, jungfräuliche Duft, der Sulamita's Gestalt vor meinen Blicken umgab, ist verflogen; es bleibt nur ein sündiges, irdisches Weib zurück, das, wie Eva. die Hand nach dem verbotenen Apfel ausstreckt. Und ich habe Namen. Familie und Vaterland dahingcgeben, um sie zu besitzen.' „Armer Carlo, ich weiß das alles!' riefBrach- mann in warmen, tröstenden Tönen aus. „Du hast unbedacht gehandelt, denn kein Weib ist eines so großen Opfers werth, wie Du es gebracht hast. Carlo Fontarini hätte über seine Liebesleidenschaft
Herr werden müssen, um seinem Vaterlande in der ihm angewiesenen, bevorzugten Stellung zu dienen! Carlo Fontarini hat die Fahnen der Patrioten verlassen, um in einem fremden Erdenwinkel zu den Füßen feiner Frau zu schmachten. Doch ge schehen ist geschehen — für Dich gibt es keiue Rückkehr mehr zu dem. was Du freiwillig verlassen hast! „Arnold, woher hast Du dieses Wissen um meine Verhältnisse genommen?' unterbrach der junge Graf seinen verrätherischen Freund. „Ich habe versprochen
verschafft mir während dessen die Gelegenheit, mich Sulamita zu nähern, ihr zu huldigen, sie auf die Probe zu stel len. Da ich das alles nur aus übergroßer Freund schaft und in der allerbesten Absicht thue, kann es mich doch nicht entehren ?' „Nein, nein. Du bist ein edler Mensch, ein wah rer Freund — und dennoch — o Gott, ich weiß mtch uicht zu entscheiden.' „Begreifst Du denn nicht, daß Du die Ehe mit Sulamita nicht eingehen darfst, bis Deine Zweifel zerstreut find, Carlo?' sagte Brachmann ernst
. — „Willst Du erst nach Deiner Vermählung auf die Erfahrung warten, ob Deine Frau Treue und weibliche Würde hochzuhalten weift? Dann, Carlo, dann müßte ich glauben, daß Dir Deine verliebte Leidenschaft mehr gilt, als Deine Mannesehre S' „Du hast recht Arnold, — ich reise,' schrie Carlo fast entsetzt auf. „Schon morgen reise ich. Heute Abend will ich Sulamita noch einnial sehen. Ich will mich übeiyeugen, ob ste auch nach dem Absenden dieses Briefes ihren schuldlosen Tauben blick
noch hat. Das ist nothwendig für meine See lenruhe, ich muß das wissen. Arnold!' „Ganz gnt!' erwiederte Brachmann. „Vergiß nur nicht, daß Du Dein Ehrenwort gegegeben hast zu schweigen, und daß überdies unser ganzer Plan vernichtet würde, wenn Du durch einen Blick, ein Wort Deine Seelenstimmung verriethest.' „Sei ohne Sorge!' gab der junge Graf zurück. „Ich werde mich zu beherrschen wissen. Es soll selbst dem scharfen Auge eines listigen Weibes nicht gelingen, in meinem Herzen zu lesen.' Aber Carlo Fontarini