. Endlich wurde es im Hause stiller; die Stiefmutter war in die Stube gegangen, Liese nach der Küche.. Reginas Gesicht sah zum Erschrecken bleich aus, ihr Kopf brannte, ihre Hände zitterten, aber sie beob achtete dennoch die Borsicht, leise hinaus zu gehen und die Treppe hinab zu steigen. Unten hörte sie Leonhard sprechen und ihren Vater lachen. ES trieb sie an, in« Zimmer zu stürzen, sich an des Vaters Hals zu klammern, ihm zuzurufen: „Sie alle meinen eS bös uiit Dir, Vater, nur ich. Dein Kind
, habe Dich lieb!' — Doch im gleichen Moment erfasste sie das eiskalte Gefühl, dass der Vater ihr entfrem det sei. Hatte er nicht die Stiefmutter in der Ge fahr, beim Toben der Elemente umfasst und sein einzig Kind darüber vergessen! — Und wenn sie jetzt dessen auch nicht gedenken wollte, war er drinnen allein? Sollte sie Leonhard unter die Augen treten; jetzt mit Ruhe den Zorn der Mutter über sich er gehen lassen? Nein, nein, für sie gab es nur eine Zufluchtsstätte — hin zu dem guten lieben HanS
, den sie so lange vernachlässigt hatte. „Ganz recht, Kind,' nickte HanS, den es tief be wegte, so die Falschen in Schutz nehmen zu müsse», um da» Kind zu täuschen. „HanS, warum wellen sie Dich von der Mühle fort haben, Leonhard nannte Dich doch Schleicher?' begann Regina aufs neue. „Kind, wenn man auf jemimd ärgerlich ist, wählt man die Worte nicht. Er nannte mich Schleicher, weil ich auch gegen den Verkauf der Mühle bin. Und da meint die Mntter, wie er, dass, wenn ich nicht mehr hier sei, sie den Vater schon
zu allen, bewegen werden. „Aber Du gehst nicht fort, und die Mühle wird auch «icht verkauft?' fragte Regina bangen Tone» „Wie Gott will, Mädchen. Erst wenn Dein Vater mich fort weist, dann gehe ich!' „Dies wird der Vater niemals thun; hat er Dich doch so lieb.' HanS schüttelte gedankenvoll den Kopf. Keiner als er konnte besser wissen, dass seine Freundschaft mit dem Meister bereits auf schwachen Füßen stand. Regina fuhr fort: „Leonhard hat die Mutter geküsst, darf er das?' HanS rüttelte diese Frage
aus seinem schmerz lichen Gedankengange auf, betroffen stand er da, an die Auseinandersetzung dieses Punktes hatte er nicht gedacht. „Hat er sie geküsst?' „Er hatte sie umfasst, und ich habe gehört, dass sie sich küssten.' „Unter Verwandten kommt da» schon vor. Gewiss hatte der Leonhard nicht gemusst, womit er sonst die ärgerliche Base beruhigen sollte.' HanS hatte die letzten Worte mit solcher Unsicher heit gesprochen, dass eS jeden, andern als einem so harmlosen Kinde, wie Regina, auffällig gewesen wäre