der Sieg und der Frieden errungen wäre. Ich hoffte, daß Got tes Barmherzigkeit mir meine Theuren und mich ihnen erhalten würde. Denn dies war der Trost und die Freude meines Herzens, von liebenden Kindern und Enkeln umgeben, in ihren Armen zu leben und zu sterben. Als ich in Italien weilte, erhielt ich die Botschaft, daß mein Sohn in der Donau ertrunken sei. Philipp, eS war mein einziger Sohn, der Erbe meines Namens, die Hoff nung meines Alters. Ich klagte nicht, ich beugte mich vor Gott
und bat ihn nur desto heißer, mir die Gattin und die Tochter zu erhalten. Bald darauf starb auch die Gattin; der Jammer und die Trauer um unsere» Sohn, deffen Tod sie ihrer geringen Sorg falt zuschrieb, hatten sie geiödtet. Philipp, dies war ein harter Schlag. Ich jammerte, doch verzweifelte ich nicht. Ich hatte noch meine Tochter, meine Mathilde. Meine Schwester Theresia nahm sie zu sich. Sie war herangewachsen, blühend an Geist und Kör per. Diese war jetzt die Stütze und die Hoffnung, die einzige
da, verlaffen ohne den Trost, den selbst der ärmste Bauersmann in seiner Sterbestunde noch sein nennt. Je näher die Zeit rückt, wo mir Alter und Schwachheit einen liebenden, treuen Helfer nöthig ma- chen, desto mehr empfindet mein armes Herz den Verlust meiner Lieben.' Bekümmert, von Leiden überwältigt, wandte der Oberst sein Auge zum Himmel und schwieg. Philipp, der treue Diener, suchte ihn zu trösten. „Und glau ben Sie denn nicht, Herr Oberst,' begann er, „der Himmel könne eS noch anders wenden
und Ihren Herzenswunsch erfüllen?' „Nimmermehr,' sprach düster der Oberst, „denn die Todten stehen nimmer auf.' „So zweifeln Sie an der Allmacht Gottes?' war Philipp's Antwort. „Da sei Gott vor,' erwiderte ernst und demüthig der Oberst; „mein Vertrauen auf den Herrn ist fest gegründet, doch nimmer will ich dies Zeichöb von ihm fordern. Ihm habe ich mein Herz und meine Wünsche übergeben. Er hat sie gehört, er kann sie er füllen. Doch nicht mein, sondern sein Wille geschehe.' „Amen,' erwiderte Philipp. „Möge Gott
Ihnen einen Erben Ihrer Tngend »nd Frömmigkeit geben. Darum sei er gebeten in dieser heiligen Nacht.' Der Oberst neigte schweigend sein grauer Haupt. Der Mond ging auf. In seinem Silberlichte spiegelte sich eine Thräne, die dem Auge des Obersten entflossen war. Das rührte den treuen Philipp mächtig. „Herr Oberst,' sagte er in tiefster Rührung, „das Auge des treuen Dieners sieht schärfer als Sie glauben. Diese Thräne hat Ihnen nicht der Tod Ihrer Lieben ausgepreßt. Sie sind Mann und Christ