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Innsbrucker Nachrichten
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Page 4 of 28
Date: 11.11.1927
Physical description: 28
das Erlebnis. MzeM Johannes. Bon E. F. Eisenprobst. Diese Kriegserinnerungen find fast durchtvegs heiterer Natur, denn die große und ernste Zeit lmt auch eines komischen Beigeschmackes nicht entbehrt und keinesfalls gewisser Schwächen. Auch diese verdienen ausgezeichnet zu werden, teils zur Lehre, teils zum Vergnügen, das wir gerne genießen wollen, ohne dadurch unser Gedenken an die Helden und Toten des schweren Ringens zu schmälern. Keine dieser Erinnerungen ist erfunden, doch sind Namen und zumeist

auch die Orte aus begreiflichen Gründen geändert. In K. bei Innsbruck befand sich ein Schlachtviehfelddepot. Den Bankbeamten und Bereinskomiker Johannes traf das böse Cchidrsal, das Kommando für einige Zeit zu übernehmen, weil kurz nach seinem Eintreffen sein Vorgesetzter erkrankt war. Johannes war Llkzessist. Der Arme hatte zwar einen Kurs mitgemacht und nach Ansicht seiner Lehrer sich dort jene Weisheit militärischer und verpflegsbranchlichrr Natur angeeignet, die not wendig waren, sein schweres Amt

zum Wohle des Vaterlandes zu versehen, aber für den Anfang ließ ihn sein Wissen doch nod) oft im Stich. An Johannes fiel in erster Linie der intelligente Ausdruck seines Gesichtes auf, wenigstens jenen Leuten, dis ihn nicht ohne Brille gesehen hatten. Mit diesen Brillen hatte es seme eigene Bewandtnis. Er trug abwechselnd deren zwei: eine für Fernsicht, eine für Nahsicht. Satz er im Lass und las Zeitung, war es die für Nahsicht, die in Gebrauch war; erblickte er ein hübsches Kind, wurde Nahsichtbrille

mit Vehemenz ausgewechselt und die für Fernsicht trat in Aktion, um zumeist enttäuscht sofort wieder gegen die nahsichtige vertauscht zu werden, denn Johannes Geschmack war von besten Eltern. Akzessist Johannes hatte nun entschieden mehr Interesse für Malerei denn für Zweihufer, die der Armee zur Nahrung dienten und deren Einkauf und Zuschub seine Aufgabe war. Seine sonderbaren Anordnungen begegneten einer gewissen Verwunderung bei seinen Untergebenen, er schmetterte sie den Aufhorchenden entgegen

und bekam einen blut roten Kops, wenn ihm jemand widersprach. Dabei war er der best« Mensch, dem das Wohl aller Menschen am Herzen lag und der es innerlich sehr bedauerte, daß es nun Völker gäbe, die seine Feinde wären, wiewohl er doch gar nichts gegen sie hatte. Johannes wußte oder wollte z. B. nicht wissen, datz Kühe auch gemelkt werden müssen, bis ihn diese selbst auf recht unangenehme Art darauf aufmerksam machten, denn einige von ihnen wurden Die völlig freie medizinische Indikation

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Innsbrucker Nachrichten
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Page 5 of 8
Date: 14.02.1942
Physical description: 8
Samstag, den 14. Februar 1942 Unterhaltung Nr. 38 Seite 5 Polternd im Ungestüm seiner zwanzig Fahre stürmte Johannes die Treppen hinauf, riß so heftig die Klingel, daß Frau Klara, die ihm öffnete, be schwichtigend den Finger an den Mund legen mußte. „Pst! Er fühlt sich nicht wohl; liegt auf dem Soso." <»ie wies auf die Notenrolle, die aus seiner Tasche hervoriah. „Etwas Neues?" „Ja", strahlte Johannes. „Eine neue Sonate habe ich begonnen." Aber sogleich wieder besorgt: „Ist etwas Ernstes

mit ihm?" „Immer das gleiche. Die Nerven", antwortete Frau Klara leise. Aus Zehenspitzen trat Johannes ins Musikzimmer, sah durch die geöffnete Tür aus den Meister, aus das vollweiche Gesicht mit den selbst im Schlaf noch sin nend vorgeschobenen Lippen, sah dann wieder an dächtig auf Beethovens Totenmaske, auf die Bilder Bachs, Mozarts, Schuberts. Wie glücklich war er die ganze Zeit in diesem Kaufe gewesen! Wie bang war er an jenem Herbsttage nach Düsseldorf gekommen, wie scheu hatte er zum' ersten Male

an der Wohnung des großen Konrponiften Robert Schumann die Klin gel gezogen! Und war, nachdem der Meister das mitgebrachte Noteirbündel durchblättert, eine halbe Stunde dem Klavierspiel zugehort hatte, ausgenom- inen worden wie einer, auf dem man gewartet. Um armt hatte ihn Schumann und ausgerufen: „Da ist er, der komineir mußte!" Und Artikel in der Musik zeitschrift veröffentlicht: Johannes Brahms heißt er und ist berufen, die Erbschaft der Großen anzutreten! Edle, beschwingend fördernde Freundschaft

zurückkehrtc, fühlte er sich von dem sinnenden, führend weisenden Blick des Meisters begleitet, und all- abends, bevor er einschlief, sah er das Bild Klaras vor sich, das zarte ovale Antlitz mit dem schwarze» Band über der Stirn. „Klara! Domina!" flüsterte er dann und fühlte sein Herz klopfen. Im Nebenzimmer richtete sich Robert Schumann plötzlich auf. „Ah, Johannes Brahms! Der junge Aar! Warum hören Eie auf zu spielen?" „Ich habe nicht gespielt", entgegnete Johannes ve iwundert. Schumann strich

sich über die Stirn. „Ich habe doch eben gehört . . . Nur griffen Sie immer a statt as, immer dieses widerliche Al" Er kam herüber: „Sie haben Neues mitgebracht? Spielen Sie mir's gleich vor." Johannes setzte sich an den Flügel. Schumann hörte zu, sah dabei unverwandt auf den Spielenden, und trat auf ihn zu, als er geendet hatte, legt ihm die Hand auf die Schulter und sagte feierlich: „Johan nes Brahms, Sie werden vollenden, was ich nicht zu Ende führen kann." Johannes sah auf. Wamm sprach der Meister immer

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Innsbrucker Nachrichten
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Page 5 of 8
Date: 15.07.1944
Physical description: 8
einen dokumen tarischen kulturhistorischen Aufriß der nachbismarck- schen Epoche bis zum ersten Weltkrieg bieten, (fch) Die Mädchen von vuxheide Line Till-Lulenspiegel-Geschichle von Josef Robert Harrer Einmal arbeitete Till in einer kleinen Stadt bei einem Schneider, der später noch einen anderen Gesellen beschäftigen mußte, weil Till infolge seiner vielen Scherze nicht der schnellste Arbeiter war. Johannes hieß dieser zugereiste Geselle, und er hatte sich bisher eingebildet, kein größerer Witzbold

als er wandle unter der Sonne. Aber in Till fand er doch seinen Meister; und das ärgerte ihn nicht wenig. So versuchte er, wo er nur konnte, Till etwas anzu hängen. Aber Till wußte, daß er schließlich über Johannes siegen werde. Eines Abends sagte Till: „Johannes, eigentlich sollte ich dir die Schelmereien, die du mir antust, anders vergelten als mit einem freundschaftlichen RatI Aber ich bin trotz meiner Streiche nicht so: Im Gegenteil! Morgen ist Sonntag. Du machst dir aus den Mädchen unserer Stadt

nichts! Kein Wun der übrigens! Sie sind alles eher als reizend und schön!" „Doch. Till! Eine gefällt mir ganz gut!" „Du meinst doch nicht die Marie?" fragte schein- heilig Till, der selbst seine beiden Augen auf Marie geworfen hatte. „Wen denn sonst? Nur die Marie!" erwiderte Johannes mit unschuldiger Miene. „Ach, die Marie, die Marie! Das beweist nur, daß du noch nie in unserem Nachbarstädtchen warst, in Buxheide! Dort gibt es Mädchen! Mädchen, sage ich dir! Früher war ich oft

dort! Nur kann ich mich nicht mehr sehen lassen. Die Buxheiderinnen haben es scharf auf uns junge Männer, daß — was soll ich dir sagen? Ich an deiner Stelle würde es auch einmal versuchen! Ich wette, daß dir in Buxheide noch mehr Mädchen um den Hals fallen werden als mir! Du bist ja noch viel stattlicher als ich!" Johannes sah Till mißtrauisch und doch gebläht vor Stolz an. „Steckt da vielleicht wieder etwas dahinter? Dir ist nicht zu trauen. Wenn Till den Gönnerhaften spielt, dann muß man sich hüten! Zwar bei den Mädchen

, da gelte ich etwas, bas weiß ich selbst!" „Diesmal rate ich dir gut, Johannes. Und ich will sogar mit dir wetten. Wenn ich unrecht habe, will ich zur Strafe Marie gar nicht mehr ansehen! Nicht einmal grüßen will ich sie, wenn sie mir über den Weg kommt!" „Till, bas wolltest du wirtlich?" „Ehrenwort, das will ich, so wahr ich Till heiße! Ich wette mit dir, daß du in Buxheide Mädchen finden wirst, ach, Mädchen! Sie haben ein Auge schöner als das andere, eine Wade reizender als die andere, eine Hand

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Innsbrucker Nachrichten
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Page 9 of 10
Date: 10.02.1942
Physical description: 10
über die ganze Welt kommen. Alle, dis jemals in Moskau gelebt haben, wissen, was Bolschewismus bedeutet. Keiner, der dort war, konnte die grenzenlose Zerstörungswut der Sowjets übersehen, kciiier die erschütternde Armut, die sie über das Volk gebracht hatten. Und fast noch schrecklicher als die äußere Verelendung, war die ftiOOtdl / Michael Zorn „Das ist ein Stamm!" Der alte Kristian spuckte in die Hände, dann schwang er die schwere Axt von neuein. Johannes fiel mit dem zweiten Beil ein. Klick — klack

— klick — klack — fangen die Aextc. Tülütüt — wisperte ein sehr verspäteter Vogel im Nachbarbauin. Armes Tier — denkt Johannes — was glaubst du eigentlich noch zu werden in dieser Welt? Der Winter wird dich jrejsen — dann friert dir die Kehle zu. Kristian schob ohne innezuhalten die Stummel- pseisc aus einem Mundwinkel m den anderen: „Wo ran denkst du, Johannes?" „An einen Vogel, Vater Kristian, der die Ueber- K versäumt hot. An ein Vögelchen!" Aber er ,te noch an vieles andere, das er nicht verriet

, wahrend ich gerade, kräftige Knochen besitze. — Wie kommt es — lispelte ein dritter Gedanke — baß sie ihn ansieht, obwohl er graue Haare an den Schläfen hat, seine Sprache rauh ist und sein Schnurrbart borstig wie der eines Hamsters, während ich. — Es ist der Rock — flüsterte ein weiterer Gedanke — der grüne Rock, den er trägt! „Wer eine feste Anstellung hat, dem lausen die Mädels heutzutage nach", brummte der alte Kristian und spuckte den Tabaksnft in weitem Bogen von sich. Johannes fuhr auf und sah

den anderen erschreckt an: „Du weißt, woran ich denke?" Eine steile Falte erschien in des Alten Stirn: „Ich wußte es nicht, ich weiß es jetzt. Nicht heute, nicht gestern, seit vielen Tagen quält es dich. Schlag dir die Sache aus dem Kopf, Junge, alles wird konmten, wie es kommen soll, man kann nichts erzwingen!" Johannes preßte die Zähne aneinander »nd schwieg. Klick — klack — sangen die Aexte, der Baumriese erbebte unter den wuchtigen Schlägen, bald hatte sein Ständlein geschlagen. Unaufhörlich kamen die Gedanken

. — Ich habe nichts er hat viel. Weshalb will er mir das Letzte nehmen, das Einzige, das Mädchen —. Dein Mädchen? sagte ein neugekommener Ge danke — sie hat dir nichts versprochen — sie ist nicht dein Eigentum — sie ist frei. — Dann kam noch ein letzter, mächtiger Gedanke und ergriff Besitz von Johannes, ließ keinen Raum mehr übrig in seinem Kopf. Schlag um Schlag fuhr dre Axt in den Stamm, Schlag um Schlag dröhnte es? Ich hasse — ihn! Ich hasse — ihn! In diesem Augenblick tauchte der grüne Rock des Försters am Rand der Ächtung

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Innsbrucker Nachrichten
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Page 3 of 10
Date: 05.08.1924
Physical description: 10
ist, und neben Christus die Bild nisse der Apostel Petrus, Paulus, Andreas, Matthäus, Johannes und Jakobuö des Jün geren enthält. Dazu jene Jakobus des Aelteren und der Evangelisten Markus und L u k a s. Nach einer anderen Mitteilung sollen die Christus zu nächst befindlichen Personen die Apostel Petrus, Paulus, .Jakobus, Judas und Andreas vorstellen. Statt „Judas" muß es hier wohl richltger Johannes" heißen, da der Apostel Judas, Sohn des Jakobus, letne solche Bedeu tung beanspruchen konnte, um neben

den übrigen Säu len der Kirche auf diesem Becher verherrlicht zu werden. Judas Jskarioth kann hier noch weniger in Betracht kommen. Wir Hütten es somit neben der den Mittelpunkt der ganzen Darstellung bildenden Gestalt Christi mit fünf Jüngern desselben, dann mit dem Apostel Paulus, den beiden Evangelisten Markus und LnkaS und mit Jakobus dem Aelteren zu tun, welcher von Paulus und Josephus Flcwtus als Bruder Jesu bezeichnet wird. Er lekteie nach dem Hingang Jesu mit Petrus und Johannes die chrtst- liche

Gemeinde von JeMsalsm. Die ans dem Kelch enthaltenen sisirf Apostel erfordern eine nähere Betrachtung. Es find dies die beiden Brüder paare Simon Pesinrs und Andreas, sowie Johannes und Jakobus, Fischer aus Kapermnrm, und der Zöllner Mat thäus. Petrus, Johannes, Jakobus und Matthäus sind darunter von besonderer Bedensimg. Ueber diese fünf Jünger Jesu, die später unter die zwölf ZHosiel geizählt wurden. Habe ich mich in meinem Werke „Die geschichtliche PersönlsWeit Jesu" in folgm- der Weise geäußert

: „Wir haben so nach Lukas Petrus, JakobuS, Jo hannes und Matthäus, nach Matthäus und Mar kus zu diesen vieren den Andreas als Jünger Jesu kennen gelernt." Zu dieser Auffasiurrg der germMsten Evangelien bin ich nach Ansscheidnng aller Stellen gökvmmertz die ich nach sorgfältiger Prüfung, als spätere Zutaten Setrachten durfte. Das Johannes-Evangelium komurt hier als Ge- schichtsquelle nicht in Betracht. Es läßt Jesus ne'ben Andreas und Petrus den Philippus und Nachaniel nebst einem Gnbskannten als Jünger werben und zeigt

anfzählt: Andreas, Petrus, Philippus, Thonras, Jakobus, Johannes und Matthäus. Er spricht auch von „anderen Jüngern des Herrn". Wir haben hier die fünf Jünger der ersten drei (syn optischen) Evangelien und die beiden, im Johannes- Evangelium besonders aufiretenden Jünger Philip pus und Thomas. Dies wird begreiflich, merm wir höre», daß Papias den Apostel Johannes noch persönlich gekannt haben und in Hierapolis unt den Töchtern des Apostels Philippus verkehrt haben soll. Bon zwölf Jün gern oder Aposteln

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Page 6 of 28
Date: 03.10.1925
Physical description: 28
und befleißigt« sich eine« möglichst .barschen Wesens, das seine rauh« Schale glänzend hevoorkehrte. Dermaßen vorbereitet Harri« er der Ding«, die da kommen sollten. Und sie blieben nicht aus. Eines Tages trat seine Schwiegermutter plötzlich ins Zimmer und fragte gänzlich unvermittelt: „Verehrter, neunmal kluger Herr Schwiegersohn, können Sie mir vielleicht ein« volkstümliche Bezeich nung für ein „böses Uebel" nennen?' Johannes zuckte zusammen. Dann antwortete er io woihtgesetzter Rede: „Wem

, ich M Ihnen nicht in einem nahen verwandtchaftlichen Verhältnis stünde, würde ich vielleicht auf das Wort Schwieger mutter"' tippen." Hierauf ward ihm ein Blick beschert, neben dem di« Schäfte aller Dolche stumpf erschien. Trotzdem versuchte es dieselbe interessierte Seite noch mit einer zweiten Ueberrumpelung. Mit einem klassischen Unglückstag. Johannes nannte min nicht die Iden des März, sondern den fünf zehnten September, allwo die Fragestellerin gerade ihren Geburts tag feierte. Und auf alle an-dern Schickfalsschläge

auf dem Tisch haben wollte. Auf der Suche nach einem Kleidungsstück mit sieben Buchstaben zog er «inen total zerrissenen Strumpf vom Bein und legt« ihn seiner Frau stumm und anklagend vor die Füße. Den Bogel aber schoß er ab mit einem Zeichen für Treue. Spitz und anzüglich zischte er nur: .Kunibert!" .Kunibert?" hauchte seine Frau und sah mit erstaunten Engels- blicken auf, „wieso?" „Nun," sagte Johannes lächelnd, „da ich doch keinen Schritt aus dem Haufe tun kann, ohne daß nicht der getreu« Kunibert

auf der Bildfläch« erscheint." Seiner armen Frau blieb das Kreuzworträtsel im Münde jieäen, und aschfahl wankte sie ab. Mir kann keener Kreuzworthäkelnl dacht« Johannes, und schritt den erfolgreich beschriitenen Weg weiter. Gegen di« übrige Familie wurde er noch deutlicher. Wollte Tante Katharine «neu fischreichen Strom wisse», nannte er den Golfstrom, fragte Onkel Benjamin nach einer Stadt in Mexiko, antwortete er mst Pebeco, ein römischer Physiker konnte nach ihm nur Archimondrill heißen, auf «inen

, nannte er sehr gedehnt den Popoeatepetl. Kaum hatte sich die Unglückliche halbwegs von ihrem ersten Schreck erholt, fügte er seiner ersten Auskunft noch „Thron" hinzu, auf welches Wort das Fräulein zwar hereinfiel, dabei aber mißbilligend bemerkend, daß man zu ihrer Zett Thron noch mit h geschrieben Hobe. So ward Johannes gefürchtet im Reiche der Kreuzworträtsel- anbeier und gemieden von jedem Gebildeten, von denen keiner sich mit diesen Rätseln nicht beschäftigte. Aber nicht genug an dem, Johannes

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Page 10 of 10
Date: 12.04.1943
Physical description: 10
Seite 4 Nr. 71 „Reuest« Zektuntz" Montag, den 12. April 1943 (Nachdruck verboten) 12 Her;rot und Himmelblau Novelle von Ernst kreische Die Luft im Saal war dick, beinahe heiß, des gleichen jene im Vorzimmer, wo die großen wei ßen Becken standen, in welche Johannes und der Assistent, schon angetan mit den hellen Schür zen, das Wasser strömen ließen, um sich mit zeit lich bemessener Gründlichkeit die Hände zu waschen und abzubürsten. Im Sterilisator koch ten die Instrumente aus, ein leises Summen

die Arme hoch, während ihnen der Gehilfe die Schürzen anlegte und nachher die sterilisierten Gazemasken festband. „Der Patient ist eingefchlafen —", meldete die Schwester. Die Aerzte gingen lautlos hinüber. Thomas lag still unter der Maske, der grelle Schein der Lampe überflutete seinen Leib. Die Stelle, wo der Eingriff vorgenommen werden sollte, war von Tüchern abgedeckt. Während der Assistent die Haut mit Jod ein pinselte, fragte Johannes: „Die Zeit?" „Neun Uhr zehn — „Lanzette!" sagte Johannes

. Der Assistent reichte das Instrument. Johannes ergriff es, einen Augenblick sah er das Gesicht Susanns vor sich, bleich, veräng stigt, so recht zersorgt, aber nur einen Augen blick, dann zwang er dieses Bild gewaltsam aus seinem Hirn. Mit ruhiger Hand öffnete er mit einem einzigen Schnitte die Haut, der Assistent reichte ihm die Gaze, die bereits blutende Wunde wurde abgetupft. Gleichmäßig tropfte der Aether auf die Maske. — Seine Frau —, dachte Johannes wider Willen, während er mit der Präzision

einer Maschine arbeitete. Er hat eine Frau —. Und Susann . „Messer!" sagte er laut. Ein neuer Schnitt, die Wunde klaffte, der Assistent band die Aeder- chen ab, reichte die Schere. — Unsinn! mußte Johannes denken. Das tat Susann nicht, nie mals. Und wenn doch, dann . Der Patient begann zu stöhnen. „Aether!" befahl Johannes. Und dann: „Die Zeit?" „Vier Minuten, Herr Doktor —." Der Sterilisator surrte. Die Instrumente klangen metallen/beinahe aufreizend. Johan nes stand gebeugt, seine Hände arbeiteten

—." Johannes entfernte den Blinddarm, kratzte die Liegestelle aus. Der Assistent reichte ihm mit der Pinzette die Nadel für die Naht. „Wieviel Minuten?" „Zehn -." Die Schwüle war nun beinahe drückend. Während der Kranke leise in der Narkose stöhnte, beendete Johannes die Naht. Nachher legte er den Verband an, richtete sich auf und fragte nach der Zeit. „Siebzehn Minuten, Herr Doktor —." Er nickte befriedigt. „Fertig!" Thomas wurde die Maske abgenommen. „Sie können nachher die Fenster öffnen —", sagte

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Page 17 of 18
Date: 30.05.1939
Physical description: 18
: „Du hast uns mit leeren Worten hintergangen", wirft die Majestät dem Sonderkommissar von Kanton vor, „Du hast den waltenden Mißständen so wenig abgeholfen, daß die Wellen der Verwir rung durch Deine Maßnahmen Hochgetrieben wurden und daß großer Schaden angerichtet worden ist." Silberbokar für KamvieSfreube Hongkong kurz nach der Inbesitznahme durch die Engländer. (Nach -einer zeitgenössischen Darstellung.) Zweimal Johannes Johannes steuerte seinen Wagen nach dem Süden. Er fuhr nicht allein. Neben ibm

saß ein Mädchen. Johannes blickte durch die Windschutzscheibe in die zauberisch schöne Landschaft. „Warum schlägst du das Verdeck nicht zurück", fragte das Mädchen, „daß du mehr zum Genuß der Natur kommst?" Johannes stoppte den Wagen. „Ich fürchte", sprach er, „du erkältest dich im offenen Auto. Du bist sehr dünn gekleidet, außerdem wird dir die Zuglust das Haar zerzausen." „Ach wo." lachte das Mädchen. „Mein Haar ist rasch wie der zurechtgekämmt, und erfrieren werde ich auch nicht, schon gar

nicht an deiner Seite", fügte es lächelnd hinzu. Der Wagen stand. Das Mädchen half Johannes das Dach hochschlagen. Es benahm sich reizend ungeschickt dabei. „Mit dir zu fahren, ist wirklich ein Vergnügen", sprach Jo hannes, „du verstehst dich so wundervoll anzupassen." Er küßte sie auf den blonden Wuschelkopf und wurde wieder geküßl, verliebt und zärtlich, wenn auch nur mit den Augen. Im offenen Auto ging die Reise weiter. Es wehte frisch um die Siirnen der beiden Menschen, aber es war ihnen warm ums Herz

. Und abermals steuerte Johannes nach dem Süden. Er fuhr nicht allein. Neben ihm saß eine Frau. Johannes blickte durch die Windschutzscheibe in die lichtbeschienene Landschaft. Dann stellte er den Motor ab. „Ich werde das Verdeck Zu rückschlagen", sagte er. „man hat im offenen Wagen viel mehr von der Natur." „Auf keinen Fall", rief die Frau, „der Wind zerzaust mir die Frisur, daß ich aussehe wie ein Pudel. Außerdem bin ich viel zu dünn angezogen. Dir ist es natürlich egal, ob ich er friere." „Es ist ja gar

nicht kalt", entgegnete Johannes, „es scheint doch die Sonne. Auch können wir langsamer fahren." „Nein, im cisenen Wagen fahre ich nicht", beharrte die Frau, und eine Falte des Unmuts grub sich in ihre Stirn. Johannes trat seufzend auf den Gashebel. „Mit dir zu rei sen, ist wirklich kein Vergnügen", brummte er. „Du bist von einem krankhaften Widerspruchsgeist besessen. Alles muß sich deinem Willen unterordnen, um was immer es geht." Die Fahrt wurde im geschloffenen Wagen fortgesetzt. Drau ßen schien

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Page 17 of 36
Date: 22.04.1939
Physical description: 36
Blütenprachl lm Innsbrucker Hofgattcn (Aufnahme: Rich:rü Müller, Innsbruck) schiedsbri^es auf ihn warte . . . Dann trat sie zu ihm. Vor ihrem fröhlichen Lächeln verstummten dre Schrecken vergan gener Stunden. Geborgen scsi er bei ihr. Und sagte kein Wort. „Johannes", begann zaghaft das Mädchen und hätte nicht sagen können, wer ihr d'e Worte eingab, die sie da sprechen mußte, „Johannes, ich brauch' deinen Rat. Ts ist wittlich so, daß ich die Gärtnerei meines Onkels (sie sagte

nicht: „meine" ..) verkaufen muh, weil ich die Arbeit nicht schaffe. Ich kann es allein nicht leisten, und ein Gehilfe käme zu teuer . . . Täglich bleibt mehr und mehr Arbeit zurück . . . Bin doch nur ein Mädel, bedenk' es, Johannes . . . Schab' um das schöne Stück Land .. Sie schwieg. Johanne» hielt immer noch den Kopf auf die Hände gesenkt, wie er von Anfang gesessen. Run hob er die Augen zu denen des Mädels. Sein Mick war erschrocken und — aMMch. „Monika", sagte er rauh und gab sich Mühe, die bebende Stimm« zu meistern

, „wellen wir zum Pfarramt hinüber, uns aufbieten lassen?" Sie «ickle. Tränen liefm ihr über die Wangen. Sie gingen und sprachen kein Wort. Was wäre auch weiter zu sagen ge wesen? Sie hatten ihre L.ebe gerettet, das wußten sie beide. — Monate später, als die nistenden Vögel samt ihrer Brut das Briefkästchen längst wieder verlassen hatten, ging Johannes daran, es von Halmen und Zweigen zu säubern. Da leuchtete es weißlich aus dem äußersten Winkel. Unter den Ueberresten des Nestes raschelte es von Papier

. Johannes zog es hervor. Was er in Händen hielt, war fein eigener Abschiedsbrief. Da lachte er schallend auf, wie man über einen längst vergessenen Dummeniungenstreich lacht, bei dem es um ein Haar hätte sehr schi^'gehen können. Er zerriß den Brief zu winzigen Fetzen, die er dem Wind zum Spiel hinstreute. Dann seufzte er tief und erlöst. Nosemarie von 7ankö: Vogelnest spielt Schicksal „jteta Brief für mich?", fragt«, wie alle Morgen, da» junge Mädchen, das wartend vor der Gartentür de» Dorstadthäus chen

es mir hundertmal sagen — ich weiß dock: es ist nicht wahr, daß du mich dazu brauchst, eine Lüge das, weil du siehst, was für ein Jammerlappen ick bin, ich ckeitsloser —. Ick geh' außer Land, Monika, ich sag' nickt wohin, so vergißt du mich rascher. Tu's, bitte! Sei glücklich! Johannes." Das stand in dem Brief. Aber der steckte tief im Dunkel des Kästchens, mitten unter Grashalmen, Wollrestchen und Daunen, mit denen die Vogelmutter das Rest ihrer künftigen Brut be reitet hatte. Und Monika freute

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Page 12 of 20
Date: 15.11.1924
Physical description: 20
«Nh Hoffnung,' und kräftiger und rascher schritt ich aus, als könnte ich bälder so das Glück erreichen. Es ist doch anders kommen. An meinen GedanEen war ich allmählich in das Dorf hirusingelanget und trat hier in Haus Oltens Krug, von wo ich in der Nacht so jählings hatte flüchten müssen. — «,Ei, Meister Johannes," rief der Alte auf der Tenne mir entgegen, — „was hattet Ihr doch gestern mit unseren gestrengen Junlern? Ich war just draußen bei dem Aus schank? aber da ich wieder eintrat, slucheten

sie schier grausam gegen Euch? und auch die Hunde rafeten an der Tür, die Ihr hinter Euch ins Schloß geworfen hattet." Da ich aus solchen Worten abncchm, daß der Alte den Handel nicht wohl begriffen habe, so entgegnete ich nur: „Ihr wisset, der von der Risch und ich, wir haben uns schon als Jungen oft einmal gezouselt? da mutzt's Herrn gestern noch so einen Nachschmack geben." „Ich rvettz, ich weiß" metnete der Alte? „aber der Junker sitzt heut auf seines Vaters Hof? Ihr solltet Euch hüten, Herr Johannes

ging ich endlich fort und nahm einen Umweg nach dem Hofe zu. Da ich unweit dem Tore zwischen die Eichen kam, begegnete mir Dietrich. Johannes", sagte er msd trat Hastig ans mich zu, „Ihr seid die Nacht schon tn Hans Ottsens Krug gervesen? sein Junge brachte mir Euren Gaul zurück — was habt Ihr mit unfern Junkern vorgehabt?" ,Marum fragst du, Dietrich?" — „Warum, Herr Johannes? — Weil ich Unheil zwischen Euch verhüten möchte." ,Mas soll das heißen, Dieterich?" frug ich wieder? aber mir war beklommen

, als sollte das Wort mir in der Kehle sticken. „Ihr werdet schon selber wissen, Herr Johannes!" entgegnete der Sitte. „Mir hat der Wind nur so einen Schall gebracht? vor einer Stunde mag's gewesen sein? ich wollte den Burschen rufen, der im Garten an de« Hecken putzte. Da ich an den Turm kam, wo droben unser Fräulen ihre Kammer hat, sah ich dorten die alte Bas' Ursel mit unserm Junker dicht beisammen stehen. Er hatte die Arme unterschlagen und sprach kein einzig Wörtlein? die Alte aber redete einen um so größeren

Haufen und jammerte ordentlich mit ihrer fernen Stimme. Dabei wies sie bald nieder auf den Boden, bald hinauf in den Efeu, der am Turm hinauswächst. — Verstanden, Herr Johannes, hab ich von dem allen nichts? dann aber, und nnn urerket wohl ans, hielt sie mit ihrer knöchernen Hand, als ob sie damit drohete, dem Junlker was vor Angen? und da ich näher hinsah, war's ein Fetzen lörau wert, just, wie Jhr's da an Euerem Mantel traget." „Weiter Dieterich!" sagte ich? denn der Alte hatte öle Augen

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Page 12 of 20
Date: 18.10.1924
Physical description: 20
allen des Ge schlechtes, unter buschigem Haupthaar zwischen zwo merk lich r-unden Augen saß. Ja, wenn sie seiner nur von fern gewahrte, so reckte sie wohl ihr Köpfchen vor und ries: „Johannes, der Buhz, der Bnhz!" Dann versteckten wir uns hinter den Scheunen oder rannten wohl auch sporn streichs in den Wald hinein, der sich in einem Bogen um die Felder und danach wieder dicht an die Mauer des Gartens htnanzicht. Darob, als der von der Risch das imte wurde, kam es oftnrals zwischen uns znm Haarraufen, wobei jedoch

insouders dem alten Fräulein solches zu gefallen schien. Das rvar Kin »Herr Baron" auf alle Frage und Antwort,- dabei Lachte sie Höchst odligeaur mit einer widrig seinen Stimme und hob die Nase unmäßig m Hie Lust? mich aber, wenn sch je ein Wort dazwischen gab, nannte'sie sröiig: »Er oder kurzweg auch „Johannes", worauf der Junker dann feine iruuden Augen einkniff und zu seinem Teile tat, als sähe er auf urich herab, obschon ich ihn um halben Kopses Länge überragte. Ich blickte auf Katharinen

? die aber kümmerte sich nicht uru mich, sondern ging sitiig neben dem Junker, ihm ma nierlich Red und Antwort gebend? den kleinen roten Mund aber verzog mitunter ein spöttisch Lächeln, so daß sch dachte: Getröste dich, Johannes? der Herrensohn schnellt itzo deine Wage in die Luft! Trotzig blieb tch zu rück und ließ Me andern dreie vor mir gehen. Als aber diese in das Haus getreten waren und ich davor noch au Herrn Gerhardus' Blumenbeeten stand, dariiber brütend, wie ich gleich wie vormals, mit dem von der Risch

ein tüchtig Haarraufen beginnen möchte, kam plötzlich Katha rina wieder zurückgelaufen, Aß neben mir eine Aster von den Beeten und flüsterte mir zu: „Johannes, weißt du, was? Der Buhz sieht einem jungen Adler gleich? Bas' Ursel hat 's gesagt!" Und fort war sie wieder, eh ich mtch's versah. Mir aber war ans einmal all Trotz und Zorn wie weggeblasen. Was kümmerte mich itzund noch der von der Risch! Ich lachte hell und fröhlich in den güldenen Tag Hinaus? denn bei den ttbermüttgen Worten

htnabgtng, nahm ich Abschied. Unten tm Ziurmer faß Katharina an einem Stickrahmen? ich mnßie der griechischen Helene gedenken, wie tch sie jüngst in einem Kupferrverk gesehen? so schön erschien mir der jnnge Nacken, dev. das Mädchen eben über ihre Arbeit neigte. Aber sie war nicht allein? ihr gegenüber saß Bas' Ursel und las laut aus eiuenl französischen Geschichten- b-nche. Da ich näher trat, hob sie die Nase nach mir zu: „Nun, Johannes," sagte sie. „Er will mir wohl ade sagen

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Page 7 of 14
Date: 04.11.1927
Physical description: 14
lud sie zu Gast Kirchweih — Musik — Fahnen — Tanz. Und aus der Speisekarte: Schweinebraten — Nierenbraten — Nachdem die beiden im Walde fröhlich Du zu einander gesagt hatten, frage Johannes jetzt: „Wünschen Sie einen Schweine oder einen Nierenbraten, Fräulein?" Das Fräulein wünschte einen Nierenbraten. Johannes schloß sich selbstverständlich ihrem Wunsche an. Als die mächtigen Portionen aufgetischt waren, bot er dem Fräulein die Niere seines Bratens an. Dieses zierte sich und wünschte

ihn nicht zu brauchen. Aber Johannes sagte, ihm läge nichts an der Niere und er ließ sich auch nicht belehren, daß die Niere das Beste am Nieren braten sei, wie der Glaube an der Liebe — Das Fräulein aß die Niere vergnügt und überließ Johannes dafür etwas von ihren Kartoffeln. Die Hoä>zeitsreise ging nach Norden. In einsame Schären, durch gischtendes Meer. Die junge Frau schiniegte sich beglückt an den Gatten und flatterte wie ein junger Vogel an Bord. Dem alten Kapitän taute das Herz im salzigen Leibe, sobald

er des klein»" Frauchens ansichtig wurde, seemannnstüchtia setzte er sein oerliebte Stimmung in Schnaps um und gab zuletzt ein n' ckes Abschiedsmahl. Dabei wurde Nierenbraten serviert. ,,^arf ich Dir meine Niere reichen, Schatz?" sagte Johannes zärtlich, „ich esse sie nicht." „Du bist so lieb", dankte sie beglückt und ließ sich das Vorge setzte schmecken. Und von da an bekam sie jedesmal die Niere, wenn es welche gab, und ihr Duft weckte immer freundliche Er innerungen an ihre Hochzeitsreise. Nach Jahren

, als die Liebe in den Hafen der Freundschaft ge landet war und bei einer Fahrt ins Grüne weniger der sonnige Dämmer harziger Wälder als ein lockender delikater Imbiß die Herzen erfreute, geschah es dann, daß die behäbige Frau ohne viele Worte ihrem Gatten die schöne Niere vom Braten nahm und kurzerhand sich selbst einverleibte. „Die Niere ißt Du ja doch nicht, Dicker", sprach sie dabei asthmatisch und blies die Backen auf. Woraus Vater Johannes zustimmend in den Bart brummte. Dann lag Johannes dem Tode

verfallen. Aber ein Frühlingstag, so mild und von so reinen Lüften, verlieh ihm noch einmal eine letzte Kraft, schwach richtete er sich im Bette aus und lauschte dem Gesang der Vögel. Der Arzt erkannte gleich dies letzte Aufflackern eines trüge rischen Lebenswillens und setzte sich an des Kranken Bett. „Wie geht es heute?" erkundigte er sich, „Haben Sie nach etwas Appetit?" „Appetit?" fragte Johannes schwach, „Appetit?" „Sie dürfen alles essen, nach was Sie Lust haben. Pfannkuchen, eingemachtes Huhn

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Page 10 of 10
Date: 09.04.1943
Physical description: 10
(Nacii<lrack verholen) 11 Herzest und Himmelblau Novelle von Ernst Kreische ' Johannes kam selbst und öffnete. „Mädel!" sagte er. „Ja, das ist aber wohl eine Ueber- rafchung! Und wie du bloß ausschaust —" Sie sah gleich, daß er fertig zum Ausgehen war. „Ich muß mit dir sprechen —", erklärte sie, „sofort! Vorher gehe doch bitte mal hin unter, ein Auto wartet drunten, das hat mich hergebracht, das muß bezahlt werden. Steck dir gleich fünfzig Mark ein, oder hundert — ich weiß nicht. Aber gehe

schon —" Er sah sie wohl verwundert an, tat aber doch, wie sie ihn gebeten. Sie ging derweilen durch den kleinen, finsteren Korridor in sein Zimmer, das dicke Telephonbuch lag gleich neben dem Apparat, und sie hatte Glück, weil sie schon nach kurzem Suchen den Namen Thomas Lukas fin den konnte. „Sehr dringend!" rief sie zum Fern amt. „Wie? Dann also als Blitzgespräch —" Johannes kam, er trug zwei Rucksäcke, ließ sie auf den Boden nieder und schritt auf Susann zu. „Daß du doch mal früher zurückkommst

—!" Er zog sie an sich. „Herrlich, daß du wieder da bist! Ich Hab'immer ein bissel Angst um dich, wenn —" Sein Mund suchte ihre Lippen, doch sie machte sich frei. „Ich habe mit dir zu reden, Johannes —" „So feierlich? Immerhin, wenn es schon nicht anders geht. Aber —", er zog die Uhr, „— ich habe wirklich bloß noch ein paar Minu ten Zeit. Eben bin ich angerufen worden, wahr scheinlich eine dringende Operation, und der Professor ist selber nicht recht am Zeug — was soll's also sein, kleine Bergbraut

?" „Laß das alles jetzt —", stammelte sie. „Es geht vielleicht um ein Leben, Johannes. Ich Hab' ihn ja selbst hergebracht, den Mann, den du " Der harte Zug, der so schnell in sein eben noch freudig bewegtes Gesicht kam, gab ihr plötz lich die notwendige Ruhe wieder. Mit knappen Worten erzählte sie ihm von Thomas Lukas und wie alles gekommen war, sie hielt dabei seine prüfenden, manchmal selbst beinahe un gläubigen Blicke aus, und als sie fertig war, wußte sie nichts anderes zu sagen, als: „Hilf

ihm, Johannes! Ich bitte dich, hilf chm " Bevor er noch antworten konnte, fchrMe der Fernsprecher. Sie eilte zum Apparat. Wien hatte sich bereits gemeldet. Eine sehr ruhige tiefe Frauenstimme sagte: „Hier bei Thomas Lukas. Wer spricht?" Janne! durchfuhr es Susann, aber für solche Gedanken blieb jetzt keine Zeit. „Gnädige Frau —", sagte sie, „erschrecken Sie bitte nicht, aber Ihr Mann ist nicht unbedeutend erkrankt. Ja. Rein, es war für ihn ganz un möglich, noch bis nach Wien zu kommen, wirk lich. Er liegt

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Page 10 of 10
Date: 30.03.1943
Physical description: 10
einen schlimmen Weg geführt haben mochte, der reich genug an Erfahrungen sein mußte, wohl auch schon ver bittert, unzugänglich, und dem nur noch die Natur allein eine Zuflucht bedeutete. Von der Heiligkeit der Berge hatte er geschrieben. Nein, er war gewiß keiner von jenen, die Redens arten gebrauchten. Dann wieder vergaß sie ihn beinahe ganz, wenn ihre Gedanken von der eigenen Bedräng nis erfüllt wurden. Johannes und sie — viel leicht war es in diesem einen Fall doch nicht gut

, daß sie sich in die Bergeinsamkeit setzte, die von allem abschloß und ein Eigenleben be dingte. Sie empfand, daß dies früher, vor Johannes, so ganz anders gewesen war. Da ging es um sachliche Dinge, um Entscheidungen, die materielle Werte betrafen, oder es galt, einen Ausgleich zu schaffen, neue Kraft zu sam meln, es mußte etwas überwunden werden, kurz, das waren Angelegenheiten, die gleichsam nur ihr äußeres Leben angingen. Diesmal stand immerzu Johannes vor ihr wie ein Bild, das mahnte, das nicht zu bannen blieb. Nicht selten

fühlte sie sich gerade während der letzten Tage versucht, hier einfach abzubrechen, heimzukehren mit der fatalistischen Ansicht: komme, was kommen muß. Dann wieder ver warf sie solche Pläne, weil die Gewohnheit, alle Vorhaben auch wirklich auszuführen, die Ober hand behielt. Sie konnte an Johannes denken wie an einen Bruder, mit dem man alles be sprechen darf, der in jeder Lage verläßlich blieb, also einen Halt bedeutete. Wenn sie ver suchte, darüber hinaus zu denken, kam sie nicht weiter. Mann

und Frau sein, das war wieder so ganz anders als jene gute Kameradschaft, die sie bislang mit Johannes verbunden hatte, und wenn sie es genau besah, nicht einmal immer eine gute Kameradschaft. Es blieben noch im mer viele Gegensätze. Gut. Sie war zu ver nünftig, um nicht einzusehen, daß Gegensätze sein mußten, wie das bei zwei Menschen immer ist; auch mochten gerade sie einem Nebenein anderherleben in der Ehe entgegenstehen. So bald sie aber tiefer griffen, um ausgesprochen Gegensätzliches zu schaffen

, dann bestand die Gefahr einer Reibung, eines Streites und schließlich eines Kampfes, während welchem ein Teil unterliegen mußte oder betbc aneinander sich verbrauchen würden. Johannes war zu kon sequent, manchmal ein klein wenitz überlegen, in vielen Dingen sogar grundsätzlich hart und unabringbar. Sie selbst brachte es wob! über unabbringbar. Sie selbst brachte es wohl über len und unbedingt. Widerspruch reizte sie, Nach giebigkeit des anderen ließ etwas wie Gering schätzung in ihr entstehen

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Page 9 of 10
Date: 07.07.1943
Physical description: 10
, die welt berühmte Pianistin, begrub. Der Graubärtige umging die vielköpfige Trauer gemeinde und verbarg sich hinter Palmen und Krän zen. Er mochte jetzt niemand sehen, niemand sprechen, wollte in abschicdsschwerem Gedenken allein sein mit der Toten, der seine Gedanken ein ganzes Leben hin durch gehört hatten. Erst als die Bahre fortgetragen, wurde, verließ er sein Versteck und trat zu den anderen. „Brahms! Johannes Brahms ist da!" ging cs durch die Reihen der Trauernden. Man überließ

dahin- rannen. » Vor vierzig Jahren war der zwanzigjährige Johannes Brahms an den Rhein, nach Düsseldorf, gekommen, um sich und seine ersten bescheidenen Musikwerke dem großen Komponisten Robert Schu mann vorzustellen. Bescheidenen Werke? Robert Schumann, auf dessen Gesicht schon die Anzeichen drohender Krankheit lagen, war über die vorge wiesenen Kompositionen in Helle Begeisterung ge raten. Wie einen, auf den man längst gewartet, hatte er den jungen Hamburger bei sich ausgenommen, ihm mit Rat

in eine Heilanstalt bei Bonn. Johannes Brahms war in Düsseldorf geblieben, um Klara in ihrem Leid nicht allein zu lassen. Immer enger schloß er sich ihr an. Wäre nicht die bange Sorge um den väterlichen Freund gewesen, nichts hätte erfüllungsreichcr sein können, als diese Zeit gleichklingender Gedanken, gemeinsamer Arbeit. Wie glücklich war er, sie auf Konzertreisen, zu denen materielle Bedrängnis sie zwang, zu begleiten. Wie leer und tot waren die Tage, wenn sie allein fuhr. Er arbeitete, und was er schuf, schuf

er für sie. Er spielte, was er geschrieben, auf dem Klavier durch und hörte gus jedem Takt den Ruf: Klara! Lag nicht in allen diesen Werken verborgen das Geständnis „Von ewiger Liebe"? Im Wachen und Schlafen sah er Klara Schumann vor sich, das zarte ovale Gesicht mit den dunklen Augen, dem schmalen Stirnband. Und immer tauchte dahinter das andere, vollweiche Gesicht auf. mit dem fernhin sinnenden Blick: Robert Schumann, der Freund und Helfer. Wie eine Flucht war es gewesen, als der junge Johannes Brahms damals

hinaus lieben werde. * Immer und in alle Zeiten hinaus. Johannes Brahms war seinem vorgezeichneten hohen Ziele entgegengegangen. Durchdrungen von seiner Mission, hatte er den Kampf gegen Aüfein- dungcn und Unverständnis ausgenommen, die man seiner eigenwillig ursprünglichen Musik entgeaen- brachte. In vierzig Jahren hatte er unermüdlich fein Werl durchgerungen, hinweg über Ausgepfiffensein und Auszeichnungen, über Lästerungen und Orden, über Gehässigkeiten zum Ehrendoktor. Er war der große

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Page 21 of 38
Date: 15.04.1939
Physical description: 38
des Reichsarbeitsdienstes, von deutschen Flugzeugen, von den Männern, die das deutsche Leben heute führen und ausrichten, von Adolf Hitler! Ich komme in eine Hütte und sehe diese Bilder und frage: „Kennst du diesen Mann, Johannes?" und ich zeige auf das Bild des Führers. Da sagt Johannes: „Natürlich kenne ich diesen Mann, das ist K a i s a H i t l a!" „Wieso Kaisa Hitla?" frage ich dagegen. „Bist du Duitschmann" antwortet Johannes gekränkt „und weißt nix von duitscher Geschichte, soll ich dir erzählen? Da war zuerst alte Kaisa

und dann war Kaisa Friedrich mit dem kranken Hals und dann Kaisa Wilhelm mit Schnurrbart und kurze Arm und dann große Oloch (Krieg) und dann Kaisa Ebert, da dicke Kaisa Ebert, nix Soldat und dann Kaisa Hin- „Der Reiter von Südwest", das schöne Denkmal der Landeshauptstadt Windhuk ist für das Deutschtum Südwest-Afrikas das Symbol unermüdlicher Pio nierarbeit in den Kolonien. denburg, große Soldat, viele totgeschossen in Rußlanda, in Frankreich und jetzt i st K a i s a Hitla!" Nun muß aber Johannes

weiter auspacken und fragen, was ihm so sehr am Herzen liegt: „Wann", sagt er, „wann kommen die Duitschen wieda zu uns?" „Ja. das weiß ich nicht, Johannes", antworte ich, „sie kommen bestimmt, aber wann, wann, das kann jetzt niemand sagen." Und Johannes dagegen: „Ich muh es aber wissen wann!" „Ja, warum mußt du es denn wissen, Johannes?" „Weil, Aubas (großer Herr, die Bezeichnung des südwestafrikanischen Eingeborenen für den Duitschen), weil ich, wenn die Duitschen kommen, gehe in Iudengeschäft, einkaufen

." Johannes macht eine un zweideutige Bewegung des Stehlens. Suter des kolonialen Gedankens: Der Reichskolonkalbund! Später dann erzählt mir Johannes, wie er sich die Wieder gewinnung Südwestafrikas vorstellt: „Aubas", sagt er, „haben wir doch Axi Berlin—Rom, Aubas haben die Duitschen doch meiste Flugzeuge von die Welt, können die Duitschen nicht liegen nach Lübien und dorr schlafen und dann fliegen nach Kamerun und Kamerun duitsch machen und dort schlafen und liegen nach Südwest und aufspannen

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Page 12 of 20
Date: 25.10.1924
Physical description: 20
au und ritz sich ein paarmal in seinen Zwickelbart. „Das ist nur so ihr Willkonmisgruß, Sieur Johannes," sagte er Sann, indem er sich bückte, um die Bestien zu streicheln. „Damit jedweder wisse, daß ein ander Regiment «llhier deav-nmen; denn — wer mir in die Quere kommt, den hetz ich in des Teufels Rachen!" Bei «den letzten Worten, Sie er Heftig ausgestoßen> hatte er sich Hoch anfgerichtet,' dann pfiff er sefnen Hunden und schritt über Sen Hof dem Tore zu. Ein Weilchen schaute ich hinterdrein

hielt, ihre Brust tu umogestümer Arbeit ging. „Nicht wahr", sagte sie leise, „hier ist ttzt nteuvawd mehr: niemand als mein Bruder und seine grimmen Hunde?" „Katharina!" ries ich,' „was ist Euch? Was ist das hier in Eueres Bater Haus?" „Was ist es Johannes?" und fast wild ergriff sie meine beiden Hände,' und ihre jungen Singen sprühten wie in Zorn und Schmerz. „Nein, nein,' laß erst den Bater in feiner Gruft zur Ruhe kommen! Aber dann — du sollst wein Bild malen, du wirst eine Zeit lang hier ver

weilen — dann, Johannes, hilf mir,' um des Toten willen, hilf mir!" Auf solche Worte, von Liebe und von Mitleid ganz be zwungen, fiel ich vor der Schönen, Süßen nieder und schwur ihr mich und alle meine Kräfte zu. Da lösete sich ein sanfter Tränengnell aus ihren Augen, und wir saßen w beucluauiix’i und sprachen lauge zu des Entschlafenen Gedächtnis. Als wir sodann wieder in das Unterhaus hinab gingen, fragte ich auch dem alten Fräulein nach. „Oh," sagte Kaharina, Bas' Ursel! Wollt Ihr sie be grüßen

— ihr aus Lübeck zur Verehrung nrttgebvacht. „So sagte sie, da Katharina mich genannt hatte, indes sie behutsam die elfenbeinern Pslöcklein umeinander steckte, „ist Er wieder da, Johannes? — Nein, es geht nicht ausi Oh, ckest un jen träs coinpligust! Dann warf sie die Pflöcklein übereinander und schaute mich au: „Ei," meinte sie, „Er ist gar stattlich angetan; aber weiß Er denn nicht, daß Er in ein Trauerhaus ge treten ist?" „Ich weiß es, Fräulein, entgegwete ich: „aber da ich in das Tor trat, wußte

nicht Haiti' ein End finden können, brach er gleich wohl plötzlich ab und schaute mich an. „Wisset Ihr, Herr Johannes," sagte er, „'s ist grau sam schab, daß Ihr nicht auch eilt Wappen habt, gleich dem von der Risch da drüben!" Und da solche Rede mir das Blut tu das Gesicht jagete, klopfte er mit seiner harten Hand mir auf die Schulter, meinend: „Nun, nun, Herr Johannes: 's war ein dum mes Wort von. mir: wir müssen freilich bleiben, wo «ns der Herrgott hingesetzet." Weiß nicht, ob ich derzeit

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Page 10 of 10
Date: 08.04.1943
Physical description: 10
, wo Thomas in ein Mietauto umge bettet wurde. „Nach Bruck —", sagte der Arzt und schrieb rasch einige Zeilen auf ein Blatt Papier. „Nein, nach Graz, bitte —", unterbrach ihn Susann. „Wieso? Es handelt sich hier unter Umstän den um Minuten — „Trotzdem. Ich möchte ihn nach Graz brin gen." „Bitte Der Motor sprang an. Johannes! dachte Susann. Und immer wieder: Johannes —. Für sie war es nunmehr das Natürlichste auf der Welt, daß sie mit Thomas zu ihm fuhr, der ihr jetzt als der Begriff aller Hilfe erschien

. Johannes —. Die vielen Windungen der Straße bis nach Kapfenberg mußten langsam gefahren werden, bei jeder Erschütterung stöhnte Thomas auf, es mußte qualvoll für ihn sein. Bon Bruck an glitt der Wagen auf dem breiten Asphalt mit größ ter Schnelligkeit dahin, die Mur führte hohes, reißendes Wasser, an den Sträuchern und Bäu men längs des Weges zeigten sich die ersten grünen Blätter. . Thomas schien in einen unruhigen Fieber schlaf gefallen zu sein, der Kopf ruhte auf Su sanns Schoß, sie strich ihm immer

wieder das feuchte Haar aus der Stirn. Draußen glitt Frohnleiten vorüber, hier schien die Nachmit tagssonne, zwei Hunde liefen neben dem Wagen her und kläfften, eine rumpelnde Holzbrücke kam, es ging über die Mur hinweg ans andere Ufer. Johannes! dachte Susann. Wenn er Dienst hatte, würde er ihr helfen. Heute war ein Mitt woch. Vielleicht hatte er wirklich Dienst. Als Chirurg hatte er eigentlich immer Dienst, natür lich. Und wenn nicht, dann waren eben andere Aerzte da, drei, vier, und noch mehr. So ein großes

Krankenhaus. Es mußte ja auch gar nicht so schlimm sein — Fabriken tauchten auf, rauchende Schlote, ein Schotterwerk prasselte, die Mur war auf ein mal nicht mehr da. Johannes —. Wenn er fragte, wollte sie ihm alles sagen. Auch sonst würde sie ihm alles sa gen. warum auch nicht? Er besaß ein Recht auf die Wahrheit, und es war alles nicht so schlimm. Wenn nur Thomas geholfen wurde. „Ianne —", murmelte er eben, „Ianne —" „Es dauert nicht mehr lang —", sagte Susann begütigend und dachte: Er liebt

Operationen. Gewiß, ich rufe chn gleich an. Der Patient kann inzwischen abge holt und vorbereitet werden —" Johannes! durchfuhr es sie. Er war also nicht hier, würde aber geholt werden. Sie mußte noch vorher zu chm, das war chr sofort voll kommen klar. Sie sah nach der Uhr: halb vier. „Wann wird er operiert?" „Kaum vor Abend. Augenblicklich besteht kaum unmittelbarste Gefahr, auch ist er zu er schöpft —" „Ich komme wieder —", sagte sie. Der Wagen wartete noch. Sie überlegte, daß sie nicht einmal soviel

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Page 5 of 28
Date: 11.11.1927
Physical description: 28
spät von der Po lizei, den politischen Behörden, der Gendarmerie und der Protokoll, worin zu lesen stand, daß in einem Waggon ver- schimmeltes und verfaultes Heu gewesen sei, das man hätte vernichten müssen. Später erst stellte sich heraus, daß die 10 Tonnen Salami fiir den Armoestab bestimmt gewesen waren. Der Freund des Akzessisten Johannes war Forstingenieur und im Felde Kommandant einer Korpsbäckerei. Johannes schmachtete, so oft er ihn besuchte, die hübschen Photographien eines Mäd chens

an, die in Schlesien um den Ingenieur bangte. Da nun der Ingenieur recht verliebter Natur ivar, ließ er sich des öfteren vom Akzessisten einen offenen Befehl ansstellen und besuchte auf „schwarzen" Urlauben seine Braut. In seiner Abwesenheit gab es nun einmal eine Inspizierung, und zwar durch den Armee intendanten, der als sehr streng galt und unaufhörlich Fragen stellte. Johannes fühlte in sich die Pflicht, seinen Freund, der wieder einmal schwarz auf Urlaub war, zu retten. Er schlüpfte in eine Uniform

des Freundes, strich seinen Vollbart zurecht, setzte seine Brille für Fernsicht auf, legte sich in seine Kappe einen Zettel, worauf der Bäckerfeldwebel alle Antworten auf die wichtigsten Fragen geschrieben hatte, die zu erwarten waren, ließ die sechs Feldbackofen überheizen, um den unbedeckten Kopf motivieren zu ° können und erwartete klopfenden Herzens das Unheil. Der Intendant stellte zwar Fragen, die Johannes aus der Kappe stotternd beantwortete, zeigte sich aber sonst sehr gnädig und war des Lobes voll

. Beim gemeinsamen Mittagessen machte er so leichthin die Bemerkung, daß er sich nachmittags auch das Schlachtviehfelddepot anfehen wolle. Johannes blieb der Bissen im Halse stecken, er entschuldigte sich bald wegen Uebelseins, schwang sich auf ein Lastauto, da» gerade vorüber rollte, und begab sich damit zu seiner Abteilung. Dort rasierte er sich in Hast den Vollbart, ließ die Brillen verschwinden, zog seine eigene Uniform an und meldete sich dann stramm als Akzessist.Johannes, in der Hoffnung

der Tiere und diese .Handschuhe waren schon nach der ersten Probe nicht mehr weiß. Und so gabs der Anstände viele und ver arme Akzessist stand bald da wie ein begossener Pudel. Sechs Wochen später las man im Armeebesehl die Dekorierung des Forstingenieurs mit dem Kixuum laudis, während Johannes eine Rüge erhielt wegen Nachlässigkeit im allerhöchsten Dienste. Auf solche und ähnliche Art sorgte unser Johannes dafür, daß seine Kameraden ausgezeichnet wurden, während er leer ausging, was ihn nicht wenig

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Page 4 of 12
Date: 26.09.1900
Physical description: 12
Herr Dr. Otto von Sölder als Hausvater die Erschienenen, namentlich die Damen, unter welchen zwei Töchter des durch die Feier zu ehrenden seligen Johannes sich befanden, sowie die Vertreter der auswärtigen Sectio neu. Es entwickelte sich ein fröhliches Hütten¬ leben, ans dem sich die Damenwelt bald in den für sie reservierten Schlafraum zurückzogen. Als sich die ausdauerndsten Kneiper in das Henlager des Dach- raumes verkrochen, rüsteten

von einigen Herren und einer Dame, in diesem Jahre der ersten Besucherin, glücklich erstiegen. Inzwischen war das Gros der Hüttengaste, sümmtlich auf dem neuen Wege, der in Serpentinen znm Schartl an der Kleinen Weiße führt, in einer Höhe von etwa 3000 nr angelangt, und hier gedachte der Vorstand- Stellvertreter der Section Meran, Herr Dr. v. Söl¬ der, der Verdienste, die sich der unvergessliche Johannes um die Erschließung des Zielthales

, um die Erbauung der Lodner Hütte und den damit er¬ leichterten Besuch der Texel- Gruppe erworben. Zum Danke hiesür und als immerwährende Er¬ innerung an den viel zu srüh von uns Geschiedenen habe die Section Meran beschlossen, diesen Weg zur Verbindung mit der Stettiner-Hütte zu bauen und ihn „Johannes-Weg" zu nennen. Der Redner er¬ suchte nun die beiden Fräulein Mathilde und Anny Johannes, als Erste das Schartl zu betreten, in welchem die Anbringung

einer entsprechender: In¬ schrift vorgesehen ist. Es war eine einfache, aber erhebende Feier in dieser großartigen Umgebung. Der Rückweg zur Hütte gieng flott vonstatten und bei vorzüglich zubereiteten Tiroler Knödeln und Eingemachtem verstrich die Zeit nur allznrasch. Als auch die Besteiger des Lodner, deren Abstieg über den steilen Gletscher vom Johannes-Weg aus be¬ obachtet werden konnte, zurückgekehrt waren, wurde ein von Frau Bertha Johannes geschenktes

" Festgäste nach Meran zurückbeförderten. Herr Franz Johannes, Bank-OberbeamLer in München, hatte zur Feier ein Danktelegramm für die sinnige, seinem verstorbenen Bruder erwiesene Ehrung ge¬ sandt, außerdem waren Begrüßungsschreiben von an der Theilnahme verhinderten Mitgliedern der Section Meran, sowie von der Section Zwickau als Besitzerin der Hütte am Rothmoosjoch und der Section Hannover als Eigenthümerin des Kaiserin Elisabethhanses auf dem Becher

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Page 7 of 14
Date: 05.12.1940
Physical description: 14
gut gelingt, wogegen sie beim Sprung ver sagen oder stürzen. Solch einer war Johannes Alzinger, dem mit dreißig Jahren das Glück widerfuhr, auf das Podium eines Wiener Konzertsaales zu gelangen. Damit war er aus der Bahn seines bürgerlichen Alltags geworfen. Er kam nach dem Konzert aus Wien zurück in seinen kleinen Heimatort und sah, daß ihn die Mitbürger achtungsvoller grüßten, daß sie zweifel los ein wenig stolz auf ihn waren. Er fühlte, daß er eine Ver pflichtung auf sich genommen

hatte. Und dieser Verpflichtring wollte er in Hinkunft leben. Der erste Anlauf war somit gelungen. Aber der entscheidende Sprung? Man kann nicht sagen, daß Alzinger nicht mit Ent schiedenheit den Weg verfolgte, auf den er nun gedrängt wor den war. Er arbeitete, er schuf, ein großes Werk wollte er be wältigen, es war eine Oper. Wenn Johannes Alzinger von ihr sprach, verklärte sich sein Blick: oh, die Menschen würden sehen! Aber die Menschen kamen nicht dazu, diese Oper zu sehen oder zu hören, denn sie wurde nicht aufgeführt

von Kunstfertigkeit, aber mit viel Liebe und Innigkeit. Gerührt darüber, daß jemand sich seines Werks so freundlich annahm, schloß er mit ihr eine Freundschaft, die auf dem Gleichklang zweier Herzen beruhte. Diese Freundschaft vertiefte sich immer mehr und eines Tages wurden die beiden ein Paar. Und nun hatte Johannes Alzinger wenigstens einen Menschen, für den er seine Elegien ersann und dem er damit ein Glück mitteilte, das er der ganzen Welt hätte schenken wollen. Darüber kam sein fünfzigster Geburtstag heran

, und er sollte Johannes aus der Vergessenheit reißen, der er nachgerade anheimgefallen war. Denn eines Tages erschienen bei ihm ein paar Herren, die ihm mitteilten, man wolle seinen Festtag mit einem Konzert feiern, das nur seinen Werken Vorbehalten bliebe; der große Stadffaal wäre schon gemietet und ihm selbst sei es zugedacht, am Dirigentenpult die Leitung zu über nehmen. Wer erfaßt sein Glück? Er warf sich mit vollem Eifer auf die Aufgabe, die sich ihm da bot, er studierte ein, er probte

, alles, was er je geschaffen, klang aufs neue und schöner denn je. Mußte das Konzert nicht ein großer Erfolg werden, der den Leuten zeigte, wie sehr sie ihm Unrecht getan? Und das Konzert fand endlich wirklich statt, aber was sich dabei begab, ist schwer zu schildern. Aeußerlich schien alles gut zu verlaufen, es kamen viele Leute, und Frau Annette, die in einem verborgenen Winkel faß, sah ftoh, wie sich Bank um Bank füllte. Dann erschien Johannes Alzinger, und die In strumente setzten ein. Er dirigierte mit Feuer

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