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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 6 of 14
Date: 10.01.1901
Physical description: 14
am 4. ds. Mts. nachmittags im Sitzungs- saale des Gemeindehauses in Willen unter dem Vorsitze der Vereinspräfidentin Frau Ernestine Rottleuthner seine diesjährige Generalversammlung ab. Die Frau Präsi dentin begrüßte die Versammlung auf das Herzlichste, dankte für das zahlreiche Erscheinen, constatierte die Be- schlussfähigkeit und ersuchte, die Vereinscasfierin Frau Fanni von Posch den Rechenschafts-, und Caffabericht vorzutragen. Nach demselben zählt der Verein' gegen wärtig 5 Ehren- und 386 ordentliche

Mitglieder, was gegenüber dem Vorjahre einer Erhöhung um 61 Mit glieder entspricht. Das Gesammtvermögen hat sich um 1241 K 58 h vermehrt und beträgt nun 16.594 K 8 h, welches in der Jnnsbrucker Sparcaffe fruchtbringend an gelegt ist. Gewiss ein glänzender Erfolg, welcher nur der thatkräftigen Mitwirkung aller Ausschussdamen zu i verdanken ist. Ueber Antrag des Rechnungsrevisors Herrn Cafladirectors Skofic wurde der Frau Vereinscasfierin das Absolutorium ertheilt. Bei der vorgenommenen Neu wahl

des Präsidiums und Ausschusses wurden folgende Damen einstimmig gewählt: Präsidentin: Frau Ernestine Rottleuthner, Aichoberinspectors - Gattin. Vice- prüfidentin: Frau Fanni Rother, Staatsbahn- Centralinspectors - Gattin. Cassierin: Frau Fanni von Pösch, Finanz-Landes-CaffadirectorS-Gattin. Aus schussdamen: Frau Marianna Billek, Landesschul- Jnspectorswitwe, Frau Maria von Feder, Postcommiffärs- Gattin, Frau Anna Finkernagel, Staatsbahn-Jnspectors- Gattin, Frau Amalie Kaspar Evidenzhaltungs-Jnspectors

- Gattin, Frau Marie -Kiene, Doctorswitwe, Fräulein Anna von Khuepach, Frau Elise Krepper, Oberpostver- waltersgattin, Frau Marie Mayer, Gerichtsadjunctens- Witwe, Frau Clara Pölt, Hauptsteuereinnehmers-Gattin. Fräulein Emilie Rautenkranz, Frau Maria Red, Lanbes- gerichtsrathsgattin, Frau Amatte Schönauer, Forstraths- Gattin, Frau Amalie von Städler k. u. k. Obrrst- lieutenantsgattin, Frau Anna Wehr, ProfefforSgattin,. unq Frau Maria Zachistal, Finanzrathswitwe. Zu Bei» räthen und Rechnungsrevisoren

wurden wiedergewählt: Herr Hermann von Reinhardt, k. u. k. Oberstlieutenant a. D. und Herr Lörenz Skofic, k. k. Cassa-Director i. R. Auf Anregung des Beirathes Herrn Oberstlieutenant«-, von Reinhardt wurde der Frau Präsidentin für ihr zielbewusstes, rastloses, ersprießliches, und vom besten Er folge begleitetes Wirken, im Interesse deS Vereines der wohlverdiente Dank von der Versammlung ausgedrückt. Nachdem die Frau Präsidentin die erhabenen Grundsätze und humanen Ideen des Rothen Kreuzes in längerer

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 9 of 10
Date: 07.05.1885
Physical description: 10
Beilage zu Rr. 19 des „Andreas Hafer.' Der Kel-'öLerrfec. Von Adolf Kolping. (Fortsetzung.) „In all' der Aufregung, die mich selbst fast sinnlos machte, hatte ich den wirklichen Zustand meiner Frau gar nicht erkannt. Erst als ich neben ihr am Bette saß und ihre heiße aber trockene Hand in der meinigen hielt, gewahrte ich allmählig, daß ihr Puls in fieberhafter Aufregung sich befand. In raschen Uebergängen brach das Fieber wirklich in seiner vollen Gewalt aus, und der helle Tag fand mich bereits

am Krankenbette meiner Frau, die ich kaum mehr allein in Ruhe zu halten vermochte. Die sinnlosesten Phantasien trieben ihren aufgescheuchten Geist in rastlosem Wirbel umher, daß es mir oft selbst in ihrer Nähe graute. Ich stand, ein ge schlagener Mann, an ihrem Lager und wußte weder aus noch ein. Nie bin ich so arm und elend daran gewesen, als ich den Schatz im Keller liegen hatte. „Von der Stund an brannte auf der Esse kein Feuer mehr, denn jeder Hammerschlag regte meine unglückliche Frau immer wieder auf's

Neue auf; ja in die Nachbarschaft mußte ich gehen, damit die Leute doch ja keinen Lärm machten, der bis in die Krankenstube drang. Man konnte gar nicht be- greifen, wie eine Frau so plötzlich schwer erkranken und ich dabei so zerzaust aussehen könne, denn die Spuren des KampfcS im Keller ließen sich nicht so leicht aus dem Gesichte wischen. Ich schämte mich entsetzlich und konnte doch auch wieder nichts gestehen. Selbst der Pfarrer, den ich gleich zu meiner kranken Frau bitten ließ

, und dem ich den nächtlichen Vorgang mit sammt der Schatzgeschichte haarklein erzählte, meinte, ich sollte über das Geld nur reinen Mund halten, um meine gegen wärtige Lage nicht noch mehr zu verschlimmern. Der Arzt fand meine Frau in höchster Gefahr, und rieht auf sorgliche Bewachung, der ich allein gar nicht gewachsen war. In der That hatte ich bei den ersten zwei Nächten schon genug. Das Kind mußte ich in die Pflege geben, Hülfe in's Haus nehmen, konnte endlich auch die nächsten Nachbarn nicht ganz von meiner kranken

Frau fern halten, und so geschah es denn, daß die Leute von dem Jrreden meiner Frau, die immer vom Schatze redete, vom Kellerloch, von Dieben, die ihr das Geld stehlen wollten, vom Manne, der sie geschlagen, von Gensdarmen, die in'S Haus zu dringen versuchten, vom Teufel, den sie auf der Kellertreppe gesehen u. s. w-, auf gefundenes Geld riethen, was Ursache der Krankheit meiner Frau sei. Dazu hatte der Reitknecht des Grafen auch von seinem Abenteuer mit mir erzählt, der Nachbar

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 9 of 10
Date: 07.11.1889
Physical description: 10
bei seiner Frau bevorstehen werde. Mit klopfendem Herzen öffnete er die Thüre seiner Wohnung. Im Zimmer war eL finster, denn die Frau schlief bereits. Er legte seine doppelte Last bei Seite, schlug Licht und zündete die Oellampe an, die auf einem Tische für ihn bereit stand, und nun ihr düsteres Licht auf die Umgebung warf. Es war ein kleines, ziemlich dürftig möblnckes. aber sauber gehaltenes Zimmer. Den Luxus eines Sopha's kannten Leute von der Rangstufe unseres Schullehrers damals noch nicht. Eine weit

, nach dem er mit der 2a.. pe nach bcr großen ausrechtstehcnden Uhr cmporgeleuchtet hatte. Nach Uner längeren Pause frug die Frau wieder: „Was wachst Du Dir heute so lange im Zimmer zu schaffen? Du könntest längst im Bett sein. Der Schullehrer schwieg. Erst nachdem seine Frau ihre Frage wiederholt hatte, ließ er stch in zaghaftem Tone ver nehmen : „Ach, Toni, ich hab' etwas mitzebracht. Es wird mir schwer, Dir's zu sagen. Ich bin nicht allein gekoinmen, ich hab' noch Jemanden bei mir.' Die Frau schien sich von ihrer Uebnra;chung

über die,- Nachricht erst erholen zu müffen. „Du hast eimn Gast mitgebracht?' frug sie endlich mit etwas scharfer Stimme und hinter dem Vorhänge ward es lebendig, als ob Jemand sich aus dem Bett erhöbe und rasch in die Kleider fahre. „Ja, einen Gast,' versetzte der Schullehrer, und als fände es der Gast ebenfalls an der Zeit, sich bei der Dame des Hauses zu melven, sing das kleine Kind kläglich zu schreien an. „Jesus, Maria und Josef! Was ist das?' rief die Frau hinter dem Kattunvorhana, während man die Kleider

, die sie anzulegen rm Begriff war, noch rascher fliegen hörte, als zuvor. Zugleich wurd.n die Klagelaute des Findlings durch eine andere Kinderstimme aus den: Alkoven beantwortet, wo ein kleiner Schläfer offenbar aus seiner Nachtruhe gestört worden war. Jetzt rauschte der Kattunvorhang auseinander und eine ziemlich große Frau trat in das Zimmer, wo der Schullehrer vor dem auf dem Tische liegenden Bündel stand, die Lampe darüber haltend, daß der Strahl auf das kleine Gesichtchen fiel

, während er selbst mit einer Miene, die eine stumme Bitt? ausdrückte, auf seine sich rasch nähernde Frau blickte. Sprachlos vor Staunen starrte diese aus ihren großen grauen Augen auf das fremde Kind, indes der Schullehrer die Geschichte seines Fundes ausführlich erzählte. „Eine schöne Bescheerung!' rief sie zürnend, als er zu Ende war. Warum bringst Du mir dieses Kind in's Haus?' „Ich konnte es doch nicht auf der Straße liegen lasten.' „Nein, aber du konntest es auf die Rumorwache tragen.' (So hieß damals in Wien die Polizei

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 7 of 10
Date: 09.08.1894
Physical description: 10
Direktor der Landeshauptkaffe Johann Fuchs ist am 4. August im Alter von 75 Jahren in Innsbruck gestorben. Er.hat bei mehreren Steuerämtern Tyrols gedient und kam im? Jahre 1861 zur Landeshauptkaffe, in welcher er die höchste Stufe erreichte. In frühern Jahren war er auch auf musikalischem Gebiete in hervorragendir Weise thätig. — In Wilten verschied am 5. August um 7 Uhr Früh Frau Julie Maaßen geb. Umbreit, im,69. Lebensjahre. Sie war die Gemalin des Univerfitätsprofeffors Hofrath Dr. Friedrich Maaßen

die Wahrnehmung gemacht, daß eS bei einigen ländlichen Bürger meisterämtern Brauch geworden war, diese Paffe von der — Frau Bürgermeisterin ausstellen zu laffen. Auf Grund einer Anzeige wurden die Bürgermeisters-Gattin von Markers- dorf, Frau Maria Zach, und die Bürge rmeisters-Gattin von Heufurth, Frau Marie Prey, wegen Fälschung von Urkunden ohne betrügerische Absicht (8 320 lit. F.) angeklagt. Der Hausbesitzer Leopold Schedinger und die Weingartenbesitzerin Katharina Pohr, welche diese Viehpäffe beim

' ihrer Gatten die Viehpäffe ausstellten. Präs. (zu den Angeklagten): Wie konnten Sie eine amt liche Urkunde ausstellen? — Frau Prey: Mei' Gott, dös kimmt öfters vor, der Burgermoaster und die Gemeinderäth' waren fürt und da hab' halt i unterschrieben. Präs.: Das ist strafbar. Was soll man davon denken, wenn man bort, daß in Oesterreich die Frauen der Bürger meister Viehpäffe ausstellen? Frau Zach: Mir hat der Postenkommandant der Gens- darmerie ausdrücklich gesagt

, wenn kein Anderer da ist, soll ich das Gcmeindesiegel aufdrücken. StaatSanwalt Dr. Trinks: Wer ist dieser Postenkomman- dant? — Frau Zach: Von der Pulkauer Gensdarmerie. Uebrigens, wie der Gemeindestier bei uns verkauft worden ist, hab auch ich den Beschauzettel ... Präs. (unterbrechend): Bringen Sie nicht so viel vor, sonst liefern Sie dem Herrn Staatsanwalt noch neues Mate rial gegen sich. — Frau Zach: Aber ich versteh ja 's Vieh so gut wie ein Beschauer — und in unserer Gemeinde is ja gar kein Viehbeschauer! Präs.: Das sind nette Zustände

. Viehpäffe auszustellen haben Sie aber doch nicht das Recht. . Frau Prey: Mir hat's der Meinige ausdrückli auf'tragen, wenn er fort is, soll i unterschreiben l Staatsanwalt: Ich bitte um nachträgliche Rückleitung der Akten an die Staatsanwaltschaft, dämitach gegen Bürger meister Prey und gegen den Poflenkommandanten von Pulkau geeignete Anträge stellen kann. ° Der Appellsenat gab der'Beiüfung der Staatsanwalt schaft statt, erkannte die beiden Frauen--der Nachahmung öffentluher Urkunden schuldig

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 9 of 10
Date: 02.01.1890
Physical description: 10
Am eine Omfenkrone. Kulturhistorische Erzählung aus dem vorigen Jahrhundert von Gustav Höcker. (S. Fortsetzung.) Die beiden Mädchen wandten, als Bohuslaw geendigt, mit sehr verschiedenen Gefühlen ihre Blicke dem Bilde zu, dem die Legende eine so poetische Verklärung gegeben hatte. „Aber sind denn alle die Menschen Sünder, welche sich der schönen Welt freuen?' frug zweifelnd Sabine. „Nein, Kind,' antwortete Frau Kenzinger, „das Ganze ist ja auch nur eine Sage.' „Aber jeder Sage liegt

, indem er sich sehr bedeutungsvoll gegen seine Frau wandte: „Wer nicht für die große Welt erzogen ist, der soll ihr fern bleiben, denn er versteht sie nicht und wird nie die wahre Befriedigung in ihr sinden!' „Aber man kann ja dafür erzogen werden!' ergriff an Stelle Frau Kenzinger's, welche zu der moralischen Aus legung ihres Gatten die Nase rümpfte, Sabine das Wort. „Ja, leider kann man dazu erzogen werden,' murmelte der Schullehrer bekümmert, „das weiß Gott!' „Muß man in der großen Welt auch Musik verstehen?' setzte Sabine

das Gespräch fort. „Es ist allerdings von großem Vortheil,' meinte Frau Kenzinger. „Könnte ich nicht auch so schön singen lernen, wie Bo- huslaw?' frug Sabine. „Vielleicht könntest Du's,' versetzte Frau Kenzinger, „wenn Dir Jemand Unterricht geben wollte.' „Das kostet Geld,' wandte der Schullehrer mürrisch ein, „und ich kann Airs nicht lehren, Sabinerl; ich verstehe nur meine Geige zu streichen.' „Du freilich nicht,' bemerkte Frau Kenzinger, „aber —' Sie wandte sich nun in stummer Bitte an Haydn

: Dieser gerieth in Verlegenheit. Der gutherzige junge Mann mit dem kindlichen Gemüth konnte Niemandem etwas abschlagen, und doch hatte er zu sehr mit der Sorge für das tägliche Brod zu thun, um sich von seiner ohnehin knappen Zeit auch noch wöchentlich mehrere Stunden für unentgelt liche Unterrichtertheilung abmüßigen zu können. Herr Kenzinger warf seiner Frau einen mißbilligenden Blick zu; Bohuslaw aber, der Haydws peinliche Lage durch schaute, erbot sich sofort, Sabine im Gesänge zu unter richten

Zeit, als Du,' entgegnete Bohus law, den Dank des Freundes ablehnend, „obwohl ich gestehe, daß ich lieber Peppi haben möchte, als die Andere, denn mir kam es vor, als ob Sabinerl ein wenig stolz und hoch- müthig wäre.' „Das ist sie auch,' entgegnete Haydn. „Sie ist nämlich nicht Kenzinger's rechtes Kind, sondern ein Findling, und alle Anzeichen deuten darauf hin, daß sie von sehr vornehmen Eltern, wohl gar aus einem Grafenhause stammt. Frau Kenzinger hat ihr das selbst gesagt und nun lebt das Kind

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 7 of 8
Date: 10.11.1881
Physical description: 8
. Eine Novelle von I. D. H. Temme. (Schluß.) Der Criminalrath wollte wieder unruhig werden. Da sah er die Baronin Mehring am Fenster stehen. Sie blickte auf Garten und Straße hinunter, als suche sie etwas. Der Criminalrath zeigte sich ihr. Sie trat vom Fenster zurück. Nach drei Minuten war die Kammerfrau der Baro nin bei ihm. Die gnädige Frau läßt Sie zu sich bitten. Er folgte der Frau zu dem Zimmer der Baronin. Mr. Wilson ist fort! trat ihm die Dame entgegen. So? Er hat ein versiegeltes Billet an seine Frau

zurückge lassen und es mir durch den Bedienten zugeschickt, um es der Frau zu übergeben. Dann hat er, ganz allein, das Haus verlassen. Haben Sie das Billet schon übergeben? Ich mußte vorher mit Ihnen sprechen. Was ist ge schehen? Hm, gnädige Frau, ich wollte den lieben Gott spielen und wäre beinahe zum Henkersknechte geworden. Für mich wäre es schon eine verdiente Strafe gewesen. Aber der liebe Gott lenkt die Herzen und die Schicksale der Menschen mit seiner Weisheit. Er erzählte. Und nun? fragte

die Baronin. Und nun, meine gnädige Frau, geben Sie das Billet an die Frau Wilson ab. Ihr Mann wird der Frau ge schrieben haben, sie möge ihm nicht folgen, sondern in Eu ropa bei ihrer Tochter bleiben; Geld werde er ihr genug schicken. Das Uebrige werde sie von ihnen erfahren. Sie erfährt es dann von Ihnen, die Frau allein, die am Ende schon mehr als ihr gut that, wußte, außer ihr wissen es dann nur noch Sie und ich, nicht der Baron, nicht Ihr Sohn, nicht seine Verlobte, selbst mein Polizei-Inspektor weiß

nur im allgemeinen etwas von einem Morde. — Le ben Sie wohl, gnädige Frau. Wir sehen uns ja wohl wieder. — Zehn Jahre später sah ich, der Schreiber dieser Zei len, den kleinen alten Criminalrath wieder. Wir waren

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 8 of 10
Date: 06.03.1884
Physical description: 10
Weh fühlte sie aus der Brust Heraufschwellen. Sie weinte bitterlich. Sie hatte nicht beachtet, daß plötzlich Jemand zu ihr getreten war, bis eine — ziemlich barsche — Stimme sie ansprach. „Na, was heult Ihr denn so, Frau, als ob's das Leben kosten sollte?' Jetzt schaute Marie höchst erschrocken auf, und erkannte in dem zunehmenden Dunkel die Gestalt eines bairischen Offiziers, der sie aus seinem martialischen Gesichte — aber mit seelenguten mitleidigen Augen betrachtete. „Habt

Ihr was auf dem Herzen?' — fragte er, da er keine Antwort erhielt, rauh und doch gutmüthig weiter. „Es ist doch sonderbar, wenn eine einzelne Frau bei an brechender Nacht auf freiem Platze schluchzt — was gibt's Frau? heraus mit der Sprache!' „„Ach! mein Mann ist da im Rathhause gefangen ...'' — seufzte Marie, „„und ich kann nicht zu ihm!'' „Sind wohl gar die Frau des saubern Doctor Schneider aus Bregenz drüben, der uns so schön zu schaffen gemacht hat?' „„Ja, das bin ich!'' antwortete sie gedrückt und doch beinahe

stolz. „Na — dachte mir's ja,' brummte der barsche Frage steller, „als ich Euch da immer so starr hinübergucken sah. Hab' ja gehört, daß Schneider eine schöne junge Frau habe .. Ja, das ist freilich kein lustig Ding, an so einen Haupt rädelsführer und Rebellen gegen seinen König verheirathet zu sein. Aber weinen müßt Ihr deßwegen nicht, Frau Doctor, es gibt eben noch schlimmere Lagen in der Welt.' „„Ich weine ja nur, weil ich nicht zu ihm kann. Seht, Herr, es sind jetzt schon über zwei Monate

, daß ich ihn nicht mehr gesehen habe, und ich muß ihm doch auch sagen, daß sein Kind wohl und gesund, und - daß es ein Mädchen ist.'' „Ja, Donnerwetter! Das weiß er nicht einmal? Da ist's freilich gefehlt!' rief der Offizier halb scherzend, halb gerührt aus. „Nun hört, Frau Doctor, ich bin der Haupt mann von Zoller, und habe heute da drüben die Wache, und wenn Ihr mit mir in das alte Gemäuer hineinkommen wollt, so will ich Euch drin da noch mehr sagen . . . aber hier ist mirs zu offen, und daß ich ein bischen

ein starkes Organ habe, hört Ihr ja, Frau Doctor. Also! —' Ein Hoffnungsstrahl erhellte Mariens Gesicht. „,,O, wenn Sie mir helfen wollten, Herr Hauptmann!'' „Kommt nur, und fürchtet Euch nicht, soll Euch nichts geschehen.' Sie traten in's Rathhaus, und in ein Zimmer des ersten Stockes, in welchem es stark nach Taback roch. „Da, setzt Euch einstweilen nieder und wartet auf mich, laßt Euch die Zeit nicht lang werden ... bin bald zurück — und dann in Gottes Namen! —' Die Thüre fiel in's Schloß

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 9 of 10
Date: 15.09.1892
Physical description: 10
Beilage zu Nr. 37 dts „Andreas Hofer'. Die neue HKUüevi. Nach dem Holländischen der Melaii von Java von z v. KkesßM. Nachdruck nicht gestattet. ft Endlich sah sie sich genöthigt, selbst artfjüstehrn «nd.Nach der Veranda zu gehen. »Frau Nichts »st Ihnen, ei« Tasse Thee gefällig, und wünschen Sii JJMIW rckd-Milch -bki|u?' Die junge Frau zauderte ein wenig mü der Antwort. Gerade trat ihr Mann ein und war^ eiäön raschen Blick über den Tisch. . . .Hast Du nicht» weiter ali'Thee, Tante?' ftitßtt

'er verwundert. .Was sollte ich sonst habm^^Mtr'^^chaMTittwött. .Louise und ich habe« noch nichts Lenosseüäli K» ÄnzigtS Beefsteak an der Station zu Akrihttm; Dü kannst Dir da her wohl denkn», daß wir gern etwa» Kräftigere» hätten al» den dünnen Thee.' .Aber wie konnte ich das ahnen?' .Aber ich habe e» Dir doch geschrieben.' .Davon weiß Äß nicht» ... Wa» soll e» denn sei»? Was wünschen SÄ, Frau Nichte?' .O Tante, ein gerade im Hause ist, ein paar gebratene Kartoffeln, etwa» kalte« Fleisch ...' .Ja, sehen

im Zimmer war, stand Mina rasch auf und kam mit der Botschaft zurück, daß Sien nicht zu Hause sei. .Wo ist sie denn hin? Ich habe sie nicht ausgeschickt.' .ES ist Mittwoch,' geruhte Leonie zu bemerken. ,O ja, ihr Ausgangstag. Die Mägde wolle» sich- auch gar nicht ein wenig einrichten. Mina, da hast Du ein paar Kuchen. Laufe geschwinde zu Jansen'S, und bringe sechs Eier und ein halbes Pfund Schinken mit!' Frau Verhooghe «rröthete, und ihre-Lippen zuckten ein wemg. — Fritz sah sie heimlich von der Seite

- an und lächelte. »Sir wundern sich gewiß?' ftagte er leste. .Sie werde» noch ganz ander« Dinge sehen. E» ist' eine wahre Muster» wirthschaft, an deren Spitze Sie treten.' 3 . Als die junge Frau am Abend allem in ihre« Zimmer war, bsieb sie lange im Gedanken auf dem Sopha sitzen. Ihr Mann war nach dem wohl oder übel angerichteten Mahl zur Fabrik gegangen, und sie befand sich allein mit-ihren Gedanke». Diese waren gewiß nicht rosiger Natur. Sie hatte gewußt, daß sie eine schwer«-Last auf sich-nehme

», aber in der Nähe betrachtet kam diese ihr noch schwerer vor. Bi» zu ihrem achzehnten Jahre war ihr Leben still und ruhig dahingegangen wie ein langer, sonniger Tag. Ihr Vater, ein geachteter Kaufmann, wetteiferte mit seiner Frau, um die beiden Kinder, Louise und einen etwa» älteren Bmder, gut zu erziehen und mit aller Liebe zu umgeben. Dann vettor plötzlich der Vater sein Vermögen. Tr über lebte den Schlag nicht lange. Ihr Bmder, der zu Delft da» Polytechnikum besuchte, brachte mit Hilfe verargenden Verwandten

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 11 of 12
Date: 30.08.1894
Physical description: 12
des Herrn Baron und stieß einen Seufzer aus. „Das junge Volk ist ver geßlich! Es wird heute ein Fest gefeiert, weil der Baronin Geburtstag ist, und Keiner von Allen denkt daran, daß heute vor dreiundzwanzig Jahren meine gute alte Herrin begraben wurde. So geht es in der Welt. Das hätte die selige Frau erleben mästen: ihre Söhne wegen eines einfältigen Mädchens verfeindet! Aber mein ,junger Herr' vergißt gewiß den heutigen Tag nicht.' Und noch einmal seufzend, ent fernte sie den Staub von einem Tischchen

, das vor dem Fenster stand, von wo aus man den Weg zur Villa über blicken konnte, „Das Reiten und Traben,' fuhr sie kopf schüttelnd fort, „ist auch nicht, wie es sich gehört. Ich habe meine selige gnädige Frau und Frau Bloemertz nie zu Pferds gesehen, und die Frau Baronin . . . —' Fritz der gestiefelt und gespornt vor der Thür stand, unterbrach ihr Selbstgespräch. „Wir reiten beide aus, Martha. Sorge dafür, daß heute Mittags der Stuhl meiner Frau mit Blumen geziert ist, und daß ein feines Bouquet auf dem Tische

steht.' „Jawohl, Herr Baron!' „Und sieh Dich auch mal nach der Kleinen um.' „Jawohl, Herr Baron!' Sie gab ihm diesen Titel immer mehr oder weniger spöttisch, und als er die Treppen hinabging, murmelte sie: „Ein Baron! Welche Kinderei! Mein .junger Herr' macht sich nichts aus dieser .Baronerci', dafür ist er viel zu verst . ... D Gott, die gnädige Frau!' schrie sie plötzlich laut auf. Cäcilie war gerade an. die Stelle gekommen, wo die Böschung des Hügels steil abfiel. Das Pferd

unterwegs zur Villa, um Frau Bloemertz einen Besuch abzustatten. Als er kam, stand Fritz gerade vor dem Gitter still; er wußte noch ebenso wenig als die Mutter. Indes bald genug kannten Beide das Unglück in seinem ganzen schrecklichen Umfang. Der Doktor schüttelte hoffnungs los den Kopf und rieth, sogleich nach einem Geistlichen zu schicken. Cäcilie kam aber nicht mehr zum Bewußtsein zurück; ehe man es ahnte, war Alles vorbei. Die junge, fröhliche, lebenslustige Frau, die sich vor einer Stunde das Leben

Schlummer, um die farblosen Lippen mit einem Zug wie schmerzliches Lächeln. Ein Kranz von weißen Rosen umgab ihr blondes Lockenhaupt, die Hände waren auf der Brust gefaltet. Sie war nie so schön gewesen als jetzt, da die Majestät des Todes ihren be weglichen Zügen den Ausdruck sanfter Ruhe gegeben hatte. Martha kniete allein bei der Leiche betend und weinend nieder. Der Arzt hatte Frau Bloemertz und Fritz einen Schlaftrunk gegeben, um ihren Schmerz auf einige Stunden zu betäuben. Der Vater, noch stark

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Page 10 of 10
Date: 07.11.1889
Physical description: 10
Kenzinger und da ihn abermals die Schlafsucht anwandelte, so zog er zur Abwehr die Braunen hoch empor, ließ sie aber bald wieder sinken und saß abermals eine gute Weile mit ge- schloffenen Augenlidern steif und stumm da. Endlich machte er ein tiefes Kompliment und verfiel so, mit auf die Brust gesenktem Haupte, in einen tiefen Schlaf. Erst ein kräftiges Rütteln am Arme brachte ihn wieder zu sich. Er riß die Augen gar gewaltig auf, als er seine Frau in höchst eigener Person vor sich erblickte

. „Was gibt's, was ist?' frug Herr Kenzinger erschrocken, denn der Besuch seiner Frau in der Schulstube war ein ganz ungewöhnliches Ereigniß und er glaubte im Anfang nichts anderes, als der kaiserliche Hofbedienstete von heute Nacht habe ihn ausgekundschaftet und sei mit der gesam.ntcn Schloßwache in seiner Wohnung erschienen, um ihn wegen Majestätsbeleidigung festzunehmen. „Ich habe Dir etwas zu sagen,' flüsterte Frau Ken zinger, die sich in sichtlicher Aufregung befand, „wegen des Kindes, aber komm

' mit hinaus.' Der Schullehrer folgte seiner Frau in die Hausflur, noch in den Knieen zitternd von dem eben ausgestandenen Schreck. „Du kommst wirklich nur wegen des Kindes?' frug er. „Hast Du es fortgetragen?' „Nein.' „Warum nicht?' „Weil ich es vorläufig behalten werde,' erwiderte Frau Kenzinger und weidete sich eine Zeit lang an dem Erstaunen ihres Mannes. Dann fuhr sie fort: „Das Kind — es ist ein Mädchen und mit dem unseligen offenbar im gleichen Alter — ist wahrscheinlich seinen Eltern geraubt worden

.' Frau Kenzinger zog ein Medaillon hervor und überreichte es ihrem Manne, der es überrascht von allen Seiten be trachtete. Es war von gediegenem Golde und mit funkelnden Edelsteinen besetzt. In der Mitte befand sich ein Wappen eingravirt. Frau Kenzinger zeigte ihrem Manne, wie man das Medaillon mittelst eines Druckes öffnen konnte, nnd unter dem aufspringenden Deckel lag in einem gläsernen Ge häuse eine dunkelbraune Haarlocke. Kenzinger studirte wieder holt das äußerst kunstreich eingravirte Wappen

ausfindig zu machen.' Gewiß wird auch nach dem Kinde gesucht werden,' sagte Frau Kenzinger, „und so wird es das beste sein, wir behalten es vorläufig bei uns und pflegen es, so gut wir können. Wenn sich dann die Eltern finden, so kann unser Glück gemacht sein. Man wird dann gewiß nicht undankbar sein gegen dich, denn Du hast Dich des verlastenen Wesens erbarmt und ohne Dich wäre es in der kalten Nacht sicher umgekommen. Du erhältst eine reiche Belohnung oder ein schönes Amt und brauchst des Nachts

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 9 of 10
Date: 13.09.1894
Physical description: 10
Beilage zu Nr. 37 deS „Andreas Hofer'. Nachdruck verboten. Kirie einzige Tochter. AuS dem Holländischen der Melati von Java von L. v. Heemstede. (Fortsetzung.) Gerade als der Uhr-Zeiger das Ende der Stunde wies, trat eine Dame herein. Die junge Lehrerin erhob sich, um sie zu begrüßen. „Welch' ein Wetter, nicht wahr, Fräulein?' sagte die Dame. „Ja, gnädige Frau, es regnet tüchtig.' „Es ist doch sehr unangenehm für Sie, des Abends so durch die Gassen bei Wind und Wetter laufen zu müßen

.' „O, es geht jetzt in den Sommer hinein.' „Aber wir können noch sehr häßliche Tage erhalten. Es geht nicht mehr so, mein' ich. Junge Mädchen sollen beim Dunkelwerden nicht mehr auf der Straße sein.' „Sie find sehr gütig, Frau von Wafeln; wir können ja Rittp's Stunde verlegen.' „Alles Verlorne Zeit! Das Kind hat gar keine Freude an der Musik und macht durchaus keine Fortschritte.' „Finden Sie, gnädige Frau? Mir scheint doch —* „Nein! gestern war ihr Onkel noch hier, der sehr viel von der Musik versteht

, mehr als Herr von Wafeln und ich. Er bat Rittp, einmal etwas zu spielen, aber sie konnte bitter wenig!' „ES ist meine Schuld nicht, Frau von Wafeln! Ich habe mir genug Mühe gegeben, aber sie . . .' „Sie hat gar keine Lust, und ich muß Ihre Geduld bewundern; aber es ist Geld und Zeit verloren. Mir däucht, wir sollten es dabei bewenden laßen.' „Wie Sie wünschen, gnädige Frau.' «Es ist heute der letzte Samstag im April, und so können wir hmte Abend zugleich abrechnen, wenn es Ihnen recht

ist.' „Es thut mir leid, daß Sie mir das nicht ein paar Tage früher gesagt haben, dann hätte ich einer anderen Familie nicht abzusagen brauchen wie ich jetzt thun mußte.' „Das thut mir ebenfalls leid, aber sehen Sie, das ist so auf einmal gekommen, weil just mein Bruder hier ge wesen ist. Haben Sie vielleicht die Rechnung bei der Hand?' „Nein, aber ich weiß wohl, wie viel es beträgt! es waren sieben Stunden.' „Irren Sie sich nicht, Fräulein? Waren es nicht sechs Stunden?' „Nein gewiß nicht, gnädige Frau

Unterrichtsstunden bezahle?' „Ich überlaffe ei Ihrem Ermeßen.' „So nehmen Sie denn meinen Borschlag an.' „Nein gnädige Frau, da« kann ich nicht.' „Nun denn, wenn Sie auf sieben bestehen.' „Ich bestehe auf nichts Anderem als auf meinem Prinzip, nicht per halbe Stunde bezahlt zu werden.' „Ich werde Ihnen dann nur die wirklichen Stunden bezahlen.' „Wie es Ihnen beliebt.' „Ich glaube, daß Sie mit meiner Anschauungsweise nicht zufrieden sind, Fräulein, und deshalb werde ich Ihnen nun geben, was Sie zuerst verlangten

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 9 of 10
Date: 18.07.1889
Physical description: 10
Beilage zu Nr, 29 Iranz von Wenden. Novelle von Marga Brechtm. (Fortsetzung.) So wenigstens dachte die erfreute Mutter, welche mit dem Abendbrod eintrat. Später, als die Kinder zur Ruhe gebracht, und das Theegeschirr abgeräumt worden war, saßen beide Gatten, wie gewöhnlich an den Sommerabenden, auf der grünen Bank unter dem Ahornbaume. Gelhard reichte seiner Frau ein elegantes Briefchen und sagte: „Unter den Geschäftsbriefen, welche an die Firma Brookham gerichtet waren, fand

ich bei der Durchsicht auch dieses an mich gerichtete Schreiben: Bitte lies es und sage was Du davon denkst.' „Von seiner Frau', sagte diese zögernd, als sie das Billet aufmerksam durchlesen hatte. „Ist es dieselbe Dame, von der Du mir einst erzähltest, daß ...' „Daß ich sie leidenschaftlich geliebt,' vollendete Gelhard in heiterem Tone. „Ja, sie ist es, aber wie wenig tief gehend diese Neigung gewesen, beweist wohl der Umstand, daß ich die schöne, glänzende „Elma Brunn' sobald vergaß, als ich meine Hedwig kennen

lernte.' Er legte zärtlich seine Hand in die der jungen Frau. „Doch sieh', meine Liebe, als ich die bekannte Handschrift erblickte, erwachte in mir die alte Anhänglichkeit an den verstorbenen Bankier und dessen Familie, denn ihm und seiner Schwester verdanke ich es, daß ich damals in dem fremden Lande sofort eine neue Heimat fand.' „Ja, und durch ihre Güte kamen wir zusammen,' sagte Hedwig, indem sie nach der Gegend sah, wo die Alt- Stadt London lag. „Und schon deshalb meinst Du, sollten

wir Alles thun, wodurch wir der Dame dienen können.' Gelhard nickte. „Ich weiß nicht, woran es liegt, aber es ist etwas in dem Briefe, was ich nicht verstehen kann,' fuhr die hübsche Frau fort; etwas so seltsam Hartes, Unglückliches spricht sich darin aus und Das, was sie da von dem vor zwei Jahren erfolgten Tode ihres Mannes schreibt, ist mir vollends unklar. Bist Du gewiß, daß er nicht mit dem verunglückten „Prince Albert' fuhr?' „Aber, meine Liebe, ich begleitete ihn ja selbst bis Dover, wo Wenden an Bord

! Und als ich später mit ihm nach Seyd's Hotel in Finsbury Square ging, da sagte er schmerzlich seufzend: „„Gelhard, wie reich ist ihre Ehe gegen die unsere!'' Doch des „Andreas Hoser^ da fällt mir ein, in dem nämlichen Hotel wollte ja auch seine Frau einige Zimmer besorgt haben.' „So schreibt sie,' antwortete Frau Hedwig. „Aber wie unangenehm ist das nicht für eine einzelne Dame. Was meinst Du dazu, wenn wir ihr nun unsere zwei Zimmer oben überließen? Die schönen Möbel, welche ich von Mistreß Morcl geerbt

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Page 3 of 14
Date: 06.05.1897
Physical description: 14
, deren Statuten von der k. k. Statthalterei ge nehmigt worden find. * (Bestätigung.) Die Wahl des Josef Zorn in Mieders und des Thomas Falzer in Ellbögen zum Obmann bezw. Obmannstellvertreter der landwirthschaft- lichen Bezirksgenossenschaft in Mieders für das Trien- nium 1897 inkl. 1899 hat die behördliche Bestätigung erhalten. * (Landrshilfsverein vom rothen Kreuze.) Bekannt lich hat ihre kaiserliche Hoheit die durchlauchtigste Frau Kronprinzessin-Witwe, Erherzogin Stefanie in jüngster 3nt

noch verständiget werden. * (Kathol. Arbeiterinnen-Verrin.) Am 3. Mai fand bei re 3 er Theilnahme die Jahresversammlung des katholischen ArbeiterinnenvereinS statt. Hochw. Herr Katechet W e ch n e r eröffnete die Versammlung und machte bei Kundmachung deS abgeänderten Programmes die Mittheilung, daß die bisherige sehr verdiente Präsidentin Frau Dr. Haus otter nicht mehr in der Lage sei, eine Wiederwahl an zunehmen und dankte ihr unter allseitiger Zustimmung, da ihr Mühewalten soviel dazu beigetragen

, daß der Verein aus seiner Kindheit zum jetzigen blühenden Stande gelangt sei. Nach den Neuwahlen und während deS Skrutiniums wurde der Rechenschaftsbericht seitens der bisherigen Frau Präsidentin und der Kaffabericht seitens Frau Reinthaler verlesen. Laut ersterem betrug die Zahl der Arbeitermädchen 136 bis 145; viele An suchende konnten nicht aufgenommen werden einzig wegen Beschränktheit des Raumes; es wurden die einzelnen Zweige der gesegneten Wirksamkeit berührt: der Unter richt, der sehr gute religiöse

: Frau Baronin Lazarini als Präsidentin, Fräulein v. Campostrini als Vizepräfidentin; als Mitglieder des Ausschusses: Frau Reinthaler, Frau Dr. Hausottrr, Frl. Schumacher, Baronin Sternbach, Frau Huber, Frl. Soukup und Frau v. Würzer. Nach Mittheilung einer zum Gedeihen des Vereins nothwendigen Erwer bung (Liguorianerkloster) wurde die Versammlung ge schloffen. * (Abgestürzt) ist Sonntag Nachmittags in der Nähe der Rumeralm der 13jähr. Schulknabe Jak. K l a m P fe r von St. Nikolaus; er trug

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 8 of 12
Date: 01.09.1881
Physical description: 12
des Hotels brachte. Hier waren zugleich die Remisen des Hotels. In eine von diesen wurden die Reisewagen der eben angekommenen Herrschaften gezogen. An dem ersten Wagen stand die Kammerfrau, die vorn auf dem Bock gesessen hatte. Sie war mit Ausräumen beschäftigt. Sie hatte den Criminalrath nicht gesehen. Er ging zu dem Wagen, zu ihr. Sie sah ihn ferner nicht, bis er bei ihr war, bis er sprach. Guten Tag, Frau Meier! Sie hier, Herr Criminalrath? Seit drei Tagen. — Frau Meier, sagen Sie der gnä digen Frau

, ich ließe sie um eine Unterredung bitten — aber unter vier Augen, und, Frau Meier, Niemand darf wissen, daß ich hier bin. Niemand als die gnädige Frau und Sie. Es geschähe ein Unglück, wenn es noch ein Drit ter wüßte. Vergessen Sie das nicht, Frau Meier. Ich logire hier unter dem Namen Wild, aus Preußen. — Gehen Sre jetzt. Die gnädige Frau hat zu befehlen, wo sie mich sprechen will. Ich erwarte hier die Antwort, Frau Meier. Alles, was der kleine Criminalrath sprach, war so son derbar bestimmt

ihre Schritte mit der Kammerfrau zu ihm. Der Criminalrath hatte wieder ein verstecktes Plätzchen aufgefunden. Er trat der Dame entgegen, küßte ihr ehrfurchtsvoll die Hand, sprach in seinem bestimmten Tone zu der Kam merfrau: Frau Meier, Sie gehen dorthin, und geben Acht, daß wir nicht gestört werden. (Fortsetzung folgt.) Brieflasten der Redaktion. Nach Kastelruth. Mt solchen Briefen dürften Sie schwerlich zum Ziele kommen. Uebrigens will ich Ihnen brieflich Näheres mit theilen

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Page 9 of 10
Date: 25.07.1889
Physical description: 10
ein abgegriffenes Buch aus der Schublade, in das sie sich bald ganz vertiefte. Der Regen schlug wider die Fensterscheiben und übertönte ein leises Pochen an der äußern Glasthüre. Das Klopfen wurde indes stärker wiederholt, so daß die Alte endlich erschrocken auffuhr und mit dem Lichte hinauseilte. Sie schob den feinen Tüllvorhang zurück und spähte vorsichtig auf den vorderen Flur hinaus. Eine große, schlanke Frau mit einem eigenthümlich interessan ten Gesichte stand draußen; sie hatte ein wollenes Tuch um Kopf

und Schultern geschlungen, und hielt ein saubergeputztes Blechtöpfchen in der Hand. „Ach/ sagte Truda, indem sie die Thüre rasch öffnete, „wenn ich nicht irre, so ist das ja unsere neue Hausgenossin. Na, das freut mich, da können wir ja gleich mit einander bekannt werden.' „Guten Abend, liebe Frau,' sagte die Eintretende, „so hat mich ihr gutes Gesicht doch nicht betrogen. ,Jch war so in Verlegenheit um ein wenig Milch für morgen früh und zu den vornehmen Leuten im ersten Stock wagte ich nicht zu gehen

Bornig, mein Seliger war Feldwebel. Aber der ist nun schon lange todt; am 9. August waren es gerade 32 Jahre, und 26 Jahre bin ich nun schon in der Familie meiner gnädigen Frau. Doch davon ein ander Mal. Jetzt werd' ich wohl auch hören, wie meine neue Hausgenossin heißt.'. . „Gern, ich heiße Loni Lehrbach und bin die Tochter des verstorbenen Lehrers Korn in V. Mein Mann war Privat- sekretär; er starb schon im zweiten Jahre unserer Ehe. Seit- >d m ernähre ich mich und meinen Knaben mit Weißzeug

- ^nähen.' . „Ei, das ist ja schön,' nahm Truda das Wort. „So gleicht sich doch unser beiderseitiges Schicksal und wir werden gewiß bald gute Freundinnen werden. Aber noch ein Tässchen ' Kaffe darf Sie mir nicht abschlagen, Frau Lehrbach; ich habe noch etwas frischen aufgegossen, dabei plaudert sich's bester. Ich will nur hoffen, daß es Ihr oben im Giebelzimmer ge fällt, ein echtes Witwenstübchcn, hab' ich immer gesagt, und hab' selber viele Jahre behaglich d'rin gewohnt. Vor einigen Monaten trat

nun die Frau Doktor die große Reise. nach England an, und da wünschte sie, daß ich unten schlafen sollte, damit doch. die Wohnung Nachts nicht so ganz leer ' stehe. Ich bleib', nun für immer unten in ihrem Zimmer, da ist's ihr weniger einsam, denn sie hängt gar arg an mir, die gnädige Frau, hab' ich sie doch auf meinen Armen getragen und erzogen, kann- man sagen.. - Da brauchten wir dann das obere Zimmer nicht mehr und ich bin froh, daß er Haus eigenthümer es gerad an Sie vermiethet hat.' „Ich auch,' sagte

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Page 10 of 10
Date: 25.07.1889
Physical description: 10
in Erfüllung gehen.' Die fremde Frau reichte der Alten ihre beiden Hände und dankte für ihre warme Theilnahme. / : „Ach was', wehrte die treuherzige Truda, „eine Freude ist der andern werth. Hab' ich doch nun Jemanden, mit dem ich ein vernünftiges Wort plaudern kann, denn die modischen Dienstmädchen hier im Hause mit ihren gestickten, weißen Latz- schürzchen beachte ich . gar nicht. Weiß Gott, da müßt'ich am Ende „Fräulein' sagen und Visitkarten wechseln; na,-dafür dank ich. Aber, wir zwei

werden zusammenpassen; . das sah ich schon, denn die alte Bornig hat auch Menschenkenntniß. Du lieber Gott, wie lang ist mir die Zeit geworden, seit die gnädige Frau fort ist. Zuerst hab' ich gescheuert, geklopft und gebürstet; aber das war auch schließlich gethan, und nachher, da hätt' ich's noch 10 Mal selbst schmutzig machen und wieder putzen können, so langsam vergingen die paar Monate. Gestern aber hat die gnädige Frau geschrieben, daß ich sie in acht Tagen erwarten soll. Sie wird sich freuen

, wenn ich ihr sage, daß ich eine so gute Freundin gefunden habe! Hoffent lich hat ihr die Reise gut gethan; sie sah gar schmächtig aus in der letzten Zeit, und alle Tage wurde sie bleicher und trauriger. Jst's übrigens auch kein Wunder!' „So ist ihr Herr schon lange todt, Frau Bornig?' „Schon zwei Jahre,' antwortete die Alte. Ob wohl die nahe Hitze des Feuers ihr runzeliches Ge sicht so roth erscheinen ließ? Sie legte ihr Strickzeug in den Schoß und fuhr fort: „Noch immer betrauert ihn die gnädige Frau

, als ob er er erst kürzlich gestorben wäre. Sein lebens großes Bild hängt in ihrem Schlafzimmer. Es ist recht schade um sie; sie war immer eine so liebe, Herzgute Dame. Wenn ich noch daran denke, aber ich' muß wohl mit Erzählen auf hören, denn Sie ist gewiß müde, liebe Frau?' Die Angeredete verneinte, und versicherte, noch etwas bleiben zu können. - „Nun denn noch ein halb' Stündchen,' nickte Truda. „Aber es wird mich recht kränken, wenn Sie das Stückchen Kuchen liegen läßt. Nehme Sie's nur, ich leg' auch eins

für den Josef bei Seite. Bei Professors, das sind nämlich gute Bekannte der gnädigen Frau, war gestern'Geburtstag und da hat mir das kleine Fräulein Rika heut' Morgen die Probe von dem Kuchen gebracht. Es würde mir. über die Einsamkeit hinweghelfen und die trüben Gedanken vertreiben,' meinte das liebe Kind. Wie gut, daß ich doch meinem Besuch etwas vorzusetzen habe. Gelt, nun schmeckt's?' Die Frau nickte und nahm der Alten den Strumpf aus der Hand. Während ihre müden Hände die Nadeln fleißig klappern ließen

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Page 6 of 8
Date: 23.04.1885
Physical description: 8
Kolping. (Fortsetzung.) „So hatten wir uns in theuren, schlechten Tagen eine Zeit lang mit Ach und Krach durchgebracht, in der ich endlich doch nur den rechten Arbeitsmuth behielt, weil meine Frau das Sparen so ausgezeichnet verstand, als uns etwas passirte, was uns aus lauter Glück fast völlig ruinirt hätte. Roch jetzt denke ich an die Geschichte mit Scham zurück, obwohl sie mir hintennach wohl ihre Zinsen eingebracht hat. Ihr werdet dann auch, wenn ich diese Begebenheit erzählt habe, gewahr

werden, warum ich als fertiger Meister mit Weib und Kind mich hier niederließ, was dazumal viele Leute nicht recht begreifen konnten. „Eines Tages rief mich die Frau in den Keller, um ihr einen Hacken in die Mauer zu schlagen, woran sie, ich weiß nicht mehr was, befestigen wollte. Ich lasie das Feuer auf der Esie brennen, die Hausthüre offen stehen und gehe eilig in den Keller hinab,- prüfe zufällig mit dem Hammer den Fleck an der Mauer, wohin meine Frau den Hacken will eingeschlagen haben, und erschrecke

die Lampe an und bring' das Brecheisen und den Spitzhammer mit!' bedeutete ich meiner Frau, „ich will währenddesien die Kellerlucke verstopfen.' Elsbeth war nie so hurtig hinter dem Gebot des Mannes her gewesen, wie in diesem Augenblick. Daß hinter der Mauer ein Schatz ver borgen sei, schien uns beiden gewiß, und schon schimmerten Haufen Goldes uns vor den Augen. „Aber warte ja, bis ich wieder da bin! rief die Frau mir im Forteilen noch hastig zu, während ich mit mörderischen Schlägen bereits

auf die zerbröckelnde Mauer loshämmerte. „Hörst du, warten sollst du, bis ich wieder da bin!' kreischte E.sbeth mehr als sie rief, während sie bereits oben in der Hausflur stand und nicht eilig genug die Hausthüre zuschlagen konnte. In dem Augenblick lag mir gar nichts an meiner Frau, an der ganzen Welt lag mir nichts, ich schlug nur aus Leibeskräften auf die Steine, die da und dort bereits in Stücke sprangen. Wie ich ausgesehen, weiß ich nicht, aber ich meinte doch, die Augen hätten mir zolldick vor dem Kopf

gestanden, auch rann mir der Schweiß bereits in Strömen von der Stirne, während ich in fieberhafter Bewegung am ganzen Leibe zitterte. Wie im Traume hörte ich, daß Elsbeth oben in der Schmiede das Eisenzeug zusammenraffte und in kreischendem Unwillen über die Lampe tobte, die der Zug wind eben ausblies, als sie damit die Treppe hinabeilen wollte. Dann rief noch Jemand von der Straße zur Schmiede hinein. Meine Frau gab keine Antwort, sondern eilte bald darauf mit der Lampe so hastig die Kellertreppe

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 7 of 8
Date: 23.04.1885
Physical description: 8
befriedigen wollte. „Du sollst ja warten, habe ich gesagt!' „Geld, Geld!' stöhnte ich und rappelte dabei unten in den Kronenthalern. Die volle Hand hielt ich meiner Frau hin, die mit zuckender Gier darnach griff und beim Scheine der Lampe die alten Kronenthaler besah. Ihr Stirnhaar hob sich dabei in die Höhe. Ich ergriff nun das Brecheisen, riß noch ein paar Steine aus der wohlgefügten Mauer, und ergriff dann mit der vollen Faust das eiserne Gefäß, einen ziemlich tiefen Keffel, in der Mauervertiefung, hob

ihn auf, zerrte ihn mit beiden Händen durch das Loch und setzte ihn dann zu meinen Füßen nieder. Er enthielt noch immer eine schöne Zahl guter, greiser Kronenthaler, trotz der Beute, die ich bereits in der Tasche trug. „Nun haben wir Geld! Nun sind wir reich!' jubelte meine Frau in wilder Freude, während ich mir mit der H.bung des Schatzes zu schaffen machte. Dabei trippelte und tanzte sie vor Geldbegier auf dem Flecke herum, wo sie stand. Ich war stumm vor Aufregung. Während ich den Keffel niedersetzte

, sielen mir ein paar Geldstücke aus der überfüllten Tasche; Elsbeth, deren Augen wie die einer Katze funkelten, hatte das sofort bemerkt und das Geld aufge hoben, machte mir dann aber eine Faust, deren Bedeutung ich nicht sofort verstand. Kaum aber stand der Keffel da, als Elsbeth mit beiden Händen in die schimmeligen Kronen thaler fiel, ihre erste Geldlust zu befriedigen. Lust am Geld und Zorn über mein Weib ergriff mich, ich greife nach dem Keffel, um ihn meiner Frau zu entreißen. Meine Fäuste

faßten kräftig an. Zornsprühend griff nun auch Elsbeth nach dem Keffel, keineswegs gewillt, ihre Beute fahren zu laffen, und die Leidenschaft sammelt gern alle Kräfte nur zu ihrem Zweck. Aus Leibeskräften riß der Eine hierhin, der Andere dorthin, da jeder gerne allein Herr und Meister über die Beute sein wollte. Daß wir Mann und Frau seien, hatten wir über dem verteufelten Gelde rein vergeffen. Während wir uns wie die Narren im Keller herumzerren, bricht der stark verrostete Henkel, und Keffel

und Kronthaler rollen im Keller herum, Mann und Weib lagen sich zuerst in den Haaren und theilten sich die ersten Büffe aus, damals im Keller, als sie anfingen reich zu werden. „Ueber der Katzbalgerei hatten wir nicht gehört, daß man schon seit geraumer Zeit oben an der Hausthür klopfte und spektakelte. Lautes Pferdegewieher und die durchdringende Stimme unseres Nachbars, der sich mit dem Reiter über mein Zuhausesein disputirte, machte mich endlich doch auf die Welt oben aufmerksam. Ich ließ meine Frau los

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 9 of 10
Date: 09.03.1893
Physical description: 10
Beilage zu Nr. 10 des „Andreas Hofer'. Irene, Erzählung von Melätiv. Java, aus dem Holländischen übersetzt von L. v. Heemsted e. Nachdruck verboten. P (Fortsetzung.) Mit einem Ruf der frohen Ueberraschung- wurde Irene begrüßt, als sie bei den Rovinck's eintrat. „Ihr glaubtet wohl, daß ich Euch vergäße,' sagte sie, Kurt von der Seite anblickend. „Ist es denn nicht wahr?' frug Hermine. „Nein, durchaus nicht! Aber Frau van Kralingen ist fast immer allein; ihr Mann studirt den ganzen Tag

.' „Also werde ich auch mit eingeladen Wrug sie schelmisch. „Natürlich!' riefen alle im.Chor, Du bist eine der Hauptpersonen.' Jrenen's Züge strahlten vor Freude, und' sie dachte in diesem Augenblick, daß sie nichts Gescheiteres thun könne, als dem armen Kurt das „Jawort' zu geben. Aber dann fiel ihr Alles wieder ein, was Frau van Kralingen ihr von den Herrlichkeiten der Welt, von Theater und Bällen, von Reisen und dergl. mehr erzählt hatte, worauf sie verzichten müßte, wenn sie die dargebotene Hand ijetzt schon annähme. „Ich muß

erst mein Leben ein wenig genießen,' dachte sie, „Kurt, der gute Kurt wird schönem wenig warten können.' Und nun begann ein Leben so recht nach Jrenen's Geschmack, ein Leben voller Geschäftigkeit, reich an Abwechs lung und geheimnißvollem -Thun; von frühem Morgen bis zum späten Abend war fie-auß denaBemem Tante Emma's Ermahnungen und Traudchen's scharfe Bemerkungen richteten nichts aus. Irene war bald bei den Rovinck's, bald bei der Frau van Kralingen, die ihr in all' diesen Dingen Rath geben mußte

, denn sie wußte genau, wie dergleichen einzu richten war. Und Frau van-Kralingen, die'beigem gerin gen Einkommen ihres Mannes - gezwungen worden war, sich in die Einsamkeit von Warnsloo zu vergraben, war gern be reit, Irene bei dem Zusammenstellen'des Festprogramms zu helfen, da sie sich selber damit eine Anregung und Zerstreu ung verschaffte. Herr und Frau Rovinck ließen Irene freie Hand; sie fanden es freundlich von ihr, daß sie sich für das Fest chrer Tochter so viele Mühe gab. Kurt liebte dergleichen

praktizirte, mußte, nun er zum ersten male die Hochzeit einer seiner Töchter feierte, den Kteis der Eingeladenen ziemlich weit ausdehnen. „In solchen Dingen ist Irene erst recht an ihrem Platz', bemerkte der alte Doktor. „Bester als im Haushalt', meinte seine Frau. „Bei alledem ist sie ein wackeres Mädchen, und'wenn der Fall einmal an sie herantritt, so wird es-schon gehen.'' Frau Rovinck zuckte die Achseln. Wenn ihr Irene auch-^ in mancher Beziehung recht lieb war, — als Schwiegertochter ■ hätte

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Page 9 of 10
Date: 06.03.1890
Physical description: 10
Beilage zu Nr. 10 des „Andreas Hafer.' Um eine Krafenkrone. Kulturhistorische Erzählung aus dem vorigen Jahrhundert von Gustav Höcker. (14. Fortsetzung.) Als die Familie in das Sprechzimmer trat, in welchem die Klosterschülerinnen die zugelassenen Besuche zu empfangen pflegten, fand sie dasselbe leer. Francisca war noch nicht erschienen und li.ß ziemlich lange auf sich warten. Endlich trat sie ein. Frau Kenzinger wollte auf ihre Pflegetochter zustürzen und sie in ihre Arme schließen

dem Vorgänge mit düstern Blicken. Francisca wartete vergebens, daß er sie begrüßen werde. „Nicht wahr, meru Kind, Du findest Deinen Pflegevater sehr verändert?' frug Frau Kenzinger. „Er härmt sich um Dich. Seit Du aus dem Hause bist, ist er wie umgewechselt. Doch das wird Alles anders werden, sobald wir wieder mit Dir vereint sind.' „Wieder mit mir vereint?' frug Francisca überrascht. „Wie meint Ihr das?' „Nun, Du wirst Dich doch von Deinen Pflegeeltern nicht für immer trennen wollen,' bemerkre Frau

Kenzinger. „Wir werden doch künftig mit Dir zusammen leben und Dein Glück theilen.' „Mein gnädiger Papa ist reich und freigebig genug, um Euch Alles zu lohnen, was Ihr an mir gethan habt', ver setzte Francisca kalt. „Ich war Dir eine zweite Mutter, ich habe für Dich gedarbt,' wandte Frau Kenzmger in vorstellendem Ton ein, „ich habe Dich gehalten, bester noch wie mein eigenes Kind. Das kann mit Geld nicht belohnt werden. Ich war cS, die Dich schon frühzeitig mit Deinen glänzenden Aussichten bekannt

gar mit Euch am kaiserlichen Hofe erscheinen?' Frau Kenzinger hatte sich ihre Zukunft allerdings in ähnlicher Gestalt ausgemalt, aber der Ton, in welchem Fran cisca soeben dieses Zukunftsbild geschildert, klang zu spöttisch, um die Pflegemutter zu einer beistimmenden Antwort zu er muntern.' „Ich werde von Zeit zu Zeit gern Eueren Besuch empfangen,' fuhr Francisca fort, „aber die Stelle einer Mutter kann ich Euch nicht einräumen. Das ist ganz un möglich und verstieße gegen die Slandesehre

. Meine Freundin, i>ie Eomteste DonnerSberg, hat mir dies sehr ausführlich aus einander gesetzt.' Frau Kenzinger, die in diesem Einen Augenblick alle stolzen Hoffnungen begraben sah, schwieg bestürzt still. »Du hast vielleicht nicht so ganz Unrecht, mein Kind,' ließ sich endlich der Schullehrer vernehmen, während ihm an zumerken war, daß er eine gewaltige innere Aufregung nur mühsam beherrschte, „von mir will ich nicht reden, denn ich werde meine Schule halten und meinen Fidelbogen schwingen, so lange ich lebe

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Page 9 of 10
Date: 20.03.1890
Physical description: 10
Beilage zu Nr. 12 des „Andreas Hafer.' Um eine Krafenkrone. Kulturhistorische Erzählung aus dem vorigen Jahrhundert von Gustav Höcker. (Schluß.) XVI. Herr Kenzinger befreite durch ein offenes Geständniß sein Gewiffen von einer Last, die ihn schon längst niederzudrücken drohte. Jene Eitelkeit und Selbstsucht, durch welche seine Frau sich verleiten ließ, das eigene Kind für den Findling auszugeben, war ihm stets fern geblieben. Ohne sein Wiss n und hinter seinem Nucken hatte seine Frau Sabinen

euige- flüstert, sie sei das Kind vornehmer Eltern, aber sie dürfe dem Vater nicht verrathen, daß sie es wisse, denn dieser wünsche, daß es ihr verborgen bleiben solle. Erst aus einer unvorsichtigen Aeußerung Sabinen's merkte der Schullehrer, welchen Plan seine Frau verfolgte und welche Hoffnungen sie unauslöschlich in die Seele des Kindes gepflanzt hatte. Es war zu spät, um das Geschehene wieder gutzumachen, und dazu fehlte rhm auch der Muth, seine Frau in Sabinen's Augen als Lügnerin hinzustellen

hatte, daß ihre Pflege- eltern für ihr Vergehen nicht zur Verantwortung gezogen weiden sollten, so konnte der Graf die gesetzmäßige Aner kennung Peppi's als seine Tochter nicht g-lrcnd m ichcn, ohne die Behörden von allen Vorgängen seit dem Verschwinden des Kindes bis zu seinem Wiedersinden im Dome wahrheits gemäß zu unterrichten. Frau Blasl, die Kränzelbinderin, war schon früher in Untersuchung gezogen worden, als es noch galt, Sabinen's Ansprüche als Komtesie Lana-Sternburg zu begründen. Die neu eingetretene

Wendung, durch welche Sabinen's Rechts hinfällig wurden, machte es unerläßlich, daß die Kenzinger'schen Eheleute vor Gericht als Zeuge er schienen und damit zugleich sich selbst zu Anklägern wurden. Gegen Frau Blasl sowohl, wie auch gegen Frau Kenzinger und ihren Mann wurde eine schwere Strafe verhängt. Graf Lana-Sternburg aber wandte sich persönlich an die Kaiserin, welche einen vollständigen Gnadenalt gegen die Angeschuldigten ausübte. Als Maria Theresia aus dem Munde des Grafen das Schicksal

an der Theresianischen Ritterakademie beendet hatte, führte er seine ehemalige ge lehrige Schülerin, Peppi, als Braut heim, und Beide wurden ein glückliches Paar und der Stolz des Grafen, der während seiner einsamen langen Trauerzeit nie geahnt hatte, daß ihm noch eine so reiche Ernte der Freude bevorstehen sollte. Des armen blödsinnigen Wenzel vergaß Bohuslaw natürlich nicht. Er beschenkte ihn mit einem kleinen Gute, welches Frau Blasl, die ihren Kränzelbinderinladen aufgab, mit Geschick und Regsamkeit

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