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Page 12 of 32
Date: 07.07.1995
Physical description: 32
um. „Vater, ich will heut zur Beicht', ich will fragen.“ Mathias sagte nichts. Er hatte darauf gewartet. Er wandte sich ab und hörte kaum, was ihm die Liese noch einmal sagte von Beruf und Gnade, von Nächstenliebe und Herzensfrieden. Zuletzt sagte er nur: „Geh in Gottes Namen!“ Dann ging er fort - in den Herbst hinaus, über die kühlen Felder bis in den gelben Wald. Aber wie er eine Weile gewan dert war, faßte ihn eine furcht bare Bangigkeit und eine zeh rende Sehnsucht nach seinem Kinde, und er kehrte

um und ging dorthin, wo sie war. Dun kel lag die Kirche. Das Ewige Licht nur brannte rot und ma gisch vor dem Altar; hie und da flammte ein Lichtlein in den Bänken der Beter, und große Schattén huschten über die al ten Bilder. Mathias Berger kniete in eine Bank und durchlebte die schwersten Minuten seines Le bens. Im Winkel dahinten im Beichtstuhl, bei dem Franzis kaner, war seine Liese, und dort wurde entschieden über sie und über ihn. Qualvoll langsam verging die Zeit. Sie war so lange, so lange

! Freilich, ihre Frage war schwer. Er wandte sich um - sah sie an - fragend - bittend. Sie lächelte leise und neigte bejahend das Haupt. Dann kniete sie zu dem Bilde der schmerzhaften Madonna. Mathias Berger legte das Ge sicht auf seine Hände. Und draußen klang die Abend glocke. In der großen Wohnstube des Buchenhofes brannte die Pe troleumlampe. Heinrich saß, wie fast immer an den Abenden, über einem Lehrbuch, und Lene nähte. Sonst war niemand da. Da trat Mathias Berger ein. Lene erhob sich: „Ich bring

' dir gleich das Es sen, Mathias.“ „Laß, Lene, laß! Ich will nicht essen!“ Sie sah ihn betroffen an. „Was ist mit dir, Mathias? Bist du krank? Du bist ja kreideweiß im Gesichte.“ „Nein, ich bin nicht krank! Aber es - es ist was passiert, und ich muß mit euch reden, mit euch beiden.“ Die Geschwister schauten sich fragend an. Ma thias Berger setzte sich. Er sah sie an mit seinen guten, treuen Augen, weh und schmerzlich. - So würgte er hervor: „Denkt amai: Meine - meine Liese geht ins Kloster!“ „Mathias

! Mathias!“ Sekundenlang war es still. Mathias sprach weiter: „Es geht ja schon lange drum, und ich hätt’ auch schon was gesagt, aber es hat sich heute erst richtig entschieden.“ „Mathias, das - das ist ja nicht wahr, das kann nicht sein, das ist Unsinn, was du sprichst.“ „Es ist wahr, Lene, es ist wirklich wahr! “ Heinrich hatte bis jetzt wie versteinert dagestanden. Nun sprach er wie gepreßt: „Warum? Warum tut sie das?“ Mathias Berger schlug die Augen nieder. „Sie sagt, sie hat Beruf

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Page 51 of 68
Date: 24.12.1992
Physical description: 68
öolcmntcn- Nr. 298 DoyFr./Sa./So., 24J25./26./27. Dezember 1992 Mas Iffeiämat htein transita Ramo feHfl eatle BeM-sfes im * , ^ ' lose® und Umgetang VII Den ganzen Abend hatte Mathias im Schnee gewartet Eine Schachtel Streichhölzer fürs liebe Christkind „Das Engelskanzcrt “ von Hans Baidung Grier, Ausschnitt aus dem Hochaltar des Freiburger Münsters. Repro: „D“ Winterlandschaft auf handbemalter Christbaumkugel. Aufn.: Erika Camper Ein Weihnachtsmärchen von Hans Christian Andersen

hatten. Sie alle hatten ihn nicht gesehen oder nicht beachtet. Aber noch immer kauerte der kleine Mathias dort zwischen Aposteln und Rittern. In seinen blaugefrorenen Händen hielt er ein Paket mit Zündhölzern, und je tiefer ihm die Lider über die Augen sanken, um so deut licher wurde unter seinem wir ren Haarschopf all das, was sich heute zugetragen hatte. Wie bunte Bilder aus einem Märchenbuch wiederholte es sich. Seite um Seite wurde um geblättert, erst langsam, dann schneller und schneller... Als Mathias am Morgen des gleichen

Tages aufgewacht war — in einem engen Stübchen hoch unter dem Dach eines Miethauses, da saß seine Mut ter noch Immer an der Nähma schine. Sie hatte müde Augen, aber lächelte doch, als sie sagte: „Das Kleid ist fertig, Mathias. Steh auf, wasch dich und bring es schnell zu Frau Adamson — dann kann das Christkind auch zu uns kommen!“ Mathias tat, wie ihm gehei ßen, aber er verstand nicht recht, warum Mutter erst ein Kleid für Frau Adamson nähen mußte, bevor das Christkind auch zu ihm kommen konnte

haben kön ne. Er fand keine Antwort, aber da er ein fixer Junge war, be schloß er, den einfachsten Weg zu wählen und Frau Adamson zu fragen. Die mußte es ja wis sen. Frau Adamson freute sich sehr, als er kam, gab ihm den Umschlag mit dem Geld und schenkte ihm außerdem noch ein blitzblankes, silbernes Fünfzigpfennigstück. „Das ist für dich“, sagte sie, „und nun lauf schnell heim!“ Mathias aber blieb stehen und sah Frau Adamson unver wandt an. „Nun“, sagte die, „hast du noch etwas auf dem Herzen

?“ „Ich", druckste Mathias, „ich wollte nur, ich ..." „Ja?“ sagte Frau Adamson und zog die Augenbrauen hoch. Da platzte Mathias einfach heraus: „Warum kommt das Christkind erst zu mir, wenn Mutter ein Kleid für dich ge näht hat, Tante?“ Da lachte Frau Adamson: „Weil in diesem Umschlag Geld für deine Mutter ist, klei ner Naseweis, und weil das Christkind nicht kommen kann, wenn man kein Geld hat.“ Mathias stolperte benommen die Treppen hinunter. Die Ge danken schlugen in seinem kleinen Köpfchen Purzel baum

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Page 2 of 16
Date: 16.07.1984
Physical description: 16
und veröffentlichten Umfrage des parteiunabhängigen Instituts Foreign Policy Association hervor. Die Befürworter einer gemäßigten MilitärpoliUk waren dabei in der Mehrheit. Hans Ernst ■ ■ - ■ as Heimat auf neuem Grund COPYRIGHT BY ROSENHEIMER VERLAGSHAUS ALFRED FÖRG Dumpf klingen die Stimmen der Be tenden durcheinander. Unter dem Atem der vielen Menschen ducken sich die Kerzenlichter und brennen ruhig. Der Rosenkranz ist zu Ende. Die Men schen erheben sich, und Mathias sagt ihnen Dank fürs Kommen

. Unter der Haustüre fängt er die Holmaier Regina noch ab. „Regina, auf ein Wort. Du warst schon einmal bei uns und kennst dich aus. Möchtest ned so gut sein und mir aushelfen für die nächste Zeit, bis ich jemand gefunden habe?" , Ja, freilich. Nur—es ist halt, du weißt ja, — mein Mohrackerl.“ „Den kannst du ohne weiteres mit raufnehmen." „Gut, dann bin ich morgen früh da.“ Als Mathias in die Stube zurückkehrt, steht die Sägmüllerin mit verschränkten Armen an den Ofen gelehnt und schaut ihm erwartungsvoll entgegen

. „Magst was trinken, Mathias?" Er schüttelt den Kopf. , Ja, was magst denn dann?" „Nichts.“ Sie stemmt sich vom Ofen ab und tritt vor ihn hin. In ihren Augen ist ein seltsa mes Flimmern. „Soll ich dableiben, oder erst morgen früh wiederkommen?" Ganz ruhig schaut er sie an und ganz ruhig antwortet er: „Überhaupt nimmer.“ „Waaaas?“ „Ich habe zuvor grad mit der Holmaier Regina geredet. Die kennt sich aus bei uns und kommt morgen früh rauf." Der Sägmüllerin verschlägt es die Sprache

. Dann werden ihre Augen ganz schmal, und das sonst so schöne Gesicht verzerrt sich. „Ja sag einmal, spinnst du?" Mathias wendet den Kopf zur Tür hin. „Barbara, da draußen im Flur liegt die Mutter auf dem kalten Schrägen. Müs sen wir da herinnen streiten?“ Für einen kurzen Augenblick sieht sie ihn mit Augen an, vor denen er er schrickt. Ein böser Funke glüht darin, ein Zug vonTücke, der sich da offenbart. Und nicht nur in den Augen allein ist dieses Böse, sondern über dem ganzen Gesicht. Ihre Nasenflügel vibrieren

, die auf der Ofenbank steht und in der sie wohl ihr Nachtzeug verstaut hat, und fährt mit drohendem Unterton fort: „Aber es wäre ned gut, Mathias, wenn du glaubst, du könntest mich einfach so auf die Seite stellen. Mich stellt man ned einfach weg wie einen Gegenstand, den man nimmer braucht." Jetzt wäre für Mathias der Augenblick gekommen, ihr zu sagen: Du hast recht, ich brauche dich nicht. Aber Mathias ist viel zu müde, um sich an diesem Abend noch auf die große Auseinandersetzung einzulassen

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Page 24 of 36
Date: 20.07.1995
Physical description: 36
die Entwicklung bestimmt. Und so wird der Branzoller Frühling jede weitere Entwicklung von nun an mitbestimmen, zum Wohle der Bürger von Branzoll, die diesen Samen mehrheitlich gesät haben. Erwin Pfeifer, Branzoll © COPYRIGTH BY PDK - PRESSEDIENST - LITERATURAGENTUR 49 „Wir müssen auch endlich amai miteinander verrechnen. Wer weiß, was nu aus dir wird, und um mein Geld möcht’ ich nich kommen.“ Der Buchen bauer sah Mathias unsicher an. „Das sind Ausreden! Um das Geld ist dir’s nicht. Ich versteh’ dich schon

!“ „Schön, wenn du mich ver stehst! Jawohl, ich geh’ dir nich vom Halse, bis du schläfst oder bis du wieder andere Augen hast - nich solche! Verstehste mich? Und ’rausschmeißen kannst mich nich, keen Knecht packt an, und allein biste zu schwach. Ich geh’ dir nich vom Leder, Heinrich, du magst ma chen, was du willst.“ Heinrich Raschdorf trat mit verbissenem Zorn ans Fenster. Der Mann wollte ihn durch das Gerede um seine Stimmung bringen, um seine Stimmung. Das merkte er. „Mathias, du hast mich seit her

nicht gefunden, warum kommst du jetzt? Ich brauch’ dich nicht, ich will dich nicht! Ich will, daß du mich machen läßt, was ich Lust hab’l Ich nehm’ von dir keine Lehre mehr an, verstehst du? Und wenn du durchaus hier bleiben willst, gehe ich!“ „Wenn du gehst, gehn wir zusammen, Heinrich“, sagte Mathias und erhob sich. Voll Ingrimm sank der junge Buchenbauer auf einen Stuhl. Bis gegen zwei Uhr nachmit tags zankten sie miteinander. Gegen drei Uhr schlief Hein rich Raschdorf wirklich auf dem Sofa ein. Seit drei

Nächten hatte er nicht mehr ordentlich geschlafen, und es lag wie schwere Betäubung auf seinem Hirn. Mathias setzte sich in den Lehnstuhl am Fenster und wachte bei ihm. Durch den tie fen Emst seines Gesichtes schimmerte ein Lächeln über den Sieg, den er errungen. Nach einiger Zeit kam der Schaffer in die Stube getappt. „Pst! Tritt doch nich so auf, Mensch!“ Der Schaffer zog die Holz pantinen aus und nahm sie in die Hand. „Is wahr?“ fragte er leise und zeigte mit den Pantinen erst auf Heinrich

und dann nach dem Kretscham. Mathias nickte. ; „Ja, sie is fort! Weil ihr Bru der angezünd’t hat, denkt sie, sie darf nich als Frau uff a | Buchenhof kommen. Sie hat zu- j viel Ehrgefühl.“ ■ Dem Schaffer fiel eine Pan- ; tine auf den Fußboden. „Pst - ! Mensch! Halt doch deine Lat schen feste! A muß schlafen! “ j „A is wull - a is wull - ganz S disperate um a Kopp?“ „Ja, aber geh Lieber 'raus! Ich erzähl’ dir’s heute abend.“ Der Riese bückte sich gehor sam nach seinem verlorenen Pantoffel und schlich aus der Stube

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Page 3 of 8
Date: 28.07.1952
Physical description: 8
Kehraus ln der Lelthfafhleflk 34 Wettbewerbe: 8 Weltrekorde, 15 Olympische Rekorde Die Leichtathletik ist zu Endel Samstag-Sieger: Bob Mathias (Zehnkampf); Frauen); Jackson (200 m Frauen). Italien „erfechtet" eine „Goldene Helsinki, 26. Juli. Man ist es nun schon gewohnt: ein Olympia-Helsinki ohne Rekord, wäre eine Suppe ohne Salz. Rekord ist heuer die große Parole, Rekorde und wie der Rekorde. Samstag reihten sich die Rekorde wieder ordnungs-, plan- und pro grammäßig an. Vier Wettbewerbe: drei

, also nach vier Jahren, erschien Mathias wieder in der olympischen Kampf stätte. Er wurde gleich vorweg als haus hoher Favorit angesehen. Und diese Vor aussage stimmte aufs Härchen. Bob errang nicht nur wieder seinen obligaten Sieg, er gab sich damit nicht zufrieden, sondern er stellte wieder eine neue Weltbestleistung auf. Mit 7887 Punkten steht er mit großem Abstand unerreicht in der ganzen Welt da. Er ist mit Fug und Recht der beste Athlet der Welt. Seine Leistung geht wirklich ins Phantastische

, es «der- fechtete* sich eine «Goldene'», indem es das Degen-Mannschafts-Fechten gewann. Was im Florett entschlüpft ist, wurde im Degen wie der gutgemacht. Zehnkampf: Sieger: Bob Mathias (USA.) Der amerikanische ' Wunderknabe, der 1948 mit 17 Jahren nach London kam und dort die große Regenschlacht gewann, galt auch heuer als haushoher Favorit. Gegen diesen Mann kommt derzeit kein Athlet auf. Erat vor wenigen Wochen stellte er einen neuen Weltrekord auf. Er allein wäre im stande, eitn Ländertreffen zu gewinnen

damit -«Sieder einen neu-:n Weibrekord! 1. Bob Mathias (USA.) 7887 Punkte (neuer Weltrekord und Olympiarekord); 2. Mill Campbell (USA.) 6975 Punkte; 3. Floyd Simmons (USA.) 6788 Punkte; 4. Volkov (Rußland) 6674 Punkte; 5. Hipp (Deutschland) 6449 Punkte; 6. Wiedenfeldt (Schweden) 6388 Punkte. Es folgen: 7. Tannender (Schweden) 6308 Punkte; 8. Sohirmer (Deutschland) 6118 Punkte; 9. Elliot (England) 6044 Punkte; 10. Kuznetov (Rußland) 5937 Punkte. Die einzelnen Wettbewerbe: 10o m: l. Campbell 10.7; 2. Mathias

10.9; 3. Vera 11.1; 4. Reikko 11.3; 5. Volkov 11.4; 6. Kuznetov 11.4; 7. Tannander 11.4; 8. Elliot 11.4; 9. Widenfeldt 11.4; lO.Koz- hevnikov 11.4. Weltsprung; Heinrich 7.10; 2. Kuznetov und Volkov 7.09; 4. Simmons und Iriarte 7.06; 6. Mathias 6.98; 7. Vera 6.96; 8. Tan nander 6.90; 9. Hipp 6.85; 10. Frayer 6.80. Kugel: 1. Mathias 15.30; 2. Campbell 13.89; 3. Hipp 13.26; 4. Simmons 13.18; 5. Tan nander 12.89; 6. Rebula 12.90; 7. Figue- roa 12.87; 8. Heinrich 12.83; 9. Wehrli 12.73; 10. Sohirmer

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Page 29 of 32
Date: 14.06.1995
Physical description: 32
aus dem Dorfe. Gespanne wurden angeboten, auch son stige Unterstützung, und zwölf Männer meldeten sich freiwillig als Träger der Leiche. Der Bau er, der sieh vor Tagen wegen Influenza entschuldigt hatte, hatte die zwölf Männer gesam melt, Er schickte eine Magd und ließ fragen, ob die Träger ge braucht würden. Mathias Berger brachte sei nem Mündel Heinrich die Nachricht aus der Küche in die Wohnstube. „Die Leute werden vernünf tig, Heinrich! Siehst du, schlecht sind sic gar nich. Sie haben sich bloß

mit deinem Va ter nich verstehen können. Es is schon gut, Heinrich, wenn du mit den Leuten auskommst; denn sonst bleibst du in der Fremde, auch wenn du zu Hau se bist. Das kannst mir glau ben.“ „Den Vater haben sie nich tragen mögen“, sagte der Junge finster. „Warum nicht?“ Mathias Berger wußte nicht gleich die richtige Antwort. Ei ne leidenschaftliche Röte flammte über das Knabenge sicht. „Weil sie dumm sind, weil sie schlecht sind! Mathias, ich hab’s gehört, ich hab' gehört, wie sie auf meinen Vater

schimpften, damals in der Stadt. Alle haben sie gelacht über den schuftigen Barbier, und wie ich ihm die Nase blutig genau’n hab’, da haben sie über mich herfallen wollen - zwan zig Männer über einen Jungen! Mathias, sie dürfen meine Mut ter nicht tragen. Ich leid's nicht!“ Die stolze, herrische Art der Raschdorfs brach bei dem Kna ben durch. Mathias blieb ruhig und müde. „Heinrich, sie lassen sich sel ber anbieten. Es ist nun einmal so Sitte auf dem Dorfe. Wenn wir das abschlagen, das is eine große

Beleidigung." „Und die? Haben die meinen Vater nicht beleidigt? Gebettelt hab’ ich, gebettelt, Mathias, daß sie's glauben sollen, sie haben nicht gemuckst. Ich leid’s nicht, Mathias, ich leid's nicht, daß sie die Mutter tragen." „Hör mich mal an, Heinrich! Siehst du, die Scheune werden wir wiederaufbauen, den Stall auch. Das is nich schwer. Auch die Wirtschaft kriegen wir wie der 'rauf. Das is auch nich schwer. Das läßt sich alles ma chen, wenn man a bissei Geld hat und fleißig is. Aber Heinrich

- die Leute, die Leute! Die müs sen auch wieder lernen, freund lich mit uns zu sein. Das is die Hauptsache, Heinrich! Da is wichtiger, als daß wir die Wirt schaft wiederaufbauen. Sieh mal, ich war früher so a armer Kerl. Ich hatte kaum a paar Sonntaghosen. Aber zu Hause war ich, ’ne Heimat hatt’ ich. Das war, weil mir die Leute gut waren. Dein Vater, Heinrich, der hat keine solche Heimat gehabt.“ „Willst du auch auf den Vater schimpfen, Mathias?“ „Wein doch nich, Heinrich! Ich will ia bloß mit dir reden

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Page 22 of 24
Date: 21.07.1984
Physical description: 24
schmuck > ■ »mb. Seck« •marnai > 1 iwkkei- förmig» Querwand am Dach > leichter Schiffs- Neschen- tug > eng!.- amerik. Ungen- mas» > Die Buchstaben 1 bis 13 ergeben das Ldsungswort. Auflösung in der nächsten Samstagausgabe. Hans Ernst 43 Heimat auf neuem Grund COPYRIGHT BY ROSENHEIMER VERLAGSHAUS ALFRED FÖRG Energisch schiebt dann Ramona ihre Hand wieder unter seinen Arm und mahnt: „Komm, Mathias, sonst frieren wir hier noch an." Bald stehen sie vor dem Gartentürl. Mathias nimmt ihre Hände. „Wann sehn

wir uns wieder, Mona?“ „Ich denke, du sollst noch mit herein kommen?" Es klingt wie eine Bitte. Ramona hat vor dem Weggehen noch ein paar Torfstücke nachgelegt, mit de nen sie von den Siedlern in der Ziegelei immer reichlich versorgt wird. Es ist noch behaglich warm in der kleinen Stu be. Sie legen ihre Mäntel ab. „Bitte, setz dich, Mathias. Ich koch noch Tee für uns. Zünde dir ruhig eine Zigarette an, wenn du rauchen willst. Dort auf dem Fensterbrett liegen welche." „Du rauchst, Mona

?“ „Nur hin und wieder eine.“ Er zündet sich eine Zigarette an und genießt die ersten paar Züge. Dabei merkt er, wie alle Hemmungen von ihm abfallen. „Sag einmal, Mona, warum fällt uns das eigentlich so spät ein?“ „Was meinst du mit spät?“ „Na — daß wir uns lieben.“ Ramona hat den Teekessel aufgestellt und noch ein paar Torfstücke nachge legt. Jetzt richtet sie sich wieder auf. „Das ist ganz einfach, Mathias. Weil du an eine andere verloren warst.“ Er erschrickt so sehr, daß ihm die Zi garette aus der Hand fällt. Eiligst,greift

er danach und legt sie in den Aschenbe cher. „Das weißt du? Was weißt du über haupt von mir?“ „Alles, Mathias.“ Sie setzt sich zu ihm auf das alte Sofa. „Ich habe immer alles gewußt, Mathias. Und es hat sehr weh getan.“ „Hast du deswegen die Sachen zu rückgeschickt. Brot und Rauchfleisch hab ich dir damals durch den Lehrer schicken lassen.“ „Ja, deshalb.“ Ramona nimmt die halbgerauchte Zigarette aus dem Aschenbecher, raucht ein paar Züge und steckt sie dann Mathias zwischen die Lippen

. „Aber nicht nur deshalb allein.“ Sie steht auf, nimmt einen Brief aus dem Küchenschrank und legt ihn vor Ma thias auf das Tischlein. „Ein wenig auch deswegen. Lies nur.“ Neugierig greift Mathias nach dem Blatt und liest: „Laß die Finger von dem jungen Schorhamer, wenn Du von Dei nem Leben noch was haben willst.“ Flammende Röte überzieht 3ein Ge sicht. Natürlich kennt er diese Schrift. .Allerhand, allerhand“, murmelt er kopfschüttelnd vor sich hin. „Das liest sich wie die reinste Morddrohung

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Page 14 of 18
Date: 18.07.1984
Physical description: 18
. Der Verantwortliche des Verwaltungsdienstes: Der Präsident: Dr. Alfred Gander Franz Alber Abschlußkonzert der Urania Feldthurns Hans Ernst 40 Heimat auf neuem Grund COPYRIGHT BY ROSENHEIMER VERLAGSHAUS ALFRED FÖRG Schmederer zieht die bulligen Schul tern hoch, öffnet weit seine Hände und macht ein paar drohende Schritte auf Mathias zu. „Ach so ist das?" staunt der. „Ist das dein Rausschmeißer? Braucht es aber ned, ich geh von selber. Hat mich also mein Gefühl doch ned betrogen, daß etwas Unheimliches

in dir ist.“ Mathias greift nach seinem Hut. In diesem Augenblick springt ihn der ande re katzenartig an. umklammert seine Brust und hebt* ihn hoch. Es ist fast unheimlich, welch zähe Kraft in diesem Kerl steckt. Aber es dauert nur ein paar Sekunden, dann hat Mathias sich freige macht und läßt seine Fäuste arbeiten. Links und rechts klatschen sie in das Gesicht des Angreifers. Zum Schluß hebt er ihn hoch und schleudert ihn gegen den Ofen hin, daß er stöhnend zusammenbricht und liegen bleibt. Dann öffnet Mathias

selber. Die Adventsnächte beginnen und sind von einem seltsamen Zauber erfüllt. Und wenn jemand über den Schnee rei tet, dann hinterläßt er ganz deutlich sei ne Spur, sofern nicht Neuschnee sie zu deckt. Und diese Spur führt hinter dem Schorhamerhof vorbei und verliert sich in Richtung Forsthaus. Sinnend steht der Jungbauer Mathias Lindner davor, bückt sich und mißt mit gespreizten Fin gern Breite und Lange des Eisens mit den drei Stollen. Dann richtet er sich wieder auf und lächelt vergnügt

ist so was wie ein Lichtlein auf dem Schor hamerhof. Besonders an Mathias hängt er, der ihn auf seinen Knien reiten läßt und ihn in die Luft wirft und wieder auffängt. Würde die Schorhamerin noch leben, hätte auch sie ihre Freude an dem kleinen Wirbelwind. Eines Tages kommt der Pfarrer auf den Hof. Er hätte mit Mathias etwas zu besprechen. Aber Mathias ist im Wald und schlägt Holz. „Ach, das ist aber schade“, sagt der Pfarrer, steht vor dem Kachelofen und wärmt sich die Hände an den Kacheln. „Wann wird er denn heimkommen

redet kein Mensch mehr davon. Es wächst halt über alles Gras.“ „Etza gimta“ (jetzt kommt er), stam melt der Mohrackl und patscht in die Hände, springt von der Bank und rennt auf die Türe hin. Draußen werden Stiefel abgestampft, und gleich darauf betritt Mathias die Stube. Er streift die Woll- handschuhe von den Händen, hängt sie über die Ofenstange und reicht dem Pfarrer die Hand. „Ach, der Herr Pfarrer. Was führt denn Sie heut noch zu uns herauf?" Regina bringt den Stiefelzieher und stellt Mathias

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Page 16 of 20
Date: 04.07.1984
Physical description: 20
. Da hab ich Sie gar nicht gesehn, Herr Lehrer." „Kannst du auch nicht. Mich hat mein Quartiersherr, der Schorhamer, mit sei nem Fuhrwerk mitgenommen.“ „Ich bin gerade am Überlegen, ob ich essen gehen soll. Kommen Sie mit?" „Dem Hunger nach müßte ich’s wohl. Aber das ist jetzt so eine Sache." Prin ding schaut auf seine Taschenuhr. „Um halb zwölf haben wir uns hier an diesem Brunnen zusammenbcstellt. Mathias ist sonst immer sehr pünktlich.“ „Wer ist Mathias?“ Prinding will gerade anfangen zu er klären, als Mathias

mit seinem gelblak- kierten Gäuwageri, zwei Haflinger davor gespannt, aus einer Seitengasse heraus fährt, vor dem Brunnen halt und vom Wagen sprint. „Bin ich ned pünktlich?" „Wie immer, Mathias. Aber darf ich dir vorstellen — oder kennt ihr euch schon? Fräulein Ramona von Ette-Barhausen — Mathias Lindner." „Nur vom Sehen", sagt Mathias und reicht Ramona die Hand. Er sieht, wie sie dabei ein wenig das Gesicht verzieht, und lacht: „Entschuldigen Sie, ich weiß, ich hab einen viel zu starken Hände druck." „Macht

nichts", lächelt Ramona zu rück. „Männer, die immer nur die Fin gerspitzen reichen...“ „Was ist mit denen?" will Lehrer Prin ding wissen. „Ach nichts", wehrt Ramona ab und sieht Mathias dabei zum erstenmal voll ins Gesicht. Es entstehen ein paar merk würdige Sekunden. Ramona ist mit ei nem Mal, als stehe die Welt still. Sie kommt erst wieder zu sich, als die Tau ben vom Brunnenrand wegfliegen, dicht über ihren Kopf hinweg, zum Sternen banner hinüber. Mathias schluckt ein paarmal und schaut dann den Lehrer

an. „Können wir das Fräulein vielleicht mitnehmen?" „Ich denke doch, Mathias. Sie müßte sonst bis um vier Uhr auf den Omnibus warten. Es ist nur—Ramona hat Hunger und ich auch. Wir wollten eigentlich jetzt in ein Gasthaus gehen.“ Mathias überlegt einen Moment, dann reicht er Ramona die Hand zum Aufstei gen. „Ich weiß was Besseres. Nehmt nur Platz. Du, Lehrer, auf die andere Seite. Wir nehmen das Madl in die Mitte." Wie sagt der? Einfach Mädl? An die sem jungen Menschen ist alles so un kompliziert, so ungezwungen

, daß er alle für sich einnimmt, die ihm begegnen. „Sitzen Sie gut?“ fragt er, als er selber auch aufgestiegen ist und die Zügel er greift. „Ja, danke. Wenigstens gut beschirmt zwischen zwei Männern.“ „Eine Rose zwischen zwei Saueramp fern", lacht Mathias und läßt den Haflin gern die Zügel. „Danke für das Kompliment", lächelt Ramona. „Das ist kein Kompliment, Fräulein. Das ist nur die Wahrheit. Ein kleines bisserl Wahrheit, denn in Wirklichkeit —.“ Mathias unterbricht sich und wen det sich dem Lehrer Prinding

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Page 10 of 40
Date: 08.07.1995
Physical description: 40
der Bauer. Er nickte todblaß seinen Kindern zu und trat aus der Stube. Die Zurückbleibenden hörten ihn aus dem Hause ge hen - dann streifte sein Schat ten an den Fenstern vorbei. (Fortsetzung folgt) Paul Keller © COPYRIGTH BY PDK - PRESSEDIENST - LITERATURAGENTUR 40 Mathias, das ist wahr, ich hab’ Tag für Tag mir eingeredet, ich kann die Liese heiraten, und manchmal da war mir’s auch so, als ob es gehen würde, aber dann - wenn ich bloß die Lotte einmal zufällig von weitem sah - da - da - - Mathias

, es war’ ja gar nicht darum, ob ich glück lich bin oder unglücklich; ich bin ja mein Leben lang wenig oder gar nicht glücklich gewe sen, aber könnt' ich denn dich und die Liése so betrügen, könnt’ ich das? - Und daß sie fortgehen würde ins Kloster, das nab’ ich nicht gewußt.“ Mathias Berger sah den er regten jungen Mann ruhig an. „Setz dich, Heinrich, setz dich zu mir! Wir wollen ruhig mit einander reden. Es is gutt, daß du so ganz offen zu mir bist, und ich will dir auch alles sagen. - Ja, ich hab’ darauf

, die vor der Hochzeit ganz vernarrt in einander sind. Daran dacht’ ich, wie ich sah, daß meine Liese an dir hing, und daß du so gar nischt davon wußtest und nich daran dachtest. Ich hoffte im mer, es kann werden, es kann noch gutt werden. Nu is alles anders gekommen. Ich verhehl' dir nich, Heinrich, mir is heute zumute wie zum Sterben, weil’s doch gerade meine Allereinzige is.“ „Mathias! Mathias! Daß ich dir das antun mußte, das ist schrecklich! Das ist zum Ver zweifeln!“ „Heinrich, flenne nich! Böse bin ich ja gar

nich auf dich. Ich kenn’ dich schon. Das is halt gekommen, wie’s kommen muß. Und sieh mal, die Liese wird ja nich unglücklich. Die geht ins Kloster; sie is glücklich dar über, das is mein Trost. Ich hab’ immer die Mütze abgenommen, wenn ich ’ne Krankenschwester traf. Und wenn ich mich erst werd’ besser reingefunden ha ben, da werd’ ich ganz zufrie den sein. Bloß fürs erste fällt’s halt schwer.“ Heinrich sah seinen alten Freund plötzlich verängstigt an. „Mathias! Du wirst doch aber bei mir bleiben

ihn an bei den Schultern: „Mathias! Wenn du mir das antust, ich weiß nicht, was ich anfange. Mathias, kannst du mir’s nicht verzeihen im Her zen? Du sagst ja, du bist nicht böse auf mich; aber du bleibst nicht bei mir, du willst fort, läßt mich allein, weißt, daß ich dich brauch’ wie das tägliche Brot, nicht bloß in der Wirtschaft, nein, tausendmal mehr als Mensch und als Freund, und du willst fort! Besinn dich, Ma thias, besinn dich anders, und wenn ich ein grundschlechter Kerl wär’ - bleib bei mir! “ Der Alte wandte

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Page 34 of 36
Date: 23.05.1995
Physical description: 36
, der Herr Raschdorf, ver liert bei der Fabrik sein Geld.“ Das blasse Gesicht des alten Lehrers wurde noch um einen Schein fahler, und die welke Rechte fuhr nach der Brust. „Bei den Aktien?! Ist das mög lich, Berger? Ist das möglich?“ Mathias Berger sah den Alten mitleidig an. „Es ist so, Herr Kantor. In Altwasser drüben der Teich mann verliert auch dreitau send. Von dem weiß ich’s. Fünf zehn Prozent kriegen die Ak tionäre 'raus, das ist alles.“ Ein Zittern ging über das Antlitz des alten Mannes

. Dann stützte er den Kopf schwer auf die Hand. „O mein Gott!“ Es war ganz still in der Stube, nur die Uhr tickte leise. Drau ßen erhob sich ein matter Nachtwind und fuhr müde durch die alten Bäume des Schulgartens. Mathias Berger nahm wieder das Wort. „Sehn Sie, Herr Kantor, das ist ja eigentlich nicht meine Sa che. Es geht mich gar nicht an. Aber Sie wissen ja, ich bin Ihn'n viel Dank schuldig. Wie ich a blutarmer Junge war, ohne Va ter und Mutter, da haben Sie mich aufgenommen und mich großgefüttert

sein, wenn a beide Höfe hat. Darauf spekuliert a, darauf hat a’s abgesehn! Schräger is a Raschdorfs größter Feind! “ Der alte Kantor schüttelte unwillig den Kopf. „Das müssen Sie nicht sagen, Berger, das ist unrecht! Schrä ger nat sein Geld auf die letzte Hypothek gegeben. Der ist ein Freund von meinem Schwie gersohn.“ Mathias Berger erhob sich. „Na, da - da tut mir’s leid, daß ich was gesagt hab’.“ „Setzen Sie sich, Berger, setzen Sie sich doch wieder! Sie sehen zu schwarz. Der Schräger und mein Schwiegersohn

studieren; a will Bauer werden - übernehmen die Wirt schaft -, das is a Jammer.“ Emst und groß wandte der Alte die Augen dem schlichten Manne gegenüber zu. „Ich hab’ ein Unrecht began gen, Mathias - ich, nicht der Schräger. Ich mußte • dem Raschdorf die Anna nicht ge ben. In so einem Gut muß Geld sein! Was waren da die paar Pfennige, die ich ihr mitgeben konnte? Gar nichts! Gar nichts! - Und nun ist das Elend da. Ich bin schuld. daran, Mathias - ich!“ Berger richtete sich auf. „Herr Kantor, nehmen Sie's

nich übel, aber das is - das is Unsinn, was Sie da sagen! Sie sind nich schuld! Der Raschdorf stand sehr gut da. Der brauchte keine reiche Frau. Bei dem ging’s ohne Mit gift, Aber wie hat a gelebt? Wie a gnädiger Herr! Immer oben 'raus! Und das Schlimmste: a hat sich mit dem Schräger ein gelassen, und das is und bleibt a Malefizlump, und wenn a noch so scheinheilig tut, und wenn Sie noch so für ihn reden.“ Der Kantor schüttelte den Kopf. „Es wäre schlecht, Mathias, einem zweiten die Schuld zu geben

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Page 13 of 16
Date: 29.10.1964
Physical description: 16
; 15. Gölsch Willi, Schnals, 407: 10. Ladurner Valt, Meran, 501; 17. Bcrlolini August, Meran, 533; 18, Grüner Sebastian, Schnals. 557; 10. Gnspcri Mario, La- vis, 503; 20. Huber Karl, Törlan, 610; 21. Guflnr Arthur, Sforali, 612; 22. Zwischcnhrugger Mathias, Meran, 620; 23. Pradcr Josef. Villnöß, 622; 24. v. Grchmer Chri stoph, Bozen, 623; 25. Bcrlolini Luis, Nlederdorf, 603; 26. Mnntinger Alois, Afers, 667; 27. Sanier Erich. Meran, 11. Kargruhcr Notburga Meran, 674; 12. Lutten Heinz, Brixcn, 601

-Scric liegend 1. !)r. Zeller Georg. Meran, 115 Kreise; 2. Mcnz Georg, Marling. 115; 3. I.adurncr Ilias, Meran. 111; 4. Telfxcr Robert. Seldanders. 141; 5. Teulseh Norbert. Kurlinig, 144; 6. Tcutsch Erich. Meran. H3: 7. Reiner Alfred. Laim, 143; 8. Gritsch Ander, Meran. 113: 0. Kargruhcr Haus, Taislen, 11.3; 19. Guflcr Josef, Sl. .Marlin. 112,2; 11. Lai- mrr Arthur. Meran. 112: 12. Züggeler Mathias. Lahors, 112; 13. Walch Willi. Tramiti. 112: II. Gcnelti Josef. Ln- na, 112; 15. Jordan Verena, Rozcn

, 111,2: 16. Tinkhaiisrr Hans, Brixcn, 141: 17. butteri Heinz. Rrxrn, 141: 18. Rrcitenh^rger Josef. Seldanders. 111: 19. Ennemoscr Luis, Schenna. 111; 29. Oherraurh Raimund. Sigmnmlskron. 141; 21. .Spitaler Walter. Kaltem. 141: 22. Rortollni LnU. Niederdorf. Ift: 23. Thelner Josef. Meran. 110.4: 24. Oherraurh Franz, Rozcn. 110: 25. llillehrand Josef. Me ran. 110; 26. prader Josef, Villnöß. 110: 27. Gursehler \daIhorl. Schnals, 110: 28. Giovancll Alfons, Margreid, 1.39,8; 29. Zwisrhrnbruggcr Mathias

. Meran. 139.6: 30. t’ntcrholzner Josef, Eppan. t.39: 31. Ladurner Vali. Me ran. 139; .32. Mayr Pepi. Meran. 139: 33. Pfatlner Kas par. .Sarntlicin. 139, 34. Tammerle Karl. Vilpian. 1.39: 35. v. Grchmer Christoph. Bozen. 1.39: 36. Kiem Roherl, Gnldrain, 1.38.8; 37. Endrizzi Antonio. Kurtinig. 138; 3R. Mair Alois, Oberrasen, 1.38, 39. Ladurner Mathias, Algund. 138; 40. i.adurm r Josef. Marling. t.38: 41. Von lavon Waller, Rrlxen, 1.38; 42. Jordan Wilma. Rozcn. 1.38; 43. Gnspcri Mario. Lavls. 138

. Meran. 50; 9, Pomelia Ar nold, Kurtatseli, 59; 10. Jordan Wilma, Bozen. 49,2; 11. Thelner Josef. Meran, 49,2; 12. Jodan Vcmia, nozen, 19,2; 13. Waleh Willi Tramili, 49.2; 11. Breilonbcrgcr Josef, Seldanders, 49; 15. Ladurner Vali, Mirrar, 49; 16. Spitaler Walter ,Kullern. 49; 17, Oherraurh Raimund. Signmnds- kron, 40; 18. Ladurner Ilias. Meran. 4f ; 19. Reiner Al fred. Lana, 49; 20. Zöggdcr Mathias. Lahors, 49; 21. Mengin Emst, Bozen. 49; 22. Mair Alois, Oehrnsen, 49» 23. Endrizzi Antonio, Kurlinig

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Page 22 of 26
Date: 14.07.1984
Physical description: 26
Monaten soviel Solidarität bewiesen, daß ich einfach nicht glauben kann, daß wir uns jetzt wegen eines Friedhofes nicht einigen könnten. Und ich sage es frei heraus, mein Vorschlag wäre — ha ben wir nicht schon einmal darüber ge redet, Mathias? Mein Vorschlag wäre der Blutacker." Schweigen. Mathias schiebt nur das Kinn ein wenig vor, zieht nachdenklich die Brauen zusammen und lächelt dann den Pfarrer an. „Nein, Herr Pfarrer, dar über haben wir nie geredet. Das sei zu nächst einmal festgestellt

. Aber man kann darüber reden. Wie stellen sie sich das vor?“ „Eigentlich ganz einfach. In der Mitte steht hochaufgerichtet das geschmiede te Kreuz für deinen Vater. Sternenför- mig darum herum könnten dann die Gräberreihen angelegt werden, und um den ganzen Friedhof herum wäre dann nur noch eine Mauer oder eine Liguster hecke zu ziehen. Was denkst du Ma thias?“ Mathias lächelt wieder. „Der Herr Pfarrer scheint ja schon alles mit einem Architekten besprochen zu haben. Was ist aber, wenn ich nein sage? — Aber ich sage

nicht nein. Nur — ich will die glei che Grundfläche vom Gemeindegrund eingetauscht bekommen.“ Von Freude überwältigt erklärt sich Bürgermeister Bratti sofort damit ein verstanden, und der Pfarrer sagt: „Ich hab ja gewußt, daß du mich nicht im Stich lassen wirst, Mathias." Die beiden Flüchtlinge aus der Ziegelei drücken ihm dankbar die Hand. Das sieht aus wie die Besiegelung einer beginnenden Freundschaft. An all das muß Mathias jetzt denken, als er auf seinen Hof zugeht. Das Fenster in der Mutter

? Und mit ihrem Auto? Ich hätte lieber ein Taxi bestellt. Die mischt sich schon ein bis serl viel in unsere Sachen." „Sei ned bös, Mathias. Sie meint es doch gut, und wenn du sie als Bäuerin nehmen möchtest, dann wär mir manch mal schon leichter ums Herz. Nein, nein, ich hör schon wiederauf. Ich seh dir’s ja am Gesicht an, daß du das ned gern hörst." „Jetzt fährst einmal auf Kur, Mutter, und wenn du zurückkommst, dann re den wir einmal über alles, gell.“ „Ja, ist schon recht. Was hat es denn Neues gegeben

?" „Das erzähl ich dir alles morgen auf der Fahrt. Und jetzt schlaf recht gut und so lang es dir paßt. Es bleibt sich nämlich ganz gleich, ob wir um neun Uhr fahren oder erst um zehn Ühr." Mathias zieht ihr fürsorglich die Decke noch ein bißchen hinauf und als er sich dabei ein wenig niederbeugen muß, umschließen ihn die Arme der Mutter wider sonstige Ge wohnheit ganz fest. Sie zieht seinen Kopf zu sich herunter und küßt ihn auf beide Wangen. Dann läßt sie ihn wieder los, lächelt ihn still an und wünscht

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Page 14 of 16
Date: 12.07.1984
Physical description: 16
COPYRIGHT DY ROSENHEIMER VERLAGSHAUS ALFRED FÖRG Am Abend zuvor kommt sie noch und überzeugt sich, ob alles im Koffer ist. „Für eine Woche reicht es“, sagt Frau Barbara. „Jeden Sonntag kommen wir sowieso, der Mathias und ich, dann kön nen wir dir immer frische Wäsche mit bringen. Und am Hof, da schau ich schon fleißig nach, daß dem Mathias nichts abgeht. Du sollst dich um gar nichts sorgen müssen, Mutterl, und werd uns bald wieder recht gesund." „Ja, das ist mir schon ein rechterTrost, Barbara

." „Du mußt mir bloß sagen, was er gern mag, der Mathias. Alles soll er haben, was sein Herz begehrt." „Gulasch mag er sonst recht gern, bloß zuviel scharfen Paprika verträgt sein Magen ned." „Gut, daß du mir das sagst. Nehm ich halt mehr süßen Paprika her. Wie ist es denn mit einem Wiener Rostbraten?“ „Mag er auch gern. Heikel ist er über haupt ned, der Mathias.“ „Ich werd schon alles recht machen, Mutterl. — Aber, wo ist er denn heut überhaupt, der Mathias?“ „Kurz bevor du kommen bist, ist er in den Ort

nunter. Weißt ja, sie haben es recht notwendig in letzter Zeit, unsere Mannsbilder." „Ja, ich weiß schon, sie haben da so was wie einen provisorischen Gemein derat. In Wirklichkeit aber haben allweil noch die Amerikaner das Sagen. Wir brauchen auch ned unbedingt schon ei nen Gemeinderat. Der Bratti macht sei ne Sache soweit ganz gut.“ „Das sagt der Mathias auch." „Bloß den Flüchtlingen hilft er mir zuviel. So weit kommt es noch, daß die mehr zu reden haben wie wir." „Ich versteh da ned soviel

. Aber der Mathias, der ist da wie sein Vater, Gott hab ihn selig. Der hat auch allweil g'sagt, drin sein muß man wenigstens im Ge meinderat, sonst machen die grad, was sie wollen, oder tanzen nach der Pfeifen von so einem Bürgermeister." Die Sägmüllerin nickt lebhaft Beifall. „Wem sagst du das? Ich bin überhaupt der Meinung, daß in einen Gemeinderat auch eine Frau hineingehört. Ja — und jetzt werd ich halt wieder heimfahren. Der Mathias wird ja so schnell doch ned kommen?“ „Da kann ich gar nichts sagen

.“ „Ist er zu Fuß nach Nolgen nunter oder mit dem Wagen?“ „Wahrscheinlich schon mit dem Wa gen.“ „Soweit man diese Kiste noch Wagen nennen kann. Wie man nur sowas kaufen kann! Aber —“ Frau Barbara legt liebe voll ihren Arm um die Schultern der Schorhamerin — „wenn ich einmal ganz bei euch heroben bin, da braucht er ja kein Auto mehr, habja ich eins. Und was mein ist, ist auch sein. Kannst ihm denn ned gut zureden, dem Mathias? Ich sag es ganz ehrlich, ich tat gern schon bald Hochzeit feiern." „Doch, ich red

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Page 36 of 44
Date: 15.06.1995
Physical description: 44
machte es beliebt, und alle hielten ihn für einen witzigen Menschen, der einen helleren Kopf habe als die an deren Leute. Mathias Berger hörte von dem Spottverse und beschloß, in einem wirklichen Gedichte, das der Redakteur des kleinen, landläufigen Blättchens gewiß drucken würde, dem Barbier und den Dorfleuten eine derbe öffentliche Antwort zu geben. Mathias war in seinen Fei erstunden ein Dichter. Der ver faßte zwar meist nur Gelegen heitsgedichte, wie Nachrufe, Festtatgswiinsche und derglei chen

; aber einige Gedichte hat ten auch in der Zeitung ge standen, und so hoffte Mathias, auch diesmal mit einem gehar nischten Poem anzukommen. Da fand er am Tor des Bu chenhofes mit Kreide die Worte angeschrieben: „Dur Barbier ist ein Esel!“ Hannes, der Schaf fersohn, bekannte sich mit vergnügtem Schmunzeln als Urheber dieses Sinnspruches und versicherte mit Wichtig keit, daß er denselben Satz fast auf allen Zäunen und Toren des Dorfes verewigt habe. Dafür er hielt er von Mathias Berger eine unvermutete

, aber sehr ein drucksvolle Ohrfeige, und die ser andererseits zog aus dem Vorfall die weise Lehre, daß es nicht gut sei, sich mit Schu- biaks in einen Kampf einzu lassen. Auf Betreiben des alten Kan tors war Mathias Berger zum gesetzlichen Vormund über die beiden Kinder Heinrich und Magdalene Raschdorf be stimmt worden. Einen Tumult gab es im Dor fe, als bekannt wurde, daß Ber ger für Heinrich Raschdorf das Gut kaufe-und der Knabe sich mit seiner Schwester „ausein andersetze“. Das Gut war ab- eschätzt worden

, nicht viel ber die Gesamtschulden hin aus, die Heinrich Raschdorf übernahm. Das Mädchen er hielt eine geringe Summe aus gezahlt, die fest angelegt wur de. „Wenn es uns besser geht, Lene“, sagte Mathias, „dann bekommst du freiwillig, so viel wir dir geben können. Jetzt dürfen wir den Hof nicht noch mehr belasten, sonst können wir ihn nich halten.“ Das Mädchen verstand nichts davon; es war zufrieden, daß es auf dem väterlichen Gute blei ben durfte. - Und um diese Zeit geschah es, daß Hannes aber mals Prügel

dem Müller die Schulden bezahlt würden, wenn nicht der Mathias das Geld gab’. Denn sonst borgte doch kein Mensch. Diese Straßendebatte hatte drei Folgeereignisse: 1. Mathias Berger wurde zur Einkommen- und Kommunal steuer herangezogen; 2. im Dor fe entstand eine neue, die stärk ste Erregung und 3. Hannes be kam Hiebe. Das letzte Ereignis vollzog sich an einem trüben, schwer mütigen Märzabend in des Schaffers Stube. Der Vater war sehr schweigsam dabei, der Sohn nicht. Nach der Katastro phe ging Hannes

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Page 14 of 24
Date: 05.07.1984
Physical description: 24
, und eigentlich spielen nurseine Finger gelegentlich mit den Zügeln. Wie ein Dirigent, der seine Musiker nur mit den Fingern dirigiert, denkt Romana und muß gleichzeitig lachen über diesen Vergleich. Sie richtet ihre Blicke wieder mehr auf die beiden Haflinger, die so leicht und beschwingt dahintraben. Ihre Mähnen flattern im Wind und hinter dem Gefährt steigt eine helle Staubwol ke auf. Aus dem Gespräch, das der Schorha- mer Mathias mit dem Lehrer führt, ent nimmt sie, daß Mathias heute in der Kreisstadt

einen Wagen gekauft hat. Ei nen alten DKW Meisterklasse. Aber im merhin wird er noch ein paar Jahre sei nen Dienst tun. Jetzt wird er noch ein bißchen aufpoliert und neu bereift. Ra mona erfährt, daß Mathias zur Erlan gung solcher Reifen einen Zentner Wei zen quasi als Schmiergeld opfern muß, weil es ohne Naturalien kaum noch et was zu kaufen gibt. Immerhin, dieser junge Mann ist kein Pessimist. Endlich taucht hinter einem Wald stück, etwas abseits von einer größeren Straßenkreuzung, ein großes, weißge

- strichenes Gebäude mit grünen Fenster läden auf. „Gasthaus zur Waldesruh“ steht auf einer Tafel geschrieben. Dort hin lenkt Mathias das Gefährt, spannt die Pferde aus, um sie in den Stall zu führen. Und siehe da, dieses fremde Mädchen nimmt so einfach den Hand gaul am Halfter und führt ihn in den Stall. „Ausschirren?“, fragt sie. „Nein, nur ein Büschl Heu und Was ser", antwortet Mathias staunend. „Wo her wissen Sie das alles!" „Nun, wir hatten daheim schließlich auch etliche Pferde." „Na schön

, aber jetzt wollen wir un- sern Hunger stillen. Großen Hunger?“ „Und wie. Könnten wir vielleicht im Freien sitzen? Es ist so schön hier.“ „Natürlich. Und was wünschen Sie? Schweineschnitzel, Koteletts oder Schweinsgulasch?" „Ich muß erst einmal bei meinen Fleischkarten nachsehen.“ „Ja, ist schon recht." Eine Kellnerin deckt bereits einen der Tische. Mathias geht auf den Wirt zu, der unter der Türe erscheint, flüstert ein biß chen mit ihm und setzt sich dann auch an den Tisch. Die Kellnerin bringt zwei Maßkrüge, über denen

eine halbrunde Schaumkrone steht. Mathias bläst den Schaum weg, stößt mit dem Lehrer an, reicht aber dann seinen Krug zuerst Ra mona hin. „Sie zuerst. Ihr Durst scheint mir grö ßer zu sein. Außerdem gebührt Ihnen der erste Schluck." „Mhm, das schmeckt aber gut. Was ist das?" „Eine Radlermaß. Halb Bier, halb Li monade." „Kenn ich gar nicht." „Sie werden noch viel nicht kennen“,, lacht Mathias und trinkt den Krug nun bis zur Hälfte leer. „Und jetzt darf ich fragen, was Sic heute in die Kreisstadt geführt

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Page 14 of 20
Date: 23.07.1984
Physical description: 20
Stimmgabel Einsichten - Weghilten Gilftltwort von Balthasar Plscher. 104 8., 4 ganzsaltlga Ztlchn., 11x19 cm, kart., 6500 Lira (Echter). Die anregende Neuerscheinung gibt es in allen Buchhandlungen. Auslieferung Athesia. jnyon. a J§ Hans Ernst 44 Heimat auf neuem Grund COPYRIGHT BY ROSENHEIMER VERLAGSHAUS ALFRED FÖRG Mathias greift nach einer dünnen Haarsträhne über ihrer Stirn und wickelt sie um seinen Finger. „Aber am Grab, als du bei Mutters Beerdigung warst, da bist du auf mich zugegangen

.“ „Da hab ich einfach müssen, Mathias. Du hast im Leid gestanden, und da über kam es mich einfach. Ich weiß nicht, Mathias, ob du das verstehst.“ .Jetzt schon.“ Er rollt die Haarsträhne an seinem Finger hinauf und hinunter. „Ich möcht dich schon gern auch was fragen, Mona. Du brauchst nicht zu ant worten, wenn es dir schwer fällt. Aber du warst doch sicher auch schon einmal verliebt?“ „Verliebt?" Sie lehnt ihre Stirne an die seine. „Ja und nein. Ich weiß es selber nicht, was das damals war. Wahrschein lich

eine Verliebtheit, denn Liebe im tieferen Sinne ist es sicher nicht gewe sen. Zum Schluß war es eine große Ent täuschung. Helmut hat er geheißen, und Fahnenjunker ist er gewesen. Es endete alles in einer grauen Morgenfrühe an einer Mauer. Es ist eine lange Geschich te, Mathias. Einmal werde ich dir alles erzählen.“ „Aber nur wenn es dir leichtfällt und keine bösen Erinnerungen weckt.“ „Jetzt nicht mehr. Aber ich schlag dir was anderes vor, Mathias.“ „Und das wäre?“ „Wir lassen alles Vergangene begraben

Glückseligkeit, wie dies nur zwei Menschen möglich ist, die lange in Demut auf diese Stunde gewartet ha ben. Nur kurz einmal hält er ihr Gesicht von sich ab, um in ihre Augen zu sehen, und er spürt dabei, wie schnell ihr Herz schlägt. Die kleine Uhr an der Wand hat einen dünnen, silbernen Klang. Und als sie die erste Stunde nach Mitternacht schlägt, wundern sich beide und fragen sich, wo denn die Zeit hingekommen sei. „Ach ja," seufzt Mathias. „Ich werde ja wohl jetzt heimgehen müssen.“ Nein, er wartet'nicht

darauf, daß sic sagt, er solle bei ihr bleiben diese Nacht. Es wird wohl noch eine Weile dauern, ehe Ramona das sagen kann. Aber sie seufzt ebenso. „Und wie ist es dann jetzt, Mona? Kommst jetzt einmal nach Schorham?" „Ja, Mathias." „Feierst’ Weihnachten bei uns?“ „Wenn du es willst.” Er zieht sie nochmal an sich. „Da fragst du noch, ob ich will. Ach Mona, du weißt ja gar ned. wie gern ich dich hab.“ „Doch, ich glaube es.zu wissen. Es ist bei mir nicht anders, Mathias. Komm, ich begleite

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Page 2 of 22
Date: 27.07.1984
Physical description: 22
stand Bozen. Hans Ernst 48 Heimat auf neuem Grund COPYRIGHT BY ROSENHEIMER VERLAGSHAUS ALFRED FÖRG „Ja, allein, weil es in meinem Leben keinen Sägmüller gegeben hat.“ „Mona, ich hab gemeint, wir wollen die Vergangenheit ruhen lassen.“ „Ja, entschuldige bitte. Aber wir wol len heute einmal alles ausreden, Mathias, alle Zweifel ausräumen." „Gibt es denn Zweifel zwischen uns? Ich denke, es wäre alles klar.“ „Bis auf das eine. Du sagst immer, du hättest einen Hof, und ich selber brauch

te keinen. Unter normalen Umständen mag das sicher stimmen. Zuerst aber die Feststellung, Mathias: Selbst wenn du keinen Hof hättest, dich nähme ich trotz dem, denn ich liebe dich. Du mußt aber auch das andere verstehn. Ich habe zu viel verloren, um auf eine Entschädi gung zu verzichten. Das steht mir zu wie jedem, der alles verloren hat. Ich will auch nicht mit leeren Händen zu dir kommen. Geld? Natürlich könnte man mich auch mit Geld entschädigen. Aber Grund und Boden ist mehr, das ist Le ben und Zukunft

und Beständigkeit.“ „Ja, das versteh ich schon. Trotz dem...“ „Trotzdem denkst du in zu engen Grenzen, Mathias. Du denkst zu sehr an den Augenblick und nicht an die Zu kunft. Wir werden Söhne haben, Mathias und..." „Ach, hör auf*, ruft er lachend vor Freude und reißt sie in seine Arme. „Du bringst mich noch um den Verstand, Mona, vor lauter Freude.“ Ramona legt ihre Hände an seine Schläfen, ihre blauen Augen leuchteten, wie nur die Augen sehr glücklicher Frau en leuchten können — ein Blick, der einen Mann

, ich will dich zu nichts drängen. Nur eins möchte ich dir sagen, die Flüchtlinge hättest du alle hinter dir. Du weißt nicht, wieviel Ansehen du bei ih- nen genießt, welches Vertrauen sie zu dir haben. Du hast viel für sie getan, hast von Anfang an zu ihnen gestanden, und das vergessen sie nicht.“ „Ich hab nichts mit Absicht oder Be rechnung getan“, sagt Mathias nach ei ner Weile. „Ich habe es getan, weil sie mir leidgetan haben in ihrer nackten Not. Alle sind so hilflos gewesen, so voller Angst. Nur du hast nie Angst gehabt

, du standest über allen wie ein Baum im Sturm. Ja, so hilflos sind sie alle gewe sen. Den Hilflosen aber muß man die Hand reichen.“ „Ja, siehst du, Mathias, das ist ja das Wunderbare an dir. Du hast nie lange gefragt, du hast einfach geholfen. Und auch damit hast du mein Herz ge wonnen.“ „Demnach hätten wir viel Zeit ver loren." „Wir haben es nachgcholt, Mathias, und werden nie aufhören, nachzuholen, was wir aneinander versäumt haben.“ Mit einem Ruck richtet Mathias sich auf, umfaßt ihre Schultern

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Page 20 of 20
Date: 19.07.1984
Physical description: 20
ALFRED FÖRG „Ein guter Gedanke, Herr Pfarrer." „Wir müssen endlich enger zusam menrücken. alle Fremdheit soll über brückt werden. Die Herzen sollen einan der näherkommen, und keiner soll sich mehr allein und einsam fühlen." „Ganz in meinem Sinn", sagt Mathias und denkt dabei an etwas ganz Be stimmtes. In der Ziegelei draußen, berichtet der Pfarrer weiter, würden dazu bereits die ersten Vorbereitungen getroffen. Unter den Heimatvertriebenen gebe es auch eine Art Hobbydichter

, der habe ein Weihnachtsstückl für Kinder geschrie ben. Die Hauptinitiatorin aber sei dieses Fraulein von Ette-Barhausen. „Ahsoo?" sagt Mathias gedehnt und lächelt. „Und was soll ich dabei tun?" „Den Baum stillen. Eine Tanne aus deinem Wald. Das wäre eine schöne Geste.“ „Wenn es weiter nichts ist.“ „Wir wollen einen Ausschuß gründen, selbstverständlich die Flüchtlinge dazu einladen. Vor allem aber würde ich dich bitten, in diesem Ausschuß mitzuwir ken. Ich denke, daß unsererseits der Trachtenverein mitwirken

könnte, der Kirchenchor und die Musikkapelle. Die Trachtler sind sich allerdings noch im mer nicht einig. Es sind zu viele gefallen aus dem Verein. Aber wenn du was sagst, ich glaube, auf dich hören sie ein fach." „Meinen Sie?“ „Ja, es ist das Selbstbewußte deines Auftretens, deine Ausstrahlung sozusa gen. Dein Wort hat Gewicht und wird respektiert." Mathias scheint nachzudenken, krit zelt mit der Messerspitze auf dem leeren Holzteller herum, bis er plötzlich den Kopf hebt. „Wann soll denn die Aus schußsitzung

für den Heimweg.“ „Dann komm jetzt, Peterl. Geh mit mir raus in die Küche.“ Die beiden sind allein. Der Pfarrer greift in die Brusttaschc seines Jacketts und zieht einen Brief heraus: „Ich möch te dir das nicht vorenthalten, Mathias. Ist zwar anonym, aber bloß, daß du Be scheid weißt.“ Ahnungsvoll zieht Mathias den Bogen aus dem Kuvert und beginnt zu lesen, lacht einmal kurz auf, zieht aber dann doch die Stirn in Falten. Der Brief ent hält eine unbeholfene formulierte Anfra ge an den Herrn Pfarrer

, wie er schwei gend hinnehmen könne, daß auf dem Schorhamerhof einer, vpn dessen Ehr barkeit sowieso nicht viel zu halten sei, mit einem als liederlich bekannten Weibsbild in wilder Ehe zusammenlebe. Dies müsse ja wohl als Konkubinat an gesehen werden, und es sei der christli chen Bevölkerung nicht zuzumuten, die sem unzüchtigen Treiben noch länger zuzusehen. Wie lange wolle der Herr Pfarrer noch warten, diesen Mißstand anzuprangern? „Ja, wie lang noch?“ fragt Mathias und sieht den Pfarrer an. „Aber Mathias

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Page 22 of 28
Date: 04.08.1984
Physical description: 28
in der Nacht.“ „Siebenundzwanzig sind es“, stellt Mathias richtig. Dann kommt der Hof bereits in Sicht. Mit einer Behendigkeit, die man ihr gar nicht zugetraut hätte, eilt die Alte über die Stiege ins obere Stockwerk hinauf. Auf dem Treppenabsatz bleibt sie noch mal stehen und erteilt einige Anwei sungen: „Wasser aufsetzen und ein paar saube re Leintücher herrichten.“ Um diese Zeit hat Mathias eigentlich zum Ramonahof hinausfahren wollen. Nun läßt er es aber sein. In dieser Stunde gehört er zu seiner Frau

. Wenn nur diese Hebamme nicht so rechthaberisch wäre. Sie sagt, daß es sie nervös mache, wenn er dauernd am Bett der Frau sitze und ihre Hände halte. Kinderkriegen sei doch nicht Männersache, und wenn es so weit wäre, würde sie ihn schon rufen. Im übrigen habe es noch Zeit. Ja, es hat noch Zeit. Ramona müht sich zwar den ganzen Tag mit den Wehen ab, lehnt aber den Doktor nach wie vor ab, weil sie Vertrauen hat zu dieser robu sten Frau, die vor siebenundzwanzig Jahren schon ihren Mathias ins Leben geholt

hat. Es wird Abend, und es wird Nacht. Bei den Siedlungshöfen draußen haben sie ein mächtiges Sonnwendfeuer entzün det. Die Flammen steigen hoch, und man sieht weithin den hellen Schein am nächtlichen Horizont. Als die Uhr in der Stube die zehnte Stunde anzeigt, tut droben in der Schlaf kammer das Kind den ersten Schrei sei nes Lebens. Mathias vernimmt ihn, ob wohl er sich durch die dicke Stubendek- ke nur wie ein schwaches Piepsen an hört. Drei Stufen auf einmal nehmend springt er die Treppe hinauf. In der Kam

, erschöpf ten Lächeln schaut ihn Ramona an. „Ich kann nichts dafür, Mathias.“ Er weiß schon, was sie meint, nimmt den Zipfel eines noch frischen Leintu ches und wischt ihr den Schweiß von der Stirne. .Aber das macht doch nichts, Mona. Das nächste Mal wird es dann schon ein Bub sein.“ Sie nickt und läßt sich in die Kissen zurückfallen. Aber ihre Hände umschlie ßen zuerst noch sein Gesicht und ziehn es herunter zu ihrer Wange. Nur fünf Tage nach der Geburt des Kindes, das man auf den Namen Johan na taufen

, ln diesen fünf Tagen aber hat sie Zeit ge habt, über alles nachzudenken, was um der Liebe willen bedacht sein will. In diesem Herbst wird in Nolgen, wie in allen Gemeinden, ein erbitterter Wahl kampf für die bevorstehenden Kommu- nalwahlen geführt. Manchmal bereut Mathias, daß er überhaupt für das Amt des Bürgermeisters kandidiert hat. Aber immer ist es Ramona, die ihn aufmun tert, die ihm so manchen Hinweis gibt und ihn mit sanfter Hand leitet. Nicht weil sie den Ehrgeiz hat, die Frau eines Bürgermeisters

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Page 20 of 20
Date: 13.06.1984
Physical description: 20
da bist. Ich hab's ja gewußt, einmal wirst du kommen. Und jetzt bist du da.“ Sie zieht ihn an der Hand in den Flur hinein und nimmt dann sein Gesicht in ihre zitternden Hände. „Laß dich einmal anschaun, Bub. Mager bist geworden und — schlecht schaust aus. Aber ich werde schnell alles an dich hinfuttern, was du brauchst. Komm rein jetzt in die Stube. Siehst, Mathias. Den ganzen Tag ist es mir schon so vorgegangen, als wenn noch was Besonderes geschehn müßt, heut

kann der Lage der Fußballnation dennoch ei nen positiven Aspekt abgewin nen. Die kleinen Belgier werden wieder abgeschrieben und un terschätzt. Genau wie 1980. Und damals wurden sie bekanntlich Vizeeuropameister. Zum ersten Mal, seit er zu Haus ist, kann er jetzt lachen. „Aber jetzt bin ich da, Mutter. Und der Vater—ich werd ihn aui'wecken.“ Er will in die Kammer hinaus, aber sie hält ihn zurück. „Laß es sein, Mathias, es hat keinen Sinn.“ „Warum? Was ist mit dem Vater?" Die Sehorhamerin hebt die Hand

und deutet zur Wand hin, wo zwischen zwei Rchgewichtin das Bild des Schorhamers zu sehen ist. mit einem schwarzen Trau erbändchen in der rechten Ecke des Bil derrahmens. Hemdsärmlig steht der Schorhammer da, die Haare ein bißchen strubbelig wie immer, die Arme über der Brust verschränkt, eine halbgerauchte Virginia im Mundwinkel. Von einer dunklen Ahnung ergriffen, starrt Mathias die Mutter an und würgt dann die kleine, schreckliche Frage her aus: „Tot?" „Ja, Mathias, wir haben keinen Vater mehr

. Vierzehn Tage vor Kriegsende ist das Furchtbare geschehn.“ „Aber um Himmels willen, Mutter, was ist denn.passiert? So rede doch.“ „Da gibt es ned viel zu reden, Mathias. Aber — du bist ja unten herum ganz naß.“ „Ich bin durch den Bach gewatet, weil ich ned gewußt hab, ob noch Besatzung im Ort liegt. Aber das ist jetzt ned so wichtig. Wie war das mit dem Vater?“ „Es sind keine Amerikaner mehr im Ort. Bloß hin und wieder fährt so ein Jeep, oder wie man das heißt, in der Gegend umeinander. Aber komm, zieh

da", sagt sie, „dann können wir alles bereden.“ Er sitzt dann eine Zeitlang auf dem Rand ihres Bettes. „Erzähl mir alles ge nau, Mutter, ich muß das wissen. Und wie bist du denn mit allem allein weiter gekommen. Hast du Leute im Haus?“ Und die Mutter redet und redet und wird von keiner Frage mehr unterbro chen. Nur sie selber hält auf einmal still. „Du frierst ja auch, Mathias. Komm, leg dich zu mir rein, so wie früher als Kind. Oder nimmt dem Vater sein Bett nebenan. Morgen richte ich dann deine Kammer

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