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Innsbrucker Nachrichten
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Page 12 of 28
Date: 02.04.1927
Physical description: 28
; Kasserevisoren Hans Flunger. Franz Gum- dert. Zuschriften ergehen an Herrn Fritz Winkler. Huterweg 4. $m'cbf$tcitunQ~ Die Mordtat in pradl. Innsbruck, 2. April. Unter ungeheurem Andrang des Publikums, der die Absperrung der Zugänge zum Schwurgerichtssaale durch Polizei und Gendar merie notwendig machte, wurde gestern die Verhandlung gegen den Lokomotivheizer Franz M i k s ch durchgcsührt, der aus Eifer sucht feine Geliebte, die 24jährigc Kellnerin Rosa Singer, auf der Stratze erstochen hat. Den Vorsitz

führte Landesgerichts- Prästdent Dr. L a r ch c r. die Anklage war von Staatsanwalt Dr. Knöpfler vertreten, die Verteidigung hatte Rechtsanwalt Dr. Köll übernommen. Mikfch bekannte sich schuldig und gab von der Tat eine mit der von uns bereits veröffentlichten Anklageschrift vollkommen übereinstimmende Darstellung. Als Motiv gab er Kränkung und Eifersucht an. Seit seine Geliebte. Rosa Singer, im Jahre 1925 einmal mit einem Wirtssohn aus Zirl eine ganze Nacht beim ..Bierwirt" in Amras durchgetanzt

habe, sei er sehr mißtrauisch gegen sie geworden. Miksch erzählte auch ganz offen, daß er ungemein eifersüchtig und zornig geworden sei, als er in Erfah rung gebracht habe, daß der Zirlcr Wirtssohn eine Photographie der Rosa besähe. Er habe heftig verlangt, daß die Singer dieses Lichtbild zurückoerlange, sie habe sich aber geweigert, das zu tun und sogar die Bemerkung gemacht, es wäre besser, sie ginge mit dem Zirler Wirtssohn. In diesem Zusammenhänge und auch in der Folgezeit habe das Mädchen ihm oft

Borwürfe gemacht, daß er selbst sich zu viel mit anderen Mädchen abgebe, besonders mit einer Kellnerin im „Lindenhof" in Pradl. Dieser Voriourf sei aber ganz unbegründet gewesen, denn er habe dort nur ge legentlich. wenn er vom Dienste heimging, ein Stmnperl Schnaps oder eine Tasse Tee getrunken. Ueber Vorhalt des Vorsitzenden gab Miksch zu, daß er sich neben Rosa auch noch für ein anderes Mädchen — allerdings mit weniger Erfolg — interessiert habe und diesem sowie dritten Hersonen gegenüber erklärte

, dieses gefalle ihm viel besser, als die Rosa. Wie Mikfch die Tat schildert. Auch den Vorfall in der Nacht vom 18. aus den 19. Februar erzählte der Angeklagte so, wie ihn die Anklage schildert. Am 19. in der Früh habe er seine Sonntagskleider angezogen, weil er zur Bundcsbahndirektion gehen wollte, um sich nach der Möglich keit eines freiwilligen Abbaues zu erkundigen, da es ihn angesichts der Zerwürfnisse mit Rosa Singer einfach verdrossen habe, weiter hin auf der Bahn Dienst zu machen. Zuvor sei

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Innsbrucker Nachrichten
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Page 3 of 4
Date: 18.10.1944
Physical description: 4
von 84 Jah ren, in Mühlwald Frau Maria Mair unter der Eggen vom Schmiedhaus, Mutter von neun Kindern. Gefahr um Silvia Roman von Annemarie Artinger Vertrieb: Carl Dnncker Verla«, Berlin W S5 — Nachdruck und vedereetinn«, auch aueiufsweiae, rerbotenl ' „Ich habe Nichts Geschriebenes!" widersprach Rosa. „Und warum soll ich eigentlich meine Karte hergeben, ich kriege sowieso selten Post." „Die Karte bekommen Sie wieder, und wenn Sie soM nichts Geschriebenes haben, dann suchen Sie «in Schulheft

von der jungen Dame heraus; etwas wird sich ja wohl noch finden lassen", meinte Glaß. Rosa fühlte, daß wetterer Widerspruch sinn- los war. Das mit dem Schulheft darf ich Silvio gar nicht erzählen, dachte sie, da wird sie nur böse. Ich werde lieber die andere Karte hergeben, die sie mir vergangenen Sommer vom Comer See geschrieben hat. Rosa wußte wohl, daß sie Glaß als einen von Silvias Beschützern zu betrachten hatte,-aber sie bekam jedesmal weiche Knie, wenn sie seine Stimme am Fernsprecher erkannte

. An diesem Tag sollte sie gleich zweimal die Freude haben. Am Nachmittag rief Glaß noch einmal an und sagte ihr, daß Fräulein Klothilde Birkner nun aus dem Sanatorium entlassen sei und noch Hause zurückkommen würde. „Das hat mir gerade noch gefehltl" stöhnte Rosa, nachdem sie den Hörer wieder aufgelegt hatte. Sie schickte Anna, das Hausmädchen, zum Einkäufen und ging dann prüfend durchs Haus. Gegen sieben Uhr abends fuhr ein Taxi vor, und Klothilde Birkner stieg aus. Rosa, die sie aufmerksam beobachtete

, erkannte schon an der herrischen Gebärde, mit der sie dem Fahrer das Geld gab, daß sich nichts verändert hatte. Die kriegt selbst der Teufel nicht klein, dachte Rosa bitter, und öffnete die Haustür. Klothilde Birkner kam herein, begrüßte Rosa so, als wäre sie nur zu einer kleinen Besorgung unterwegs gewesen. Ihre Wangen waren rot wie immer; mit ihren runden Knopfaugen betrachtet« sie angriffsbereit alle Gegenstände in der Diele. Rosa unterdrückte ein Lächeln. Das könnte dir so passen, hier Unordnung

vorzufinden, das möchtest du wohl! dachte sie. Den Gefallen habe ich dir aber nicht getan, meine Liebe! Klothilde ging schweigend ins Eßzimmer. Der Abendbrottisch war gedeckt, und wenige Minu ten später brachte Rosa den Tee. f „Wo ist meine Nichte?" fragte Klothilde Birkner. „FräAein Silvia ist verreist", antwortete Rosa unbewegt. Klothilde Birkner starrte die alte Kinderfrau eine Weile an, als erwarte sie eine nähere Erklärung. Als aber Rosa schwieg, fragte sie nicht weiter. Sie benahm sich genau

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Innsbrucker Nachrichten
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Page 10 of 12
Date: 21.06.1940
Physical description: 12
zu ver laufen. Weigand, Museumstratze 1, Tel. 2191. 22873-7« Kaust Lose voniIeiMen Roten Kreuz. (Nachdruck verboten.) 37 Männer, Mädchen nnd Motoren Ein Fernfahrer-Roman von Hanns höwing > Urheberrechtschutz: Bildgut-Verlag, Essen, Schutzwehr 15'17 lieber Nacht hat es gereift. Die kleine Wiese hinter Rosa Schubalkes Haus an der Landstraße nach Hannover ist weiß wie Schnee. Rosa steht hinter dem Fenster und blickt hinaus in den Gar ten. An den verblühenden Herbstblumen hängen glänzende Tautropfen

. Wenn ein Windstoß über die Wiese fegt, fallen unzählige Blätter von den Sträuchern und Bäumen. Nicht mehr lange wird es dauern und der Winter zieht ein mit Frost, Schnee und Eis. Rosa hat schlechte Laune an diesem Morgen. Ihre Stim mung ist zum Gotterbarmen. Die ganze Trostlosigkeit ihres Lebens kommt ihr zum Bewußtsein, ihre Einsamkeit, ihr ewiger Kamps gegen das unbarmherzig heranrückende Alter, ihr Ge wissen . . . Im Radio kündet der Ansager das Morgenkonzert an. Ein Kinderchor singt: lieb' immer Treu

und Redlichkeit bis an dein kühles Grab, und weiche keinen Finger breit von Gottes Wegen ab. Das einfache, alte Lied, von den hellen Kinderstimmen ge sungen, schneidet Rosa ins Herz. Sie kann es nicht mehr er tragen, dreht sich um und stellt mit einer hastigen Bewegung den Rundfunkapparat ab. Dann blickt sie wieder durch das Fenster, dieses Mal auf die Landstraße, die sich vor ihrem Hause hinzieht. Hin und wieder braust ein schwerer Frachter vorüber. Sie denkt dabei an Robert Kunkel, an die wenigen Tage

, die er bei ihr wohnte, und die für sie eigentlich die schönsten Tage ihres Lebens waren. Die Geschichte zwischen Iolla und Robert kommt ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf. Und Robert hat trotz ihrer eindringlichen Briefe, die sie schrieb, immer noch nichts von sich hören lassen. Aber sie, Rosa Schubalke, ist nicht die Frau, die sich so ohne weiteres zur Seite schieben läßt, nur weil plötzlich eine Jüngere aufgetaucht ist. Nein, sie denkt nicht daran, abzutreten. Hatte sie nicht, weil sie an eine Verbindung

mit Robert glaubte, alle anderen abblitzen lassen? Hatte sie nicht selbst Albert Becher, auf den sie so großen Eindruck gemacht hatte, abgewiesen, nur weil sie Robert liebte? Und da kam solch ein dummes, lackiertes Frauenzimmer wie Iolla daher und nahm ihr den Mann ein fach weg. Rosa Schubalkes Gesicht verzerrte sich zu einer häßlichen Grimasse. Nein, Fräulein Iolla, so haben wir nicht gewettet. Sie war ja schließlich auch noch da. Und wenn Iolla eben nicht freiwillig auf Robert verzichten

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Page 11 of 12
Date: 06.05.1940
Physical description: 12
bitt' schön, sagen S' mir, wann geht eigentlich der nächste Schwan?" Offene Rebellion... Ueberall lehnen sich die Kolonialvölker des Empires gegen ihre Unterdrücker auf — („Weltbild") (Nachdruck verboten.) 4 Männer, Mädchen und Motoren Ein Fernfahrer-Roman von Hanns höwing UrHsberrechtschutz: Bildgut-Verlag. Essen, Schntzwe.hr 15/17 Plötzlich kommt ihm ein Gedanke. Er ist nicht mehr weit von der Schubalkschen Tankstelle entfernt. Wie wär's, wenn er dort der schönen Rosa einmal einen Besuch

abstatten würde? Im Osten graut schon der Morgen und für Rosa ist es wohl weiter nicht schlimm, wenn er sie etwas früher aus den Federn herausholt. Zwar hat er erst knapp eine Stunde den Lastzug weiter fortgebracht, aber was macht schon solch eine kurze Unterbrechung aus. Der Gedanke an Rosa Schubalke hat seine Laune wieder etwas verbessert. Er pfeift ein Lied und tritt auf den Gas hebel- -daß der Motor laut aufheult. Nach ein paar Kilometern taucht nach einer Kurve aus dem grauen Dämmerlicht des neuen

Tages Rosa Schubalkes Tank stelle auf. Es ist keine Großtankstelle, wie sie meist an Haupt verkehrsstraßen zu finden sind. Rosa Schubalke, die schon man ches in ihrem Leben hinter sich gebracht hat, betreibt das Ge schäft mit dem Brennstoff erst seit kurzer Zeit. Direkt neben der Tankstelle hat sie ein kleines Häuschen stehen, das ehemals einem Wegarbeiter gehörte, dem sie es abgekauft hat. Robert bringt seinen Lastzug vor der Tankstelle zum Stehen. Einen Augenblick lauscht er, ob Michael

, das Fenster ge öffnet und Rosa Schubalke steckt ihr verschlafenes Gesicht in die frische Morgenluft. „Jesses, der Robert", schrickt sie zusammen und zieht un willkürlich ihren himmelblaufarbenen Morgenrock bis zum Hals hinauf zusammen. „Aufftehen, die Hähne krähen, der junge Tag bricht an", lacht Robert und versucht, sie zu fassen. Aber Rosa schließt früh genug noch das Fenster und zieht die Vorhänge zu. Eine ganze Weile dauert es, bis Rosa sich auf Roberts Be such genügend vorbereitet hat, denn sie hält

auf Ordnung und würde es sich Niemals verzeihen, einen jungen Mann, von dem man nie wissen konnte, ob er nicht doch reelle Absichten hatte, flüchtig zurechtgemacht zu empfangen. Rosa Schubalkes Mann ist tot; wenigstens sagt sie es jedem, der es hören will. In Wirklichkeit liegen die Dinge aber ganz anders: August — so hieß der Göttergatte — ist garnicht tot, sondern sitzt wegen irgend einer dummen Sache in Plötzensee. Das Haus an der Landstraße ist Rosa Schubalkes ganzer Stolz. Sie liebt chren kleinen

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Page 12 of 12
Date: 20.05.1940
Physical description: 12
läßt er ihre Hand wieder los. „Leider geht das nicht, ich muß zurück nach dem Westen, noch heute nacht." Damit dreht er sich um und geht durch die Werkstatt, ver abschiedet sich von dem alten Magolei und klettert draußen in den Frachter. „Los, Kamerad", sagt er und löst die Bremsen. „Ich habe hier nichts mehr zu suchen. Es ist alles erledigt, was hier zu erledigen war." An diesem Morgen hat der Postbote Rosa Schubalke einen Brief ins Haus gebracht, der ihr nicht wenig Kopfschmerzen bereitet

. Der Brief trägt dey Poststempel von Heinsberg. In dem Umschlag, ohne Namen und Absender, liegt eine kleine Anzeige aus irgendeiner Zeitschrift, eine Heiratsanzeige von der Art, wie sie Rofa Schubalke nicht unbekannt ist: Solider, strebsamer Mann, zuverlässig und großzügig, der viel Sinn für Häuslichkeit hat, Fernfahrer, sucht auf diesem Wege passende Lebensgefährtin, die gewillt ist, Freud und Leid mit ihm zu teilen. Zuschriften unter „Har monisches Glück" an die Expedition Excelfior, Düsseldorf. Rosa

Schubalke betrachtet den kleinen Ausschnitt mit ge mischten Gefühlen. Eins stand fest: den Brief hatte Iolla Pe- tereit geschickt. Nur weiß sie nicht recht, was Iolla Petereit damit be zwecken will. Entweder wollte sie sich über sie lustig machen, oder ihr zart andeuten, daß sie sich um Robert Kunkel keine Gedanken mehr zu machen brauche. Oder aber... Rosa Schubalkes Gedanken gehen wieder zurück, in Erin nerung der paar Tage, als Robert bei ihr war. Sie war ge wiß nicht kleinlich

war es noch etwas anderes, was sie dazu trieb... Rach langer Ueberlegung fegt Rosa alle Bedenken beiseite, nimmt einen ihrer rosa getönten, zartduftenden Briefbogen mit ihrem gedruckten Namen links oben in der Ecke und schreibt. Sie schreibt immer dasselbe, sie hat sozusagen eine Art Passepartoutbrief erfunden, in dem sie nur das Datum jeweils zu ändern braucht. Nach ein paar Tagen hat sie die Angelegenheit schon fast ver- S "en, als plötzlich der Briefbote die Antwort bringt. Der nn, der ihr schrieb — Albert Becher hieß er — schrieb

nicht schlecht. Er hatte zweifellos viel Gefühl und viele Seele, und Gefühl und Seele waren nun einmal Rosa Schubalkes schwache Seite. Jedenfalls brachte es der Brief fertig, daß sie für kurze Zeit selbst Robert Kunkel vergaß. Als Treffpunkt ist der nächste Sonntag vereinbart. Schon kurz nach dem Essen verschließt Rosa Schubalke die Brennstoff pumpen vor dem Hause, zieht die Läden von innen zu und fährt nach Hannover. An ihrem Busen prangt in einem leuch tenden Rot eine große Nelke, ein Zeichen, das der neue

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Page 3 of 4
Date: 03.10.1944
Physical description: 4
, auch auszugsweise, verboten! Es gelang Rosa tatsächlich wieder, Silvia so zu ärgern, daß sie, schon um eine Gleichgültig keit zu zeigen, die sie nicht befaß, sich hochsetzte und zu essen begann. Die alte Kinderfrau schaute ihr zufrieden zu. „Mit vollem Bauch hat man nämlich viel weniger schlechte Nerven; nun trink deinen Tee und schlaf!" ( „'Ich denke nicht daran zu schlafen, ich muß doch mit Jochen telefonieren", meinte Silvia und trank schnell ihre Tasse leer. „Das kann ich ja für dich tun", hörte sie Rosa

ferne. „Da würde er sich ja freuen", wollte Silvia sagen, aber sie dachte es nur noch, dann fielen ihr die Augen zu, und sie schlief mit dem deut lichen Gefühl, daß irgend etwas nicht stimmte, fest ein. * * Das Licht auf dem Tisch brannte immer noch, als Silvia erwachte, aber das Haus war ganz still. Silvia sah nach der Uhr, es war halb zwei. Sie war mit einer großen Wolldecke zugedeckt, und der Tisch war abgeräumt. Die Ereignisse des Spätnachmittags fielen ihr wieder ein. „Rosa!" rief sie leise

. „Rosa!" Es kam keine Antwort. Das Fenster war einen Spalt breit geöffnet, draußen schien es kälter geworden zu "sein; es war sehr kühl im Zimmer und ein bißchen ungemütlich. In der Gegend des Kleiderschran kes knackte es laut, Silvia schrak zusammen. . Das halte ich nicht aus, dachtesie, das halte rch einfach nicht aus! Alle Schatten in den Zim merecken, in die der Lichtschein nicht mehr fiel, waren voller Drohungen. Ob er mich mit einem Schal erwürgen wollte, oder ob er es mit seinen Händen

sie sich einen Stoß und schaute auch unters Bett; niemand hatte sich hier versteckt. Auf den Zehenspitzen ging sie zum Kleiderschrank und drehte hastig den Schlüssel herum. Wenn einer sich darin versteckt hatte, konnte er wenigstens nicht mehr heraus. Es ist halb zwei Uhr nachts, und bis sieben Uhr mindestens soll ich hier allein bleiben? Das kann ich nicht, das will ich auch nicht; lieber riskiere ich es und gehe jetzt mitten in der Nacht Rosa holen. Wer soll schon im Hause sein? beruhigte sie sich selber

. Sie schlüpfte in ihre Hausschuhe und öffnete leise die Tür. Das erste, was sie entdeckte, war ein Lichtschimmer, der von unten kam. Ist denn Rosa auf? dachte sie, wie merkwürdig. So vorsichtig sie konnte, schlich sie die Treppe hinunter. Da hörte sie leise Stimmen und blieb erschrocken stehen. Es war die Stimme eines Mannes und dann antwortete eine Frau, un zweifelhaft war es Rosa. Silvia drückte sich an die Wand; sie war so erschüttert von dieser neuen Entdeckung, daß sie ihre ganze Furcht vergaß

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Page 10 of 16
Date: 04.06.1940
Physical description: 16
Sie doch, woher Sie den Füllfederhalter haben." Michael sieht Grimberg lange an. Das verächtliche Lächeln in seinem Gesicht wird stärker, so lange, bis Grimberg einen Schritt zurückweicht. Michael erhebt sich. „Wollen wir?" fragt er Brösecke. Brösecke nimmt seinen Hut. Ohne sich von Grimberg zu ver abschieden, verlassen beide dos Büro. Draußen steht Bröscckes Wagen. Damit fahren sie nach Düsseldorf. Grimberg steht am Fenster und sieht dem davonfahrenden Wagen nach . . . * Rosa Schubalke ist merkwürdig nervös

in der letzten Zeit. Sic hat eine Pechsträhne„ach der anderen. Alles, was sie an fängt, geht ihr schief. Nein, materielle Sorge,: sind es allerdings nicht, die Rosa Schubalke bedrücken. Es ist etwas anderes. Sie braucht sich nur vor den Spiegel zu stellen, um sich darüber klar zu werden: sie, Rosa Schubalke, ist alt geworden, daran ist nicht zu deuten und zu rütteln, daran können auch Massage, Puder, Lippen stift und Wasserstoff nichts mehr ändern. Ihr Hals ist welk, „wie bei einem Truthahn", hat ihr Oskar

Pctcreit erklärt, als er sic in der vorigen Woche mit Iolla aus einen Sprung besucht hatte. Und auch "ihr Gesicht zeigt bedenkliche Falten, Krähen füße unter den Äugen, Falten auf der Stirn und zwei tiefe Furchen, die sich von der Nasenwurzel zu den beiden Mund winkeln hinzogen. Das Gesicht war das schlimmste, alles andere ließ sich ja verdecken und mit ein wenig Nachhilfe ausgleichen. Rosa Schubalke befindet sich in einem unglücklichen Zustand. Sie steht gewissermaßen an der Grenze zweier

es Rosa durch den Kopf. Sicherlich war cs so, denn als sie Iolla das letztemol nach Robert fragte, wich Iolla ihr aus und gab ihr keine Antwort. — Trotzdem Rosa noch immer auf Robert hofft und damit rechnet, daß er eines Tages zu ihr zurückkehrt, hat sie die damals in, Hannover ongeknüpftc Ver bindung mit dem Fernfahrer Albert Becher nicht aufgegcben. Albert Becher ist ein hartnäckiger Liebhaber. Nachdem sie ihm damals soviel Hoffnungen-gemacht hatte, hält er wenig stens einmal in der Woche

vor ihrer Tankstelle. Jedesmal bringt er ihr etwas mit, Pralinen, Blumen, einmal hat er ihr sogar einen seidenen Schal geschenkt, einen wunderbaren, far bigen Schal. So viel Geschmack hatte Rosa dem kleinen älteren Mann mit dem ledernen Gnomengesicht gor nicht zugetraut. Aber trotz aller Geschenke und trotz aller Anhänglichkeit war Albert Becher nicht mit Robert zu vergleichen. Das einzige, was Rosa tun konnte, war, ihn sich für alle Fälle warm zu halten, damit, wenn alle Stricke reißen sollten, sie nicht ganz

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Page 3 of 4
Date: 04.10.1944
Physical description: 4
Verlag, Berlin W 85 — Nachdruck und Uebersetiung, auch ausrngswelee, verbotenl Ich werde morgen zu Glaß gehen und mit ihm sprechen, überlegte Silvia. Kommissar Glaß, den sie doch eigentlich nicht leiden konnte, erschien ihr plötzlich als der einzige Rettungs anker inmitten all der Unverständlichkeiten um sie herum. Ich werde ihm alles erzählen, was ich ihm bis jetzt verschwiegen habe, und ihn bitten, mir zu helfen. Und Rosa sage ich nichts davon, und Jochen...? Aber ihr Mißtrauen machte plötzlich

vor niemand mehr halt. Hatte ihr Jochen wirklich die Wahrheit gesagt, oder hatte er mit dem Mann, der sich da unten im Zimmer tausend Mark auf den Tisch zählen ließ, über ganz andere Dinge gesprochen, Dinge, die er ihr verheimlicht hatte? Wenn sie selbst Rosa nicht mehr trauen durfte, wem durfte sie dann noch trauen? Es blieb immer wieder der Kri minalkommissar Dr. Glaß. Eine Sekunde lang dachte sie an Klirrau, aber so einem feinen, höflichen Mann zu er zählen, daß man auf der Straße beinahe er würgt

worden war, war auch peinlich, und außerdem — was konnte der alte Herr schon dagegen tun? , Tief erschüttert über die weitverbreitet« Schlechtigkeit auf der Welt, schlief Silvia gegen Morgen mit verweintem Gesicht in ein freund licheres Traumland hinüber. Es war ziemlich spät, als Silvia durch hef tiges Klopfen und Rütteln an der Tür aus ihrem erschöpften Schlaf gerissen wurde. Sie hörte Rosa angstvoll ihren Namen rufen. „Ja", antwortete Silvia, „ich bin ja schon wach!" „Dann schließ sofort die Tür

auf!" befahl Rosa. Silvia überlegte eine Weile, dann schlüpfte sie aus dem Bett, schob den Stuhl zurück, rie gelte auf und schlüpfte wieder ins Bett. „Ich dachte schon, es sei wieder etwas pas siert!" stöhnte Rosa. „Warum hast du dich eigentlich eingeschlossen?" „Weil ich Angst hatte", gab Silvia offen zu. „Du hattest ja keine Lust, bei mir zu bleiben!" „Pimpeligkeiten soll man nicht unterstützen", erklärte Rosa streng. „Deine Mutter mochte so etwas gar nicht. Das Fenster hast du auch zu- gemacht

; es ist ungesund, bei geschloffenem Fen ster zu schlafen. Gewöhn dir bloß nicht solche Dummheiten an!" Silvia antwortete nicht und sah gelangweilt zur Decke. Rosa, die sie genau kannte, merkte, daß irgend etwas nickst stimmte. „Soll ich dir das Frühstück ans Bett brin gen?" lenkte sie ein. „Nein", lehnte Silvia kurz ab, stand auf und ging ins Bad. - Rosa legte mit vor Kummer zerknittertem Gesicht Silvias Kleider zurecht; dann ging sie hinunter und brühte den Kaffee guf. Als sie damit zurückkam, stand Silvia

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Page 3 of 4
Date: 05.06.1940
Physical description: 4
und den Rosa in diesem Sommer hatte bauen lassen. Rosa schätzte es außerordentlich, daß Albert Becher sie noch immer nicht mit einem vertraulichen Du anredete. Ueberhaupt war sie immer der Meinung gewesen, daß Albert Becher ein „feiner Mann" war. Aber als er nach jenem Bretterschuppen fragte, wurde sie abweisend. „Nein, sind Sie aber neugierig", versuchte sie ihn mit einem künstlichen Lächeln abzuwehren. „Und da sagt man immer, Männer seien nicht neugierig." „Ich habe auch nur so gefragt", antwortete

hatte. Jedesmal, wenn er vor ihrer Tankstelle hielt, war sein Frachter leer. Diese kleine Feststellung stimmte Rosa nachdenklich. Schließ lich war Grimberg, der Geschäftsführer von Koska und Söhne, nicht so ungeschickt, daß er heute, wo überall Laderaummangel herrschte, für den Leichtfrachter, den Lecher fuhr, kein Ladegut auftreiben konnte. Mit diesem Gedanken ging sie ins Haus und verschloß sorg- fälttg die Türe hinter sich. Ihr war etwas unheimlich zumute. Zum ersten Male vielleicht spürte Rosa

, wie gefährlich es für sie war, hier an der Landstraße in einem einsamen Hause allein zu wohnen . . . Als sie am anderen Morgen aufstand und in den Garten kam, sah sie, daß in der Nacht in dem Schuppen eingebrochen worden war. Das Schloß war zertrümmert und die Bretter türe stand auf. Rosa fühlte ihr Herz bis zum Halse schlagen. Mit ein paar Schritten war sie in dem Schuppen und warf einen Blick hinein. Nein, es war nichts gestohlen worden. „Merkwürdig", dachte sie und schlug die Brettertüre

sehr erschreckt, Fräulein Schubalke", sagte er schuldbewußt. „Verzeihen Sie mir vielmals. Cs war sehr unhöflich von mir, einfach in Ihr Wohnzimmer zu gehen und mir die Handschuhe zu holen." „Welche Handschuhe denn?" fragte Rosa verwundert. „Meine Handschuhe", antwortete Albert Becher bescheiden. „Ich habe sie gestern bei Ihnen liegen gelassen." „Und nun kommen Sie extra zurück, um Ihre Handschuhe zu holen?" „Ja. Diese Handschuhe sind mir besonders viel wert. Sie sind mein Talisman

. Wenn ich sie nicht bei mir habe, fahre ich nicht gern, besonders des Nachts nicht. Glauben Sie an die be schützende Kraft eines Talismans? Sehr wahrscheinlich glauben Sie nicht daran. Wer ich bin ein altmodischer Mensch, müssen Sie wissen . . Er sah unter den halb geschlossenen Augenlidern Rosa Schu balke mit seltsam glänzenden Augen an. „Sehen Sie, ich denke jetzt immer an den schweren Raubüberfall vor sechs Tagen. Beide Fahrer des Wagens waren sofort tot . . . Wie schreck lich, wenn mir auch einmal etwas Aehnliches passieren

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Page 12 of 12
Date: 06.05.1940
Physical description: 12
I. V. , , Christoph _ Rosa wendet sich mit einem Seufzer ab und geht in die Küche, um den Kaffee zu bereiten. Kurze Zeit darauf kehrt sie zurück und breitet vor Robert eine Herrlichkeit von guten Sachen aus, die Roberts Lebensgeister wieder ansachen. Er stürzt sich auf das Frühstück und legt mit einem Appetit los, als ob er acht Tage lang nichts mehr gegessen hätte. .Zieh doch deine Jacke aus", sagt Rosa und rückt mit ihrem Stuhl näher an Robert heran. „Ich finde es gemütlich so. Wenn ich verheiratet wäre

, würde es mein Mann gut haben. Ich würde ihm die Schuhe ausziehen, ich würde ihm die Pan toffeln bringen, ich würde... Es ist eben alles falsch verteilt", klagt Rosa. „Der eine hat nichts und der andere hat alles. Du mußt doch zugeben, Robert, daß hier gut Platz fift zwei ist. Wer hier einmal hereinkommt, der hats gut. Die Tankstelle bringt viel ein, und auch sonst ist hier mancherlei zu verdie- nen." Dabei sieht sie Robert vielsagend an und beobachtet ge nau, welche Wirkung ihre Worte haben. Robert lehnt

sich in seinem Sessel zurück und faltet behäbig die Hände über dem Leib. „Vielleicht später einmal, aber vor läufig gefällt mir das Leben auf der Landstraße ganz gut so. Du weißt doch Bescheid, Rosa: andere Städtchen, andere Mäd chen." Dabei lacht er und kneift Rosa in den Arm. Rosa kreischt auf. „Ja, so seid ihr Männer", lacht sie und tut so, als ob sie sich schämt. In Wirklichkeit aber ist es gerade eine gute Gelegenheit, mit ihrem Stuhl noch etwas näher an Robert hemnzurücken. Robert legt seinen Arm

um ihre Schulter und drückt ihren Kopf an sich. „Allerdings, wenn ich mir das alles hier so be sehe ... ich weiß nicht, ob du da doch recht hast." Rosa hält den Zeitpunkt für gekommen, aufzustehen und eine Flasche Kognak herbeizuschaffen. „Willst du?" Und ob Robert will. Robert ist nie Spielverderber ge wesen, wenn es einmal gemütlich wird. Er legt Rosa wie vor hin seinen Arm um die Schulter und zieht sie noch dichter an sich heran. Durch die halb offenstehende Kabinenluke fällt ein Heller Sonnenstrahl

und weckt Michael. Verwundert blickt er um sich. Alles ist still. Der Wagen scheint zu stehen, kein Rütteln des Motors, kein Stampfen der Räder. Mit einem Satz ist Michael aus dem Wagen heraus. Als er sieht, daß der Lastzug vor Rosa Schubalkes Tankstelle steht, bekommt er einen maßlosen Schrecken. Die Tankstelle ist nur ein paar Kilometer von Mutter Herweghs Schenke entfernt. Robert kann also knapp eine Stunde gefahren sein, während er damit gerechnet hatte, um diese Zeit schon in Hannover

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Page 3 of 4
Date: 13.09.1944
Physical description: 4
zum Müßiggang genommen haste, fehlte. Rosa verfolgte mit kummervollen Augen das chnge Mädchesi, das blaß und schmal durch die großen Räume ging und sich nicht zu helfen wußte. Sie blieb, soweit ihre Arbeit es er laubte, in Silvias Nähe. Aber auch sie wußte keine Hilfe und keinen Rat. Als Anna meldete, daß Herr Hottinger am Apparat sei, freute sich Silvia mehr, als sie sich semals über einen Anruf von Jochen gefreut hatte. Sie erzählte ihm von Direktor Häberlins Anruf und daß vorläufig noch nichts zu tun

zu haben. Er erklärte Silvia, daß er eine dringende Ver abredung Habe, und kurz darauf hängte er ein. Das leise Knacken, mit dem die Verbindung abritz, tat Silvia weh. . Rosa kam und verkündete, daß das Abend brot fertig sei. Silvia stand vor dem großen, sorgfältig ge deckten Tisch und sah das alte Mädchen hilf los an. „Willst du dich nicht zu mir setzen? Du kannst heute'ruhig mal mit mir essen, erklärte sie kläglich. Rosa riß die Augen auf und war so entsetzt, daß Silvia trotz ihres Kummers lachen mußte

. „Jetzt siehst du aus, als hätte dir jemand einen frohen Antrag gemacht." „Und du siehst aus wie jemand, der als Kind nicht genug Klapse gekriegt hat", gab Rosa böse zurück. „Ich möchte wissen, was hie gnä dige Frau, deine liebe Großmutter, sagen würde, wenn sie mich hier bei ihrer Enkelin beim Abendbrot sähe; die würde schön dazwi schenfahren. Sie stammte, wie du weißt, aus Basel." „Na ja, wenn sie aus Basel stammte", sagte Silvia respektlos und zuckte ergeben mit der Schulter. „Aber ich bleibe

hier, bis du gegessen hast, schon damit du ordentlich zulangst und nicht auch noch krank wirst bei all den Aufregungen, die noch kommen werden." „Die noch kommen werden?" fragte Silvia gedehnt. „Es kommen auch noch welche?" Aber Rosa schwieg mit zusammengepreßten Lippen, und als Silvia einfiel, daß Rosa wahr scheinlich an die Beerdigung ihres Vaters ge dacht hatte, schwieg sie ebenfalls. Sie war ehrlich müde nach der schlaflosen Nacht, und sie beschloß, früh schlafen zu gehen. Rosa brachte sie zu Bett

auf und suchte nach dem Lichtschalter ne ben dem Bett. Ihre Tür klappte ins Schloß, und als ihre unsicheren Hände den Schalter endlich gefunden hatten und das Licht auf flammte, stand Rosa mitten im Zimmer und sagte: „Was hast du denn?" „Ein Mann, um Gottes willen, ein Mann ist h^er im Zimmer! Ich habe ihn deutlich ge sehen!" stammelte Silvia. Rosa schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. „Kein Mensch ist hier im Zimmer", erklärte sie ruhig. „Was du dir wieder einbildest. Na türlich, es ist ja Vollmond draußen

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Page 3 of 4
Date: 20.09.1944
Physical description: 4
- schafts- und Fachgruppen intensiviert und gleichzeitig werden Arbeitskräfte freigemacht. Gefahr um Silvia 16 Roman von Annemarie Artinger Vertrieb: Curl Duncker Verl««, Berlin W 85 — Nachdruck und Ueberietiun«; auch auszugsweise, verboten! Silvia antwortet« nicht und sah an Rosa vorbei. „Soll ich dir zum Abendbrot Salzburger Nockerln machen?" versuchte Rosa Silvia zu bestechen. „Ich will keine Salzburger Nockerln, ich will den Schlüssel zur Kammer!" „Ach, Kindchen", seufzte Rosa, „du hast

doch nichts davon. Wenn ihr nur nicht alle solche Dickschädel wäret; alles Unglück, das ich in diesem Hause erlebt habe, ist von der Dick- schädeligkeit gekommen. Alle mußten sie immer was haben, was sie nicht kriegen sollten, und daran gingen sie dann zugrunde, und es waren Leute darunter, die viel gescheiter waren als du, das kannst du mir glauben. Ich habe ja gewußt, daß es auch mit dir nicht besser sein würde." Rosa seufzte und stöhnte, aber Silvia blieb hart. Endlich, nach Stunden, kam sie und gab Silvia

den Schlüssel zur Bodenkammer. „Der liebe Gott soll's mir verzeihen, wenn ich etwas Unrechtes und etwas, was dir. Scha den bringt, damit getan habe, aber ich kann es einfach nicht aushalten, wenn du mit mir bockst; es hat alles feine Grenzen." „Nun bock ich ja auch nicht mehr mit dir, nun sind wir wieder die allerbesten Freunde", lächelte Silvia verschmitzt. „Das glaube ich; nun hast du ja, was du haben wolltest^, nickte Rosa und ging traurig und verbittert hinaus. Silvia sah mit Erstau nen

, daß sie sich-dabei, wie von Gewissens qualen getrieben, bekreuzigte. Wäre Rosa nicht so sonderbar gewesen, hätte Silvia wahrscheinlich nur verständnislos auf die alten Koffer und Kisten geschaut; vielleicht hätte sie auch noch festgestellt, daß sie mit Kleidern und sonstigen Besitztümern eines wohlhaben-, den Mannes gefüllt waren, und wäre dann in Gedanken an einen der angeblich in der Welt umhervagabundierenden Familienangehörigen wieder aus der Kammer gegangen. So aber ging sie gründlicher zu Werke. Dr. Glaß

hatte die Kisten öffnen lassen und Silvia die Arbeit wesentlich erleichtert, aber er hatte nicht gewußt, wie sonderbar Rosa auf die Frage nach dem Besitzer dieser Dinge reagieren würde, und er hatte auch nicht die zitternde Hilflosigkeit gesehen, mit der das alte Mädchen ich bekreuzigt hatte. Silvia kannte ihre Kinder- rau gut und wußte, daß hier etwas dahinter- teckt, was Bedeutung hatte, deshalb besah sie ich nicht nur den Inhalt der Kisten, sondern sie kramte alles durch und suchte nach einem An- e unkt

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Page 12 of 20
Date: 05.07.1911
Physical description: 20
hätte und die Vollversammlungen des Verbandes nur bei besonders Wichtigen Ä,ü- 'Wen einzuberufen. Dia ähnliche Einrichtungen auch bei den Polen und Tschechen bestehen, nimmt man an, daß ein solcher Antrag auch vom Deutschen Nationalverband akzeptiert wer> beü dürste. Gerichtszeitung. (Eine Vergiftungsaffäre.) Vor dem Er-. kenntnissenate des Kreisgerichtes Bozen standen die 65jährige Obsthändlerin Agnes Mitterer aus £ienf,j Tante der ledigen Nichten Rosa

Portner, Köchin, Maria Portner, Dienstmagd, und Anna Porste ner, Kellnerin, sämtliche in Brixen, als Angeklagte. Diese vier Personen haben mit ihrem Schwager be^w. Onkel ein sehr gefährliches Spiel getrieben und den Mann unschuldig in Untersuchungshaft gebracht. Am 28. Mai 1904 starb in Brixen die Hausbesitzerin Rosa Pueland. In ihrem am gleichen Tage errichteten f estamente hatte sie ihren Mann Alois Pueland zum rben eingesetzt, ihren Geschwistern

wieder mit dieser Verdächtigung ihren Schwager Alois Pueland versa gte, obwohl das Testa¬ ment in aller Form vor dem Notar errichtet war nick die Erblasserin ihren letzten Willen bei vollein Ver¬ stand kündgegeben hatte. Anläßlich eines Besuches bei Agnes Mitterer in Lieuz erzählte ihr mm ihre Nichte Rosa Portner, daß sie am Todestage sich in der Wohnung jener verstorbenen Tante eingefunden habe, um .Gebete zu verrichten, und daß sie von Alois Pueland, der damals

ihr Vormund >var, ein Geheimnis wisse, für dessen Bewahrung er ihr e.in Schweiggeld zugesagt habe. Agnes Mitterer ver¬ mutete, daß dieses Geheimnis nur die Vergiftung ihrer Schwester Rosa Pueland betreffen könne, wäh¬ rend es sich vielmehr — wie Rosa Portner behauptete — darauf bezog, daß Alois Pueland, ihr Vormund, sie vor Jahren verführt hatte. Alle im Laufe der Zeit angestellten Versuche der Mitterer, von ihrer genannten Nichte näheres

über jenes Geheimnis zu erfahren, blieben ohne Erfolg, weil das Mädchen ausdrücklich erklärte, selbst von einer Vergütung nichts zu wissen. Gelegentlich eines gemeinsamen G n-ms von Lienz nach Dölsrch im Winter 1907/ JS ,ie endlich Agnes Mitterer mit ihrem teuflischen Plan heraus: Sie stellte der Rosa Portner vor, daß sie, als die von Pueland Verführte, es in der Hand habe, es zu verraten. Sie riet ihr, in Lienz zu t ericht zu gehen und dort folgendes

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Page 16 of 28
Date: 22.09.1928
Physical description: 28
, der seine Nahrung aus dem weichen Sumpfboden hervor holt, scheint das Vorbild der Splitterpinzette und der Hohlsonde gewesen zu sein. Der ähnlich« Zweck bedingt auch die gleiche Form. Merkwürdige Rosengerüche. Eine Abhandlung der „Gartenwelt" über wilde Rosen berichtet unter anderm folgendes: „Es dürste nicht allgemein bekannt sein, daß manche Arten ganz eigenartige Gerüche haben. So zum Beispiel riecht die ge wöhnliche Heckenrose, Ross canina, nach Erdbeeren, die Banks- rose nach Veilchen, Rosa Rlpartü

nach Maiblumen, Rosa alpina nach Reseda, Rosa muecosa nach Kampfer, Rosa lutea und ihre Abarten wieder nach Wanzen, Rosa powiksra, woUis und tomsn- losa nach Terpentin, die Blätter von Rosa rubiginosa, sspium und misraatba duften, wenn man sie drückt oder zerreibt, wie lepfel, Rosa nvissttiana (Unique jaune) riecht nach Hyazinthen, Rosa moschata nach Moschus; den echten Rosengeruch haben die Zentifolien, Rosa rusosa, Rorttaväloa und gallica. Das echte Rosenöl wird von den Zentifolien, von Rosa clawasesoa

und önmasesna äs Kazanlik sowie von Rosa gallica gewonnen. Musiker in bürgerlichen Berufen. Die Zahl der Musiker, die neben ihrer Kunst noch bürgerliche Berufe ausübten, ist recht bedeutend. Auffallend ist nach Dr. Otto Iano-witz das Vorwiegen von Juristen unter den Musikern. Min der Iuvi»- pru-denz zur Musik kamen u. a. Tschaikowsky, Robert Kothe, Ludwig Nohl, Julius Korngold: die hervorragendsten russischen Komponisten Atussorgsky und Serow standen ihr Leben lang im Staatsdienst; ein anderer bedeutender

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Page 8 of 10
Date: 29.09.1933
Physical description: 10
der B r a n d l e g u n g und der falfch.en Zeugen- aussage steht heute vor den Geschworenen der 41jahnge Bauer Isidor Schölzhorn aus Kramsach, gebürtig aus Sterzlilg. In der Anklage wird im wesentlichen ausgeführt: Isidor Schölzhorn hat in Mareit in Südtirol ein BauernanwescNk besessen. Anfangs November 1929 hat er in St. Ulrich am Pillerfee das A d o l a r i g u t gekauft. Als er nach diesem Kaufe nach Mareit zurückkchrte, starb seine Frau im Wochenbett. Er verkaufte seinen Hof in Mareit und zog Ende April 1930 mit seiner Magd Rosa

von mindestens 3000 8 erlitten hat. Das Feuer brach gegen 5 Uhr nachmittags aus, und zwar nach Ausjage der Zeugen Ätzl und Lentsch, die den Brand als erste wahrnahmen, im rechten rückwärtigen Dach raume. Bei Ausbruch des Brandes war nur Rosa Schölzhorn mit den Kindern im Hause anwesend. Isidor Schölzhorn konnte Nach weisen, daß er den ganzen Nachmittag nicht im Haufe gewesen war. Mangels näherer Anhaltspunkte konnte irgend ein Verschulden des Isidor und der Rosa Schölzhorn nicht ausgewiestei» werden. Anfangs

April d. I. zeigte 2llsons W ö l l, der im August 1§38 ,>m wiederausgebauten Anwesen wohnte, an, er sei im Herbst 193^1 Ohrenzeuae eines Streites zwischen Isidor Schölzhorn und seiner Wirtschafterin Rosa gewesen und habe aus den beider seitigen Vorwürfen entnehmen können, daß die Beschuldigte über Anstiiten des Isidor Schölzhorn seinerzeit den Brand gelegt hatte. Beide stellten dies in Abrede; Isidor Schölzhorn war jedoch auf Grund der vorerwähnten Anzeige in Hast genommen worden. Der frühere

Besitzer Alois Singer hatte auch einigen Verdacht auf Isidor Schölzhorn und veranlahte den Josef Gugq'enbichler, der bei Schölzhorn wohnte, die Rosa Schölzhorn entsprechend aus- uholen. Dies gelang Guggenbichler vollends, denn Rofa Schölz- orn vertraute ihm schließlich an, daß Isidor Schölzhorn wegen der Brandlegung schuldlos in Haft fei und daß sie allein den Brand seinerzeit geletzt habe. Auch nach ihrer Verhaftung blieb Rosa Schölz horn vor Gericht bei diesem Geständnis. Sie gab als Beweggrund Haß

und Rachsucht gegen Isidor Schölzhorn an, der sie und ihre Kinder roh behandelte und darben ließ, während er sich dem Trünke ergab. Das führte zur Anklage vom 13. Juni 1933 ge- en Rosa Schölzhorn, während das Verfahren gegen Isidor Schölz- orn wegen Prandlegung e i n g e ft e l l t wurde. Roch vor Durchführung der Hauptverhandlung erschien Isidor Schölzhorn freiwillig vor Gericht, bezeichnete das Geständnis der Rosa Schölzhorn, die an der Brandlegung in keiner Weise be teiligt gewesen sei, als falsch

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Page 3 of 4
Date: 04.09.1944
Physical description: 4
, daß einfachste Handarbeit, in großen Mengen und mit der nötigen Schnelligkeit ausgeführt, zu' den bewundernswerten Leistungen beiträgt, die schließlich alle fertigen Kampfwaffen oder neuartige Munition darstellen. Gefahr um Silvia 2 Roman von Annemarie Artinger Vertrieb: Carl Duncker Verla*. Berlin W 35 — Nachdruck und üebersetzung, auct^ auszugsweise, verdatenI Wenn ich nicht aus jahrelanger Erfahrung wüßte, daß Rosa das fügsamste und bereitwil ligste Mädchen ist, das man sich denken

augenblicklich. Tante Klothilde hatte aus einmal Nerven, Va ter schrieb nicht, und Rosa hatte plötzlich ein Uebergewicht, das sie noch nie gehabt hatte. Zu allem dem stand ein fremder Mann im Schat ten der großen Tanne und schaute verzweifelt oder wie verzaubert nach dem Haus. Verrückt alles, ganz verrückt, dachte Silvia, aber viel leicht hat Vater doch geschrieben, und Rosa hat einfach wieder einmal vergessen, in den Brief kasten zu schauen. Na, über die Zeit, wo sie sehnsüchtig auf Liebesbriefe wartete

, ist sie ja auch lange hinaus. Silvia ging hinunter in die Diele, nahm den Schlüssel vom Haken und ging zum Garten tor an den Briefkasten. Tatsächlich, dachte sie, als sie es weiß durch die Stäbe schimmern sah, die Post ist wieder einmal nicht herausgenom men! Aber der Brief hatte keine Marke und war an Fräulein Klothilde Birkner gerichtet. Silvia stellte fest, daß es eine völlig fremde Handschrift war. Den Weg hätte ich mir sparen können, dachte sie und ging ins Haus zurück. Rosa schloß eben die Fenster

des Eßzimmers. „Ein Brief für Tante Klothilde!" verkündete Silvia. Rosa streckte die Hand aus, nahm den Brief und besah sich die Anschrift. Sie lieh sich auf den nächsten Stuhl fallen und starrte Silvia hilflos und voll plötzlicher Angst ins Gesicht.. „Was ist denn los, was hast du denn?" fragte Silvia betroffen. Rosa preßte die Hand auf den Mund, als wollte sie gewaltsam einen Schrei unterdrücken, dann stand sie auf und hastete hinüber zu Klothilde Birkners Zimmer. Silvia wartete noch eine Weile

, aber nichts rührte sich; kein Laut drang durch die Tür, auch Rosa kam nicht wieder zum Vorschein. Eine verrückte Zeit, dachte Silvia und schlen dert« langsam die Treppe hinauf in ihr Zim mer. Sie setzte sich an den Flügel und begann ohne Lust mit den täglichen Gesangsübungen, zu denen ihre Lehrerin sie mit wechselndem Glück anzuhalten versuchte. Den ganzen Nachmittag über war das Haus wie tot. Das Hausmädchen ging einkaufen, Tante Klothilde und Rosa blieben verschwun den. Endlich, um sechs, erwischte Silvia

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Page 3 of 4
Date: 25.09.1944
Physical description: 4
Vertrieb: Carl Dunokei Verl»*, Berlin W 35 — Nachdruck und Uebersetzung, auch auszugsweise, verboten! „Aber bu hast es mir nicht gesagt; du läßt mich ganz genau so im Finstern rumstapfen wie alle anderen I" „Es war nicht meine Aufgabe, dir das zu sagen", meinte Rosa. „Nun setz dich nicht wieder aufs hohe Pferd, ich weiß ja jetzt auch alles!" wehrte Nlvia ab. „Gar nichts weißt du!" antwortete Rosa. „Noch weniger als gar nichts weißt du; was die anderen dir gern und gutwillig sagen

, aber sonst nichts!" „Gibt es denn auch noch Dinge, die sie mir nicht gutwillig sagen würden?" fragte Silvia erstaunt: . „Es gibt eine ganze Menge solcher Dinge", meinte Rosa. „Aber vielleicht wirst du eines Tages doch noch alles erfahren; es ist Schande genug, was sie bis jetzt getrieben haben." '-. „Mit wem? Mit mir?" „Auch mit dir", nickte Rosa. Sie nahm das Silber aus den Schränken und stellte es zum Putzen auf ein Tablett, genau so pünktlich, als hätte Tante Klothilde mit ihren blanken Knopfaugen aufgepaßt

. „Ich glaube, du wirst bissig auf deine alten Tage; gegen Tante Klothilde ist doch wirklich nichts zu sagen. Sie hat sich manches Jahr nicht ein einziges Kleidungsstück gekauft, und ich habe immer alles bekommen, was ich haben wollte, bei mir hat sie nie gespart und nie ge knausert." „Das hätte auch noch gefehlt, das hätte sie sich schon meinetwegen nicht getraut; sie wußte schon, daß ich aufpasse auf allesl" Silvia bekam eine blitzartige Vorstellung von den Kämpfen, die sich unterirdisch zwischen Rosa

und Tante Klothilde abgespielt hatten und von denen sie nie etwas bemerkt hatte. „Mir kann ja weiter nichts geschehen", ver suchte Rosa zu erklären. „Deine Mutter hat in ihrem Testament ausdrücklich bestimmt, daß ich, solange ich lebe, für dich zu sorgen habe. Das gnädige Fräulein hätte sich auch gar nicht ge traut, gegen mich etwas zu unternehmen; alle beide hätten, es sich nicht getraut." „Wer... alle beide?" fragte Silvia gedehnt, aber Rosa nahm ihr Tablett auf und watschelte wortlos hinaus. Silvia

überlegte einige Zeit, dann rief sie Jochen an: „Du,- ich habe einen dicken Kopf, ich muß mich unbedingt mit dir treffen!" Sie verabredeten sich in einer kleinen Kon ditorei. „Wenn du erst in der Dunkelheit zurück kommst, ruf mich vorher an, damit ich dich von der Straßenbahn abholen kann, oder laß dich von dem jungen Monn nach Hause bringen!" riet Rosa ihr. „Erstens, woher weißt du etwas von einem jungen Mann? Und zweitens, seit wann bist du denn so ängstlich? Du warst doch sonst nicht so." „Sei

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Page 3 of 4
Date: 08.09.1944
Physical description: 4
um Silvia Roman von Annemarie Artinger Vertrieb: Carl Dnncker Verlag, Berlin W 35 — Nachdruck und Uebersetaung, auch auszugsweise, verboten! „Worum brüllen Sie denn so, um Gottes willen, Sie können ihn doch noch gar nicht ge sehen haben", sagte der Mann streng. Die Tür von Tante Klothildes Zimmer öff net« sich, Rosa stand im Rahmen; sie ging wei nend auf Silvia zu. „Jetzt nutzt alles nichts mehr, jetzt ist alles aus", klagte sie. Silvia kam langsam wieder zu sich; sie be merkte, daß trotz der Kälte

auch die Fenster des Treppenhauses weit offen standen. „Daß er so plötzlich sterben muhte, und gerade jetzt!" schluchzte Rosa. „Wer denn?" fragte Silvia, am Ende ihrer Fassung. Rosa warf dem Mann einen hilflosen Blick zu. „Ja, weiAt du es denn noch nicht? Warum hast du denn so geschrien?" fragte sie. „Mein Name ist Dr. Monnard, ich bin Arzt", sagte der Mann mit der Brille und verbeugte sich knapp. „Kommen Sie und nehmen Sie sich «in bißchen zusammen. Ihr Vater hatte an scheinend einen Anfall; ich fürchte

, es ist ihm nicht mehr zu helfen." Er faßte Silvia am Arm; am Boden hinter der Truhe lag ihr Vater, ele- ß , gepflegt wie immer. Er trug einen hellen elhaarmantel, der ein bißchen zu jugendlich kür ihn war, er schien nicht lange nach Betreten des Hauses verunglückt zu sein, denn einen Handschuh hatte er noch an. Sein Gesicht war auf eine seltsame Weise verändert, es war auf gedunsen und völlig verzerrt. „Ist das denn wirklich mein Vater?" fragte Silvia stockend. Als Rosa nickte, setzte sie flü sternd hinzu

. Sie betrachtete das verzerrte Gesicht, sie konnte es fo wenig glau ben, daß ihr nicht einmal die Tränen kamen. „Ich habe «inen Krankenwagen bestellt, wir bringen den Toten weg", erklärte der Arzt mit leiser Stimme. „Ich muß ja auch noch die ge nau« Ursache seines Ablebens feststellen, und das kann ich hier nicht." Draußen bremste scharf aufkreifchend ein Auto. „Komm", sagte Rosa, „geh zu Tante Klo thilde!" — und Silvia, die das alles einfach noch nicht fassen konnte, ließ sich ohne Widerrede wegführen. Tante

Klothilde lag im Bett, sie hatte die Augen geschlossen und atmete mühsam. „Der Schock", meinte Rosa. „Sie kam nämlich zuerst nach Hau!se und hat ihn gefunden. Hof fentlich bleibt sie am Leben, sie gefällt mir gar nicht." Silvia warf ihr einen so verzweifelten Blick zu, daß Rasa ihre weiteren Befürchtungen für sich behielt. Nach einiger Zeit klopfte der Arzt an und bat, man möge die alte Dame ruhig zunächst einmal schlafen lassen. Er würde sofort anrufen, wenn er wüßte, was die eigentliche Todes ursache

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Page 3 of 4
Date: 18.09.1944
Physical description: 4
also nach wie vor nach Gas", meinte Silvia nachdenklich. „Und Tante Klo thilde hat's mit den Nerven, erklärte der Dok tor; was ihr sonst noch fehlt, will er mir nicht sagen. Vielleicht hat sie eine Gasvergiftung?" „Wo soll sie denn so was herhaben?" miß billigte Rosa. „Wo ich sie doch direkt an der weit offenen Eingangstür gefunden habe, auf der Erde liegend. Und die Anna hat wieder den Fensterriegel oben nicht richtig zugemacht, und im Zwischenstock war das große Fenster auf gesprungen; so was von Durchzug

war noch nicht da, und da redest du von einer Gasver giftung." „Ich versteh es auch nicht", seufzte Silvia und zuckte die Achseln. „Ich habe das Gefühl, daß ich langsam, aber sicher verrückt werde bei der Geschichte." „Da sei man vorsichtig", bemerkte Rosa ernst haft, „das Verrücktwerden liegt in der Familie." „Rede doch nicht so dummes Zeug!" rief Silvia böse. Aber Rosa senkte plötzlich, wie unter einer schweren Last, den Kopf und ging aus dem Zirnmer. Zwei Tage später fand die Beerdigung statt. Silvias Vater wurde

mit allen Ehren und allem Prunk, der einem so reichen und geachteten Manne zukam, zur letzten Ruhe getragen. Tante Klothilde war immer noch nicht ver nehmungsfähig, alle Verantwortung lastete auf Silvias Schultern. Rosa wich nicht von ihrer Seite. Wenn Silvia bei all der Aufregung Zeit gehabt hätte, sie zu beobachten, hätte sie fest stellen müssen, daß Rosa aussah, als fei sie mit dem Gang der Dinge ganz zufrieden. Einige Tage nach der Beerdigung über raschte Dr. Monnard Silvia damit, daß Tante Klothilde

in ein Sanatorium übergeführt wer den würde, wo sie einige Wochen bleiben sollte. Silvia, die gehofft hatte, alle'Sorgen in die lebenserfahrenen Hände ihrer Tante legen zu können, war bitter enttäuscht. Kommissar Glaß sagte sich noch einmal an, brachte einen richtiggehenden Haussuchungs befehl mit und drehte, zusammen mit seinen Mitarbeitern, das Unterste im Haus zuoberst. Rosa kam aus dem Zorn und der Aufregung überhaupt nicht mehr heraus. „Wenn ich in den nächsten Tagen nicht wei terkomme, läßt

sich das Verschwinden des Ra- diums nicht mehr verheimlichen", erklärte Dok tor Glaß und preßte die Lippen zusammen. ! - Er schenkte sich nichts und durchsuchte auch die abgeschlossenen Bodenräume, die selbst Sil via -noch nie betreten hatte. „Wem gehören eigentlich die Bücherkisten, die Koffer mit Kleidungsstücken und Wäsche oben auf dem rechten Boden?" fragte er, als er verstaubt und verschmiert wieder herunter kam. Rosa erklärte zunächst, von nichts, aber auch gar nichts zu wissen. Dr. Glaß sah sie lange

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Page 10 of 10
Date: 06.05.1918
Physical description: 10
bürgerlichen Fleischl-auers, wegen V e r f ü'h- rung unter Zusage der Ehe angcklagt war. Die in Petrikau wohn hafte 22 Jahre alte Rosa K>, ein Mädchen aus bigottem jüdischem Hause, hat die Anzeige erstattet, sic sei von Dziurzinski, den sic im Jahre 1915 in Petrikau kennen gelernt hatte, unter Zusage der Eh« verführt und dann im Stiche gelassen worden. In der Anzeige heißt es: „Dziurzinski hot sich unter der falschen Angabe, daß er Jude sei, in das Haus meiner Eltern einführen lassen. Er hat bei incincn

des Mädchens sagte mir. jetzt werde zwischen mir und der Rosa die Verlobung gefeiert. r mT ~t~t i , »es.: 1 i. i Er ist mir «in« in hebräischer Sprache abgefaßte Urkunde zur Unterschrift vorgelegt worden. Ich habe das Schriftstück, das ich natürlich nicht lesen konnte, ohne weitere Ueberlegung für mich und meinen in Wien weilenden Vater unterschrieben und bin nun plötz- lich mit der Rosa verlobt gewesen. — Bors.: Haben Sie gegen diese Konlödie nicht protestiert? — Angekl.: Nein. Ich habe ja das Ganze

für einen Scherz gehalten und habe mir gedacht, wenn ich nach Krakau komme, ist ohnehin alles aus. — Das bei dem Akte erliegende hebräische Schriftstück enthält, wie der Schriftführer erklärte, ein ' nach religiöser Vorschrift, bindendes Eheversprechen. In dem Schrift stücke ist auch der Vorname „Arthur" in das hebräische „Aron" übersetzt. ' ' Der Angeklagte gab weiter an: Kurz nach meiner Abreise nach Krakau habe ich aus Petrikau folgendes Telegramm erhalten: „Rosa schwer erkrankt, komme sofort

, um sie dort unterzubringcn. — Vors.: Waren Sie damit einverstanden? — Angekl.: Was sollte ich tun? Schließlich mußte ich mir sagen, daß ich das Mädchen in die Schande gebracht habe und daß es meine Pflicht ist, sie aus der Schande wegzubringen. Vor unserer Abreise aus Petrikau waren eines Tages im Hause der Eltern wieder sehr viele Gäste versammelt, zahlreiche Onkel, Tanten und Vettern aus Czenstochau, Warschau und anderen Städten. Der Vater der Rosa sagte mir: „Heute wird mit der Rosa Hochzeit gemacht!" Schon

bei meiner Abreise nach Petrikau tvar es in meiner Kompagnie laut geworden, daß ich vielleicht in Petrikau heiraten wolle. Meine militärische Behörde hat dem Rab- binat in Petrikau mitgeteilt, daß es keine Trauung vornehmen dürfe, weil ich ja noch militärpflichtig sei. Ich sagte auch dem Vater der Rosa, daß der Rabbiner uns nicht trauen dürfe, daß ich auch keine Dokumente habe. Mer der Vater erwiderte darauf: „Das macht nichts, dann wird ohne Rabbiner und ohne Dokumente geheiratet." Das Festmahl war auch schon

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Page 11 of 12
Date: 16.05.1940
Physical description: 12
, daß ihn vielleicht das gleiche Schicksal einmal irgendwo auf der Landstraße überfallen könnte und mit einem Male ist ihm klar, daß er den Kameraden da mit nehmen muß, was sich auch an Gründen der Vernunft bei ihm dagegen wehrt. Ohne lange Ueberlegung packt er Robert, hebt ihn in die Schlafkabine und bedeckt ihn mit ein paar Wolldecken. Dann zieht er die Rollade der Kabine zu, setzt sich ans Steuer und fährt weiter. * Der Regen hat aufgehört. Es ist heller Morgen, als der Lastzug vor Rosa Schubalkes Tankstelle

Tagen, als er das letztem«! mit dem Lastzug von Koska u. Söhne vor Rosas Tankstelle gehalten hat, lockte der Frühling eben das erste Grün aus der schlafenden Erde. Jetzt ist alles in voller Blüte. Er geht um das Haus herum und wirft einen Blick in den Obstgarten. Dort ist Rosa damit be schäftigt, eine Bank mit hellgrüner Farbe anzustreichen. „Hallo, Rosa", ruft er. Rosa Schubalke läßt vor Schreck den Pinsel fallen und sieht ihn entgeistert an. „Mensch, Robert, hast du mich erschreckt. Wo kommst

du denn her?" Sie gehen zusammen ins Haus, und dort beginnt Robert zu sprechen von dem Streit mit Michael, wie er sich betrunken hat, und von feiner fristlosen Entlassung. „ „Und was soll jetzt werden?" fragt Rosa. „Ich bleibe natürlich hier, wenn du nichts dagegen hast. Erinnerst du dich noch, daß du mir einmal ein Angebot gemacht hast? Topp, da bin ich!" Rosa lehnt sich wie eine schnurrende Katze an ihn. „Topp, es bleibt dabei..." Robert ist wieder obenauf. Die verluderten Tage in Berlin

hat er vollständig vergessen... oder er will nicht mehr daran denken. Wie ein Vogel nach einem Gewitterguß schüttelt er das Gefieder und alles ist wieder in bester Ordnung. Seit Tagen führt er ein herrliches Leben: Stundenlang liegt er hinter dem Haus und schaut in den Himmel. Nur wenn vor der Pumpe ein Lastzug hält oder ein Per sonenkraftwagen, zapft er den verlangten Brennstoff. Das ist die einzige Arbeit, die er Rosa abgenommen hat. Aber dieses Faulenzerleben hat für Robert auch einen Haken

. Er hat alles, was er zum Leben braucht: ein Dach über dem Kopf, gutes Essen und auch eine Flasche Bier, die Rosa ihm zum Abendessen neben den Teller stellt. Rosa Schubalke ver wöhnt ihn wie ein kleines Kind, so daß es ihm beinahe zuviel wird. Nur in einem Falle ist Rosa hart wie Granit: Bares Geld bekommt Robert nicht in die Finger. Jedesmal, wenn er die Frachter, die vor der Pumpe halten, abgeferttgt hat, ist Rosa neben ihm und kassiert die Rechnung selber ein. Und dann gibt es da noch etwas anderes, was Robert all mählich

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