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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 2 of 10
Date: 12.03.1885
Physical description: 10
ehrung haben; darum ist es auch begreiflich, warum bei uns in Tyrol die Priester einen so großen Einfluß auf das Volk haben, welcher, Gott sei Dank, durch die moderne Zeitströmung nicht zerstört worden ist. Darum hat es uns aber auch doppelt wehe gethan, als dieser Klerus aus der Schule durch eine falsch verstandene Gesetzgebung hinausgedrängt wurde, aus jener Schule, für welche er sich seit Jahrhunderten bis auf die neue Aera geopfert hat und die zumeist sein Werk war. Es soll Seine Exzellenz

- zustände und diese Klagen gelangten auch durch Peti tionen in dieses Haus. Die Schule bei uns befriedigt uns nicht, weil sie sowohl in pädagogischer als auch in didaktischer Beziehung ihre Aufgabe nicht erfüllen kann, ihrer Aufgabe nicht gewachsen ist. Nach den be stehenden Gesetzen ist die Schule grundsätzlich konfessionslos, ich will damit nicht sagen, daß im ganzen Lande bei uns die Schule wirklich konfessionslos ist, und die kraffen Verhältnisse herrschen, wie sie eigent lich von der Gesetzgebung

beabsichtigt worden sind. Wenn die Schule bester ist, als sie vermöge der Gesetze sein sollte, so liegt das in den Verhältniffen, die eben außerhalb dieser Gesetze gelegen sind; allein grundsätzlich ist die Schule bei uns konfessionslos. Aufgabe der Schule ist aber die religiös-sittliche Erziehung der Kinder. Nun aber glaube ich, daß eine solche Erziehung nicht möglich ist, wo der gesammte Unterricht unabhängig vom Einflüsse der Kirche und der Religion ist, wo der Seel sorger in der Schule

Gegenständen der Naturgeschichte, der Naturlchre und der Geschichte vorzutragen. Was wir eigentlich wollen und was wir anstreben, das, meine Herren, hat schon vor zwei Jahren bei der großen Debatte über die Schulnovelle ein von mir hoch verehrter Freund und Abgeordneter aus Tyrol, der Herr Baron Jgnaz v. Giovanelli, gesagt. Wir wollen eine katholische Schule, wir wollen haben, daß Lehrer und Katechet von dem gleichen Geiste beseelt sind. wir wollen haben, daß die Religiös» als Mittelpunkt des ganzen

Unterrichtes gilt, dem sich Alles anzupassen hat, und wir wollen daher auch, daß die Schulbücher dieser Auffassung angepaßt werden. So fasten wir die Schule auf und ich begreife nicht, meine Herren, warum man unS das nicht geben soll, warum man uns dies vorenthält; stellen Sie sich doch, meine Herren, einfach auf den von Ihnen so hochgehal tenen Standpunkt der Gewissensfreiheit. Wie können Sie dann einem Volke, das durch Jahrhunderte hindurch an seine Schule gewöhnt ist, das seine Kräfte aus dieser Schule

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 2 of 10
Date: 20.10.1887
Physical description: 10
pflicht nicht vollständig nachzukommen im Stande sind, auch nicht jede Familie sich einen Hauslehrer als Erziehungsge hilfen anstellen konnte, so vereinigten sich mehrere gleichge- sinnte Familien, um ihre Kinder von einem gemeinschaftlichen Lehrer unterrichten und erziehen zu lassen. So entstand die Schule. Die Schule ist somit ihrem Ursprung und ihrer Natur nach eine Hilfsanstalt der Familie' und soll . die häusliche Er ziehung fortsetzen und ergänzen. Zwischen der Familie und der Schule tritt

also eine Theilung der Arbeit im Erziehungs geschäfte ein. Die Schule muß die ihr anvertrauten Kinder im Einklang und im Zusammenhang mit der Familie unter richten und erziehen. Der Lehrer ist der Beauftragte und Stellvertreter der Eltern. Jede Schule, welche zur Familie, ihrem Geiste, ihrem Glauben, Hoffen und Lieben in Gegen satz tritt, verliert ihre Existenzberechtigung. Ist aber die Schule eine von der Familie gegründete Anstalt; hat die Schule denselben Zweck der Kindererziehung wie die Familie

so wird auch die Familie auf die Erziehung in der Schule dieselben Rechte erheben dürfen und müffen, wie auf die häusliche Erziehung. Die Familie hat somit auf die Schule dasselbe von Gott bestimmte natürliche und unveräußerliche Recht, wie auf die Kinder selbst, deren Erziehung theilweise der Schule anvertraut ist. • Welch schreiende Rechtsverletzung ist es, wenn die Eltern direkt oder indirekt gezwungen werden, ihre Kinder einer Schule zu übergeben, deren Geist den heiligsten Ueberzeugungen der Familie widerspricht

und das Seelenheil der Kinder ge fährdet? Eine solche Schule verkennt ihr eigenes, inneres Wesen und ihre Natur als Hilfsanstalt der Eltern in der Kindererziehung. Statt Hand in Hand mit der Familie zu arbeiten an dem schwierigen Werke der Kindererziehung, reißt sie verwegen nieder, was die liebevolle Bemühung eines sorg samen Vaters, einer glaubenseifrigen Mutter mit unsäglicher Mühe in langen Jahren im Herzen ihrer Kinder aufgebaut haben. Eine solche Schule zerstört die Einheit der Familie, sie macht

die Kinder zu. fremden Gliedern des Hauses, indem sie. denselben Gesinnungen einpflanzt, welche den Traditioneu des elterlichen Hauses schnurstracks zuwiderlaufen. Eine solche Schule, ist die verderblichste Anstalt, die sich denken läßt; denn sie vergiftet das Familienleben, sie zerreißt frevelhaft, was Gott zusammengefügt hat, sie übt eine schädliche Wirk samkeit aus, welche sowohl der Kirche, dem' Staate und der Gesellschaft, als. auch der Familie.selbst Auflösung zu bringen droht. Und dennoch

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 12 of 14
Date: 04.04.1889
Physical description: 14
aber in den Alpenländrn die Schule nicht so ist, wie sie „ach unserem Reichsvolksschulgesetze sein sollte, wenn sie iin Geiste dieses Gesetzes geleitet werden sollte. Das, meine Herren, ist aber nicht Ihr Verdienst. Der Zweck des Reichsvolksschulgesetzes ging in der That darauf, eine völlig konfessionslose Schule durchzuführen und der Zweck des Reichsvolksschulgesetzes war darauf gerichtet, die Kinder nicht mehr katholisch zu erziehen, wie wir es verlangen, und sie ihrer Kirche zu entfremden. Ich bitte, meine Herren

, lesen Sie einfach den Art. 17 des Staatsgrundgesetzes, in welchem es heißt (liest): „Dem Staate steht rücksichtlich des Gesammtunterrichtes und des Erziehungsrechtes die oberste Ausicht zu' — und lesen Sie §. 2 des Gesetzes vom Mai 1868 im letzten Alinea, wo es heißt (liest): „Der Unterricht in den übrigen Lehrgegenstüuden in diesen Schulen ist unahängig von der Kirche und den Religionsgenossen schaften.' : Wie wollen Sie, meine Herren, daß eine Schule katholisch, beziehungsweise konfessionell sei

, so was, wie es in der Tendenz dieser Gesetze gelegen ivar, in Oesterreich, namentlich in den Alpenländern durchzuführen und man einsah, daß man damit den Staat selbst schädigen würde. Sie vergessen, meine Herren, was Sie selbst niit der konfessionslosen Schule, die Sie auf Grundlage dieser Gesetze eingeführt haben, ge wollt haben. Denken Sie zurück an alle Reden, tvelche gehalten worden sind im Abgeordnetenhause aus Anlaß der Berathung dieses Reichsvolksschulgesetzes. Denken Sie daran, daß es gerade unter diesem Gesetze

in der Schule Herabdrücken wollen. Meine Herren! Das ist eine leere Phrase, oder, um mich der Ausdrucks weise des Herrn Abgeordneten für die Leopoldstadt zu bedienen, ein ternünus technicus, Schlagwort, welches so häufig von Ihnen an- gewendet wird, uin die gedankenlosen und denkfaulen Massen gegen uns zu hetzen. (Sehr gut! rechts.) Wer von uns denkt daran, das Niveau der Bildung herabzudrücken? Glauben Sie wirklich, meine Herren, daß wir nicht auch den Werth der Bildung in der heutigen Zeit zu erfassen

und zu würdigen vermögen? Allein, alles zu seiner Zeit und alles an seinem Orte. Glauben Sie wirklich, meine Herren, daß das, was heute in der Schule geschieht, geistige Bildung ist? Sie ist es nicht, es ist eine Verbildung. Warum? Weil Sie das Kind in diesen zarten Jahren mit einer solchen Masse von Gegenständen überhäufen, daß es nicht mehr im Stande ist, die Sache geistig zu verarbeiten und geistig zu verdauen. (Sehr richtig! rechts.) Wir verlangen vor Allem, daß das Kind in der Schule das Wichtigste lernt

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 4 of 10
Date: 14.01.1886
Physical description: 10
standes. Nichts wird gesagt über eine konfessionelle Einrich tung' dieser Schule. Bezüglich der KonfessionSlosigteit der Schule gibt es zwischen uns kein Verstehen. Sie behaupten, die Schule sei nicht konfessionslos. Nun ich behaupte, die Schule ist wie ein Profanbau mit einem kleinen Kirch- thürmchen darüber; wer hält einen solchen Bau für einen religiösen? Wir haben stets gesagt, der ganze Untericht müsse auf religiöser Grundlage beruhen. Man zeigt hier bei uns von gegnerischer Seite

einen heillosen Schrecken vor der kon fessionellen Schule. In Deutschland gibt es meist solche und die sögenannten Simultanschulen werden von Katholiken und Protestanten in gleicher Weise perhorresz'rt. Man be ruft sich auf Maria-Theresia's Rede, „die Schule ist ein Politikum.' Die Schuloerfassung dieser großen Kai serin stellt aber die Wahrung des religiös-sittlichen Charak ters der Schule ganz der Kirche anheim. Der Seelsorger ist nach dieser Schuloerfassung Vorsteher der Schule. Den Rektor Magnifikus

, fährt Redner fort, kann ich wohl kurz abfertigen. Wer nicht weiß, was katholisch ist, wird es nicht schätzen. Unser Volk aber kennt die katholische Lehre und weiß Katholisches von nicht Katholischem zu unterscheiden, die Anerkennung für die Offenheit des Rektors unserer Uni versität wird im Lande nicht ausbleiben. Es wird im gan zen Lande gehör werden, was der Leiter der ersten Schule des Landes von dem größten Schatze dieses Landes hält. Wir stehen mit unserem Verlangen auf dem Boden

einer katholischen Schule, die Herren Gegner huldigen den gegen- theiligen Grundsätzen. Der Minoritätsantrag hinkt in seiner Logik. Er spricht von Errichtung und Erhaltung der Schulen u. s. w., sagt aber kein Wort über die Schul- aufsicht. Abg. Dekan Rauch dankt auch dem Rektor für seine Offenheit, aus welcher Licht für das blödeste Auge über manches Vorkommende verbreitet wird. Den Satz Payr's, daß die Schule da sei, um die Kinder denken zu lehren, akzeptirte er auch. Aber gerade die Neuschule ist nicht recht

dazu geeignet, denken zu lehren, denn die notorische Ueber- bürdung der Kinder hindert das Denken in elementaren Dingen. Ich konstatire mit Beftiedigung, daß Abg, Payr die für uns maßgebenden Gründe für eine katholische Schule würdiget. Ein Punkt ist in der Debatte noch nicht hervor gehoben wordeu. Der Berichterstatter der Minorität sagt, es sei ein dringender Wunsch der Minorität, die Rechtsoer- hältniffe der Lehrer zu regeln. Auch wir haben diesen Wunsch, aber wir wollen hiezu die nothwendige Basis

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 2 of 10
Date: 14.01.1886
Physical description: 10
waren nur halb dafür — einen andern Antrag (Berichterstatter Dr. v. Wild au er) entgegen stell ten, in dem — wir ersuchen denselben in der letzten Nummer nachzulesen — das Wörtchen „katholisch' sorgfältig per- mieden war, erhob sich nun eine lange Debatte, die von 1V Uhr Vormittags, mit einer Unterbrechung von 1 bis 4 Uhr Nachmittags, bis 8 Uhr Abends dauerte. Wacker vertheidigten die konservativen Abgeordneten das gute Recht des katholischen Volkes von Tyrol auf eine katholische Schule und eine ganze Reihe

von Innsbruck. Auch der Herr Statthalter nahm zweimal das Wort. — Wir wollen nun in Kürze den Gang der Debatte beschreiben und behalten uns vor, die eine oder die andere Rede später einmal wörtlich zu bringen. Als erster Redner ergriff der Berichterstatter der libe ralen Minderheit R. v. Wildauer das Wort, um weit schweifig, wie er es schon liebt, und salbungsvoll seinen Antrag zu empfehlen. Nach ihm ist die gegenwärtige Schule geradezu ausgezeichnet; sie ist gut katholisch, sie erzieht präch tige Leute

und alles Land auf und Land ab ist mit ihr höchlich zufrieden. Es brauche eigentlich gar nichts mehr, als daß der Landtag ja und Amen zum Schulgesetz sage. Nachdem Abg. v. Wildauer seine lange Rede geendet, erhob sich Fürstbischof Dr. Simon Aichner von Brixen, um in überaus klarer, ruhiger Rede, die wir gelegentlich vollständig bringen werden, die Gründe zu kennzeichnen, die ein katholisches Volk hat, eine katholische Schule zu verlangen. Unsere gegenwärtige Schule, sagte Redner, ist auf dem Ge biete

des Unterrichtes konfessionslos. Auf katholischer Grund lage beruht die Schule aber dann, wenn die katholische Re ligion den Mittelpunkt des Unterrichtes bildet. Bei Erlas- sung des Gesetzes wurde im 8 1 der Schule als Aufgabe die sittlich-religiöse Erziehung der Jugend gestellt. Aber be- reits im Gesetze vom 25. Mai 1868 wurde bestimmt, daß der Gesammtunterricht in der Schule vom Ein flüsse jeder Kirche frei sei; das heißt so viel als frei vom Einflüsse jeder positiven Religion. Wenn nun die Schule unabhängig

von der Religion sein soll, von was soll sie abhängig sein? Von der Wissenschaft? Diese ist wandelbar, und voll Widersprüche. Namentlich bei Behandlung der Schöpfungsgeschichte sind schon viele Unzu kömmlichkeiten vorgekommen. Man sagt, es sei genug, wenn der Lehrer religiös-indifferent sei. Die Schule sei nicht ohne Religion, dieselbe - sei sogar obligater Unterrichtsgegenstand. Aber das ist keine konfessionelle Schule. Die Gesetze kennen die Religion nur als einen Lehrgegenstand neben

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 11 of 14
Date: 04.04.1889
Physical description: 14
Extra Beilage zum „Andreas Hofer'. Dr. KcrLHrrein'S Schul^ede. Hohes Haus! Der unmittelbare Herr Vorredner hat heure Vormittag seine Rede damit begonnen, indem er sagte: „Kaum hat ein Gegenstand wie dieser, die Volksschule, das Haus intensiver be schäftigt' und ich füge dem bei : kein Gegenstand, wie die Frage der konfessionellen Schule ist unserer katholischen Bevölkerung so sehr am Herzen gelegen und wir Abgeordneten, die wir die Alpenländer ver- treten, haben keine größere Pflicht

zu erfüllen, als jene, nach Ver wirklichung der konfessionellen Schule zu stteben. (Bravo! Bravo! rechts.) Diese Bewegung im Volke ist keine ttinstliche, sie dnrchdringt alle Alpenländer und erfaßt noch weiter hinaus auch die übrige katholische, nicht nur die deutsche, sondern auch die slavische Bevölkerung. Und wenn der Herr Abgeordnete für die Leopoldstadt glaubt, daß es vielleicht der starken Hand des Ministers möglich gewesen wäre, diese Bewegung einzudämmen, so täuscht er sich. Es ist übrigens

der ihr gebührende Einfluß in der Schule vollkommen gewahrt wird. (Sehr richtig! rechts.» Tie Schule, meine Herren, ist nur eine Hilfsanstalt der Familie, in welcher die häusliche Erziehung fortgesetzt und ergänzt wird. Es kann daher die Erziehung in der Schule durchaus nicht nach anderen Grundsätzen erfolgen, als dies in der Familie der Fall ist und zu geschehen hat. Hier, wie dort hat die Religion und der erziehliche Einfluß der Kirche maßgebend zu sein, und tvas denselben stört oder eliminirt

, das widerspricht jedem pädagogischen Prinzipe. (So ist es! rechts.) Der Lehrer selbst ist in der Schule nur der Mandatar der Eltern und der Unterricht ist ein Hilfsmittel der Erziehung. Wird nun diese für jede zielbewußte Erziehung, die das Herz zu veredeln, den Willen zum Gmen zu leiten und zu stählen hat, die feste Charaktere für das Leben heranbilden soll, unbedingt nothwendige Harmonie in der Schule gestört, wer ist das Opfer? Nicht der Lehrer, nicht der Priester, sondern das Kind. (Sehr richtig! rechts

. Und der erste Zweifel, der im Herzen des Kindes — und das möchte ich dem Herrn Ab geordneten für die Grazer Handelskammer sagen — durch den Wider spruch der erziehenden Faktoren in der Schule aufsteigt, tvendet sich zuerst und vor allem gegen die Autorität, gegen die Autorität der Lehrer nnd Priester und dann gegen die eigenen Eltern. (Sehr richtig! rechts.) Das ist ja die ganze Krankheit unserer Zeit, das ist zum großen Theile die Schuld an unseren elenden sozialen Verhältnissen, weil eben

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 7 of 8
Date: 25.11.1886
Physical description: 8
kulturhistorisches Bild aus Vorarlberg. (Fortsetzung.) Schon seit Mannesgedenken herrschte in der Pfarre Mittelberg die rühmliche Gepflogenheit, daß die Eltern ihre Kinder durch ganze 8 Winter in die Schule schickten; manches mal giengen sie noch weiter und gaben noch einen Winter dazu. In diesem Falle war aber der betreffende Schüler „schulfrei', das heißt, er konnte auch, wenn ihn die Eltern zu Hause zur Arbeit brauchten, zeitweilig von der Schule wegbleiben, ohne daß ihm der Lehrer dafür eine Strafe

auf erlegen durfte. Die Schulpflicht durch volle 8 Winter wurde aber sowohl von Seite der Eltern als auch der Lehrer nach altem Herkommen und eingewurzelter Gewohnheit strenge ein gehalten und grundloses Ausbleiben von der Schule gehörte zu den Seltenheiten. Was also die Regelmäßigkeit des Schul besuches betrifft, hatte der Lehrer nicht mit den geringsten Schwie rigkeiten zu kämpfen, da bei der Bevölkerung die Vernach- läffigung des Schulbesuches der Kinder von Seite irgend einer Haushaltung

als eine Schande für diese Familie gegolten hätte. Fleißiger Schulbesuch der Kinder galt als eine Ehren- und Gewistenssache für Vater und Mutter, und wehe demjenigen, der diese Pflicht leichtsinnig verletzt hätte. Die Zeit der Schule dauerte von Martini bis Georgi. Wenn nun die Kinder nach einer mehr als 6 Monate dauernden Sommervakanz für die übrige Zeit des Jahres im November wieder in die Schule kamen, so war es die erste Aufgabe des Lehrers, die Schüler aus den früheren Winterkursen

wieder auf den Standpunkt des Wiffens zu bringen, den sie inne hatten, als sie im April die Schule verließen; zudem mußte er die „Anfänger' in die Geheim- niffe der Schule und in die Kunst des Lernens einweihen. Da es für die Schüler alle, Knaben und Mävchen, vom ersten bis zum achten (eventuell neunten) Jahrgang keine Klaffenabtheilungen gab, sondern alle zugleich im nämlichen Schulzimmer von demselben Lehrer unterrichtet werden mußten, so hatte so ein Dorfschulmeister genug zu thun, um allen Anforderungen gerecht

zu werden. Die Dauer der Schule für den ganzen Tag dehnte sich von */s9 Uhr beziehungs weise Uhr bis 11 Uhr Vormittags und von 1 Uhr bis 4 Uhr Nachmittags aus. Der Unterschied in der Zeit des Beginnes der Schule in der Frühe beruhte auf dem Besuch des täglichen Gottesdienstes in der Pfarrkirche, der um 8 Uhr begann, und, wenn kein Leichenbegängniß mit Seelenamt dabei stattfand, bis gegen V* 9 Uhr dauerte. Die Knaben an der Pfarrschule zu Mittelberg und die Mädchen in der Schule im Institut der barmherzigen

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 2 of 12
Date: 06.10.1881
Physical description: 12
Diesen Ausführungen gegenüber ergreift nun das Wort der hochw. Herr Dekan Sebastian Glatz. Eine Annäherung der beiden Parteien sei allerdings nicht erfolgt. Wir sind nicht weiter hinübergegangen als die Andern herüber gekommen sind. Zu diesem Festhalten zwingt uns unser eigenes Gewissen. Man wirft uns vor, daß wir nur für die geistigen Interessen wirken und an die mate riellen nicht denken. Wir wären gewiß gerne bereit, ja wir wären die Ersten, die materiellen Interessen der Schule

und des Lehrerstandes zu berücksichtigen; allein es muß uns dazu die Möglichkeit geboten werden. Man kann der Mehrheit dieses Hauses doch nicht zumuthen, daß sie sich daran mache, einen Baum zu stützen, von dem sie sich keine guten Früchte erwarte. Redner geht nun daran, den Nachweis zu liefern, daß die moderne Schule wirklich auf drei falschen Grundsätzen aufgebaut sei. Es herrsche darin die alleinige, unumschränkte Staatsaufsicht. Die Ge meinden und die Kirche können allerdings etwas mitreden

können zwei Geistliche sitzen und diese seien nicht einmal die Landesbischöfe. Man kann also nicht behaupten, daß der Kirche ein Einfluß gegeben sei, noch weniger der ihr gebührende Einfluß. Ebenso wahr ist die Behauptung des Motivenberichtes, daß die Schule kon fessionslos sei. Es liegt der Beweis im Schulgesetz selbst; sie ist konfessionslos bezüglich der Kinder, bei deren Aufnahme auf das Religionsbekenntniß keine Rück sicht genommen wird. Sie ist konfessionslos bezüglich der Lehrbücher sowohl

erklärt, weil sie konfessionell seien und dort heißt es, daß der Unterschied zwischen kon fessionellen und öffentlichen schulen grundsätzlich bereits im Gesetze vom 25. Mai 1868 ausgesprochen sei. Daß die Kirche allerhand Funktionen an der Schule habe, religiösen Unterricht und religiöse Uebungen, beweise nichts dagegen. Die Linke fasse d'ese Sache ganz falsch auf. Seitdem die Religion zu einem Fache, zu einem einzelnen Gegenstände herabgewürdiget sei, seitdem der ganze Unter richt, die Lehrbücher

und die Lehrer der Aussicht der Kirche entzogen seien, habe die Kirche nicht mehr eine Stellung in der Schule, sondern nur mehr eine geduldete Stellung neben der Schule. Wenn Jemand ein Haus habe, und daneben steht eine noch so schöne Kapelle, so kann Niemand behaupten, das Haus sei eine Kapelle. Endlich die Cen tralisation der Schule sei gar nicht zweifelhaft. Das Oktober-Diplom (vom 20. Okt. 1860) habe die ganze Schul- gesetzgebung den Ländern zugewiesen, schon die Februar verfassung

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 2 of 10
Date: 03.10.1895
Physical description: 10
vom einzigen Standpunkte des Bedürfnisses auS zu betrachten. Nun sei daS Bedürfniß auch für sechs Klassen nicht nachgewiesen, auch kein Versuch dazu gemacht. Sechs Klassen wären nothwendig, wenn Innsbruck gar keine Mädchenschule besäße. So aber existirt die Klosterschule, und Niemand habe auch nur annäherungsweise bestimmt, wie viele Mädchen der Klosterschule treu bleiben und wie viele in die andere Schule übertreten würden. Solange man diesbezüglich gar nichts wisse, könne auch von einem Bedürfniß

nach einer sechSklassigen Schule, namentlich an diesem Platze, nicht gesprochen werden. ''ES 'sei''gan? unge reimt, zum Beweis für' die Berechtigung der liberalen Schul-. - ansprüche sich' auf die letzten Gemeindewahlen zu berufen. Denn hätten die üngeblich in ihrer Mehrzahl liberalen Bürger die Schulfrage zum Maßstab für die Würdigkeit des Eintretens in den Gemeinderath gemacht, so säßen Doktor Wackernell und er gewiß nicht hier. Man möge sich also nur nicht auf etwas berufen, was nicht zütifft. Die Herren Vorredner

haben, wie von jeher, die Sache 'ganz verkehrt dargestellt. Sie 'stellen die' weltliche Schule'über die klöster- . liche, weil Sie glauben, das sei liberal. Ihm, dem Redner, sei jede Schule, ob geistlich oder weltlich, ' gleich werthvoll, wenn sie nur gut ist. Was Dr. Falk über Klöster ue dgl. gesagt, seien seine bekannten Uebertreibungen. Dr. Vlaas habe nach kommissionellen Erhebungen gerufen. Redner ' würde sie nur begrüßen, denn diese Erhebungen würden ' genau das konstatiren, was er längst behauptet

. ES würde konstatirt werden. daß die Frauen Ursulinen die baulichen Mißstände längst mit ihrem Gelde beseitigt hätten,' wenn es der so schulfreundliche (!) Gemeinderath zugelassen hätte. Es würde ferner konstatirt, daß die Zahl der schulpflichtigen Mädchen noch nicht' jene Höhe erreicht hat/ daß man vom Bedürfniß nach' einer zweiten Mädchenschule reden kann. Er beleuchtete auch einen' Vergleich Gaßner's,' der unter anderm sagte und klagte, daß man die Errichtung einer Schule der Stadt nicht zulassen'wolle

, daß Gaßner's Vergleich ganz unzu lässig sei. Ich betone, so schließt Redner, nochmals: Alles für die wahren Bedürfnisse unserer Stadt, keinen Kreuzer für die Bedürfnisse einer Partei. In wuthschnaubendem Tone poltert Altbürgermeister Dr. Falk auf die Macht der Liberalen durch die überwäl tigende Mehrheit im Gemeinderathe. Er behauptet, die Mädchenschule im modernen Style sei gegenüber der Kloster schule eine Nothwendigkeit, und weil die liberale Partei sich für dieselbe mit aller Kraft' einsetze

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 2 of 10
Date: 28.03.1889
Physical description: 10
der Kinder kräftigt und befestigt. Zu diesem Zwecke und innerhalb dieses beschränkten Rahmens werden den Konfessionen Auf- sichtsorgOre bewilligt innerhalb oder außerhalb des all gemeinen staatlichen Aufsichtsapparates. Glücklicherweise fehlt es uns nicht in Bezug auf die konfessionelle Schule an Präzedenzen, an Analogien. Bei nahe gan; Miiteleuropa und Nordeuropa besitzt die kon- fesiionelle Schule. Weder die Religion der Bewohner, noch die Staatsform, noch selbst die Parteien, welche im Staate am Ruder

sind, machen in Bezug auf die kofesiionelle Schule einen Unterschied. Das absolute Rußland besitzt die konfesiionelle Schule, wie die freiheitliche republikanische Schweiz; das protestantische Preußen, wie das katholische Bayern; Ungarn, in welchem die liberale Partei seit Wiedeiherstellung der Verfasiung immer am Ruder war, wie die deutschen Staaten, in welchen Liberale und Konservative am Staatsruder mit einander abwechseln. In Deutschland gibt es nur zwei kleine Staaten, Hessen und Baden

, die ein interkonfessionelles oder bester gesagt, konfessionsloses Schulsystem, wie Oesterreich besitzen, welches ober dem religiösen Momente bei weitem mehr Rechnung trägt, als das unserige. Alle anderen Staaten Deutschlands haben die konfesiionelle Schule: Württemberg, das anektirte Hannover, Schleswig-Holstein, Braunschweig, Oldenburg haben sie besonders konsequent entwickelt; Sachsen und die anderen kleineren Staaten besitzen sie ebenfalls, in Bayern und in Preußen aber ist sie so eigenthümlich entwickelt

hat diekonfessionelle Schule, Oesterreich bildet innerhalb dieses Komplexes, eine isoli'te und, wie ich leicht nachweisen könnte. _ tinrganj unhaltbare Ausnahme; denn bei uns treffen nicht einmal jene äußeren politischen Ursachen..ein, welche züm.Beispiel in Frankreich und Italien die konfessionslose Schule zwar nicht entschuldigen, wohl aber-erklären. Frankreich, wie Sie wissen, treibt sichtlich durch den übertriebenen Radikalis- : mus der Anarchie zu, und..die..dortige, republikanische Partei .glaubt

Schule gegen jede Reform vertheidigen möchten, behaupten zwar, in unserer Lchule geschehe für die Religion so Manches. Ja, meine Herren! In der österreichischen Volks» schule ist für die Religion gesorgt wie in einer undankbaren Familie für eine lästige Greisin, die man im Hinterstübchen einquartiert und auf den Altentheil gesetzt hat, weil man anstandshalber es noch nicht gewagt, ihr die Thüre deS eigenen Hauses zu weisen. (Beifall rechts.) Nicht eines der Merkmale der konfessionellen Schule trifft

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 9 of 10
Date: 21.01.1886
Physical description: 10
in der Schule stören! Wie könnte sonst der Jude in Inns bruck noch ferners die Neuschule als sein kostbares Kleinod erklären. Wende ich mich zum eigentlichen Stande der Verhand- *) Nachdem diese Rede des hochverehrten Abg. Msgr. Greuter in den „Neuen Tiroler Stimmen,' wenn auch nicht dem ganzen Umfange nach, so doch ziemlich wortgetreu erschienen, so geben wir dieselbe nach den „Stimmen' wieder, um unsere Leser nicht zu lange darauf warten zu lassen. Die Red. lung, so muß auch ich mit dem Motivenberichte

sagen: Ich halte weitere Erörterungen hier für völlig überflüssig, denn: auch die Ausführungen eines Demosthenes würden , die Ab stimmung nicht mehr ändern. Was die Partei beschlossen, — dabei bleibt es. Was soll man auch sagen? Der Herr Ab geordnete v. Wildauer sagt: unsere Schule ist katholisch -- bravo ruft seine Partei. Der Herr Rektor sagt entgegen: was katholisch sei, wisse man ja nicht, und die nämliche Partei ruft wieder bravo! Was ist da — bei solchen kolos salen Widersprüchen

. wird er für sein eigenes Heil! Die Erziehung hat ferner die Aufgabe, die Erkenntniß der Wahrheit zu vermitteln. Wer ist aber im Besitze der Wahrheit? Etwa der Staat?. Wir Kathotiken sagen nein! auch der Protestantismus sagt nein! weil dadurch das Prinzip der freien Forschung verletzt würde. Kann daher der Staat den Unterricht monopoli« siren? — Die Wahrheit ist heute und gestern dieselbe; wie wechseln aber die Meinungen derer, die über die Schule. herrschen im Namen des Staates? Die Wahrheit ist die freigeborne

zu machen, dazu die Gnade des Sakramentes gemährte. Aus diesem Grunde kann keine Schule — ja selbst die Kirche nicht — diesen doppelten Segen der elterlichen Erziehung ersetzen. Da aber die Eltern von Gott die Pflicht zur Erziehung erhalten, weil er vorzüglich über das Werk der Erziehung Rechenschaft, abverlangen wird, so haben sie auch dazu das Recht. Und der Staat als Schützer des Rechtes — muß die Eltern in diesem ihrem Rechte schützen — sie müssen das thun dürfen, wozu sie nach Gottes Ordnung verpflichtet

sind. Die Kinder > dürfen also da, wo wahre. Gewissensfreiheit besteht, nicht, in Schulen gezwungen werden, wo den Eltern keine Garantie gebotey wird für einen Unterricht und eine Erziehung, die in ihrem Geiste ertheilt wird. Aber der Libera lismus geht über alle Rechte der Länder, der Eltern, der Kirche hinweg. Allein sie sagen, wir haben ja eine neutrale Schule! Es gibt kein neutrales Buch und noch weniger einen neu tralen Lehrer. Fragen wir die Gegner, obste diese stumme, todte, neutrale Schule

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Page 13 of 14
Date: 28.01.1886
Physical description: 14
in den Grundsätzen jenes Bekenntnisses, welchem sie angehören? Dass die Kinder zwei, drei Wochen Religionsunterricht haben in der Schule, das ist noch nicht genügend. Mit einer solchen Er ziehung kann das christliche Volk, können katholische Eltern sich nicht zufrieden geben! Denken Sie sich, meine Herren, einmal folgenden Fall. Denken Sie sich, es würden die Türken in Bosnien gezwungen, die Kinder in eine Schule hineinzuschicken, wo etwa 20 Stunden lang ein vom Geiste des Christenthums durchwehter Unterricht

stattfindet. Der Mollah dürfte nur zwei Stunden kommen, um vom Islam zu reden, das würde man als eine große Intoleranz ver schreien. Ich frage aber, ist es nicht auch sehr hart für christliche Eltern, wenn sie ihre Kin der in eine Schule hineinschickcn, die nicht vom christlichen Geiste durchweht, die wenigstens indifferent ist, (außer dem zweimaligen Religionsunterricht) wobei hie und da die Gefahr nicht ausgeschloffen ist, dass während der 20 Stunden des profanen Unterrichts auch die sitt lich

-religiösen Ueberzeugungen der Kinder gefährdet werden. Diese Schwächung des religiösen Momentes in der Schule, diese Trennung des Unterrichts von der Erziehung kann nicht anders, als von schlimmen Folgen begleitet sein. Gestatten Sie mir nur noch in Kürze, dass ich einige Schattenseiten und Mängel, die infolge unserer Gesetze in den Schulen eingetreten sind, auseinander lege. Es soll auch diese kurze Darlegung nur dazu dienen, um den Wunsch zu motivieren, dass wir eine katholische Volksschule

haben wollen. Ich rede zuerst von den Beziehungen des Clerus zur Schule. Der Einfluss des Clerus auf unsere Schule ist nur ein geringer. Selbst, was den Religionsunterricht und die Religionsübungen betrifft, findet eine große Einschränkung statt. Das Ausmaß der Religions stunden nimmt der Staat einseitig vor. Was dann die Religionsübungen betrifft, so wird die Kirche nicht maßgebend beigezogen. Wenn Differenzen entstehen bei der Bestimmung des Maßes der religiösen Uebungen, so entscheidet ohne ein Einvernehmen

mit den Bischöfen die Regierung. Es ist auch bekannt, wie man ohne Einvernehmung mit den kirchlichen Organen einseitig hie und da die Schulmesse abgebracht hat. Wenn in anderen Gebieten, welche der Religion mehr entrückt sind, der Einfluss der kirchlichen Organe ein noch geringerer ist oder sich auf nichts reduciert, so liegt das ganz richtig in der Consequenz unserer Ersetze. Ob es aber für das Gedeihen und das Heil der Schule auch nützlich ist, das wäre eine andere Frage. Ich erwähne ferner, dass auch unsere

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Page 2 of 12
Date: 19.05.1881
Physical description: 12
, durch welche sie eindringen konnte.' Die Kirche kann nicht Genossin eines religionslosen Principes werden, sie verlangt aber auch andererseits den confessionellen Charakter der Schule nur für die Schulen der Katholiken. Sie kann ja nicht den Geist accepliren, wie er heute auf den Versammlungen der modernen Schulmänner sich deutlich ausspricht, sie kann nicht den Geist acceptiren, wie er sich beispielsweise auf der Versamnilung des Fröbel-Verbandes im Jahre 1879 dahin erklärte, ,daß alle Beziehungen des Menschen zu Wesen

über dieser Natur nicht in der naturgemäßen Entwicklung berücksichtigt werden können? Selbst den Protestanten wird das Neuheidenthum in der Schule schon sehr bedenklich und allenthalben beginnen sie Luther's Satz zu citiren: „Wo die hl. Schrift nicht regiert, da rathe ich fürwahr Niemand, sein Kind hinzuthun.' Nicht allein aber der Clerus, nicht allein die österreichischen Bischöfe, nicht allein der orthodoxe Protestantismus, auch Staats männer und Philosophen der liberalsten Richtung haben sich in dem selben

Sinne ausgesprochen. Erlauben Sie, daß ich Ihnen ein paar solcher Stellen vorlese. So sprach Sullivan im englischen Parlamente über die confessions- lose Schule: „Die confessionslose Schule ist das größte Unglück, das eine Nation treffen kann.' Gladstone, der Minister, sagt: „Jedes Erziehungssystem, welches die Religion in die zweite Linie verweist, ist ein verderbnißvolles.' So sagt Guizot: „Die Volks erziehung muß gegeben und muß empfangen werden inmitten einer religiösen Atmosphäre.' Cousin

: „Die öffentliche Schule ist ein Heiligthum und die Religion gehört in dieselbe mit demselben Rechte wie in die Kirche.' Victor Hugo: ,,L'Assemblle' vom 15. Jänner 1850: „Die christliche Erziehung ist meiner Ansicht nach nothwendiger jetzt als je.' „Je freier der Mensch wird, um so nothwendiger ist ihm der Glaube.' „Das ist das Unglück unserer Tage, daß Alles nur das Irdische im Auge hat.' „Ich will aus ganzem Herzen die christliche Erziehung.' Alle diese Männer haben dieses Votum über die confessionslose

Schule nicht als Privatmänner oder für ihr Gewissen abgegeben, sie haben als Staatsmänner gesprochen, weil sie nicht blos ein unter richtetes, weil sie ein sittliches, ein charaktervolles, ein gläubiges Volk für das Wohl ihres Staates fordern mußten. Ich verweise auf die Ausführungen eines Agassiz, der dargethan, wie die Prostitution in NelnAork sich aus den Staatsschulen recrutirt, auf die Ausführungen eines Clinton-Merrian in Ncw-Iork, der die planmäßige Verführung der Jugend

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Page 8 of 10
Date: 07.10.1886
Physical description: 10
Lnefe an lten „Anckreos Laser'. Sterzittg, 29. September. (Auszeichnung eines Schullehrers.) Am 27. September wurde ein großes Fest gefeiert in Tschöfs bei Sterzing; nämlich der dortige Herr Lehrer, Franz Meßner, erhielt von Sr. k. k. apostolischen Majestät das silberne Verdienstkreuz mit der Krone, welches er sich verdient hat, weil er 60 Jahre als Volksbildener in einer und derselben Schule zur Zufriedenheit der Gemeinde gewirkt hat. In der Eigenschaft eines politischen Kommissärs kam Herr

eine Auszeichnung verdient hat. Dann erfolgte die feierliche Dekorirung und ein dreimaliges Hoch auf den Kaiser. Der Neudekorirte hielt sich dieser Auszeichnung für unwürdig und dankte herzlich. Der Vorsteher des Ortes zollte aber dem Herrn Lehrer das ihm gebührende Lob und brachte ihm ein dreimaliges Hoch aus; dann hielt der Herr Katechet eine Rede, worin er bewies, daß dieser Lehrer die Auszeichnung verdient habe. Die Schule in Tschöfs, sagte der Redner, hat drei gute Eigenschaften, welche sie dem Herrn

Lehrer zu verdanken hat: erstens ist es eine ruhige Schule, dann eine religiöse und drittens eine wohlfeile. Der Lehrer weiß Ruhe in der Schule zu erhalten. Der Redner wußte das aus eigener Erfahrung; er war in mehreren Orten Katechet, aber eine solche Ruhe hat er in keiner Schule gefunden. Der Lehrer des Ortes gebraucht die Ruthe, aber so, daß sie dem Kinde nicht leiblich schadet, sondern geistig nützt, gemäß dem Ausspruche des hl. Geistes: „Spare die Ruthe nicht.' Redner ist auch für die Ruthe

, denn es gibt Kinder, bei denen es ohne Ruthe nicht abgeht, und Ruhe und Aufmerk samkeit beim Unterricht ist die Hauptsache in der Schule. Ferner führte der Redner aus, daß diese Schule auch eine zweite Eigenschaft habe: sie ist religiö;. Der Lehrer ist ein guter Katholik und gibt den Kindern ein gutes Beispiel in der Schule, in der Kirche und außer der Kirche. Wie sehr sind solche katholische Gemeinden zu bedauern, wenn sie schlechte Katholiken zu Schullehrern haben, oder etwa gar Protestanten oder Juden

. Religion macht den 5 enscheu glücklich für Zeit und Ewigkeit. Schafft mir Religion in's Land, sprach ein Regent; der Kaiser von Oesterreich will gewiß auch Religion im Lande, denn er selbst ist ein guter Katholik. Die dritte Eigenschaft dieser Schule ist, daß sie eine wohlfeile ist; denn, sagte der Redner, hören Sie wie groß der Gehilt dieses Lehrers anfangs war: blos 50 fl., dann steigerte er sich nach und nach und jetzt hat er 145 fl.; ist das nicht eine wohlfeile Schule? Verdient dieser Lehrer

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Page 2 of 10
Date: 12.04.1883
Physical description: 10
daß z. B. jüdische Lehrer Vorsteher einer christlichen Schule werden können. Zum Behufe der Prüfung von Lehrer-Kandidaten hinsichtlich ihrer Befähigung zum Religions unterrichte sind Vertreter der betreffenden Neligionsgenosten- schaften beizuziehen. Für die Mädchen ist das Turnen nicht mehr obligat, sondern nur freiwillig; der halbtägige Unterricht ist als berechtigt zulässig u. s. w. Man sieht aus dieser kurzen Darlegung, daß die Ver- befferungen, die besonders in den Paragraphen

21 und 48 der dem Reichsrathe vorliegenden Novelle zum Ausdrucke kommen, keine weittragende Bedeutung haben. Wohl wird eine Erleichterung in Bezug auf die Dauer des Schulbe suches gewährt und zwar, was wohl zu beachten ist, gesetz lich gewährt, und es wird in Zukunft, was bisher gesetz lich möglich war, ein Jude oder Protestant nicht mehr Leiter einer Schule werden können, worin die Mehrzahl der Kinder, was bei uns in Tyrol wohl durchgehends der Fall ist, der katholischen Religion angehört; aber was bedeuten

diese Aenderungen dem ganzen Geiste gegenüber, von dem das Schulgesetz vom Jahre 1869 durchweht ist? So lange dieser Geist bleibt, so lange der Kirche der ihr gebührende Einfluß auf die Schule nicht zurückgegeben wird, so lange es in das Belieben des Staates, oder bester gesagt, des Lehrers gestellt ist, wie viel oder wie wenig Erziehung er auf Grund der Religion der ihm anvertrauten Jugend angedeihen lasten will, so lange kann sich ein katholisches Volk, das auf seinen Glauben als auf sein höchstes Gut

noch hält, nicht zufrieden geben. Es wird und muß nach wie vor eine Schule verlangen, die seiner Ueberzeugung entspricht, eine Schule, welche ihm die Gewähr bietet, daß seine Kinder in ihr wirk lich zu guten Christen herangebildet werden, damit sie einen sicheren Leitstern haben im Leben und im Sterben. Wir nehmen aber vorläufig die in der Schulnovelle gegebenen Verbesserungen als kleine Abschlagszahlung für die Zukunft dankbar hin und hoffen mit unseren Bischöfen auf eine gründ liche Besterung

. Hat ja Kardinal Fürst Schwarzenberg im Herrenhause ausdrücklich im Namen aller Bischöfe Oester reichs diesseits der Leitha erklärt, daß er und die anwesenden Bischöfe nur deshalb für die Novelle stimmen werden, weil sie doch ein Schritt nach vorwärts, zu einer besteren Schule sei, und daß sie, die Bischöfe, nicht ablösten werden, auf ein Schulgesetz zu dringen, das das katholische Gewisten be ruhigen und zufrieden stellen kann. Auf diesem Standpunkt stehen auch wir und mit uns die übergroße Mehrheit

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Page 1 of 8
Date: 19.04.1883
Physical description: 8
. Fidelis v. S. Freitag 27. April. Peregrin. Air. 1-0» Mittwoch 25. April. Markus, Eoang. Samstag 28. April. Bitalis. Warum wir Konservativ wählen sollen! Eine der wichtigsten Fragen für unser Land.-ist jeden falls die Schulfrage. Diese liegt uns Tirolern mit Recht am meisten am Herzen. Die Zeitströmung, welche mit Be ginn, der 60er Jahre auch in die österreichischen Länder hineingeleitet wurde, hat neben vielen anderen guten Ein richtungen auch die konfessionelle, die auf Religion sich gründende Schule

, und für uns Katholiken die katholische Schule in Frage gestellt und beziehungsweise untergraben. — ES gibt aber kein größeres Unglück für ein Volk, als eine glaubenslose Schule, . eine Schule, wo mit Absicht im Kinde alle religiösen Keime, welche die zartbesorgte Mutterliebe in desien Herz gelegt hat, zerstört werden, um dem Aufschießen aller bösen Leidenschaften Raum zu gewähren. Es gibt kein größeres Unglück, weil, in einer Generation schon, alles, was ein Volk im Laufe der Jahrhunderte kräftig und groß ge macht

hat, mit frevelnder Hand zerstört wird. Wir Tyroler wollten und wollen stets bleiben, wie unsere Vorfahren es waren: Ein glaubens- und kaisertreues, in seinen bescheidenen Verhältnissen zufriedenes Volk, welches, wenn auch an irdischen Gütern arm, doch beneidenS- werth wegen seiner ruhmreichen Geschichte und seines Bieder sinnes ist. Darum haben wir UNS stets wie jedes Volk, das sich nicht selbst aufgibt, gegen die Neuschule gewehrt. Wir leugnen nicht, daß die alte Schule manche Mängel an sich gehabt

hatte, allein sie war doch in jeder Beziehung, sowohl was Unterricht als Erziehung anbelangt, besser als die Neuschule und insbesondere ruhte sie auf katholischer Grundlage, und das ist die Hauptsache für uns Tyroler. Ehevor wir also uns auf eine Reform der Schule ein lassen, müssen wir stets als erste Hauptbedingung stellen, daß sie katholisch sei und bleibe; katholisch in der Erziehung und im Unterrichte; dann werden wir aber auch verlangen, daß der Unterricht in der Schule, sowie die Zeit

des Schulbesuches sich unsem speziellen Ver hältnissen anpasse. Die Aufgabe unserer Volksschule ist es nicht, abgesehen vom erziehlichen Momente. Halb gelehrte heranzubilden, den Kindern den Kopf mit allem Möglichen anzufüllen, so daß sie das Einfachste und das Nothwendigste für ihren künftigen Beruf nicht kennen, und vor lauter vielem Wissen das selbständige Denken verlernen. Das Kind muß in der Schule vor Allem denken lernen; das aber lernt es, man möge es uns nicht ungütig nehmen, in der Neuschule

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Page 12 of 14
Date: 28.01.1886
Physical description: 14
den Kindern religiös-indifferent gegenüber steht. Die Kinder sind feine Psychologen und merken gleich, was der Lehrer für eine Gesinnung hat. Wenn ich auch sage, dass die Schule ihrem Wesen nach confessionslos angelegt sei, so habe ich nicht ausgesprochen, dass die Schule ohne alle Religion sei. Es wird ja Religion vorgetragen als obligater Gegenstand, es finden auch religiöse Uebungen eine Stelle, allein damit, meine Herren, ist die Religion in der Schule noch nicht in ihr volles Recht eingesetzt

schon wiederholt von Katecheten gesagt, dass die Kinder darum den Katechismus so schlecht einlernten, weil sie vom Lehrer auch überhaupt mit so vielen Aufgaben überladen werden, dass das Erlernen der Religion erst an die letzte Stelle kommt. Und selbst die Religion als obligater Gegenstand, meine Herren, ist noch gestellt unter die Oberaufsicht des Staates! _ ' Das sei nur nebenbei bemerkt. Wenn nun vem so ist, wenn die Religion bloß ein Schulgegenstande ist, dann kommt es, dass wir an der Schule

vorherrschend eine Lernanstalt haben nicht aber eine Erziehungsanstalt. Man hat von jeher die Schule vorzugsweise als Erziehungsanstalt betrachtet, jetzt ist es anders gekommen. Man will den Kindern so viel als möglich Wissen eintrichtern, als ob ein vielwiffender Mensch schon ein wohlerzogener Mensch, ein für die menschliche Gesellschaft nützliches Glied, ein treuer Staatsbürger würde, und als ob die Vielwisserei allein schon hinreichte, um wie man sich auszudrücken pflegt, den Kampf ums Dasein

, um die Lebensexistenz gut zu bestehen. Allein, meine Herren, die Religion ist nicht bloß ein Lehrgegenstand, sie ist die Seele der Schule, indem sie den Einheits- und Mittelpunkt bildet, der die Schule in allen Unterrichtsgegenständen zusammenhält und zu einem einheitlichen Ganzen verbindet und diese Einheit kommt in die Schule nur durch die Religion. Nehmen Sie diese heraus, so bringen Sie Diffonanzen und Disharmonien und darum kein gutes Gedeihen in die Schule. Die Religion ist noch mehr, sie ist die Seele

der Er ziehung; die Erziehung ist die Hauptsache bei der Schule und zwar kann es nur eine christlich religiöse Erziehung sein. Ich sage aber das Erziehen ist nicht eine Sache des Staates, der Staat kann nicht erziehen; ich bin nicht der erste, der dies behauptet. Der Staat, das macht ihm niemand streitig, kann Gesetze und Verordnungen geben für die Heran bildung der künftigen Staatsbürger, aber erziehen, die Erziehung der Kinder in seine Hand nehmen, das liegt außerhalb seiner Sphäre. Wir wissen

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Page 1 of 10
Date: 12.03.1885
Physical description: 10
Erscheint an jedem Donnerstage und kostet ganzjährig 2 st. 40 kr. — ' halbjährig 1 st. 2(1 kr. — vierteljährig 60 kr. — Bei Versendung mit der Post tritt keine Preiserhöhung ein. Geschäftsanzeigen werden mit 5 kr. per Zspältiger Petitzeile berechnet. Manuskripte werden nicht zurückgestellt. — Innsbruck, am 12. März 1885. Aas Katholische Tyrol und die Schule. Wir haben in der letzten Nummer de- „Andr-as Hofer' die Petition in Sachen der Schule mitgetheilt, welche der Abg. Dr. Kathrein im Namen

des Bezirkes Windisch-Matrey im Reichsrath überreicht hat. Was in jener Bittschrift verlangt wird, ist gerecht und ist billig und ist darin nur wieder dem Ausdruck gegeben, was auch andere Bezirke des Landes verlangen und schon oft verlangt haben, leider ohne bisher je erhört worden zu sein. Nun hat derselbe Abg. Dr. Kathrein, in einer Rede, die er am 28. Febr. im Reichsrathe gehalten hat, die Beschwerden des katholischen Tyrol in Bezug auf die Schule auch münd lich vorgebracht, und wir wollen seine Worte

zu verzeichnen, und zwar auf dem der Schule, der Volksschule. Hier herrschen noch immer die alten, ver worrenen, chaotisch en Zustände, wie sie von der modernen Gesetzgebung geschaffen worden sind. Glauben Sie nicht, meine Herren, daß wir in Tyrol schul- und bildungs- feindlich sind; das Gegentheil ist wahr und richtig. Uns Tyrolern gilt die Schule als kostbarstes Gut, das wir des andauerndsten, unermüdlichsten Kampfes werth halten. Wir Tyroler glauben mit Recht, daß wir an geistiger Entwicklung

entfällt, und wenn als Kriterium (Kennzeichen) der allgemeinen Volks bildung der Stand der Schule und der Schulbesuch gilt, so können wir darauf hinweisen, daß gerade in unserem Lande die meisten nicht schulpflichtigen Kinder die Schule besuchen. So war es wenigstens früher, bis durch die moderne Gesetzgebung eine Menge Schulen in unserem Lande auf gehoben wurden, die zwar nicht den Anforderungen dieser Gesetze, wohl aber dem praktischen Bedürfnisse der Be völkerung vollkommen entsprachen. Bei uns find

die Kinder schon von der frühesten Jugend gewohnt, die Schule fleißig zu besuchen, und die Eltern ihre Kinder mit aller Strenge zum fleißigen Schulbesuche anzuhalten, und es bedurfte von jeher hiezu weder der Intervention (Zuhilfenahme) eines Polizeidieners, noch eines Gendarmen. Nun aber verlangen die Eltern mit Recht, daß diese Schulen auch den praktischen Verhältnissen entsprechen und die Kinder für ihren Beruf auch etwas lernen; denn sie wissen den hohen Werth der Schule zu schätzen und die Gemeinden

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Page 3 of 10
Date: 14.01.1886
Physical description: 10
Familie, der Gemeinde und dem Lande, der muß für eine Schule auf katholischer Grundlage eintreten. Nun stand, nachdem der Herr Statthalter gesprochen, um einigen Behauptungen des liberalen Abg. Dr. Debiasi zu begegnen, der Rektor Magnifikus der Universität, Dr. Thaner, auf, um eine vermeintlich sehr gelehrte und spitz findige, aber in der That überaus taktlose Rede zu halten, der nichts fehlte als Hand und Fuß und Kopf. Der gute Mann ist Professor des Kirchenrechtes an der Universität

und man sagt von ihm, er sei „Altkatholik*; aus seiner Rede läßt sich das nicht gerade schließen, wohl aber daß er ein ganz konfuser Kopf sei, der vor lauter Gelehrsamkeit (oder waS!) die einfachsten Dinge nicht weiß, die sonst jeder Schulbube inne hat. Der Mann behauptete steif und fest, daß noch durchaus nicht ausgemacht sei, was das Wort „katholisch* bedeute und darum könne man keine Schule auf katholischer Grundlage verlangen. Auch was die Kirche sei, erklärte er als noch nicht klargestellt. Kurz

; aber so ist der Liberalismus: eingebildet, unwiffend und taktlos. Die Rede des Rektors Dr. Thaner wirft auch ein recht trauriges Streiflicht auf die Zustände an der Lan- desuniverfität. Was muffen in Bezug auf den Glauben für Leute aus einer Universität hervorgehen, wo solche Lehrer wir ken! Ein trauriges Kapitel, worüber viel zu reden wäre. Nach dem Rektor nahm Handelskammersekretär Abg. Payr das Wort. Er betont die Beziehungen der Schule zum praktischen Leben und die Wichtigkeit einer tüchtigen Volksschulbildung

, verweist darauf, wie der Mensch mit nur ge ringer Schulbilvung allzuleicht zu Schaden komme und meint, mit einer Schule, wie sie der Abg. Agethle vor Augen habe, könne man heute im praktischen Leben nicht mehr sein Aus langen finden. Als Beispiel führt Redner einem Wipp- thaler Bauern an, der einen Wechsel unterschrieben habe, weil er nicht aufgepaßt, was er unterschreibe, und dadurch zu Schaden gekommen se». Ebenso sei ein Schuster geschä digt worden, weil er aus Unkenntniß des Handelsgesetzes

einige Bemerkungen zur Schulfrage und zu den bereits gefallenen Reden machen. Er .stimmt den Forderungen Payr's zu, daß man den Kindern in der Schule denken lehren soll. Er will aber die Folgerungen, welche Payr aus seinen Beispielen über den Werth der neuen und der alten Schule zieht, nicht vollends gelten laffen. Er sagt, Wechsel unterschreiben, ohne zu wiffen, was man nnterschreibt, ja, das ist eine Unvorsichtigkeit, welche ein denkender und vorsichtiger Mann nicht begeht, namentlich nicht einem Agen ten

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Page 2 of 8
Date: 24.03.1887
Physical description: 8
haben aber auch nicht das Geringste übrig. Hier in Bruck haben wir schon so viele Unterstandslose, daß wir sie kaum in einer großen Kaseme alle unterbringen könnten. Aber nicht nur, daß Bauern und ständige Taglöhner durch das Schulgesetz wirthschastlich zugmnde gerichtet werden, — auch unsere Kinder werden in der neumodischen Schule nicht bester, sondem schlechter. Jedes Jahr werden sie roher, frecher und widerspenstiger; ich sehe das nicht nur selbst, sondern weiß es aus den Erzählungen der Herren Lehrer, welche froh

sind, wenn die „großen groben Bengel' mit 14 Jahren endlich die Schule verlosten. Die Großen suchen ihre Verderbtheit auch den Kleineren beizubringen, und so dringt die Verrohung und Frechheit auch in die unteren Klasten. Kleine Knirpse sind gegen ihre armen Eltern bereits unglaublich frech. Die Schul- manie, sagen wir Gelehrtensucht unter den Kindern, nimmt bedenkliche Dimensionen an. Von groben Arbeiten ivollen die Herren Schulbuben nichts mehr misten. Nun gar die Mädchen. Demuth, Sanftmuth, Scham, überhaupt

jenes sittliche Betragen gegen Eltern, Vorgesetzte, ältere Leute u. s. w., welches zur Zeit der confessionellm Schule bei den Schulkindern zu finden war, sind heute, wenn nicht ganz verschwunden, so doch eine Seltenheit. Wir Bauem können mit Recht ausmfen: Wir haben keine Kinder mehrt Und die religiöse Seite? Sie ist eine der dunkelsten. Wie die Pilze wachsen die Schulen und Lehrer aus der Erde. Gemeinde — d. h. Bauer — zahl'! der „Fortschritt', die „Liberalität', der — so kostspielige — Zeitgeist verlangen

es. Und Gott, wo ist er? In die Schule darf er nicht hinein, wir müsten eine Schule haben, heißt es, die der „modernen Wissenschaft', der „Humanität' entspricht, die konfessionslos ist. Grüßt das kleine Kind den Geistlichen, so mft ihm schon das größere zu: „Du Dummkopf, Du küßt dem Pfaffen d'Hand, geh' last' Dich net auslachen'. Zuerst grüßt der Kleine aus Scham vor seinen spöttelnden Kameraden, später aus „Ueber zeugung' nicht mehr. Unsere, als auch die umliegenden Ge meinden sind mit Lehrern überfüllt

soll man dieselben nicht vergessen lasten. Man gebe uns daher unsere confessionelle Schule und die sechsjährige Schulpflicht wieder. Mögen die Kinder von ihrem zwölften bis zum fünfzehnten Jahre die christliche Wiederholungsschule Sonntag Nachmittag besuchen, dazu haben sie Zeit genug. Aber die Kinder bis zum vierzehnten Jahre in der Schule zu behalten und die Söhne vom zwanzigstm bis zum zweiund vierzigsten Jahre zum Militär bereitzuhalten, übersteigt alle Leistungsfähigkeit des Bauernstandes. Wer soll denn der schaffende

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Page 2 of 18
Date: 30.10.1890
Physical description: 18
ja selbst blos von 100.000 fl. könnte man das schon ordnen. Die Zuweisung des Antrages an das Schulkomitö wird einhellig angenommen. In der Begründung seines Antrages betreffs der Zu stimmung des Landtages zu der E>klärung der österreichischen Bischöfe in Angelegenheit der konfessionellen Schule führt Dr. R a p p aus, wie in dieser Erklärung dargestellt wird, worin das Wesen der konfessionellen Schule besteht; sie wie- derlegt insbesondere die Meinung, daß sie schon vorhanden sei, wenn der Geistliche

in die Schule geht und dort den Unterricht in der Religion ertheilt. Es kann über das Wesen der konfessionellen Schule kein Zweifel mehr bestehen. Die Erklärung zeigt, daß das Verlangen nach der konfessio nellen Schule ganz gerechtfertigt und daß es für das Volk von Tyrol nothwendig sei, daß die Schule auf konfessionellen Boden gestellt werde, weil sonst ein bedenklicher Gewiffens- zwang stattfände. Die Erklärung beweise ferner, daß durch die konfessionelle Schule das „Bildungsniveau' auf keine Weise

herabgemindert werde; es bleiben alle Lehrgegenstände, welche die bisherigen Volksschulgesetze vorschreiben, vollkommen aufrecht und wird der Unterricht in Nichts beschränkt. Der Tyroler Landtag hat von jeher fest zur konfessionellen Schule gehalten. Schon im Jahre 1868 hat derselbe einen Gesetz entwurf in diesem Sinne ausgearbeitet. Derselbe erhielt aber nicht die Sanktion der Krone. Jedoch der Landtag blieb fest und viele spätere Beschlüffe zeigen, daß der Land tag immer bei seiner Ueberzeugung geblieben

sei, es müffe in Tyrol die Volksschule auf eine konfessionelle Grundlage gestellt werden. Auch Don Bazzanella spricht unter großem Beifall der Mehrheit der Abgeordneten über die Berechtigung der bischöflichen Erklärung und für die Zustim mung zu derselben. Er schließt: „Wenn wir die konfessio nelle Schule erreichen, um so beffer. wenn nicht, so haben wir das Bewußtsein, gethan zu haben für eine gute und ge rechte Sache, was wir thun konnten.' Bei der Abstimmung wird der Antrag mit den Stimmen

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