» dem Bezirksgericht überstellt. Lichter (Dr. Rofsi). Ihr Name ist Alfred Scherz. Sie find 49 Jahre alt. waS ist Ihre Beschäftigung? — Angekl. Ich habe die Ehre jetzt nichts zu sein. — Richter. Und wa» wareü Sie? — Angekl. Darüber schweigt die Jcschichte. — Richter. Sie werden in der Polizeiaote als ein unverbesserlicher Bagabnnd uud Bett ler bezeichnet. — Bngekl. DaS mag schon seine Richtig- keit habe», aber ein Bagabuod na mein Herr, daS bin ich doch aicht. — Richter Ihr Aussehen, Ihr Lebens wandel, insbesondere
ater die Thatsache, daß sie weder Unterstand noch Arbeit haben, berechtigen die Behörde», Sie einen Bl>zab?vden zu nennen. — Angekl. Ne, Herr Richter, Sie täuschen sich ooch, ersten» in meiner Verton, und zweitens darin, daß Sie mir iwpntiieo. ich hätte keene Arbeit und keenen Unterstand, ich habe Unterstand und Arbeit bei meinem Bruder Rudolf, dem Nähmaschinen- fabrikoalen- — Richter. Nun. Sie werden hören, wie Ihr Bruder über Sie denkt. (Zu dem Justizwachmanu), ich bitte Herrn Rudolf Scherz
hereinzurufen. Der Gerufene, ei» achtbarer Wiener Fabrikant, er- scheint und schildert seinen Bruder mit salzenden Wo» ten: Herr Richter! Dieser Mai n mit den zerlumpten Kleidern, der heute leider so ti's gesunken ist. Hot vor einigen Jahren eben so R-cht gt'prachen, wie Sie eS heute. Herr Richter, thun. Er war löniglich-preußiicher KreiSrichter und hatte 2000 Mark Gehalt. Er wurde seiner Stelle verlustig, aus dem preußischen Staats dienste entlassen und heute Angeklagter (seinen Bru der unterbrechend
): Aber Rudols, daS gehört ja doch nicht hierher — Zeuge (bewegt): Sie können «S mir. Herr Richter, gor nicht glauben, wie viel Herzleid mir mein Bruder schon verursacht h. t; ich bemühe mich vergebens, ihn wieder auf rechte Bahnen zurückzubrin gen, ich habe ihm Arbeit, Unterstand, Verpflegung und täglich SV Kreuzer gegeben, aber er wollte keine Regel- müßigkeit. er entfernte fich vom Haus- und wurde stets von Organen der Polizei wieder zurückgebracht; die Kleider verkauste er und den Erlös jagte
er durch die Gurgel; ja, ja. mein unglücklicher Bruder ist tief ge sunken ! — Anzekl. Aber Rudolf, das Alle- gehört nicht hierher; hier handelt stch'S einzigdarum. bin ich ein Bagabund oder nicht? StaatSanwaltlicher Functionär. Ja, mein königli cher Herr Krei-richter, Sie sind ein Vagabund, wie im Buche geschrieben steht; wenn ich den z 1 des BagadundengesetzeS zu inlirpretiren hätte, fürwahr ich könnte kein besseres Beispiel als Ihre Person ansühren. — Angekl. Herr Staatsanwalt. Vagabundengesetz und Vagabund