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Brixener Chronik
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Page 6 of 8
Date: 15.09.1891
Physical description: 8
. Der Thatbestand ist folgender: Der 13jährige Schulknabe Josef Pötzl hatte zu Beginn dieses Jahres seinen gleichalterigen Schulgenossen Rudolf Langer zu bewegen ver mocht, die Religionsstunde zu „schwänzen'. Der Knabe blieb dem Religionsunterrichte ferne und verbrachte den Vormittag in Gesellschaft Pötzls. Dieser nützte diesen Fehltritt Langers aus und drohte ihm, da er wusste, wie streng ihn sein Önkel halte, mit der Anzeige, wenn Lauger nicht sein (Pötzls) Stillschweigen mit Geld erkaufe. Aus Furcht

vor Strafe folgte Langer abermals dem Verführer und brachte ihm ein Zwanzig kreuzerstück, das er aus der Lade seines Oheims entwendet hatte. Damit hatte Pötzl eine ihm unversieglich scheinende Geldquelle entdeckt. Durch Drohungen mit dem Messer und mit Schlägen und durch die^ stets wiederholte Versicherung, die Manipu lation Rudolfs dem Onkel, vor welchem dieser einen großen Respect besaß, mitzutheilen, wusste es Pötzl fertig zu bringen, dass ihn sein Kamerad^ eine scheue, furchtsame Natur, immer

wieder mit Geldbeträgen von 10 bis 60 Kreuzer versah, die er dem Onkel heimlich bereits durch drei Jahre stehlen musste, um sie Pötzl zu bringen. Wieder holt bat Langer den Erpresser, mit den Forde rungen aufzuhören, es fei genug, doch Pötzl ver stand das Handwerk gut. Langer wagte es weder seinem Onkel sich anzuvertrauen, noch allein einen Weg zu thun, wenn er nicht die von Pötzl verlangte Summe Lei sich hatte. Stundenlang schlich dieser um das Haus seines Opfers herum und pfiff einfach nur, wenn er wollte, dass

Langer zu erscheinen habe. Der arme Junge wusste sich keinen Rath. Nach einer schlaflos durchwachten Nacht hatte er das Mittel gefunden, sich oer Macht Pötzls zu entziehen. Es war an einem der letzten April tage Morgens um halb 8 Uhr, als Langer sein besseres Gewand anlegte und kurze Zeit eifrig betete. Von niemand bemerkt, verließ er nun die „Brwener Chronik.' Wohnung des Onkels, schwang sich ohne einen Moment des Zauderns auf das Fensterbrett und stürzte sich kopfüber auf das Pflaster des Hofes

hinab. Mit zerschmetterten Gliedern, jedoch noch lebend, wurde der unglückliche Knabe ins All gemeine Krankenhaus gebracht, wo er nach Wochen sorgfältiger Wege erst einvernommen werden konnte. Seine im Delirium Hervorgestoßenen, Erzählungen führten aus die Schuld des Erpressers. Rudolf Langer, der nun aus dem Allgemeinen Krankenhause als geheilt entlassen ist, konnte bereits am 9. September als Zeuge zur Schluss verhandlung vor dem Bezirksgerichte Alsergrund erscheinen. Er gab an, dass

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