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Bozner Zeitung
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Page 2 of 8
Date: 15.07.1904
Physical description: 8
die den feindseligen Standpunkt des römischen Stuhles gegen Frank neich nicht teil«?, der Aufforderimg des Papstes, in Rom zu erscheinen, nicht nachkommen werden, da sie fürchten, daß man sie in Rom ähnlich be handeln könnte, wie den Olmützer Erzbischof Dr. Kohn und sie dann gezwungen wären, auf ihre Stellen zu verzichten. Der Sieg Combvs. Die französische Kannner hat in ihrer dienstägigon Sitzung mit mit großer Mehrheit den Antrag angenommen; Beatrice lächelte über den Eifer Erikas, mit dem diese ihre Behauptung

sie doch nach, was Frau Betty ihr schon oft vorgesagt hatte. Von dein Tage an waren die beidsn, Beatrice -und Erika gute Freunde. Beatrice kam gewöhn zu derselben Zeit in den Park, wo mich d'as der die Regierung und.insbesondere den Minister-- ,residenten Combes Aon jedem Perdachte frei- zrüht, unerlaubte Handlungen in der viel erör- rtrten Am^täuisevKestöchmlgsangeliezelchjeit begin gen zu haben. Der ^ von den Gegnern der der zeitigen Regierung beabsichtigte Sturz des Kabi netts Combes ist mit der Aufrollung

näher auf die Spnr zn kommen. - - kleine Mädchen sich einstellte, oft allein, oft auch das Brüderchen an der Hand führend. Lothar. dc>m Beatrice von den KiNlderin eHähltH zKÜgs'e sich sehr ungehalten. Er, der bisher nur Worte der zärtlichsten Liebe für seine Gattin -gehabt, fuhr sie auf einmal barsch an. und verbot ihr geradezu den ferneren Verkehr mit den Kleinen. „So etwas geht doch' nicht,' brauste er aus. Du solltest das selbst einsehen? wir haben nie mit unseren Untergebenen verkehrt

nichts^ Beatrice nahm! dessen ungeachtet die kleine Erika sogar einmal mit sich ins Schloß, und er götzte sich an dem naiven -Staunen des Kindes Erst wagte es gar nicht recht, seiner Verwunder ung kauten Nusdrilck zu geben, doch das i dauerte nicht la:rge. . Erika.»vußte tausend Fragen . zu stellen, und Beatrice gab lächelnd Auskunft. Erst als die junge Frau sich an das Klavier setzte, und das ..Heimatlied' spielte, varstummte der kleine Plaudeomund. In das frische Gesichtcheit- trat ein Zug. den Beatrice

noch nie wahrgenom men hatte. Fast andächtig lauschte das Kimid den süßen >und doch so schwermütigen Tönen, und lange, nachdem der letzte Ton verklungen war, stand es noch still, die kleinen Hände in einander geschlungen. Und immer, wenn Erika wieder- kan^nvn durste, bat sie mit ihrer weichen, süßen Stimme, der „man so schwer widerstehen konnt?': „Bitte, bitte, spiele mir etwas vor.' Und' immer «Mächtiger lauschte das Kind den Tönen, die Beatrice dem Klavier zu entlocken wußte. Hier konnte Erika still

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Bozner Zeitung
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Page 3 of 8
Date: 05.07.1904
Physical description: 8
für sie be» reit stand, um ihr bei ihren jeweiligen Besuchen zum Aufenthalt zu dienen.' Die Kammerzofe, die rm Nebenzimmer beschäftigt war? den Koffer aus- zupacken, der eben erst von Rhonsdotff gÄommen war, entließ Beatrice mit einer Handbewegung. „Aber gnädiges Fräulein sind ja nicht umge zogen.' wagte die Dienerin schüchtern einzuwenden. „Gehen Sie nur, ich werde klingeln, wenn ich Sie brauche,' sagte Beatrice in so müdem, schlep pendem Ton, daß das Mädchen noch im Hinaus gehen einen besorgten Blick

auf das bleiche Gesicht der sonst so fröhlichen, jungen Herrin warf. ^ »Ist Jhnennichtwohl?' klang es noch von der Türe her. ' / Beatrice schüttelte ungeduldig den Köpf. „Ich bin nur müde, entsetzlich müde, und möchte ein wenig ruhen, d<B ist alles.' Als das Mädchen endlich gegangen war, warf sich Beatrice auf ein Ruhesofo. und biß die Zahne in die Kissen, um das 'Schluchzen zu ersticken, Las ihren Körper erschütterte. ' So lag sie noch, als -schon die graue Dämmerung hereinbrach. -Darf ich eintreten. Bea

mir nicht ratsam. Dich in dieser Gemütsverfassung noch länger allein zu lassen. Deshalb bitte ich Dich, nimm Dich zusam men und komm init Nach dem Salon. Du. hast auch noch keinen Bissen genossen, das geht nicht. Deinem Zustande , mich ein Ende! gemacht werden.' Beatrice wechselte die Kleider, wusch das Ge- sicht mit frischem! Wasser, und gab sich Mühe, heiter zu erscheinen. Denn wenn sie Siegfried »Mtzen wollte, durfte sie nicht mit verweinten Augen- hin- Es wa^ine Woche später. Die Gäste, die zu- gleich

mit Beatrice gekommen waren, rüsteten sich zur Abreis» Gräfin Luise fühlte sich dadurch sehr erleichtert. / Noch niemals war es ihr so sauer ge worden. dis liebenswürdige Wirtin zu spielen, wie diesmal. Sie' ahnte, daH sich irgend etwas in ihrem Hause vorbereite, etwas Schweres, Unheim^ Dienstag, den 5. Juli 1904. — Vom Bäckergrhilsen zum Studenten. Zu der Reifeprüfung am Brünner deutschen Staats gymnasium hatte sich der 25jährige ehenMÄiga Bäckerlehrling Rudolf Weiß emgesunden, der sich erst

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Bozner Zeitung
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Page 1 of 8
Date: 15.07.1904
Physical description: 8
Reiter-Brigade vereinigte Regimenter, das Terek-Kuban- nnd das zweite ihr unbewußt das Heimatlied Siegfrieds auf die Lippen. Leise sang sie die schwermütige Weise: „Ein süßer Laut umschmeichelt mjeine Simne Gleich einer Mutter Koseworts Wie Worte tiefer, erster heil'ger Minne Tönts mlir im Herzen immsrfort: Traute Heimat sei gegrüßt.' Beatrice hatte nicht bemerkt, wie schon nach den ersten Warten ein reizendes, erstauntes Kinderge sicht aus dem Gebüsch austauchte, und wie zwei blaue Augen unbeweglich

zu ihr hinüberstarrtzm. Erika hatte, des Verbotes eingedenk, daß- sie den Park nicht aufsuchen dürfe, beim Herannahen Bea- trices rasch das grüne Versteck benützt, um sich zu verberge«, sie hielt sich ganz mäuschenstill in der Hoffnung. Beatrice werde sich bald wieder entfer nen. Nun aber lockte sie das Lieb hervor. In dem weißenKleidchen.mit den blonven.heute fessellos um das Gesicht hängenden Locken^ einen StrauU Wie senblumen in der kleinen Hand, sah' das Kind» a»«s wie eine Elfe. Erika rührte

sich nicht. Sie horchte nur immer auf die Melodie^ die ihr so be kannt erschien. Sie fühlte und wußte es.. dieA Lied' hatte schon um ihre Wiege geklungen, sie hatte es oft gehört, nur war es ihr bisher nicht in den Sinn gekommen. Und bei diesen Tönen stieg das Bild des Vaters vor ihren Augen auf, üsck ein Gefühl, fast wie Heimweh, durchzog die kleine Nrusk. Beatrice begann jetzt auch die zweite Strophe, dabeZ stiegen ihr ungÄvollt die- Tränen in. die Au gen. Erika» sprang herzu und» legte der erschrvcks« nen jungen

Frau ihren Strmch in den Schoß. „Da,' sagte sie, „das schenke ich Dir. ^ aHer warum weinst Du? Hast Du auch Dein Kleid! zerrissen?' Beatrice hatte sich rasch gefaßt. Sie blickte über- rascht m dv treuherzig zu ihr aufgeMagenn» blauen Kinderaugen, und ein unnennbares Gefühk bemächtigte sich ihrer. Sie hatte die Kleine wohk schon hin und wieder von der Ferne erblickt, doch noch nie war es ihv gelungen, dieselbe, die stetK wie ein scheues Vögelchen davon flatterte, in ihre Nahe zu bringen^ Und heute

kam sie ganz von' selbst. Wie merkwürdig! „Warum gehst Du denn jetzt zu -mir, während Du sonst immer fortläufst?' siragte Beatrice. noch immer die wundervollen Augen des Kindes be trachtend. ..Weil Du so schön singen kannst,' erwidert» die Kleine ohne Scheu. „So> hörst Du» wohl! gern singen?' „O ja, Papa sang auch immer, das Lied hat er auch gekannt.' Beatrice war sehr erstaunt, doch ließ sie sich nichts merken. ..Das Lied, das Du eben» von mir gehört hast?' Das Kind nickte eifrig. „Da täuschest

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Bozner Zeitung
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Page 3 of 8
Date: 15.07.1904
Physical description: 8
er, ..etwas, was es später gut brauchen ko.m. Nähen, Stricken. Kochen, das lehrte man zu mei ner Zeit den. Mädchen, und es war gut so. Dann wurden sie tüchtige Hausfrauen. Las ist d-r Beruf, in dem sich jede glücklich fühlen soll. Das müere ist unnötiger Firlefanz, für den ich keinen Kreuzer opfern werde.' „Und müßte ich es aus meiner Ti'che bezahlen. Erika soll und muß Musik studierei.' behaupte:? Beatrice. Frau Betty war immer zum Nachgeben be reit. „Wenn die gnädige Frau meint, daß es unser Kind zu etwas bringen

kann, so ducken wir uns nicht dagegen sträuben,' meinte sie ruhig. Und so wurde denn eines Tciges wirklich im Nerwalterhauschen ein Klavier aufgestellt, zum heimlichen Verdruß des Alten. , Nun ging das „Geklimper' unaufhörlich fort. Beatrice unterwies das Mädchen in den Anfangs gründen, es machte ihr Vergnügen, wenn« sie sah wie» Erikas Augen leuchteten bei dem Unterrichts wenn, eine Neue Übung tkyonnet» wurde. Das Mädchen wußte sich überhaupt nichts lieberes, als an dem - geliebten Instrument zu sitzen

, aber nicht schöi« singen. Und nun wollen die Leute durchaus an dem Mädel?rn musikalisches Talent entdecken. Ich gratuliere der Mamsell Übermut. Wird was schönes dabei! herauskommen. Die hat ja zu nichts Geduld.' Ein klein wenig schmunzelte er aber doch, wenn Erika ihm das „Heimatlied', das Beatrice ihr auf ihre dringenden Bitten in vechältmÄmä- ßig kurzer Zeit gelernt hatte, vorsang und vor spielte. Mit Reknhold war es allerdings ganz anders; er saß früh und spät über seinen Büchern und lernte

sich auch ein äl terer, sehr liebenswürdiger Heer. Derselbe war fr-üher Kapell.i«ister an der Hofoper gewesen, und hatte sich, seiner kränklichen, ruhebedürftigon Frau zuliebe, hierher zurückgezogen, weit er hoffte, in der stärkenden, ozonreichen Luft werde die ge liebte Gattin genesen. Zu diesem begab sich Beatrice mit ihrem Schützling. Und Meister Kühne erklärte sich zu ihrer Freuds bereit. Erika an dem Unterricht, den er seinem ein. zigen Sohne gab. teilnehmen zu lassen. Das Mädchen wanderte daher mit der Musik

- mappe am Arm täglich den» freundlichen Haufe Meister Kühnes zu. Es waren für Erika Stunden des ungetrübtesten Genusses, sie die dort verlebte. Und bald zeigte es sich, wie recht Beatrice ge habt hatte, als sie behauptete. Erika besitze ein gro» ßes Talent. „Das Mädel wird einmal eine Sängerin wer den, wie man sie »M der Laterne suchen miuO' behauptet? Kühne stets. ..So eine Stimme — ich staune selbst darüber.' Es war ihm eine Lust. Erika zu unterrichten^ Die Musik war sein Element. Mit wahre

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Page 6 of 12
Date: 09.07.1904
Physical description: 12
uns nicht betrogen hat tznl Doch Las ist vorbei, — vorbei —' Er brach plötzlich' ab, da seine Gattin schluck; zend in ihren Sessel zurückgesunken war, und Hz ihm selbst etwas in eigentumlicher Weise an der Kehle würgte. Beatrice. die den Grafen mit keinem Worte unterbrochen hatte, faßte nach der Hand der Grafin. „Beruhige Dich, Tantchen/' bat sie innig, von tiefem Mitleid ergriffen, „ich werde Euch nicht vec gilt kleidet. Im Rücken anliegend und vorn lose Schalten, weist der Mantel neben einer Halb pelerine

> mit Abbildungen versehen von der Internationalen Schnirnnanusattur, Dresden-N. Reichhaltiges Modenalbum und Schnittmusterbuch ü öv Pf. daselbst erhältlich. lassen, ich brächte es nicht übers Herz. Ihr sollt an mir eine Tochter haben, die Euch pfleget wird. Ich will tun, was in meinen Kräften steht. lun Euch das Leid erträglicher zu machen.' ..Gott segne Dich. Kind.' sagte Gräfin Luise. Ähre Tränen trocknend. „Lothar darf also hos fen? Er wird überglücklich sein!' Beatrice nickte nur. Sie stand auf und schritt

nach dem Musikziinmer. Dort setzte sie sich still an dsn Flügel. Gleich darauf vernahm man die zwar nicht starke, aber wohllautende Stimnre der Komtesse, die Siegfrieds „Hermatlied' sang. ..Traute Heimat, fei gegrüßt.' Wie em Hauch drangen die Schlußworte des Liedes herüber, dann ward es still. Beatrice liebte Keses Lied, sie sang es oft. und die Gräfin lauschte der süßen, schwermütigen Melodie immer aufs neue. Sie erschien ihr wie ein letzter Gruß des schmerzlich betrauerten Sohnes. Wo er wohl weilen mochte

- oder Ziegenleder oder aus Tuch. Im allgemeinen gilt tränenden Auges betrachtet, um es mit tiefen Teuf» z-ern wreder an seinen Platz zu hängen. Beatrice Verlobung mit Lothar wurde auf den besonderen Wunsch der Braut ganz still in kleinem Kreise gefeiert, wie man sich überhaupt in letzter Zeit von jedem Verkehr mit der Außenwelt fast ängstlich fern hielt. Die Gäste waren, nachdem es so still im Schlosse geworden, von selbst ausgeblie ben. man lud auch niemand mehr ein.' Die Sache war freilich wenig

sie erst probie ren. ob sie wagen durften, sich ganz zu entfalten. Man. hatte den Rollstuhl des Graßeln! tiefer 7n den Park hineingeschoben, die-warme Frühlings sonne lockte quch die Gräfin hinaus aitz deri dunklen Zimmern in die wonnige, laue LiHt, Sie saß mit Beatrice oben am. See, und fütterte die Schwane, die bis anS Ufer herankamen. Die Präsidentin, die mit Lothar auf Her Ter» raffe Platz genommen hatte, schien in eifriger Un-

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Bozner Zeitung
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Page 6 of 12
Date: 23.07.1904
Physical description: 12
, wenn ich die Km- . der 'Ziegfrieds anerkannte! Du wolltest der Erbe meines Majorats werden, das fönst in die Hände meines EnkSs überging. Deshalb spieltet Ihr ein freventliches Spiel. Fast wäre es Euch ge glückt. Lachend' hättet Ihr die fette Ernte einge heimst! Ohne Skrupel würde der rechte Erbe verdrängt worden sein.- Gott fei Dank, daß Fürst Santoff kam und mir die Augen öffnete!' Keiner der Anwesenden hatte bemerkt, Laßj die Heftige Unterredung noch einen weiteren Zeugen Beatrice wankte jetzt, bleich und schluchzend

auf Km DttHzzi i«. „O mein Gott, was habe ich hören müssen, wie ist nur so etwas möglich!' rief sie erschüttert. Der Graf strich liebkosend Lber ihren blonden Scheitel. .Frmes Kind, beruhige Dich.' sagt: er mild. „Diese dort.' dabei zeigte .i-H.Lothar. an dessen Ar.it die Präsidentin wie levl s hing, dcr - die meine i Güte so schlecht lohnten, i-<>.rlass?ii noch heute mein Haus. Du aber, liebes Kind, bleibst vorläufig bei uns, das weiters w'rd sich sticken!' - . „Nein, Onkel.' sagte Beatrice fest

, so wird er dadurch nicht besser werden! Vielleicht gelingt es mir. ihm klar zu. machen, was er an Euch verbrach Das sei meine Rache. Versucht auch Ihr. wenn die Zeit Euch' milder gestimmt haben wird. Mm zu verzeihen. Ich folge 5meinan Gatten, dann ich begreife, daß er hier nicht ferner leben kann — Und dann. Ihr beide HM ja jetzt- eine En kelin und braucht mich nicht-mehr! JH? entbehr mich leichter, als mein Gatts.' - . Diese Worte wirkten mächtig auf Äothär'.ein Er breitete!»? Arme aus^imd wollte Beatrice

— kannst Du mir verzeihen?' Wie ein Priester stand das junge Weib vor dem Gatten, ihm war es plötzlich, als müsse^ er. vor ihr niedersinken und den Saum ihres Kleides küssen. Beatrice aber zeigte mit der ausgestreck ten Hand auf die noch immer beftia weinende Grafin. „Die arme Frau bitte um Verzeihung, nicht mich! Du hast Dich schwer an ihrem sehnenden Mutterherzen versündigt, haft ihm Jahre des Glückes gestohlen, die unwiderbringlich dahin sind! Und Las altes um des schnöhen Mammons willen! Deshalb

. In der -nächsten SÄvnde. war er versHvundeck Beatrice faßt? ü»e Präsi dentin anv-Arm und zog sie mit sich fort. Erika aber schmiegte ihre weiche Waaae.an das traneniiberströmte Gesicht der Gräfin. ' '' ^'(Schluß folgt.) '

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Bozner Zeitung
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Page 4 of 12
Date: 16.07.1904
Physical description: 12
an — Siegfried.' Es war seit Jahren das erste Mal, daß der daß es. als Beatrice um ein Lied bat, nur schwer I Graf diesen Namen vussprach, und Boatrico zum Singen zu bewegen war. Endlich, nach hie- fühlte sich seltsam, davon' berührt, lem Zureden nahm Erika doch dem Flügel I „Da täuschest Du Dich sicher. Onkel/' entgeg- Platz, und,— sie wußte selbst Mcht, wie es kam, nete sie rasch und scheinbar unbefangen. ..das aber unter ihren Fingern quoll pljötzlich di: macht nur, weil Erika gerade dieses Lied sang

. Melodie des ..HemiÄliedes' hNvor. es liegt allerdings eine kleine Ähnlichkeit' in der Beatrice hatte das nun zwar schon öfters hier Ausdrucksweise, aber, das ist eben . Zufall.' gespielt, aber sie besaß nicht den weichen, innigen Sie suchte von dem Thema abzukommen, um den Anschlag, nicht den sehnsuchtsvollen Ton. Wenn Onkel nicht Mfzuregen, als die Präsidentin ein- sie das Lied sang., so klang' es ganz anders/ trat. Sie warf einen finsteren' Blick auf das mußte auch der Graf fühlen

sie geendet, hörte sie, wie Graf Dürsn wohl auch so berechnet gewesen. Eine heiße leise zu Beatrice sagte: „Das ist seltsam, die Blutwelle stieg in das liebreizende, junge Gesicht, Kleine mahnt mich. — weißt Du an wen?' aus dem die blauen Augen , förmlich hervoxsprüh.^ Nein, Onkelchen.', ^ ten. Beatrice bemerkte-:dek kleinen Vorgang sehr Beatrice sagte hier die Unwahrheit. Siel wohl., sie wandte sich muvillig ab, und drückte ih»

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Bozner Zeitung
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Page 2 of 12
Date: 07.07.1904
Physical description: 12
geheiratet habe, um dessen willen er Familie, Heimat und alles, was damit zusanunenhing, im Stiche gelassen. Wenn das zutraf, so eröffnete sich für Lothar eime ungeheuer vorteilhaste Aussicht. Er dunste nicht nur hoffen. Beatrice mit der Zeit für sich zu gewinnen, sondern, wenn Siegfried verschollen blieb, oder seinem Vater zmn Trutz die Sängerin geheiratet hatte, so durste sich Lothar sogar als Den Erben der ungeheuren Reichtümer betrachten, da nähere Verwandte nicht existierten. „Man muß es nur richtig

anzupacken verstehen.' k>gle die Frau Präsidentin stets zu ihrem Sohne. ..Es wäre doch ein unerhörter Glücksfall. wenn Dir das ganze, reiche Erbe so unvermutet im den Schoß siele. Du mußt Dich dem Grafen unent behrlich zu machen suchen. Vorläufig solltest Du -dcch einmal so ganz im geheimen Erkundigungen einziehen, was eigentlich Ms den, verlorenen Sohne geworden ist.' Wer Lothar kqwite sich nicht entschließen, das Schloß zu verlassen, so lange Beatrice. hier weilte: spater

, und Grä sin Luise sah es nicht ungern, daß die beiden un gezwungener als sonst mit einander verkehrten. Hoffte sie doch >im geheimonl, Beatrice wertze end lich einwilligen, . Lothar die Hand zu reichen. Da durch würde sie für innner an das Schloßj gefes- felt werden. Das junge Mädchen war d.er ein zige Lichtblick in ihrem öd.en, cjmsamen Leben, das ihr keine Freude mehr k>t, seit Siegfried foxt war. Die Gräfin mojchte nicht daran denken, auch Beatrice noch entbehren zu müssen

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Bozner Zeitung
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Page 1 of 6
Date: 02.11.1888
Physical description: 6
Sarraza versuchte nach und nach all- Künste, fich seines Opfers zu bemächtigen; doch blieben alle fruchtlos. Wenn Beatrice böse ge worden wäre, ihn unwillig zurückgewiesen hätte, so würde ihr Verfolger dies nicht übel gedeutet, son dern ihren Unwillen als Borboten einer möglichen GefühlSändernug angesehen haben; aus ihrer heitern leicht mit Verachtung! gepaarten Gleichgültigkeit aber-konnte er keine Hoffnung entnehmen; nur war sie geeignet, ihn noch mehr anzustacheln, seiner Leidenschaft Nahrung

zu geben. Da er erkannte, daß' Beatrice- diese Kraft der Erziehung ihres edlen Adoptisvaters verdankte, so übertrug er den Groll, den er allmählig gegen das Mädchen gefaßt hatte,, auch' auf den Priester — einen Groll, welcher ^ zu tSdtlichem, giftigen Haß ausartete. Als Juan von des jungen Wüstling Verfolgung erfuhr, trug er Sorge, Beatrice mit einem geeigneteren Schutz zu umgeben als früher, damit kein Feind ihr nahen und unverdientes Ungemach über sie bringen könne. Doch für sich selbst ergriff

durch Hirnschale und Hirn des gnteu Priesters, und zwar so tief,, daß Sarraza ihn trotz aller Anstren gung nicht heraus ziehen konnte. Der alte Mann fiel wie ein Klotz zu seines Mörders Füßen. Da es ihm nicht gelang, die Waffe zu entfernen, nahm Sarraza den leichten Körper und warf ihn über das Geländer in den Kanal. Zu Hause saß Beatrice und wartete auf ihren Pflegevater, der nie wieder zu ihr zurückkehrte. Nie war eine solche Aufregung in Mexiko, wie über das unerklärliche Verschwinden Juans de Nava. Es gab

die Sache dem unläs- baren Geheimniß anheim. Beatrice. tief trauernd über das Schicksal des Verlorenen, nahm, auf der Welt alleinstehend, den Schleier zu Santa Theresa. obgleich ihr, sowohl ihr selbst als Juan de Nava zn Liebe, mehr als ein Heim angeboten wurde. Jahre vergingen. DaS Andenken des Priesters wurde eine Art heiliger Legende und seine Pflege tochter wurde vergessen. Domingo Sarraza war noch jung und fuhr fort, den Einsiedler in den Kirchen und de» Teufel anderswo zu spielen

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Page 6 of 12
Date: 02.07.1904
Physical description: 12
, der Ver suchung zu widersteheit. Zuerst bewirkt das Opi kn seine Reiseschilderung^n förmlich vertiefte, kurz, man konnte es leicht aus hundert Kleinigkeiten wahrnahmen. Dazu kommt noch, daß Beatrice gar kein Interesse firr Lothar zu haben scheint, der seine Bewunderung für sie offen genug zur Schau trägt. Sie sieht nicht, oder will «nicht sehen, wie spine Angen an ihrem Gesicht hängen, wie er sie mit den Blicken verfolgt, wohin 5' ^ch auch wendet. Wenn die Sache auch durchaus keine Ge fähr

wiedergewonnen. Mit anscheinendem Gleichmut üchrte er zum FrüWückstisch zurück. Sein Gesicht war zwar etwas bleich, doch seine Stimme klang sehr ruhig, als er fragte: „Und wie dächtest Du Dir ein solches Zusammenleben, Vater, wenn Beatrice meine Frau wäre, und Lo thar. wie Du selbst sagst, wie toll in sie verliebt ist. Er könnte doch imn und nimmer ruhig ne Lsn uns dahinlebe»« und zusehen, wie diejenige, die er so heiß begehrt, an der Seite eines andeven lebt?' „Ach. das wird sich finden: Lothar muß eben

?' „Nun, nehmen wir an'—' Santoff machte qme kleine Pause —, „nehmen wir an Siegfried liebte eine andere, sein ganzes LeöepH- glück stände auf dem Spiel, würden Sie anH dann noch an JhrÄn Plan festhalten?' - '' ^ „Nun, ich denke, dieser Fall ist ausgeschlossen. Siogfvred weiß, daß Komtesse Beatrice ihm zum Weibe bestimmt ist. und er wird' darnach handÄst!' - „Das heißt, er darf keine andere lieben, darf sein Herz nicht sprechen lassen?' Der Graf zuckte unmutig.die Achseln und, den strengen, forschenden Blick

fest auf Santoff rich tend, sagte er im harten Tone: „Ich fürchte fast, die Worte bedeuten etwas, es verbirgt sich dahinter ein Gehemmis. Aber ich muß Ihnen im voraus bekennen, — Ihnen und meinem Sohne, daH ^eÄndermlg -meWes! M unmöglich ist!/ Graf Rhonsdorff : hat^ mein .Wort^ und ich gedenke es unter Älen-Umständen zu 'hal- ten. Megfvieds Werbung wird im Hause meines Jugenöftiämdes als etwas ganz sicheres erwartet! Beatrice ist mir und meiner Frau ins-Herz gewach.

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Page 15 of 18
Date: 02.04.1898
Physical description: 18
und Amerika könnte der Natur der Sache nach nur ein Seekrieg sein, sür diesen sind aber die Ame^ (Nachdruck verboten.) Schule des Lebens. Noman von Marie Bernhard. (52. Fortsetzung.) Beatrice, eine qualmende Cigarrette zwi schen den Lippen, machte sich aus einer la chenden Gruppe, die im Rücken des Grafen beisammen stand, los und postierte sich in mi litärischer Haltung vor ihm! Hacken an ein ander, Brust heraus, Kopf hoch, zwei Finger an der hellen Lockenwildnis auf ihrer Stirn. Mit einem wohlgefälligen

Schmunzeln sah der Graf zu ihr in die Höhe. Im Gegensatz zu heute morgen sah Beatrice jetzt reizend aus. Ihr dunkelviolettes, wie gegossen sitzendes Sam metkleid hob ihre üppigen Formen hervor und bildete einen effektvollen Kontrast zu ihrer lichtblonden Erscheinung. Die am Vormittag so tragen Augen sunkelten, der Mund hatte sein übermüthiges Lachen aufgefetzt. „Allerliebst heute. Blondchen l hauchte der Graf. „Aber — aber — was — sagen — wollte: Wo steckt Lentz, des Hauses redlicher Hüter?' „Beim Jeu

!' erwiederte Beatrice prompt, während ein paar der Zunächstsitzenden über den „redlichen Hüter' lachten. „So — so — so! Können ihn mal her schleifen, sobald angänglich — hm? Bin zu faul, mich zu rühren —Lentz wollte mir doch — eh — eh — kleines Mädel vorführen — Töchterchen — wie er sagt —' „Thatsächlich Töchterchen l' bestätigte Bea trice. „Soll alles besorgt werden. Wenn Sie aber die in Freiheit dressieren, Graf, dann versprech' ich Ihnen —' „Hm? Also?' Er bog sich gespannt in seinem Sessel

und einige Goldstücke vor sich auf dem Tisch, womit seine Hände mechanisch spielten. Beatrice neigte sich von rückwärts her über ihn und sagte, so daß die übrigen verstehen .. konnten: „Der Graf möchte, daß Du Dein^ Versprechen hältst. Kannst Du hier abkon^A men?' Az-L/ „Sofort!' sagte Lentz, sich halb erhebend^.« Er setzte die paar Goldstücke nachlässig aüp< die Treffdame, wartete die Entscheidung ab, die günstig sür ihn fiel, strich/mit dsr flachen Hand sein Geld zusammen und legte es auf eine marmorne

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Page 1 of 8
Date: 05.04.1898
Physical description: 8
und immer wieder hebt sich aus dem Wirrsaale der „Situation' der nationale Gedanke empor und man erinnert sich noch rechtzeitig, oder wird erinnert, an geschworene Eide, an angethane Unbilden, an gewaltsam entrissene Rechte. Die Zukunft mag es beweisen, wer stärker ist! Das Bolksthum oder die „Taktik'! (Nachdruck verboten.) Schule des Lebens. Roman von Marie Bernhard. (52. Fortsetzung.) Beatrice, eine qualmende Cigarrette zwi schen den Lippen, machte sich aus einer la chenden Gruppe, die im Rücken

des Grafen beisammen stand, los und postierte sich in mi litärischer Haltung vor ihm l Hacken an ein ander, Brust heraus, Kopf hoch, zwei Finger an der hellen Lockenwildnis auf ihrer Stirn. Mit einem wohlgefälligen Schmunzeln sah der Graf zu ihr in . die Höhe. Im Gegensatz zu heute morgen sah Beatrice jetzt reizend aus. Ihr dunkelviolettes, wie gegossen sitzendes Sam metkleid hob ihre üppigen Formen hervor und bildete einen effektvollen Kontrast zu ihrer lichtblonden Erscheinung. Die am Vormittag

so trägen Augen funkelten, der Mund hatte fein übermüthiges Lachen aufgesetzt. „Allerliebst heute. Blondchen I hauchte der Graf. „Aber — aber — was — sagen — wollte: Wo steckt Lentz, des Hauses redlicher Hüter?' „Beim Jeu!' erwiederte Beatrice prompt, während ein paar der Zunächstsitzenden über den „redlichen Hüter' lachten. „So — so — sol Können ihn mal her- schleisen, sobald angänglich — hm? Bin zu faul, mich zu rühren —Lentz wollte mir doch — eh — eh — kleines Mädel vorführen — Töchterchen

- giltigkeit zur Schau, die drei anderen standen dicht hinter den Stühlen der Spielenden und paßten scharf auf. Edgar Lentz, neben dem Bankhalter sitzend, schien im Verlust zu sein, er hatte nur einen Bankzettel und einige Goldstücke vor sich auf dem Tisch, womit seine Hände mechanisch spielten. Beatrice neigte sich von rückwärts her über ihn und sagte, so daß die Übrigen verstehen konnten : „Der Graf möchte, daß Du Dein Versprechen hältst. Kannst Du hier abkom men ?' „Sofort!' sagte Lentz, sich halb

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Page 5 of 8
Date: 17.03.1898
Physical description: 8
. Gefunden wurde auf der Straße von Herrn Kaufmann Wälsch ein Fahrschein- (Nachdruck verboten.) Schule des Lebens. Roman von Marie Bernhard. (40. Fortsetzung.) „Ich wollte es sagen, aber ich fand keine Zeit l' „So, so — nun, wenn das wahr ist —' „Ich lüge nie!' fiel Erni mit erhobener Stimme ein. „Es ist eine Gemeinheit, zu lügen!' Fräulein Beatrice fuhr in gespieltem Schreck in paar Schritte zurück, Ernis Vater zog die Stirn in Falten. ' „Du- wirst Dich etwas zusammen zu neh men haben, liebes Kind

! Soll mir angenehm sein, wenn Du nicht lügst — Deine Kritiken kannst Du fsir Dich behalten!' - „Ah, nicht doch> Edgars nicht doch! Wer wird denk das Kind so einschüchtern! Erika und ich wir werden noch die besten Freunde nicht währ. Kleine?^ - ^ Erni hätte gern mit »Ja,' geantwortet? aber wie konnte sie, ohne in die »Gemeinheit' einer Lüge zn^versallen? Wenn ihr Fräulein Beatrice im Laus der Zeit nicht besser gefiel als heute, dann waren wenig Aussichten auf eine gute Freundschaft vorhanden! „Ich — weiß

dieser Dame zu stehen, sich» von ihren Armen- umschlossen zu sühlen und ihren Athem über ihr Gesicht wehen zu lassen. Sie machte bei dieser Gelegenheit die i Wahrnehmung, daß Fräulein Beatrice sich desselben Hyazinthenparfüms bediente, wie Edgar Lentz. - „So!' Die Dame schüttelte das üppige .Haar Ernis auseinander. „Pompös! Kraus und leicht und locker — läßt sich alles dar aus machen! Müde, kleines Mädchen?' - „Nein, nicht sehr!' „Hungrig?' „Nein, danke!' „Welch' ein bedürfnisloses Geschöpf

! Aber ich denke doch, es ist für heute Zeit, dies in teressante Examen aufzugeben. Komm', Erika ich werde Dir Dein Zimmer zeigen. Möchtest Du Deinem Papa nicht gute Nacht sagen ?' Mit derselben Verlegenheit wie zuvor näh erten sich Vater und Tochter einander. Er sterer machte einen Versuch, Erni wieder auf die Stirn zu küssen, aber sie zog hastig ihr Gesicht zurück und wandte sich ab. Fräulein Beatrice lachte hell aus. „Eddy> ich muß Kritik üben, ich mutz . . muß . . und Sie mich noch so bedeutungs voll

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Page 7 of 10
Date: 14.05.1898
Physical description: 10
betreten, wenn er da war! Einmal aber, als es wieder ei nen heftigen Zank zwischen ihm und Beatrice gegeben hatte — ich hörte ihre lauten Stim men bis in mein Stübchen — wurde ich zu ihm geholt und er eröffnete mir in hartem Ton, das Nichtsthun habe jetzt ein Ende — ob ich meinte, er werde ein fo großes Mädchen unausgesetzt kleiden und füttern, um nichts davon zu haben? Ich sagte nein — und überwand mich — und bat-ihn —und was hat es mich gekostet! — noch einmal, er möge mich lernen lassen — ich wolle

davon, daß dies ein Racheakt gegen Großmama war, die er von Grund seiner Seele haßt. Ich fieng dann von der Musik an, ich weiß es ja, ich bin dafür begabt, alle hatten sie es in Posen ge sagt, und eine Konzertsängerin oder Spielerin kann große Einnahmen haben. Aber auch dazu gehörten ein paar Studienjahre und Geld, das er nicht hatte, für sich selber noth wendig brauchte und das ich ihm verschaffen sollte. Meine Bitten und Vorschläge wurden mit verächtlichem Lachen zurückgewiesen — er wie Beatrice

behandelten mich dabei, als ob ich nicht meinen Verstand hätte. Dann flüsterten sie unter sich, wiesen mich aus dem Zimmer, und zwei oder drei Tage später er schien ein sehr kostbares, aber unenllich aus fallendes Kostüm für mich, das mußte ich anziehen, einen extravaganten Hut dazu auf setzen, mir das Haar auslösen und ein Bou- quet Malmeisonrosen anstecken. So angethan, mußte ich an Papas Arm durch die belebte sten Straßen von Brüssel gehen, später fuhren Beatrice und ich in einer eleganten Equipage

langsam, ganz langsam durch dieselben Stra ßen in einer ganzen Reihe anderer Wagen. Damals sah ich noch nicht klar, was damit bezweckt wurde ... ich sah nur, das die Menschen mich beinahe alle angafften, viele mit einem Ausdruck — pfui, warum noch darüber reden? Sehr bald darauf kam Papa mir verkünden, ich sollte gemalt werden, ein sehr bedeutender Künstler habe sich dazu er boten, es sei eine große Ehre für mich, ich könne mich dieser Auszeichnung freuen.' „Ich weiß es nicht. Beatrice braHt

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Page 4 of 8
Date: 15.07.1904
Physical description: 8
. Nach und nach gewöhnte sich auch Trautmann an den Gedanken, Erika die Künistlerlaufbahn be 'treten zu sehen. Ihre süße Stimme schmeichelte sich auch ihm ins -Herz, er ^ochrte sich nicht mehr dagegen. Er hatte auch wahrscheinlich nichts aus gerichtet. Aber ein Stück von dem alten Trotz lebte im mer noch in dem Madchen, wenn er auch selten zum Ausbruch kam. Zum Beispiel war Erika nie zu bewegen, bei gelegentlichen Besuchen, die sie Beatrice abstattete, einen Ton zu singen, wenn Lothar zu Hause war Dann schüttelte

sie zu allen Bitten ihrer gütigen Beschützerin den Kopf. - ..Nein, nein, ich singe nicht — ich kann heute nicht singen!' sagte sie dann. Die Kehle war ihr wie zugeschnürt, sie hatte eine ihr selbst uner klärliche Antipathie gegen Lothar, dessen Augen immer so finster auf ihr ruhten, und der sie stets mit feindseligen Wicken betrachtete. ..Du bist ein kleiner Trotzkopf. weiU Dui das pflegte Beatrice zu sagen. EinmÄ nahm Wie junge Frau ihren Schützling auch mit hinüber in die Wohnung des Graf::, Erika betrat

den Musiksalon, wo an der Wand das Bildnis Siegfrieds hing. Wie merkwürdig bekannt ihr plötzlich diese Züge erschienen! Wo in aller Welt hatte sie dies Gesicht schort gesehen? Sie zermarterte sich den Kops und konnte doch des Rätsels Lösung nicht finden. Ein unbeschreibliches Gefühl beslUich sie. als sie nr den Anblick des Bil des versunken dastanid'.. Halb Sehnen, halb Bangen ..Was starrst Du- dieses Porträt so an?' flü sterte Beatrice. ..Wer ist das hier?' fragte Erika statt aller Antwort. / ..Hüte

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Page 2 of 6
Date: 28.10.1876
Physical description: 6
: Die VermittlungSaction der Mächte ist in diesem Augenblicke vollständig ins Stocken gerathe« oder, richtiger gesagt, eingestellt. Es finden zwischen den Eabineten keinerlei Verhandlungen zum Zwecke der .Du siehst aber nicht so auS. .Sag' einmal, sind .vier Tänze uicht vielversprechend?- fragte Beatrice lebhaft, „ich versichere Dich, mir bricht das Herz, wenn er wich nicht zur Lady Catheron macht.' Miß Darrell hatte nur ein schwache« Lächeln. Sie lag im Salon in den Tiefen eines schwellenden Fau- teuilS, als wäre

sie von jeher in solchen gelegen. Prächtig stach ihr dunkler Teint von der. rothe« Kis» sen ob. Im Schaukelstuhle daneben sitzt Trixh. der vollen dete TypuS einer jungen Dame New - Jorks. Sie contrastiren auffallend: Blondine und Brünette, Glanz und Bescheidenheit, Mode uud classische Ein fachheit. Drinnen der reizend mSblirte Salon, drau ßen der graue, sturmdurchheulte Apriluachmittag. „Als Tochter des HauseS wußte er mich natür lich öfter engagiren,' fuhr Beatrice, Alle« erwägend, fort, „doch glaube

n»d bis zur Revolution ai,m war. Lady Helena uod Sir Victor sind sehr artig, wenn'» aber zum Heirathe« kömmt, ist'S ganz wo« andere». Aber ist Sir Victor nicht hübsch? haben seine Angen nicht den melancholischsten Ausdruck, den Du je ge- sehen?' „DaS ist richtig, am Ende ist er ein Opfer unglück licher Liebe.' „Als »b das bei einem reichen Baron je der Fall wäre? «ein, Edith, e« ist etwas viel AergereS,' fuhr Beatrice ernst und geheimnißvoll fort. „AergereS? mein Gott, e« kann doch nicht« Serge« res geben. Wa» ik'« denn?'

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Page 2 of 4
Date: 08.11.1876
Physical description: 4
an: „Indem die „Fedeiotiov Liberale' sich elustiu:mlg den von ihrem Piäsidevten entwickelten Ansichten anschließt und .nur das Wohl des Landes Will, spricht sie den Wunsch aus, die gefetzgeb nde Gewalt möge einen Gesetzentwurf beschließen, welcher zum Zwecke hat, die Freiheit des Wähler« im Augen- „Willst Du mir denn nicht Glückwünschen, Dithy.' „Ich wünsche — Dir — Glück ' Ihre Lippen waien kreideweiß, sie bebte wie Espen laub. Beatrice ging und Edith athmete tief ans. Also doch Trixy! und sie hatte geglaub

! „Gott sei Dank, heute Abend geht unsere Pilger» schuft zu Ende,' sprach Lady Helena acht Tage später im Zug zwischen Dublin und Kingston. Die ganze Reisegesellschaft war noch beisammen, auch Capitain Hammond war der Einladung nach Powy« Place gefolgt. Edith Darrrll beuZte sich über ein Luch. Seit der Botschaft hatte Beatrice ruhig und entschlossen von Sir Victor Besitz ergriffen. Sie glaubte ein Recht blick der Abstimmung zu sichern uad die Geheimhal tung derselben zu gewährleisten. Italien

ge fallen möge, wie mir in New-Iork.' Als am andern Morgen Miß Stuart auf fabel haft hohe» Absätzen über den polirten Eichenbodea eilte, glitt sie au« und verletzte sich das Bein. Sir Victor war der Erste, der ihr zu Hülfe eilte uud er trug sie in ihr Zimmer, wo ihr Fuß sufort verbun den wurde. Nachdem Beatrice eine Zeit lang geweint, schlief sie ein. Bleich und müde kam Edith aus ihrem Zimmer. >uf der schlüpfrigen Passage erwartete sie Sir Victor. „Ich verlegte Ihnen absichtlich den Weg,' begann

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