? Welcher Arzt? Ach, der verkommene Student der Medizin! Zur armen Bionda kommt kein wirklicher Arzt! Zur Bionda kommt kein Mensch mehr, der etwas gilt! Früher, da drängten sie sich um mich, die Berühmten, die Maler, die Dichter, die Edlen Venedigs. Das ist längst vorüber! Drei Jahre genügten, um aus der goldenen Bionda ein verges senes, verachtetes, gemiedenes Geschöpf zu machen! O Lisetta, wie bin ich einsam, wie sehne ich mich nach dem Erlöser Tod!" Die Dienerin streichelte die Wangen der Herrin
, die, kaum fünfundzwanzig Jahre alt, gebrochen und verblüht daniederlag. Plötzlich fuhr Bionda auf. „Hörst du die Musik?... Lisetta, welcher Tag ist heute?" „Der 13. Juli 1507, Herrin!" Da verklärte ein Lächeln das Gesicht der Kranken. Sie flüsterte: „Der Tag der Maler!... Weißt du noch, Lisetta, wie es früher war, wenn am Abend des 13. Juli der geliebte Giorgio, der berühmte Giorgione kam und wenn es war, als könne die Sonne nicht untergehen, als dauere der Tag weiter! Welche Fülle des Lichtes
, der Taumel, in dem ich Vergessen suchte, das Uebermah hat mich gebrochen... Einmal noch möchte ich Giorgio sehen, ehe ich sterbe. Ich möchte ihm sagen, wie sehr ich ihn liebe, wie ich nur ihn liebte, in den Armen der anderen Männer, immer nur ihn!" Der Gesang der übermütigen Leute kam näher. Und plötzlich klopfte es an der Tür. Einer, der sich Maler nannte ohne zu malen, einer, der sein Leben nur dem Genuß und dem leichtsinnigen Zufall wid mete, trat ein. Seine Kleider waren zerrissen
Euch bei allem, was ich Euch geschenkt habe! Sagt ihm, daß seine Bionda wartet! Da, nehmt meine letzten Goldstücke! Nehmt, aber bringt mir meinen Giorgio!" Der Maler griff gierig nach dem Golde. Schon sah er die vielen Flaschen Wein vor sich, in die er die Goldstücke bald verwandeln würde. Er nickte und ries: „Ich danke Euch, goldene Bionda! Gerne werde ich versuchen, Giorgio zu erreichen und zu Euch zu schicken!" Als er gegangen war, wandte sich Bionda hastig an ihre Dienerin. „Die goldenen Schuhe, Lisetta, dann das dünne
um. „Der berühmte Giorgione!" sagte einer. Lisetta näherte sich ihm und sagte leise: „Warum seid Ihr nicht vor zwei Tagen gekommen, Meister Giorgio? Bionda hat auf Euch gewartet, sie hat sich für Euch geschmückt. So starb sie, so liegt sie für Euch geschmückt im Sarge!" „Erst vor einer Stunde vernahm ich Biondas Bitte! Ein Maler kam zu mir. Er war noch halb betrunken, als er mir Biondas Wunsch sagte!" Lisetta senkte den Kopf, während Giorgione an den Sarg trat. Mit unendlicher Liebe betrachtete er die tote