landtier der Welt wurde in mühevoller jahrelanger Arbeit als Skelett im Ber lin e r Naturkundemuseum aufgestellt. Dieser Brachio- saurus hatte eine Länge von 22.65 Meter und war 11.87 Meter hoch. Der Hals allein mißt 8.78 Meter. (Scherls Bilderdienst.) (Nachdruck verboten.) 12 Der Flieger und das Mädchen. Roman von Maria von Sawersky. Copyright by Verlag Oskar Meister, Werdau i. Sa. „Von denen ich damals in Athen glaubte, daß sie meinem Freunde Valentin gefährlich werden könnten

", sagte Doktor Mähnke bedeutungsvoll. „Du siehst, daß du dich geirrt hast, Karl." Die Antwort klang kurz. „Na, na, das wäre doch bei einer so schönen Frau verständ lich", begütigte die Exzellenz. „Aber da die Dame offenbar ver heiratet ist..." „Natascha Mykopolis ist Witwe", blinzelte der unverbesser liche Mahnte. „Alle Wetter, da würde ich an Ihrer Stelle meine Chance nutzen, Valentin", rief der Alte Herr. „Wenn ich nicht ganz und gar mit Blindheit geschlagen bin, macht Ihnen die Gräfin Avancen

!" Frau von Lürssen bemerkte, daß den Flieger das Thema ver droß. Sie hob die Tafel auf. Der General, Dr. Mahnte und Herr Merklein zogen sich in ihre Rauchecke zurück. Hanna von Lürssen nahm Valentins Arm. „Wollen wir einen Gang durch den Garten machen?" schlug sie vor. Bernhard Valentin war froh, aus Mahnkes Nähe fortzu kommen. Die scherzhaften Bemerkungen des Freundes und des Generals Neckerei hatten ihn verstimmt. Er wußte selber nicht, weshalb. Zerstreut wandelte er an Frau von Lürssens Seite

hatten oder nächtlichen Abenteuern nachgehen wollten. Im Städtchen wunderte man sich nur über die sich mehren den Einbruchsdiebstähle. Aber obwohl manchmal die Art der „Arbeit" den Verdacht auf den „roten Otto" oder den „langen ihm seine in tausend Gefahren instinktsicher gewordenen Ner ven: Achtung! signalisiert. Was wollte diese Frau von ihm? War ihr Auftauchen wirk lich Zufall? Frau von Lürssen beobachtete ihren Begleiter heimlich. Sie war ein feinfühliger Mensch und hatte sehr wohl bemerkt, daß Valentin

ein gewisses Interesse an Eva von Werner nahm. Und ebenso, daß ihn die Ankunft der exotischen Gräfin aus dem Gleichgewicht brachte. Mit dem Einfühlungsvermögen der Frau ahnte sie in Natascha die Abenteuerin und ... was in Valentin jetzt vorging. „Puh, Sind Sie nachdenklich, lieber Freund", scherzte sie. Der Flieger fuhr zusammen. „Ich bitte um Entschuldigung, gnädige Frau, aber ich bin heute abends wirklich ein schlechter Gesellschafter. Wollen wir ins Haus und zu den anderen zurückkehren?" Ein Druck

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Page 6 of 20
Date: 15.01.1908
Physical description: 20
, schon aus dem Grunde in be¬ rechtigtem Zweifel sein, weil dem Valentin Fa¬ dini beim Baue einer Billa in Mühlau eine Kellerniauer eingestürzt war, und zwar, wie Ingenieur Jauschek zu konstatieren Gelegenheit hatte, infolge minderwertiger Herstellung des Betons, und weil außerdem einem anderen sei¬ ner Poliere eine Scheidemauer in der Villa Harpf zusammenfiel. Valentin Fadini wurde trotz der oben erörterten Bedenken auch zum Bauaufseher be¬ stellt

einigemale außerhalb der eigentlichen Bauzeit besucht, dem Josef Mar¬ kart lediglich die Anweisung erteilt, Langsam¬ binder Roman Zement anzuschafsen, sich aber um die Art und Qualität des Zementes, Mör¬ tels und Schotters gar nicht gekümmert, und Lu allem Überflüsse den Polier Valentin Fa¬ dini zur Wasserleitung nach Hall und zu einem Balle nach Absam abberufen, so daß dieser nur die zwei ersten Tage dann aber nur in Zwischenzeiten von etwa

zwei oder drei Tagen den Bau aufsuchen konnte. In Wirklichkeit war sonach die Bauleitung ohne jegliche Kontrolle in die Hände eines vollkommen unzulänglicher! Vorarbeiters namens Valentin Caliz gelegt, was bei dem unangebrachten Sparsinn des Josef Markart zur sicheren Katastrophe füh¬ ren mußte. Die Arbeiten wurden am 12. Mai 1906 be¬ gonnen, nachdem Markart die Grundaushebun¬ gen aus eigene Faust durchgeführt hatte. Mar kart bestellte, da Peter

" ver¬ mischte, was infolge der verschiedenen Binde¬ zeit der gemengten Marken (nach Ausspruch der Sachverständigen) eine besonders sorgfältige Behandlung erforderlich machte, wenn der Ze¬ ment nicht „getötet", das heißt seiner B'nde- kraft beraubt werden sollte. Josef Markart ord¬ nete auch an, woher Steine und Sand zu nehmen seien; er bestimmte einverständlich mit Valentin Fadini — wenn dieser überhaupt zur Stelle war — die Mischung

Ließ, daß der Schotter — wie der SchoLLerführer bekundet — ohne Lewaschen zu werden, zur Verwendung kam, und daß die Arbeiter dem Markart we¬ gen seiner Knauserei mit Zement Vorwürfe machten, und die Aufmerksamkeit des Fadini darauf, sowie auf die schlechte Beschaffenheit des fertigen Betons lenkten, ohne daß eine Änderung einrrat. Um nur einige Details Her¬ auszugreisen, sei erwähnt, daß die Zeugen Cäsar Fadini, Anselm und Valentin Caliz

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Page 22 of 28
Date: 04.12.1937
Physical description: 28
des musikalischen und tech nischen Inhalts vorgetrage». Das Wiener Kammerorchester spielte unter Leitung des Komponisten, der sich als nmsichtiger und gewandter Dirigent erwies, mit Geist und Feuer und verhälf seinen Werken zu einem vollen Erfolg. W. „Ich interessiere mich sehr für Schildpattdosen, gnädiges Fräulein", sagte er freundlich und ... verstummte. Eva hatte die Augen erhoben und sah ihren Nachbar an. Diese Augen verblüfften Valentin. Sie waren groß, dunkel, von wunderbarer Schönheit. Es lag

ein Ausdruck in ihnen, den sich Valentin nicht deuten konnte, eine stumine Frage von seltsamer Spannung, die ihn verwirrte. „Ich komme natürlich nur, wenn es Ihnen recht ist, aber wir sind ja alte Bekannte", lächelte er. In diesem Augenblick wandelte sich Evas Gesicht wie durch Zauber. Es wurde leuchtend, ja schön Die Augen glänzten auf, der kleine Mund öffnete sich wie zu einem frohen Ruf. Diese Wandlung kam so überraschend, daß der Flieger Zuflucht zu einem Scherz nahm. „Wie nett

von Ihnen, daß Sie mich nach so langer Zeit nicht vergessen haben, Fräulein von Werner!" „Oh ... nein ... nein ..." „Manchmal wird einem die Zeit vom Nachmittag bis zum Abend ja wirklich lang, nicht wahr? Uebrigens muß ich mich entschuldigen, daß ich Sie in Ihrer nachmittägigen Garten arbeit gestört habe..." Valentin brach überrascht ab, denn der glückhafte Ausdruck auf Evas Gesicht erlosch wie mit einem Schlage. Es war, als habe ihn eine Hand hinweggewischt. Die Züge wurden wieder müde und traurig Der Flieger wußte

nicht, was er von dieser neuerlichen Veränderung denken sollte. Was hatte das Mäd chen nur? Er wollte eine Frage stellen, aber da sprach Eva. „Ich werde mich freuen, wenn Sie zu uns kommen." Die Worte waren höflich, fast kühl, aber Valentin dachte:. „Welch schöne Stimme sie hat. Sie klingt wie Musik, wie ein Streicheln." Laut fügte er hinzu: „Darf ich morgen schon erscheinen? Welche Zeit wäre recht?" „Meine Tante hat Teegäste. Da würde es ganz gut paffen." Kein Wort weiter. Eva senkte die Augen. Ein sonderbares kleines

an, der Druck auf eine Taste läßt den Namen des „Angeschriebenen" in Schreibmaschinenschrift erscheinen, eine Er wurde zerstreut und gab Frau von Werner, die unauf hörlich auf ihn einsprach, verkehrte Antworten. Er fuhr ordent lich zusammen, als Bürgermeister Krulle sich erhob, ihn noch mals mit herzlichen Worten willkommen hieß und ihn schließ lich bat, den Versammelten ein paar Worte über seine Erfin dung zu sagen. Valentin stand auf und wischte sich mit der Hand über die Stirn. Ihm kam zum Bewußtsein

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Page 3 of 12
Date: 28.03.1935
Physical description: 12
im eigenen Land. Was fall aber nun werden? So denken wir, und weil wir keine andere Ret- (Nachdruck verboten.) i Dieter Wendburgs Frau. Originalroman von Gert Rothberg. Dieter Wendburg kam pünktlich Er hatte erst eine Unterredung mit Herrn Valentin. Und dann stand er vor Helyanthe! Bestürzt blickte er in ihr weißes Gesicht. Er erkannte das Mädchen vom Waldbach, dem er beinahe eine Unterstützung angeboten hätte, und schämte sich plötzlich vor diesen reinen großen braunen Augen, die ihn so still anblickten

. Schämte sich aus ganzem Herzen dieses schmählichen Handels, dem sie be.de zum Opfer fielen. Aber es gab kein Zurück. Und Hettianthe Valentin schien ja auch mit allem einverstanden zu sein. „Gnädiges Fräulein, wollen Sie meine Frau werden?" •,3a!" „Dann danke ich — dir, Helyanthe!" Ratlos stand er vor ihr. Er wüßte, daß er sich jetzt unsagbar blöde benahm, aber aller Zorn und alle Verachtung waren in ihm zusammengeschmolzen zu einem Nichts, als Helyanthe vor ihm stand. Endlich fand

aus dieser Ehe lösen könne. Vielleicht starb der alte Valentin bald, dann würde olles anders werden. Und vielleicht erfuhr man einmal bei Gelegenheit, warum der Alte so erpicht darauf gewesen war, seine einzige Tochter gerade einem Wendburg zu geben. Nun, schließlich brauchte das auch gar keinen besonderen Grund haben. Valentin hatte die Wendburgs in der Tasche, und es paßte ihm gerade, feine Tochter gleich mit an den Mann zu bringen. Je näher Dieter Wendburg Schloß Wor- höhe gekommen war, desto größer

es erst vorgestern." Dieter atmete auf. Irgend etwas fiel zusammen, was ihm noch zu denken gegeben hatte. „Wir werden uns schon vertragen, Ly." Helyanthe saß regungslos. Sie lauschte auf die wurme Männerstimme. Ly! So hatte sie noch niemand genannt. Und es klang doch so warm und zärtlich. Sie gingen dann zu dem Vater hinüber, der im Neben zimmer wartete. Robert Valentin war sehr zufrieden mit seiner Tochter. Er bat sie aber dann, ihn mit Dieter cllein zu kaffen, da es verschiedenes zu besprechen gäbe

. Als Helyanthe gegangen war, eröffnte Valentin seinem zu künftigen Schwiegersohn, daß er ihm Schloß Worhöhe über geben wolle mit dem dazugehörenden Stammgut. Er solle sich hier ganz als Herr fühlen. Dieter fuh den Mann an, von dem in Wendburg immer verächtlich gesprochen wurde. Adelheids zum Beispiel nannte ihn meist den Cowboy. Und es war doch ein kluger, ehren hafter Mann, der jetzt vor ihm faß und mit ihm sprach. Be sonders die Augen gefielen ihm. Tann sagte er nachdenklich: „Sie haben eine Aehnlichkeit

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