zu zeichnen. (Religiöser Wahnsinn.) Aus Bozen schreibt man uns: In der Nacht vom Sams¬ tag auf Sonntag erregte hier ein junger Mann Aussehen, der sich trotz des strömenden Regens vor dem Tor der Franziskanerkirche auf was Steinpflaster kniete und da unaufhörlich Ge¬ bete murmelte. Wie sich herausstellte, war es der 26jährige Kammerdiener der Gräfin Dog-, genburg, namens Josef Unterhofer, ein gebo¬ rener Klobensteiner. Unterhofer hatte bereits seit
einigen Tagen Spuren von Geistesstörung verraten, doch gelang es der Umgebung, na¬ mentlich dem persönlichen Zuspruche der Herr¬ schaft selbst, immer wieder, den jungen Men¬ schen zu beruhigen. Samstag aber traten die Symptome von religiösem Wahne derart heftig auf, daß Unterhofer seinen Dienstleistungen nicht mehr Nachkommen konnte. Abends brannte er dann aus dem Palast durch, um zum Franzis- kanerkloster zu gehen. Als man im Palast sei¬ nen Abgang
bemerkte, fürchtete man, daß er Selbstmord begangen habe, weil er ähnliche Ab¬ sichten geäußert hatte und erst später fand man ihn nach längerem Suchen bei der Kirche. Ziemlich schwierig gestaltete sich die Überstellung' des Geisteskranken ins Spital- und es kostete viel Überredungskünste des Inspektors der Si¬ cherheitswache, um Unterhofer, der sich einbil¬ dete, von einem Dienstmädchen durch einen Zaubertrank verhext worden zu sein, zu be¬ wegen