938 Sie abzuholen , ich Sie heute nicht bei mir gesehen hätte." Bernard näherte sich der Gräfin und ergriff ihre Hand. .Sie lieben mich also, mein Herr?" sprach die Gräfin. „Ja Madame,« erwiederte Bernard; „ich liebe Sie, ich zittere aber, indem ich eS sage. Ich weiß, wie reich Sie sind, und daß es mir, dem es an Allem gebricht, nicht erlaubt ist, Sie zu lieben, oder doch, es Ihnen zu gestehen, ohne mich dem Verdachte niedriger
Geldgier auszusetzen, ein Urtbeil, das Jedermann über mich fällen wird." „Ich weiß Ihnen Dank, Herr Bernard. für Ihre vernünftige Bemerkung," sagte die Gräfin. „Ich merkte wohl, warum Sie vor einer Erklärung zurückbeben mochten. Darum will ich reden und will den ersten Schritt thun ; ich sage Ihnen , daß ich Sie liebe und Ihnen meine Hand anbiete." Bernard wußte bei diesen Worten nicht, ob er wache oder träume. „Mir, mir?" rief
er aus. „Ja Ihnen, mein Freund." „Sie, mich lieben!" rief Bernard ganz erstaunt aus. „Seit ich Sie gesehen habe ; ja ehe ich Sie gesehen, hat mein Herz Sie gerufen, haben meine Augen Sie gesucht, und hätte ich Sie nicht gefunden, so wäre ich Witwe geblieben, und hatte stets den Mann gesucht, dessen Bild so tief in mein Herz gegraben war, den Mann, für den ich, seit ich frei bin, meine Person und mein Vermögen bestimmt habe." Bernard konnte ihre Worte
nicht verstehen; jedoch ergab er sich mit Geduld in sein Glück. „Welche tiefe innige Liebe muß ich ihr doch eingeflößt haben!" dachte Bernard. „Sie hat alle ihre Verehrer verschmäht, mich den schönen, reichen, weit über mir stehenden jungen Männern vorgezogen, und, waS noch mehr heißt, sie willigt ein, ihren schönen gräflichen Namen von Chamilly mit dem spießbürgerlichen einer Madame Bernard zu vertauschen!" Ja, dies war sicherlich ein wahres Wunder
, denn das schwerste Opfer, so eine Frau ihrer Liebe bringt, ist das ihrer Eitelkeit. Doch betrieb Frau von Chamilly ihre Heirat auf das Eifrigste. Bernard, der in weniger: Tagen Millionär werden sollte, gab seine kleine Stelle von Herzen gerne dem Minister zur Verfügung zurück, und machte seinen alten Kameraden seinen letzten Besuch. Da nahm ihn der Bureauchef, der ihn so gut unterrichtet hatte, abermals bei Seite : „Sie werden also die Frau