Donnerstag, den 30. Juli 1914. »Der Tiroler/ Seite ? Kundmachung. Die vielen grundlosen Gerüchte, die über die Unsicherheit der Spar einlagen, über Absperrung der Sparkasse, Einstellung der Verzinsung und dergl. ausgestreut und leider auch geglaubt werden, veranlassen die Direktion der Sparkasse der Stadt Bozen zu folgenden Erklärungen: 1. Wie schon durch Plakate im Einvernehmen mit dem landessürstlichen Kommissär, Herrn Statthaltereirat Ritter v. Haymerle, Leiter der k. k.Be
- zirkshauptmannschast Bozen, kundgegeben, ist eine staatliche Beschlagnahme von Einlagen ein Ding der Unmöglichkeit, weil die Sparkassegelder unter dem Schutze des Völkerrechtes stehen und kein Staat, weder der eigene, noch ein fremder jemals die Hand darauf legen kann. 2. Der Kassaverkehr der Sparkasse wird durch den Krieg nicht be einträchtigt, sondern es bleiben die Schalter während der gewöhnlichen Amts stunden geöffnet und wird jede Rückzahlung in der bisher üblichen Weise ohne Kündigung geleistet
. 3. Die Verzinsung der Einlagen zum derzeitigen Zinsfuß von 4 Pro zent läuft selbstverständlich ohne Unterbrechung weiter. Sollte in der Höhe ls der Verzinsung eine Aenderung eintreten, so wird dies einen Monat vorher öffentlich bekanntgegeben. 4. Das ganze Verwaltungsvermögen der Sparkasse ist so vorsichtig angelegt, daß auch bei der weitgehendsten Ausdehnung eines Krieges keiner lei Verluste zu befürchten find. Ueberdies haften für die Sicherheit der Einlagekapitalien und der Zinsen auch die großen Reserven
, welche die Sparkasse seit ihrem KMHrigen Bestehen angesammelt hat. Es ist daher ganz unmöglich, daß Einleger, die ihre Gelder ruhig bei der Sparkasse liegen lassen, einen Schaden an Kapital oder an Zinsen erleiden. Es muß dringend davon abgeraten werden, die Einlagen zu beheben, um sie während der Kriegszeit zu verstecken, wie es leider von unvernünf tigen Leuten gemacht wird, die nicht bedenken, daß sie sich dabei der Ge- Hr aussetzen, daß das Geld gestohlen, durch Feuer vernichtet oder onstwie entwertet
werden kann, die nicht bedenken, daß die Geldknappheit, die jeder Krieg mit sich bringt, durch das allgemeine Verstecken von Bar geldern erst recht verschärft wird. Die Sparkasse-Direktton ersucht daher im Interesse der Einleger und im Interesse des allgemeinen Wohles, den eingangs erwähnten unsinnigen und grundlosen Redereien keinen Glauben zu schenken, sondern die Erspar nisse ruhig in den Händen der Sparkasse zu belassen. Bozen, 29. Juli 1914. Direktion der Sparkasse der Stadt Bozen. Georg Baron Eyrl.