. Mittwoch, den 24. Mai. 1865. Zum sechshundertjährigen Dante Inb'ltäum. Florenz, die nunmehrige Hauptstadt Italiens, hat große Anstrengungen gemacht, den wiedergekehrten Ge burtstag ihres größten Geistes, der innerhalb ihrer Mauern geboren wurde, würdig zu seiern. Die pracht vollen Festlichkeiten vom 14., 15. und 16. Mai wa ren seinem Andenken geweiht, und nicht nur in allen übrigen Städten Italiens, sondern auch in vielen an deren geistigen Sammelpunkten der civilisirten Welt wurde seiner in ergebender
Weise gedacht. Wir wol len jedoch von diese» Feierlichkeiten Umgang nehme» und versuchen, denjenigen unserer Leser, welche mit dem Dichterfürsten zuwenig vertraut sein sollten, eine kurze, wenn auch sehr schwache Skizze von ihm zueut- wersen. Obschon wenigen Dichtern eine so reiche Li teratur zu Theil wurde, so blieben doch viele seiner Lebensumstände und Schicksale unaufgeklärt, daher wir uns auch nur auf das historisch Festgestellte be schränken. Dante (eigentlich Durante) Allighieri, der größte
in Italien Wltrzel gefaßt nnd auch Korenz wär in zwei Part'ien getheilt, in jene der Schwarzen, nemlich derwelfischen oder päpstlichen und m jene der Weißen, der hohenstausischen, welcher auch Dante anhing. Um die Pläne der Schwarzen zu durchkreuzen begab er sich nach Rom zum Papste Bo- nifaz VIII., der aber im Einverständnis mit den Schwarzen schon inzwischen den Bruder Philipp's IV. Königs von Frankreich, Karl von Vdlois unter dem Titel eines Friedensstifters nach Florenz zu kommen veranlaßte. Valois
ließ aber die verbannten Häup ter der Schwarzen zurückrufen, die Häufer und Güter der Weißen , darunter auch jene DaM'K, plündern und viele Weiße verbannen. Dieses Schicksal traf eben falls Dante, der seine geliebte Vaterstadt nie wieder betrat. Er flüchtete sich aus Rom und irrte von die ser Zeit an bis zu seinem Lebensende unstät herum. Seiue geliebte Gattin Gemma aus der edlen Familie ^ der Donati und seine Kinder konnte er auf diesen ! Wanderungen nicht mitnehmen ; sie bliebe» in Florenz
- tei der Schwarzen war zu mächtig. Als der deutsche Kaiser Heinrich VII. im Jahre 1310 nach Italien zog, kehrte auch Dante dahin zurück uud verfocht mit kräftiger Feder die Sache des Kaiferthums. Seine letzten Hoffnungen, seine Vaterstadt wieder sehen zu können, schwanden, nachdem die Belagerung von Flo renz mißlang und der Tod des Kaisers 1313 erfolgte. Die letzten Jahre seines Lebens verlebte er in Na- venna unter dem Schutze des Fürsten Guido Novello da Poleuta, für deu