nach. Dann räumte sie giftig Kirndorfers Pelz, Haube und Stock von der Ladenpudel, setzte sieh leise aufstöhnend wieder in ihren OhrinsMihl, schob die Brille auf die Nase und kramte einen Pack abgegriffener schmieriger Karten aus der Schublade. Wie sie das in allen der Klärung bedürftigen Lebenslagen so zu halten pflegte. Aloisius Brand hatte die Türe nicht ge hört, weil gerade ein Lehrbub polternd und lärmend Holzscheite in den Backofen schob. Der Wachsziehermeister schrak aut, als plötzlich dicht
hinter ihm ein kollern des Lachen erscholl und eine weinrauhe Stimme sagte: «Grüß di Gott, Kerzl- macher!» Brand wandte sich um: «Mein Gott, der Kirndorfer! Lebst du auch noch? Hab dich recht lang nimmer g’sehen. Wird ’s letzte Mal zu Leopoldi beim Faßlrutschen in Klosterneuburg g’wesen sein, mein ich ...» Der Weinhändler schnaubte und schüt telte vorwurfsvoll den Kopf «Stimmt nit, Brand, stimmt nit. Zum Christkindl war ich da und hab Lebzelten kauft.» «Hast recht, Kirndorfer. Mein Gott, die Zeit vergeht halt
und alt wird man auch. Aber setz dich doch!» Der Wachszieher, des sen nicht kleine, aber auch nicht breite Gestalt vor diesem wandelnden Fleisch gebirge aus Nußdorf fast verschwand, schob einen Lehnsessel unter die mächtige Sitzfläche seines Gastes. Während dieser, sich schwer auf die Lehnen stützend, vor sichtig sich niederließ, fragte Aloisius Brand: «Und jetzt kommst wohl wegen der Faschingslebzelten, Kirndorfer?» «Das schon auch», gab der Weinhändler beinahe verlegen zur Antwort «Schickst halt
das gleiche wie alle Jahr!» Er zog ein rotes, blaugeblümtes, an Größe einem Mundtuch gleichendes Taschentuch aus dem ihm bis über die halben Schaftstiefel reichenden, kaffeebraunen Rockschoß, schneuzte sich dröhnend und trompetend und legte das Tuch wieder langsam und umständlich zusammen. Man sah es ihm an, daß er Zeit gewinnen wollte. Schließlich räusperte er sich noch und sagte unvermit telt, beinahe unfreundlich vor lauter Ver legenheit: «I hätt mit dir zu reden, Brand.» «Ueber ein Geschäft?» fragte
der Wachs zieher neugierig und sah ihn erwartungs voll an. Geschäfte konnte er brauchen in dieser bösen Zeit. Weiß Gott! . Kirndorfer schmunzelte geheimnisvoll: «Na ja, a G’sehäft is schon auch dabei, Kerzlmacher.» Wieder zog er sein farbenfrohes Tuch und begann sein Verzögsrungsspiel, Dann griff er nach der Hand des Wachsziehermeisters und sagte: «Geh, mach Feierabend. Brand! Morgen is auch noch ein Tag. Schaust eh nit gut aus. Hockst halt zuviel in der Werkstatt. Is ja auch gleich fünf. Komm, geh’ma