Leere im Stadttheater bei klassischen Dorstellungen, die beleidigenden Absenzen beim Auftreten berühmter Künstler tm Kurhaus- faale, dagegen die überfüllten Reihen, so oft seichte Unterhaltung geboten wird, bestätigen dieselbe Tat- suche. Das gute Geschäft macht die Kino-Unter nehmung um so dreister, je nachsichtiger — um e« gelinde zu sagen — die Behörden sind. Daher erscheinen vor dem Zuschauer jene Bilder, die auch verkommene Menschen nur dann ungeniert zu schauen wagen, wenn ihr Angesicht
da« Dunkel de« Ktnematographen bedeckt. Und unter solchen Um ständen darf da« Kino die Unterhaltungeftätte für unsere Jugend sein ?! Jenes Thema, das in der Kindererziehung immer als heikelstes Problem galt und gilt, zu dessen richtiger Behandlung viel Takt, weiseste« Matzhalten. Klugheit und Ernst erfordert sind, wird durch den Kine- matographen dem Kinde als Unterhaltungsstoff ge boten in einer Form, die selbst den Erwachsenen niederen Sinnenkitzel bereitet und daher gerade sinnliche Befriedigung
von Revolutionen wurde beobachtet, datz Kinder, lediglich dem Nachahmungstriebe ge horchend, die schlimmsten Grausamkeiten und scheutz- lichen Morde ausführten, ja datz ihr Blutdurst noch die Brutalität der Erwachsenen übertraf.'') — Hat hierin Dr. Schlötz recht und seine Feststellung gründet sich auf die Erfahrung, dann folgt daraus, datz das Kino durchaus keine Unterhaltung«« und noch viel weniger eine Bildungsstätte *) Dr. Schlöß, Propädeutik der Psychiatrie (Kirsch) Wien 1908, S. 95. von 1897 bi« heuer
, die brav bleiben sollen, bilden kann, wohl aber eine moderne Schule für jene Untaten ist, die sich feit Jahren leider auch unier Kindern mehren und traurige Z-.ichrn find von verlorener Unschuld, Ehrlichkeit und Pietät. Der ttinematograph ist daher in feiner heutigen Form eine I onie auf Schule und Eiziehung. Wenn Schule und Erziehung den Stachel der Sinne klug und berechnend abzuftumpsen streben, spitzt ihn da« Kino für seine Zwecke; wenn die Erziehung nur reiue Nahrung für die rege Kindesphantafie
beforgt, Bietet da« Kino unterschiedslos jede Kost; die Erziehung predigt Menschenwürde und Manneszucht, da« Kino lehrt jedesmal das Gegenteil. Steht nun dem Kinde de: Besuch der Ktnematographen unbeschränkt frei, dann ift Kinder erziehen soviel, ok« im Siebe Waffel tragen, find Pädagogik und Schulgesetze Hirnge« fpinnjte, das Ktnd selbst die Freistatt aller Triebe. Er war höchste Zeit, daß die Schulbehörde gesprochen und de» Kino-Besuch für Schulkiuder verboten hat. Sie hat es getan im Jutereffe