überfallen und den Kutscher und sämmtliche sechs Reisenden ermordet. Der Bruder als Bräutigam der Schwester (a la „Ahn frau'). Aus Mailand, 10. ds., wird geschrieben: Die Sig norina Maria Fiori Mosto und der Hotelbesitzer Giuseppe della Valle haben sich in einander verliebt und wollen sich hei- rathen. Die Verlobung hat bereits stattgefunden. Als es sich darum handelte, den Tag der Hochzeit festzustellen, erhielten Braut und Bräutigam je eine Verfügung des Staatsanwal- tes, in der ihnen die Hochzeit
untersagt wird, weil sie Bruder und Schwester seien. Die Signorina Maria Fiori ist ein Fin delkind. Sie wurde am 24. Februar 1882 im Mailänder Fin delhause eingeliefert und erhielt den Namen Maria Mosto. Am 19. Juni 1899 fand sich im Findelhause das Ehepaar Della Valle ein und verlangte, daß man ihnen das Mädchek anvertraue, das am 24. Februar 1882 ins Findelhaus ge bracht worden sei. Als Erkennungszeichen legten sie einen Brief vor, der in der Mitte durchgerissen war. Die eine Hälfte des Briefes
hatte das Findelkind im Händchen gehabt, die andere Hälfte befand sich im Besitze des Ehepaares Delta Valle. Da sich das Erkennungszeichen als zutreffend erwies und das Ehepaar Della Valle sich des besten Rufes erfreute (sie waren Besitzer eines geachteten Mailänder Hotels), so vertraute ihnen die Verwaltung des Findelhauses die damals 13jährige Maria Mosto an. Das Ehepaar Della Valle er klärte, es hätte den Eltern des Kindes, die beide gestorben seien, versprochen, für die Maria zu sorgen. Das Mädchen wurde
denn auch in der Familie Della Valle wie eine Tochter gehalten und aufs Beste erzogen. Sie nannte ihre Pflege- eltcrn Onkel und Tante. Nun lebte in dem Hause ein Sohn des Herrn Della Valle ans dessen erster Ehe. Der junge Mann wußte nicht anders, als daß die Maria ein fremdes, von seinem Vater angenommenes Kind sei. Im Sommer 1901 starb der alte Herr Della Valle. Sein Sohn Giuseppe erbte das väterliche Vermögen und Hotel. Drei Monate später gab die verwitwete Signora Della Valle vor Notar und Zeugen die Erklärung
ab, daß die Signorina Maria Mosto ihre Toch ter sei, weshalb sie dem Mädchen ihren Namen Fiori beilegen wolle. Im Standcsamtsregister wurden die nöthigen Aende rungen vorgenommen. Bald daraus hielt ein bekannter Opern sänger um die Hand der Signorina Maria an, die zu einem Mädchen von hervorragender Schönheit aufgeblüht war. Die verwitwete Signora Della Valle begünstigte den Bewerber, das Fräulein selbst aber wollte nichts von ihm wissen. Als sie mündig geworden war, Verlobte sie sich trotz des heftigsten