Beilage zu Nr, 29 Iranz von Wenden. Novelle von Marga Brechtm. (Fortsetzung.) So wenigstens dachte die erfreute Mutter, welche mit dem Abendbrod eintrat. Später, als die Kinder zur Ruhe gebracht, und das Theegeschirr abgeräumt worden war, saßen beide Gatten, wie gewöhnlich an den Sommerabenden, auf der grünen Bank unter dem Ahornbaume. Gelhard reichte seiner Frau ein elegantes Briefchen und sagte: „Unter den Geschäftsbriefen, welche an die Firma Brookham gerichtet waren, fand
ich bei der Durchsicht auch dieses an mich gerichtete Schreiben: Bitte lies es und sage was Du davon denkst.' „Von seiner Frau', sagte diese zögernd, als sie das Billet aufmerksam durchlesen hatte. „Ist es dieselbe Dame, von der Du mir einst erzähltest, daß ...' „Daß ich sie leidenschaftlich geliebt,' vollendete Gelhard in heiterem Tone. „Ja, sie ist es, aber wie wenig tief gehend diese Neigung gewesen, beweist wohl der Umstand, daß ich die schöne, glänzende „Elma Brunn' sobald vergaß, als ich meine Hedwig kennen
lernte.' Er legte zärtlich seine Hand in die der jungen Frau. „Doch sieh', meine Liebe, als ich die bekannte Handschrift erblickte, erwachte in mir die alte Anhänglichkeit an den verstorbenen Bankier und dessen Familie, denn ihm und seiner Schwester verdanke ich es, daß ich damals in dem fremden Lande sofort eine neue Heimat fand.' „Ja, und durch ihre Güte kamen wir zusammen,' sagte Hedwig, indem sie nach der Gegend sah, wo die Alt- Stadt London lag. „Und schon deshalb meinst Du, sollten
wir Alles thun, wodurch wir der Dame dienen können.' Gelhard nickte. „Ich weiß nicht, woran es liegt, aber es ist etwas in dem Briefe, was ich nicht verstehen kann,' fuhr die hübsche Frau fort; etwas so seltsam Hartes, Unglückliches spricht sich darin aus und Das, was sie da von dem vor zwei Jahren erfolgten Tode ihres Mannes schreibt, ist mir vollends unklar. Bist Du gewiß, daß er nicht mit dem verunglückten „Prince Albert' fuhr?' „Aber, meine Liebe, ich begleitete ihn ja selbst bis Dover, wo Wenden an Bord
! Und als ich später mit ihm nach Seyd's Hotel in Finsbury Square ging, da sagte er schmerzlich seufzend: „„Gelhard, wie reich ist ihre Ehe gegen die unsere!'' Doch des „Andreas Hoser^ da fällt mir ein, in dem nämlichen Hotel wollte ja auch seine Frau einige Zimmer besorgt haben.' „So schreibt sie,' antwortete Frau Hedwig. „Aber wie unangenehm ist das nicht für eine einzelne Dame. Was meinst Du dazu, wenn wir ihr nun unsere zwei Zimmer oben überließen? Die schönen Möbel, welche ich von Mistreß Morcl geerbt