in Staiino im Bergwerk gearbeitet. Am selben Tage wur den unsere Ersatzleute auf einem Geleise neben unserem ausgeladen. Es waren 1400 Vinzentinerinnen (Barmherzige Schwe stern). Sie machten einen elenden Eindruck, genau so herunter wie wir. Die Hälfte der Schwestern etwa hatte noch ihre Schwestern tracht an, natürlich vcrdrcckt und zerrissen, zur andern Hälfte trugen sie Steppanzüge. Mit zwei Schwestern konnte ich sprechen. Sic sagten mir, sie seien 1946 aus ihren Häu sern in der Ostzone herausgeholt
und in Pommern zu einem großen Transport zusam- mengesteüt worden. Eine der Schwestern war aus Stargard, die andere aus Leipzig, eine 34, die andere 39 Jahre. Meiner Schätzung nach waren auch 50jährige und ältere Schwestern dabei. 1946 bis jetzt haben die Schwestern am Dnjepr im Brückenbau schwere Männer arbeit geleistet. Nun hat man sie wieder zu einem Transport zusammcngestcllt und ihnen gesagt, sie kämen in den Bergbau, bekämen bessere Verpflegung und müßten noch bis April arbeiten, dann ginge
es nach Hause. Die Schwestern glaubten nichts davon, außer daß es ins Bergwerk ginge. Sie waren sehr nieder gedrückt. Der Willkür der Wachmannschaft preisgegeben Ihr größtes Leid war, daß sie unter der Willkür der Bewachungsmannschaften schwer zu leiden hätten. Sie beneideten ihre verstor benen Schwestern. Der Tod habe keine Schrecken für sic. Sie sehnten ihn sich herbei. Er könne nur Erlösung für sie sein. Die schlechte Ernährung, die schwere Arbeit, das armselige Hausen, die elenden Lumpen, den Schmutz
, alles wollten sie gerne ertragen, selbst Krankheit und Tod, aber was sie zu lei den hätten unter den Wachmannschaften, das sei unerträglich. Willkürlich würden einzelne Schwestern aus den Baracken geholt, angeb lich zur Kommissionierung, d. h. zur Unter suchung zwecks Einstufung und Zuteilung zu den entsprechenden Kommandos. Wenn’s das wirklich wäre, sei das schon schlimm genug, aber leider sei es an der Tagesordnung, daß man Schwestern nur unter demVorwand hole. Auch käme es vor, daß mitten in der Nacht
betrunkene Posten sich Schwestern von der Pritsche holten. Die Schwestern drückten sich sehr scheu und zurückhaltend aus. Jeder weiß aber, was das bedeutet. Jeder der Heimkehrer war fest überzeugt, daß die Schwestern in gemeinster Weise ver gewaltigt wurden. Wir hatten ja unsere Er fahrungen, waren wir doch monatelang im Bergwerk bei der Arbeit zusammen mit Rotkreuzschwestern gewesen aus dem Zivilinterniertenlager 230/15, das direkt neben unserem Lager 280/405 in Makicwkam 15 km von Staiino, lag. Sic