N!-. 2^7 »Bozner Zeitung' (Sudtiroler Tazblatt) Freitag, den 29. Dezember 1S05. nicht Wüsten sucht, um Gärten daraus zu machen, sondern der den Garten braucht. Und da dem Tiroler Bauer je länger je mehr sowohl wirt schaftlich, wie geistig die Kraft für gesundes Ent wickeln abging, kam der Welsche immer mehr auf «deutsche Scholle. Wo heute dem Tiroler Bauer die Not ans Hostor klopft, verkauft er lieber gleich den Hof, als ohne Kuh zu sein: der Srolz des freien Tirolers ist gefährlicher Stolz
. Und so kommt der. der nie Hof noch Kuh besaß und dein Sie politischen Hintcrmänner in Italien die Hand reichen, und fühlt sich in Tirol als „Possidente' mit seinen drei Schasen und vier Zügen. Aber . der deutsche Hos ist vcrwelscht und die Sünde ist im letzten Grunde die der Regierung, unglaub liche Kurzsichtigkeit, die den Tiroler Bauer jahr hundertelang entmündigte, daß er nichr mehr will, was er kann, noch kann, was er will, daß der Wel- fche ihn verdrängt. Die Verwelschuiigsgefahr kann nicht dadurch
Krieingl Werden, daß wir ein Pflaster auf die ^.-uiiöe t'Ielx'u- ein organisches Leiden erheischt Besserung des Gesamtorgani'sinus. Es kann nicht Heißen, hier ein paar Groschen für den Schul- verein hergeben, dort ein Alpenwirtshaus sichern. Das haben die Tiroler nun erkannt; sie wisfcH dasz der, der nicht beiträgt, ihr Land von innen heraus zu befreien, wissentlich oder unwissentlich ein Verräter ihres Blutes ist. Vom Landtage durch Gerichts- und Gemei>U>estube hinab, bis zum klein sten Beamten
, müssen wir fähig sein, klar zu se ilen und zu handeln. Ter Kapitalist muß mmvir- ken, wie der Besitzlose, der Priester und Lehrer wie der Offizier und Beamte, die Presse wie die Kunst, der deutsche Sommer- und Wmtergasl wie Äer Tiroler selbst. Tirol znusz Auge und Ohr br kommen. Die politischen Vereine müssen solche der Volksbefreiung sein, Mauern, die den welschen Geist und die welsche Sitte fernhalten. Wir kön .le-i ul Innsbruck keine welsche Hoclibnrg (auch keine jolä?e Hofburg
. Wir brau chen eine Tiroler Kunst. Wo immer der Tiroler Künstler um seine Ideale ringt, haben wir ihm zu helfen; der Staat, der Geld für Kanonen hat, soll auch Geld für die Bolkshebung haben. Wir Manchen vom Volke geschaffene Volksschauspielte', wo immer es angeht, um den Tiroler völkisch zu machen. Wir brauchen einen Volkskalender, ge schrieben und gemalt mit dein Blut Tiroler Dich- und Maler, Än Buch, das von Haus zu Haui- geht. Wir brauchen das Herz des Reichsdeutschen, die zu uns kommen