dich zum Essen bitten!' bemerkt Vander- straaten, als die große Glocke ertönt und die An gestellten den Fabrikshof verlassen, um ihr Mittag brot zu verzehren. Heinz zögerte etwas mit der Antwort. „Frau Holz wird das Mittagessen für mich be reitet haben und auf mich warten — doch halt, ich kann den kleinen Weber hinschicken, er wird mit meinem Mittagbrot schon fertig werden. Wenn du ein Momentchen warten kannst, so gehe ich mit dir.' Heinz wendet sich zum Bureau zurück, in dem ein dürftig, aber sauber
gekleideter Junge noch beschäftigt ist, um aufzuräumen. „Weber, gehen Sie zu Frau Holz und sagen Sie ihr, sie solle Ihnen mein Mittagbrot für Ihre Mutter mitgeben!' Ein schmales, blasses Iungengesicht, zwei schüch terne, blaue Augen, in denen Tränen stehen, wenden sich Heinz zu. „Ich danke Ihnen, Herr Vanderstraaten! Die Mutter wird sich freuen. Sie ist schon seit einigen Tagen krank und kann nichts verdienen.' „So, da wird wohl mal wieder Schmalhans bei euch Küchenmeister sein! Warum sagen
Sie mir das nicht eher, Hermann?' „Die Mutter will's nicht. Sie sagt, der Herr Vanderstraaten tut so viel für uns; solange wir allein auskommen können, dürfen wir ihn nicht belästigen.' „Sie hat recht, Ihre Mutter, Hermann; ehren Sie nur immer ihre Grundsätze! Hier ist etwas Geld und nun sorgen Sie, daß es Ihrer Mutter bald wieder besser geht.' Mit freudestrahlendem Gesicht springt der Junge fort, um sich von Frau Holz, der Witwe eines Beamten der Vanderstraatenschen Fabrik, das Mittagbrot geben zu lassen
. Als die beiden Herren die Kastanienallee hinab gehen, die von den Werken zum Heideschloß führt, meint Rudolf Vanderstraaten: „Du solltest doch stets zum Essen zu uns kommen, Heinz. Es paßt mir eigentlich gar nicht, daß mein Neffe bei frem den Leuten sein Mittagbrot verzehren muß.' „Mir paßt es aber, Onkel Rudolf!' lacht Heinz. „Ich möchte nur meine persönliche Unabhängigkeit gerne wahren. Zudem kann Frau Holz einen kleinen Zuschuß zu ihrer Witwenpension gut brauchen.' Rudolf Vanderstraaten bleibt stehen
, prüfend schaut er seinem Neffen ins Gesicht. „So, meinst du, Heinz, Frau Holz käme mit ihrer Pension nicht aus?' „I bewahre, Onkel! Du verstehst mich ganz falsch. Du zahlst sicher genug; ich meine aber, eine noch junge und rüstige Frau soll nicht du Hände in den Schoß legen, sie soll zu verdienen suchen, damit sie für ihre Kinder etwas zurück legen kann. Es wäre grundfalsch, wollte man so viel zahlen, daß die Frauen nicht mehr zu arbeiten brauchten. Ein Faulenzerleben hat noch nie jeman dem gutgetan