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Bozner Zeitung
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Page 3 of 8
Date: 06.03.1883
Physical description: 8
, wie man ihn in Bozen hat, kennt man in Meran nicht. Man sorge zunächst für einen solchen, dann wird sich viel des Uebels von selbst heben. x-? Äus dem Schumrgerichtssaale. Bojen, 5. Mär?. Die erste ordentliche diesjährige Schwnrgerichts- Session beim k. k. Kreisgerichte Bozen wurde heute mit der Verhandlung gegen die wegen Verbrechens des Todtschlages angeklagten Carlo und Gio vanni Vernarb von Campitello in Fassa er öffnet. Die Verhandlung, welche italienisch ge führt wird, leitet und übersetzt

. 10. Josef Kiem. 11. Roman Steger. 12. Anton Pardatscher. Der Anklageschrift entnehmen wir Folgendes: Die äußerst schlecht beleumundeten Brüder Carlo und Giovanni Bernard kamen am 26. November v. I. nach Plan in Wolkenstem, um von da über das Sellajoch in ihre Heimath Campitello in Fassa sich zu begeben. Sie blieben in dem Gast- Hause zu Nacht und begannen dort eine Rauferei mit den anderen Gästen. Gegen 1 Uhr Mittags am 27. November kamen in dasselbe Gasthaus Emannele Foutauive aus Falcade

mit seiner Ajährcgett Schwester Theres und der 17jährigen Maria Niz von Campitello, welche die Brüder Bernard kannte und mit ihnen verabredete, zu sammen über das Sellajoch zu yeheu. Die Mäd chen gingen voraus und die drei Burschen folgten sofort; Plötzlich hielt Giovanni seinen Bruder zu rück, besprach sich mit ihm leise und kam dann nach zehn Minuten wieder nach. Bald darauf fiel Carlo über den Fontanive her, riß ihn zu Boden, kniete sich mit beiden Knien auf die Brust, würgte ihn und sang mit lauter Stimme

das ,0« pro- kunäis-, indem er tüchtig auf ihn einschlug. Theres Fontanive rief die vor Angst fortgelau- fene Riz zu Hilfe, doch diese eilte nnr um so schneller davon. Als die Theres daher allein näher kam und den Carlo bat, von ihrem Bruder zu lassen, erhielt sie zwei Faustschläge in's Gesicht, während ihr Bruder nur um so unmenschlicher gemißhandelt wurde. Giovanni stand inzwischen mit geschwungenem Stock daneben, um seinem Bruder zu.Hilfe zu kommeu, wenn sich Fontanive erwehrt hätte. Schließlich lies

; Carlo von seinem Opfer ab, versetzte der Theres noch zwei Faust schläge in's Gesicht und eilte dann mit leinein Bruder davou. Fontanive blieb bewußtlos liegen, und kam erst wieder zu sich, als ihn seine Schwester, die ihm das Blut vom Gesicht wischte, beim Namen rief. Von der Theres unterstützt erhob er sich, um den Weg nach Canazei fortzusetzen, sank jedoch nach einigen Schritten ohnmächtig nieder, erholte sich dann wieder und ging mit großer Beschwerde noch eine kleine Stunde

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Bozner Zeitung
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Page 2 of 4
Date: 30.11.1887
Physical description: 4
er mit schmeichelnder Stimme. Der Knabe zog sich energisch vor dem Bater zurück und betrachtete ihn mit seinen großen, glänzenden Augen. „Du bist'S, der mir Schmerz verursacht!' er widerte er trotzig. „Gib mir meinen guten, freund lichen Carlo wieder, ohne den ich mich zu Tode langweile. Du hast mir ihn geraubt, Du hast ihn aus dem Hause geschickt, weil Du ihn nicht liebst. Und Carlo ist zu stolz, um wiederzukommen.' Das war eine Anklage, die zum ersteumal aus dem Munde OrazioL kam. Graf Felice starrte

ihm be troffen in das blasse, aufgelegte Gesicht: „Kind, Kind, waS sind das für Gedanken!' stammelte er. „Du beleidigst Deinen Vater. Du mißbrauchst meine große Nachsicht für Dich. Aber ich kann Dich auch strafen, wenn es nöthig ist, wenn Du auf die Achtung vergessen willst, die Du mir schuldest!' „Ja, Du kannst mich strafen!' rief der Knabe heftig. „Aber Du kannst mich nicht zwingen, «eine Überzeugung zu ändern. Ich werde immer denken, daß Du Carlo aus dem Hause geschickt hast. Und »nn vermag ich Dich gar

nicht mehr zu lieben wie früher. Du hast mir ja meinen einzigen Bruder genommen!' Graf Felice zuckte schmerzlich zusammen unter der Drohung, daß dieses empfindungsvolle Kinder herz ihm seine Liebe entziehen wollte. So sollte er denn beide Söhne verlieren? So sollte er un geliebt in seinem Alter sein? Nein, nein, Orazio mußte überzeugt werden, daß Carlo freiwillig Va ter, Bruder und sein Land verlassen hatte, um einem chimärischen Liebestraume nachzujagen. — Mochte der Knabe

auch noch nicht alles verstehen, was er ihm über Carlo zu sagen hatte, das Eine begriff er gewiß, daß eieser aus eigenem Antriebe aus dem Hause gegangen war, mit dem Entschlüsse jedss Band zwischen sich und semer Familie für immer zu zerreißen. Und dann schlief vielleicht die Sehnsucht in Orazio ei«, dann verlangte er nicht mehr nach dem lieblosen Bruder und wurde der lebhafte fröhliche Knabe von früher wieder. Ja, Orazio muß die volle Wahrheit erfahren. „Es ist sonst nicht Sitte, daß sich die Väter von ihren Söhnen

rechtfertigen!' sagte Graf Felice nach einer langen Pause zu dem Knaben. „Doch ich will Dir beweisen, daß Du Unrecht hast, weil — nun weil ich Dich eben liebe, weil Du zur ein zigen Hoffnung meines HerzenS geworden bist. Du magst es denn wissen, Carlo wird nicht wieder kehren zu uns. Doch er selber hat es so gewollt, er selber hat das Exil gewählt ^und ein dnnkles Leben einer glänzende Stellung in der Gesellschaft vorgezogen, um eine Laune feines HerzenS zu befriedigen.' Orazio hatte in der Rede des Vaters

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Bozner Zeitung
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Page 1 of 6
Date: 15.12.1887
Physical description: 6
. Die Do kumente seien derartig abgefaßt, daß man sie für Uebersetzungen von deutschen Originalen halten solle; aber es deute alles darauf hin, daß sie Der Aandite von Jenedig. Original-Roman von K. LaSacher. (2S. Fortsetzung.) „Orazio, Du wirst mich wahnsinnig machen!' schrie Graf Carlo auf. »Was meinst Du mit Deinen entsetzlichen Worten?' „Wie kommt ein Vatermörder in mein Haus!' donnerte in diesem Momente eine zornige Stimme. Graf Felire war in den Palast zurückgekehrt und hatte auf die Meldung

hin, daß ein Besuch zugegen sei, sogleich den Salon betreten. Carlo wandte sich! mit gefalteten Händen zu dem Greise.' „Zurück von mir!' rief Graf Felice mit dro hend erHohsuem Arme. „Ich Hin jvtzt nicht mehr überrascht l^ weHrfoS wie damals, als mich DMe verbrecherische HäsHe ' hall erwürgten. Ein einziges Wort genügt, üm Dich, den nächtli chen Äflbrecher^ den Dich auS meinem Hausc wei- sen zu Mea!' „Vater!' >keuchje, Carlo. „Vater, Sie vergessen sich, o iHr seid wahllfinnig beide, oder mich Wer hat plötzlich

Zer Gebrauch .meine? Jerßalides ver lassen. Wessen Hsschnlbigt man mich, von was ist hier.eigentlich die Rebe?' elnd. .Komm, Orazio, er ist unsere» Anblickes chicht werth. Ueberlassen wir ihn seiner übergroßen Schande und Verworfenheit l' „Nicht eher, üs bis ihr mir mit klaren Worten verkündet, was ihr mir vorzuwerfen habt!' versetzte Carlo Fontarini, während er drohend seinem Vater näher trat. Orazio warf sich zwischen die beiden schwergereiz ten Männer. „Carlo, geh'!' flehte er. „Vermeide

einen öffent lichen Skandal! Und Du, Vater, denke an die Würde unserer Familie. Sollen es unsere Diener in die Welt hinaustragen, daß man bei uns schreit nnd sich beschimpft nach der Sitte der Lazzaroni auf dem Marktes' „Du hast recht, mein Sohn!' sagte Graf Felice ruhiger. „Und um diesem — Herrn jede» Bor wand zu längerem Bleiben zu benehmen, will ich ihm feine That voll ins Antlitz schleuderst, da er es denn so will. Carlo Fontarini, entarteter Spröß ling eines Hochedlen Geschlechtes, hast Du Mrklich

Verdachts vqn umvyrdigen Lippen, ausgesprochen!' entgegnete der Graf. ^Sqpnst.Dtt eS vielleicht auch leugnen, daß Du ein Familieq-. kleinst» der FontarinÄ, einen Brilläntring MDei?, nem Namen in meinem Arbeitszimmer, auf dem Schauplatze Deiner — nächtliche» Expedition zurück gelassen hast?' „Einen Ring? Um der Barmheqigkeit des Himmels willen, zeige mir diesen Ring, Vater,' stammelte Carlo, vor dem Greise auf die Kniee stürzend. „Die Ehre unserer Familie, das Heil meines Lebens hängt

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Bozner Zeitung
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Page 6 of 16
Date: 15.04.1905
Physical description: 16
?-7. 55 < Südnrolcr Lagblstt^ ?amstag, den 16. April 19l)?. lind zivar wie cc> dainalc iiieß. milteis ciucr ?lrt Majchiiic. di>? die Spiclä»aiic^u naäi einem gewis sen Systeme auzoigc. T-ie Zeitungen brockt», üb?l die ..Sensation von Monte Carlo' lange Artikel pro und lontia. u>odei es nicht olme Angriffe auf Kenn Munsch abging, freilich fodr zu Unrecht, drun Herr Mnnsch. den ich schon seit längerer Zeit persönlich kenn^, versicherte mir, daß er weder mit einer Maschine ardeile

seien, dem Spiele in euier Serie Mvere Verluste beibrächten. Seine Mewode könne nur mit sehr großem Kepitale durctMfiilirt werden, das sich dabei vielleicht zu 5 « Prozent veiziufc, lvenn mit der nötigen Vorfichl, Rnl>e und Geistesgegen wart gespielt werde. Ais damals die Mitteilung über die Sensation von Monte Carlo durch die Blätter ging. balx er. so erzädlte mir Mnnsch. nach Hunderten Briefe. (Yeltfendun.zen. die er alle zu rückgeben lies;, und Anträge der sonderbarsten Art, auch von BMisclmi

. erkalten, Ein Gaunei-konfor- truin, das sich in Monte Carlo gebildet hatte, ver- sandte Zirkulare, worin zum Spielen nach dem System Mnnsch eingeladen wurde und unter dein Munsch selbst als Direktor unterzeichnet »vor. ohne baß er eine Ahnung davon lMtte. Kurzum die ganze „Sensation' wurde für Wknnsch, ohne daß er nur das Geringste dazu beigetragen hätte, zu einer Reihe höchst peinlicher Plackereien. Nun hat er seine Erlebnisse, seine Spielmethode und seine Er- fahrungen im Spielenlaate Monte Carlo

in einer BrosckKre niedergelegt In dieser Broschüre verösfentlicht Mnnsch eine Zieche von Vorkonuiuriffen. die die Kasnwverwal- tung und die Behörden von Monte Carlo schwer kompromittieren, vorausgesetzt, daß alles das rich tig ist. was Munsch enthüllt. Daß Munsch aber sehr gewichtiges ivtaterial haben muß. geht aus der Aufforderung hervor, die er seiner Broschüre anhängt und in der er die Kasinoverwaltung auf fordert, gegen ihn Klage zu erheben. In einem Kapitel erzählt er von den Selbst morden in Monte Carlo

: ..Daß in Monte Carlo allwöchentlich durchschnittlich ein halbes Dutzend Selbstmorde stattfinden, davon erfährt der Fremde in den seltensten Fällen. Der eine tötet sich in sei nem Hotel Lurch einen wohlgezietten Schuß oder durch Gift, andere wieder stürzen sich von der Brücke „Scrint Louis' in den darunter gähnenden Abgrund, wieder andere suchen und finden den so heiß ersehnten Erlöser Tod im tiefen Meere — gleichviel, die allenfalls zurückgelassene Spur wird unauffällig beseitig:. In einem klavicrähnlichen

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Bozner Zeitung
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Page 3 of 4
Date: 14.12.1887
Physical description: 4
zu Pflegen, sondern die Baracken um 1200 Gulden einzulösen. Hierauf » »schein. lo «f -es uö Leipzig. Gefühlen überschritt Carlo Fontarini die Schwelle des väterlichen Palastes. Es war ein neuer Por tier da, der ihn nicht kannte, er mußte sich also meiden lassen bei dem Bruder ; sein Vater war vor einer Stunde in der Gondel auSgefahren. Carlo Fontarini übergab einem gleichfalls unbekannten Diener eine Visitenkarte mit seinem Dichternamen und wurde in einen Salon des Erdgeschosses geführt, wo er Orazio

zu erwarten hatte. Wie heftig klopfte sein Herz in der bekannten, erinneruvgSreichen Umgebung. Carlo hatte sich nie allzuglücklich in seinem Elternhause gefehlt. — — Aber wer liebkost nicht mit Zärtlichkeit das Anden ken an seine Kindheit, auch wenn dieselbe keine glückliche gewesen ist? Orazio kam schon nach wenigen Minuten und mit hastigen Schritten in de» Salon. Carlo breitete dem schönen Jüngling die Arme entgegen, um ihn «n das verlangende Bruderherz zu ziehen. Orazio trat jedoch ernst zurück

und schüttelte den Kopf. „Du.hier, Carlo?' sagte er kalt. „WaS willst Du —! Ich mochte Dich nicht zurückweisen lasse«. Wenn aber der Vater zu Hause wäre, hätte er Dich . gewiß nicht sehen dürfen.' 5 Carlo starrte wie traumbefangen auf seinen Bruder. ^ .Und warum nicht?' mnrmelte er. „Wodurch 'hat Carlo Fontarini daS Recht verscherzt, in 'das Antlitz seines BaterS und Brnders zn sehen? ' .O, wie magst da fragen?' sagte Orazio mit gesenkten Augen. „Du solltest mir ersparen, für Dich zn erröthenl' 'ach

^ angesehen werden. Die Nebelthäter, 12 Gewahrsam. Ariginat-Hetegramme. «ie», l-j. Dez. Das offiziöse Fremdeublatt geworden, sie selber hat sich dessen unwürdig gemacht. Carlo, Dn selber weißt am Besten, daß es sich zwischen uns um ganz andere Dinge handelt!', . ^-m- sagte Orazio. „Latz uns endigen, wenn Dn mir I dementirt dle Gerüchte vom Rücktritte des Mlm- nichts anderes zu sagen hast. Es that mir gewiß sters des Auswärtigen Grafen Kalnoky. am wehesten, vergessen zu mtssen, daß ich einen Wie«, 13. Dez

. Heute fand die zweite Militär- Bruder besitze; wecke meinen Schmerz nicht neu in! Konferenz unter dem Vorfitze des Kaisers statt, mir auf.' Es nahmen Theil Erzherzog Albrecht, Bect und Ich verstehe das alles nicht, Orazio!' Bylandt. Carlo Fontarini preßte beide Hände an feine Atm». !3. Dez. Dr. Braun reist morgen Stirn. Ein Sedanke durchzuckte ihn plötzlich, der <,h 5^ sich der Zustand des deutschen Krön- das B,nehmen, seines jüngeren Bruders zu erklä- ^nzen wesentlich gebessert hat. ^ ^ »ariS

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Bozner Zeitung
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Page 9 of 10
Date: 13.12.1887
Physical description: 10
zu Pflegen, sondern die Baracken um 1200 Gulden einzulösen. Hierauf » »schein. lo «f -es uö Leipzig. Gefühlen überschritt Carlo Fontarini die Schwelle des väterlichen Palastes. Es war ein neuer Por tier da, der ihn nicht kannte, er mußte sich also meiden lassen bei dem Bruder ; sein Vater war vor einer Stunde in der Gondel auSgefahren. Carlo Fontarini übergab einem gleichfalls unbekannten Diener eine Visitenkarte mit seinem Dichternamen und wurde in einen Salon des Erdgeschosses geführt, wo er Orazio

zu erwarten hatte. Wie heftig klopfte sein Herz in der bekannten, erinneruvgSreichen Umgebung. Carlo hatte sich nie allzuglücklich in seinem Elternhause gefehlt. — — Aber wer liebkost nicht mit Zärtlichkeit das Anden ken an seine Kindheit, auch wenn dieselbe keine glückliche gewesen ist? Orazio kam schon nach wenigen Minuten und mit hastigen Schritten in de» Salon. Carlo breitete dem schönen Jüngling die Arme entgegen, um ihn «n das verlangende Bruderherz zu ziehen. Orazio trat jedoch ernst zurück

und schüttelte den Kopf. „Du.hier, Carlo?' sagte er kalt. „WaS willst Du —! Ich mochte Dich nicht zurückweisen lasse«. Wenn aber der Vater zu Hause wäre, hätte er Dich . gewiß nicht sehen dürfen.' 5 Carlo starrte wie traumbefangen auf seinen Bruder. ^ .Und warum nicht?' mnrmelte er. „Wodurch 'hat Carlo Fontarini daS Recht verscherzt, in 'das Antlitz seines BaterS und Brnders zn sehen? ' .O, wie magst da fragen?' sagte Orazio mit gesenkten Augen. „Du solltest mir ersparen, für Dich zn erröthenl' 'ach

^ angesehen werden. Die Nebelthäter, 12 Gewahrsam. Ariginat-Hetegramme. «ie», l-j. Dez. Das offiziöse Fremdeublatt geworden, sie selber hat sich dessen unwürdig gemacht. Carlo, Dn selber weißt am Besten, daß es sich zwischen uns um ganz andere Dinge handelt!', . ^-m- sagte Orazio. „Latz uns endigen, wenn Dn mir I dementirt dle Gerüchte vom Rücktritte des Mlm- nichts anderes zu sagen hast. Es that mir gewiß sters des Auswärtigen Grafen Kalnoky. am wehesten, vergessen zu mtssen, daß ich einen Wie«, 13. Dez

. Heute fand die zweite Militär- Bruder besitze; wecke meinen Schmerz nicht neu in! Konferenz unter dem Vorfitze des Kaisers statt, mir auf.' Es nahmen Theil Erzherzog Albrecht, Bect und Ich verstehe das alles nicht, Orazio!' Bylandt. Carlo Fontarini preßte beide Hände an feine Atm». !3. Dez. Dr. Braun reist morgen Stirn. Ein Sedanke durchzuckte ihn plötzlich, der <,h 5^ sich der Zustand des deutschen Krön- das B,nehmen, seines jüngeren Bruders zu erklä- ^nzen wesentlich gebessert hat. ^ ^ »ariS

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Bozner Zeitung
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Page 4 of 8
Date: 19.06.1906
Physical description: 8
also, daß bestimmte Gruben die Seuchenherde sind, aus de nen die Eltern die Bakterien ihren Kindern nach Hause «bringen. HmmWks KW Niwtc E«r!l!. Monte Carlo ist in unseren Vorstellung«!» un^ ouflöslich verknüpft mit dem Gedanken an Lei denschaften, mit >der Erinnerung an Tragödieir. Daß aber auch der Humor an diesem Orte zu sei- : -n kommt, sucht ein Mitarbeiter von ..Chambers Journal' durch eine Reihe von Bei spielen zu beweisen. So wird! man vergebens eine Erklärung für die Tatsache suchen

, daß die Ka- irnogesellschvift, deren einziger Zweck doch das Spiel ist, sich „Societe Anonyme des Bains de Mer et Cercle des Etrangers' nennt; denn die eigentliche Saison von Monte Carlo fällt auf den Winter, und da wird es selbst an dieser milden Küste niemandem einfallen, im Meere zu baden. Trotzdem Gelaust sich der Gelvinn dieser Gesell schaft für Seebäder, dir keine Seebäder liefert, auf 36 Millionen Franiken im Jahr« 1904/1995. Schon der Begründer dieser Gesellschaft, Fran- cois Blanc, war ein sehr humorvoller Mann

. Ms er im Jahre 1890 nach Monte Carlo kann und das kleine Kasino sah, bot er den Besitzern, die sich gerade in finanziellen Schwierigkeiten befan den, 1,790.090 Mark für die Konzession. Als er aach 17 Jahren starb, hinterließ er ein Vermögen von 60 Millionen. Monaco ist heute der kultivier teste Küstenstrich am Mittelmeer, und durch ein.' seltsame Ironie des Schicksals ist seine Bevölke- iiiig die moralisch am weitesten vorgeschrittene in Europa, denn kein Einheimischer darf je den Spielsaal betreten

, tvährend doch ans aller- Her ren Länder die Fremden kommen, um hier — Seebäder zu nehmon. Der alte Blanc nahm jede Lehre von dLii Kenten an. die nach Monte Carlo kamen, nni das „Zufallsspiel' in ein Spiel de? „Gewißheit' zu verwandeln. Besonders interes sierte er sich für die ..Systemspieler', deren Be mühungen er immer mit großer Ruhe beobachtete. Einmal kam ihm aber ein solä?es Geheimnis doch teuer zu stehen, das ein Mechaniker ans Aork- shire namens Jaggers entdeckt hatte. Dieser hatte nämlich

, und verlor nun iu kürzester Frist eine Million, worauf er aber so klug war, das trügerische Monte Carlo schleu nigst zu verlassen und wenigstens zwei Millionen zu litten. Der Aberglaube spielt natürlich auch bei den Spielern von Monte Carlo die größte Nolle. Was nnr irgend als ein „Wink de» Schicksals' ange sehen werden könnte, wird eifrig benützt. So er zählt man sich in den Spielsälen mit Vorliebe folgende Geschichte von einem englischen Pair: Er hatte erst dorn Gottesdienste beigewohnt und begab

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Bozner Zeitung
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Page 3 of 4
Date: 28.11.1867
Physical description: 4
LocateM gibt ferner noch an, daß nachher, als er mit Carlo Lotticr auf'der Re'fe durch daS^Pusterthas SachMrnten, begriffen.war, sie unterwegs auf jene Mrfsethat iM sprechen gekommen - seien) 'imd. daß -auf stille Vorwürfe Carlo sich geäußert hätte: ,S<m steto oostretto ü! ZsrZlis —7 xvrydv von volvv» ts- Hsik' (die Bäuerin nämlich). -— Sie hätten nämlich damals nach der Angabe des Randazzo geglaubt, Laß beide, das ist Bauer und Bäuerin, ermordet war en seien. ^ ^ Ms per Herr Vorsitzende

den Carlo Lottici die ihn betreffenden Angaben des LocateM vorhielt lind dieser dieselben jenem iy'SAngesicht bestätigte; nachdem ferner LocateUi sowohl als Amadori den vor dem Prackfie» hererhöse am Morgen deS 3. Juni aufgefundenen Hut auf den ersten Blick als jenen, welchen Carlo damals aufhatte, erkannten, und sogleich von jenem Obgleich sehr ähnlichen Hute, welchen Carlo alsbald nach dem Raube sich zu verschzffen gewußt hatte, unterschieden; da endlich fand Carlo Lottici nach lan» grm Leugnen

es an der Zeit, zum Geständniß zu schreiten. . Um die Wiederholung bereits erzählter Umstände zu vermeiden, wollen wir hier nur jene Angaben deS Carlo hervorheben, welche von jenen deS LocateM und Amadori abweichen oder ganz neu sind. Bezüglich der Waffen gibt Lottici an, daß Loca teM em zweischneidiges, stiletaitiges Messer, er selbst aber ein sogenanntes piemoutesischsS Messer und «ine, jedoch ganz unbrauchbare Pistole, Sosfia, und so viel er glaube auch Randazzo, ein Messer getra gen

durch seine Ge nossen androhte. ? - - Der sofort'in den VerhandluugSsaal eingeführte Lorenzo Randazzo gesteht die Vorbereitungen zu jenem Raube amPrackfiedererhose uud den Hergang bei dem selben in von den Angahen des Amadori uud Loca teM nur wenig abweichender Weise ein, weßhalb wir seine Aussagen nur, insoweit sie unmittelbar die Er mordung des Bauern betreffen, hier anführen wolle». Randazzo sagt in diesem Betreff aus, daß Carlo Lottici zunächst auf das Baueruweib losgegaugen, und rnit seinem doppelgeschliffeuen

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Page 2 of 6
Date: 15.12.1887
Physical description: 6
. -Carlo befreite sich sanft aus den Annen deS Jünglings. Er beugte sich über den Ring, welchen Graf Felice in Händen hielt. „Vater, ich bin das Opfer eines unerhörten Be truges geworden!' sagte er nach einerlangen Pause mit einer von der inneren Erschütterung zitternden und gebrochenen Stimme. „Ich habe diesen Ring einem Manne geschenkt, der sich meinen Freund nannte. Und jener Mann war zweifelsohne ein Schnrke, sonst könnte man den Ring nicht in einem erbrochenen Schranke gefunden haben. Noch vermag

den Diebstahl in Deinem Auftrage, denn wer als Du konnte an der Entwendung jenes Dokuments ein Interesse gefunden haben?' „Das weiß ich noch nicht, Vater, das ist's ja, was ich aufklären muß! Da ich Dich doch nicht zu überzeuge» vermöchte, so gehe ich jetzt und werde dieses HauS nicht früher betreten, als bis ich Dir Beweise meiner Unschuld zu bringen vermag.' Carlo umarmte seinen Bruder und verbeugte sich vor dem Grafen Felice. „Vergiß nicht, daß ich schon jetzt an Dich glaube,' rief Orazio

. „Daß meine Segenswünsche Dein Unternehmen begleiten!' „Wie ein Träumender, mit schwankenden Knieen verließ Carlo den väterlichen Palast. Die Gondel erwartete ihn vor dem Thore, er hatte vergessen, den Gondelier zu verabschieden und das kam ihm nun gelegen. „Aber wohin?' fragte er sich selber. Wohin sollte er sich wenden, um Brachmann zu finden, dem er in einer Stunde des freundschaft lichsten Vertrauens den Ring geschenkt hatte, welcher ihm nun auf so sehr verhängnißvolle Weise wieder vor die Augen gekommen.war. Carlo

Fontarini hatte vor fünf Jahren mit Brachmaun sowohl als mit allen seinen damaligen Bekannten jeden Verkehr abgebrochen. Wie sollte er nun dessen Spur wieder aufsuchen? Jedenfalls durfte er sie nicht in Venedig zu entdecken hoffen Brächmann hatte Wien als seine Vaterstadt be zeichnet. Dort wußte man vielleicht von ihm oder konnte wenigstens angeben, wohin er sich gewen det hatte. „Nach dem Bahnhof!' rief also Carlo dem Gon delier zu. Während der Fahrt tobten die wechselvollsten Vor stellungen

durch Carlos Seele. Er dachte an Sn» lamita! wer hatte ihm den giftigen Argwohn gegen jenes Mädchen in daS Heq gestreut? Brachmauu, den er jetzt einen Schnrken, einen Verbrecher nennen mußte, nach dem was er im Vaterhause erfahren hatte. Konnte derjenige, der Nachts in ein frem des Hans eingebrochen war und zu unbekannten Zwecken ein Dokument geraubt hatte, nicht auch Verleumdungen erfunden und selbst eine Handschrift gefälscht haben? Und Carlo hatte jenem Manne so blind geglaubt, hatte Sulamita uugehört

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Page 2 of 4
Date: 17.11.1887
Physical description: 4
allem mutzte sein Nebenbuhler gewonnen und völlig sicher gemacht werden. Brachmann beschäf tigte sich -deßhalb sehr wenig mit den beiden Da men. Er wendete seine ganze Aufmerksamkeit an Carlo Fontarini, dessen Dichterberuf er gar bald entdeckt hatte. Und nun waren die Schleußen der Unterhaltung zwischen den beiden jungen Männern geöffnet. Brachmann gab sich als einen guten Zeichner zu erkennen. Mit wenigen Strichen warf er eine gelungene Illustration zu einem Gedichte hin, welches Carlo Fontarini

während des Fah- renL iMprovisirt hatte. Er verstand es, eine glän zende Borstellung davon zu entwerfen, wie sie beide, Dichter und Zeichner, zusammenwirken könnten. — Da hielt der Zug auf der Station, wo Brachmann aussteigen sollte, um binnen wenigen Minuten sei nen Weg nach Wien fortzusetzen. „Wie schade!' rief Carlo Fontarini. „Wenn wir «ur einige Tage zusammen hätten verleben dürfen!' „Und warum uicht — wenn Sie es wünschen!' sagte Brachmann mit einem triumphierenden Blicke. „Nichts bindet

mich an ein pünktliches Eintreffen in Wien. Um unsere Bekanntschaft zu befestigen werde ich gerne so lange in Verona verweilen, als Sie selber dort zu bleiben gedenken. Freudig stimmte Carlo in diesen Vorschlag ein und auch Sulamita, die nur die Zufriedenheit ihres Verlobten begehrte, sagte einige freundlich einla dende Worte. Brachmann ließ sich ein Billet nach Verona ver abfolgen und ordnete au, daß auch seine Koffer dahin spedirt werden sollten. Als er wieder seinen Platz eingenommen hatte, sagte

. In Verona trennte sich die Reisegesellschaft von einander. Frau Vitti fuhr mit ihrer Tochter nach ihrem bescheidenen, traulichen Daheim. Carlo miethete in dem Hotel, welches dem Hause seiner Geliebten am nächsten lag, für sich und Brachmann mehrere hübsche, freundliche Zimmer. Als sich Brachmann am Abende, desselbigen Ty- ges allein mit Angela in seinem Schläfgemache be fand, athmete er tief und erleichtert ans, er warf die Last der Verstellung von sich ab, die er sich Carlo Fontarini gegenüber

' „Du sollst ein reicher Mann werden, Angela, wenn Du mir mir dieses eine Mal hilfst!' flü sterte Brachmann. „Ich liebe dieses jnnge Mädchen, diese schwarzlockige Sulamita, sie muß die Meine werden!' „Die Braut des jungeu Herrn, der sich „Carlo Erba' nennt?' fragte Augelo sichtlich überrascht und verlegen. „Oh, das ist ein verwickelter Handel, uud ich fürchte, Sie werden auch den Kürzeren ziehen!' - - „Und warum?' fuhr Brachmann zornig auf. „Glaubst Du, daß es mir an Mitteln fehlt, diesen lumpigen Dichter

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Page 1 of 4
Date: 23.11.1887
Physical description: 4
, jungfräuliche Duft, der Sulamita's Gestalt vor meinen Blicken umgab, ist verflogen; es bleibt nur ein sündiges, irdisches Weib zurück, das, wie Eva. die Hand nach dem verbotenen Apfel ausstreckt. Und ich habe Namen. Familie und Vaterland dahingcgeben, um sie zu besitzen.' „Armer Carlo, ich weiß das alles!' riefBrach- mann in warmen, tröstenden Tönen aus. „Du hast unbedacht gehandelt, denn kein Weib ist eines so großen Opfers werth, wie Du es gebracht hast. Carlo Fontarini hätte über seine Liebesleidenschaft

Herr werden müssen, um seinem Vaterlande in der ihm angewiesenen, bevorzugten Stellung zu dienen! Carlo Fontarini hat die Fahnen der Patrioten verlassen, um in einem fremden Erdenwinkel zu den Füßen feiner Frau zu schmachten. Doch ge schehen ist geschehen — für Dich gibt es keiue Rückkehr mehr zu dem. was Du freiwillig verlassen hast! „Arnold, woher hast Du dieses Wissen um meine Verhältnisse genommen?' unterbrach der junge Graf seinen verrätherischen Freund. „Ich habe versprochen

verschafft mir während dessen die Gelegenheit, mich Sulamita zu nähern, ihr zu huldigen, sie auf die Probe zu stel len. Da ich das alles nur aus übergroßer Freund schaft und in der allerbesten Absicht thue, kann es mich doch nicht entehren ?' „Nein, nein. Du bist ein edler Mensch, ein wah rer Freund — und dennoch — o Gott, ich weiß mtch uicht zu entscheiden.' „Begreifst Du denn nicht, daß Du die Ehe mit Sulamita nicht eingehen darfst, bis Deine Zweifel zerstreut find, Carlo?' sagte Brachmann ernst

. — „Willst Du erst nach Deiner Vermählung auf die Erfahrung warten, ob Deine Frau Treue und weibliche Würde hochzuhalten weift? Dann, Carlo, dann müßte ich glauben, daß Dir Deine verliebte Leidenschaft mehr gilt, als Deine Mannesehre S' „Du hast recht Arnold, — ich reise,' schrie Carlo fast entsetzt auf. „Schon morgen reise ich. Heute Abend will ich Sulamita noch einnial sehen. Ich will mich übeiyeugen, ob ste auch nach dem Absenden dieses Briefes ihren schuldlosen Tauben blick

noch hat. Das ist nothwendig für meine See lenruhe, ich muß das wissen. Arnold!' „Ganz gnt!' erwiederte Brachmann. „Vergiß nur nicht, daß Du Dein Ehrenwort gegegeben hast zu schweigen, und daß überdies unser ganzer Plan vernichtet würde, wenn Du durch einen Blick, ein Wort Deine Seelenstimmung verriethest.' „Sei ohne Sorge!' gab der junge Graf zurück. „Ich werde mich zu beherrschen wissen. Es soll selbst dem scharfen Auge eines listigen Weibes nicht gelingen, in meinem Herzen zu lesen.' Aber Carlo Fontarini

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Page 2 of 8
Date: 03.12.1887
Physical description: 8
auf die Kreditverhältnisse nicht ohne Rückwirkung bleibt. Eine Besserung dieser Verhältnisse ist lin unab- „Wenn Dein Argwohn nach dieser Seite geht, so könnte man ja noch etwas versuchen für Dein Glück!' rief Frau Vitti in ihrem Eifer, der schwer- getrvffenen Tochter zu helfen. „Ich werde an Carlo schreiben, jener Brachmann muß ja seine Adresse wissen. Ich werde Carlo auffordern mir zu sagen, wessen man Dich beschuldigt!' „Nein, nimmermehr!' sagte Sulamita mit einer stolzen, fast wilden Geberde. „Nimmermehr

würde ich einen Mann, der mich um eines Verdachtes wil len verlieb, zu mir zurückrufen. Lieber sterben!' „Nein, Du hast mich nicht verstanden, Mutter!' setzte sie nach einer Pause in weicherem Tone hinzu. „Nicht an die unwürdige Hoffnung, Carlo wieder zu gewinnen, .wollte ich mich klammern; damit ist's vorbei für ewig. Nur entschuldigen möchte ich ihn, »ur nicht verdammen kann ich ihn höreu. Nur die Liebe die ich ihm widmete, muß ich mir erhalten, wenn ich unter der Last meines SchmerzenS nicht zu sammenbrechen

soll. Ich habe diese Liebe zu der Stütze meines Lebens, zu meiner einzigen Freude zu meiner' Religion gemacht, ich kann sie nicht ver missen. Ich muß mir Carlo als zwar verirrt, aber edel und würdig denken, sonst ertrage ich das Leben nicht mehr. Verstehst Du mich nun, Mutter, und wirst Du daS Ideal iu meiner Brust nicht mehr durch schmähende Worte wankend zu machen versuchen?' „Es sei — die Aufgabe ist schwer für das em pörte Mutterherz, aber eL sei, da Du es so willst,' murmelte Frau Vitti erschüttert. „Gott segne

verhehlter Kälte aufnahm. Eines Morgens betrat er wieder das Haus der Goldschmiedswittwe, aber mit höher erhobenem Kopfe und mit triumphiereuder Miene. „Ich muß Fräulein Sulamita sprechen!' sagte er zu Frau Vitti. „Ich habe ihr versprochen die Beweise zu bringen, daß Carlo Foutarini sie verließ, weit es ihn reute, ihr seinen glänzenden Namen zum Opfer gebracht zu haben. Diese Beweise sind nun in meinen Händen, und Fräulein Sulamita, die mich zieullich unverhohlen als einen Verleumder bezeich- einer fixen

Sie mein Kind mit neuen Aufregungen, sie hat schon zu viel gelitteu!' sagte Frau Vitti ängstlich. „Sie hat kaum ange fangen, sich wieder in das Leben zu finden, warum wollen Sie die Arme noch einmal an ihr ganzes Elend erinnern?' „Well ich Sulamita's Arzt sein will, well ich ihr He>? von dem giftigen Widerhaken dieser Liebe befreien möchte, der da drinnen stecken geblieben ist!' rief Brachmann eifrig. „Wenn Sulamita es mit Augen sieht, mit HSuden greift, daß Carlo nicht nur ein Feiger

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Page 2 of 12
Date: 17.12.1887
Physical description: 12
sich in das Wohnzimmer. Dort warf sie einen schwarzen Spitzen schleier über ihre ergrauten Haarflechten. — Da klopfte es an die Thüre. „Herein I' rief die Matrone etwas überrascht, denn sie war nicht daran gewöhnt, Besuche zu empfangen. — Carlo Fontarini trat in das Zimmer. Die Mutter Sulamitas erkannte ihn nicht sogleich, sie war etwas kuqsichtig und überdies hatte sich Carlo in den letzten Jahren sehr verändert. Einen anderen Ein druck macht der gereiste Mann als der noch fast unbärtige Jüngling. Eine wäre

Todesblösse bedeckte daS Antlitz des Dichters, seine Erregung raubte ihm für mehrere Augenblicke Athem und Sprache, er mußte sich an den Thürpfosten lehnen, um sich auf den Füßen zu erhalte». „Was wünschen Sie, mein Herr?' fragte Frau Vitti, etwas erschreckt über die Auffälligkeit seines Betragens. „Sie haben vielleicht die Thüre ver fehlt Nein, ich suchte Sie, Frau Vitti! Ich suchte Sulamita.' „O Gott — es ist Carlo!* murmelte die Ma trone «nd sank wie vernichtet auf einen Stnhl. „Wob

. Der König ersuchte dieselben, vorläufig weiter im Amte zu bleiben. Schweh. (DieBundesversammlung)wählte die sämmtlichen jetzigen Bnudesräthe für die neue dreijährige Amtsdauer wieder. Zum BundeS- präsidenten wurde Hertenstein, zum Viceprä- fldcnten Hammer gewählt. Kind vollends todten? Genügt es Ihnen nickt, daß Sie mir Sulamitas Seele gestohlen haben?' „Vor allem, wo — wo ist Sulamitafragte Carlo, noch immer mit seiner Athemnoth ringend. „Sehen Sie mich nicht so streng und vorworssvoll an, es mag

- steSnacht zu stoßen versuchen. Sulamita hat drei Jahre im Irrenhause verbracht, treiben Sie die Unglückliche nicht wieder dahin, lassen Sie es ge nug sein mit dem Werke, daS Sie schon vollbracht haben/ „Sulamita wahnsinnig und durch mich!' stöhnte Carlo. ,U»d ich konnte sie der Treulosigkeit be schuldigen, ich glaubte einem schurkischen Lügner mehr als ihren Engelsaugen, ich kannte Sulamita nicht genug, um zn wissen, daß sie nicht fähig war, jene schmählichen Briefe zu schreiben

wegen Thierquälerei stattgefunden. ganze Seele dahingegeben hatte, ungehSrt ver dammten.- „Aber ich glaubte Beweise in Händen zu haben!' sagte Carlo mit gebeugter Stirne. „Beweise, von Sulamitas eigener Hand geschrieben. Da lesen Sie diese Briefe und dann verdammen Sie mich noch, daß ich mich von dem ungeheuren Betrüge täuschen ließ!' „Sulamitas Schrift!' rief die Matrone überrascht. Tierig überflog sie deu frivolen Inhalt der beiden Blätter. „Das ist das Werk eines Teufels!' stammelte

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Page 2 of 4
Date: 19.12.1887
Physical description: 4
?c. wurde bereits inner-zialarzt. Dresden. P' ' halb 14 Tagen durch Herrn Alphons Pupp, Hotel V Schwindelnd schloß sie die Augen. Carlo trug sie auf den Divan und Frau Vitti holte ängstlich ein Belebungsmittel herbei. Als sie aber zu Su lamita zurückkehrte, hatte diese die Augen schon wieder aufgeschlagen und ihr staunender Blick traf den neben ihr knieenden Geliebte». „Carlo — Du bist's?' sagte sie leise, während unter seineu Küssen ein schwaches Roth ihre Lippen zu färben begann

. „Du bist wieder da! Es ist seltsam — warum bist Du so lange fortgewesen? Oder habe ich nur einen schweren Tranm gehabt? EL ist seltsam — sehr seltsam. Mein Kopf ist so wüste!' „Du bist krank gewesen!' sagte Carlo zwischen Angst und Hoffnung schwankend. „Nun wirst Du gesunden in meinen Annen. O Schöpfer der Wel ten, steh auf meinen SchmeH und meine Reue, gieb diesen Engel meiner Liebe wiederl' „Ja, Du hast recht, ich bin trank gewesen, ich fühle eS jetzt erst!' erwiderte Sulamita. „Ich habe so schwer gerümpft und gelitten

fand, bis man ihr begreiflich machen konnte, was eigentlich vorgefallen war und welches verbrecherische Spiel ein Schurke mit ihr uud Carlo getrieben hatte. Ihre geistige Genesung begann jetzt erst zur Thatsache zu werden, das erkannte Frau Vitti am besten, die mit unauSsprech licher Freude den starren Ausdruck aus ihres Kin des Augen, das seltsame Lächeln von ihren Lippen schwinden sah. Nur die Wachsfarbe des lieblichen Gesichte» war hartnäckiger, die wollte selbst noch nicht an dem Tage, weichen

, als Carlo Fontarini der Jugendgeliebten vor dem Altare seinen Namen gab und damit seinen verhäng nißvollen Irrthum nach besten Kräften sühnte. ES war ein Augenblick, in dem sich daS Glück, die Hoffnung, die Tränme zweier Menschenleben zu einer fast erstickenden Fülle zusammendrängten, als Carlo seine blasse junge Gattin nach der Trauung, noch Angesichts des blnmengeschmückten Altares um armte. Sulamita war halb bewußtlos vor heftiger Erschütterung, Carlo Fontarini suchte seine eigene Rührung

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Page 3 of 8
Date: 28.05.1907
Physical description: 8
stein. Auf der einen Seile trägt er die Inschrift: ..Franz von Sickingen. Reichsgraf. -Seines Stam- n«Ä der Letzte. — Von einem Freunde vaterlän discher Geschichte.- Auf der anderen Seite stehen die Worte: „Er starb im Elend'. — Die Fusion der Spielbanken. Wie berichtet wird, ist das im vergangenen Jahre «nit einem Aktienkapital von drei Millionen Franken von einer Pariser Gruppe gegründete Grand Kasino in Beaufoleil, das etwa 6lX1 Schritte vom Ka sino in Monte Carlo entfernt, auf französischen

« Territorium liegt, durch 29jährige Pacht in den Besitz der Monte Carlo-Kasinogesellschast überge gangen. Das Etablissement in Beaufoleil hatte darauf spekuliert, daß sich die Spielergesellschaft in neuerer Zeit mit Vorliebe auf das Bakkarat wirft; es hoffte, dieses Spiel, das in dem Spot ting Hlub Monte Carlo niemals zur Blüte ge langen wollte, in großen» Matzstabe zu betreiben. Für die Attraktionen in dem neuen Prachtsaal sorgten die Gebrüder Jsola aus Paris. Der Ein tritt wurde mit größter Liberalität

gestattet. Es reglrete Freibilletts und Vergünstigungen. Kein Wunder, daß das Masino in Monte Carlo das Ent stehen eines Schwesterinstituts hart vor seinen Toren mit Mißtrauen betrachtete. Das Institut wurde in Acht und Bann erklärt. Dem ganzen Heere von leichten Damen, die das Kasino benüt- zm, um ihre Schafchen zu rupfen, wurde erklärt: ..Wählt Mischen Monte Carlo und Beaufoleil; wer sich für das Kasino in Beaufoleil entscheidet, dem bleiben die Tore des Kasinos in- Monte Carlo verschlossen

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Page 2 of 4
Date: 14.12.1887
Physical description: 4
der Lagune ge zogenen Koffer auf und verschloß darin die Kleider deS Ermordeten und den Aufgabsschein des Tele graphenamtes, diese einzigen Hilfsmittel für die allfällige. spätere Wiederanfnehmnng des vorläufig in den Schlummerwinkel geschobenen Prozesses. Zweiter Weit. Nach fünf Jahren. IS. Carlo Fontarini war mit dem Schmerze einer vermeintlichen herben Enttäuschung seiner heiligsten Gefühle nach Griechenland entflohen. Jene klassische, durch hundert glorreiche und Poe tische Erinnerungen geweihte Erde

und sic wurden dort mit Liebe und Bewunderung aufgenommen. „Carlo Erba' wurde zu einem der berühmtesten Dichter namen Italiens. So waren fünf Jahre vergangen. Carlo hatte seine Liebe und Snlamita nicht vergessen, aber er konnte nun ohne Schmerz an seinen verflogenen Zugendtraum denken und andere Ideen, andere In teressen erhoben in dem gereiften Manne ihre Stim men. Er fing an, das Exil, in welches er sich freiwillig begeben hatte, als ebenso nnnöthig als traurig zu betrachten. Warum

begegnen zu können. Und über dies, in den weiten italienischen Landen mußten diejenigen^ die sich nicht Men wollten, ja nicht in einer Stadt oder in einer Provinz beisammen leben. Lange liebkoste Carlo dieses Projekt, sein Baterland, sein unvergeßliches Venedig wieder zu sehen, bis er^es endlich zur Ausführung brachte. Bon Zante, wo er zuletzt gelebt hatte, schiffte er nach Brindisi über und von dort aus führte ihn der zunächst ab gehende Schnellzug direkt nach Venedig. Eine innige und zugleich

Fa milie. Selbst der Vater konnte ihm nicht mehr zürnen! er kam ja allein, er hatte den gräflichen Namen durch keine Mißheirath beflekt, er hatte zu dem Ruhm seiner Ahnen noch seine persönliche Dich terglorie igesügt. Feliee Fontarini mußte stolz auf den Sohn sein, den ganz Italien ehrte und liebte. Und Carlo war nicht mehr der heißblütige, exal tierte Jüngling von einst; er hatte einsehen gelernt, daß die währen Bolksrechte am besten durch An strebung weiser Verbesserungen in einem wohlgeord neten

Staate gewahrt werden können. In diesem Sinne also hoffte er sich nun gleichfalls besser mit dem Bater zu verständigen. Mochte immerhin Orazio ias Majoratsrecht gehalten, Carlo beneidete es ihm nicht, er war zufrieden mit der errungenen Dichter- krone — nur 'um Liebe zu erbitten, kam er in das heimathliche Haus, nur den Segen deS Bater» de» gehrte er und eine brüderliche Umarmung seine« unvergeßlichen Orazio. Mit solchen Gedanken und

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Page 2 of 4
Date: 07.11.1887
Physical description: 4
.' So werde ich sagen und mein Vater hat keine Wahl, er muß einwilligen in meinen Plan. Nun Sula- mita, noch so niedergeschlagen? — Nun, Mutter haben Sie noch keinen liebevollen Blick für Ihren Sohn?' „Du opferst mir zu viel — Du könntest bereuen — einst — und bas wäre schrecklich!' hauchte das junge Mädchen, indem sie ihr bleichgewordenes, thränenüberströmtes Gesicht zu ihm erhob. -Carlo Fontarini faßte sie zum erstenmale gan^ in seine Arme, Snlamita's Herrliche Gestalt, und drückte sie mit glühender Jnmgkeit

, wie er nur zu Orazio zu sprechen pflegte. „Es sind Dogen unter Deinen Vorfahren gewesen, vergiß;das nicht mein Sohn. Im Uebrigen be greife ich, Dich unterhalten willst, ' nur kann ich, daß Du Dich heute nicht begleiten, ich habe zu schreiben. Carlo soll Dich dahin führen, wohin Du Lust hast. Schicke mir Carlo herein, ich will ihn beauftragen, heute Dein Vergnügungs meister zu sein.' „Ja, wenn Carlo zu Hause wäre, mein lieber, guter Carlo, dann hatte ich auch keine Langeweile!' erwiderte Orazio verdrießlich

. „Also Du hast keine Zeit für mich, mein Bruder ist fort und allein darf ich nicht ausgehen, weil ich mir sonst den Hals brechen könnte, wie Du glaubst, — da heißt es wohl zu Hause bleiben und mit Beppo T>amen- brett spielen. Ein herrlicher Zeitvertreib für einen jungen Fontarini, dessen Ahnen „Dogen' getvesen sind!' „So, Carlo ist fort — das höre'ich nun sehr oft!' rief der Graf, und sein llnmuth schien nun endlich einen geeigneten Ableiter gefunden zuhaben. „Dein Bruder macht mir überhaupt^ unsäglichen

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Page 8 of 10
Date: 13.12.1887
Physical description: 10
der Lagune ge zogenen Koffer auf und verschloß darin die Kleider deS Ermordeten und den Aufgabsschein des Tele graphenamtes, diese einzigen Hilfsmittel für die allfällige. spätere Wiederanfnehmnng des vorläufig in den Schlummerwinkel geschobenen Prozesses. Zweiter Weit. Nach fünf Jahren. IS. Carlo Fontarini war mit dem Schmerze einer vermeintlichen herben Enttäuschung seiner heiligsten Gefühle nach Griechenland entflohen. Jene klassische, durch hundert glorreiche und Poe tische Erinnerungen geweihte Erde

und sic wurden dort mit Liebe und Bewunderung aufgenommen. „Carlo Erba' wurde zu einem der berühmtesten Dichter namen Italiens. So waren fünf Jahre vergangen. Carlo hatte seine Liebe und Snlamita nicht vergessen, aber er konnte nun ohne Schmerz an seinen verflogenen Zugendtraum denken und andere Ideen, andere In teressen erhoben in dem gereiften Manne ihre Stim men. Er fing an, das Exil, in welches er sich freiwillig begeben hatte, als ebenso nnnöthig als traurig zu betrachten. Warum

begegnen zu können. Und über dies, in den weiten italienischen Landen mußten diejenigen^ die sich nicht Men wollten, ja nicht in einer Stadt oder in einer Provinz beisammen leben. Lange liebkoste Carlo dieses Projekt, sein Baterland, sein unvergeßliches Venedig wieder zu sehen, bis er^es endlich zur Ausführung brachte. Bon Zante, wo er zuletzt gelebt hatte, schiffte er nach Brindisi über und von dort aus führte ihn der zunächst ab gehende Schnellzug direkt nach Venedig. Eine innige und zugleich

Fa milie. Selbst der Vater konnte ihm nicht mehr zürnen! er kam ja allein, er hatte den gräflichen Namen durch keine Mißheirath beflekt, er hatte zu dem Ruhm seiner Ahnen noch seine persönliche Dich terglorie igesügt. Feliee Fontarini mußte stolz auf den Sohn sein, den ganz Italien ehrte und liebte. Und Carlo war nicht mehr der heißblütige, exal tierte Jüngling von einst; er hatte einsehen gelernt, daß die währen Bolksrechte am besten durch An strebung weiser Verbesserungen in einem wohlgeord neten

Staate gewahrt werden können. In diesem Sinne also hoffte er sich nun gleichfalls besser mit dem Bater zu verständigen. Mochte immerhin Orazio ias Majoratsrecht gehalten, Carlo beneidete es ihm nicht, er war zufrieden mit der errungenen Dichter- krone — nur 'um Liebe zu erbitten, kam er in das heimathliche Haus, nur den Segen deS Bater» de» gehrte er und eine brüderliche Umarmung seine« unvergeßlichen Orazio. Mit solchen Gedanken und

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Page 1 of 4
Date: 24.11.1887
Physical description: 4
lassen.' So vergingen vier Tage. Carlo verkündete end lich seine Rückkehr durch ein kurzes, an Brachmann gerichtetes Briefchen. Sulamita jauchzte laut auf, als Brachmann kam, nm ihr diese Nachricht mitzu theilen. Und doch perlten im nächsten Momente Thränen aus ihren Klanen Augen. „Warum hatte Carlo nicht an sie selber geschrieben?' 10. „Nun. hast Du Fortschritte gemacht, muß ich Sulamita wirklich verachten?' war Foutarini's erste, äuqstlich hervorgestoßene Frage an Brach- mann. — „Viel oder wenig

!' erwiderte dieser. „Wie man es nehmen will. Dieses duftende Billetchen ist die einzige Frucht meiner Bemühungen. Deine Braut ist wenigstens keine Festung die allzurasch kapitu liert!' Carlo Fontarini biß sich heftig auf die Lip pen. Brachmann's Bemerkung hatte ihn in's In nerste seines Herzens getroffen. „Laß mich lesen!' murmelte er nach einem mi nutenlangen Stillschweigen. „Ich bin ein Mann, ich muß die Kraft haben meinem Verhängniß in's Auge zu sehen.' Das zierlich zusammengefaltete Briefchen enthielt

Sie eine Dame nicht erst zu bitten, nicht wahr Herr Baron? Mit einem herzlichen Gruße Ihre Sulamita.' „Kokette!' stieß Carlo wüthend zwischen den ZSHnen hervor. „Wie praktisch ste bei den Vor schlägen einer geheimen Korrespondenz vorgeht, das verräth Uebung! Warum sie nur mir gegenüber die Rolle der Tugendheldin so beharrlich aufrecht erhielt?' „Weil sie in Dir einen Ehemann angeln wollte!' lächelte Brachmann. „Armer Poet, soviel ist klar. Du hast Dein Erstgeburtsrecht gegen etwas ein getauscht

, was noch weniger werth ist, als ein Lin sengericht.' „Spotte nur, Du hast ja das Recht dazu sagte Carlo, sein Antlitz in den Händen verbergend. — „O, mein Gott, ich will Sulamita nimmer wieder sehen !' „Du solltest doch erst noch abwarten, ob das Mädchen zu mehr fähig ist, als zu einem kleinen, pikanten Briefwechsel!' „Nein, nein, keine Proben mehr, ich habe deren übergenug!' fuhr Carlo auf. „Ein Mädchen, wel ches sich hinter dem Rücken ihrer Mutter und ihres Verlobten Briefe xosta restants schreiben läßt

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Page 2 of 4
Date: 05.12.1887
Physical description: 4
Einnahme, wie es die Diäten eines Abgeordneten sind, seine ExistenzzuZfristen. Der Erlaß erwähnt nämlich mit keinem Worte der Verpflichtung jener Korporationen, welchen die Erhaltung der Schule obliegt, wo ein Abge ordneter-Professor seiner Lehrthatigkeit enthoben wurde, daß derselbe die Bezüge des Professors ->» SI »S °s « «I -SS SI Z. « vl «S »I Ss ' geworden, da Ach der junge Graf Carlo Fontarini durch sein Verbreche«, den, > Antritt des Majorats selber Hu einer Unmöglichkeit gemacht hat.' Bzachman

?' DaS junge Mädchen legte einen Finger auf ihre schneebleichen Lippen. „Still, still!' flüsterte sie. ^Jch selber will für Carlo das Dokument aus dem Arbeitszimmer Solen. SW, damit sein Vater nicht erwacht. Carlo will ja ein Graf sein und nicht Snlamita's Gatte. — Arme Sulamita — sie wird sich selber ein Grab im Garten der Fontarini's graben. Und Carlo wird kommendes mit Blumen zu schmücken. Das darf er ja, unbeschadet seines hohen Titels, nicht wahr? Arme Sulamita — ja, ja!' Carlo hier ist-das Dokument

Sie — ich bitte, gehen Sie!' rief sie ihm zu. Mit gebeugtem Kopfe vexließ Ärachmann das Zimmer. Er wagte es am nächsten' Tage nicht wieder zu kommen, obwohl er die Nacht in rast loser Sorge um Sulamiia Mgebracht hatte. Er schickte den bereits auS Venedig zurückgekehrten An gela. um nach dem Befinden des jungen Mädchens zu fragen. Die Antwort, welche er .eine Viertel stunde später erhielt, traf ihn . wie ein Blitzstrahl und zerstörte alle seine sündigen Hoffnungen auf den Besitz von Carlo Fontarini's

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Page 2 of 4
Date: 19.11.1889
Physical description: 4
, und da is das Piquet Infanterie, was im Zeughaus war, aufn Tabor expedirt word'n und i hab' g'hört daß dort so mörderisch zugangeu is und da hab' i mir denkt — wisseu's Herr General — da is do' nix Schlecht'S dabei, wann i mir das denkt hab' — na, da hab' i mir denkt, schaust abi, ob's noch Alle am Leben sein. Es wär' ja gar so schrecklich, wenn der Carlo umkommen wär! Na und da bin i g'rad' dazukommen, wie der Exzellenzherr au Tambour braucht' hat. I kann's! I kenn ja alle Signale! AlSdanu überleg' i net lang

, nimm dem Tambonr, dem'S den klan Finger wurzweg g'rissen hat, Bandelier und die Trummel weg und schlag' den Streich!' „Bravo! Bravo! Ich kanu Dir nur sagen, Leni, daß ich Dir zu vielem Danke verpflichtet bin. Ich bin nämlich übe^eugt, daß die Sache ohne Trommel gar nicht gegangen wäre. Geh' jetzt nach Hanse und ich verspreche Dir, daß ich mich selbst um Deiueu Carlo vom Tabor-Detachement erkundigen werde. Wie heißt er?' — „Carlo Daveglio, Ge meiner beim Palombini-Jnfanterie-Regiment

Nr. 36. Er wird aber jetzt avauciren, denn er ist sehr brav!' — „Also geh', ich jwerde Dich zu finden wissen!' Der arme Carlo Daveglio lag indessen mit einem abgerissenen Fuße iu der Baracke am Tabor und sehnte sich nach dem Tode. Der Doctor halte ihm den rechten Fuß amputirt und tröstete ihn, so gut es ging. „Was mach' ich mit einem Fuß ? Ich hab' ja ein Mädel, das ich unaussprechlich gern hab'! Glauben Sie, daß die mich noch lieben wird, wenn ich mit einem Holzfuß daherhumpel? O, Leouora!' — Da wurde die Thüre aufgerissen

und in Be gleitung eine» Generals erschien die Traiteurstoch- ter vom Zeughaus iu den Renngasse. „Natürlich wird sie Dich gern haben, und wenn man Dir die Füß' und die Hände herunterschießt, wenu Du nur Dein gutes, liebes, treues Heiy hast, um dessent- willen ich Dich liebe und ewig lieben werde!' rief sie und bedeckte unter Thränen das Gesicht ihres Carlo mit tausend Küssen. — „0 oarissima wia I-eonorsI Vn visu' 6el vielo vome QQ ävlve suZelo schwärmte der Soldat, aber der Stabsarzt meinte, daß die Sache

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