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Newspapers & Magazines
Bozner Zeitung
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Page 8 of 16
Date: 13.05.1911
Physical description: 16
sinnigen kommt, wohl vor keinem Gerichtshofe sehr ins Gewicht fallen.' „Jetzt sehe ich klar: Du willst mich in der Patsche sitzen lassen,' jammerte Percy. „Da bleib! nur ein Ausweg noch, den ich schnur stracks beschreiben werde. Morgen früh schon sö!! in allen Blättern zu lesen sein, daß Percy .->rne sich eine Kugel durch den Kopf jagte.' Viktor Mackenzie wuszte viel zu gut, ds dieses traurige Vürschchen der letzte wäre, m.i ein Lcid anzutun, aber seineDrohung mit v.'.u Selbsinio:d lecken

!.rl':' sc!» Le^en nicht, weil man sterben, sonve n wei! man noch recht lange leben und schliesslich das Kapital in Frieden verzebren will. Le!n<?ir du nicht stets in WolkenkucUia Percy. so hättest du schon längst an ^...> Mittel, dir Geld zu verschaffen, gedacht.' „Da hast du recht,' sagte der sunge Mann, der sichtlich noch immer nicht verstand, um was es sich eigentlich handele. „Aber, Viktor, ich werde den Fehler schleunigst gut machen, und du guter Kerl wirst mir gewiß dabei helfen. Sei nicht böse, wenn ich vorhin ein wenig grob

wurde, aber es ist bitter, soll man einen Zehner missen, nachdem man in drei Iahren dreißigtausend Pfund an den Mann gebracht hat.' Viktor fetzte sich rasch an den Schreibtisch, nahm ein Formnlar heraus, füllte einige Rubriken aus und lud dann Percy ein, seinen Platz einzunehmen. „So,' sagte er, „das wäre ein Versicherungs antrag bei der Perennial-Gesellschast aus zehn tausend Pfund Sterling. Fülle die leer- gebliebcnen Rubriken aus und unterschreibe dann.' Percy nahm die Feder zur Hand

und arbeitete sich mühsam durch die verschiedenen Dorschristen des Formulars durch, bis er ganz unten bei einer Fußnote angelangt war und verblüfft aufblickte. „Halt!' rief er, „hier steht ja: vorbehaltlich des Ergebnisses der ärztlichen Untersuchung! Da läßt mich kein Doktor passieren. Nachts alle Augenblicke Bluthusten und morgens Atemnot!' Viktor Mackenzie lächelte überlegen und spielte sich auf den guten Schutzgeist eines ver zweifelnden Jünglings hinaus. „Nur ruhig, Percy, du wirst dich balz

, und als die beiden auf die Straße traten, erkundigte er sich schleunigst, wieviel bei dem Geschäft für ihn abfallen würde. Während sie Arm in Arm den Strand entlang schlenderten, weihte ihn Viktor in das neue Geheimnis ein. „Eine Police auf zehntausend Pfund wird es mir ermöglichen, dir mindestens zweitausend zu verschaffen,' sagte er. . ..Natürlich bedarf es einiger Zeit, um einen Juden zu finden, der ncm berausrücken will. Wenn du „^o.nrr Heil»»,,' l 'ü^nn'lei ' mir aber die Police als SichersieUung ver

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Bozner Zeitung
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Page 6 of 8
Date: 05.05.1911
Physical description: 8
, daß Herr Simon tatsächlich eine neup Methode wüßte, die aber in unversöhnlichem Gegensatz zu der Milde stand, mit der er sie entwickelte. Nachdem der Wärter abgetreten war, setzte sich Mackenzie wieder an seine Arbeit, doch.nur um gleich darauf von neuem die Feder aus der Hand zu legen, da er die Räder eines Wagens auf dem Kies der Allee knirschen hörte. Freudig erregt sprang er äüf, denn er erriet, daß e» die Droschke sei, die Viktor von der Bahnstation brachte. Kaum eine Minute da>-nuk trat diele

. ^ ,Mn Gentleman muß sich wiü ein Gentle man kleiden : doch ich glaube, .'wir haben jetzt wichtigere Dinge zu besprechen^- erwiderte Viktor. »Du hast doch meinen Brieferhälten?' - „Natürlich, und ich war» sehr froh, von' einem' neuen Patienten zu Höreck ' 's ist hohe Zeit, daß wieder^ einige^ der freigewordenen' Plätze besetzt werden,' sagte'Vimo'n.f^HasddW gut abgeschlossen, mein Jungei ^ ^Ia, weißt du, es handelt sich dä um eiii' Privatgeschäft, und deshalb wirst-dü znir etwas. Rabatt gewähren müssen

,' entgegnete Viktor', »selbstverständlich willige ich spätes wenn die Sache zum Ziele geführt hat, in ein Nach tragshonorar,' beeilte er sich hinzuzusetzen',''als er die Wolke sah, die seines Vaters Stirn 'zu umdüstern begann. „Siehst du, Vic, das ist ein kleiner Schlag für mich,' seufzte Simon nach 'einer nachdenk lichen Pause. „Ich hatte mich schon auf ein recht rundes Sümmchen gespitzt, bei dem auch «ine tüchtige Provision für sich herausspringen sollte. Na aber, so ein findiger Kopf wie du trifft imme

» das Rechte! Also frisch damit, und wir wollen sehen, was sich für dich tun läßt.' Viktor sprach jetzt länger als eine Minute ganz leise auf seinen Vater ein, während deren .Hch auf dessen Antlitz alle Regungen wachsender Gemütsbewegung — Neugier zuerst, dann Ab scheu, später Zorn — spiegelten, bis dieser end lich dem Ausdruck listigen Verständnisses wich, «ls Viktor geendet. „Nein, wirklich! Solch ein Mädel! Will «inen Prachtmann wie dich nicht nehmen!' Äef der Herr Anstaltsbesitzer erregt aüs. Mber

!' ^Das' könnte' ich auch, wenn ich' ÄiöUte,-' ' ;Lenommierle. Herr Viktor Mackensie. -Aber „Bozner Zeitung' (Südtiroler ich yaoe es nur nun einmal in oen Slops ge setzt, just dieses Mädel zu bekommen!' „Ist sonst alles in ° Ordnung?' fragte Simon. ' '' . .' „Der alte Tomkins und Miller haben das Attest bereits unterzeichnet, und da doch d^r Brüder ihr nächster' VeÄandter ist, können wir dem Vormünd, selbst wenn er evsahrtzn sollte, was mit' ihr geschehen ist, getrost, eist Schnippchen schlagen/' Wir iberdeii sie bei der ersten

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Bozner Zeitung
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Page 3 of 8
Date: 16.03.1911
Physical description: 8
abends, fand im Gasthause des Karl Rauch in Auer eine Tanzunterhaltung statt, an der sich auch mehrere maskierte Burschen beteiligten. Während des Tanzes erlaubte sich die eine oder andere Maske derbe Scherze; so z B. erhielt der Fütlerer Valentin Zorzi vom Schmiedesohn Lunelli einen leichten Schlag auf den Kopf und von Viktor Wenter eine ziemlich heftige Ohrfeige. Diese Ungehörigkeiten hatten zur Folge, daß der Wirt die Masken ab schaffte. Viktor Wenter und sein Kamerad, der Taglöhner Micheletti

und den Brüdern Anselm und Viktor Wenter zusammen, die ebenfalls aus der Wirtschaft gekommen waren. Ohne ein Wort zu verlieren und mit einem Gruße schritten die beiden Parteien anlinander vorüber; jedoch nach etwa zwei Schritten drehte .fich Anselm Wenter um, trat auf VareSco, dem fein Bruder ihm als einen der streitsüchtigsten von den Italienern bezeichnet hatte, zu und fragte ihn in aller Güte, was er denn eigentlich gegen jenen habe ; dabei erfaßte er den VareSco beim vorderen Kragenende feines Rockes

. Auch Viktor Wenter hatte sich inzwischen umgewendet und dem Vqresco auf einen Schritt.genähert, so daß beide, da. auch letzterer Kehrt, gemacht hatte, einander gegenüberstanden. VareSco riß sich aber plötzlich von Anselm Wenter los, fuhr ohne jede weitere Veranlassung mit der Hand in die Höhe und führte rasch, nacheinander von oben herunter auf Viktor Wenter, der ihm garnichts getan, ja ihn nicht einmal angesprochen hatte, zw« Streiche. Infolge der herrschenden Dunkelheit hätten die Zeugen

nicht wahrnehmen können, daß Varesco-mit einem Messer bewaffnet war und die Hiebe gegen Viktor Wenter mit diesem gesetzt worden waren. ^ Anselm Wenter schob nun den VareSco von seinem Bruder weg,' verspürte .aber selbst .an' der - linken . Hand ein Brennen, wahrscheinlich, weil er zufällig das Messer desselben gestreift hatte; Varesco lief nun eiligst, von Anselm Wenter ein kleines Stück weit verfolgt, davon. Wenter kehrte aber gleich wieder zum Tat orte zurück und .sand seinen Brudev i Viktor ^ bereits

röchelnd am Boden liegen. Weder. Bonelli noch Micheletti hatten sich. irgendwie am Rencontre - be teiligt,. sondern waren etwas ., abseits gestanden. Viktor Wenter hatte durch VareSco drei Stichver letzungen zugefügt erhalten: eine solche an der Brust zwischen dritter und vierter Rippe, am. linken Rande des. Brustbeines beginnend, schräg nach innen und unten verlaufend. Haut und Unterhautzellgewebe, Rippenmuskel, Mittelfell, Herzbeutels vordere rechte Herzwand - und -die - Zwischenkammerwand

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Bozner Zeitung
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Page 6 of 8
Date: 07.06.1911
Physical description: 8
Nr. 129 „Bozner Zeitung' (Südtiroler Tagblatt). Mittwoch, den 7. Juni 1911. Der Diamant Ks ROH. Roman a. d. Londoner Verbrecherwelt von H.H l ll. Frei bearbeitet von Karl August Tschak. 32. Fortsetzung. Nachdruck verboten. So kam es, daß Viktor, als »r. Tomkms soeben unter unartikulierten Zornesworien ein- trat, ihm die Pistole, die er aus der Tauche zog, schleunigst entwand. Nachdem er dann den kleinen Mann in einen Sessel gedruckt hatte, schloß er die Tür und verriegelte sie: mit glücklicher

« Und dann wandte er sich in einem plötz lichen Wutanfall zur Elmslie. und nur die -schmetternden Fanfaren der Musikkapelle draußen verhinderten, daß man außerhalb des Kabinetts vernahm, wie er schrie : Närrin! Mich verschmähen Sie um eines Mannes willen, der Sie vergiften wollte — der es dahin gebracht hätte, daß Sie jetzt schon kalt und steif wären, wenn ich es nicht ver» hindert hätte!' Viktor Mackenzie war vollständig über rascht, daß man ihn eines Verbrechens be» ^kbttate. das. wie er noch vor fünf Mmuten

, daß es ihm endlich einmal, wie er glaubte, gelungen sei, die Pläne seines Brotgebers zu durch kreuzen, hatte er für einen Augenblick das Spiel der Geliebten verkannt, nun aber egann er zu kichern und wies mit dem Finger auf Mackenzie. «Er sagte, es wäre für den Hofhund, «der ich wußte, für wen das Gift bestimmt war. Hatte ich doch eben erst euch beide im Streit belauscht — fünf Mnuten, bevor er «-.ich um das Gift ersuchte! Aber ich war schlau -- viel zu schlau fiir dich, mein lieber Viktor — und machte

dir ein Tränkchen zurecht, das Nicht einmal einem Kanarienvogel schaden könnte. Acht Gewichtteile destillierten Wassers »nd weiter nichts I' Und in seiner^Schadenfreude, deremTriumph »ur kurzlebig Mn sollte, lachte der kleine Doktor hell auf. . Aber die Wirkung war eine überraschende. Denn nicht Viktor, für den doch bei Tomkins' Handlungsweise das meiste auf dem Stiele stand, ergoß über den Doktor die Fülle seines Hornes, sondern Emma, die befürchtete, daß thre Flucht mit Viktor ^.dadurch verzögert «erden

könnte.^ „Idiot!' zischte sie. „Wie konnten Sie errn Mackenzie eine solche Absicht zutrauen l ir beide verstehen einander aufs beste, und Ihre Torheit hat mir ebensoviel Schaden be reitet wie ihm. Ich -' „Das dürste genügen, meine Liebe,' sprach -Viktor gedehnt und legte seine Hand auf ihren Arm, um sie zurückzuhalten. „Tom Aeht ein, weit ich nach seinem Gesicht beurteilen kann, aß du noch triftigere Gründe hattest als ich, den Tod des Hofhundes zu wünschen. Er hat «inen Fehler begangen

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Bozner Zeitung
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Page 6 of 8
Date: 11.05.1911
Physical description: 8
,' fügte sie mit bebender Stimme hinzu. „Wie ai:d>.'is hätten Sie sonst den Namen des Elenden wissen und heute noch ihn nennen können?' Emma hörte dies alles mit grimmiger Genugtuung an. Kein Zweifel mehr: Das Mädchen war hierhergebracht worden, um e? zu zwingen, als Preis für die Freiheit Viktor zu heiraten, wollte abe? nichts davon wissen. Aehnliches hatte sie längst geahnt: jetzt war es gewiß, daß Viktor selbst dahinterstecke. Aber dies alles verstärkte nur noch Emmas Ab neigung gegen Käthe. Wohl

Sohn nichts schenken.' Sie blies die Kerze aus, öffnete vorsichtig die Pforte, die den Zugang zu der Privat- wohuung vermittelte, und schlich sich auf den Zehen bis zu einer Tür am Ende des dunklen Korridors, unter der «in sckmnl-,- hervorstahl, ^s war die Tür zu Simon Macken- zies Heiligtum. Von diesem Raum führte eine Glaswr in den Garten, und die ersten Worte, die die Lauscherin erhaschte, hatten darausBezug. „Warte, bis ich die Glastür geschlossen habe,' sagte Viktor. „Ja, ich sehe allerdings

böse aus! Ich habe einen gehörigen Sturz getan, aber ich bin mehr schmutzig als blutig, und gebrochen ist nichts.' „Aber wie kam denn das nur? Sie konnte dich doch nicht vom Dache stoßen,' ließ sich der ältere Mäckenzie vernehmen. < „Nein, wenn sie's gleich gerne getan hätte,' entgegnete Viktor mit häßlichem Lachen. „Ader Dann Gibson kam gerade dazu, als ich in Un gnaden entlassen war. Er war beim Port.er gewesen, um für den Kutscher eine Weisung zu hinterlassen. Als er die Leiter sah, stellte

er s.ch auf die Lauer, kehrte die Leiter, ahnungslos, mit wem er es zu tun habe, um, als ich eben: herunterkletterte, i und schleuderte mich so auf den Fahrweg. Ich war nicht wenig erbost/ aber er war natürlich im vollsten Recht, da er glauben mußte, irgend ein Fremder wolle dem Fräulein zur Flucht, verhelfen.' . ' s Wir wollen jedoch den Schleier des Ge heimnisses, etwas weiter lüften und daher er zählen, daß Gibsons Dazwischenkunft durchaus nicht so „zufällig' gewesen war, wie Viktor annahm

. Er war bekannt als der grimmigste Bullenbeißer unter der männlichen Bedienung des Hauses und würde schon alle Befreiungsgelüste mit derben Händen zerstören. Jetzt wollte sie sich, das Ohr fest an das Schlüsselloch gedrückt, von dem Erfolge ihres Anschlages überzeugen. Wieder und wieder hatte Viktor Mäckenzie ihr die He rat versprochen — nun hatte sie die Beweise sür seinen Verrat in der Hand, Beweise, nach denen ihre Seele dürstete! Es wäre doch wunderlich zugegangen, hätte sie seine Absichten

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Bozner Zeitung
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Page 6 of 8
Date: 12.06.1911
Physical description: 8
Nr. 133 »Lozner Zeituvg^ (Südtiroler Tagblatt). Montag, dein, 12. Juni 1911, Dcr Diamant des Rajah. Roman a. d. Londoner Verbrecherwelt von H.H i l l. Frei bearbeitet von Kar! August Tschak. 36. Fortsetzung. Nachdruck verboten. ' 34. Kapitel ' ' D«r alte Brunnenschacht. W- . -ige Stunden später saß Viktor Ma ckcnzio» ! der ebc» erst das Rencontre mit Eeorge Hamilto i gehabt hatte, bei seinem Vater, in dessen Kontor die beiden sich eingeschlossen hatten, um von diesem die Vorfälle des Tages

Aufsehen machen, aber dergleichen geht vor über.' - - „Ich wollte, es wäre die andere gewesen/ jammerte Herr Simon. „Die Elmslie verstand sich auf die Behandlung weiblicher Patienten wie keine andere, und ich glaube nicht, daß sie dir ernstlich etwas zuleide getan halte, Viktor.' „Die andere wird auch noch aus irgend eine Weise daran glauben müssen, und zwar noch vor morgen früh,' erwiderte Viktor und sog eine Zeitung aus der Tasche. „Lies diese Notiz im heutigen Wendblatt. Ich kaufte es am Wege

^ '«lso nichts zu jammern, Alter; aber das eine sage ich dir, unsere Lage verlangt rasches Handeln. Aus deinen Schilderungen schließe > ich mit ziemlicher Sicherheit, daß wir im b Hause selbst einen Feind beherbergen, und ich «ette hundert gegen eins, ich werde ihn her- - «ussinden.' ' „Ich verstehe dich nicht, lieber Viktor; ich bin so verwirrt, daß ich, scheint's, keinen Ge- ^ 'kanten mehr fassen kann,' wimmerte Herr Simon. „Jener Pfiff, auf den hin du Drew vor- ! zeitig losließest, war kein Zufall

auf - Sie Elmslie, deren Zeugin sie gewesen, vorge bracht und auf „Fred' als den Mann ange- , spielt hatte, der es dem Angreifer ^eingetränkt' > habe. . „Sie muß sich geirrt haben; ich hätte das 5 <M2dchen abgeschossen, wenn ich es dabei er- «!Zchi hatte, wie es yernver>piomerle,' sägte Herr Simon. „Ich wünschte, du hättest es getan: aber, das Mädchen hat sich nicht geirrt;' ent gegnete Viktor. „Ich erkannte in ihr dieselbe Person, die Tomkins an jenem Tage, da Ha milton und der fesche Fred von Indien

konnten, da doch ein anderer den Diamanten in Beschlag ge nommen hat.' Simon stand schwankend von seinem Stuhle auf. „Wir wollen uns den Burschen ansehen,' keuchte er. „Wenn dem so ist, wie du sagst, dann — dann wirst du mich nicht zaghast finden, sobald es gilt, ihm die Possen zu ver treiben,— was immer auch geschehen muß. Nein, bei Gott, und wenn ich die Sache mit eigenen Händen durchführen muß.' Heftig stieß Viktor seinen Vater in den Sessel zurück. „Du verlierst ja den Kopf, alter Mann,' sagte

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Bozner Zeitung
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Page 7 of 20
Date: 10.06.1911
Physical description: 20
er nun in isicherem Tone fort, da sein Haß ihm Mut ein-. ;flößte. „Emma Elmslie und Viktor Mackenzie sind für jenes Verbrechen verantwortlich! Wenn das Weib nicht gewünscht hätte, daß man Ihne» auflauere, wäre es nicht dazu gekommen! Lsr anlassen Sie, daß das Gesetz seine Hand auf die. Leiden lege, auch auf mich, und ich will mich zu allem schuldig bekennen, alles erleiden, nur um jene zwei voneinander getrennt und be straft zu sehen.' „Die beiden sollten gehängt werden, und Sie, Herr, sollte man meines Erachtens

des Vergnügungslokales auch nicht so eilig damit haben, den Vorfall in die Zeitung zu bringen. Für einen Augenblick war Viktor so er staunt, daß er der anderen im Kasseezimmer anwe»enden Verlanen aar nickt achtete. >N!^» „Tsm. alter Junge, waq schwatzt vu Venn da zusammen?' begann er, als sein immer wachsames Auge auf George fiel und zu gleicher Zeit der letztere, seinen Reisegenossen von Dover erkennend, ein bis zwei Schritte vortrat und dabei in ausfälliger Weise seine Ge» statt reckte. Mackenzie, der nicht wußte

zu lassen. Obgleich ihm erst der vierte Teil aller Schurkereien dieses Mannes bekannt war, galt für ihn selbst doch das Maß seiner Schuld übervoll, er schlug alle Ein flüsterungen der Vorsicht in den Wind und vergaß sogar, daß Käthe gesetzlich noch immer in der Macht der Mackenzies war. Lord Haverstock. der erriet, wer Viktor fei, erkannte zwar die Gefahr und eilte an die Seite seines jungen Freundes, um ihn zur Vorsicht zu mahnen, aber es war zu spät. Georges Finger hatten bereits Viktors Rock trägen

umklammert. „Lassen Sie mich los, Sie Flegel l He, Wirt. Hilfe!' schrie Viktor. George aber sprach von der ersten bis zur letzten Minute kein Wort. Teils zerrte, teils stieß er den Mann aus dem Kaffeezimmer, nahm von einem Ständer in der Halle ein festes, elastisches, spanisches Rohr und drängte Viktor hinaus bis auf den kleinen Rasenplatz vor dem Hause. Achselzuckend folgte Lord Häverstock, und auch Tomkins kam nach, die Hände voll Entzücken zusammenschlagend, das zu fühlen sein Verstand gerade

noch ausreichte. Der Wirt kam heraus, auch eine kleine Gruppe von Kellnern und Bediensteten versammelte sich, wie durch Zauberkraft angezogen: aber als die Leute sähen, was vor sich gehen sollte, fand sich nicht einer unter ihnen, der die von Ge orges starkem Arme ausgeübte gerechte Rache verhindert hätte. Die Mackenzies waren in der ganzen Umgebung verhaßt. Als die Sache abgetan, sah Viktor recht übel aus. Unter anderem zogen sich drei Striemen quer über das „hübsche Gesicht', aus das Vater Simon so stolz

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Bozner Zeitung
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Page 8 of 16
Date: 03.06.1911
Physical description: 16
Är. 127 Getränk und brütete noch eine Weile, nachdem die Ewislie bereits fortgegangen war, über diesen Punkt ihres Berichtes nach. Seine Ge danken waren auch immer noch damit beschäftigt, als er ein wenig später Lottie ob ihrer nächtlichen Exkursion eine Strafpredigt hielt, und sonder barerweise regten ihn, als das wütende Mädchen aus Rache nun die Denunziantin denunzierte, Fräulein Milbornes Fiebersymptome noch mehr auf. „Du weißt also ganz sicher, daß es die selbe Nacht, in der Viktor

sich mit mir in diesem Zimmer befand, gewesen ist, als du die Elmslie im Korridor getroffen hast?' stammelte ' er, und alle Röte war aus seinen Wangen ' gewichen, um einer geisterhaften Blässe Platz zu machen. Als Lottis die Wahrheit ihrer Angaben nochmals auf das Bestimmteste beteuerte, bat er sie, über das, was sie ihm gesagt, zu schweigen, und machte sich sofort aus den Weg nach Lon don. Viktor mußte benachrichtigt werden, daß das Geheimnis jener „Fiebersymptome' wahr scheinlich auch einem schlauen, ränkespinnenden

aus, indem er ihm das Billet zurückgab. „Und unser nächster Schachzug ?' „Es wäre vielleicht gut, wenn wir noch einen Versuch machten, Viktor Mackenzie zu sprechen,' war die Antwort. „Bei einer freund schaftlichen Unterredung mit ihm kann Be weismaterial gewonnen werden, das später nicht zu erhalten wäre.' „Später, nachdem wir die Savoystreet mit Erfolg durchforscht haben; ich verstehe schon, was du meinst.' Seit ihrem Nachmittagbesuch bei Dr. Tom tins am Tage des Eisenbahnunfalles hatten die beiden Detektives es schon

ein dutzendmal ver sucht, mit Viktor Mackenzie eine Unterredung wegen Percy Milborne herbeizuführen, aber stets vergeblich. Sie hatten ihn in seinem Bureau in der City wie in seiner Wohnung in der Iermynstreet aufgesucht, aber nur, um zu erfahren, daß er soeben erst fortgegangen sei; und sie hatten sich im „Obstweinkeller' wie > andern bekanntermaßen von dem „Versicherungs inspektor' begünstigten Lokalen herumgetrieben, ohne ihn zu sehen oder irgend jemand ent- . decken zu können, der ihn gesehen hätte

dafür schuldig, daß sie, nachdem sie die engen Treppen erklommen hatten, die an dem Tabakladen vorbeiführten, oben Herrn Macken», zie antrafen, der gerade die Tür seines Kon», tors abschloß. - Denn Viktor, der seine eigenen Grunde> t-ntte. derarüa«. Besuche su erw«Me»»Z Samstag, den 3. Juni 1911. yatte die letzten zwei Tage in Brig):on ver bracht und war an jenem Morgen mir zu folge eines dringenden -Telegramms seines, - Baters nach London gekommen.da dieser ihm darin mitgeteilt, daß er sofort

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Page 5 of 8
Date: 16.05.1911
Physical description: 8
einmal Geschicklichkeit und Willens stärke, und um Ihretwillen werde ich nochmals Meister über sie sein. Die Aufgabe ist schwer, aber ich hoffe sie zu lösen.' Ein tiefer Seufzer der Befriedigung huschte über Emmas Lippen. Gleich darauf aber horchte sie bestürzt aus, als draußen die Stimme eines Mannes sich vernehmen ließ, der die Treppe heraufkam. „Komm nur, Percy,' hörte sie Viktor Mackenzie sagen. „Dort hinter jener Tür haust der seltsame Kauz.' „Idiot!' zischte die Elmslie. „Warum sagten

an Viktor Mackenzie und Percy vorbei, die eben zur Tür des Wohnzimmers eintraten. In wilder Jagd eilte er die Treppe hinab und hielt nicht früher inne, als bis er die Straße erreicht hatte und Tomkins' Haus weit hinter sich wußte. Gleichzeitig aber hatte sich die Tür zu des Doktors Schlafstube wieder geräuschlos ge schlossen. 17. Kapitel. z Dr. Tomkins bessert sich. Viktor Mackenzie wandte sich noch auf der Schwelle um und blickte neugierig dem so eilig davonstiirzenden Nachtvogel nach, dessen licht

ja recht illustre Patienten vor l' Der kleine Doktor fühlte sich aber durchaus Herr der Lage, und im Bewußtsein, daß jedes Wort von seiner schönen ungesehenen Besucherin werde belauscht werden, ersann er folgendes artige Märchen: „Ich hatte keine Ahnung, Viktor, daß er noch hier wäre. Mein Wort darauf, ich bin nicht minder überrascht, als ihr l Ich erlaubte dem Burschen allerdings, über Nacht hierzubleiben, nachdem er mich gestern nach Hause geleitet ' ..Ja, ja,' unterbrach Viktor ihn lachend

als sonst!' entgegnete Viktor gleich mütig. „Uebrigens, wie dem auch sei, mir ge nügt's, wenn du nur jetzt klar genug bist, deine Unterschrift unter Herrn Percy Milbornes Police zu setzen.' Tomkins empfand sehr wohl die herab setzende Ironie, welche in diesen Worten lag. Aber diesmal paßte es ihnr in den Kram, daß sein Brotgeber seine geistige Frische in Zweifel setzte. Ja, er tat, um ihn darin zu bestärken, so, als mache es ihm Mühe, seinen Namens zug unter das Dokument zu setzen, der gleich wohl an Klarheit

nichts zu wünschen übrig ließ. Den jungen Mann aber ärztlich zn Unter röcken. ner,icktete er von vornberein: er hatte keine Lust, sich einer derartigen Komödie zu unterziehen. Viktor bezahlte denn auch ohne weiteres das übliche Honorar und verabschiedete sich dann mit seinem Kandidaten, um dessen Police schleunigst im Kontor der Versicherungsgesell schaft abzugeben. Natürlich hatte sich inzwischen auch des Doktors Schlafzimmertür wieder ge öffnet, und Emma Elmslie fand sich bei diesem ein. Und zu seiner großen

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Page 7 of 16
Date: 20.05.1911
Physical description: 16
noch mit ds!> Mädchen durch das Fenster derEoupetür, al? sich ihm eine Hand auf die Schulter legte un Z er sich beim Umdrehen demjenigen Manne ge enüber fand, welchem hier zu begegnen er wohl am wenigsten wü tschen mochte. „Ei, Tom, Alter! Was ist denn los — 'n kleiner Ausflug aufs Land?' fragte Viktor M.^ienzie ihn jetzt, während dessen durch bohrende Blicke mit dem Lächeln auf seinen Lippen schlecht im Einklang standen. Vor vierzehn Tagen noch hätte den Doktor ein solch unvermutetes Zusammentreffen

zu sagen.' Viktor zerbrach sich den Kopf, wo er diesem Mädchen schon einmal begegnet sein mochte, !ko»>ue sich aber jenes feuchtfröhlichen Abends im ..Obstweinkeller' nicht mehr entsinnen, an dem ihm einmal Fred seine Braut vorgestellt haue, und so sagte er nur: „Ich hatte keine Li-,iiung, daß du Verwandte hättest, Alter. Woinn will sie denn?' Tomkins war sich bewußt, daß eine Lüge übe, Gussies Reiseziel nur Unheil stiften würde, da ^.^er Wahrscheinlichkeit nach der Fragesteller de-, leiben Ziele

wie sie zustrebte. Ja, er glaubte soaar in derAnwefenheit Viktors auf dem Bahn hof eine Gegenmine zu wittern, an die er bis da.-in gar nicht gedacht hatte. So antwortete er dlosz. daß seine „Nichte' nach Dover ginge, einen Bruder zu erwarten, der in Paris ge- wc,en, um sich dort zum Künstler auszubilden.' „Schade, daß er das Mädel nicht als Modell mitgenommen hat,' sagte Viktor, diese Angaben mit der gewohnten Geringschätzung behandelnd, die er für sein käufliches Werkzeug und alles, das mit ihm im Zusammenhang

stand, stets bloß übrighatte. „Ich fahre auch nach Dover --- >n einer Versicherungsangelegenheit — aber Natürlich erster Klasse.' Innerlich war Tomkins dankbar für das von seinem „Gönner' an den Tag gelegte Protzentum, denn er hatte schon sehr befürchtet, daß Viktor, sei es aus Neugier, sei es, weil er Verdacht geschöpft, es sich in den Kop; setzen würde, zu Gussie einzusteigen. Schon wandte sich Viktor, mit der Hand dem kleinen Doktor noch einmal zuwinkend, ab, um seinen Platz aufzusuchen

, durch die seine Göttin, Emma Elinslie. sich seiner Dienste vergewissert hatte, und sie hatte doch erzählt, daß die Freilassung eines Patienten des Grauen , Hauses davon abhänge, daß George Hamilton den Diamanten nicht nach Hause bringe. Es lag zweifellos im Interesse der Mackenzies, Vater wie Sohn, die Ent fernung eines reichen Insassen des Asyls zu verhindern. Was war also natürlicher, als daß Viktor nach Dover fuhr, um George Ha« milton vor dem Verluste des Diamanten zu schützen, falls er in dessen Besitz

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Bozner Zeitung
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Page 1 of 8
Date: 01.08.1913
Physical description: 8
v. Hellmuth. 87 Rschdrua vcrlrien Rosel war heimlich hinausgeschlichen und hate Gerda von dem Ergebnis der Unterre dung in Kenntnis gesetzt, indem sie ihr wört lich alles wiederholte, was Viktor gesagt hatte. Die Alte stimmte dabei ein begeistertes Loblied über den Retter in der Not an; dann ver schwand sie in. die Küche, um einen kleinen Imbiß herzurichten. ^ Vittor nahm die Einladung, zum Abend essen zu bleiben, mit Freuden an. Er schien gar nicht an das Fortgehen zu denken. Gerda deckte den Tisch

, sie richtete alles recht zierlich her, aber sie war so still und ernst dabei und beteiligte sich mit keinem Wort an der Unter hältung. Sie sah blaß aus und hielt die Au gen gesenkt. Viktor tat es nicht anders, Rosel mußt? sich mit zu Tische setzen, obwohl sie sich dage gen sträubte. indem sie behauptete, das schicke ^ sich nicht. Doch als auch der Müller zuredete,» gab sie nach. , So saßen sie alle vier bei dem einfachen Mahl, das aus Schinken, gekochten Eiern, Butter und Schwarzbrot bestand, aber Viktor

meinte lachend, so gut habe es ihm in seinem Leben Noch nie geschmeckt. Er wußte so viel erzählen von seiner Arbeit, seinen Erfolgen und der Müller wurde nicht müde, ihm zuzu hören. Als Viktor dann endlich gegangen war und der alte Müller feine Stube aufgesucht hatte, um sich der langentbehrten Ruhe hinzu geben, saß Gerda unter der Linde vor dem Hause neben der Rosel und berichtete der treu en Alten von Egon Helldorffs verrat. Es war ein wunderbarer Sommerabend. Die Linde blühte, die Lufi war erfüllt

, ..vergiß, was geschehen ist. Mit Racheplänen mußt Du Dich nicht abgeben, was willst Du denn ei gentlich tun?' . „Daß weiß ich noch nicht, — aber ich wer de schon etwas finden!' Rosel seufzte tief auf. Die Sorge um den Müller war nun von ihr genommen, aber sine andere legte sich ihr beklemmend auf das Herz: Gerdas Wesen, ihr Aussehen, ihr sinsteres Ge sicht, all das wollte der guten Alten nicht ge fallen. Und es hätte alles gut werden können, wenn Gerda nur wollte. Denn, daß Viktor Bolz in das Mädchen

verliebt war, mußte ja ein Blinder merken. Rosel wußte das schon in der ersten halben Stunde, daß Viktor nur um Gerdas willen eine Aussöhnung mit dem Mül ler gesucht hatte. Und etwas Besseres konnte man dem Mädchen gar nicht wünschen, als daß es einen Mann bekam wie Viktor. Rosel nahm sich vor. das dem Kinde klar zu ma chen. Das wäre ja ein riesiges Glück für so ein armes Mädchen. Einen solchen Antrag durfte man nicht von der Hand weisen. IX. Von jenem Tag an war Viktor Bolz häu figer Gast

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Page 7 of 16
Date: 27.05.1911
Physical description: 16
, die Tomkins die ganze Heimfahrt über beschäftigte, und als der Zug in den Charing Croß-Bahnhos einlief, war der kleine , Mann auch schon auf einen Gedanken ge kommen, der die Wirklichkeit sehr nahe streifte. Seine schlaffen Lippen krümmten sich zu einem doshaften Lächeln. , „Der Kerl hat etwas verbrochen und sich aefürchtet, in London gesehen zu werden, und ich kann ganz gut erraten, was und 'für wen er es angestellt hat,' sagte er sich, als er den Zug verließ. „ÄZenn Viktor mich jetzt um weine Hoffnungen

hatten. Es waren Viktors und der Oberpflegerin Stimme. Tomkins schlich sich näher heran in den Schatten des Gebüsches und blieb dann stehen, um zu horchen. „Ich kann nicht begreifen, warum du mir in der letzten Zeit immer ausweichst,' sprach Viktor eben. „Von Anfang an habe ich dir doch gesagt, daß mir persönlich an dem Mädchen nichts gelegen ist. sondern daß es sich um einen Gefälligkeitsakt für einen Freund handelt.' „Nun, habe ich denn etwa widersprochen ?' entgegnete die Elmslie in so kühlem Tone, daß Tomkins

' Herz darob voll Entzücken war. „Nein, ich weiß aber ganz gut, daß nur jenes Mädchen dich so aufgebracht machen könnte; du bist mir gegenüber nicht mehr die gleiche wie früher, seit es unter diesem Dache weilt,' sagte Viktor verletzt. „Geh, Emma, sieh doch die Dinge, wie sie in Wirklichkeit sind, und wir wollen wieder Freunde sein. Ich glaubte doch so sicher daran, daß du meine Einladung mit Freuden annehmen würdest — ein Abend im Theater oder im Argyle und nachher ein nettes kleines Souper zu zweit

. Ich weiß zu viel vom Grauen Hause, mein Lieber!' Mit einem leisen Fluche ließ Viktor sie allein und ging schnell ins Haus zurück. Eine halbe Minute später fand sich Emma wie durch Zufall Tomkins gegenüber. „Es ist alles in Ordnung.' sagte er. „Hamil ton sitzt daheim mit blutig geschlagenem Kopfe und ohne Diamanten.' „Ja, ich habe es schon im „Globe' gelesen.' räume sie ihm zu und griff nach seiner oerlciu.^'iid ausgestrectten Hand. „Und haben wirklich Sie das alles ins Werk gesctzr — die Hmgleiiung

Sie besser, wen:r Sie ins Haus gingen, denn, wie ich höre, ha! der Herr nach Ihnen gejchick. Die visitierenden Herren der Behörde wollen uns morgen wieder mit ihrem Besuche beehren.' Aber als Tomkins Herrn Simons Privat, gemach betrat, fand er nicht diesen, sondern Viktor, der ihn als „guten, alten Tommy' will, kommen hieß. Viktor war bei vorzüglicher Laune, alle Spuren des vorangegangene», Streites mit der Elmslie waren wie ford» aeblaien. „?la, aner ^unge, ou ,,ey>k ja sNlH unv munier aus wie ^ Fisch

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Page 6 of 8
Date: 06.06.1911
Physical description: 8
dn Postbeutel hatte er auch noch einen, anderen entdeckt, dessen Adresse die Züge seines Sohnes trug und der die Elmslie gerichtet war. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als all sein Vertrauen darauf zu fetzen. Er hätte gern an Viktor telegraphiert, daß er kommen und ihm in diesem Dilemma beistehen solle, ober er wußte, daß es zwecklos war nach dem, was Viktor über die Gefahr gesagt hatte, die für ihn ge rade jetzt in einer Verbindung zwischen seiner eigenen Person und dem Grauen Haufe smnde. So nahm

, der Dich dann wieder nach dem Grauen Hause zurückbringen soll — um den Anstand zu wahren. Nichts spricht dagegen, daß wir schon innerhalb der nächsten vierzehn Tage heiraten können, nun ich meine Verhältnisse, überblicken kann. Ich erwarte Dich beim Haupteingang um acht Uhr abends. Immer Dein Viktor/ Emmas schöne Augen leuchteten frohlockend auf. Nahegerückt war das Ziel, das sie feit den letzten vier Jahren mit aller Macht zu er reichen bestrebt war — eigentlich von dem Augenblicke an, da sie Viktor zum ersten Male

.' - Herr Simon war selbst in seinem tiefen Kümmer noch schlau genug, noch allerhand Scheingründe gegen den Urlaub bis zum andern Morgen vorzubringen, als sie eine Stunde später darum einkam, aber schließlich gab er mit gut geheucheltem Wohlwollen nach und war ' ^ '»-INN beknral. dak Viktor die Beband- Uing vieler Spionin übernehme, vag er sog«4 die gebrechliche Kutsche anspannen ließ, die sie^ zum Bahnhof bringen sollte. ! Bevor Emma Elmslie die Anstalt verliebt betrat sie noch einmal Käthes Zimmer

sie bei sich. > Es war schon spät am Nachmittag, als, sEmma in der Stadt anlangte, und da sie noch' i einige Einkäufe zu besorgen hatte, kam sie nichts »Äl füih zum Rendezvous. Viktor Mackenzie, der! 'sMne Gründe dafür hatte, vor ihr in Ehelsea P» sein, erwartete sie vor dem Tore der heiteren ! Gärten, die zur Nachtzeit all das versammelten^ t was im Londoner Leben dem zwanglosesten 'Vergnügen huldigte. - Er trat höflich vor, um ihr aus dem Wagen zu helfen, aber als sie zusammen durch die^ glänzend beleuchteten Anlagen

, ohne auf- „Tomkins' Fläschchen', das Herr Simon auf Viktors Geheiß so eifrig handhabte, Bezug nehmen zu müssen. - »Ich habe angeordnet, daß man uns das Souper in einem eigenen Kabinett serviere,^ sagte Viktor. „Du siehst heute so reizend aus«, daß ich froh bin, an ein solches gedacht zi» haben, wo mich nicht die bewundernden Blicke anderer eifersüchtig machen können.' . » Er geleitete sie zu einer der kleinen Logen im Mittelpavillon, wo für die beiden bereit» gedeckt worden war. Während Emma an ihrein

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Page 1 of 4
Date: 21.08.1886
Physical description: 4
. Der Verkehr über die Arlbergbahn an Exportgütern aus Ungarn gestaltet sich auch in der jüngstver- Die Iranckenöurg. Roman von Marie Romaoy. (23. Fortsetzung.) Iv. Kapitel. Der Baron von Tondern hatte endlich das Zeitliche gesegnet. Als er vor einigen Jahren seine Villa am Merwaldstätter See verließ, hatte er sich in Begleitung seines Neffen Viktor auf Reisen begeben, um ein an deres Plätzchen zu suchen, an dem er den Rest seines Lebens in Ruhe zuzubringen gesonnen war. Ein sol ches Plätzchen

war mit leichter Mühe gewählt und wieder, wie vordem in Luzern, gab sich der greise Krie ger der ausgesuchtesten Einsamkeit hin; wieder gestattete er Niemanden den Umgang, als seinem Neffe», und es ist wohl nicht übertrieben, die Behauptung anfrech t zu halten, daß Graf Viktor jetzt ein wahrer Süuden- bock für alle nur erdenklichen Launen des alten Man» nes geworden war. Jedoch auch diese Prüfung ging endlich bei dem jun gen Manne vorüber. Vier Jahre seit ihrer Abreise von Luzern waren vergossen

, als man die irdische Hülle des Baron von Tondern zu Grabe trug. Einsam, wie die letzten Jahre seines Erdenwallens gewesen, war auch die Todtenfeier, deren Einfachheit er einst bei Lebzeiten festgesetzt; Niemand folgte dem Sarge, als der Graf Viktor, die Dienerschaft und wenige Per sonen, deren Anwesenbeit unumgänglich nöthig war. Endlich nun hatte der junge Edelmann das Ziel er reicht, für welches er viele Jahre gelitten; der Reich- tbllm, das Vermögen des Oheims waren sein. Es lag jetzt wieder in seiner Macht

war seine Mühe fruchtlos, denn Elsa hatte weder die Briefe erhalten, noch weilte sie in die» ser Stadt; also mußle sich Graf Viktor auch ohne das begnügen und setzte nach einigen Tagen vergeblichen Suchens die Reise nach seinem Heimathlande fort. In der baierischen Hauptstadt war der Tod des alten Baron in weiteren Kreisen betrauert worden, als Graf Viktor es in seinem einsamen Städtchen geahnt; hier war ja während der Dauer seines langen, rühm» vollen Lebens der Wohnsitz des alten Soldaten gewe sen

, hier hatte ihm die Zeit semer höchsten Auszeich nung gelacht. Daher hatte sich auch die Nachricht, daß Viktor von Hobellheim, der Erbe des Barons, wieder in München sei. wie ein Lauffeuer durch alle Kreise der Gesellschaft verbreitet, und noch ehe er sich dessen er wehrte, fand sich der junge Mann nach allen Seiten von Freunden und Vergnügungen umringt. Eine Zeit lang gefiel er sich in dem bunten Getüm mel, eine Zeit lang fühlte er sich durch die Zuvorkom menheit geschmeichelt, mit welcher man ihm jetzt voll

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Page 7 of 12
Date: 24.05.1911
Physical description: 12
Risikos/ entgegnete Viktor gelassen, „und auch Grund genug, die Hochzeit zu beschleunigen, damit alles in Ordnung gebracht ist. ehe irgend eine Entdeckung den Hamiltons das Recht zu einem gesetzlichen Eingriff gäbe. Vorderhand sind sie dank der Krankheit des alten Hamilton um keinen Schritt weiter als vor zwei Monaten.' „Viktor, Viktor, du richtest mich noch zu grunde,' seufzte händeringend der Besitzer des Grauen Hauses. „Du selbst gehst zu weit: und wenn du sie wirklich heiratest, bleibt immer Tioch

die Möglichkeit bestehen, daß sie hinterher widerspenstig wird und uns verrät.' Doch Viktor lächelte überlegen. „Darüber kannst du dich beruhigen,' sagte er; „wenn sie erst meine Frau ist, und ich Herr ihres Ver mögens bin, will ich dafür garantieren, daß ich ein Mittel finde, ihr den Mund zu stopfen. Doch ich will gleich jetzt mit ihr sprechen und sehen, was mit ihr zu machen ist. Du kannst ihr sagen, ich wäre mit Erlaubnis ihrer Ver wandten hier, um sie zu besuchen; nur nimm dich ja in acht

in der ! Hatte erleichterte. Nun darf man aber ja nicht glauben, daß i 'Viktor Mackenzie mehrere Stunden im Hause weilen konnte, ohne daß Emma Elmslie davon 5 erfahren hätte, und als Simon sie jetzt nach ^Käthe befragte und ihr den Befehl erteilte, das Mädchen herunterzubringen, erriet sie, was be- ' absichtigt wurde. „Falls einer von ihren Verwandten sie be uchen will, könnte man da nicht irgend eine lusrede machen?' meinte die Elmslie, die Zeit icwmnen wollte. „Sie sieht nicht sehr enw- fangsfähig aus — nach dem Bad

raten, aus welcher Quelle ich meine Kenntnis habe, nach meiner Freilassung aber werde ich vielleicht dazu genötigt sein, ihn der gerechten Strafe zuzuführen. Und — und wenn ich von Herrn Viktor Mackenzie während meines Auf enthaltes hier noch weiter belästigt werden sollte, werde ich ihm sagen, was ich weiß — doch nicht, woher ich es erfahren habe.' Die Elmslie hatte ihren Zweck erreicht, und nun ging sie vor Käthe die Treppe hinunter, um ein Lächeln ues Triumphes zu verbergen. Sie wußte nun ganz

. „Lies das hier!' Viktor nahm das Blatt zur Hund. über. Sog mit einem leisen Pfiff durch die Zahne die .yachricht und blickte seinem Vater gerade in» Besicht. „Dann wird eben der andere Plan durchgeführt werden müssen.' sagte er be deutungsvoll. „Das Heiratsprojekt ist gänzlich -allen zu lassen.' Simon war nahe daran, zusammenzu knicken, aber er raffte sich doch noch »us und wendete sich zu der Elmsli«. .Sie können die Patientin wieder hinauf» bringen,' brachte er mühsam hervor. .Und de- handeln

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Page 2 of 4
Date: 20.01.1890
Physical description: 4
inue. Graf Viktor Northon athmete schwer, seine Hand lieb die Lehne des Stuhles sah. er «nd bedeckte das Gesicht.' »Weißt Du Dich der Nacht noch zu erinnern, Viktor, Her Nacht, iu welcher ste starb? Doch, was frage ich noch ? Du magst Vieles vergessen haben, jene eine Nacht wird Dir im Leben unvergeßlich bleiben. Wir knieten neben einander an ihrem Lager. Die Nacht glich der heutige», alle Elemente wütheten. DaS Zimmer war nur'schwäch erleuchtet Wir Beide waren aNein mit unserer Mutter und kniend

empfingen wir ihren letzten Segen, — ihren letzten Wunsch! Viktor, mein Geliebter, weißt Du »och, wie jener Wunsch lautete?' Sie breitete die Arme «ach ihm auS; ihr Herz brach in eine» einz-gen Slagelant an», aber — Erä5 Northon rührte keine Muskel. Blanka fuhr fort: .Sterbend vereinigte sie unsere Hände in den ihre», ihr letzter Blick ruhte auf Dir? zu Dir fpra> chenihre sterbenden Lippen: .Blanka ist mir - das Liebste auf Erden vächst Dir ! Die' rauhe Außen seite deS Leben» bleibe ihr fern. Du liebst

hatten. ES war vor einem Jahr, als ich ans der Fremde heimkehrte. ^ Niemand hieß mich hier willkommen. Du versprachst, am ersteä Juui zu kommen. Ich wartete vergebens; Dn brachst Dein Wort! Ermüde» Dich Nese Einzelheiten? Ich muß heute reden, —e» wird da» letzte Mal! seiu. Du wirst mir uie mehr Anlaß dazu geben, Viktor. Jenen verteumderischeu Gerüchten, die oft meid Ohr «reichten, will ich ja keinen Glauben schenken^ Ach, Viktor, warum läßt Du mich all Das sagen, ohne mir ein Wort, ein Wort zu gönnen!* ' Wieder skeckte

sie ihm bejde Hände mit stummer Bitte entgegen' und wieder wär K^alS wenn er es nicht sah. ' ' - ' „Viktor, verzeihe mir, aber — ich liebe Dick! Was willst Du mehr? Ich will daS Vergaugeue vergessen, keine Frage mehr stellen! Was man mir zugeflüstert, ich will eS nicht gehört haben, 'weUn ich Dich nur wieder habe.' Ohne! Dich,? und eS schauderte ste mit Heftigkeit, .ohne Dich kann ich ja Nicht lebend - ? >- '' Ihre Züge waren von Leidenschaft erregt, die Hände flehten nach dem verheißenen Glück. > .Viktor

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Page 6 of 8
Date: 08.06.1911
Physical description: 8
ein Mann und eine Frau die Halle, und Kreds Hoffnungen sanken auf den Nullpunkt. vernahm Viktor Mackenzies wohlbekannte Stimme. Das war ein Ereignis, dessen Eintreten von allem Anfang an gefürchtet hatte, gegen 'das er aber mit all seinem Scharfsinn sich , «icht wappnen konnte. All seine Hoffnungen i hatten darauf beruht, daß Viktor wegen feiner iMannigfachen Londoner Verpflichtungen so ! lange von der Anstalt fernbleiben werde, bi, »Käthes Flucht eine vollzogene Tatsache war. ^— l---- «ilkorkoi

» ma? ikm nickt lmna». l- . ^. aoer er wugre, oag von oem Augenvlia an, da man ihn erkannte, fein Unternehmen mehr als zwecklos fein würde, wenn man auch nicht sofort entdeckte, weshalb er den Irrsinnigen spielte. Das Beste, was « sich erhoffen konnte^ wenn Viktor ihn zu Gesicht bekam, war noch, daß man ihn der Polizei übergabda» Schlimmste — nun, er war sich mittlerweile schon bewußt geworden, daß die Mackenzies sich mit kleinlichen Skrupeln nicht abgaben. . Er ve^eilte noch am Geländer

„ich werde jetzt den Vater aus dem Bett klopfen und wahrscheinlich morgen- in der Lage sein, dir genaue Angaben zu machen, wie man die Sache zu Ende führen kann.' > ' ! Fred wartete so lange, bis er z sah, daß Viktor sich dem Pförtchen zuwandte, welches zum Privat-Flügel hinüberführte. Dann, als - Emma unten die Stiege betrat, stahl er sich ', in sein Zimmer zurück, machte die Tür zu und lehnte sich mit dem Rücken dagegen für den Fall, daß die Wärterin instinktiv unter suchen wollte, ob die Tür versperrt seu

Stunde belauschen zu können. Diese Ursache, wie immer sie auch beschaffen sein mochte, war von Simon, der zuerst an- fcheinend puren Unsinn zusammenschwatzte, be reits erfaßt worden.. : ^ ' „Entweder ein roter Hut oder ein roter Sonnenschirm,' sagte er. , „Was, das bleibt, sich gleich. , Eines oder das ändere wird sich finden lassen. Beides zusammen wäre noch besser.' - j „Emma hat einen roten- Hut, sie trug ihn heute abend,' erwiderte Viktor nachdenklich. „Und jetzt erinnere ich mich auch, bei LoMe

zu angeln,? lachte Viktor sorglos. „Aber. wozu brauchst ' du all diesen roten Kram ?' fügte er ernft k ^ hinzu. „Du kannst doch einem Frauenzimmer > mU Hüten uns «schirmen nicht e»n sur auema» l den Mund stopfen?' ^ t ' „O doch, im Zusammenhang mit der Ide«. > die du eben entwickeltest,' kicherte Simon.! ' „Herr Ingenieur Bobby Drew kann rote Hüte! ' «nd Sonnenschirme nicht ausstehen. Das Mäd- - «hen, das ihn betrogen hat, trug, so scheint «»,.- . r derartige Sachen, und als « hierhergebracht - - wurde

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Page 5 of 8
Date: 02.05.1911
Physical description: 8
hier anträtest,' lachte Mackenzie. „Gab mir schon alle Mühe herauszubekommen, warum du nicht vor zwei Stunden bereits hier warst. Hätte ich dich gebraucht und du wärst nicht zur Stelle gewesen, so wäre ich bitterböse geworden.' „Pflichten,'krähte derkleine Heir. 'Pflichten, Viktor, mein Lieber, hielten mich ab. War mit einem Patienten ini „Grauen Haus'. Der Herr Papa ist ganz munter, aber, aber, alle Wetter! Honorar aus ihm herauszudrücken, ist ein Kunststück!' „Solltest du mir nicht bestelkn?' fragte

. war der Besitzer eines zwischen Uxbridge und Ger hards Croß gelegenen Instituts, das er eine »Privatnervenheilanstalt' nannte. Aber die Bewohner der Nachbarschaft sprachen davon vur als von einem Irrenhaufe, und die un glücklichen Insassen der Anstalt, von denen mancher gar nicht verrückt war, als er hinein kam, mochten sie am richtigsten als „Hölle auf Erden' bezeichnen. Obgleich Viktor nur selten im Hauptquartier seines Vaters erschien, war «r diesem doch ein unschätzbarer Assistent, weil er ihm allerhand

, der aus» 'gesprochene Alkoholiker, in mindestens gleicher r Weise wichtig für das Gedeihen des „Instituts- wie Viktor: er war nämlich ein diplomierter Arzt und wurde von Viktor denjenigen Kunden, die er zu gewinnen hoffte, als „Spezialist für Nervenkrankheiten' vorgestellt, der niemals in seiner Diagnose irre, od ein Patient reif für ; die Aufnahme in die Anstalt sei oder umge kehrt. Dies Gegenteil trat aber, soweit Doktor Tomkins in Betracht kam, niemals ein, auch - verstand er auffallend gut. was man eigentlich

von ihm verlange. Und ein guter Freund von ihm, ein Kollege von ebenbürtigen Qua litäten, war für das mäßige Honorar von zwei Guineen jederzeit bereit, die Auffassung Dr. Tomkins' aus vollster Ueberzeugung zu be stätigen. „Wer ist das da — der junge Milborne?* fragte, auf den Schläfer deutend, jetzt Tomkins. .Traurig, sehr traurig,' fügte er hinzu, «wird kdald aus dem Ickten Lock, pfeifen!' „Tut's schon!' erwiderte Viktor mit einem haßerfüllten Blick auf sein Opfer. „Seit heute abend bin ich mit dem Jungen

zu können, — einzig Viktor Mackenzie wußte es besser. Er ging jetzt auf den Wink hin mit dem jungen Einbrecher ein wenig auf die Seite. Dieser faßte ihn ver traulich am Aermel und brachte seine Ange legenheit sofort zur Sprache. „Du könntest mir einen Gefallen erweisen,' begann er: „ich bin einem wirklich guten Ge seifte auf der Spur und muß nach Indien, doch ist mir das Bargeld ein wenig knapp ge worden. Ich habe wohl noch, aber nicht ge nug. Könntest du mir nicht einen Vorschuß geben? — Natürlich nach unserm

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Page 2 of 8
Date: 18.07.1913
Physical description: 8
billiger? die wenigstens K Gründsteuer zahlen, son- daß der Prinz, bevor er Deutschland verlassen wirklich ernst genug. Du erinnerst Dich doch, daß Viktor uns erzählte er habe ein junges Mädchen im WaZde getroffen, das sich verirrt hatte, und das er nach der Mühle begleitete?' „Nun ja, was ist denn Merkwürdiges da bei?' „Das wirst Du gleich erfahren.' In Egons Gesicht trat beinahe ein boshaf ter Zug. „Mir fiel schon bei jener Erzählung etwas im Ton Viktors auf,' fuhr er dann fort, „doch schenkte

ich der Wahrnehmung 7eine Beachtung. Heute ist es mir klar geworden. Marie, Dein Zimmermädchen, oder Deine Zofe, wenn Dir 5as lieber ist. berichtete mir an jenem Abend,! sie habe gesehen, wie Viktor nochmals und! aanz heimlich das Haus verließ und den Weg nach der Mühle einschlug. Er hat das seitdem ffchon öfters getan: Marie sagt, ihr falle dabei auf, daß er sich oft umsehe, ob niemand sein .Hortgehen bemerke. — Während er uns glau ben läßt, er sei in seinem Zimmer, schleicht er sich heimlich davon und sucht

eine Gelegenheit, die Enkelin, des Müllers zu sehen. Merkst Du etwas?' Der hochmütige Ausdruck im 'Gesichte Adas verschärfte sich noch. ..Das ist alles nur Vermutung. Wer weiß, was da die Marie alles zusammengereimt I'at.' „Deine Zuversicht würde vollständig schwin den, wenn Du, wie ich heute, Gelegenheit ge habt hättest, Viktor genau zu beobachten.' „Er sprach mjt dem Mädchen? —heute?' Ada schieil nun doch etwas unruhig zu werden. „Jawohl,' berichtete Egon weiter „Ich be merke schon seit einiger Zeit

, daß Viktor eine bestimmte Stunde zu seinen Spaziergängen wählt, daß er sorgfältiger als sonst Toilette macht und immer dieselbe Richtung einschlägt. Mißtrauisch war ich einmal schon und so ver suchte ich einigemale. in der harmlosesten Wei se mich ihm anzuschließen. Er wüßte es aber jedesmal sehr geschickt zu vermeiden, daß ich ihn begleitete. Er hatte immer dringende Auf träge für mich^ die keinen Aufschub vertrugen, heute indes ließ ich mich nicht abweisen. Ich dachte nämlich

erwächst . uns eine Gefahr, die wir nicht unterschätzen dür fen. Viktor hat nie gelernt, sich zu verstellen, man kann ihm ohne Mühe, seine Gefühle vom Gesicht ablesen, und die Art Und Weife, wie er sich dem Mädchen gegenüber benahm, be wies mir deutlich, daß er verliebt ist! Du kannst es mir glauben! Wir trafen das Mäd chen vor der Mühle, ich wußte es einzurich ten, daß ich neben die Kleine zu sitzen kam. Er mußte, mit der Alten vorlieb nehmen. Ich suchte von der Unterhaltung der. beiden

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Page 2 of 8
Date: 21.07.1913
Physical description: 8
Ge meinden in reindeutschen Gebieten italienische Namen festsetzen, obwohl diese italienischen Namen weder einer Ueberljeferung entsprechen, hejmnis kennen, das doch so unendlich süß fei. <Lgon hatte ihr erzählt, daß fein Vetter Viktor Bolz sich demnächst mit Ada verloben werde And dann sei der Zeitpunkt gekommen, wo such sie ihr Glück vor aller Welt verkündigen durften. Der Vetter dringe freilich darauf, daß Egon ein reiches Mädchen heirate. Aber wenn er selbst auf dem Gipfel des Glückes stehen Verde

, dann hosste Egon auch die Einwilli gung zur Verlobung mit Gerda von ihm zu erhalten. Das alles wußte Egon so glaubwür dig vorzubringen, daß Gerda nicht den lchse- sten Zweifel hegte. > Viktor Bolz wunderte sich im Stillen über Gerdas verändertes Wesen. Sie war ihm sonst vertrauensvoll begegnet wie einem alten Freun de. Nun erschien sie feltfam fcheu und zurück haltend. ja sie wich ihm förmlich aus. Er Ähnte ja nicht, daß sie in ihm nur den zukünf tigen Gatten Adas sah, daß sie feine Blicke

, die bei jeder Begegnung die kaum noch zu rückgehaltene Leidenschaft verrieten, als eine Beleidigung empfand. Er konnte sich ihr Ver halten nicht erklären. Wenn sie unter der Lin de ^aft und ihn von weitem kommen sah, lief sie schleunigst ins Haus, um ihm auszuwei chen. And wenn sie der Einladung Adas fol gend, in die Villa kam, — immer zu einer Zeit, wo sie wußte, daß Viktor abwesend war, — und es traf sich, daß er unvermutet ein- 'trat. so konnte er sicher sein, daß sie sich unter irgend einem vorwand entfernte

. Es erfüllte Viktor mit banger Sorge, daß Gerda in der Villa . verkehrte; denn so sehr Egon sich den Anschein gab, als kümmere er sich nicht im geringsten um das junge Mäd chen, er traute ihnn.nicht, denn er kannte ihn zu genau. ' ? Daß Ada ' sich, 'alle -. erdenkliche Mühe^ gab. ihn — Viktor ^ in ihre Netze zu locken, durchschaute er sehr. bald. Die Sache war- auch gar zu plump angelegt. Ada überhäufte ihn mit Aufmerksamkeiten aller Art, .sie sang ihm die schönsten 'LiebeÄieder vor, — so süß

und bestrickend, — es half nichts. Viktor schien im mer zerstreut und achtete kaum auf ihren Ge sang. Ihr Treiben-ekelte ihn -schließlich förm lich an, deshalb mied er ihre Nähe, wo er nur konnte. - > ' ^ Eines Tages war' er in Geschäftsangele- genheiten nach BeMn gefahren^ Bei seiner Rückkehr fand er 'Gerda in der Villa anwe- fend. Er trat unvermutet ein, blieb aber, ohne sich zu rühren^ unter der Portiere stehenz die beiden Mädchen bemerkten ihn nicht, denn' fie wandten ihm den Rücken zu. Gerda saß

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Page 6 of 8
Date: 22.05.1911
Physical description: 8
bis zu dem Wag-.-,., den Viktor Mackenzie nach George best^ei? hatte. Es war der Hintere von den beide», die aus den Schienen gehoben worden waren, und im Vorwärtshasten machte das Paar di-- Entdeckung, daß die Passagiere der kurz vorher angekoppelten Wagen nur derb durcheinander- gerüttelt worden, sonst aber nicht ernstlich zu Schaden gekommen waren. Die meisten sprangen zwar erschreckt, aber unverletzt aus den Coupes. ^ Als die beiden aber die entgleisten Wagen erreichten, stießen sie freilich auf ganz

andere Szenen, doch Fred hatte der schrecklichen Greuel nicht acht. Unbekümmert um den Hagel von Glassplittern, den das Oesfnen der Tür ver- ursachte, kletterte er in den gesuchten Abteil und fand dessen beide Insassen bewußtlos. Die Lamve brannte noch, und er lab. daß Geora« Hamiiion an zrops von einem der Bruchstücke, du sich vo>> der ausgebauchten Scheidewand abgetrennt hatten, verletzt worden war. An Viktor Mackenzie, der nur einen starken Nerven- chok erlitten zu haben schien und »n diesem Augenblicke

.' Nach kurzer Ueberlegung schien Fred dieser Gedanke ein glänzender zu sein, und er gab dem Mädchen den Diamanten, den es in einer Tasche seines Kleides verbarg. „So; und nun wollen wir ein wenig die Bahnstrecke entlang gehen, damit Mackenzie uns nicht erblickt,' sagte er. Und wahrlich nicht zu früh hatte er diesen Entschluß gefaßt, denn als das Paar an dem von George früher ein genommenen Wagen vorüber war, drehte Fred sich um und sah, wie Viktor, gestützt von einem Zuschauer, dem Coupe entstieg

war, die unter der Obhut eines Chirurgen nach London geschickt werden sollten. Nachdem Fred noch beobachtet, wie Viktor Mackenzie, dem tatsächlich das letzte Abenteuer so gut wie nichts geschadet hatte, einen anderen Wagen bestieg, kehrte er dahin zurück, wo Gussie, seinen Anordnungen getreu, im Hintergrunde wartete. „'s ist wohl am besten, wir trennen uns hier, damit uns Mackenzie auf dem Londoner Bahnhof nicht zusammen sieht,' flüsterte er. „Ich glaube nicht, daß er uns jetzt schon ge sehen hat — in Dover

. Während des geringen Aufenthaltes in der Station London Bridge bemerkte der immer wachsame Fred zu seiner Erleichterung, daß Viktor Mackenzie den Bahnsteig entlang zur Barriere eilte, dort seine Karte abgab und hinausschritt. „Ein sicherer Beweis dafür, daß er nichts Gutes im Schilde führte.' murmelte er vor sich hin. „Aber ein Fünfschillingstück gäbe ich doch her, könnte ich erfahren, ob er schon weiß, daß der Diamant nicht mehr in Hamiltons Tasche ist. Immerhin muß er erkannt haben, daß er nichts mehr ausrichten

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