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Author:
Pfarrei <Vahrn> ; Kultur-, Bildungs- und Freizeitverein / hrsg. vom Kultur-, Bildungs- und Freizeitverein der Pfarrgemeinde Vahrn anläßlich der 1000-Jahr-Feier der Gemeinde Vahrn 1992
Place:
Vahrn
Physical description:
350 S. : Ill.
Language:
Deutsch
Notations:
Literaturverz. S. 339 - 345
Subject heading:
g.Vahrn ; s.Heimatkunde
Location mark:
III A-10.695 ; III 123.084
Intern ID:
1058
Herbert Theobald Innerhofer Aus den Annalen von Neustift /. St. Viktor im Walde Die Pfarre Natz gehört zu den Urpfarren unseres Landes und besteht wohl schon seit dem 9. Jahrhundert. Sie reichte im Mittelalter bis Stufeis herab und umfaßte auch das Gebiet des späteren Neustift, wo eine kleine Kirche stand, die dem heiligen Viktor geweiht war. Als der Chorherr Martin Warell im Jahre 1670 die Annalen, eine Geschichte des Stiftes Neustift, schrieb, wußte er über St. Viktor folgendes zu berichten
: »Es gibt eine alte Überlieferung, daß schon vor der Gründung des Stiftes Neustift ein dem hl. Viktor geweihtes Heiligtum stand, genannt >St. Viktor im Walds, das wegen wunderbarer Gebetserhörungen berühmt war und von vielen Menschen besucht wur de. Das nun als Hauskapelle für die Kranken dienende Kirchlein ist zwar kein beson derer Wallfahrtsort mehr, wird aber auch heute noch von Menschen, die auch aus fernen Gegenden kommen, besucht. Die Menschen in der Nachbarschaft haben großes Vertrauen
in die Wetterkraft der Glöcklein, die zu Ehren des hl. Viktor geweiht sind, und fühlen sich bei schweren Gewittern sicherer, wenn sie diese Glöcklein läuten hören.« St.-Viktor-Kapelle: Zug der Heiligen Drei Könige (Ausschnitt) (um 1350). Als im Jahre 1917 alle Glocken vom Turm der Stiftskirche geholt und abgeliefert werden mußten, hatte auch für die Glöcklein von St. Viktor »die Stunde geschlagen«: Sie wurden vom Dachreiter heruntergeholt und in den großen Kirchturm zum Stunden schlagen gehängt. Als der Krieg
vorbei war und die neuen Glocken kamen, wurde das größere Glöcklein, gegossen 1580, im Jahre 1921 in einem Gang des Konvents auf gehängt und dort vom Konventdiener oder den Klerikern geläutet, wenn es Zeit war zum Chorgebet oder zum Essen. Wenn der Chronist 1670 schrieb, die Viktorkapelle werde von Menschen besucht, die auch von weit her kommen, so gilt das heute wieder: Die Teilnehmer an Kursen im Bibelzentrum kommen aus nah und fern und feiern gerne in St. Viktor ihre Gottesdienste. Es gibt
eine Reihe von St.-Viktor-Kulturstätten an der Rhein-Rhone-Po-Linie, die alle in die spätromanische Zeit zurückreichen. Wie alt »St. Viktor im Wald« ist und wann der erste Bau hier stand, diese Frage kann nicht beantwortet werden. Für die Menschen von Unterrain und die Bauern der Umge bung ist St. Viktor vor der Gründung des Stiftes wohl die Heimatkirche gewesen. 2. 1142: Gründungsjahr des Stiftes Die »neue Stiftung«, Neustift, war eben dreißig Jahre alt geworden, als 1172 ein Chor herr