Paal LBbe: Vor 25 Jahren brannte das Reichstagsgebäude Der Verfasser ist der bekannte sozialdemokrati sche Politiker, der von 1PC0 bis 1032 Präsident des damaüsen Deutschen Reich st .Utes war. Der 1875 hl Schlesien fahorene Politiker war zuerst Schrift setzer tmd dann Schriftleiter in Breslmi. später in Berlin. Der mm SSjährtRC lebt mm in der Deut schen Bundesrepublik. 25 Jahre sind am 27. Februar vergangen, seit der Alarmruf „der Reichstag brennt" nachts durch die Straßen der Reichshauptstadt
zu verwischen. Wo diese Täter zu suchen waren, darüber gab es allerdings keinen Zweifel mehr. Der objektive Betrachter entdeckte eine Anzahl von merkwürdigen Einzelheiten, die auch mir ins Auge fielen, der ich dem Reichstag 1932/33 als Vizepräsident angehörte. Da waren zunächst die bereits in wenigen Minuten am Brandherd aufgetauchten natio nalsozialistischen Koryphäen Deutschland stand sechs Tage vor der Neuwahl des Reichs tags. Die Abgeordneten und Kandidaten aller Parteien waren zur Agitation
. Das Wolffsche Telegrapbonbüro wurde veranlaßt, ein Extrablatt herauszuge ben mit der Schlagzeile; „Der Reichstag brennt an allen Ecken". In Wirklichkeit brannte er an keiner der vier Ecken des Ge bäudes; der Brandherd befand sich im Sit zungssaal unter der Kuppel. Das Priisldcntenzimmcr, die Ausschuß-Säle, die Bibliothek, das Archiv, die Aktenzimmer, die Druckerei — all das blieb unversehrt. Eingeäschert wurde der große Sitzungssaal, der inmitten des Gebäudes lag. Das Gestühl, die Täfelung, die Vorhänge
nichts gesche hen. Ernst Torgier, Dimltroff, Popow und Taneff, die man später als Täter verfolgte, wurden freigesprochen, weil ihnen keine Be teiligung und Mitschuld an dem Attentat nachgewiesen werden konnte. Der unterirdische „Gang“ Es blieb ein Rätsel: Wie waren die wirkli chen Verbrecher ln den Reichstag hinein, und wie waren sie ungesehen wieder heraus Mgciiiumci uni Herausgeber; Verlageanjlaii Albe»;a ‘1 m. b (1. Bozen. — Druck: Druckerei der Verlagieotta'i ’iibesla ü.pi.bil Bozen. — Ermächtigung
im Präsidentenhaus, das damals Göring bewohnte, und der dritte zur Verteilung der Leitungen im Reichstag selbst. Da die Pförtner an beiden geöffneten Porta len keinen Fremden in das Gebäude hinein- und niemanden hinausgelassen hatten, ist cs klar, daß dies der Weg gewesen sein muß, den die wirklichen Brandstifter genommen hatten, während sie van der Lubbe mit der „Außon- arbeit“ betrauten. Nach und. nach begriff die Öffentlichkeit, daß es sich bei diesem Streich um ein wohl vorbereitetes Verbrechen gehandelt